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Phaenomenologie des Geistes
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
(1807)
Dieser Band stellt das werdende Wissen dar. Die PhAenomenologie des Geistes soll an die Stelle der psychologischen Erklaerungen oder auch der abstraktem ErOerterungen Ueber die Begruendung des Wissens treten. Sie betrachtet die Vorbereitung zur Wissenschaft aus einem Gesichtspunkte, wodurch sie eine neue, interessante, und die erste Wissenschaft der Philosophie ist. Sie fasst die verschiedenen Gestalten des Geistes als Stationen des Weges in sich, durch welchen er reines Wissen oder absoluter Geist wird. Es wird daher in den Hauptabteilungen dieser Wissenschaft, die wieder in mehrere zerfallen, das Bewusstsein, das Selbstbewusstsein, die beobachtende und handelnde Vernunft, der Geist selbst, als sittlicher, gebildeter und moralischer Geist, und endlich als religioeser in seinen unterschiedenen Formen betrachtet. Der dem ersten Blicke sich als Chaos darbietende Reichtum der Erscheinungen des Geistes ist in eine wissenschaftliche Ordnung gebracht, welche sie nach ihrer Notwendigkeit darstellt, in der die unvollkommnen sich aufloesen und in hoehere uebergehen, welche ihre naechste Wahrheit sind. Die letzte Wahrheit finden sie zunaechst in der Religion, und dann in der Wissenschaft, als dem Resultate des Ganzen.
Inhalt:
Vorrede
Einleitung
I. Die sinnliche Gewissheit; oder das Diese und das Meinen
II. Die Wahrnehmung; oder das Ding, und die Taeuschung
III. Kraft und Verstand, Erscheinung und uebersinnliche Welt
IV. Die Wahrheit der Gewissheit seiner selbst
A. Selbststaendigkeit und Unselbststaendigkeit des
Selbstbewusstseins; Herrschaft und
Knechtschaft
B. Freiheit des Selbstbewusstseins; Stoizismus, Skeptizismus und
das
unglueckliche Bewusstsein
V. Gewissheit und Wahrheit der Vernunft
A. Beobachtende Vernunft
a. Beobachtung der Natur
b. Die Beobachtung des Selbstbewusstseins in seiner Reinheit
und
seiner Beziehung auf aeussre Wirklichkeit; logische und
psychologische Gesetze
c. Beobachtung der Beziehung des Selbstbewusstseins auf seine
unmittelbare Wirklichkeit; Physiognomik und Schaedellehre
B. Die Verwirklichung des vernuenftigen Selbstbewusstseins durch
sich
selbst
a. Die Lust und die Notwendigkeit
b. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigenduenkels
c. Die Tugend und der Weltlauf
C. Die Individualitaet, welche sich an und fuer sich selbst reell ist
a. Das geistige Tierreich und der Betrug, oder die Sache selbst
b. Die gesetzgebende Vernunft
c. Gesetzpruefende Vernunft
VI. Der Geist
A. Der wahre Geist, die Sittlichkeit
a. Die sittliche Welt, das menschliche und goettliche Gesetz,
der Mann und das Weib
b. Die sittliche Handlung, das menschliche und goettliche
Wissen, die
Schuld und das Schicksal
c. Rechtszustand
B. Der sich entfremdete Geist; die Bildung
I. Die Welt des sich entfremdeten Geistes
a. Die Bildung und ihr Reich der Wirklichkeit
b. Der Glauben und die reine Einsicht
II. Die Aufklaerung
a. Der Kampf der Aufklaerung mit dem Aberglauben
b. Die Wahrheit der Aufklaerung
III. Die absolute Freiheit und der Schrecken
C.Der seiner selbst gewisse Geist. Die Moralitaet
a. Die moralische Weltanschauung
b. Die Verstellung
c. Das Gewissen, die schoene Seele, das Boese und seine
Verzeihung
VII. Die Religion
A. Natuerliche Religion
a. Das Lichtwesen
b. Die Pflanze und das Tier
c. Der Werkmeister
B. Die Kunst-Religion
a. Das abstrakte Kunstwerk
b. Das lebendige Kunstwerk
c. Das geistige Kunstwerk
C. Die offenbare Religion
VIII. Das absolute Wissen
Eine ErklAerung, wie sie einer Schrift in einer Vorrede nach der Gewohnheit vorausgeschickt wird—Ueber den Zweck, den der Verfasser sich in ihr vorgesetzt, sowie ueber die Veranlassungen und das Verhaeltnis, worin er sie zu andern fruehern oder gleichzeitigen Behandlungen desselben Gegenstandes zu stehen glaubt—scheint bei einer philosophischen Schrift nicht nur ueberfluessig, sondern um der Natur der Sache willen sogar unpassend und zweckwidrig zu sein. Denn wie und was von Philosophie in einer Vorrede zu sagen schicklich waere—etwa eine historische Angabe der Tendenz und des Standpunkts, des allgemeinen Inhalts und der Resultate, eine Verbindung von hin und her sprechenden Behauptungen und Versicherungen ueber das Wahre—, kann nicht fuer die Art und Weise gelten, in der die philosophische Wahrheit darzustellen sei.—Auch weil die Philosophie wesentlich im Elemente der Allgemeinheit ist, die das Besondere in sich schliesst, so findet bei ihr mehr als bei andern Wissenschaften der Schein statt, als ob in dem Zwecke oder den letzten Resultaten die Sache selbst und sogar in ihrem vollkommenen Wesen ausgedrueckt waere, gegen welches die Ausfuehrung eigentlich das Unwesentliche sei. In der allgemeinen Vorstellung hingegen, zum Beispiel was Anatomie sei, etwa die Kenntnis der Teile des KOerpers nach ihrem unlebendigen Dasein betrachtet, ist man ueberzeugt, die Sache selbst, den Inhalt dieser Wissenschaft, noch nicht zu besitzen, sondern ausserdem um das Besondere sich bemuehen zu muessen.—Ferner ist bei einem solchen Aggregate von Kenntnissen, das den Namen Wissenschaft nicht mit Recht fuehrt, eine Konversation ueber Zweck und dergleichen Allgemeinheiten nicht von der historischen und begrifflosen Weise verschieden, worin von dem Inhalte selbst, diesen Nerven, Muskeln und so fort, gesprochen wird. Bei der Philosophie hingegen wuerde die Ungleichheit entstehen, dass von einer solchen Weise Gebrauch gemacht, und diese doch von ihr selbst als unfaehig, die Wahrheit zu fassen, aufgezeigt wuerde.
So wird auch durch die Bestimmung des Verhaeltnisses, das ein philosophisches Werk zu andern Bestrebungen ueber denselben Gegenstand zu haben glaubt, ein fremdartiges Interesse hereingezogen, und das, worauf es bei der Erkenntnis der Wahrheit ankommt, verdunkelt. So fest der Meinung der Gegensatz des Wahren und des Falschen wird, so pflegt sie auch entweder Beistimmung oder Widerspruch gegen ein vorhandenes philosophisches System zu erwarten, und in einer Erklaerung ueber ein solches nur entweder das eine oder das andre zu sehen. Sie begreift die Verschiedenheit philosophischer Systeme nicht so sehr als die fortschreitende Entwicklung der Wahrheit, als sie in der Verschiedenheit nur den Widerspruch sieht. Die Knospe verschwindet in dem Hervorbrechen der Bluete, und man koennte sagen, dass jene von dieser widerlegt wird, ebenso wird durch die Frucht die Bluete fuer ein falsches Dasein der Pflanze erklaert, und als ihre Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser. Diese Formen unterscheiden sich nicht nur, sondern verdraengen sich auch als unvertraeglich miteinander. Aber ihre fluessige Natur macht sie zugleich zu Momenten der organischen Einheit, worin sie sich nicht nur nicht widerstreiten, sondern eins so notwendig als das andere ist, und diese gleiche Notwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus. Aber der Widerspruch gegen ein philosophisches System pflegt teils sich selbst nicht auf diese Weise zu begreifen, teils auch weiss das auffassende Bewusstsein gemeinhin nicht, ihn von seiner Einseitigkeit zu befreien oder frei zu erhalten, und in der Gestalt des streitend und sich zuwider Scheinenden gegenseitig notwendige Momente zu erkennen.
Die Foderung von dergleichen Erklaerungen sowie die Befriedigungen derselben scheinen vielleicht das Wesentliche zu betreiben. Worin koennte mehr das Innere einer philosophischen Schrift ausgesprochen sein als in den Zwecken und Resultaten derselben, und wodurch diese bestimmter erkannt werden als durch ihre Verschiedenheit von dem, was das Zeitalter sonst in derselben Sphaere hervorbringt? Wenn aber ein solches Tun fuer mehr als fuer den Anfang des Erkennens, wenn es fuer das wirkliche Erkennen gelten soll, ist es in der Tat zu den Erfindungen zu rechnen, die Sache selbst zu umgehen, und dieses beides zu verbinden, den Anschein des Ernstes und Bemuehens um sie, und die wirkliche Ersparung desselben.—Denn die Sache ist nicht in ihrem Zwecke erschoepft, sondern in ihrer Ausfuehrung, noch ist das Resultat das wirkliche Ganze, sondern es zusammen mit seinem Werden; der Zweck fuer sich ist das unlebendige Allgemeine, wie die Tendenz das blosse Treiben, das seiner Wirklichkeit noch entbehrt, und das nackte Resultat ist der Leichnam, der sie hinter sich gelassen. —Ebenso ist die Verschiedenheit vielmehr die Grenze der Sache; sie ist da, wo die Sache aufhoert, oder sie ist das, was diese nicht ist. Solche Bemuehungen mit dem Zwecke oder den Resultaten, sowie mit den Verschiedenheiten und Beurteilungen des einen und des andern, sind daher eine leichtere Arbeit, als sie vielleicht scheinen. Denn statt mit der Sache sich zu befassen, ist solches Tun immer ueber sie hinaus, statt in ihr zu verweilen und sich in ihr zu vergessen, greift solches Wissen immer nach einem Andern, und bleibt vielmehr bei sich selbst, als dass es bei der Sache ist und sich ihr hingibt. —Das leichteste ist, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurteilen, schwerer, es zu fassen, das schwerste, was beides vereinigt, seine Darstellung hervorzubringen.
Der Anfang der Bildung und des Herausarbeitens aus der Unmittelbarkeit des substantiellen Lebens wird immer damit gemacht werden muessen, Kenntnisse allgemeiner Grundsaetze und Gesichtspunkte zu erwerben, sich nur erst zu dem Gedanken der Sache ueberhaupt heraufzuarbeiten, nicht weniger sie mit Gruenden zu unterstuetzen oder zu widerlegen, die konkrete und reiche Fuelle nach Bestimmtheiten aufzufassen, und ordentlichen Bescheid und ernsthaftes Urteil ueber sie zu erteilen zu wissen. Dieser Anfang der Bildung wird aber zunaechst dem Ernste des erfuellten Lebens Platz machen, der in die Erfahrung der Sache selbst hineinfuehrt, und wenn auch dies noch hinzukommt, dass der Ernst des Begriffs in ihre Tiefe steigt, so wird eine solche Kenntnis und Beurteilung in der Konversation ihre schickliche Stelle behalten.
Die wahre Gestalt, in welcher die Wahrheit existiert, kann allein das wissenschaftliche System derselben sein. Daran mitzuarbeiten, dass die Philosophie der Form der Wissenschaft naeher komme—dem Ziele, ihren Namen der Liebe zum Wissen ablegen zu koennen und wirkliches Wissen zu sein—, ist es, was ich mir vorgesetzt. Die innere Notwendigkeit, dass das Wissen Wissenschaft sei, liegt in seiner Natur, und die befriedigende Erklaerung hierueber ist allein die Darstellung der Philosophie selbst. Die aeussere Notwendigkeit aber, insofern sie, abgesehen von der Zufaelligkeit der Person und der individuellen Veranlassungen, auf eine allgemeine Weise gefasst wird, ist dasselbe, was die innere, in der Gestalt, wie die Zeit das Dasein ihrer Momente vorstellt. Dass die Erhebung der Philosophie zur Wissenschaft an der Zeit ist, dies aufzuzeigen wuerde daher die einzig wahre Rechtfertigung der Versuche sein, die diesen Zweck haben, weil sie die Notwendigkeit desselben dartun, ja weil sie ihn zugleich ausfuehren wuerde.
Indem die wahre Gestalt der Wahrheit in die Wissenschaftlichkeit gesetzt wird—oder, was dasselbe ist, indem die Wahrheit behauptet wird, an dem Begriffe allein das Element ihrer Existenz zu haben—, so weiss ich, dass dies im Widerspruch mit einer Vorstellung und deren Folgen zu stehen scheint, welche eine so grosse Anmassung als Ausbreitung in der Ueberzeugung des Zeitalters hat. Eine Erklaerung ueber diesen Widerspruch scheint darum nicht ueberfluessig; wenn sie auch hier weiter nichts als gleichfalls eine Versicherung, wie das, gegen was sie geht, sein kann. Wenn naemlich das Wahre nur in demjenigen oder vielmehr nur als dasjenige existiert, was bald Anschauung, bald unmittelbares Wissen des Absoluten, Religion, das Sein—nicht im Zentrum der goettlichen Liebe, sondern das Sein desselben selbst—genannt wird, so wird von da aus zugleich fuer die Darstellung der Philosophie vielmehr das Gegenteil der Form des Begriffs gefodert. Das Absolute soll nicht begriffen, sondern gefuehlt und angeschaut, nicht sein Begriff, sondern sein Gefuehl und Anschauung sollen das Wort fuehren und ausgesprochen werden.
Wird die Erscheinung einer solchen Foderung nach ihrem allgemeinem Zusammenhange aufgefasst, und auf die Stufe gesehen, worauf der selbstbewusste Geist gegenwaertig steht, so ist er ueber das substantielle Leben, das er sonst im Elemente des Gedankens fuehrte, hinaus,—ueber diese Unmittelbarkeit seines Glaubens, ueber die Befriedigung und Sicherheit der Gewissheit, welche das Bewusstsein von seiner Versoehnung mit dem Wesen und dessen allgemeiner, der innern und aeussern, Gegenwart besass. Er ist nicht nur darueber hinausgegangen, in das andere Extrem der substanzlosen Reflexion seiner in sich selbst, sondern auch ueber diese. Sein wesentliches Leben ist ihm nicht nur verloren, er ist auch dieses Verlustes, und der Endlichkeit, die sein Inhalt ist, bewusst. Von den Trebern sich wegwendend, dass er im Argen liegt, bekennend und darauf schmaehend, verlangt er nun von der Philosophie nicht sowohl das Wissen dessen, was er ist, als zur Herstellung jener Substantialitaet und der Gediegenheit des Seins erst wieder durch sie zu gelangen. Diesem Beduerfnisse soll sie also nicht so sehr die Verschlossenheit der Substanz aufschliessen, und diese zum Selbstbewusstsein erheben—nicht so sehr ihr chaotisches Bewusstsein zur gedachten Ordnung und zur Einfachheit des Begriffes zurueckbringen, als vielmehr die Sonderungen des Gedankens zusammenschuetten, den unterscheidenden Begriff unterdruecken und das Gefuehl des Wesens herstellen, nicht sowohl Einsicht als Erbauung gewaehren. Das Schoene, Heilige, Ewige, die Religion und Liebe sind der Koeder, der gefodert wird, um die Lust zum Anbeissen zu erwecken, nicht der Begriff, sondern die Ekstase, nicht die kalt fortschreitende Notwendigkeit der Sache, sondern die gaerende Begeisterung soll die Haltung und fortleitende Ausbreitung des Reichtums der Substanz sein.
Dieser Foderung entspricht die angestrengte und fast eifernd und gereizt sich zeigende Bemuehung, die Menschen aus der Versunkenheit ins Sinnliche, Gemeine und Einzelne herauszureissen und ihren Blick zu den Sternen aufzurichten; als ob sie, des Goettlichen ganz vergessend, mit Staub und Wasser, wie der Wurm, auf dem Punkte sich zu befriedigen stuenden. Sonst hatten sie einen Himmel mit weitlaeufigem Reichtume von Gedanken und Bildern ausgestattet. Von allem, was ist, lag die Bedeutung in dem Lichtfaden, durch den es an den Himmel geknuepft war; an ihm, statt in dieser Gegenwart zu verweilen, glitt der Blick ueber sie hinaus, zum goettlichen Wesen, zu einer, wenn man so sagen kann, jenseitigen Gegenwart hinauf. Das Auge des Geistes musste mit Zwang auf das Irdische gerichtet und bei ihm festgehalten werden; und es hat einer langen Zeit bedurft, jene Klarheit, die nur das Ueberirdische hatte, in die Dumpfheit und Verworrenheit, worin der Sinn des Diesseitigen lag, hineinzuarbeiten, und die Aufmerksamkeit auf das Gegenwaertige als solches, welche Erfahrung genannt wurde, interessant und geltend zu machen.—Jetzt scheint die Not des Gegenteils vorhanden, der Sinn so sehr in das Irdische festgewurzelt, dass es gleicher Gewalt bedarf, ihn darueber zu erheben. Der Geist zeigt sich so arm, dass er sich, wie in der Sandwueste der Wanderer nach einem einfachen Trunk Wasser, nur nach dem duerftigen Gefuehle des Goettlichen ueberhaupt fuer seine Erquickung zu sehnen scheint. An diesem, woran dem Geiste genuegt, ist die Groesse seines Verlustes zu ermessen.
Diese Genuegsamkeit des Empfangens oder Sparsamkeit des Gebens ziemt jedoch der Wissenschaft nicht. Wer nur die Erbauung sucht, wer seine irdische Mannigfaltigkeit des Daseins und des Gedankens in Nebel einzuhuellen und nach dem unbestimmten Genusse dieser unbestimmten Goettlichkeit verlangt, mag zusehen, wo er dies findet; er wird leicht selbst sich etwas vorzuschwaermen und damit sich aufzuspreizen die Mittel finden. Die Philosophie aber muss sich hueten, erbaulich sein zu wollen.
Noch weniger muss diese Genuegsamkeit, die auf die Wissenschaft Verzicht tut, darauf Anspruch machen, dass solche Begeisterung und Truebheit etwas Hoeheres sei als die Wissenschaft. Dieses prophetische Reden meint gerade so recht im Mittelpunkte und der Tiefe zu bleiben, blickt veraechtlich auf die Bestimmtheit (den *Horos*) und haelt sich absichtlich von dem Begriffe und der Notwendigkeit entfernt, als von der Reflexion, die nur in der Endlichkeit hause. Wie es aber eine leere Breite gibt, so auch eine leere Tiefe, wie eine Extension der Substanz, die sich in endliche Mannigfaltigkeit ergiesst, ohne Kraft, sie zusammenzuhalten—so ist dies eine gehaltlose Intensitaet, welche als lautere Kraft ohne Ausbreitung sich haltend, dasselbe ist, was die Oberflaechlichkeit. Die Kraft des Geistes ist nur so gross als ihre Aeusserung, seine Tiefe nur so tief, als er in seiner Auslegung sich auszubreiten und sich zu verlieren getraut.—Zugleich wenn dies begrifflose substantielle Wissen die Eigenheit des Selbsts in dem Wesen versenkt zu haben und wahr und heilig zu philosophieren vorgibt, so verbirgt es sich, dass es, statt dem Gotte ergeben zu sein, durch die Verschmaehung des Masses und der Bestimmung vielmehr nur bald in sich selbst die Zufaelligkeit des Inhalts, bald in ihm die eigne Willkuer gewaehren laesst.—Indem sie sich dem ungebaendigten Gaeren der Substanz ueberlassen, meinen sie, durch die Einhuellung des Selbstbewusstseins und Aufgeben des Verstands, die Seinen zu sein, denen Gott die Weisheit im Schlafe gibt; was sie so in der Tat im Schlafe empfangen und gebaeren, sind darum auch Traeume.
Es ist uebrigens nicht schwer, zu sehen, dass unsre Zeit eine Zeit der Geburt und des Uebergangs zu einer neuen Periode ist. Der Geist hat mit der bisherigen Welt seines Daseins und Vorstellens gebrochen und steht im Begriffe, es in die Vergangenheit hinab zu versenken, und in der Arbeit seiner Umgestaltung. Zwar ist er nie in Ruhe, sondern in immer fortschreitender Bewegung begriffen. Aber wie beim Kinde nach langer stiller Ernaehrung der erste Atemzug jene Allmaehlichkeit des nur vermehrenden Fortgangs abbricht—ein qualitativer Sprung—und itzt das Kind geboren ist, so reift der sich bildende Geist langsam und stille der neuen Gestalt entgegen, loest ein Teilchen des Baues seiner vorgehenden *Welt* nach dem andern auf, ihr Wanken wird nur durch einzelne Symptome angedeutet; der Leichtsinn wie die Langeweile, die im Bestehenden einreissen, die unbestimmte Ahnung eines Unbekannten sind Vorboten, dass etwas anderes im Anzuge ist. Dies allmaehliche Zerbroeckeln, das die Physiognomie des Ganzen nicht veraenderte, wird durch den Aufgang unterbrochen, der, ein Blitz, in einem Male das Gebilde der neuen Welt hinstellt.
Allein eine vollkommne Wirklichkeit hat dies Neue sowenig als das eben geborne Kind; und dies ist wesentlich nicht ausser acht zu lassen. Das erste Auftreten ist erst seine Unmittelbarkeit oder sein Begriff. Sowenig ein Gebaeude fertig ist, wenn sein Grund gelegt worden, sowenig ist der erreichte Begriff des Ganzen das Ganze selbst. Wo wir eine Eiche in der Kraft ihres Stammes und in der Ausbreitung ihrer Aeste und den Massen ihrer Belaubung zu sehen wuenschen, sind wir nicht zufrieden, wenn uns an dieser Stelle eine Eichel gezeigt wird. So ist die Wissenschaft, die Krone einer Welt des Geistes, nicht in ihrem Anfange vollendet. Der Anfang des neuen Geistes ist das Produkt einer weitlaeufigen Umwaelzung von mannigfaltigen Bildungsformen, der Preis eines vielfach verschlungnen Weges und ebenso vielfacher Anstrengung und Bemuehung. Er ist das aus der Sukzession wie aus seiner Ausdehnung in sich zurueckgegangene Ganze, der gewordne einfache Begriff desselben. Die Wirklichkeit dieses einfachen Ganzen aber besteht darin, dass jene zu Momenten gewordne Gestaltungen sich wieder von neuem, aber in ihrem neuen Elemente, in dem gewordenen Sinne entwickeln und Gestaltung geben.
Indem einerseits die erste Erscheinung der neuen Welt nur erst das in seine Einfachheit verhuellte Ganze oder sein allgemeiner Grund ist, so ist dem Bewusstsein dagegen der Reichtum des vorhergehenden Daseins noch in der Erinnerung gegenwaertig. Es vermisst an der neu erscheinenden Gestalt die Ausbreitung und Besonderung des Inhalts; noch mehr aber vermisst es die Ausbildung der Form, wodurch die Unterschiede mit Sicherheit bestimmt und in ihre festen Verhaeltnisse geordnet sind. Ohne diese Ausbildung entbehrt die Wissenschaft der allgemeinen *Verstaendlichkeit*, und hat den Schein, ein esoterisches Besitztum einiger Einzelnen zu sein;—ein esoterisches Besitztum: denn sie ist nur erst in ihrem Begriffe oder ihr Innres vorhanden; einiger Einzelnen: denn ihre unausgebreitete Erscheinung macht ihr Dasein zum Einzelnen. Erst was vollkommen bestimmt ist, ist zugleich exoterisch, begreiflich, und faehig, gelernt und das Eigentum aller zu sein. Die verstaendige Form der Wissenschaft ist der allen dargebotene und fuer alle gleichgemachte Weg zu ihr, und durch den Verstand zum vernuenftigen Wissen zu gelangen ist die gerechte Foderung des Bewusstseins, das zur Wissenschaft hinzutritt; denn der Verstand ist das Denken, das reine Ich ueberhaupt; und das Verstaendige ist das schon Bekannte und das Gemeinschaftliche der Wissenschaft und des unwissenschaftlichen Bewusstseins, wodurch dieses unmittelbar in jene einzutreten vermag.
Die Wissenschaft, die erst beginnt, und es also noch weder zur Vollstaendigkeit des Details noch zur Vollkommenheit der Form gebracht hat, ist dem Tadel darueber ausgesetzt. Aber wenn dieser ihr Wesen treffen soll, so wuerde er ebenso ungerecht sein, als es unstatthaft ist, die Foderung jener Ausbildung nicht anerkennen zu wollen. Dieser Gegensatz scheint der hauptsaechlichste Knoten zu sein, an dem die wissenschaftliche Bildung sich gegenwaertig zerarbeitet und worueber sie sich noch nicht gehoerig versteht. Der eine Teil pocht auf den Reichtum des Materials und die Verstaendlichkeit, der andre verschmaeht wenigstens diese und pocht auf die unmittelbare Vernuenftigkeit und Goettlichkeit. Wenn auch jener Teil, es sei durch die Kraft der Wahrheit allein oder auch durch das Ungestuem des andern, zum Stillschweigen gebracht ist, und wenn er in Ansehung des Grunds der Sache sich ueberwaeltigt fuehlte, so ist er darum in Ansehung jener Foderungen nicht befriedigt, denn sie sind gerecht, aber nicht erfuellt. Sein Stillschweigen gehoert nur halb dem Siege, halb aber der Langeweile und Gleichgueltigkeit, welche die Folge einer bestaendig erregten Erwartung und nicht erfolgten Erfuellung der Versprechungen zu sein pflegt.
In Ansehung des Inhalts machen die andern sich es wohl zuweilen leicht genug, eine grosse Ausdehnung zu haben. Sie ziehen auf ihren Boden eine Menge Material, naemlich das schon Bekannte und Geordnete, herein, und indem sie sich vornehmlich mit den Sonderbarkeiten und Kuriositaeten zu tun machen, scheinen sie um so mehr das uebrige, womit das Wissen in seiner Art schon fertig war, zu besitzen, zugleich auch das noch Ungeregelte zu beherrschen, und somit alles der absoluten Idee zu unterwerfen, welche hiemit in allem erkannt, und zur ausgebreiteten Wissenschaft gediehen zu sein scheint. Naeher aber diese Ausbreitung betrachtet, so zeigt sie sich nicht dadurch zustande gekommen, dass ein und dasselbe sich selbst verschieden gestaltet haette, sondern sie ist die gestaltlose Wiederholung des einen und desselben, das nur an das verschiedene Material aeusserlich angewendet ist, und einen langweiligen Schein der Verschiedenheit erhaelt. Die fuer sich wohl wahre Idee bleibt in der Tat nur immer in ihrem Anfange stehen, wenn die Entwicklung in nichts als in einer solchen Wiederholung derselben Formel besteht. Die eine unbewegte Form vom wissenden Subjekte an dem Vorhandenen herumgefuehrt, das Material in dies ruhende Element von aussenher eingetaucht, dies ist so wenig, als willkuerliche Einfaelle ueber den Inhalt, die Erfuellung dessen, was gefodert wird, naemlich der aus sich entspringende Reichtum und sich selbst bestimmende Unterschied der Gestalten. Es ist vielmehr ein einfarbiger Formalismus, der nur zum Unterschiede des Stoffes, und zwar dadurch kommt, weil dieser schon bereitet und bekannt ist.
Dabei behauptet er diese Eintoenigkeit und die abstrakte Allgemeinheit fuer das Absolute; er versichert, dass die Ungenuegsamkeit mit ihr eine Unfaehigkeit sei, sich des absoluten Standpunktes zu bemaechtigen und auf ihm festzuhalten. Wenn sonst die leere Moeglichkeit, sich etwas auf eine andere Weise vorzustellen, hinreichte, um eine Vorstellung zu widerlegen, und dieselbe blosse Moeglichkeit, der allgemeine Gedanke, auch den ganzen positiven Wert des wirklichen Erkennens hatte, so sehen wir hier ebenso der allgemeinen Idee in dieser Form der Unwirklichkeit allen Wert zugeschrieben, und die Aufloesung des Unterschiedenen und Bestimmten, oder vielmehr das weiter nicht entwickelte noch an ihm selbst sich rechtfertigende Hinunterwerfen desselben in den Abgrund des Leeren fuer spekulative Betrachtungsart gelten. Irgendein Dasein, wie es im Absoluten ist, betrachten, besteht hier in nichts anderem, als dass davon gesagt wird, es sei zwar jetzt von ihm gesprochen worden, als von einem Etwas, im Absoluten, dem A = A, jedoch gebe es dergleichen gar nicht, sondern darin sei alles eins. Dies eine Wissen, dass im Absoluten alles gleich ist, der unterscheidenden und erfuellten oder Erfuellung suchenden und fodernden Erkenntnis entgegenzusetzen—oder sein Absolutes fuer die Nacht auszugeben, worin, wie man zu sagen pflegt, alle Kuehe schwarz sind, ist die Naivitaet der Leere an Erkenntnis. —Der Formalismus, den die Philosophie neuerer Zeit verklagt und geschmaeht, und der sich in ihr selbst wieder erzeugte, wird, wenn auch seine Ungenuegsamkeit bekannt und gefuehlt ist, aus der Wissenschaft nicht verschwinden, bis das Erkennen der absoluten Wirklichkeit sich ueber seine Natur vollkommen klar geworden ist.—In der Ruecksicht, dass die allgemeine Vorstellung, wenn sie dem, was ein Versuch ihrer Ausfuehrung ist, vorangeht, das Auffassen der letztern erleichtert, ist es dienlich, das Ungefaehre derselben hier anzudeuten, in der Absicht zugleich, bei dieser Gelegenheit einige Formen zu entfernen, deren Gewohnheit ein Hindernis fuer das philosophische Erkennen ist.
Es koemmt nach meiner Einsicht, welche sich durch die Darstellung des Systems selbst rechtfertigen muss, alles darauf an, das Wahre nicht als Substanz, sondern ebensosehr als Subjekt aufzufassen und auszudruecken. Zugleich ist zu bemerken, dass die Substantialitaet sosehr das Allgemeine oder die Unmittelbarkeit des Wissens als diejenige, welche Sein oder Unmittelbarkeit fuer das Wissen ist, in sich schliesst.—Wenn, Gott als die eine Substanz zu fassen, das Zeitalter empoerte, worin diese Bestimmung ausgesprochen wurde, so lag teils der Grund hievon in dem Instinkte, dass darin das Selbstbewusstsein nur untergegangen, nicht erhalten ist, teils aber ist das Gegenteil, welches das Denken als Denken festhaelt, die Allgemeinheit, dieselbe Einfachheit oder ununterschiedne, unbewegte Substantialitaet, und wenn drittens das Denken das Sein der Substanz als solche mit sich vereint und die Unmittelbarkeit oder das Anschauen als Denken erfasst, so koemmt es noch darauf an, ob dieses intellektuelle Anschauen nicht wieder in die traege Einfachheit zurueckfaellt, und die Wirklichkeit selbst auf eine unwirkliche Weise darstellt.
Die lebendige Substanz ist ferner das Sein, welches in Wahrheit Subjekt, oder, was dasselbe heisst, welches in Wahrheit wirklich ist, nur insofern sie die Bewegung des Sich-selbst-setzens, oder die Vermittlung des Sich-anders-werdens mit sich selbst ist. Sie ist als Subjekt die reine einfache Negativitaet, eben dadurch die Entzweiung des Einfachen, oder die entgegensetzende Verdopplung, welche wieder die Negation dieser gleichgueltigen Verschiedenheit und ihres Gegensatzes ist; nur diese sich wiederherstellende Gleichheit oder die Reflexion im Anderssein in sich selbst—nicht eine urspruengliche Einheit als solche, oder unmittelbare als solche, ist das Wahre. Es ist das Werden seiner selbst, der Kreis, der sein Ende als seinen Zweck voraussetzt und zum Anfange hat, und nur durch die Ausfuehrung und sein Ende wirklich ist.
Das Leben Gottes und das goettliche Erkennen mag also wohl als ein Spielen der Liebe mit sich selbst ausgesprochen werden; diese Idee sinkt zur Erbaulichkeit und selbst zur Fadheit herab, wenn der Ernst, der Schmerz, die Geduld und Arbeit des Negativen darin fehlt. An sich ist jenes Leben wohl die ungetruebte Gleichheit und Einheit mit sich selbst, der es kein Ernst mit dem Anderssein und der Entfremdung, so wie mit dem Ueberwinden dieser Entfremdung ist. Aber dies An-sich ist die abstrakte Allgemeinheit, in welcher von seiner Natur, fuer sich zu sein, und damit ueberhaupt von der Selbstbewegung der Form abgesehen wird. Wenn die Form als dem Wesen gleich ausgesagt wird, so ist es eben darum ein Missverstand, zu meinen, dass das Erkennen sich mit dem An-sich oder dem Wesen begnuegen, die Form aber ersparen koenne;—dass der absolute Grundsatz oder die absolute Anschauung, die Ausfuehrung des erstern oder die Entwicklung der andern entbehrlich mache. Gerade weil die Form dem Wesen so wesentlich ist, als es sich selbst, ist es nicht bloss als Wesen, d.h. als unmittelbare Substanz, oder als reine Selbstanschauung des Goettlichen zu fassen und auszudruecken, sondern ebensosehr als Form und im ganzen Reichtum der entwickelten Form; dadurch wird es erst als Wirkliches gefasst und ausgedrueckt.
Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt, oder Sich-selbst-werden, zu sein. So widersprechend es scheinen mag, dass das Absolute wesentlich als Resultat zu begreifen sei, so stellt doch eine geringe Ueberlegung diesen Schein von Widerspruch zurecht. Der Anfang, das Prinzip, oder das Absolute, wie es zuerst und unmittelbar ausgesprochen wird, ist nur das Allgemeine. Sowenig, wenn ich sage: alle Tiere, dies Wort fuer eine Zoologie gelten kann, ebenso faellt es auf, dass die Worte des Goettlichen, Absoluten, Ewigen u.s.w. das nicht aussprechen, was darin enthalten ist;—und nur solche Worte druecken in der Tat die Anschauung als das Unmittelbare aus. Was mehr ist, als ein solches Wort, der Uebergang auch nur zu einem Satze, ist ein Anderswerden, das zurueckgenommen werden muss, ist eine Vermittlung. Diese aber ist das, was perhorresziert wird, als ob dadurch, dass mehr aus ihr gemacht wird denn nur dies, dass sie nichts Absolutes und im Absoluten gar nicht sei, die absolute Erkenntnis aufgegeben waere.
Dies Perhorreszieren stammt aber in der Tat aus der Unbekanntschaft mit der Natur der Vermittlung und des absoluten Erkennens selbst. Denn die Vermittlung ist nichts anders als die sich bewegende Sichselbstgleichheit, oder sie ist die Reflexion in sich selbst, das Moment des fuersichseienden ich, die reine Negativitaet oder das einfache Werden. Das Ich, oder das Werden ueberhaupt, dieses Vermitteln ist um seiner Einfachheit willen eben die werdende Unmittelbarkeit und das Unmittelbare selbst.—Es ist daher ein Verkennen der Vernunft, wenn die Reflexion aus dem Wahren ausgeschlossen und nicht als positives Moment des Absoluten erfasst wird. Sie ist es, die das Wahre zum Resultate macht, aber diesen Gegensatz gegen sein Werden ebenso aufhebt, denn dies Werden ist ebenso einfach und daher von der Form des Wahren, im Resultate sich als einfach zu zeigen, nicht verschieden; es ist vielmehr eben dies Zurueckgegangensein in die Einfachheit.—Wenn der Embryo wohl an sich Mensch ist, so ist er es aber nicht fuer sich; fuer sich ist er es nur als gebildete Vernunft, die sich zu dem gemacht hat, was sie an sich ist. Dies erst ist ihre Wirklichkeit. Aber dies Resultat ist selbst einfache Unmittelbarkeit, denn es ist die selbstbewusste Freiheit, die in sich selbst ruht, und den Gegensatz nicht auf die Seite gebracht hat und ihn da liegen laesst, sondern mit ihm versoehnt ist.
Das Gesagte kann auch so ausgedrueckt werden, dass die Vernunft das zweckmaessige Tun ist. Die Erhebung der vermeinten Natur ueber das misskannte Denken, und zunaechst die Verbannung der aeussern Zweckmaessigkeit hat die Form des Zwecks ueberhaupt in Misskredit gebracht. Allein, wie auch Aristoteles die Natur als das zweckmaessige Tun bestimmt, der Zweck ist das Unmittelbare, das Ruhende, welches selbst bewegend oder Subjekt ist. Seine abstrakte Kraft zu bewegen ist das Fuer-sich-sein oder die reine Negativitaet. Das Resultat ist nur darum dasselbe, was der Anfang, weil der Anfang Zweck ist;—oder das Wirkliche ist nur darum dasselbe, was sein Begriff, weil das Unmittelbare als Zweck das Selbst oder die reine Wirklichkeit in ihm selbst hat. Der ausgefuehrte Zweck oder das daseiende Wirkliche ist die Bewegung und das entfaltete Werden; eben diese Unruhe aber ist das Selbst; und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des Anfangs ist es darum gleich, weil es das Resultat, das in sich Zurueckgekehrte, —das in sich Zurueckgekehrte aber eben das Selbst, und das Selbst die sich auf sich beziehende Gleichheit und Einfachheit ist.
Das Beduerfnis, das Absolute als Subjekt vorzustellen, bediente sich der Saetze: Gott ist das Ewige, oder die moralische Weltordnung oder die Liebe u.s.f. In solchen Saetzen ist das Wahre nur geradezu als Subjekt gesetzt, nicht aber als die Bewegung des sich In-sich-selbst-reflektierens dargestellt. Es wird in einem Satze der Art mit dem Worte: Gott angefangen. Dies fuer sich ist ein sinnloser Laut, ein blosser Name; erst das Praedikat sagt, was er ist, ist seine Erfuellung und Bedeutung; der leere Anfang wird nur in diesem Ende ein wirkliches Wissen. Insofern ist nicht abzusehen, warum nicht vom Ewigen, der moralischen Weltordnung u.s.f., oder, wie die Alten taten, von reinen Begriffen, dem Sein, dem Einen u.s.f., von dem, was die Bedeutung ist, allein gesprochen wird, ohne den sinnlosen Laut noch hinzuzufuegen. Aber durch dies Wort wird eben bezeichnet, dass nicht ein Sein oder Wesen oder Allgemeines ueberhaupt, sondern ein in sich Reflektiertes, ein Subjekt gesetzt ist. Allein zugleich ist dies nur antizipiert. Das Subjekt ist als fester Punkt angenommen, an den als ihren Halt die Praedikate geheftet sind, durch eine Bewegung, die dem von ihm Wissenden angehoert, und die auch nicht dafuer angesehen wird, dem Punkte selbst anzugehoeren; durch sie aber waere allein der Inhalt als Subjekt dargestellt. In der Art, wie diese Bewegung beschaffen ist, kann sie ihm nicht angehoeren; aber nach Voraussetzung jenes Punkts kann sie auch nicht anders beschaffen, kann sie nur aeusserlich sein. Jene Antizipation, dass das Absolute Subjekt ist, ist daher nicht nur nicht die Wirklichkeit dieses Begriffs, sondern macht sie sogar unmoeglich, denn jene setzt ihn als ruhenden Punkt, diese aber ist die Selbstbewegung.
Unter mancherlei Folgerungen, die aus dem Gesagten fliessen, kann diese herausgehoben werden, dass das Wissen nur als Wissenschaft oder als System wirklich ist und dargestellt werden kann. Dass ferner ein sogenannter Grundsatz oder Prinzip der Philosophie, wenn es wahr ist, schon darum auch falsch ist, weil er Grundsatz oder Prinzip ist. —Es ist deswegen leicht, ihn zu widerlegen. Die Widerlegung besteht darin, dass sein Mangel aufgezeigt wird; mangelhaft aber ist er, weil er nur das Allgemeine oder Prinzip, der Anfang, ist. Ist die Widerlegung gruendlich, so ist sie aus ihm selbst genommen und entwickelt,—nicht durch entgegengesetzte Versicherungen und Einfaelle von aussen her bewerkstelligt. Sie wuerde also eigentlich seine Entwicklung und somit die Ergaenzung seiner Mangelhaftigkeit sein, wenn sie sich nicht darin verkaennte, dass sie ihre negative Seite allein beachtet, und ihres Fortgangs und Resultates nicht auch nach seiner positiven Seite bewusst wird.—Die eigentliche positive Ausfuehrung des Anfangs ist zugleich umgekehrt ebensosehr ein negatives Verhalten gegen ihn, naemlich gegen seine einseitige Form, erst unmittelbar oder Zweck zu sein. Sie kann somit ebensosehr als die Widerlegung desjenigen genommen werden, was den Grund des Systems ausmacht, besser aber als ein Aufzeigen, dass der Grund oder das Prinzip des Systems in der Tat nur sein Anfang ist.
Dass das Wahre nur als System wirklich, oder dass die Substanz wesentlich Subjekt ist, ist in der Vorstellung ausgedrueckt, welche das Absolute als Geist ausspricht,—der erhabenste Begriff, und der der neuern Zeit und ihrer Religion angehoert. Das Geistige allein ist das Wirkliche; es ist das Wesen oder An-sich-seiende,—das sich Verhaltende oder Bestimmte, das Anderssein und Fuer-sich-sein—und in dieser Bestimmtheit oder seinem Ausser-sich-sein in sich selbst Bleibende;—oder es ist an und fuer sich.—Dies An-und-fuer-sich-sein aber ist es erst fuer uns oder an sich, oder es ist die geistige Substanz. Es muss dies auch fuer sich selbst—muss das Wissen von dem Geistigen und das Wissen von sich als dem Geiste sein; das heisst, es muss sich als Gegenstand sein, aber ebenso unmittelbar als vermittelter, das heisst aufgehobener, in sich reflektierter Gegenstand. Er ist fuer sich nur fuer uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist; insofern er aber auch fuer sich selbst fuer sich ist, so ist dieses Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenstaendliche Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf diese Weise in seinem Dasein fuer sich selbst in sich reflektierter Gegenstand.—Der Geist, der sich so als Geist weiss, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
Das reine Selbsterkennen im absoluten Anderssein, dieser Aether als solcher, ist der Grund und Boden der Wissenschaft oder das Wissen im Allgemeinen. Der Anfang der Philosophie macht die Voraussetzung oder Foderung, dass das Bewusstsein sich in diesem Elemente befinde. Aber dieses Element hat seine Vollendung und Durchsichtigkeit selbst nur durch die Bewegung seines Werdens. Es ist die reine Geistigkeit, oder das Allgemeine, das die Weise der einfachen Unmittelbarkeit hat. Weil es die Unmittelbarkeit des Geistes, weil die Substanz ueberhaupt der Geists ist, ist sie die verklaerte Wesenheit, die Reflexion, die selbst einfach oder die Unmittelbarkeit ist, das Sein, das die Reflexion in sich selbst ist. Die Wissenschaft von ihrer Seite verlangt vom Selbstbewusstsein, dass es in diesen Aether sich erhoben habe, um mit ihr und in ihr leben zu koennen und zu leben. Umgekehrt hat das Individuum das Recht zu fodern, dass die Wissenschaft ihm die Leiter wenigstens zu diesem Standpunkte reiche. Sein Recht gruendet sich auf seine absolute Selbststaendigkeit, die es in jeder Gestalt seines Wissens zu besitzen weiss, denn in jeder, sei sie von der Wissenschaft anerkannt oder nicht, und der Inhalt sei welcher er wolle, ist es die absolute Form zugleich oder hat die unmittelbare Gewissheit seiner selbst; und, wenn dieser Ausdruck vorgezogen wuerde, damit unbedingtes Sein. Wenn der Standpunkt des Bewusstseins, von gegenstaendlichen Dingen im Gegensatze gegen sich selbst und von sich selbst im Gegensatze gegen sie zu wissen, der Wissenschaft als das Andre gilt—das, worin es bei sich selbst ist, vielmehr als der Verlust des Geistes—, so ist ihm dagegen das Element der Wissenschaft eine jenseitige Ferne, worin es nicht mehr sich selbst besitzt. Jeder von diesen beiden Teilen scheint fuer den andern das Verkehrte der Wahrheit zu sein. Dass das natuerliche Bewusstsein sich der Wissenschaft unmittelbar anvertraut, ist ein Versuch, den es, es weiss nicht von was angezogen, macht, auch einmal auf dem Kopfe zu gehen; der Zwang, diese ungewohnte Stellung anzunehmen und sich in ihr zu bewegen, ist eine so unvorbereitete als unnoetig scheinende Gewalt, die ihm angemutet wird, sich anzutun.—Die Wissenschaft sei an ihr selbst, was sie will, im Verhaeltnisse zum unmittelbaren Selbstbewusstsein stellt sie sich als ein Verkehrtes gegen es dar, oder weil das unmittelbare Selbstbewusstsein das Prinzip der Wirklichkeit ist, traegt sie, indem es fuer sich ausser ihr ist, die Form der Unwirklichkeit. Sie hat darum jenes Element mit ihr zu vereinigen, oder vielmehr zu zeigen, dass und wie es ihr selbst angehoert. Der Wirklichkeit entbehrend, ist sie nur das An-sich, der Zweck, der erst noch ein Innres, nicht als Geist, nur erst geistige Substanz ist. Sie hat sich zu aeussern und fuer sich selbst zu werden, dies heisst nichts anders als: sie hat das Selbstbewusstsein als eins mit sich zu setzen.
Dies Werden der Wissenschaft ueberhaupt, oder des Wissens, ist es, was diese Phaenomenologie des Geistes, als der erste Teil des Systems derselben, darstellt. Das Wissen, wie es zuerst ist, oder der unmittelbare Geist ist das Geistlose, oder ist das sinnliche Bewusstsein. Um zum eigentlichen Wissen zu werden, oder das Element der Wissenschaft, was ihr reiner Begriff ist, zu erzeugen, hat er durch einen langen Weg sich hindurchzuarbeiten.—Dieses Werden, wie es in seinem Inhalte und den Gestalten, die sich in ihm zeigen, aufgestellt ist, erscheint als etwas anderes denn als die Anleitung des unwissenschaftlichen Bewusstseins zur Wissenschaft; auch etwas anderes als die Begruendung der Wissenschaft;—so ohnehin, als die Begeisterung, die wie aus der Pistole mit dem absoluten Wissen unmittelbar anfaengt, und mit andern Standpunkten dadurch schon fertig ist, dass sie keine Notiz davon zu nehmen erklaert.
Die Aufgabe aber, das Individuum von seinem ungebildeten Standpunkte aus zum Wissen zu fuehren, war in ihrem allgemeinen Sinn zu fassen, und das allgemeine Individuum, der Weltgeist, in seiner Bildung zu betrachten.—Was das Verhaeltnis beider betrifft, so zeigt sich in dem allgemeinen Individuum jedes Moment, wie es die konkrete Form und eigne Gestaltung gewinnt. Das besondre Individuum aber ist der unvollstaendige Geist, eine konkrete Gestalt, deren ganzes Dasein einer Bestimmtheit zufaellt, und worin die andern nur in vermischten Zuegen vorhanden sind. In dem Geiste, der hoeher steht als ein anderer, ist das niedrigere konkrete Dasein zu einem unscheinbaren Momente herabgesunken; was vorher die Sache selbst war, ist nur noch eine Spur; ihre Gestalt ist eingehuellt und eine einfache Schattierung geworden. Diese Vergangenheit durchlaeuft das Individuum, dessen Substanz der hoeherstehende Geist ist, auf die Art, wie der eine hoehere Wissenschaft vornimmt, die Vorbereitungskenntnisse, die er laengst innehat, um sich ihren Inhalt gegenwaertig zu machen, durchgeht; er ruft die Erinnerung desselben zurueck, ohne darin sein Interesse und Verweilen zu haben. So durchlauft jeder einzelne auch die Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, aber als vom Geiste schon abgelegte Gestalten, als Stufen eines Wegs, der ausgearbeitet und geebnet ist; wie wir in Ansehung der Kenntnisse das, was in fruehern Zeitaltern den reifen Geist der Maenner beschaeftigte, zu Kenntnissen, Uebungen und selbst Spielen des Knabensalters herabgesunken sehen, und in dem paedagogischen Fortschreiten die wie im Schattenrisse nachgezeichnete Geschichte der Bildung der Welt erkennen werden. Dies vergangne Dasein ist schon erworbnes Eigentum des allgemeinen Geistes, der die Substanz des Individuums oder seine unorganische Natur ausmacht.—Die Bildung des Individuums in dieser Ruecksicht besteht, von seiner Seite aus betrachtet, darin, dass es dies Vorhandne erwerbe, seine unorganische Natur in sich zehre und fuer sich in Besitz nehme. Dies ist aber ebensosehr nichts anders, als dass der allgemeine Geist oder die Substanz sich ihr Selbstbewusstsein gibt, oder ihr Werden und Reflexion in sich.
Die Wissenschaft stellt diese bildende Bewegung sowohl in ihrer Ausfuehrlichkeit und Notwendigkeit, als das, was schon zum Momente und Eigentum des Geists herabgesunken ist, in seiner Gestaltung dar. Das Ziel ist die Einsicht des Geistes in das, was das Wissen ist. Die Ungeduld verlangt das Unmoegliche, naemlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel. Einesteils ist die Laenge dieses Wegs zu ertragen, denn jedes Moment ist notwendig,—andernteils bei jedem sich zu verweilen, denn jedes ist selbst eine individuelle ganze Gestalt, und wird nur absolut betrachtet, insofern seine Bestimmtheit als Ganzes oder Konkretes, oder das Ganze in der Eigentuemlichkeit dieser Bestimmung betrachtet wird.—Weil die Substanz des Individuums, weil der Weltgeist die Geduld gehabt, diese Formen in der langen Ausdehnung der Zeit zu durchgehen und die ungeheure Arbeit der Weltgeschichte zu uebernehmen, und weil er durch keine geringere das Bewusstsein ueber sich erreichen konnte, so kann zwar das Individuum nicht mit weniger seine Substanz begreifen. Inzwischen hat es zugleich geringere Muehe, weil an sich dies vollbracht,—der Inhalt schon die zur Moeglichkeit getilgte Wirklichkeit und die bezwungne Unmittelbarkeit ist. Schon ein Gedachtes, ist er Eigentum der Individualitaet; es ist nicht mehr das Dasein in das An-sich-sein, sondern nur das An-sich in die Form des Fuer-sich-seins umzukehren, dessen Art naeher zu bestimmen ist.
Was dem Individuum an dieser Bewegung erspart ist, ist das Aufheben des Daseins; was aber noch uebrig ist, ist die Vorstellung und die Bekanntschaft mit den Formen. Das in die Substanz zurueckgenommne Dasein ist durch jene erste Negation nur erst unmittelbar in das Element des Selbsts versetzt; es hat also noch denselben Charakter der unbegriffnen Unmittelbarkeit oder unbewegten Gleichgueltigkeit als das Dasein selbst, oder es ist nur in die Vorstellung uebergegangen. —Zugleich ist es dadurch ein Bekanntes, ein solches, mit dem der Geist fertig geworden, worin daher seine Taetigkeit und somit sein Interesse nicht mehr ist. Wenn die Taetigkeit, die mit dem Dasein fertig wird, die unmittelbare oder daseiende Vermittlung, und hiemit die Bewegung nur des besondern sich nicht begreifenden Geistes ist, so ist dagegen das Wissen gegen die hiedurch zustande gekommne Vorstellung, gegen dies Bekanntsein gerichtet, ist das Tun des allgemeinen Selbsts und das Interesse des Denkens.
Das Bekannte ueberhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt. Es ist die gewoehnlichste Selbsttaeuschung wie Taeuschung anderer, beim Erkennen etwas als bekannt vorauszusetzen, und es sich ebenso gefallen zu lassen; mit allem Hin-und Herreden kommt solches Wissen, ohne zu wissen, wie ihm geschieht, nicht von der Stelle. Das Subjekt und Objekt u.s.f., Gott, Natur, der Verstand, die Sinnlichkeit u.s.f. werden unbesehen als bekannt und als etwas Gueltiges zugrunde gelegt und machen feste Punkte sowohl des Ausgangs als der Rueckkehr aus. Die Bewegung geht zwischen ihnen, die unbewegt bleiben, hin und her, und somit nur auf ihrer Oberflaeche vor. So besteht auch das Auffassen und Pruefen darin, zu sehen, ob jeder das von ihnen Gesagte auch in seiner Vorstellung findet, ob es ihm so scheint und bekannt ist oder nicht.
Das Analysieren einer Vorstellung, wie es sonst getrieben worden, war schon nichts anderes als das Aufheben der Form ihres Bekanntseins. Eine Vorstellung in ihre urspruenglichen Elemente auseinanderlegen, ist das Zurueckgehen zu ihren Momenten, die wenigstens nicht die Form der vorgefundenen Vorstellung haben, sondern das unmittelbare Eigentum des Selbsts ausmachen. Diese Analyse koemmt zwar nur zu Gedanken, welche selbst bekannte, feste und ruhende Bestimmungen sind. Aber ein wesentliches Moment ist dies Geschiedne, Unwirkliche selbst; denn nur darum, dass das Konkrete sich scheidet und zum Unwirklichen macht, ist es das sich Bewegende. Die Taetigkeit des Scheidens ist die Kraft und Arbeit des Verstandes, der verwundersamsten und groessten, oder vielmehr der absoluten Macht. Der Kreis, der in sich geschlossen ruht, und als Substanz seine Momente haelt, ist das unmittelbare und darum nicht verwundersame Verhaeltnis. Aber dass das von seinem Umfange getrennte Akzidentelle als solches, das gebundne und nur in seinem Zusammenhange mit anderm Wirkliche ein eigenes Dasein und abgesonderte Freiheit gewinnt, ist die ungeheure Macht des Negativen; es ist die Energie des Denkens, des reinen Ichs. Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die groesste Kraft erfodert. Die kraftlose Schoenheit hasst den Verstand, weil er ihr dies zumutet, was sie nicht vermag. Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwuestung rein bewahrt, sondern das ihn ertraegt und in ihm sich erhaelt, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht, wie wenn wir von etwas sagen, dies ist nichts oder falsch, und nun, damit fertig, davon weg zu irgend etwas anderem uebergehen; sondern er ist diese Macht nur, indem er dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.—Sie ist dasselbe, was oben das Subjekt genannt worden, welches darin, dass es der Bestimmtheit in seinem Elemente Dasein gibt, die abstrakte, d.h. nur ueberhaupt seiende Unmittelbarkeit aufhebt, und dadurch die wahrhafte Substanz ist, das Sein oder die Unmittelbarkeit, welche nicht die Vermittlung ausser ihr hat, sondern diese selbst ist.
Dass das Vorgestellte Eigentum des reinen Selbstbewusstseins wird, diese Erhebung zur Allgemeinheit ueberhaupt ist nur die eine Seite, noch nicht die vollendete Bildung.—Die Art des Studiums der alten Zeit hat diese Verschiedenheit von dem der neuern, dass jenes die eigentliche Durchbildung des natuerlichen Bewusstseins war. An jedem Teile seines Daseins sich besonders versuchend und ueber alles Vorkommende philosophierend, erzeugte es sich zu einer durch und durch betaetigten Allgemeinheit. In der neuern Zeit hingegen findet das Individuum die abstrakte Form vorbereitet; die Anstrengung, sie zu ergreifen und sich zu eigen zu machen, ist mehr das unvermittelte Hervortreiben des Innern und abgeschnittne Erzeugen des Allgemeinen als ein Hervorgehen desselben aus dem Konkreten und der Mannigfaltigkeit des Daseins. Itzt besteht darum die Arbeit nicht so sehr darin, das Individuum aus der unmittelbaren sinnlichen Weise zu reinigen und es zur gedachten und denkenden Substanz zu machen, als vielmehr in dem Entgegengesetzten, durch das Aufheben der festen bestimmten Gedanken das Allgemeine zu verwirklichen und zu begeistert. Es ist aber weit schwerer, die festen Gedanken in Fluessigkeit zu bringen, als das sinnliche Dasein. Der Grund ist das vorhin Angegebene; jene Bestimmungen haben das Ich, die Macht des Negativen oder die reine Wirklichkeit zur Substanz und zum Element ihres Daseins; die sinnlichen Bestimmungen dagegen nur die unmaechtige abstrakte Unmittelbarkeit oder das Sein als solches. Die Gedanken werden fluessig, indem das reine Denken, diese innere Unmittelbarkeit, sich als Moment erkennt oder indem die reine Gewissheit seiner selbst von sich abstrahiert;—nicht sich weglaesst, auf die Seite setzt, sondern das Fixe ihres Sich-selbst-setzens aufgibt, sowohl das Fixe des reinen Konkreten, welches Ich selbst im Gegensatze gegen unterschiedenen Inhalt ist,—als das Fixe von Unterschiedenen, die im Elemente des reinen Denkens gesetzt an jener Unbedingtheit des Ich Anteil haben. Durch diese Bewegung werden die reinen Gedanken Begriffe, und sind erst, was sie in Wahrheit sind, Selbstbewegungen, Kreise, das, was ihre Substanz ist, geistige Wesenheiten.
Diese Bewegung der reinen Wesenheiten macht die Natur der Wissenschaftlichkeit ueberhaupt aus. Als der Zusammenhang ihres Inhalts betrachtet, ist sie die Notwendigkeit und Ausbreitung desselben zum organischen Ganzen. Der Weg, wodurch der Begriff des Wissens erreicht wird, wird durch sie gleichfalls ein notwendiges und vollstaendiges Werden, so dass diese Vorbereitung aufhoert, ein zufaelliges Philosophieren zu sein, das sich an diese und jene Gegenstaende, Verhaeltnisse und Gedanken des unvollkommenen Bewusstseins, wie die Zufaelligkeit es mit sich bringt, anknuepft, oder durch ein hin-und hergehendes Raesonnement, Schliessen und Folgern aus bestimmten Gedanken das Wahre zu begruenden sucht; sondern dieser Weg wird durch die Bewegung des Begriffs die vollstaendige Weltlichkeit des Bewusstseins in ihrer Notwendigkeit umfassen.
Eine solche Darstellung macht ferner den ersten Teil der Wissenschaft darum aus, weil das Dasein des Geistes als Erstes nichts anderes als das Unmittelbare oder der Anfang, der Anfang aber noch nicht seine Rueckkehr in sich ist. Das Element des unmittelbaren Daseins ist daher die Bestimmtheit, wodurch sich dieser Teil der Wissenschaft von den andern unterscheidet.—Die Angabe dieses Unterschiedes fuehrt zur Eroerterung einiger festen Gedanken, die hiebei vorzukommen pflegen.
Das unmittelbare Dasein des Geistes, das Bewusstsein, hat die zwei Momente des Wissens und der dem Wissen negativen Gegenstaendlichkeit. Indem in diesem Elemente sich der Geist entwickelt und seine Momente auslegt, so kommt ihnen dieser Gegensatz zu, und sie treten alle als Gestalten des Bewusstseins auf. Die Wissenschaft dieses Wegs ist Wissenschaft der Erfahrung, die das Bewusstsein macht; die Substanz wird betrachtet, wie sie und ihre Bewegung sein Gegenstand ist. Das Bewusstsein weiss und begreift nichts, als was in seiner Erfahrung ist; denn was in dieser ist, ist nur die geistige Substanz, und zwar als Gegenstand ihres Selbsts. Der Geist wird aber Gegenstand, denn er ist diese Bewegung, sich ein anderes, d.h. Gegenstand seines Selbsts zu werden, und dieses Anderssein aufzuheben. Und die Erfahrung wird eben diese Bewegung genannt, worin das Unmittelbare, das Unerfahrne, d. h. das Abstrakte, es sei des sinnlichen Seins oder des nur gedachten Einfachen, sich entfremdet, und dann aus dieser Entfremdung zu sich zurueckgeht, und hiemit itzt erst in seiner Wirklichkeit und Wahrheit dargestellt wie auch Eigentum des Bewusstseins ist.
Die Ungleichheit, die im Bewusstsein zwischen dem Ich und der Substanz, die sein Gegenstand ist, stattfindet, ist ihr Unterschied, das Negative ueberhaupt. Es kann als der Mangel beider angesehen werden, ist aber ihre Seele oder das Bewegende derselben; weswegen einige Alte das Leere als das Bewegende begriffen, indem sie das Bewegende zwar als das Negative, aber dieses noch nicht als das Selbst erfassten.—Wenn nun dies Negative zunaechst als Ungleichheit des Ichs zum Gegenstande erscheint, so ist es ebensosehr die Ungleichheit der Substanz zu sich selbst. Was ausser ihr vorzugehen, eine Taetigkeit gegen sie zu sein scheint, ist ihr eigenes Tun, und sie zeigt sich wesentlich Subjekt zu sein. Indem sie dies vollkommen gezeigt, hat der Geist sein Dasein seinem Wesen gleich gemacht; er ist sich Gegenstand, wie er ist, und das abstrakte Element der Unmittelbarkeit und der Trennung des Wissens und der Wahrheit ist ueberwunden. Das Sein ist absolut vermittelt;—es ist substantieller Inhalt, der ebenso unmittelbar Eigentum des Ich, selbstisch oder der Begriff ist. Hiemit beschliesst sich die Phaenomenologie des Geistes. Was er in ihr sich bereitet, ist das Element des Wissens. In diesem breiten sich nun die Momente des Geistes in der Form der Einfachheit aus, die ihren Gegenstand als sich selbst weiss. Sie fallen nicht mehr in den Gegensatz des Seins und Wissens auseinander, sondern bleiben in der Einfachheit des Wissens, sind das Wahre in der Form des Wahren, und ihre Verschiedenheit ist nur Verschiedenheit des Inhalts. Ihre Bewegung, die sich in diesem Elemente zum Ganzen organisiert, ist die Logik oder spekulative Philosophie.
Weil nun jenes System der Erfahrung des Geistes nur die Erscheinung desselben befasst, so scheint der Fortgang von ihm zur Wissenschaft des Wahren, das in der Gestalt des Wahren ist, bloss negativ zu sein, und man koennte mit dem Negativen als dem Falschen verschont bleiben wollen und verlangen, ohne weiteres zur Wahrheit gefuehrt zu werden; wozu sich mit dem Falschen abgeben?—Wovon schon oben die Rede war, dass sogleich mit der Wissenschaft sollte angefangen werden, darauf ist hier nach der Seite zu antworten, welche Beschaffenheit es mit dem Negativen als Falschem ueberhaupt hat. Die Vorstellungen hierueber hindern vornehmlich den Eingang zur Wahrheit. Dies wird Veranlassung geben, vom mathematischen Erkennen zu sprechen, welches das unphilosophische Wissen als das Ideal ansieht, das zu erreichen die Philosophie streben muesste, bisher aber vergeblich gestrebt habe.
Das Wahre und Falsche gehoert zu den bestimmten Gedanken, die bewegungslos fuer eigne Wesen gelten, deren eines drueben, das andre hueben ohne Gemeinschaft mit dem andern isoliert und fest steht. Dagegen muss behauptet werden, dass die Wahrheit nicht eine ausgepraegte Muenze ist, die fertig gegeben und so eingestrichen werden kann. Noch gibt es ein Falsches, sowenig es ein Boeses gibt. So schlimm zwar als der Teufel ist das Boese und Falsche nicht, denn als dieser sind sie sogar zum besondern Subjekte gemacht; als Falsches und Boeses sind sie nur Allgemeine, haben aber doch eigne Wesenheit gegeneinander.—Das Falsche, denn nur von ihm ist hier die Rede, waere das Andre, das Negative der Substanz, die als Inhalt des Wissens das Wahre ist. Aber die Substanz ist selbst wesentlich das Negative, teils als Unterscheidung und Bestimmung des Inhalts, teils als ein einfaches Unterscheiden, d.h. als Selbst und Wissen ueberhaupt. Man kann wohl falsch wissen. Es wird etwas falsch gewusst, heisst, das Wissen ist in Ungleichheit mit seiner Substanz. Allein eben diese Ungleichheit ist das Unterscheiden ueberhaupt, das wesentliches Moment ist. Es wird aus dieser Unterscheidung wohl ihre Gleichheit, und diese gewordene Gleichheit ist die Wahrheit. Aber sie ist nicht so Wahrheit, als ob die Ungleichheit weggeworfen worden waere, wie die Schlacke vom reinen Metall, auch nicht einmal so, wie das Werkzeug von dem fertigen Gefaesse wegbleibt, sondern die Ungleichheit ist als das Negative, als das Selbst im Wahren als solchem selbst noch unmittelbar vorhanden. Es kann jedoch darum nicht gesagt werden, dass das Falsche ein Moment oder gar einen Bestandteil des Wahren ausmache. Dass an jedem Falschen etwas Wahres sei—in diesem Ausdrucke gelten beide, wie Oel und Wasser, die unmischbar nur aeusserlich verbunden sind. Gerade um der Bedeutung willen, das Moment des vollkommenen Andersseins zu bezeichnen, muessen ihre Ausdruecke da, wo ihr Anderssein aufgehoben ist, nicht mehr gebraucht werden. So wie der Ausdruck der Einheit des Subjekts und Objekts, des Endlichen und Unendlichen, des Seins und Denkens u.s.f. das Ungeschickte hat, dass Objekt und Subjekt u.s.f. das bedeuten, was sie ausser ihrer Einheit sind, in der Einheit also nicht als das gemeint sind, was ihr Ausdruck sagt, ebenso ist das Falsche nicht mehr als Falsches ein Moment der Wahrheit.
Der Dogmatismus der Denkungsart im Wissen und im Studium der Philosophie ist nichts anderes als die Meinung, dass das Wahre in einem Satze, der ein festes Resultat oder auch der unmittelbar gewusst wird, bestehe. Auf solche Fragen: wann Caesar geboren worden, wie viele Toisen ein Stadium und welches betrug u.s.f., soll eine nette Antwort gegeben werden, ebenso wie es bestimmt wahr ist, dass das Quadrat der Hypotenuse gleich der Summe der Quadrate der beiden uebrigen Seiten des rechtwinklichten Dreiecks ist. Aber die Natur einer solchen sogenannten Wahrheit ist verschieden von der Natur philosophischer Wahrheiten.
In Ansehung der historischen Wahrheiten, um ihrer kurz zu erwaehnen, insofern naemlich das rein Historische derselben betrachtet wird, wird leicht zugegeben, dass sie das einzelne Dasein, einen Inhalt nach der Seite seiner Zufaelligkeit und Willkuer, Bestimmungen desselben, die nicht notwendig sind, betreffen.—Selbst aber solche nackte Wahrheiten wie die als Beispiel angefuehrte sind nicht ohne die Bewegung des Selbstbewusstseins. Um eine derselben zu kennen, muss viel verglichen, auch in Buechern nachgeschlagen oder, auf welche Weise es sei, untersucht werden; auch bei einer unmittelbaren Anschauung wird erst die Kenntnis derselben mit ihren Gruenden fuer etwas gehalten, das wahren Wert habe, obgleich eigentlich nur das nackte Resultat das sein soll, um das es zu tun sei.
Was die mathematischen Wahrheiten betrifft, so wuerde noch weniger der fuer einen Geometer gehalten werden, der die Theoreme Euklids auswendig wuesste, ohne ihre Beweise, ohne sie, wie man im Gegensatze sich ausdruecken koenne, inwendig zu wissen. Ebenso wuerde die Kenntnis, die einer durch Messung vieler rechtwinklichten Dreiecke sich erwuerbe, dass ihre Seiten das bekannte Verhaeltnis zueinander haben, fuer unbefriedigend gehalten werden. Die Wesentlichkeit des Beweises hat jedoch auch beim mathematischen Erkennen noch nicht die Bedeutung und Natur, Moment des Resultates selbst zu sein, sondern in diesem ist er vielmehr vorbei und verschwunden. Als Resultat ist zwar das Theorem ein als wahr eingesehenes. Aber dieser hinzugekommene Umstand betrifft nicht seinen Inhalt, sondern nur das Verhaeltnis zum Subjekt; die Bewegung des mathematischen Beweises gehoert nicht dem an, was Gegenstand ist, sondern ist ein der Sache aeusserliches Tun. So zerlegt sich die Natur des rechtwinklichten Dreiecks nicht selbst so, wie es in der Konstruktion dargestellt wird, die fuer den Beweis des Satzes, der sein Verhaeltnis ausdrueckt, noetig ist; das ganze Hervorbringen des Resultats ist ein Gang und Mittel des Erkennens.—Auch im philosophischen Erkennen ist das Werden des Daseins als Daseins verschieden von dem Werden des Wesens oder der innern Natur der Sache. Aber das philosophische Erkennen enthaelt erstens beides, da hingegen das mathematische nur das Werden des Daseins, d.h. des Seins der Natur der Sache im Erkennen als solchem darstellt. Fuers andre vereinigt jenes auch diese beiden besondern Bewegungen. Das innre Entstehen oder das Werden der Substanz ist ungetrennt Uebergehen in das Aeussere oder in das Dasein, Sein fuer anderes; und umgekehrt ist das Werden des Daseins das Sich-zuruecknehmen ins Wesen. Die Bewegung ist so der gedoppelte Prozess und Werden des Ganzen, dass zugleich ein jedes das andre setzt und jedes darum auch beide als zwei Ansichten an ihm hat; sie zusammen machen dadurch das Ganze, dass sie sich selbst aufloesen und zu seinen Momenten machen.
Im mathematischen Erkennen ist die Einsicht ein fuer die Sache aeusserliches Tun; es folgt daraus, dass die wahre Sache dadurch veraendert wird. Das Mittel, Konstruktion und Beweis, enthaelt daher wohl wahre Saetze; aber ebensosehr muss gesagt werden, dass der Inhalt falsch ist. Das Dreieck wird in dem obigen Beispiele zerrissen und seine Teile zu andern Figuren, die die Konstruktion an ihm entstehen laesst, geschlagen. Erst am Ende wird das Dreieck wiederhergestellt, um das es eigentlich zu tun ist, das im Fortgange aus den Augen verloren wurde, und nur in Stuecken, die andern Ganzen angehoerten, vorkam.—Hier sehen wir also auch die Negativitaet des Inhalts eintreten, welche eine Falschheit desselben ebensogut genannt werden muesste als in der Bewegung des Begriffs das Verschwinden der festgemeinten Gedanken.
Die eigentliche Mangelhaftigkeit dieses Erkennens aber betrifft sowohl das Erkennen selbst als seinen Stoff ueberhaupt.—Was das Erkennen betrifft, so wird vors erste die Notwendigkeit der Konstruktion nicht eingesehen. Sie geht nicht aus dem Begriffe des Theorems hervor, sondern wird geboten, und man hat dieser Vorschrift, gerade diese Linien, deren unendliche andere gezogen werden koennten, zu ziehen, blindlings zu gehorchen, ohne etwas weiter zu wissen, als den guten Glauben zu haben, dass dies zu Fuehrung des Beweises zweckmaessig sein werde. Hintennach zeigt sich denn auch diese Zweckmaessigkeit, die deswegen nur eine aeusserliche ist, weil sie sich erst hintennach, beim Beweise, zeigt.—Ebenso geht dieser einen Weg, der irgendwo anfaengt, man weiss noch nicht in welcher Beziehung auf das Resultat, das herauskommen soll. Sein Fortgang nimmt diese Bestimmungen und Beziehungen auf und laesst andre liegen, ohne dass man unmittelbar einsehe, nach welcher Notwendigkeit; ein aeusserer Zweck regiert diese Bewegung.
Die Evidenz dieses mangelhaften Erkennens, auf welche die Mathematik stolz ist, und womit sie sich auch gegen die Philosophie bruestet, beruht allein auf der Armut ihres Zwecks und der Mangelhaftigkeit ihres Stoffs, und ist darum von einer Art, die die Philosophie verschmaehen muss.—Ihr Zweck oder Begriff ist die Groesse. Dies ist gerade das unwesentliche, begrifflose Verhaeltnis. Die Bewegung des Wissens geht darum auf der Oberflaeche vor, beruehrt nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff, und ist deswegen kein Begreifen.—Der Stoff, ueber den die Mathematik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten gewaehrt, ist der Raum und das Eins. Der Raum ist das Dasein, worin der Begriff seine Unterschiede einschreibt, als in ein leeres, totes Element, worin sie ebenso unbewegt und leblos sind. Das Wirkliche ist nicht ein Raeumliches, wie es in der Mathematik betrachtet wird; Mit solcher Unwirklichkeit, als die Dinge der Mathematik sind, gibt sich weder das konkrete sinnliche Anschauen noch die Philosophie ab. In solchem unwirklichen Elemente gibt es denn auch nur unwirkliches Wahres, d.h. fixierte, tote Saetze; bei jedem derselben kann aufgehoert werden; der folgende faengt fuer sich von neuem an, ohne dass der erste sich selbst zum andern fortbewegte und ohne dass auf diese Weise ein notwendiger Zusammenhang durch die Natur der Sache selbst entstuende.—Auch laeuft um jenes Prinzips und Elements willen—und hierin besteht das Formelle der mathematischen Evidenz—das Wissen an der Linie der Gleichheit fort. Denn das Tote, weil es sich nicht selbst bewegt, kommt nicht zu Unterschieden des Wesens, nicht zur wesentlichen Entgegensetzung oder Ungleichheit, daher nicht zum Uebergange des Entgegengesetzten in das Entgegengesetzte, nicht zur qualitativen, immanenten, nicht zur Selbstbewegung. Denn es ist die Groesse, der unwesentliche Unterschied, den die Mathematik allein betrachtet. Dass es der Begriff ist, der den Raum in seine Dimensionen entzweit und die Verbindungen derselben und in denselben bestimmt, davon abstrahiert sie; sie betrachtet z.B. nicht das Verhaeltnis der Linie zur Flaeche; und wo sie den Durchmesser des Kreises mit der Peripherie vergleicht, stoesst sie auf die Inkommensurabilitaet derselben, d.h. ein Verhaeltnis des Begriffs, ein Unendliches, das ihrer Bestimmung entflieht.
Die immanente, sogenannte reine Mathematik stellt auch nicht die Zeit als Zeit dem Raume gegenueber, als den zweiten Stoff ihrer Betrachtung. Die angewandte handelt wohl von ihr, wie von der Bewegung, auch sonst andern wirklichen Dingen, sie nimmt aber die synthetischen, d.h. Saetze ihrer Verhaeltnisse, die durch ihren Begriff bestimmt sind, aus der Erfahrung auf, und wendet nur auf diese Voraussetzungen ihre Formeln an. Dass die sogenannten Beweise solcher Saetze, als der vom Gleichgewichte des Hebels, dem Verhaeltnisse des Raums und der Zeit in der Bewegung des Fallens u.s.f. , welche sie haeufig gibt, fuer Beweise gegeben und angenommen werden, ist selbst nur ein Beweis, wie gross das Beduerfnis des Beweisens fuer das Erkennen ist, weil es, wo es nicht mehr hat, auch den leeren Schein desselben achtet und eine Zufriedenheit dadurch gewinnt. Eine Kritik jener Beweise wuerde ebenso merkwuerdig als belehrend sein, um die Mathematik teils von diesem falschen Putze zu reinigen, teils ihre Grenze zu zeigen, und daraus die Notwendigkeit eines andern Wissens.—Was die Zeit betrifft, von der man meinen sollte, dass sie, zum Gegenstuecke gegen den Raum, den Stoff des andern Teils der reinen Mathematik ausmachen wuerde, so ist sie der daseiende Begriff selbst. Das Prinzip der Groesse, des begrifflosen Unterschiedes, und das Prinzip der Gleichheit, der abstrakten unlebendigen Einheit, vermag es nicht, sich mit jener reinen Unruhe des Lebens und absoluten Unterscheidung zu befassen. Diese Negativitaet wird daher nur als paralysiert, naemlich als das Eins, zum zweiten Stoffe dieses Erkennens, das, ein aeusserliches Tun, das Sichselbstbewegende zum Stoffe herabsetzt, um nun an ihm einen gleichgueltigen, aeusserlichen unlebendigen Inhalt zu haben.
Die Philosophie dagegen betrachtet nicht unwesentliche Bestimmung, sondern sie, insofern sie wesentliche ist; nicht das Abstrakte oder Unwirkliche ist ihr Element und Inhalt, sondern das Wirkliche, sich selbst Setzende und in sich Lebende, das Dasein in seinem Begriffe. Es ist der Prozess, der sich seine Momente erzeugt und durchlaeuft, und diese ganze Bewegung macht das Positive und seine Wahrheit aus. Diese schliesst also ebensosehr das Negative in sich, dasjenige, was das Falsche genannt werden wuerde, wenn es als ein solches betrachtet werden koennte, von dem zu abstrahieren sei. Das Verschwindende ist vielmehr selbst als wesentlich zu betrachten, nicht in der Bestimmung eines Festen, das vom Wahren abgeschnitten, ausser ihm, man weiss nicht wo, liegenzulassen sei, sowie auch das Wahre nicht als das auf der andern Seite ruhende, tote Positive. Die Erscheinung ist das Entstehen und Vergehen, das selbst nicht entsteht und vergeht, sondern an sich ist, und die Wirklichkeit und Bewegung des Lebens der Wahrheit ausmacht. Das Wahre ist so der bacchantische Taumel, an dem kein Glied nicht trunken ist, und weil jedes, indem es sich absondert, ebenso unmittelbar aufloest,—ist er ebenso die durchsichtige und einfache Ruhe. In dem Gerichte jener Bewegung bestehen zwar die einzelnen Gestalten des Geistes wie die bestimmten Gedanken nicht, aber sie sind so sehr auch positive notwendige Momente, als sie negativ und verschwindend sind.—In dem Ganzen der Bewegung, es als Ruhe aufgefasst, ist dasjenige, was sich in ihr unterscheidet und besonderes Dasein gibt, als ein solches, das sich erinnert, aufbewahrt, dessen Dasein das Wissen von sich selbst ist, wie dieses ebenso unmittelbar Dasein ist.
Von der Methode dieser Bewegung oder der Wissenschaft koennte es noetig scheinen, voraus das Mehrere anzugeben. Ihr Begriff liegt aber schon in dem Gesagten, und ihre eigentliche Darstellung gehoert der Logik an oder ist vielmehr diese selbst. Denn die Methode ist nichts anderes als der Bau des Ganzen in seiner reinen Wesenheit aufgestellt. Von dem hierueber bisher Gangbaren aber muessen wir das Bewusstsein haben, dass auch das System der sich auf das, was philosophische Methode ist, beziehenden Vorstellungen einer verschollenen Bildung angehoert.—Wenn dies etwa renommistisch oder revolutionaer lauten sollte, von welchem Tone ich mich entfernt weiss, so ist zu bedenken, dass der wissenschaftliche Staat, den die Mathematik herlieh—von Erklaerungen, Einteilungen, Axiomen, Reihen von Theoremen, ihren Beweisen, Grundsaetzen und dem Folgern und Schliessen aus ihnen—, schon in der Meinung selbst wenigstens veraltet ist. Wenn auch seine Untauglichkeit nicht deutlich eingesehen wird, so wird doch kein oder wenig Gebrauch mehr davon gemacht, und wenn er nicht an sich gemissbilligt wird, doch nicht geliebt. Und wir muessen das Vorurteil fuer das Vortreffliche haben, dass es sich in den Gebrauch setze und beliebt mache. Es ist aber nicht schwer einzusehen, dass die Manier, einen Satz aufzustellen, Gruende fuer ihn anzufuehren und den entgegengesetzten durch Gruende ebenso zu widerlegen, nicht die Form ist, in der die Wahrheit auftreten kann. Die Wahrheit ist die Bewegung ihrer an ihr selbst, jene Methode aber ist das Erkennen, das dem Stoffe aeusserlich ist. Darum ist sie der Mathematik, die, wie bemerkt, das begriffslose Verhaeltnis der Groesse zu ihrem Prinzip und den toten Raum wie das ebenso tote Eins zu ihrem Stoffe hat, eigentuemlich und muss ihr gelassen werden. Auch mag sie in freierer Manier, das heisst, mehr mit Willkuer und Zufaelligkeit gemischt, im gemeinen Leben, in einer Konversation oder historischen Belehrung mehr der Neugierde als der Erkenntnis, wie ungefaehr auch eine Vorrede ist, bleiben. Im gemeinen Leben hat das Bewusstsein Kenntnisse, Erfahrungen, sinnliche Konkretionen, auch Gedanken, Grundsaetze, ueberhaupt solches zu seinem Inhalte, das als ein Vorhandenes oder als ein festes ruhendes Sein oder Wesen gilt. Es laeuft teils daran fort, teils unterbricht es den Zusammenhang durch die freie Willkuer ueber solchen Inhalt, und verhaelt sich als ein aeusserliches Bestimmen und Handhaben desselben. Es fuehrt ihn auf irgend etwas Gewisses, sei es auch nur die Empfindung des Augenblicks, zurueck, und die Ueberzeugung ist befriedigt, wenn sie auf einem ihr bekannten Ruhepunkte angelangt ist.
Wenn aber die Notwendigkeit des Begriffs den losern Gang der raesonierenden Konversation wie den steifern des wissenschaftlichen Gepraenges verbannt, so ist schon oben erinnert worden, dass seine Stelle nicht durch die Unmethode des Ahndens und der Begeisterung und die Willkuer des prophetischen Redens ersetzt werden soll, welches nicht jene Wissenschaftlichkeit nur, sondern die Wissenschaftlichkeit ueberhaupt verachtet.
Ebensowenig ist—nachdem die Kantische, noch erst durch den Instinkt wiedergefundne, noch tote, noch unbegriffne Triplizitaet zu ihrer absoluten Bedeutung erhoben, damit die wahrhafte Form in ihrem wahrhaften Inhalte zugleich aufgestellt und der Begriff der Wissenschaft hervorgegangen ist—derjenige Gebrauch dieser Form fuer etwas Wissenschaftliches zu halten, durch den wir sie zum leblosen Schema, zu einem eigentlichen Scheinen, und die wissenschaftliche Organisation zur Tabelle herabgebracht sehen.—Dieser Formalismus, von dem oben schon im allgemeinen gesprochen, und dessen Manier wir hier naeher angeben wollen, meint die Natur und das Leben einer Gestalt begriffen und ausgesprochen zu haben, wenn er von ihr eine Bestimmung des Schemas als Praedikat ausgesagt—es sei die Subjektivitaet oder Objektivitaet, oder auch der Magnetismus, die Elektrizitaet und so fort, die Kontraktion oder Expansion, der Osten oder Westen und dergleichen, was sich ins Unendliche vervielfaeltigen laesst, weil nach dieser Weise jede Bestimmung oder Gestalt bei der andern wieder als Form oder Moment des Schemas gebraucht werden und jede dankbar der andern denselben Dienst leisten kann;—ein Zirkel von Gegenseitigkeit, wodurch man nicht erfaehrt, was die Sache selbst, weder was die eine noch die andre ist. Es werden dabei teils sinnliche Bestimmungen aus der gemeinen Anschauung aufgenommen, die freilich etwas anderes bedeuten sollen, als sie sagen, teils wird das an sich bedeutende, die reinen Bestimmungen des Gedankens, wie Subjekt, Objekt, Substanz, Ursache, das Allgemeine u.s.f. gerade so unbesehen und unkritisch gebraucht wie im gemeinen Leben und wie Staerken und Schwaechen, Expansion und Kontraktion; so dass jene Metaphysik so unwissenschaftlich ist als diese sinnlichen Vorstellungen.
Statt des innern Lebens und der Selbstbewegung seines Daseins wird nun eine solche einfache Bestimmtheit von der Anschauung, das heisst hier dem sinnlichen Wissen, nach einer oberflaechlichen Analogie ausgesprochen und diese aeusserliche und leere Anwendung der Formel die Konstruktion genannt.—Es ist mit solchem Formalismus derselbe Fall als mit jedem. Wie stumpf muesste der Kopf sein, dem nicht in einer Viertelstunde die Theorie, dass es asthenische, sthenische und indirekt asthenische Krankheiten und ebenso viele Heilplane gebe, beigebracht, und der nicht, da ein solcher Unterricht noch vor kurzem dazu hinreichte, aus einem Routinier in dieser kleinen Zeit in einen theoretischen Arzt verwandelt werden koennte? Wenn der naturphilosophische Formalismus etwa lehrt, der Verstand sei die Elektrizitaet oder das Tier sei der Stickstoff, oder auch gleich dem Sued oder Nord und so fort, oder repraesentiere ihn, so nackt, wie es hier ausgedrueckt ist, oder auch mit mehr Terminologie zusammengebraut, so mag ueber solche Kraft, die das weit entlegen Scheinende zusammengreift, und ueber die Gewalt, die das ruhende Sinnliche durch diese Verbindung erleidet, und die ihm dadurch den Schein eines Begriffes erteilt, die Hauptsache aber, den Begriff selbst oder die Bedeutung der sinnlichen Vorstellung auszusprechen erspart—es mag hierueber die Unerfahrenheit in ein bewunderndes Staunen geraten, darin eine tiefe Genialitaet verehren; sowie an der Heiterkeit solcher Bestimmungen, da sie den abstrakten Begriff durch Anschauliches ersetzen und erfreulicher machen, sich ergoetzen und sich selbst zu der geahndeten Seelenverwandtschaft mit solchem herrlichem Tun Glueck wuenschen. Der Pfiff einer solchen Weisheit ist so bald erlernt, als es leicht ist, ihn auszuueben; seine Wiederholung wird, wenn er bekannt ist, so unertraeglich als die Wiederholung einer eingesehenen Taschenspielerkunst. Das Instrument dieses gleichtoenigen Formalismus ist nicht schwerer zu handhaben als die Palette eines Malers, auf der sich nur zwei Farben befinden wuerden, etwa Rot und Gruen, um mit jener eine Flaeche anzufaerben, wenn ein historisches Stueck, mit dieser, wenn eine Landschaft verlangt waere.—Es wuerde schwer zu entscheiden sein, was dabei groesser ist, die Behaglichkeit, mit der alles, was im Himmel, auf Erden und unter der Erden ist, mit solcher Farbenbruehe angetuencht wird, oder die Einbildung auf die Vortrefflichkeit dieses Universalmittels; die eine unterstuetzt die andere. Was diese Methode, allem Himmlischen und Irdischen, allen natuerlichen und geistigen Gestalten die paar Bestimmungen des allgemeinen Schemas aufzukleben und auf diese Weise alles einzurangieren, hervorbringt, ist nichts Geringeres als ein sonnenklarer Bericht ueber den Organismus des Universums, naemlich eine Tabelle, die einem Skelette mit angeklebten Zettelchen oder den Reihen verschlossner Buechsen mit ihren aufgehefteten Etiketten in einer Gewuerzkraemerbude gleicht, die so deutlich als das eine und das andre ist, und wie dort von den Knochen Fleisch und Blut weggenommen, hier aber die eben auch nicht lebendige Sache in den Buechsen verborgen ist, auch das lebendige Wesen der Sache weggelassen oder verborgen hat.—Dass sich diese Manier zugleich zur einfarbigen absoluten Malerei vollendet, indem sie auch, der Unterschiede des Schemas sich schaemend, sie als der Reflexion angehoerig in der Leerheit des Absoluten versenkt, auf dass die reine Identitaet, das formlose Weisse hergestellt werde, ist oben schon bemerkt worden. Jene Gleichfaerbigkeit des Schemas und seiner leblosen Bestimmungen und diese absolute Identitaet, und das Uebergehen von einem zum andern, ist eines gleich toter Verstand als das andere, und gleich aeusserliches Erkennen.
Das Vortreffliche kann aber dem Schicksale nicht nur nicht entgehen, so entlebt und entgeistet zu werden und, so geschunden, seine Haut vom leblosen Wissen und dessen Eitelkeit umgenommen zu sehen. Vielmehr ist noch in diesem Schicksale selbst die Gewalt, welche es auf die Gemueter, wenn nicht auf Geister, ausuebt, zu erkennen, so wie die Herausbildung zur Allgemeinheit und Bestimmtheit der Form, in der seine Vollendung besteht, und die es allein moeglich macht, dass diese Allgemeinheit zur Oberflaechlichkeit gebraucht wird.
Die Wissenschaft darf sich nur durch das eigne Leben des Begriffs organisieren; in ihr ist die Bestimmtheit, welche aus dem Schema aeusserlich dem Dasein aufgeklebt wird, die sich selbst bewegende Seele des erfuellten Inhalts. Die Bewegung des Seienden ist, sich einesteils ein Anders und so zu seinem immanenten Inhalte zu werden; andernteils nimmt es diese Entfaltung oder dies sein Dasein in sich zurueck, das heisst, macht sich selbst zu einem Momente und vereinfacht sich zur Bestimmtheit. In jener Bewegung ist die Negativitaet das Unterscheiden und das Setzen des Daseins; in diesem Zurueckgehen in sich ist sie das Werden der bestimmten Einfachheit. Auf diese Weise ist es, dass der Inhalt seine Bestimmtheit nicht von einem andern empfangen und aufgeheftet zeigt, sondern er gibt sie sich selbst und rangiert sich aus sich zum Momente und zu einer Stelle des Ganzen. Der tabellarische Verstand behaelt fuer sich die Notwendigkeit und den Begriff des Inhalts, das, was das Konkrete, die Wirklichkeit und lebendige Bewegung der Sache ausmacht, die er rangiert, oder vielmehr behaelt er dies nicht fuer sich, sondern kennt es nicht; denn wenn er diese Einsicht haette, wuerde er sie wohl zeigen. Er kennt nicht einmal das Beduerfnis derselben; sonst wuerde er sein Schematisieren unterlassen oder wenigstens sich nicht mehr damit wissen als mit einer Inhaltsanzeige; er gibt nur die Inhaltsanzeige, den Inhalt selbst aber liefert er nicht.—Wenn die Bestimmtheit, auch eine solche wie zum Beispiel Magnetismus, eine an sich konkrete oder wirkliche ist, so ist sie doch zu etwas Totem herabgesunken, da sie von einem andern Dasein nur praediziert und nicht als immanentes Leben dieses Daseins, oder wie sie in diesem ihre einheimische und eigentuemliche Selbsterzeugung und Darstellung hat, erkannt ist. Diese Hauptsache hinzuzufuegen ueberlaesst der formelle Verstand den Andern.—Statt in den immanenten Inhalt der Sache einzugehen, uebersieht er immer das Ganze und steht ueber dem einzelnen Dasein, von dem er spricht, das heisst, er sieht es gar nicht. Das wissenschaftliche Erkennen erfodert aber vielmehr, sich dem Leben des Gegenstandes zu uebergeben, oder, was dasselbe ist, die innere Notwendigkeit desselben vor sich zu haben und auszusprechen. Sich so in seinen Gegenstand vertiefend, vergisst es jener Uebersicht, welche nur die Reflexion des Wissens aus dem Inhalte in sich selbst ist. Aber in die Materie versenkt und in deren Bewegung fortgehend, kommt es in sich selbst zurueck, aber nicht eher als darin, dass die Erfuellung oder der Inhalt sich in sich zuruecknimmt, zur Bestimmtheit vereinfacht, sich selbst zu einer Seite eines Daseins herabsetzt und in seine hoehere Wahrheit uebergeht. Dadurch emergiert das einfache sich uebersehende Ganze selbst aus dem Reichtume, worin seine Reflexion verloren schien.
Dadurch ueberhaupt, dass, wie es oben ausgedrueckt wurde, die Substanz an ihr selbst Subjekt ist, ist aller Inhalt seine eigene Reflexion in sich. Das Bestehen oder die Substanz eines Daseins ist die Sichselbstgleichheit; denn seine Ungleichheit mit sich waere seine Aufloesung. Die Sichselbstgleichheit aber ist die reine Abstraktion; diese aber ist das Denken. Wenn ich sage Qualitaet, sage ich die einfache Bestimmtheit; durch die Qualitaet ist ein Dasein von einem andern unterschieden, oder ist ein Dasein; es ist fuer sich selbst, oder es besteht durch diese Einfachheit mit sich. Aber dadurch ist es wesentlich der Gedanke.—Hierin ist es begriffen, dass das Sein Denken ist; hierein faellt die Einsicht, die dem gewoehnlichen begrifflosen Sprechen von der Identitaet des Denkens und Seins abzugehen pflegt.—Dadurch nun, dass das Bestehen des Daseins die Sichselbstgleichheit oder die reine Abstraktion ist, ist es die Abstraktion seiner von sich selbst, oder es ist selbst seine Ungleichheit mit sich und seine Aufloesung,—seine eigne Innerlichkeit und Zuruecknahme in sich,—sein Werden.—Durch diese Natur des Seienden und insofern das Seiende diese Natur fuer das Wissen hat, ist dieses nicht die Taetigkeit, die den Inhalt als ein Fremdes handhabt, nicht die Reflexion in sich aus dem Inhalte heraus; die Wissenschaft ist nicht jener Idealismus, der an die Stelle des behauptenden Dogmatismus als ein versichernder Dogmatismus oder der Dogmatismus der Gewissheit seiner selbst trat,—sondern indem das Wissen den Inhalt in seine eigne Innerlichkeit zurueckgehen sieht, ist seine Taetigkeit vielmehr sowohl versenkt in ihn, denn sie ist das immanente Selbst des Inhalts, als zugleich in sich zurueckgekehrt, denn sie ist die reine Sichselbstgleichheit im Anderssein; so ist sie die List, die, der Taetigkeit sich zu enthalten scheinend, zusieht, wie die Bestimmtheit und ihr konkretes Leben, darin eben, dass es seine Selbsterhaltung und besonderes Interesse zu treiben vermeint, das Verkehrte, sich selbst aufloesendes und zum Momente des Ganzen machendes Tun ist.
Wenn oben die Bedeutung des Verstandes nach der Seite des Selbstbewusstseins der Substanz angegeben wurde, so erhellt aus dem hier Gesagten seine Bedeutung nach der Bestimmung derselben als Seiender.—Das Dasein ist Qualitaet, sich selbst gleiche Bestimmtheit oder bestimmte Einfachheit, bestimmter Gedanke; dies ist der Verstand des Daseins. Dadurch ist es *Nus*, als fuer welchen Anaxagoras zuerst das Wesen erkannte. Die nach ihm begriffen bestimmter die Natur des Daseins als *Eidos* oder *Idea*; das heisst, bestimmte Allgemeinheit, Art. Der Ausdruck Art scheint etwa zu gemein und zu wenig fuer die Ideen, fuer das Schoene und Heilige und Ewige zu sein, die zu dieser Zeit grassieren. Aber in der Tat drueckt die Idee nicht mehr noch weniger aus als Art. Allein wir sehen itzt oft einen Ausdruck, der einen Begriff bestimmt bezeichnet, verschmaeht und einen andern vorgezogen, der, wenn es auch nur darum ist, weil er einer fremden Sprache angehoert, den Begriff in Nebel einhuellt und damit erbaulicher lautet.—Eben darin, dass das Dasein als Art bestimmt ist, ist es einfacher Gedanke; der *Nus*, die Einfachheit, ist die Substanz. Um ihrer Einfachheit oder Sichselbstgleichheit willen erscheint sie als fest und bleibend. Aber diese Sichselbstgleichheit ist ebenso Negativitaet; dadurch geht jenes feste Dasein in seine Aufloesung ueber. Die Bestimmtheit scheint zuerst es nur dadurch zu sein, dass sie sich auf Andres bezieht, und ihre Bewegung ihr durch eine fremde Gewalt angetan zu werden; aber dass sie ihr Anderssein selbst an ihr hat und Selbstbewegung ist, dies ist eben in jener Einfachheit des Denkens selbst enthalten; denn diese ist der sich selbst bewegende und unterscheidende Gedanke, und die eigene Innerlichkeit, der reine Begriff. So ist also die Verstaendigkeit ein Werden, und als dies Werden ist sie die Vernuenftigkeit.
In dieser Natur dessen, was ist, in seinem Sein sein Begriff zu sein, ist es, dass ueberhaupt die logische Notwendigkeit besteht; sie allein ist das Vernuenftige und der Rhythmus des organischen Ganzen, sie ist ebensosehr Wissen des Inhalts, als der Inhalt Begriff und Wesen ist—oder sie allein ist das Spekulative.—Die konkrete Gestalt, sich selbst bewegend, macht sich zur einfachen Bestimmtheit, damit erhebt sie sich zur logischen Form und ist in ihrer Wesentlichkeit; ihr konkretes Dasein ist nur diese Bewegung und ist unmittelbar logisches Dasein. Es ist darum unnoetig, dem konkreten Inhalt den Formalismus aeusserlich anzutun; jener ist an ihm selbst das Uebergehen in diesen, der aber aufhoert, dieser aeusserliche Formalismus zu sein, weil die Form das einheimische Werden des konkreten Inhalts selbst ist.
Diese Natur der wissenschaftlichen Methode, teils von dem Inhalte ungetrennt zu sein, teils sich durch sich selbst ihren Rhythmus zu bestimmen, hat, wie schon erinnert, in der spekulativen Philosophie ihre eigentliche Darstellung.—Das hier Gesagte drueckt zwar den Begriff aus, kann aber fuer nicht mehr als fuer eine antizipierte Versicherung gelten. Ihre Wahrheit liegt nicht in dieser zum Teil erzaehlenden Exposition; und ist darum auch ebensowenig widerlegt, wenn dagegen versichert wird, dem sei nicht so, sondern es verhalte sich damit so und so, wenn gewohnte Vorstellungen als ausgemachte und bekannte Wahrheiten in Erinnrung gebracht und hererzaehlt, oder auch aus dem Schreine des innern goettlichen Anschauens Neues aufgetischt und versichert wird.—Eine solche Aufnahme pflegt die erste Reaktion des Wissens, dem etwas unbekannt war, dagegen zu sein, um die Freiheit und eigne Einsicht, die eigne Autoritaet gegen die fremde, denn unter dieser Gestalt erscheint das itzt zuerst Aufgenommene, zu retten—auch um den Schein und die Art von Schande, die darin liegen soll, dass etwas gelernt worden sei, wegzuschaffen, so wie bei der Beifall gebenden Annahme des Unbekannten die Reaktion derselben Art in dem besteht, was in einer andren Sphaere das ultrarevolutionaere Reden und Handeln war.
Worauf es deswegen bei dem Studium der Wissenschaft ankommt, ist die Anstrengung des Begriffs auf sich zu nehmen. Sie erfodert die Aufmerksamkeit auf ihn als solchen, auf die einfachen Bestimmungen, zum Beispiel des An-sich-seins, des Fuer-sich-seins, der Sichselbstgleichheit und so fort; denn diese sind solche reine Selbstbewegungen, die man Seelen nennen koennte, wenn nicht ihr Begriff etwas Hoeheres bezeichnete als diese. Der Gewohnheit, an Vorstellungen fortzulaufen, ist die Unterbrechung derselben durch den Begriff ebenso laestig als dem formalen Denken, das in unwirklichen Gedanken hin und her raesoniert. Jene Gewohnheit ist ein materielles Denken zu nennen, ein zufaelliges Bewusstsein, das in den Stoff nur versenkt ist, welchem es daher sauer ankoemmt, aus der Materie zugleich sein Selbst rein herauszuheben und bei sich zu sein. Das andere, das Raesonieren, hingegen ist die Freiheit von dem Inhalt und die Eitelkeit ueber ihn; ihr wird die Anstrengung zugemutet, diese Freiheit aufzugeben, und statt das willkuerlich bewegende Prinzip des Inhalts zu sein, diese Freiheit in ihn zu versenken, ihn durch seine eigne Natur, das heisst, durch das Selbst als das seinige, sich bewegen zu lassen und diese Bewegung zu betrachten. Sich des eignen Einfallens in den immanenten Rhythmus der Begriffe entschlagen, in ihn nicht durch die Willkuer und sonst erworbene Weisheit eingreifen, diese Enthaltsamkeit ist selbst ein wesentliches Moment der Aufmerksamkeit auf den Begriff.
Es sind an dem raesonierenden Verhalten die beiden Seiten bemerklicher zu machen, nach welchen das begreifende Denken ihm entgegengesetzt ist.—Teils verhaelt sich jenes negativ gegen den aufgefassten Inhalt, weiss ihn zu widerlegen und zunichte zu machen. Dass dem nicht so sei, diese Einsicht ist das bloss Negative, es ist das Letzte, das nicht selbst ueber sich hinaus zu einem neuen Inhalt geht, sondern um wieder einen Inhalt zu haben, muss etwas *Anderes* irgendwoher vorgenommen werden. Es ist die Reflexion in das leere Ich, die Eitelkeit seines Wissens.—Diese Eitelkeit drueckt aber nicht nur dies aus, dass dieser Inhalt eitel, sondern auch, dass diese Einsicht selbst es ist; denn sie ist das Negative, das nicht das Positive in sich erblickt. Dadurch, dass diese Reflexion ihre Negativitaet selbst nicht zum Inhalte gewinnt, ist sie ueberhaupt nicht in der Sache, sondern immer darueber hinaus; sie bildet sich deswegen ein, mit der Behauptung der Leere immer weiter zu sein als eine inhaltsreiche Einsicht. Dagegen, wie vorhin gezeigt, gehoert im begreifenden Denken das Negative dem Inhalte selbst an und ist sowohl als seine immanente Bewegung und Bestimmung wie als Ganzes derselben das Positive. Als Resultat aufgefasst, ist es das aus dieser Bewegung herkommende, das bestimmte Negative, und hiemit ebenso ein positiver Inhalt.
In Ansehung dessen aber, dass solches Denken einen Inhalt hat, es sei der Vorstellungen oder Gedanken oder der Vermischung beider, hat es eine andre Seite, die ihm das Begreifen erschwert. Die merkwuerdige Natur derselben haengt mit dem oben angegebenen Wesen der Idee selbst enge zusammen, oder drueckt sie vielmehr aus, wie sie als die Bewegung erscheint, die denkendes Auffassen ist.—Wie naemlich in seinem negativen Verhalten, wovon soeben die Rede war, das raesonierende Denken selber das Selbst ist, in das der Inhalt zurueckgeht, so ist dagegen in seinem positiven Erkennen das Selbst ein vorgestelltes Subjekt, worauf sich der Inhalt als Akzidens und Praedikat bezieht. Dies Subjekt macht die Basis aus, an die er geknuepft wird und auf der die Bewegung hin und wider laeuft. Anders verhaelt es sich im begreifenden Denken. Indem der Begriff das eigene Selbst des Gegenstandes ist, das sich als sein Werden darstellt, ist es nicht ein ruhendes Subjekt, das unbewegt die Akzidenzen traegt, sondern der sich bewegende und seine Bestimmungen in sich zuruecknehmende Begriff. In dieser Bewegung geht jenes ruhende Subjekt selbst zugrunde; es geht in die Unterschiede und Inhalt ein und macht vielmehr die Bestimmtheit, das heisst, den unterschiednen Inhalt wie die Bewegung desselben aus, statt ihr gegenueberstehen zu bleiben. Der feste Boden, den das Raesonieren an dem ruhenden Subjekte hat, schwankt also, und nur diese Bewegung selbst wird der Gegenstand. Das Subjekt, das seinen Inhalt erfuellt, hoert auf, ueber diesen hinauszugehen, und kann nicht noch andre Praedikate oder Akzidenzen haben. Die Zerstreutheit des Inhalts ist umgekehrt dadurch unter das Selbst gebunden; er ist nicht das Allgemeine, das frei vom Subjekte mehrern zukaeme. Der Inhalt ist somit in der Tat nicht mehr Praedikat des Subjekts, sondern ist die Substanz, ist das Wesen und der Begriff dessen, wovon die Rede ist. Das vorstellende Denken, da seine Natur ist, an den Akzidenzen oder Praedikaten fortzulaufen, und mit Recht, weil sie nicht mehr als Praedikate und Akzidenzen sind, ueber sie hinauszugehen, wird, indem das, was im Satze die Form eines Praedikats hat, die Substanz selbst ist, in seinem Fortlaufen gehemmt. Es erleidet, es so vorzustellen, einen Gegenstoss. Vom Subjekte anfangend, als ob dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Praedikat vielmehr die Substanz ist, das Subjekt zum Praedikat uebergegangen und hiemit aufgehoben; und indem so das, was Praedikat zu sein scheint, zur ganzen und selbststaendigen Masse geworden, kann das Denken nicht frei herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten.—Sonst ist zuerst das Subjekt als das gegenstaendliche fixe Selbst zugrunde gelegt; von hier aus geht die notwendige Bewegung zur Mannigfaltigkeit der Bestimmungen oder der Praedikate fort; hier tritt an die Stelle jenes Subjekts das wissende Ich selbst ein, und ist das Verknuepfen der Praedikate und das sie haltende Subjekt. Indem aber jenes erste Subjekt in die Bestimmungen selbst eingeht und ihre Seele ist, findet das zweite Subjekt, naemlich das wissende, jenes, mit dem es schon fertig sein und worueber hinaus es in sich zurueckgehen will, noch im Praedikate vor, und statt in dem Bewegen des Praedikats das Tuende, als Raesonieren, ob jenem dies oder jenes Praedikat beizulegen waere, sein zu koennen, hat es vielmehr mit dem Selbst des Inhalts noch zu tun, soll nicht fuer sich, sondern mit diesem zusammensein.
Formell kann das Gesagte so ausgedrueckt werden, dass die Natur des Urteils oder Satzes ueberhaupt, die den Unterschied des Subjekts und Praedikats in sich schliesst, durch den spekulativen Satz zerstoert wird, und der identische Satz, zu dem der erstere wird, den Gegenstoss zu jenem Verhaeltnisse enthaelt.—Dieser Konflikt der Form eines Satzes ueberhaupt und der sie zerstoerenden Einheit des Begriffs ist dem aehnlich, der im Rhythmus zwischen dem Metrum und dem Akzente stattfindet. Der Rhythmus resultiert aus der schwebenden Mitte und Vereinigung beider. So soll auch im philosophischen Satze die Identitaet des Subjekts und Praedikats den Unterschied derselben, den die Form des Satzes ausdrueckt, nicht vernichten, sondern ihre Einheit als eine Harmonie hervorgehen. Die Form des Satzes ist die Erscheinung des bestimmten Sinnes oder der Akzent, der seine Erfuellung unterscheidet; dass aber das Praedikat die Substanz ausdrueckt und das Subjekt selbst ins Allgemeine faellt, ist die Einheit, worin jener Akzent verklingt.
Um das Gesagte durch Beispiele zu erlaeutern, so ist in dem Satz: Gott ist das Sein, das Praedikat das Sein; es hat substantielle Bedeutung, in der das Subjekt zerfliesst. Sein soll hier nicht Praedikat, sondern das Wesen sein; dadurch scheint Gott aufzuhoeren, das zu sein, was er durch die Stellung des Satzes ist, naemlich das feste Subjekt.—Das Denken, statt im Uebergange vom Subjekte zum Praedikate weiterzukommen, fuehlt sich, da das Subjekt verlorengeht, vielmehr gehemmt und zu dem Gedanken des Subjekts, weil es dasselbe vermisst, zurueckgeworfen; oder es findet, da das Praedikat selbst als ein Subjekt, als das Sein, als das Wesen ausgesprochen ist, welches die Natur des Subjekts erschoepft, das Subjekt unmittelbar auch im Praedikate; und nun, statt dass es im Praedikate in sich gegangen die freie Stellung des Raesonierens erhielte, ist es in den Inhalt noch vertieft, oder wenigstens ist die Foderung vorhanden, in ihn vertieft zu sein.—So auch wenn gesagt wird: das Wirkliche ist das Allgemeine, so vergeht das Wirkliche als Subjekt, in seinem Praedikate. Das Allgemeine soll nicht nur die Bedeutung des Praedikats haben, so dass der Satz dies aussagte, das Wirkliche sei allgemein, sondern das Allgemeine soll das Wesen des Wirklichen ausdruecken.—Das Denken verliert daher so sehr seinen festen gegenstaendlichen Boden, den es am Subjekte hatte, als es im Praedikate darauf zurueckgeworfen wird, und in diesem nicht in sich, sondern in das Subjekt des Inhalts zurueckgeht.
Es ist eine natuerliche Vorstellung, dass, eh in der Philosophie an die Sache selbst, naemlich an das wirkliche Erkennen dessen, was in Wahrheit ist, gegangen wird, es notwendig sei, vorher ueber das Erkennen sich zu verstaendigen, das als das Werkzeug, wodurch man des Absoluten sich bemaechtige, oder als das Mittel, durch welches hindurch man es erblicke, betrachtet wird. Die Besorgnis scheint gerecht, teils dass es verschiedene Arten der Erkenntnis geben, und darunter eine geschickter als eine andere zur Erreichung dieses Endzwecks sein moechte, hiemit durch falsche Wahl unter ihnen,—teils auch dass, indem das Erkennen ein Vermoegen von bestimmter Art und Umfange ist, ohne die genauere Bestimmung seiner Natur und Grenze Wolken des Irrtums statt des Himmels der Wahrheit erfasst werden. Diese Besorgnis muss sich wohl sogar in die Ueberzeugung verwandeln, dass das ganze Beginnen, dasjenige, was An-sich ist, durch das Erkennen dem Bewusstsein zu erwerben, in seinem Begriffe widersinnig sei, und zwischen das Erkennen und das Absolute eine sie schlechthin scheidende Grenze falle. Denn ist das Erkennen das Werkzeug, sich des absoluten Wesens zu bemaechtigen, so faellt sogleich auf, dass die Anwendung eines Werkzeugs auf eine Sache sie vielmehr nicht laesst, wie sie fuer sich ist, sondern eine Formierung und Veraenderung mit ihr vornimmt. Oder ist das Erkennen nicht Werkzeug unserer Taetigkeit, sondern gewissermassen ein passives Medium, durch welches hindurch das Licht der Wahrheit an uns gelangt, so erhalten wir auch so sie nicht, wie sie an sich, sondern wie sie durch und in diesem Medium ist. Wir gebrauchen in beiden Faellen ein Mittel, welches unmittelbar das Gegenteil seines Zwecks hervorbringt; oder das Widersinnige ist vielmehr, dass wir uns ueberhaupt eines Mittels bedienen. Es scheint zwar, dass diesem Uebelstande durch die Kenntnis der Wirkungsweise des Werkzeugs abzuhelfen steht, denn sie macht es moeglich, den Teil, welcher in der Vorstellung, die wir durch es vom Absoluten erhalten, dem Werkzeuge angehoert, im Resultate abzuziehen, und so das Wahre rein zu erhalten. Allein, diese Verbesserung wuerde uns in der Tat nur dahin zurueckbringen, wo wir vorher waren. Wenn wir von einem formierten Dinge das wieder wegnehmen, was das Werkzeug daran getan hat, so ist uns das Ding—hier das Absolute—gerade wieder so viel als vor dieser somit ueberfluessiger Bemuehung. Sollte das Absolute durch das Werkzeug uns nur ueberhaupt naeher gebracht werden, ohne etwas an ihm zu veraendern, wie etwa durch die Leimrute der Vogel, so wuerde es wohl, wenn es nicht an und fuer sich schon bei uns waere und sein wollte, dieser List spotten; denn eine List waere in diesem Falle das Erkennen, da es durch sein vielfaches Bemuehen ganz etwas anderes zu treiben sich die Miene gibt, als nur die unmittelbare und somit muehelose Beziehung hervorzubringen. Oder wenn die Pruefung des Erkennens, das wir als ein Medium uns vorstellen, uns das Gesetz seiner Strahlenbrechung kennen lehrt, so nuetzt es ebenso nichts, sie im Resultate abzuziehen; denn nicht das Brechen des Strahls, sondern der Strahl selbst, wodurch die Wahrheit uns beruehrt, ist das Erkennen, und dieses abgezogen, waere uns nur die reine Richtung oder der leere Ort bezeichnet worden.
Inzwischen wenn die Besorgnis, in Irrtum zu geraten, ein Misstrauen in die Wissenschaft setzt, welche ohne dergleichen Bedenklichkeiten ans Werk selbst geht und wirklich erkennt, so ist nicht abzusehen, warum nicht umgekehrt ein Misstrauen in dies Misstrauen gesetzt und besorgt werden soll, dass diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist. In der Tat setzt sie etwas, und zwar manches, als Wahrheit voraus, und stuetzt darauf ihre Bedenklichkeiten und Konsequenzen, was selbst vorher zu pruefen ist, ob es Wahrheit sei. Sie setzt naemlich Vorstellungen von dem Erkennen als einem Werkzeuge und Medium, auch einen Unterschied unserer selbst von diesem Erkennen voraus; vorzueglich aber dies, dass das Absolute auf einer Seite stehe, und das Erkennen auf der andern Seite fuer sich und getrennt von dem Absoluten doch etwas Reelles, oder hiemit, dass das Erkennen, welches, indem es ausser dem Absoluten, wohl auch ausser der Wahrheit ist, doch wahrhaft sei; eine Annahme, wodurch das, was sich Furcht vor dem Irrtume nennt, sich eher als Furcht vor der Wahrheit zu erkennen gibt.
Diese Konsequenz ergibt sich daraus, dass das Absolute allein wahr, oder das Wahre allein absolut ist. Sie kann abgelehnt werden, durch den Unterschied, dass ein Erkennen, welches zwar nicht, wie die Wissenschaft will, das Absolute erkennt, doch auch wahr; und das Erkennen ueberhaupt, wenn es dasselbe zu fassen zwar unfaehig sei, doch anderer Wahrheit faehig sein koenne. Aber wir sehen nachgerade, dass solches Hinundherreden auf einen trueben Unterschied zwischen einem absoluten Wahren und einem sonstigen Wahren hinauslaeuft, und das Absolute, das Erkennen, und so fort, Worte sind, welche eine Bedeutung voraussetzen, um die zu erlangen es erst zu tun ist.
Statt mit dergleichen unnuetzen Vorstellungen und Redensarten von dem Erkennen als einem Werkzeuge, des Absoluten habhaft zu werden, oder als einem Medium, durch das hindurch wir die Wahrheit erblicken und so fort—Verhaeltnisse, worauf wohl alle diese Vorstellungen von einem Erkennen, das vom Absoluten, und einem Absoluten, das von dem Erkennen getrennt ist, hinauslaufen—, statt mit den Ausreden, welche das Unvermoegen der Wissenschaft aus der Voraussetzung solcher Verhaeltnisse schoepft, um von der Muehe der Wissenschaft zugleich sich zu befreien, und zugleich sich das Ansehen eines ernsthaften und eifrigen Bemuehens zu geben, sowie statt mit Antworten auf alles dieses sich herumzuplacken, koennten sie als zufaellige und willkuerliche Vorstellungen geradezu verworfen, und der damit verbundne Gebrauch von Worten als dem Absoluten, dem Erkennen, auch dem Objektiven und Subjektiven, und unzaehligen andern, deren Bedeutung als allgemein bekannt vorausgesetzt wird, sogar als Betrug angesehen werden. Denn das Vorgeben, teils dass ihre Bedeutung allgemein bekannt ist, teils auch, dass man selbst ihren Begriff hat, scheint eher nur die Hauptsache ersparen zu sollen, naemlich diesen Begriff zu geben. Mit mehr Recht dagegen koennte die Muehe gespart werden, von solchen Vorstellungen und Redensarten, wodurch die Wissenschaft selbst abgewehrt werden soll, ueberhaupt Notiz zu nehmen, denn sie machen nur eine leere Erscheinung des Wissens aus, welche vor der auftretenden Wissenschaft unmittelbar verschwindet. Aber die Wissenschaft darin, dass sie auftritt, ist sie selbst eine Erscheinung; ihr Auftreten ist noch nicht sie in ihrer Wahrheit ausgefuehrt und ausgebreitet. Es ist hiebei gleichgueltig, sich vorzustellen, dass sie die Erscheinung ist, weil sie neben anderem auftritt, oder jenes andere unwahre Wissen ihr Erscheinen zu nennen. Die Wissenschaft muss sich aber von diesem Scheine befreien; und sie kann dies nur dadurch, dass sie sich gegen ihn wendet. Denn sie kann ein Wissen, welches nicht wahrhaft ist, weder als eine gemeine Ansicht der Dinge nur verwerfen, und versichern, dass sie eine ganz andere Erkenntnis und jenes Wissen fuer sie gar nichts ist; noch sich auf die Ahndung eines bessern in ihm selbst berufen. Durch jene Versicherung erklaerte sie ihr Sein fuer ihre Kraft; aber das unwahre Wissen beruft sich ebenso darauf, dass es ist, und versichert, dass ihm die Wissenschaft nichts ist; ein trockenes Versichern gilt aber gerade soviel als ein anderes. Noch weniger kann sie sich auf die bessere Ahndung berufen, welche in dem nicht wahrhaften Erkennen vorhanden, und in ihm selbst die Hinweisung auf sie sei; denn einesteils beriefe sie sich ebenso wieder auf ein Sein; andernteils aber auf sich, als auf die Weise, wie sie im nicht wahrhaften Erkennen ist, das heisst, auf eine schlechte Weise ihres Seins, und auf ihre Erscheinung vielmehr als darauf, wie sie an und fuer sich ist. Aus diesem Grunde soll hier die Darstellung des erscheinenden Wissens vorgenommen werden.
Weil nun diese Darstellung nur das erscheinende Wissen zum Gegenstande hat, so scheint sie selbst nicht die freie, in ihrer eigentuemlichen Gestalt sich bewegende Wissenschaft zu sein, sondern sie kann von diesem Standpunkte aus, als der Weg des natuerlichen Bewusstseins, das zum wahren Wissen dringt, genommen werden; oder als der Weg der Seele, welche die Reihe ihrer Gestaltungen, als durch ihre Natur ihr vorgesteckter Stationen, durchwandert, dass sie sich zum Geiste laeutere, indem sie durch die vollstaendige Erfahrung ihrer selbst zur Kenntnis desjenigen gelangt, was sie an sich selbst ist.
Das natuerliche Bewusstsein wird sich erweisen, nur Begriff des Wissens, oder nicht reales Wissen zu sein. Indem es aber unmittelbar sich vielmehr fuer das reale Wissen haelt, so hat dieser Weg fuer es negative Bedeutung, und ihm gilt das vielmehr fuer Verlust seiner selbst, was die Realisierung des Begriffs ist; denn es verliert auf diesem Wege seine Wahrheit. Er kann deswegen als der Weg des Zweifels angesehen werden, oder eigentlicher als Weg der Verzweiflung; auf ihm geschieht naemlich nicht das, was unter Zweifeln verstanden zu werden pflegt, ein Ruetteln an dieser oder jener vermeinten Wahrheit, auf welches ein gehoeriges Wiederverschwinden des Zweifels und eine Rueckkehr zu jener Wahrheit erfolgt, so dass am Ende die Sache genommen wird wie vorher. Sondern er ist die bewusste Einsicht in die Unwahrheit des erscheinenden Wissens, dem dasjenige das Reellste ist, was in Wahrheit vielmehr nur der nichtrealisierte Begriff ist. Dieser sich vollbringende Skeptizismus ist darum auch nicht dasjenige, womit wohl der ernsthafte Eifer um Wahrheit und Wissenschaft sich fuer diese fertig gemacht und ausgeruestet zu haben waehnt; naemlich mit dem Vorsatze, in der Wissenschaft auf die Autoritaet sich den Gedanken anderer nicht zu ergeben, sondern alles selbst zu pruefen und nur der eigenen Ueberzeugung zu folgen, oder besser noch, alles selbst zu produzieren und nur die eigne Tat fuer das Wahre zu halten. Die Reihe seiner Gestaltungen, welche das Bewusstsein auf diesem Wege durchlaeuft, ist vielmehr die ausfuehrliche Geschichte der Bildung des Bewusstseins selbst zur Wissenschaft. Jener Vorsatz stellt die Bildung in der einfachen Weise des Vorsatzes als unmittelbar abgetan und geschehen vor; dieser Weg aber ist gegen diese Unwahrheit die wirkliche Ausfuehrung. Der eigenen Ueberzeugung folgen ist allerdings mehr als sich der Autoritaet ergeben; aber durch die Verkehrung des Dafuerhaltens aus Autoritaet in Dafuerhalten aus eigener Ueberzeugung ist nicht notwendig der Inhalt desselben geaendert und an die Stelle des Irrtums Wahrheit getreten. Auf die Autoritaet anderer oder aus eigener Ueberzeugung im Systeme des Meinens und des Vorurteils zu stecken, unterscheidet sich voneinander allein durch die Eitelkeit, welche der letztern Weise beiwohnt. Der sich auf den ganzen Umfang des erscheinenden Bewusstseins richtende Skeptizismus macht dagegen den Geist erst geschickt zu pruefen, was Wahrheit ist, indem er eine Verzweiflung an den sogenannten natuerlichen Vorstellungen, Gedanken und Meinungen zustande bringt, welche es gleichgueltig ist, eigene oder fremde zu nennen, und mit welchen das Bewusstsein, das geradezu ans Pruefen geht, noch erfuellt und behaftet, dadurch aber in der Tat dessen unfaehig ist, was es unternehmen will.
Die Vollstaendigkeit der Formen des nicht realen Bewusstseins wird sich durch die Notwendigkeit des Fortganges und Zusammenhanges selbst ergeben. Um dies begreiflich zu machen, kann im allgemeinen zum Voraus bemerkt werden, dass die Darstellung des nicht wahrhaften Bewusstseins in seiner Unwahrheit nicht eine bloss negative Bewegung ist. Eine solche einseitige Ansicht hat das natuerliche Bewusstsein ueberhaupt von ihr; und ein Wissen, welches diese Einseitigkeit zu seinem Wesen macht, ist eine der Gestalten des unvollendeten Bewusstseins, welche in den Verlauf des Weges selbst faellt, und darin sich darbieten wird. Sie ist naemlich der Skeptizismus, der in dem Resultate nur immer das reine Nichts sieht, und davon abstrahiert, dass dies Nichts bestimmt das Nichts dessen ist, woraus es resultiert. Das Nichts ist aber nur, genommen als das Nichts dessen, woraus es herkoemmt, in der Tat das wahrhafte Resultat; es ist hiemit selbst ein bestimmtes und hat einen Inhalt. Der Skeptizismus, der mit der Abstraktion des Nichts oder der Leerheit endigt, kann von dieser nicht weiter fortgehen, sondern muss es erwarten, ob, und was ihm etwas Neues sich darbietet, um es in denselben leeren Abgrund zu werfen. Indem dagegen das Resultat, wie es in Wahrheit ist, aufgefasst wird, als bestimmte Negation, so ist damit unmittelbar eine neue Form entsprungen, und in der Negation der Uebergang gemacht, wodurch sich der Fortgang durch die vollstaendige Reihe der Gestalten von selbst ergibt.
Das Ziel aber ist dem Wissen ebenso notwendig als die Reihe des Fortganges gesteckt; es ist da, wo es nicht mehr ueber sich selbst hinauszugehen noetig hat, wo es sich selbst findet, und der Begriff dem Gegenstande, der Gegenstand dem Begriffe entspricht. Der Fortgang zu diesem Ziele ist daher auch unaufhaltsam, und auf keiner fruehern Station Befriedigung zu finden. Was auf ein natuerliches Leben beschraenkt ist, vermag durch sich selbst nicht ueber sein unmittelbares Dasein hinauszugehen; aber es wird durch ein anderes darueber hinausgetrieben, und dies Hinausgerissenwerden ist sein Tod. Das Bewusstsein aber ist fuer sich selbst sein Begriff, dadurch unmittelbar das Hinausgehen ueber das Beschraenkte, und, da ihm dies Beschraenkte angehoert, ueber sich selbst; mit dem Einzelnen ist ihm zugleich das Jenseits gesetzt, waere es auch nur, wie im raeumlichen Anschauen, neben dem Beschraenkten. Das Bewusstsein leidet also diese Gewalt, sich die beschraenkte Befriedigung zu verderben, von ihm selbst. Bei dem Gefuehle dieser Gewalt mag die Angst vor der Wahrheit wohl zuruecktreten, und sich dasjenige, dessen Verlust droht, zu erhalten streben. Sie kann aber keine Ruhe finden; es sei, dass sie in gedankenloser Traegheit stehenbleiben will; der Gedanke verkuemmert die Gedankenlosigkeit, und seine Unruhe stoert die Traegheit; oder dass sie als Empfindsamkeit sich befestigt, welche alles in seiner Art gut zu finden versichert; diese Versicherung leidet ebenso Gewalt von der Vernunft, welche gerade darum etwas nicht gut findet, insofern es eine Art ist. Oder die Furcht der Wahrheit mag sich vor sich und andern hinter dem Scheine verbergen, als ob gerade der heisse Eifer fuer die Wahrheit selbst es ihr so schwer, ja unmoeglich mache, eine andere Wahrheit zu finden als die einzige der Eitelkeit, immer noch gescheuter zu sein als jede Gedanken, welche man aus sich selbst oder von andern hat; diese Eitelkeit, welche sich jede Wahrheit zu vereiteln, daraus in sich zurueckzukehren versteht, und an diesem eignen Verstande sich weidet, der alle Gedanken immer aufzuloesen und statt alles Inhalts nur das trockne Ich zu finden weiss, ist eine Befriedigung, welche sich selbst ueberlassen werden muss, denn sie flieht das Allgemeine, und sucht nur das Fuer-sich-sein.
Wie dieses vorlaeufig und im allgemeinen ueber die Weise und Notwendigkeit des Fortgangs gesagt worden ist, so kann noch ueber die Methode der Ausfuehrung etwas zu erinnern dienlich sein. Diese Darstellung als ein Verhalten der Wissenschaft zu dem erscheinenden Wissen, und als Untersuchung und Pruefung der Realitaet des Erkennens vorgestellt, scheint nicht ohne irgendeine Voraussetzung, die als Massstab zugrunde gelegt wird, stattfinden zu koennen. Denn die Pruefung besteht in dem Anlegen eines angenommenen Massstabes, und in der sich ergebenden Gleichheit oder Ungleichheit dessen, was geprueft wird, mit ihm die Entscheidung, ob es richtig oder unrichtig ist; und der Massstab ueberhaupt, und ebenso die Wissenschaft, wenn sie der Massstab waere, ist dabei als das Wesen oder als das An-sich angenommen. Aber hier, wo die Wissenschaft erst auftritt, hat weder sie selbst, noch was es sei, sich als das Wesen oder als das An-sich gerechtfertigt; und ohne ein solches scheint keine Pruefung stattfinden zu koennen.
Dieser Widerspruch und seine Wegraeumung wird sich bestimmter ergeben, wenn zuerst an die abstrakten Bestimmungen des Wissens und der Wahrheit erinnert wird, wie sie an dem Bewusstsein vorkommen. Dieses unterscheidet naemlich etwas von sich, worauf es sich zugleich bezieht; oder wie dies ausgedrueckt wird, es ist etwas fuer dasselbe; und die bestimmte Seite dieses Beziehens, oder des Seins von etwas fuer ein Bewusstsein ist das Wissen. Von diesem Sein fuer ein anderes unterscheiden wir aber das An-sich-sein; das auf das Wissen bezogene wird ebenso von ihm unterschieden, und gesetzt als seiend auch ausser dieser Beziehung; die Seite dieses An-sich heisst Wahrheit. Was eigentlich an diesen Bestimmungen sei, geht uns weiter hier nichts an, denn indem das erscheinende Wissen unser Gegenstand ist, so werden auch zunaechst seine Bestimmungen aufgenommen, wie sie sich unmittelbar darbieten; und so, wie sie gefasst worden sind, ist es wohl, dass sie sich darbieten.
Untersuchen wir nun die Wahrheit des Wissens, so scheint es, wir untersuchen, was es an sich ist. Allein in dieser Untersuchung ist es unser Gegenstand, es ist fuer uns; und das An-sich desselben, welches sich ergaebe, waere so vielmehr sein Sein fuer uns; was wir als sein Wesen behaupten wuerden, vielmehr nicht seine Wahrheit, sondern nur unser Wissen von ihm. Das Wesen oder der Massstab fiele in uns, und dasjenige, was mit ihm verglichen, und ueber welches durch diese Vergleichung entschieden werden sollte, haette ihn nicht notwendig anzuerkennen.
Aber die Natur des Gegenstandes, den wir untersuchen, ueberhebt dieser Trennung oder dieses Scheins von Trennung und Voraussetzung. Das Bewusstsein gibt seinen Massstab an ihm selbst, und die Untersuchung wird dadurch eine Vergleichung seiner mit sich selbst sein; denn die Unterscheidung, welche soeben gemacht worden ist, faellt in es. Es ist in ihm eines fuer ein anderes, oder es hat ueberhaupt die Bestimmtheit des Moments des Wissens an ihm; zugleich ist ihm dies andere nicht nur fuer es, sondern auch ausser dieser Beziehung oder an sich: das Moment der Wahrheit. An dem also, was das Bewusstsein innerhalb seiner fuer das An-sich oder das Wahre erklaert, haben wir den Massstab, den es selbst aufstellt, sein Wissen daran zu messen. Nennen wir das Wissen den Begriff, das Wesen oder das Wahre aber das Seiende oder den Gegenstand, so besteht die Pruefung darin, zuzusehen, ob der Begriff dem Gegenstande entspricht. Nennen wir aber das Wesen oder das An-sich des Gegenstandes den Begriff, und verstehen dagegen unter dem Gegenstande, ihn als Gegenstand, naemlich wie er fuer ein anderes ist, so besteht die Pruefung darin, dass wir zusehen, ob der Gegenstand seinem Begriff entspricht. Man sieht wohl, dass beides dasselbe ist; das Wesentliche aber ist, dies fuer die ganze Untersuchung festzuhalten, dass diese beiden Momente, Begriff und Gegenstand, Fuer-ein-anderes- und An-sich-selbst-sein, in das Wissen, das wir untersuchen, selbst fallen, und hiemit wir nicht noetig haben, Massstaebe mitzubringen, und unsere Einfaelle und Gedanken bei der Untersuchung zu applizieren; dadurch, dass wir diese weglassen, erreichen wir es, die Sache, wie sie an und fuer sich selbst ist, zu betrachten.
Aber nicht nur nach dieser Seite, dass Begriff und Gegenstand, der Massstab und das zu Pruefende, in dem Bewusstsein selbst vorhanden sind, wird eine Zutat von uns ueberfluessig, sondern wir werden auch der Muehe der Vergleichung beider und der eigentlichen Pruefung ueberhoben, so dass, indem das Bewusstsein sich selbst prueft, uns auch von dieser Seite nur das reine Zusehen bleibt. Denn das Bewusstsein ist einerseits Bewusstsein des Gegenstandes, anderseits Bewusstsein seiner selbst; Bewusstsein dessen, was ihm das Wahre ist, und Bewusstsein seines Wissens davon. Indem beide fuer dasselbe sind, ist es selbst ihre Vergleichung; es wird fuer dasselbe, ob sein Wissen von dem Gegenstande diesem entspricht oder nicht. Der Gegenstand scheint zwar fuer dasselbe nur so zu sein, wie es ihn weiss; es scheint gleichsam nicht dahinterkommen zu koennen, wie er, nicht fuer dasselbe, sondern wie er an sich ist, und also auch sein Wissen nicht an ihm pruefen zu koennen. Allein gerade darin, dass es ueberhaupt von einem Gegenstande weiss, ist schon der Unterschied vorhanden, dass ihm etwas das An-sich, ein anderes Moment aber das Wissen, oder das Sein des Gegenstandes fuer das Bewusstsein ist. Auf dieser Unterscheidung, welche vorhanden ist, beruht die Pruefung. Entspricht sich in dieser Vergleichung beides nicht, so scheint das Bewusstsein sein Wissen aendern zu muessen, um es dem Gegenstande gemaess zu machen, aber in der Veraenderung des Wissens aendert sich ihm in der Tat auch der Gegenstand selbst; denn das vorhandene Wissen war wesentlich ein Wissen von dem Gegenstande; mit dem Wissen wird auch er ein anderer, denn er gehoerte wesentlich diesem Wissen an. Es wird hiemit dem Bewusstsein, dass dasjenige, was ihm vorher das An-sich war, nicht an sich ist, oder dass es nur *fuer es* an sich war. Indem es also an seinem Gegenstande sein Wissen diesem nicht entsprechend findet, haelt auch der Gegenstand selbst nicht aus; oder der Massstab der Pruefung aendert sich, wenn dasjenige, dessen Massstab er sein sollte, in der Pruefung nicht besteht; und die Pruefung ist nicht nur eine Pruefung des Wissens, sondern auch ihres Massstabes.
Diese dialektische Bewegung, welche das Bewusstsein an ihm selbst, sowohl an seinem Wissen als an seinem Gegenstande ausuebt, insofern ihm der neue wahre Gegenstand daraus entspringt, ist eigentlich dasjenige, was Erfahrung genannt wird. Es ist in dieser Beziehung an dem soeben erwaehnten Verlaufe ein Moment noch naeher herauszuheben, wodurch sich ueber die wissenschaftliche Seite der folgenden Darstellung ein neues Licht verbreiten wird. Das Bewusstsein weiss Etwas, dieser Gegenstand ist das Wesen oder das An-sich; er ist aber auch fuer das Bewusstsein das An-sich; damit tritt die Zweideutigkeit dieses Wahren ein. Wir sehen, dass das Bewusstsein itzt zwei Gegenstaende hat, den einen das erste An-sich, den zweiten das Fuer-es-sein dieses An-sich. Der letztere scheint zunaechst nur die Reflexion des Bewusstseins in sich selbst zu sein, ein Vorstellen, nicht eines Gegenstandes, sondern nur seines Wissens von jenem ersten. Allein wie vorhin gezeigt worden, aendert sich ihm dabei der erste Gegenstand; er hoert auf, das An-sich zu sein, und wird ihm zu einem solchen, der nur fuer es das An-sich ist; somit aber ist dann dies: das Fuer-es-sein dieses An-sich, das Wahre, das heisst aber, dies ist das Wesen, oder sein Gegenstand. Dieser neue Gegenstand enthaelt die Nichtigkeit des ersten, er ist die ueber ihn gemachte Erfahrung.
An dieser Darstellung des Verlaufs der Erfahrung ist ein Moment, wodurch sie mit demjenigen nicht uebereinzustimmen scheint, was unter der Erfahrung verstanden zu werden pflegt. Der Uebergang naemlich vom ersten Gegenstande und dem Wissen desselben zu dem andern Gegenstande, an dem man sagt, dass die Erfahrung gemacht worden sei, wurde so angegeben, dass das Wissen vom ersten Gegenstande, oder das Fuer -das-Bewusstsein des ersten An-sich, der zweite Gegenstand selbst werden soll. Dagegen es sonst scheint, dass wir die Erfahrung von der Unwahrheit unseres ersten Begriffs an einem andern Gegenstande machen, den wir zufaelligerweise und aeusserlich etwa finden, so dass ueberhaupt nur das reine Auffassen dessen, was an und fuer sich ist, in uns falle. In jener Ansicht aber zeigt sich der neue Gegenstand als geworden, durch eine Umkehrung des Bewusstseins selbst. Diese Betrachtung der Sache ist unsere Zutat, wodurch sich die Reihe der Erfahrungen des Bewusstseins zum wissenschaftlichen Gange erhebt, und welche nicht fuer das Bewusstsein ist, das wir betrachten. Es ist aber dies in der Tat auch derselbe Umstand, von welchem oben schon in Ansehung des Verhaeltnisses dieser Darstellung zum Skeptizismus die Rede war, dass naemlich das jedesmalige Resultat, welches sich an einem nicht wahrhaften Wissen ergibt, nicht in ein leeres Nichts zusammenlaufen duerfe, sondern notwendig als Nichts desjenigen, dessen Resultat es ist, aufgefasst werden muesse; ein Resultat, welches das enthaelt, was das vorhergehende Wissen Wahres an ihm hat. Dies bietet sich hier so dar, dass, indem das, was zuerst als der Gegenstand erschien, dem Bewusstsein zu einem Wissen von ihm herabsinkt, und das An-sich zu einem Fuer-das-Bewusstsein-sein des An-sich wird, dies der neue Gegenstand ist, womit auch eine neue Gestalt des Bewusstseins auftritt, welcher etwas anderes das Wesen ist als der vorhergehenden. Dieser Umstand ist es, welcher die ganze Folge der Gestalten des Bewusstseins in ihrer Notwendigkeit leitet. Nur diese Notwendigkeit selbst, oder die Entstehung des neuen Gegenstandes, der dem Bewusstsein, ohne zu wissen, wie ihm geschieht, sich darbietet, ist es, was fuer uns gleichsam hinter seinem Ruecken vorgeht. Es kommt dadurch in seine Bewegung ein Moment des An-sich- oder Fuer-uns-seins, welches nicht fuer das Bewusstsein, das in der Erfahrung selbst begriffen ist, sich darstellt; der Inhalt aber dessen, was uns entsteht, ist fuer es, und wir begreifen nur das Formelle desselben, oder sein reines Entstehen; fuer es ist dies Entstandene nur als Gegenstand, fuer uns zugleich als Bewegung und Werden.
Durch diese Notwendigkeit ist dieser Weg zur Wissenschaft selbst schon Wissenschaft, und nach ihrem Inhalte hiemit Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins.
Die Erfahrung, welche das Bewusstsein ueber sich macht, kann ihrem Begriffe nach nichts weniger in sich begreifen als das ganze System desselben, oder das ganze Reich der Wahrheit des Geistes, so dass die Momente derselben in dieser eigentuemlichen Bestimmtheit sich darstellen, nicht abstrakte, reine Momente zu sein, sondern so, wie sie fuer das Bewusstsein sind, oder wie dieses selbst in seiner Beziehung auf sie auftritt, wodurch die Momente des Ganzen, Gestalten des Bewusstseins sind. Indem es zu seiner wahren Existenz sich forttreibt, wird es einen Punkt erreichen, auf welchem es seinen Schein ablegt, mit Fremdartigem, das nur fuer es und als ein anderes ist, behaftet zu sein, oder wo die Erscheinung dem Wesen gleich wird, seine Darstellung hiemit mit eben diesem Punkte der eigentlichen Wissenschaft des Geistes zusammenfaellt, und endlich, indem es selbst dies sein Wesen erfasst, wird es die Natur des absoluten Wissens selbst bezeichnen.
Das Wissen, welches zuerst oder unmittelbar unser Gegenstand ist, kann kein anderes sein als dasjenige, welches selbst unmittelbares Wissen, Wissen des Unmittelbaren oder Seienden ist. Wir haben uns ebenso unmittelbar oder aufnehmend zu verhalten, also nichts an ihm, wie es sich darbietet, zu veraendern, und von dem Auffassen das Begreifen abzuhalten.
Der konkrete Inhalt der sinnlichen Gewissheit laesst sie unmittelbar als die reichste Erkenntnis, ja als eine Erkenntnis von unendlichem Reichtum erscheinen, fuer welchen ebensowohl wenn wir im Raume und in der Zeit, als worin er sich ausbreitet, hinaus-, als wenn wir uns ein Stueck aus dieser Fuelle nehmen, und durch Teilung in dasselbe hineingehen, keine Grenze zu finden ist. Sie erscheint ausserdem als die wahrhafteste; denn sie hat von dem Gegenstande noch nichts weggelassen, sondern ihn in seiner ganzen Vollstaendigkeit vor sich. Diese Gewissheit aber gibt in der Tat sich selbst fuer die abstrakteste und aermste Wahrheit aus. Sie sagt von dem, was sie weiss, nur dies aus: es ist; und ihre Wahrheit enthaelt allein das Sein der Sache; das Bewusstsein seinerseits ist in dieser Gewissheit nur als reines Ich; oder Ich bin darin nur als reiner Dieser, und der Gegenstand ebenso nur als reines Dieses. Ich, dieser, bin dieser Sache nicht darum gewiss, weil Ich als Bewusstsein hiebei mich entwickelte und mannigfaltig den Gedanken bewegte. Auch nicht darum, weil die Sache, deren ich gewiss bin, nach einer Menge unterschiedener Beschaffenheiten eine reiche Beziehung an ihr selbst, oder ein vielfaches Verhalten zu andern waere. Beides geht die Wahrheit der sinnlichen Gewissheit nichts an; weder Ich noch die Sache hat darin die Bedeutung einer mannigfaltigen Vermittlung; Ich nicht die Bedeutung eines mannigfaltigen Vorstellens oder Denkens, noch die Sache die Bedeutung mannigfaltiger Beschaffenheiten; sondern die Sache ist; und sie ist, nur weil sie ist; sie ist, dies ist dem sinnlichen Wissen das Wesentliche, und dieses reine Sein oder diese einfache Unmittelbarkeit macht ihre Wahrheit aus. Ebenso ist die Gewissheit als Beziehung unmittelbare reine Beziehung; das Bewusstsein ist Ich, weiter nichts, ein reiner Dieser; der Einzelne weiss reines Dieses, oder das Einzelne.
An dem reinen Sein aber, welches das Wesen dieser Gewissheit ausmacht, und welches sie als ihre Wahrheit aussagt, spielt, wenn wir zusehen, noch vieles andere beiher. Eine wirkliche sinnliche Gewissheit ist nicht nur diese reine Unmittelbarkeit, sondern ein Beispiel derselben. Unter den unzaehligen dabei vorkommenden Unterschieden finden wir allenthalben die Hauptverschiedenheit, dass naemlich in ihr sogleich aus dem reinen Sein die beiden schon genannten Diesen, ein Dieser als Ich, und ein Dieses als Gegenstand herausfallen. Reflektieren wir ueber diesen Unterschied, so ergibt sich, dass weder das eine noch das andere nur unmittelbar, in der sinnlichen Gewissheit ist, sondern zugleich als vermittelt; Ich habe die Gewissheit durch ein anderes, naemlich die Sache; und diese ist ebenso in der Gewissheit durch ein anderes, naemlich durch Ich.
Diesen Unterschied des Wesens und des Beispiels, der Unmittelbarkeit und der Vermittlung, machen nicht nur wir, sondern wir finden ihn an der sinnlichen Gewissheit selbst; und in der Form, wie er an ihr ist, nicht wie wir ihn soeben bestimmten, ist er aufzunehmen. Es ist in ihr eines als das einfache unmittelbar seiende, oder als das Wesen gesetzt, der Gegenstand; das andere aber, als das unwesentliche und vermittelte, welches darin nicht an sich, sondern durch ein anderes ist, Ich, ein Wissen, das den Gegenstand nur darum weiss, weil er ist, und das sein oder auch nicht sein kann. Der Gegenstand aber ist, das Wahre und das Wesen; er ist, gleichgueltig dagegen, ob er gewusst wird oder nicht; er bleibt, wenn er auch nicht gewusst wird; das Wissen aber ist nicht, wenn nicht der Gegenstand ist.
Der Gegenstand ist also zu betrachten, ob er in der Tat, in der sinnlichen Gewissheit selbst, als solches Wesen ist, fuer welches er von ihr ausgegeben wird; ob dieser sein Begriff, Wesen zu sein, dem entspricht, wie er in ihr vorhanden ist. Wir haben zu dem Ende nicht ueber ihn zu reflektieren und nachzudenken, was er in Wahrheit sein moechte, sondern ihn nur zu betrachten, wie ihn die sinnliche Gewissheit an ihr hat.
Sie ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese? Nehmen wir es in der gedoppelten Gestalt seines Seins, als das Itzt und als das Hier, so wird die Dialektik, die es an ihm hat, eine so verstaendliche Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage: Was ist das Itzt? antworten wir also zum Beispiel: Das Itzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinnlichen Gewissheit zu pruefen, ist ein einfacher Versuch hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf; eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren; ebensowenig dadurch, dass wir sie aufbewahren. Sehen wir itzt, diesen Mittag, die aufgeschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen muessen, dass sie schal geworden ist.
Das Itzt, welches Nacht ist, wird aufbewahrt, das heisst, es wird behandelt als das, fuer was es ausgegeben wird, als ein Seiendes; es erweist sich aber vielmehr als ein Nichtseiendes. Das Itzt selbst erhaelt sich wohl, aber als ein solches, das nicht Nacht ist; ebenso erhaelt es sich gegen den Tag, der es itzt ist, als ein solches, das auch nicht Tag ist; oder als ein Negatives ueberhaupt. Dieses sich erhaltende Itzt ist daher nicht ein unmittelbares, sondern ein vermitteltes; denn es ist als ein bleibendes und sich erhaltendes dadurch bestimmt, dass anderes, naemlich der Tag und die Nacht, nicht ist. Dabei ist es eben noch so einfach als zuvor, Itzt, und in dieser Einfachheit gleichgueltig gegen das, was noch bei ihm herspielt; so wenig die Nacht und der Tag sein Sein ist, ebensowohl ist es auch Tag und Nacht; es ist durch dies sein Anderssein gar nicht affiziert. Ein solches Einfaches, das durch Negation ist, weder dieses noch jenes, ein Nichtdieses, und ebenso gleichgueltig, auch dieses wie jenes zu sein, nennen wir ein Allgemeines; das Allgemeine ist also in der Tat das Wahre der sinnlichen Gewissheit.
Als ein Allgemeines sprechen wir auch das Sinnliche aus; was wir sagen, ist: Dieses, das heisst das allgemeine Diese; oder: es ist; das heisst das Sein ueberhaupt. Wir stellen uns dabei freilich nicht das allgemeine Diese, oder das Sein ueberhaupt vor, aber wir sprechen das Allgemeine aus; oder wir sprechen schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewissheit meinen. Die Sprache aber ist, wie wir sehen, das Wahrhaftere; in ihr widerlegen wir selbst unmittelbar unsere Meinung, und da das Allgemeine das Wahre der sinnlichen Gewissheit ist, und die Sprache nur dieses Wahre ausdrueckt, so ist es gar nicht moeglich, dass wir ein sinnliches Sein, das wir meinen, je sagen koennen.
Es wird derselbe Fall sein mit der andern Form des Dieses, mit dem Hier. Das Hier ist zum Beispiel der Baum. Ich wende mich um, so ist diese Wahrheit verschwunden, und hat sich in die entgegengesetzte verkehrt: Das Hier ist nicht ein Baum, sondern vielmehr ein Haus. Das Hier selbst verschwindet nicht; sondern es ist bleibend im Verschwinden des Hauses, Baumes und so fort, und gleichgueltig, Haus, Baum zu sein. Das Dieses zeigt sich also wieder als vermittelte Einfachheit, oder als Allgemeinheit.
Dieser sinnlichen Gewissheit, indem sie an ihr selbst das Allgemeine als die Wahrheit ihres Gegenstandes erweist, bleibt also das reine Sein als ihr Wesen, aber nicht als unmittelbares, sondern ein solches, dem die Negation und Vermittlung wesentlich ist; hiemit nicht als das, was wir unter dem Sein meinen, sondern das Sein mit der Bestimmung, dass es die Abstraktion oder das rein Allgemeine ist, und unsere Meinung, fuer welche das wahre der sinnlichen Gewissheit nicht das Allgemeine ist, bleibt allein diesem leeren oder gleichgueltigen Itzt und Hier gegenueber noch uebrig.
Vergleichen wir das Verhaeltnis, in welchem das Wissen und der Gegenstand zuerst auftrat, mit dem Verhaeltnisse derselben, wie sie in diesem Resultate zu stehen kommen, so hat es sich umgekehrt. Der Gegenstand, der das Wesentliche sein sollte, ist nun das Unwesentliche der sinnlichen Gewissheit, denn das Allgemeine, zu dem er geworden ist, ist nicht mehr ein solches, wie er fuer sie wesentlich sein sollte, sondern sie ist itzt in dem Entgegengesetzten, naemlich in dem Wissen, das vorher das Unwesentliche war, vorhanden. Ihre Wahrheit ist in dem Gegenstande als meinem Gegenstande, oder im Meinen, er ist, weil Ich von ihm weiss. Die sinnliche Gewissheit ist also zwar aus dem Gegenstande vertrieben, aber dadurch noch nicht aufgehoben, sondern nur in das Ich zurueckgedraengt; es ist zu sehen, was uns die Erfahrung ueber diese ihre Realitaet zeigt.
Die Kraft ihrer Wahrheit liegt also nun im Ich, in der Unmittelbarkeit meines Sehens, Hoerens, und so fort; das Verschwinden des einzelnen Itzt, und Hier, das wir meinen, wird dadurch abgehalten, dass Ich sie festhalte. Das Itzt ist Tag, weil ich ihn sehe; das Hier ein Baum, eben darum. Die sinnliche Gewissheit erfaehrt aber in diesem Verhaeltnisse dieselbe Dialektik an ihr, als in dem vorigen. Ich, dieses, sehe den Baum, und behaupte den Baum als das Hier; ein anderer Ich sieht aber das Haus, und behauptet, das Hier sei nicht ein Baum, sondern vielmehr ein Haus. Beide Wahrheiten haben dieselbe Beglaubigung, naemlich die Unmittelbarkeit des Sehens, und die Sicherheit und Versicherung beider ueber ihr Wissen; die eine verschwindet aber in der andern.
Was darin nicht verschwindet, ist Ich, als allgemeines, dessen Sehen weder ein Sehen des Baums noch dieses Hauses, sondern ein einfaches Sehen ist, das durch die Negation dieses Hauses und so fort vermittelt, darin ebenso einfach und gleichgueltig gegen das, was noch beiher spielt, gegen das Haus, den Baum ist. Ich ist nur allgemeines, wie Itzt, Hier oder Dieses ueberhaupt; ich meine wohl einen einzelnen Ich, aber sowenig ich das, was ich bei Itzt, Hier meine, sagen kann, so wenig bei Ich. Indem ich sage: dieses Hier, Itzt oder ein Einzelnes, sage ich: *alle* diese, alle Hier, Itzt, Einzelne; ebenso indem ich sage: Ich, dieser einzelne Ich, sage ich ueberhaupt: *alle* Ich; jeder ist das was ich sage: Ich, dieser einzelne Ich. Wenn der Wissenschaft diese Forderung, als ihr Probierstein, auf dem sie schlechthin nicht aushalten koennte, vorgelegt wird, ein sogenanntes dieses Ding, oder einen diesen Menschen, zu deduzieren, konstruieren, a priori zu finden oder wie man dies ausdruecken will, so ist billig, dass die Forderung sage, welches dieses Ding oder welchen diesen Ich sie meine; aber dies zu sagen ist unmoeglich.
Die sinnliche Gewissheit erfaehrt also, dass ihr Wesen weder in dem Gegenstande noch in dem Ich, und die Unmittelbarkeit weder eine Unmittelbarkeit des einen noch des andern ist, denn an beiden ist das, was Ich meine, vielmehr ein Unwesentliches, und der Gegenstand und Ich sind Allgemeine, in welchen dasjenige Itzt und Hier und Ich, das ich meine, nicht bestehen bleibt, oder ist. Wir kommen hiedurch dahin, das Ganze der sinnlichen Gewissheit selbst als ihr Wesen zu setzen, nicht mehr nur ein Moment derselben, wie in den beiden Faellen geschehen ist, worin zuerst der dem Ich entgegengesetzte Gegenstand, dann Ich ihre Realitaet sein sollte. Es ist also nur die ganze sinnliche Gewissheit selbst, welche an ihr als Unmittelbarkeit festhaelt, und hiedurch alle Entgegensetzung, die im vorherigen stattfand, aus sich ausschliesst.
Diese reine Unmittelbarkeit geht also das Anderssein des Hier als Baums, welches in ein Hier, das Nichtbaum ist, das Anderssein des Itzt als Tages, das in ein Itzt, das Nacht ist, uebergeht, oder ein anderes Ich, dem etwas anderes Gegenstand ist, nichts mehr an. Ihre Wahrheit erhaelt sich als sich selbst gleichbleibende Beziehung, die zwischen dem Ich und dem Gegenstande keinen Unterschied der Wesentlichkeit und Unwesentlichkeit macht, und in die daher auch ueberhaupt kein Unterschied eindringen kann. Ich, dieses, behaupte also das Hier als Baum, und wende mich nicht um, so dass mir das Hier zu einem Nichtbaume wuerde; ich nehme auch keine Notiz davon, dass ein anderer Ich das Hier als Nichtbaum sieht, oder dass Ich selbst, ein anderesmal, das Hier als Nichtbaum, das Itzt als Nicht-Tag nehme, sondern Ich bin reines Anschauen; Ich fuer mich bleibe dabei, das Itzt ist Tag, oder auch dabei, das Hier ist Baum; vergleiche auch nicht das Hier und Itzt selbst miteinander, sondern halte an einer unmittelbaren Beziehung fest: das Itzt ist Tag.
Da hiemit diese Gewissheit nicht mehr herzutreten will, wenn wir sie auf ein Itzt, das Nacht ist, oder auf einen Ich, dem es Nacht ist, aufmerksam machen, so treten wir zu ihr hinzu, und lassen uns das Itzt zeigen, das behauptet wird. Zeigen muessen wir es uns lassen, denn die Wahrheit dieser unmittelbaren Beziehung ist die Wahrheit dieses Ich, der sich auf ein Itzt oder ein Hier einschraenkt. Wuerden wir nachher diese Wahrheit vornehmen, oder entfernt davon stehen, so haette sie gar keine Bedeutung, denn wir hoeben die Unmittelbarkeit auf, die ihr wesentlich ist. Wir muessen daher in denselben Punkt der Zeit oder des Raums eintreten, sie uns zeigen, d. h. uns zu demselben diesen Ich, welches das gewiss Wissende ist, machen lassen. Sehen wir also, wie das Unmittelbare beschaffen ist, das uns aufgezeigt wird.
Es wird das Itzt gezeigt; dieses Itzt. Itzt; es hat schon aufgehoert zu sein, indem es gezeigt wird; das Itzt, das ist, ist ein anderes als das gezeigte, und wir sehen, dass das Itzt eben dieses ist, indem es ist, schon nicht mehr zu sein. Das Itzt, wie es uns gezeigt wird, ist es ein gewesenes; und dies ist seine Wahrheit; es hat nicht die Wahrheit des Seins. Es ist also doch dies wahr, dass es gewesen ist. Aber was gewesen ist, ist in der Tat kein Wesen; es *ist* nicht, und um das Sein war es zu tun.
Wir sehen also in diesem Aufzeigen nur eine Bewegung und folgenden Verlauf derselben: 1) Ich zeige das Itzt auf, es ist als das Wahre behauptet; ich zeige es aber als Gewesenes, oder als ein Aufgehobenes, hebe die erste Wahrheit auf, und 2) Itzt behaupte Ich als die zweite Wahrheit, dass es gewesen, aufgehoben ist. 3) Aber das Gewesene ist nicht; Ich hebe das Gewesen-oder Aufgehobensein, die zweite Wahrheit auf, negiere damit die Negation des Itzt, und kehre so zur ersten Behauptung zurueck: dass Itzt ist. Das Itzt und das Aufzeigen des Itzt ist also so beschaffen, dass weder das Itzt noch das Aufzeigen des Itzt ein unmittelbares Einfaches ist, sondern eine Bewegung, welche verschiedene Momente an ihr hat; es wird Dieses gesetzt, es wird aber vielmehr ein Anderes gesetzt, oder das Diese wird aufgehoben: und dieses Anderssein oder Aufheben des ersten wird selbst wieder aufgehoben, und so zu dem ersten zurueckgekehrt. Aber dieses in sich reflektierte erste ist nicht ganz genau dasselbe, was es zuerst, naemlich ein Unmittelbares, war; sondern es ist eben ein in sich Reflektiertes, oder Einfaches, welches im Anderssein bleibt, was es ist; ein Itzt, welches absolut viele Itzt ist; und dies ist das wahrhafte Itzt; das Itzt als einfacher Tag, das viele Itzt in sich hat, Stunden; ein solches Itzt, eine Stunde, ist ebenso viele Minuten, und diese Itzt gleichfalls viele Itzt und so fort. —Das Aufzeigen ist also selbst die Bewegung, welche es ausspricht, was das Itzt in Wahrheit ist; naemlich ein Resultat, oder eine Vielheit von Itzt zusammengefasst; und das Aufzeigen ist das Erfahren, dass Itzt Allgemeines ist.
Das aufgezeigte Hier, das ich festhalte, ist ebenso ein dieses Hier, das in der Tat nicht dieses Hier ist, sondern ein Vornen und Hinten, ein Oben und Unten, ein Rechts und Links ist. Das Oben ist selbst ebenso dieses vielfache Anderssein in oben, unten, und so fort. Das Hier, welches aufgezeigt werden sollte, verschwindet in andern Hier, aber diese verschwinden ebenso; das Aufgezeigte, Festgehaltene und Bleibende ist ein negatives Dieses, das nur so ist, indem die Hier, wie sie sollen, genommen werden, aber darin sich aufheben; es ist eine einfache Komplexion vieler Hier. Das Hier, das gemeint wird, waere der Punkt; er ist aber nicht, sondern, indem er als seiend aufgezeigt wird, zeigt sich das Aufzeigen, nicht unmittelbares Wissen, sondern eine Bewegung, von dem gemeinten Hier aus durch viele Hier in das allgemeine Hier zu sein, welches wie der Tag eine einfache Vielheit der Itzt, so eine einfache Vielheit der Hier ist.
Es erhellt, dass die Dialektik der sinnlichen Gewissheit nichts anders als die einfache Geschichte ihrer Bewegung oder ihrer Erfahrung, und die sinnliche Gewissheit selbst nichts anders als nur diese Geschichte ist. Das natuerliche Bewusstsein geht deswegen auch zu diesem Resultate, was an ihr das Wahre ist, immer selbst fort, und macht die Erfahrung darueber; aber vergisst es nur ebenso immer wieder, und faengt die Bewegung von vorne an. Es ist daher zu verwundern, wenn gegen diese Erfahrung, als allgemeine Erfahrung, auch als philosophische Behauptung, und gar als Resultat des Skeptizismus aufgestellt wird, die Realitaet oder das Sein von aeussern Dingen als diesen, oder sinnlichen, habe absolute Wahrheit fuer das Bewusstsein; eine solche Behauptung weiss zugleich nicht, was sie spricht, weiss nicht, dass sie das Gegenteil von dem sagt, was sie sagen will. Die Wahrheit des sinnlichen Diesen fuer das Bewusstsein soll allgemeine Erfahrung sein; aber vielmehr ist das Gegenteil allgemeine Erfahrung; jedes Bewusstsein hebt eine solche Wahrheit, wie zum Beispiel: das Hier ist ein Baum, oder das Itzt ist Mittag, selbst wieder auf, und spricht das Gegenteil aus: das Hier ist nicht ein Baum, sondern ein Haus; und was in dieser die erste aufhebenden Behauptung wieder eine ebensolche Behauptung eines sinnlichen Diesen ist, hebt es sofort ebenso auf; und wird in aller sinnlichen Gewissheit in Wahrheit nur dies erfahren, was wir gesehen haben, das dieses naemlich als ein Allgemeines, das Gegenteil dessen, was jene Behauptung allgemeine Erfahrung zu sein versichert.—Bei dieser Berufung auf die allgemeine Erfahrung kann es erlaubt sein, die Ruecksicht auf das Praktische zu antizipieren. In dieser Ruecksicht kann denjenigen, welche jene Wahrheit und Gewissheit der Realitaet der sinnlichen Gegenstaende behaupten, gesagt werden, dass sie in die unterste Schule der Weisheit, naemlich in die alten Eleusischen Mysterien der Ceres und des Bacchus zurueckzuweisen sind, und das Geheimnis des Essens des Brotes und des Trinkens des Weines erst zu lernen haben; denn der in diese Geheimnisse Eingeweihte gelangt nicht nur zum Zweifel an dem Sein der sinnlichen Dinge, sondern zur Verzweiflung an ihm; und vollbringt in ihnen teils selbst ihre Nichtigkeit, teils sieht er sie vollbringen. Auch die Tiere sind nicht von dieser Weisheit ausgeschlossen, sondern erweisen sich vielmehr am tiefsten in sie eingeweiht zu sein, denn sie bleiben nicht vor den sinnlichen Dingen als an sich seienden stehen, sondern verzweifelnd an dieser Realitaet und in der voelligen Gewissheit ihrer Nichtigkeit langen sie ohne weiteres zu und zehren sie auf; und die ganze Natur feiert wie sie diese offenbare Mysterien, welche es lehren, was die Wahrheit der sinnlichen Dinge ist.
Die, welche solche Behauptung aufstellen, sagen aber, gemaess vorhergehenden Bemerkungen, auch selbst unmittelbar das Gegenteil dessen, was sie meinen; eine Erscheinung, die vielleicht am faehigsten ist, zum Nachdenken ueber die Natur der sinnlichen Gewissheit zu bringen. Sie sprechen von dem Dasein aeusserer Gegenstaende, welche noch genauer, als wirkliche, absolut einzelne, ganz persoenliche, individuelle Dinge, deren jedes seines absolutgleichen nicht mehr hat, bestimmt werden koennen; dies Dasein habe absolute Gewissheit und Wahrheit. Sie meinen dieses Stueck Papier, worauf ich dies schreibe, oder vielmehr geschrieben habe; aber was sie meinen, sagen sie nicht. Wenn sie wirklich dieses Stueck Papier, das sie meinen, sagen wollten, und sie wollten sagen, so ist dies unmoeglich, weil das sinnliche Diese, das gemeint wird, der Sprache, die dem Bewusstsein, dem an sich allgemeinen, angehoert, unerreichbar ist. Unter dem wirklichen Versuche, es zu sagen, wuerde es daher vermodern; die seine Beschreibung angefangen, koennten sie nicht vollenden, sondern muessten sie andern ueberlassen, welche von einem Dinge zu sprechen, das nicht ist, zuletzt selbst eingestehen wuerden. Sie meinen also wohl dieses Stueck Papier, das hier ein ganz anderes als das obige ist; aber sie sprechen wirkliche Dinge, aeussere oder sinnliche Gegenstaende, absolut einzelne Wesen, und so fort, das heisst, sie sagen von ihnen nur das Allgemeine; daher was das Unaussprechliche genannt wird, nichts anderes ist, als das Unwahre, Unvernuenftige, bloss Gemeinte.—Wird von etwas weiter nichts gesagt, als dass es ein wirkliches Ding, ein aeusserer Gegenstand ist, so ist es nur als das Allerallgemeinste, und damit viel mehr seine Gleichheit mit allem, als die Unterschiedenheit ausgesprochen. Sage ich ein einzelnes Ding, so sage ich es vielmehr ebenso als ganz Allgemeines, denn alle sind ein einzelnes Ding; und gleichfalls dieses Ding ist alles, was man will. Genauer bezeichnet, als dieses Stueck Papier, so ist alles und jedes Papier, ein dieses Stueck Papier, und ich habe nur immer das Allgemeine gesagt. Will ich aber dem Sprechen, welches die goettliche Natur hat, die Meinung unmittelbar zu verkehren, zu etwas anderem zu machen, und so sie gar nicht zum Worte kommen zu lassen, dadurch nachhelfen, dass ich dies Stueck Papier aufzeige, so mache ich die Erfahrung, was die Wahrheit der sinnlichen Gewissheit in der Tat ist; ich zeige es auf, als ein Hier, das ein Hier anderer Hier, oder an ihm selbst ein einfaches Zusammen vieler Hier, das heisst, ein Allgemeines ist, ich nehme so es auf, wie es in Wahrheit ist, und statt ein Unmittelbares zu wissen, nehme ich wahr.
Die unmittelbare Gewissheit nimmt sich nicht das Wahre, denn ihre Wahrheit ist das Allgemeine, sie aber will das Diese nehmen. Die Wahrnehmung nimmt hingegen das, was ihr das Seiende ist, als Allgemeines. Wie die Allgemeinheit ihr Prinzip ueberhaupt, so sind auch ihre in ihr unmittelbar sich unterscheidenden Momente, Ich ein allgemeines, und der Gegenstand ein allgemeiner. Jenes Prinzip ist uns entstanden, und unser Aufnehmen der Wahrnehmung daher nicht mehr ein erscheinendes Aufnehmen, wie der sinnlichen Gewissheit, sondern ein notwendiges. In dem Entstehen des Prinzips sind zugleich die beiden Momente, die an ihrer Erscheinung nur herausfallen, geworden; das eine naemlich die Bewegung des Aufzeigens, das andere dieselbe Bewegung, aber als Einfaches; jenes das Wahrnehmen, dies der Gegenstand. Der Gegenstand ist dem Wesen nach dasselbe, was die Bewegung ist, sie die Entfaltung und Unterscheidung der Momente, er das Zusammengefasstsein derselben. Fuer uns oder an sich ist das Allgemeine als Prinzip das Wesen der Wahrnehmung; und gegen diese Abstraktion, die beiden unterschiednen, das Wahrnehmende und das Wahrgenommene das Unwesentliche. Aber in der Tat, weil beide selbst das Allgemeine oder das Wesen sind, sind sie beide wesentlich; indem sie aber sich als entgegengesetzte aufeinander beziehen, so kann in der Beziehung nur das eine das wesentliche sein; und der Unterschied des Wesentlichen und Unwesentlichen muss sich an sie verteilen. Das eine als das einfache bestimmt, der Gegenstand, ist das Wesen, gleichgueltig dagegen, ob er wahrgenommen wird oder nicht; das Wahrnehmen aber als die Bewegung ist das Unbestaendige, das sein kann oder auch nicht, und das Unwesentliche.
Dieser Gegenstand ist nun naeher zu bestimmen, und diese Bestimmung aus dem Resultate, das sich ergeben, kurz zu entwickeln; die ausgefuehrtere Entwicklung gehoert nicht hierher. Da sein Prinzip, das Allgemeine, in seiner Einfachheit ein vermitteltes ist, so muss er dies als seine Natur an ihm ausdruecken; er zeigt sich dadurch als das Ding von vielen Eigenschaften. Der Reichtum des sinnlichen Wissens gehoert der Wahrnehmung, nicht der unmittelbaren Gewissheit an, an der er nur das Beiherspielende war, denn nur jene hat die Negation, den Unterschied oder die Mannigfaltigkeit an ihrem Wesen.
Das Dieses ist also gesetzt als nicht dieses, oder als aufgehoben; und damit nicht Nichts, sondern ein bestimmtes Nichts, oder ein Nichts von einem Inhalte, naemlich dem Diesen. Das Sinnliche ist hiedurch selbst noch vorhanden, aber nicht, wie es in der unmittelbaren Gewissheit sein sollte, als das gemeinte Einzelne, sondern als Allgemeines, oder als das, was sich als Eigenschaft bestimmen wird. Das Aufheben stellt seine wahrhafte gedoppelte Bedeutung dar, welche wir an dem Negativen gesehen haben; es ist ein Negieren und ein Aufbewahren zugleich; das Nichts, als Nichts des Diesen, bewahrt die Unmittelbarkeit auf, und ist selbst sinnlich, aber eine allgemeine Unmittelbarkeit.—Das Sein aber ist ein Allgemeines dadurch, dass es die Vermittlung oder das Negative an ihm hat; indem es dies an seiner Unmittelbarkeit ausdrueckt, ist es eine unterschiedene, bestimmte Eigenschaft. Damit sind zugleich viele solche Eigenschaften, eine die negative der andern, gesetzt. Indem sie in der Einfachheit des Allgemeinen ausgedrueckt sind, beziehen sich diese Bestimmtheiten, die eigentlich erst durch eine ferner hinzukommende Bestimmung Eigenschaften sind, auf sich selbst, sind gleichgueltig gegeneinander, jede fuer sich, frei von der andern. Die einfache sich selbst gleiche Allgemeinheit selbst aber ist wieder von diesen ihren Bestimmtheiten unterschieden, und frei; sie ist das reine Sich-auf-sich-beziehen, oder das Medium, worin diese Bestimmtheiten alle sind, sich also in ihr als in einer einfachen Einheit durchdringen, ohne sich aber zu beruehren; denn eben durch die Teilnahme an dieser Allgemeinheit sind sie gleichgueltig fuer sich. —Dies abstrakte allgemeine Medium, das die Dingheit ueberhaupt oder das reine Wesen genannt werden kann, ist nichts anderes als das Hier und Itzt, wie es sich erwiesen hat, naemlich als ein einfaches Zusammen von vielen, aber die vielen sind in ihrer Bestimmtheit selbst einfach allgemeine. Dies Salz ist einfaches Hier, und zugleich vielfach; es ist weiss, und auch scharf, auch kubisch gestaltet, auch von bestimmter Schwere, und so weiter. Alle diese vielen Eigenschaften sind in einem einfachen Hier, worin sie sich also durchdringen; keine hat ein anderes Hier als die andere, sondern jede ist allenthalben, in demselben, worin die andere ist; und zugleich, ohne durch verschiedene Hier geschieden zu sein, affizieren sie sich in dieser Durchdringung nicht; das Weisse affiziert oder veraendert das Kubische nicht, beide nicht das Scharfe, und so weiter, sondern da jede selbst einfaches Sich-auf-sich-beziehen ist, laesst sie die andern ruhig und bezieht sich nur durch das gleichgueltige Auch auf sie. Dieses Auch ist also das reine Allgemeine selbst, oder das Medium, die sie so zusammenfassende Dingheit.
In diesem Verhaeltnisse, das sich ergeben hat, ist nur erst der Charakter der positiven Allgemeinheit beobachtet und entwickelt; es bietet sich aber noch eine Seite dar, welche auch hereingenommen werden muss. Naemlich wenn die vielen bestimmten Eigenschaften schlechterdings gleichgueltig waeren, und sich durchaus nur auf sich selbst bezoegen, so waeren sie keine bestimmte; denn sie sind dies nur insofern sie sich unterscheiden, und sich auf andere als entgegengesetzte beziehen. Nach dieser Entgegensetzung aber koennen sie nicht in der einfachen Einheit ihres Mediums zusammen sein, die ihnen ebenso wesentlich ist als die Negation; die Unterscheidung derselben, insofern sie nicht eine gleichgueltige, sondern ausschliessende, anderes negierende ist, faellt also ausser diesem einfachen Medium; und dieses ist daher nicht nur ein Auch, gleichgueltige Einheit, sondern auch Eins, ausschliessende Einheit. —Das Eins ist das Moment der Negation, wie es selbst auf eine einfache Weise sich auf sich bezieht, und Anderes ausschliesst; und wodurch die Dingheit als Ding bestimmt ist. An der Eigenschaft ist die Negation als Bestimmtheit, die unmittelbar eins ist mit der Unmittelbarkeit des Seins, welche durch diese Einheit mit der Negation, Allgemeinheit ist; als Eins aber ist sie, wie sie von dieser Einheit mit dem Gegenteil befreit, und an und fuer sich selbst ist.
In diesen Momenten zusammen ist das Ding als das Wahre der Wahrnehmung vollendet, so weit es noetig ist, es hier zu entwickeln. Es ist a) die gleichgueltige passive Allgemeinheit, das Auch der vielen Eigenschaften, oder vielmehr Materien, b) die Negation ebenso als einfach; oder das Eins, das Ausschliessen entgegengesetzter Eigenschaften, und g) die vielen Eigenschaften selbst, die Beziehung der zwei ersten Momente; die Negation, wie sie sich auf das gleichgueltige Element bezieht, und sich darin als eine Menge von Unterschieden ausbreitet; der Punkt der Einzelnheit in dem Medium des Bestehens in die Vielheit ausstrahlend. Nach der Seite, dass diese Unterschiede dem gleichgueltigen Medium angehoeren, sind sie selbst allgemein, beziehen sich nur auf sich, und affizieren sich nicht; nach der Seite aber, dass sie der negativen Einheit angehoeren, sind sie zugleich ausschliessend; haben aber diese entgegengesetzte Beziehung notwendig an Eigenschaften, die aus *ihrem* Auch entfernt sind. Die sinnliche Allgemeinheit, oder die unmittelbare Einheit des Seins und des Negativen, ist erst so Eigenschaft, insofern das Eins und die reine Allgemeinheit aus ihr entwickelt, und voneinander unterschieden sind, und sie diese miteinander zusammenschliesst; diese Beziehung derselben auf die reinen wesentlichen Momente vollendet erst das Ding.
So ist nun das Ding der Wahrnehmung beschaffen; und das Bewusstsein ist als Wahrnehmendes bestimmt, insofern dies Ding sein Gegenstand ist; es hat ihn nur zu nehmen, und sich als reines Auffassen zu verhalten; was sich ihm dadurch ergibt, ist das Wahre. Wenn es selbst bei diesem Nehmen etwas taete, wuerde es durch solches Hinzusetzen oder Weglassen die Wahrheit veraendern. Indem der Gegenstand das Wahre und Allgemeine, sich selbst Gleiche, das Bewusstsein sich aber das Veraenderliche und Unwesentliche ist, kann es ihm geschehen, dass es den Gegenstand unrichtig auffasst und sich taeuscht. Das Wahrnehmende hat das Bewusstsein der Moeglichkeit der Taeuschung; denn in der Allgemeinheit, welche das Prinzip ist, ist das Anderssein selbst unmittelbar fuer es, aber als das Nichtige, Aufgehobene. Sein Kriterium der Wahrheit ist daher die Sichselbstgleichheit, und sein Verhalten als sich selbst gleiches aufzufassen. Indem zugleich das verschiedene fuer es ist, ist es ein Beziehen der verschiedenen Momente seines Auffassens aufeinander; wenn sich aber in dieser Vergleichung eine Ungleichheit hervortut, so ist dies nicht eine Unwahrheit des Gegenstandes, denn er ist das sich selbst Gleiche, sondern des Wahrnehmens.
Sehen wir nun zu, welche Erfahrung das Bewusstsein in seinem wirklichen Wahrnehmen macht. Sie ist fuer uns in der soeben gegebenen Entwicklung des Gegenstandes und des Verhaltens des Bewusstseins zu ihm schon enthalten; und wird nur die Entwicklung der darin vorhandenen Widersprueche sein.—Der Gegenstand, den Ich aufnehme, bietet sich als rein Einer dar; auch werde ich die Eigenschaft an ihm gewahr, die allgemein ist, dadurch aber ueber die Einzelnheit hinausgeht. Das erste Sein des gegenstaendlichen Wesens als eines Einen war also nicht sein wahres Sein; da er das Wahre ist, faellt die Unwahrheit in mich, und das Auffassen war nicht richtig. Ich muss um der Allgemeinheit der Eigenschaft willen das gegenstaendliche Wesen vielmehr als eine Gemeinschaft ueberhaupt nehmen. Ich nehme nun ferner die Eigenschaft wahr als bestimmte, anderem entgegengesetzte, und es ausschliessende. Ich fasste das gegenstaendliche Wesen also in der Tat nicht richtig auf, als Ich es als eine Gemeinschaft mit andern oder als die Kontinuitaet bestimmte, und muss, vielmehr um der Bestimmtheit der Eigenschaft willen, die Kontinuitaet trennen, und es als ausschliessendes Eins setzen. An dem getrennten Eins finde ich viele solche Eigenschaften, die einander nicht affizieren, sondern gleichgueltig gegeneinander sind; ich nahm den Gegenstand also nicht richtig wahr, als ich ihn als ein Ausschliessendes auffasste, sondern er ist, wie vorhin nur Kontinuitaet ueberhaupt, so itzt ein allgemeines gemeinschaftliches Medium, worin viele Eigenschaften als sinnliche Allgemeinheiten, jede fuer sich ist, und als bestimmte die andern ausschliesst. Das Einfache und Wahre, das ich wahrnehme, ist aber hiemit auch nicht ein allgemeines Medium, sondern die einzelne Eigenschaft fuer sich, die aber so weder Eigenschaft noch ein bestimmtes Sein ist; denn sie ist nun weder an einem Eins noch in Beziehung auf andere. Eigenschaft ist sie aber nur am Eins, und bestimmt nur in Beziehung auf andere. Sie bleibt als dies reine Sich-auf-sich-selbst-beziehen nur sinnliches Sein ueberhaupt, da sie den Charakter der Negativitaet nicht mehr an ihr hat; und das Bewusstsein, fuer welches itzt ein sinnliches Sein ist, ist nur ein Meinen, das heisst, es ist aus dem Wahrnehmen ganz heraus und in sich zurueckgegangen. Allein das sinnliche Sein und Meinen geht selbst in das Wahrnehmen ueber; ich bin zu dem Anfang zurueckgeworfen, und wieder in denselben, sich in jedem Momente und als Ganzes aufhebenden Kreislauf hineingerissen.
Das Bewusstsein durchlauft ihn also notwendig wieder, aber zugleich nicht auf dieselbe Weise wie das erstemal. Es hat naemlich die Erfahrung ueber das Wahrnehmen gemacht, dass das Resultat und das Wahre desselben seine Aufloesung, oder die Reflexion in sich selbst aus dem Wahren ist. Es hat sich hiemit fuer das Bewusstsein bestimmt, wie sein Wahrnehmen wesentlich beschaffen ist, naemlich nicht ein einfaches reines Auffassen, sondern in seinem Auffassen zugleich aus dem Wahren heraus in sich reflektiert zu sein. Diese Rueckkehr des Bewusstseins in sich selbst, die sich in das reine Auffassen unmittelbar—denn sie hat sich als dem Wahrnehmen wesentlich gezeigt— einmischt, veraendert das Wahre. Das Bewusstsein erkennt diese Seite zugleich als die seinige, und nimmt sie auf sich, wodurch es also den wahren Gegenstand rein erhalten wird.—Es ist hiemit itzt, wie es bei der sinnlichen Gewissheit geschah, an dem Wahrnehmen die Seite vorhanden, dass das Bewusstsein in sich zurueckgedraengt wird, aber zunaechst nicht in dem Sinne, in welchem dies bei jener der Fall war; als ob in es die Wahrheit des Wahrnehmens fiele, sondern vielmehr erkennt es, dass die Unwahrheit, die darin vorkoemmt, in es faellt. Durch diese Erkenntnis aber ist es zugleich faehig, sie aufzuheben; es unterscheidet sein Auffassen des Wahren von der Unwahrheit seines Wahrnehmens, korrigiert diese, und insofern es diese Berichtigung selbst vornimmt, faellt allerdings die Wahrheit als Wahrheit des Wahrnehmens in dasselbe. Das Verhalten des Bewusstseins, das nunmehr zu betrachten ist, ist also so beschaffen, dass es nicht mehr bloss wahrnimmt, sondern auch seiner Reflexion in sich bewusst ist, und diese von der einfachen Auffassung selbst abtrennt.
Ich werde also zuerst des Dings als Eines gewahr, und habe es in dieser wahren Bestimmung festzuhalten; wenn in der Bewegung des Wahrnehmens etwas dem Widersprechendes vorkommt, so ist dies als meine Reflexion zu erkennen. Es kommen nun in der Wahrnehmung auch verschiedene Eigenschaften vor, welche Eigenschaften des Dings zu sein scheinen; allein das Ding ist Eins und von dieser Verschiedenheit, wodurch es aufhoerte, Eins zu sein, sind wir uns bewusst, dass sie in uns faellt. Dies Ding ist also in der Tat nur weiss, an unser Auge gebracht, scharf auch, an unsre Zunge, auch kubisch an unser Gefuehl, und so fort. Die gaenzliche Verschiedenheit dieser Seiten nehmen wir nicht aus dem Dinge, sondern aus uns; sie fallen uns an unserem von der Zunge ganz unterschiedenen Auge und so fort, so auseinander. Wir sind somit das allgemeine Medium, worin solche Momente sich absondern und fuer sich sind. Hiedurch also, dass wir die Bestimmtheit, allgemeines Medium zu sein, als unsre Reflexion betrachten, erhalten wir die Sichselbstgleichheit und Wahrheit des Dinges, Eins zu sein.
Diese verschiedenen Seiten, welche das Bewusstsein auf sich nimmt, sind aber, jede so fuer sich, als in dem allgemeinen Medium sich befindend betrachtet, bestimmt; das Weisse ist nur in Entgegensetzung gegen das Schwarze, und so fort, und das Ding Eins gerade dadurch, dass es andern sich entgegensetzt. Es schliesst aber andere nicht, insofern es Eins ist, von sich aus; denn Eins zu sein ist das allgemeine Auf-sich-selbst-beziehen, und dadurch, dass es Eins ist, ist es vielmehr allen gleich; sondern durch die Bestimmtheit. Die Dinge selbst also sind an und fuer sich bestimmte; sie haben Eigenschaften, wodurch sie sich von andern unterscheiden. Indem die Eigenschaft die eigene Eigenschaft des Dinges, oder eine Bestimmtheit an ihm selbst ist, hat es mehrere Eigenschaften. Denn vors erste ist das Ding das Wahre, es ist an sich selbst; und was an ihm ist, ist an ihm als sein eigenes Wesen, nicht um anderer willen; also sind zweitens die bestimmten Eigenschaften nicht nur um anderer Dinge willen, und fuer andere Dinge, sondern an ihm selbst; sie sind aber bestimmte Eigenschaften an ihm nur, indem sie mehrere sich voneinander unterscheidende sind; und drittens, indem sie so in der Dingheit sind, sind sie an und fuer sich und gleichgueltig gegeneinander. Es ist also in Wahrheit das Ding selbst, welches weiss, und auch kubisch, auch scharf, und so fort ist, oder das Ding ist das Auch, oder das allgemeine Medium, worin die vielen Eigenschaften aussereinander bestehen, ohne sich zu beruehren und aufzuheben; und so genommen wird es als das Wahre genommen.
Bei diesem Wahrnehmen nun ist das Bewusstsein zugleich sich bewusst, dass es sich auch in sich selbst reflektiert und in dem Wahrnehmen das dem Auch entgegengesetzte Moment vorkommt. Dies Moment aber ist Einheit des Dings mit sich selbst, welche den Unterschied aus sich ausschliesst. Sie ist es demnach, welche das Bewusstsein auf sich zu nehmen hat; denn das Ding selbst ist das Bestehen der vielen verschiedenen und unabhaengigen Eigenschaften. Es wird also von dem Dinge gesagt, es ist weiss, auch kubisch, und auch scharf u. s.f. Aber insofern es weiss ist, ist es nicht kubisch, und insofern es kubisch und auch weiss ist, ist es nicht scharf u.s.f. Das In-eins-setzen dieser Eigenschaften kommt nur dem Bewusstsein zu, welches sie daher an dem Ding nicht in Eins fallen zu lassen hat. Zu dem Ende bringt es das Insofern herbei, wodurch es sie auseinander, und das Ding als das Auch erhaelt. Recht eigentlich wird das Einssein von dem Bewusstsein erst so auf sich genommen, dass dasjenige, was Eigenschaft genannt wurde, als freie Materie vorgestellt wird. Das Ding ist auf diese Weise zum wahrhaften Auch erhoben, indem es eine Sammlung von Materien, und statt Eins zu sein zu einer bloss umschliessenden Oberflaeche wird.
Sehen wir zurueck auf dasjenige, was das Bewusstsein vorhin auf sich genommen, und itzt auf sich nimmt; was es vorhin dem Dinge zuschrieb, und itzt ihm zuschreibt, so ergibt sich dass es abwechslungsweise ebensowohl sich selbst als auch das Ding zu beidem macht, zum reinen vielheitslosen Eins, wie zu einem in selbststaendige Materien aufgeloesten Auch. Das Bewusstsein findet also durch diese Vergleichung, dass nicht nur sein Nehmen des Wahren, die Verschiedenheit des Auffassens und des In-sich-zurueckgehens an ihm hat, sondern dass vielmehr das Wahre selbst, das Ding, sich auf diese gedoppelte Weise zeigt. Es ist hiemit die Erfahrung vorhanden, dass das Ding sich fuer das auffassende Bewusstsein auf eine bestimmte Weise darstellt, aber zugleich aus der Weise, in der es sich darbietet, heraus und in sich reflektiert ist, oder an ihm selbst eine entgegengesetzte Wahrheit hat.
Das Bewusstsein ist also auch aus dieser zweiten Art, sich im Wahrnehmen zu verhalten, naemlich das Ding als das Wahre sich selbst Gleiche, sich aber fuer das Ungleiche, fuer das aus der Gleichheit heraus in sich Zurueckgehende, zu nehmen, selbst heraus, und der Gegenstand ist ihm itzt diese ganze Bewegung, welche vorher an den Gegenstand und an das Bewusstsein verteilt war. Das Ding ist Eins, in sich reflektiert; es ist fuer sich; aber es ist auch fuer ein Anderes; und zwar ist es ein anderes fuer sich, als es fuer Anderes ist. Das Ding ist hienach fuer sich, und auch fuer ein Anderes, ein gedoppeltes verschiedenes Sein; aber es ist auch Eins; das Einssein aber widerspricht dieser seiner Verschiedenheit; das Bewusstsein haette hienach dies In-eins-setzen wieder auf sich zu nehmen, und von dem Dinge abzuhalten. Es muesste also sagen, dass das Ding, insofern es fuer sich ist, nicht fuer Anderes ist. Allein dem Dinge selbst kommt auch das Einssein zu, wie das Bewusstsein erfahren hat; das Ding ist wesentlich in sich reflektiert. Das Auch, oder der gleichgueltige Unterschied faellt also wohl ebenso in das Ding, als das Einssein; aber da beides verschieden, nicht in dasselbe, sondern in verschiedene Dinge; der Widerspruch, der an dem gegenstaendlichen Wesen ueberhaupt ist, verteilt sich an zwei Gegenstaende. Das Ding ist also wohl an und fuer sich, sich selbst gleich; aber diese Einheit mit sich selbst wird durch andere Dinge gestoert; so ist die Einheit des Dings erhalten, und zugleich das Anderssein ausser ihm, so wie ausser dem Bewusstsein.
Ob nun zwar so der Widerspruch des gegenstaendlichen Wesens an verschiedene Dinge verteilt ist, so wird darum doch an das abgesonderte einzelne Ding selbst der Unterschied kommen. Die verschiedenen Dinge sind also fuer sich gesetzt; und der Widerstreit faellt in sie so gegenseitig, dass jedes nicht von sich selbst, sondern nur von dem andern verschieden ist. Jedes ist aber hiemit selbst als ein Unterschiedenes bestimmt, und hat den wesentlichen Unterschied von den andern an ihm; aber zugleich nicht so, dass dies eine Entgegensetzung an ihm selbst waere, sondern es fuer sich ist einfache Bestimmtheit, welche seinen wesentlichen es von andern unterscheidenden Charakter ausmacht. In der Tat ist zwar, da die Verschiedenheit an ihm ist, dieselbe notwendig als wirklicher Unterschied mannigfaltiger Beschaffenheit an ihm. Allein weil die Bestimmtheit das Wesen des Dinges ausmacht, wodurch es von andern sich unterscheidet und fuer sich ist, so ist diese sonstige mannigfaltige Beschaffenheit das Unwesentliche. Das Ding hat hiemit zwar in seiner Einheit das gedoppelte Insofern an ihm, aber mit ungleichem Werte; wodurch dies Engegengesetztsein also nicht zur wirklichen Entgegensetzung des Dings selbst wird, sondern insofern dies durch seinen *absoluten* Unterschied in Entgegensetzung kommt, hat es sie gegen ein anderes Ding ausser ihm. Die sonstige Mannigfaltigkeit aber ist zwar auch notwendig an dem Dinge, so dass sie nicht von ihm wegbleiben kann, aber sie ist ihm unwesentlich.
Diese Bestimmtheit, welche den wesentlichen Charakter des Dings ausmacht, und es von allen andern unterscheidet, ist nun so bestimmt, dass das Ding dadurch im Gegensatze mit andern ist, aber sich darin fuer sich erhalten soll. Ding aber, oder fuer sich seiendes Eins ist es nur, insofern es nicht in dieser Beziehung auf andere steht; denn in dieser Beziehung ist vielmehr der Zusammenhang mit anderem gesetzt; und Zusammenhang mit anderem ist das Aufhoeren des Fuer-sich-seins. Durch den absoluten Charakter gerade und seine Entgegensetzung verhaelt es sich zu andern, und ist wesentlich nur dies Verhalten; das Verhaeltnis aber ist die Negation seiner Selbststaendigkeit, und das Ding geht vielmehr durch seine wesentliche Eigenschaft zugrunde.
Die Notwendigkeit der Erfahrung fuer das Bewusstsein, dass das Ding eben durch die Bestimmtheit, welche sein Wesen und sein Fuer-sich-sein ausmacht, zugrunde geht, kann kurz dem einfachen Begriffe nach so betrachtet werden. Das Ding ist gesetzt als Fuer-sich-sein, oder als absolute Negation alles Andersseins; daher absolute, nur sich auf sich beziehende Negation; aber die sich auf sich beziehende Negation ist Aufheben seiner selbst, oder sein Wesen in einem andern zu haben.
In der Tat enthaelt die Bestimmung des Gegenstandes, wie er sich ergeben hat, nichts anderes; er soll eine wesentliche Eigenschaft, welche sein einfaches Fuer-sich-sein ausmacht, bei dieser Einfachheit aber auch die Verschiedenheit an ihm selbst haben, welche zwar notwendig sein, aber nicht die wesentliche Bestimmtheit ausmachen soll. Aber dies ist eine Unterscheidung, welche nur noch in den Worten liegt; das Unwesentliche, welches doch zugleich notwendig sein soll, hebt sich selbst auf, oder ist dasjenige, was soeben die Negation seiner selbst genannt wurde.
Es faellt hiemit das letzte Insofern hinweg, welches das Fuer-sich-sein und das Sein fuer Anderes trennte; der Gegenstand ist vielmehr in einer und derselben Ruecksicht das Gegenteil seiner selbst, fuer sich, insofern er fuer Anderes, und fuer Anderes, insofern er fuer sich ist. Er ist fuer sich, in sich reflektiert, Eins; aber dies fuer sich, in sich reflektiert, Einssein ist mit seinem Gegenteile, dem Sein fuer ein Anderes, in einer Einheit, und darum nur als Aufgehobenes gesetzt; oder dies Fuer-sich-sein ist ebenso unwesentlich als dasjenige, was allein das Unwesentliche sein sollte, naemlich das Verhaeltnis zu anderem.
Der Gegenstand ist hiedurch in seinen reinen Bestimmtheiten oder in den Bestimmtheiten, welche seine Wesenheit ausmachen sollten, ebenso aufgehoben, als er in seinem sinnlichen Sein zu einem Aufgehobenen wurde. Aus dem sinnlichen Sein wird er ein Allgemeines; aber dies Allgemeine ist, da es aus dem sinnlichen herkommt, wesentlich durch dasselbe bedingt, und daher ueberhaupt nicht wahrhaft sich selbst gleiche, sondern mit einem Gegensatze affizierte Allgemeinheit, welche sich darum in die Extreme der Einzelnheit und Allgemeinheit, des Eins der Eigenschaften und des Auchs der freien Materien trennt. Diese reinen Bestimmtheiten scheinen die Wesenheit selbst auszudruecken, aber sie sind nur ein Fuer-sich-sein, welches mit dem Sein fuer ein Anderes behaftet ist; indem aber beide wesentlich in einer Einheit sind, so ist itzt die unbedingte absolute Allgemeinheit vorhanden, und das Bewusstsein tritt hier erst wahrhaft in das Reich des Verstandes ein.
Die sinnliche Einzelnheit also verschwindet zwar in der dialektischen Bewegung der unmittelbaren Gewissheit und wird Allgemeinheit, aber nur sinnliche Allgemeinheit. Das Meinen ist verschwunden, und das Wahrnehmen nimmt den Gegenstand, wie er an sich ist, oder als Allgemeines ueberhaupt; die Einzelnheit tritt daher an ihm, als wahre Einzelnheit, als An-sich-sein des Eins hervor, oder als Reflektiertsein in sich selbst. Es ist aber noch ein bedingtes Fuer-sich-sein, neben welchem ein anderes Fuer-sich-sein, die der Einzelnheit entgegengesetzte und durch sie bedingte Allgemeinheit vorkommt; aber diese beiden widersprechenden Extreme sind nicht nur nebeneinander, sondern in einer Einheit, oder, was dasselbe ist, das Gemeinschaftliche beider, das Fuer-sich-sein ist mit dem Gegensatze ueberhaupt behaftet, das heisst, es ist zugleich nicht ein Fuer-sich-sein. Diese Momente sucht die Sophisterei des Wahrnehmens von ihrem Widerspruche zu retten, und durch die Unterscheidung der Ruecksichten, durch das Auch und Insofern festzuhalten, sowie endlich durch die Unterscheidung des Unwesentlichen und eines ihm entgegengesetzten Wesens das Wahre zu ergreifen. Allein diese Auskunftsmittel, statt die Taeuschung in dem Auffassen abzuhalten, erweisen sich vielmehr selbst als nichtig, und das Wahre, das durch diese Logik des Wahrnehmens gewonnen werden soll, erweist sich in einer und derselben Ruecksicht, das Gegenteil zu sein, und hiemit zu seinem Wesen die unterscheidungs-und bestimmungslose Allgemeinheit zu haben.
Diese leeren Abstraktionen der Einzelnheit und der ihr entgegengesetzten Allgemeinheit, sowie des Wesens, das mit einem Unwesentlichen verknuepft, eines Unwesentlichen, das doch zugleich notwendig ist, sind die Maechte, deren Spiel der wahrnehmende, oft so genannte gesunde Menschenverstand ist; er, der sich fuer das gediegne reale Bewusstsein nimmt, ist im Wahrnehmen nur das Spiel dieser Abstraktionen; er ist ueberhaupt immer da am aermsten, wo er am reichsten zu sein meint. Indem er von diesen nichtigen Wesen herumgetrieben, von dem einen dem andern in die Arme geworfen wird und durch seine Sophisterei abwechslungsweise itzt das eine, dann das gerad Entgegengesetzte festzuhalten und zu behaupten bemueht, sich der Wahrheit widersetzt, meint er von der Philosophie, sie habe es nur mit Gedankendingen zu tun. Sie hat in der Tat auch damit zu tun, und erkennt sie fuer die reinen Wesen, fuer die absoluten Elemente und Maechte; aber damit erkennt sie dieselben zugleich in ihrer Bestimmtheit, und ist darum Meister ueber sie, waehrend jener wahrnehmende Verstand sie fuer das Wahre nimmt, und von ihnen aus einer Irre in die andere geschickt wird. Er selbst kommt nicht zu dem Bewusstsein, dass es solche einfache Wesenheiten sind, die in ihm walten, sondern er meint es immer mit ganz gediegnem Stoffe und Inhalte zu tun zu haben, so wie die sinnliche Gewissheit nicht weiss, dass die leere Abstraktion des reinen Seins ihr Wesen ist; aber in der Tat sind sie es, an welchen er durch allen Stoff und Inhalt hindurch und hin und her laeuft; sie sind der Zusammenhalt und die Herrschaft desselben, und allein dasjenige, was das sinnliche als Wesen fuer das Bewusstsein ist, was seine Verhaeltnisse zu ihm bestimmt, und woran die Bewegung des Wahrnehmens und seines Wahren ablaeuft. Dieser Verlauf, ein bestaendig abwechselndes Bestimmen des Wahren und Aufheben dieses Bestimmens, macht eigentlich das taegliche und bestaendige Leben und Treiben des Wahrnehmenden und in der Wahrheit sich zu bewegen meinenden Bewusstseins aus. Es geht darin unaufhaltsam zu dem Resultate des gleichen Aufhebens aller dieser wesentlichen Wesenheiten oder Bestimmungen fort, ist aber in jedem einzelnen Momente nur dieser einen Bestimmtheit als des Wahren sich bewusst, und dann wieder der entgegengesetzten. Es wittert wohl ihre Unwesenheit; sie gegen die drohende Gefahr zu retten, geht es zur Sophisterei ueber, das, was es selbst soeben als das Nichtwahre behauptete, itzt als das Wahre zu behaupten. Wozu diesen Verstand eigentlich die Natur dieser unwahren Wesen treiben will, die Gedanken von jener Allgemeinheit und Einzelnheit, vom Auch und Eins, von jener Wesentlichkeit, die mit einer Unwesentlichkeit notwendig verknuepft ist, und von einem Unwesentlichen, das doch notwendig ist,—die Gedanken von diesen Unwesen zusammenzubringen und sie dadurch aufzuheben, dagegen straeubt er sich durch die Stuetzen des Insofern und der verschiedenen Ruecksichten, oder dadurch, den einen Gedanken auf sich zu nehmen, um den andern getrennt und als den wahren zu erhalten. Aber die Natur dieser Abstraktionen bringt sie an und fuer sich zusammen, der gesunde Verstand ist der Raub derselben, die ihn in ihrem wirbelnden Kreise umhertreiben. Indem er ihnen die Wahrheit dadurch geben will, dass er bald die Unwahrheit derselben auf sich nimmt, bald aber auch die Taeuschung einen Schein der unzuverlaessigen Dinge nennt und das Wesentliche von einem ihnen notwendigen, und doch unwesentlich sein sollenden abtrennt, und jenes als ihre Wahrheit gegen dieses festhaelt, erhaelt er ihnen nicht ihre Wahrheit, sich aber gibt er die Unwahrheit.
Dem Bewusstsein ist in der Dialektik der sinnlichen Gewissheit das Hoeren und Sehen u.s.w. vergangen, und als Wahrnehmen ist es zu Gedanken gekommen, welche es aber erst im unbedingt Allgemeinen zusammenbringt. Dies Unbedingte waere nun selbst wieder nichts anders als das auf eine Seite tretende Extrem des Fuer-sich-seins, wenn es als ruhiges einfaches Wesen genommen wuerde, denn so traete ihm das Unwesen gegenueber; aber auf dieses bezogen waere es selbst unwesentlich, und das Bewusstsein nicht aus der Taeuschung des Wahrnehmens herausgekommen; allein es hat sich als ein solches ergeben, welches aus einem solchen bedingten Fuer-sich-sein in sich zurueckgegangen ist.—Dies unbedingte Allgemeine, das nunmehr der wahre Gegenstand des Bewusstseins ist, ist noch als Gegenstand desselben; es hat seinen Begriff als Begriff noch nicht erfasst. Beides ist wesentlich zu unterscheiden; dem Bewusstsein ist der Gegenstand aus dem Verhaeltnisse zu einem andern in sich zurueckgegangen, und hiemit an sich Begriff geworden; aber das Bewusstsein ist noch nicht fuer sich selbst der Begriff, und deswegen erkennt es in jenem reflektierten Gegenstande nicht sich. Fuer uns ist dieser Gegenstand durch die Bewegung des Bewusstseins so geworden, dass dieses in das Werden desselben verflochten, und die Reflexion auf beiden Seiten dieselbe, oder nur eine ist. Weil aber das Bewusstsein in dieser Bewegung nur das gegenstaendliche Wesen, nicht das Bewusstsein als solches zu seinem Inhalte hatte, so ist fuer es das Resultat in gegenstaendlicher Bedeutung zu setzen, und das Bewusstsein noch von dem gewordenen zuruecktretend, so dass ihm dasselbe als Gegenstaendliches das Wesen ist.
Der Verstand hat damit zwar seine eigne Unwahrheit und die Unwahrheit des Gegenstandes aufgehoben; und was ihm dadurch geworden, ist der Begriff des Wahren; als an sich seiendes Wahres, das noch nicht Begriff ist, oder das des Fuer-sich-seins des Bewusstseins entbehrt, und das der Verstand, ohne sich darin zu wissen, gewaehren laesst. Dieses treibt sein Wesen fuer sich selbst; so dass das Bewusstsein keinen Anteil an seiner freien Realisierung hat, sondern ihr nur zusieht, und sie rein auffasst. Wir haben hiemit noch vors erste an seine Stelle zu treten, und der Begriff zu sein, welcher das ausbildet, was in dem Resultate enthalten ist; an diesem ausgebildeten Gegenstande, der dem Bewusstsein als ein seiendes sich darbietet, wird es sich erst zum begreifenden Bewusstsein.
Das Resultat war das unbedingt Allgemeine, zunaechst in dem negativen und abstrakten Sinne, dass das Bewusstsein seine einseitigen Begriffe negierte, und sie abstrahierte, naemlich sie aufgab. Das Resultat hat aber an sich die positive Bedeutung, dass darin die Einheit, des Fuer-sich-seins und des Fuer-ein-Anderes-seins, oder der absolute Gegensatz unmittelbar als dasselbe Wesen gesetzt ist. Es scheint zunaechst nur die Form der Momente zueinander zu betreffen; aber das Fuer-sich-sein und das Fuer-Anderes-sein ist ebensowohl der Inhalt selbst, weil der Gegensatz in seiner Wahrheit keine andere Natur haben kann, als die sich im Resultate ergeben hat, dass naemlich der in der Wahrnehmung fuer wahr gehaltene Inhalt in der Tat nur der Form angehoert, und in ihre Einheit sich aufloest. Dieser Inhalt ist zugleich allgemein; es kann keinen andern Inhalt geben, der durch seine besondere Beschaffenheit sich dem entzoege, in diese unbedingte Allgemeinheit zurueckzugehen. Ein solcher Inhalt waere irgendeine bestimmte Weise, fuer sich zu sein, und zu Anderem sich zu verhalten. Allein fuer sich zu sein, und zu Anderem sich zu verhalten ueberhaupt, macht seine Natur und Wesen aus, deren Wahrheit ist, unbedingt Allgemeines zu sein; und das Resultat ist schlechthin allgemein.
Weil aber dies unbedingt Allgemeine Gegenstand fuer das Bewusstsein ist, so tritt an ihm der Unterschied der Form und des Inhalts hervor, und in der Gestalt des Inhalts haben die Momente das Aussehen, in welchem sie sich zuerst darboten, einerseits allgemeines Medium vieler bestehender Materien, und anderseits in sich reflektiertes Eins, worin ihre Selbststaendigkeit vertilgt ist, zu sein. Jenes ist die Aufloesung der Selbststaendigkeit des Dinges, oder die Passivitaet, die ein Sein fuer ein Anderes ist, dies aber das Fuer-sich-sein. Es ist zu sehen, wie diese Momente in der unbedingten Allgemeinheit, die ihr Wesen ist, sich darstellen. Es erhellt zunaechst, dass sie dadurch, dass sie nur in dieser sind, ueberhaupt nicht mehr auseinander liegen, sondern wesentlich an ihnen selbst sich aufhebende Seiten sind, und nur das Uebergehen derselben ineinander gesetzt ist.
Das eine Moment erscheint also als das auf die Seite getretene Wesen, als allgemeines Medium oder als das Bestehen selbststaendiger Materien. Die Selbststaendigkeit dieser Materien aber ist nichts anders als dies Medium; oder dies Allgemeine ist durchaus die Vielheit solcher verschiedenen Allgemeinen. Das Allgemeine ist an ihm selbst in ungetrennter Einheit mit dieser Vielheit, heisst aber, diese Materien sind, jede wo die andere ist, sie durchdringen sich gegenseitig—ohne aber sich zu beruehren, weil umgekehrt das viele Unterschiedene ebenso selbststaendig ist. Damit ist zugleich auch ihre reine Porositaet oder ihr Aufgehobensein gesetzt. Dies Aufgehobensein wieder, oder die Reduktion dieser Verschiedenheit zum reinen Fuer-sich-sein ist nichts anders als das Medium selbst und dies die Selbststaendigkeit der Unterschiede. Oder die selbststaendig gesetzten gehen unmittelbar in ihre Einheit, und ihre Einheit unmittelbar in die Entfaltung ueber, und diese wieder zurueck in die Reduktion. Diese Bewegung ist aber dasjenige, was Kraft genannt wird; das eine Moment derselben, naemlich sie als Ausbreitung der selbststaendigen Materien in ihrem Sein, ist ihre Aeusserung; sie aber als das Verschwundensein derselben ist die in sich aus ihrer Aeusserung zurueckgedraengte, oder die eigentliche Kraft. Aber erstens die in sich zurueckgedraengte Kraft muss sich aeussern; und zweitens in der Aeusserung ist sie ebenso in sich selbst seiende Kraft, als sie in diesem In-sich-selbst-sein Aeusserung ist.—Indem wir so beide Momente in ihrer unmittelbaren Einheit erhalten, so ist eigentlich der Verstand, dem der Begriff der Kraft angehoert, der Begriff, welcher die unterschiedenen Momente als unterschiedene traegt; denn an ihr selbst sollen sie nicht unterschieden sein; der Unterschied ist hiemit nur im Gedanken.—Oder es ist im obigen nur erst der Begriff der Kraft, nicht ihre Realitaet gesetzt worden. In der Tat aber ist die Kraft das unbedingt Allgemeine, welches, was es fuer ein Anderes, ebenso an sich selbst ist; oder welches den Unterschied—denn er ist nichts anderes, als das Fuer-ein-Anderes-sein—an ihm selbst hat. Dass also die Kraft in ihrer Wahrheit sei, muss sie ganz vom Gedanken frei gelassen und als die Substanz dieser Unterschiede gesetzt werden, das heisst einmal, sie als diese ganze Kraft wesentlich an und fuer sich bleibend, und dann ihre Unterschiede als substantiell, oder als fuer sich bestehende Momente. Die Kraft als solche, oder als in sich zurueckgedraengte ist hiemit fuer sich als ein ausschliessendes Eins, welchem die Entfaltung der Materien ein anderes bestehendes Wesen ist, und es sind so zwei unterschiedne selbststaendige Seiten gesetzt. Aber die Kraft ist auch das Ganze, oder sie bleibt, was sie ihrem Begriffe nach ist, naemlich diese Unterschiede bleiben reine Formen, oberflaechliche verschwindende Momente. Die Unterschiede der in sich zurueckgedraengten eigentlichen Kraft und der Entfaltung der selbststaendigen Materien waeren zugleich gar nicht, wenn sie nicht ein Bestehen haetten, oder die Kraft waere nicht, wenn sie nicht auf diese entgegengesetzte Weise existierte; aber, sie existiert auf diese entgegengesetzte Weise, heisst nichts anderes, als beide Momente sind selbst zugleich selbststaendig.—Diese Bewegung des Sich-bestaendig-verselbststaendigens der beiden Momente und ihres Sich-wieder-aufhebens ist es also, was zu betrachten ist.—Es erhellt im allgemeinen, dass diese Bewegung nichts anderes ist als die Bewegung des Wahrnehmens, worin die beiden Seiten, das Wahrnehmende und das Wahrgenommene zugleich, einmal als das Auffassen des Wahren eins und ununterschieden, dabei aber ebensowohl jede Seite in sich reflektiert oder fuer sich ist. Hier sind diese beiden Seiten Momente der Kraft; sie sind ebensowohl in einer Einheit, als diese Einheit, welche gegen die fuer sich seienden Extreme als die Mitte erscheint, sich immer in eben diese Extreme zersetzt, die erst dadurch sind.—Die Bewegung, welche sich vorhin als das Sich-selbst-vernichten widersprechender Begriffe darstellte, hat also hier die gegenstaendliche Form, und ist Bewegung der Kraft, als deren Resultat das unbedingt Allgemeine als Ungegenstaendliches, oder als Innres der Dinge hervorgeht.
Die Kraft ist, wie sie bestimmt worden, indem sie als solche, oder als in sich reflektiert vorgestellt wird, die eine Seite ihres Begriffs; aber als ein substantiiertes Extrem, und zwar das unter der Bestimmtheit des Eins gesetzte. Hiemit ist das Bestehen der entfalteten Materien aus ihr ausgeschlossen, und ein Anderes als sie. Indem es notwendig ist, dass sie selbst dieses Bestehen sei, oder dass sie sich aeussere, so stellt sich ihre Aeusserung so vor, dass jenes andere zu ihr hinzutritt, und sie sollizitiert. Aber in der Tat, indem sie notwendig sich aeussert, hat sie dies, was als ein anderes Wesen gesetzt war, an ihr selbst. Es muss zurueckgenommen werden, dass sie als ein Eins, und ihr Wesen, sich zu aeussern, als ein Anderes zu ihr von aussen Hinzutretendes gesetzt wurde; sie ist vielmehr selbst dies allgemeine Medium des Bestehens der Momente als Materien; oder sie hat sich geaeussert, und was das andere Sollizitierende sein sollte, ist sie vielmehr. Sie existiert also itzt als das Medium der entfalteten Materien. Aber sie hat gleich wesentlich die Form des Aufgehobenseins der bestehenden Materien, oder ist wesentlich Eins; dies Eins-sein ist hiemit itzt, da sie gesetzt ist als das Medium von Materien, ein anderes als sie, und sie hat dies ihr Wesen ausser ihr. Indem sie aber notwendig dies sein muss, als was sie noch nicht gesetzt ist, so tritt dies andere hinzu und sollizitiert sie zur Reflexion in sich selbst, oder hebt ihre Aeusserung auf. In der Tat aber ist sie selbst dieses In-sich-reflektiert-sein, oder dies Aufgehobensein der Aeusserung; das Einssein verschwindet, wie es erschien, naemlich als ein anderes; sie ist es selbst, sie ist in sich zurueckgedraengte Kraft.
Das, was als Anderes auftritt, und sie sowohl zur Aeusserung als zur Rueckkehr in sich selbst sollizitiert, ist, wie sich unmittelbar ergibt, selbst Kraft; denn das Andre zeigt sich ebensowohl als allgemeines Medium wie als Eins; und so, dass jede dieser Gestalten zugleich nur als verschwindendes Moment auftritt. Die Kraft ist hiemit dadurch, dass ein Anderes fuer sie, und sie fuer ein Anderes ist, ueberhaupt noch nicht aus ihrem Begriffe herausgetreten. Es sind aber zugleich zwei Kraefte vorhanden; der Begriff beider zwar derselbe, aber aus seiner Einheit in die Zweiheit herausgegangen. Statt dass der Gegensatz durchaus wesentlich nur Moment bliebe, scheint er sich durch die Entzweiung in ganz selbststaendige Kraefte der Herrschaft der Einheit entzogen zu haben. Was es mit dieser Selbststaendigkeit fuer eine Bewandtnis hat, ist naeher zu sehen. Zunaechst tritt die zweite Kraft als das Sollizitierende, und zwar als allgemeines Medium seinem Inhalte nach gegen die auf, welche als sollizitierte bestimmt ist; indem aber jene wesentlich Abwechslung dieser beiden Momente und selbst Kraft ist, so ist sie in der Tat gleichfalls nur erst allgemeines Medium, indem sie dazu sollizitiert wird, und ebenso auch nur negative Einheit, oder zum Zurueckgehen der Kraft Sollizitierendes, dadurch, dass sie sollizitiert wird. Es verwandelt sich hiemit auch dieser Unterschied, der zwischen beiden stattfand, dass das eine das Sollizitierende, das andere das Sollizitierte sein sollte, in dieselbe Austauschung der Bestimmtheiten gegeneinander.
Das Spiel der beiden Kraefte besteht hiemit in diesem entgegengesetzten Bestimmtsein beider, ihrem Fuereinander-sein in dieser Bestimmung, und der absoluten unmittelbaren Verwechslung der Bestimmungen—einem Uebergange, wodurch allein diese Bestimmungen sind, in denen die Kraefte selbststaendig aufzutreten scheinen. Das Sollizitierende ist, zum Beispiel, als allgemeines Medium, und dagegen das Sollizitierte als zurueckgedraengte Kraft gesetzt; aber jenes ist allgemeines Medium selbst nur dadurch, dass das andere zurueckgedraengte Kraft ist; oder diese ist vielmehr das Sollizitierende fuer jenes, und macht dasselbe erst zum Medium. Jenes hat nur durch das andere seine Bestimmtheit, und ist sollizitierend, nur insofern es vom andern dazu sollizitiert wird, sollizitierend zu sein; und es verliert ebenso unmittelbar diese ihm gegebene Bestimmtheit; denn diese geht an das andere ueber oder vielmehr ist schon an dasselbe uebergegangen; das fremde die Kraft Sollizitierende tritt als allgemeines Medium auf, aber nur dadurch, dass es von ihr dazu sollizitiert worden ist; das heisst aber, sie setzt es so und ist vielmehr selbst wesentlich allgemeines Medium; sie setzt das Sollizitierende so, darum weil diese andere Bestimmung ihr wesentlich, das heisst, weil sie vielmehr sie selbst ist.
Zur Vervollstaendigung der Einsicht in den Begriff dieser Bewegung kann noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich die Unterschiede selbst in einem gedoppelten Unterschiede zeigen, einmal als Unterschiede des Inhalts, indem das eine Extrem in sich reflektierte Kraft, das andere aber Medium der Materien ist; das andremal als Unterschiede der Form, indem das eine Sollizitierendes, das andre Sollizitiertes, jenes taetig, dies passiv ist. Nach dem Unterschiede des Inhalts sind sie ueberhaupt, oder fuer uns unterschieden; nach dem Unterschiede der Form aber sind sie selbststaendig, in ihrer Beziehung sich voneinander selbst abscheidend und entgegengesetzt. Dass so die Extreme nach diesen beiden Seiten nichts an sich, sondern diese Seiten, worin ihr unterschiedenes Wesen bestehen sollte, nur verschwindende Momente, ein unmittelbares Uebergehen jeder in die entgegengesetzte sind, dies wird fuer das Bewusstsein in der Wahrnehmung der Bewegung der Kraft. Fuer uns aber war, wie oben erinnert, auch noch dies, dass an sich die Unterschiede als Unterschiede des Inhalts und der Form verschwanden, und auf der Seite der Form dem Wesen nach das taetige, sollizitierende oder Fuer-sich-seiende dasselbe, was auf der Seite des Inhalts als in sich zurueckgedraengte Kraft; das passive, sollizitierte, oder Fuer-ein-Anderes-seiende auf der Seite der Form dasselbe, was auf der Seite des Inhalts als allgemeines Medium der vielen Materien sich darstellte.
Es ergibt sich hieraus, dass der Begriff der Kraft durch die Verdopplung in zwei Kraefte wirklich wird, und wie er dies wird. Diese zwei Kraefte existieren als fuer sich seiende Wesen; aber ihre Existenz ist eine solche Bewegung gegeneinander, dass ihr Sein vielmehr ein reines Gesetztsein durch ein Anderes ist, das heisst, dass ihr Sein vielmehr die reine Bedeutung des Verschwindens hat. Sie sind nicht als Extreme, die etwas Festes fuer sich behielten, und nur eine aeussere Eigenschaft gegeneinander in die Mitte und in ihre Beruehrung schickten; sondern was sie sind, sind sie nur in dieser Mitte und Beruehrung. Es ist darin unmittelbar ebensowohl das In-sich-zurueckgedraengt-oder das Fuer-sich-sein der Kraft wie die Aeusserung, das Sollizitieren wie das Sollizitiertsein; diese Momente hiemit nicht an zwei selbststaendige Extreme verteilt, welche sich nur eine entgegengesetzte Spitze boeten, sondern ihr Wesen ist dies schlechthin, jedes nur durchs andere, und was jede so durchs andre ist, unmittelbar nicht mehr zu sein, indem sie es ist. Sie haben hiemit in der Tat keine eignen Substanzen, welche sie truegen und erhielten. Der Begriff der Kraft erhaelt sich vielmehr als das Wesen in seiner Wirklichkeit selbst; die Kraft als wirkliche ist schlechthin nur in der Aeusserung, welche zugleich nichts anders als ein Sich-selbst-aufheben ist. Diese wirkliche Kraft vorgestellt als frei von ihrer Aeusserung und fuer sich seiend, ist sie die in sich zurueckgedraengte Kraft, aber diese Bestimmtheit ist in der Tat, wie sich ergeben hat, selbst nur ein Moment der Aeusserung. Die Wahrheit der Kraft bleibt also nur der Gedanke derselben; und haltungslos stuerzen die Momente ihrer Wirklichkeit, ihre Substanzen und ihre Bewegung in eine ununterschiedene Einheit zusammen, welche nicht die in sich zurueckgedraengte Kraft ist, denn diese ist selbst nur ein solches Moment, sondern diese Einheit ist ihr Begriff, als Begriff. Die Realisierung der Kraft ist also zugleich Verlust der Realitaet; sie ist darin vielmehr ein ganz Anderes geworden, naemlich diese Allgemeinheit, welche der Verstand zuerst oder unmittelbar als ihr Wesen erkennt, und welche sich auch als ihr Wesen an ihrer seinsollenden Realitaet, an den wirklichen Substanzen erweist.
Insofern wir das erste Allgemeine als den Begriff des Verstandes betrachten, worin die Kraft noch nicht fuer sich ist, so ist das zweite itzt ihr Wesen, wie es sich an und fuer sich darstellt. Oder umgekehrt, betrachten wir das erste Allgemeine als das Unmittelbare, das ein wirklicher Gegenstand fuer das Bewusstsein sein sollte, so ist dies zweite als das Negative der sinnlich gegenstaendlichen Kraft bestimmt; es ist sie, wie sie in ihrem wahren Wesen nur als Gegenstand des Verstandes ist; jenes erste waere die in sich zurueckgedraengte Kraft oder sie als Substanz; dies zweite aber ist das Innere der Dinge, als Inneres, welches mit dem Begriffe als Begriff dasselbe ist.
Dieses wahrhafte Wesen der Dinge hat sich itzt so bestimmt, dass es nicht unmittelbar fuer das Bewusstsein ist, sondern dass dieses ein mittelbares Verhaeltnis zu dem Innern hat, und als Verstand durch diese Mitte des Spiels der Kraefte in den wahren Hintergrund der Dinge blickt. Die Mitte, welche die beiden Extreme, den Verstand und das Innere, zusammenschliesst, ist das entwickelte Sein der Kraft, das fuer den Verstand selbst nunmehr ein Verschwinden ist. Es heisst darum Erscheinung; denn Schein nennen wir das Sein, das unmittelbar an ihm selbst ein Nichtsein ist. Es ist aber nicht nur ein Schein, sondern Erscheinung, ein Ganzes des Scheins. Dies Ganze als Ganzes oder Allgemeines ist es, was das Innere ausmacht, das Spiel der Kraefte, als Reflexion desselben in sich selbst. In ihm sind fuer das Bewusstsein auf gegenstaendliche Weise die Wesen der Wahrnehmung so gesetzt, wie sie an sich sind, naemlich als unmittelbar in das Gegenteil ohne Ruhe und Sein sich verwandelnde Momente, das Eins unmittelbar in das Allgemeine, das Wesentliche unmittelbar in das Unwesentliche und umgekehrt. Dies Spiel der Kraefte ist daher das entwickelte Negative, aber die Wahrheit desselben ist das Positive, naemlich das Allgemeine, der an sich seiende Gegenstand.—Das Sein desselben fuer das Bewusstsein ist vermittelt durch die Bewegung der Erscheinung, worin das Sein der Wahrnehmung und das sinnlich Gegenstaendliche ueberhaupt nur negative Bedeutung hat, das Bewusstsein also daraus sich in sich als in das Wahre reflektiert, aber als Bewusstsein wieder dies Wahre zum gegenstaendlichen Innern macht, und diese Reflexion der Dinge von seiner Reflexion in sich selbst unterscheidet; wie ihm die vermittelnde Bewegung ebenso noch eine gegenstaendliche ist. Dies Innere ist ihm daher ein Extrem gegen es; aber es ist ihm darum das Wahre, weil es darin als in dem An-sich zugleich die Gewissheit seiner selbst oder das Moment seines Fuer-sich-seins hat; aber dieses Grundes ist es sich noch nicht bewusst, denn das Fuer-sich-sein, welches das Innre an ihm selbst haben sollte, waere nichts anderes als die negative Bewegung, aber diese ist dem Bewusstsein noch die gegenstaendliche verschwindende Erscheinung, noch nicht sein eignes Fuer-sich-sein; das Innre ist ihm daher wohl Begriff, aber es kennt die Natur des Begriffes noch nicht.
In diesem innern Wahren, als dem absolut Allgemeinen, welches vom Gegensatze des Allgemeinen und Einzelnen gereinigt und fuer den Verstand geworden ist, schliesst sich erst ueber der sinnlichen als der erscheinenden Welt nunmehr eine uebersinnliche als die wahre Welt auf, ueber dem verschwindenden Diesseits das bleibende Jenseits; ein An-sich, welches die erste und darum selbst unvollkommene Erscheinung der Vernunft, oder nur das reine Element ist, worin die Wahrheit ihr Wesen hat.
Unser Gegenstand ist hiemit nunmehr der Schluss, welcher zu seinen Extremen, das Innere der Dinge, und den Verstand, und zu seiner Mitte die Erscheinung hat; die Bewegung dieses Schlusses aber gibt die weitere Bestimmung dessen, was der Verstand durch die Mitte hindurch im Innern erblickt, und die Erfahrung, welche er ueber dieses Verhaeltnis des Zusammengeschlossenseins macht.
Noch ist das Innere reines Jenseits fuer das Bewusstsein, denn es findet sich selbst in ihm noch nicht; es ist leer, denn es ist nur das Nichts der Erscheinung und positiv das einfache Allgemeine. Diese Weise des Innern zu sein, stimmt unmittelbar denjenigen bei, welche sagen, dass das Innre der Dinge nicht zu erkennen sei; aber der Grund wuerde anders gefasst werden muessen. Von diesem Innern, wie es hier unmittelbar ist, ist allerdings keine Kenntnis vorhanden, aber nicht deswegen, weil die Vernunft zu kurzsichtig, oder beschraenkt, oder wie man es sonst nennen will, waere; worueber hier noch nichts bekannt ist, denn so tief sind wir noch nicht eingedrungen; sondern um der einfachen Natur der Sache selbst willen, weil naemlich im Leeren nichts erkannt wird, oder von der andern Seite ausgesprochen, weil es eben als das Jenseits des Bewusstseins bestimmt ist.—Das Resultat ist freilich dasselbe, wenn ein Blinder in den Reichtum der uebersinnlichen Welt—wenn sie einen hat, er sei nun eigentuemlicher Inhalt derselben, oder das Bewusstsein selbst sei dieser Inhalt—und wenn ein Sehender in die reine Finsternis, oder wenn man will, in das reine Licht, wenn sie nur dieses ist, gestellt wird; der Sehende sieht in seinem reinen Lichte so wenig als in seiner reinen Finsternis, und gerade so viel als der Blinde in der Fuelle des Reichtums, der vor ihm laege. Wenn es mit dem Innern und dem Zusammengeschlossensein mit ihm durch die Erscheinung weiter nichts waere, so bliebe nichts uebrig, als sich an die Erscheinung zu halten, das heisst, etwas als wahr zu nehmen, von dem wir wissen, dass es nicht wahr ist; oder damit doch in dem leeren, welches zwar erst als Leerheit von gegenstaendlichen Dingen geworden, aber, als Leerheit an sich, auch fuer die Leerheit aller geistigen Verhaeltnisse und der Unterschiede des Bewusstseins als Bewusstseins genommen werden muss—damit also in diesem so ganz Leeren, welches auch das Heilige genannt wird, doch etwas sei, es mit Traeumereien, Erscheinungen, die das Bewusstsein sich selbst erzeugt, zu erfuellen; es muesste sich gefallen lassen, dass so schlecht mit ihm umgegangen wird, denn es waere keines bessern wuerdig, indem Traeumereien selbst noch besser sind als seine Leerheit.
Das Innere oder das uebersinnliche Jenseits ist aber entstanden, es kommt aus der Erscheinung her, und sie ist seine Vermittlung; oder die Erscheinung ist sein Wesen, und in der Tat seine Erfuellung. Das Uebersinnliche ist das Sinnliche und Wahrgenommene gesetzt, wie es in Wahrheit ist; die Wahrheit des Sinnlichen und Wahrgenommenen aber ist, Erscheinung zu sein. Das Uebersinnliche ist also die Erscheinung als Erscheinung.—Wenn dabei gedacht wird, das Uebersinnliche sei also die sinnliche Welt, oder die Welt, wie sie fuer die unmittelbare sinnliche Gewissheit und Wahrnehmung ist, so ist dies ein verkehrtes Verstehen; denn die Erscheinung ist vielmehr nicht die Welt des sinnlichen Wissens und Wahrnehmens als seiende, sondern sie als aufgehobene oder in Wahrheit als innere gesetzt. Es pflegt gesagt zu werden, das Uebersinnliche sei nicht die Erscheinung; dabei wird aber unter der Erscheinung nicht die Erscheinung verstanden, sondern vielmehr die sinnliche Welt, als selbst reelle Wirklichkeit.
Der Verstand, welcher unser Gegenstand ist, befindet sich auf eben dieser Stelle, dass ihm das Innere nur erst als das allgemeine noch unerfuellte An-sich geworden; das Spiel der Kraefte hat nur eben diese negative Bedeutung, nicht an sich und nur diese positive, das Vermittelnde, aber ausser ihm zu sein. Seine Beziehung auf das Innre durch die Vermittlung aber ist seine Bewegung, durch welche es sich ihm erfuellen wird.—Unmittelbar fuer ihn ist das Spiel der Kraefte; das Wahre aber ist ihm das einfache Innre; die Bewegung der Kraft ist daher ebenso nur als Einfaches ueberhaupt das Wahre. Von diesem Spiele der Kraefte haben wir aber gesehen, dass es diese Beschaffenheit hat, dass die Kraft, welche sollizitiert wird von einer andern Kraft, ebenso das Sollizitierende fuer diese andere ist, welche selbst erst hierdurch sollizitierende wird. Es ist hierin ebenso nur der unmittelbare Wechsel oder das absolute Austauschen der Bestimmtheit vorhanden, welche den einzigen Inhalt des Auftretenden ausmacht; entweder allgemeines Medium oder negative Einheit zu sein. Es hoert in seinem bestimmten Auftreten selbst unmittelbar auf, das zu sein, als was es auftritt; es sollizitiert durch sein bestimmtes Auftreten die andere Seite, die sich hiedurch aeussert; das heisst, diese ist unmittelbar itzt das, was die erste sein sollte. Diese beiden Seiten, das Verhaeltnis des Sollizitierens und das Verhaeltnis des bestimmten entgegengesetzten Inhalts ist jedes fuer sich die absolute Verkehrung und Verwechslung. Aber diese beiden Verhaeltnisse sind selbst wieder dasselbe, und der Unterschied der Form, das Sollizitierte und das Sollizitierende zu sein, ist dasselbe, was der Unterschied des Inhalts ist, das Sollizitierte als solches, naemlich das passive Medium; das Sollizitierende hingegen das taetige, die negative Einheit oder das Eins. Hiedurch verschwindet aller Unterschied besonderer Kraefte, die in dieser Bewegung vorhanden sein sollten, gegeneinander ueberhaupt; denn sie beruhten allein auf jenen Unterschieden; und der Unterschied der Kraefte faellt ebenso mit jenen beiden nur in einen zusammen. Es ist also weder die Kraft noch das Sollizitieren und Sollizitiert-werden, noch die Bestimmtheit, bestehendes Medium und in sich reflektierte Einheit zu sein, weder einzeln fuer sich etwas, noch sind es verschiedene Gegensaetze; sondern was in diesem absoluten Wechsel ist, ist nur der Unterschied als allgemeiner oder als ein solcher, in welchen sich die vielen Gegensaetze reduziert haben. Dieser Unterschied als allgemeiner ist daher das Einfache an dem Spiele der Kraft selbst, und das Wahre desselben; er ist das Gesetz der Kraft.
Zu dem einfachen Unterschiede wird die absolut wechselnde Erscheinung, durch ihre Beziehung auf die Einfachheit des Innern oder des Verstandes. Das Innre ist zunaechst nur das an sich Allgemeine; dies an sich einfache Allgemeine ist aber wesentlich ebenso absolut der allgemeine Unterschied; denn es ist das Resultat des Wechsels selbst, oder der Wechsel ist sein Wesen; aber der Wechsel, als im Innern gesetzt, wie er in Wahrheit ist, in dasselbe hiemit als ebenso absolut allgemeiner, beruhigter, sich gleich bleibender Unterschied aufgenommen. Oder die Negation ist wesentliches Moment des Allgemeinen, und sie oder die Vermittlung also im Allgemeinen ist allgemeiner Unterschied. Er ist im Gesetze ausgedrueckt, als dem bestaendigen Bilde der unsteten Erscheinung. Die uebersinnliche Welt ist hiemit ein ruhiges Reich von Gesetzen, zwar jenseits der wahrgenommenen Welt, denn diese stellt das Gesetz nur durch bestaendige Veraenderung dar, aber in ihr ebenso gegenwaertig, und ihr unmittelbares stilles Abbild.
Dies Reich der Gesetze ist zwar die Wahrheit des Verstandes, welche an dem Unterschiede, der in dem Gesetze ist, den Inhalt hat; es ist aber zugleich nur seine erste Wahrheit, und fuellt die Erscheinung nicht aus. Das Gesetz ist in ihr gegenwaertig, aber es ist nicht ihre ganze Gegenwart; es hat unter immer andern Umstaenden eine immer andere Wirklichkeit. Es bleibt dadurch der Erscheinung fuer sich eine Seite, welche nicht im Innern ist; oder sie ist in Wahrheit noch nicht als Erscheinung, als aufgehobenes Fuer-sich-sein gesetzt. Dieser Mangel des Gesetzes muss sich an ihm selbst ebenso hervortun. Was ihm zu mangeln scheint, ist, dass es zwar den Unterschied selbst an ihm hat, aber als allgemeinen, unbestimmten. Insofern es aber nicht das Gesetz ueberhaupt, sondern ein Gesetz ist, hat es die Bestimmtheit an ihm; und es sind damit unbestimmt viele Gesetze vorhanden. Allein diese Vielheit ist vielmehr selbst ein Mangel; sie widerspricht naemlich dem Prinzip des Verstandes, welchem als Bewusstsein des einfachen Innern, die an sich allgemeine Einheit das Wahre ist. Die vielen Gesetze muss er darum vielmehr in ein Gesetz zusammenfallen lassen. Wie zum Beispiel das Gesetz, nach welchem der Stein faellt, und das Gesetz, nach welchem die himmlischen Sphaeren sich bewegen, als ein Gesetz begriffen worden ist. Mit diesem Ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze ihre Bestimmtheit; das Gesetz wird immer oberflaechlicher, und es ist damit in der Tat nicht die Einheit dieser bestimmten Gesetze, sondern ein ihre Bestimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das eine Gesetz, welches die Gesetze des Falles der Koerper an der Erde und der himmlischen Bewegung in sich vereint, sie beide in der Tat nicht ausdrueckt. Die Vereinigung aller Gesetze in der allgemeinen Attraktion drueckt keinen Inhalt weiter aus als eben den blossen Begriff des Gesetzes selbst, der darin als seiend gesetzt ist. Die allgemeine Attraktion sagt nur dies, dass alles einen bestaendigen Unterschied zu anderem hat. Der Verstand meint dabei, ein allgemeines Gesetz gefunden zu haben, welches die allgemeine Wirklichkeit als solche ausdruecke; aber hat in der Tat nur den Begriff des Gesetzes selbst gefunden; jedoch so, dass er zugleich dies damit aussagt, alle Wirklichkeit ist an ihr selbst gesetzmaessig. Der Ausdruck der allgemeinen Attraktion hat darum insofern grosse Wichtigkeit, als er gegen das gedankenlose Vorstellen gerichtet ist, welchem alles in der Gestalt der Zufaelligkeit sich darbietet, und welchem die Bestimmtheit die Form der sinnlichen Selbststaendigkeit hat.
Es steht somit den bestimmten Gesetzen die allgemeine Attraktion, oder der reine Begriff des Gesetzes, gegenueber. Insofern dieser reine Begriff, als das Wesen, oder als das wahre Innere betrachtet wird, gehoert die Bestimmtheit des bestimmten Gesetzes selbst noch der Erscheinung oder vielmehr dem sinnlichen Sein an. Allein der reine Begriff des Gesetzes geht nicht nur ueber das Gesetz, welches, selbst ein bestimmtes, andern bestimmten Gesetzen gegenuebersteht, sondern er geht auch ueber das Gesetz als solches hinaus. Die Bestimmtheit, von welcher die Rede war, ist eigentlich selbst nur verschwindendes Moment, welches hier nicht mehr als Wesenheit vorkommen kann; denn es ist nur das Gesetz als das Wahre vorhanden; aber der Begriff des Gesetzes ist gegen das Gesetz selbst gekehrt. An dem Gesetze naemlich ist der Unterschied selbst unmittelbar aufgefasst und in das Allgemeine aufgenommen, damit aber ein Bestehen der Momente, deren Beziehung es ausdrueckt, als gleichgueltiger und an sich seiender Wesenheiten. Diese Teile des Unterschieds am Gesetze sind aber zugleich selbst bestimmte Seiten; der reine Begriff des Gesetzes als allgemeine Attraktion muss in seiner wahren Bedeutung so aufgefasst werden, dass in ihm als absolut Einfachem die Unterschiede, die an dem Gesetze als solchem vorhanden sind, selbst wieder in das Innre als einfache Einheit zurueckgehen; sie ist die innre Notwendigkeit des Gesetzes.
Das Gesetz ist dadurch auf eine gedoppelte Weise vorhanden, das einemal als Gesetz, an dem die Unterschiede als selbststaendige Momente ausgedrueckt sind; das anderemal in der Form des einfachen In-sich-Zurueckgegangen-seins, welche wieder Kraft genannt werden kann, aber so, dass sie nicht die zurueckgedraengte, sondern die Kraft ueberhaupt oder als der Begriff der Kraft ist, eine Abstraktion, welche die Unterschiede dessen, was attrahiert und attrahiert wird, selbst in sich zieht. So ist, zum Beispiel, die einfache Elektrizitaet die Kraft; der Ausdruck des Unterschieds aber faellt in das Gesetz; dieser Unterschied ist positive und negative Elektrizitaet. Bei der Bewegung des Falles ist die Kraft das einfache, die Schwere, welche das Gesetz hat, dass die Groessen der unterschiedenen Momente der Bewegung, der verflossenen Zeit, und des durchlaufenen Raums, sich wie Wurzel und Quadrat zueinander verhalten. Die Elektrizitaet selbst ist nicht der Unterschied an sich oder in ihrem Wesen das Doppelwesen von positiver und negativer Elektrizitaet; daher man zu sagen pflegt, sie habe das Gesetz, auf diese Weise zu sein, auch wohl, sie habe die Eigenschaft, so sich zu aeussern. Diese Eigenschaft ist zwar wesentliche und einzige Eigenschaft dieser Kraft, oder sie ist ihr notwendig. Aber die Notwendigkeit ist hier ein leeres Wort; die Kraft muss eben, weil sie muss, so sich verdoppeln. Wenn freilich positive Elektrizitaet gesetzt ist, ist auch negative an sich notwendig; denn das Positive ist nur als Beziehung auf ein Negatives, oder das Positive ist an ihm selbst der Unterschied von sich selbst, wie ebenso das Negative. Aber dass die Elektrizitaet als solche sich so teile, dies ist nicht an sich das Notwendige; sie als einfache Kraft ist gleichgueltig gegen ihr Gesetz, als positive und negative zu sein; und wenn wir jenes ihren Begriff, dies aber ihr Sein nennen, so ist ihr Begriff gleichgueltig gegen ihr Sein; sie hat nur diese Eigenschaft; d.h. eben, es ist ihr nicht an sich notwendig. —Diese Gleichgueltigkeit erhaelt eine andere Gestalt, wenn gesagt wird, dass es zur Definition der Elektrizitaet gehoert, als positive und negative zu sein, oder dass dies schlechthin ihr Begriff und Wesen ist. Alsdenn hiesse ihr Sein ihre Existenz ueberhaupt; in jener Definition liegt aber nicht die Notwendigkeit ihrer Existenz; sie ist entweder, weil man sie findet, das heisst, sie ist gar nicht notwendig; oder ihre Existenz ist durch andere Kraefte, das heisst, ihre Notwendigkeit ist eine aeussere. Damit aber, dass die Notwendigkeit, in die Bestimmtheit des Seins durch Anderes gelegt wird, fallen wir wieder in die Vielheit der bestimmten Gesetze zurueck, die wir soeben verliessen, um das Gesetz als Gesetz zu betrachten; nur mit diesem ist sein Begriff als Begriff oder seine Notwendigkeit zu vergleichen, die sich aber in allen diesen Formen nur noch als ein leeres Wort gezeigt hat.
Noch auf andere als die angezeigte Weise ist die Gleichgueltigkeit des Gesetzes und der Kraft, oder des Begriffs und des Seins vorhanden. In dem Gesetze der Bewegung z.B. ist es notwendig, dass die Bewegung in Zeit und Raum sich teile, oder dann auch in Entfernung und Geschwindigkeit. Indem die Bewegung nur das Verhaeltnis jener Momente ist, so ist sie, das Allgemeine, hier wohl an sich selbst geteilt; aber nun druecken diese Teile, Zeit und Raum, oder Entfernung und Geschwindigkeit, nicht an ihnen diesen Ursprung aus einem aus; sie sind gleichgueltig gegeneinander, der Raum wird vorgestellt ohne die Zeit, die Zeit ohne den Raum, und die Entfernung wenigstens ohne die Geschwindigkeit sein zu koennen—so wie ihre Groessen gleichgueltig gegeneinander sind; indem sie sich nicht wie Positives und Negatives verhalten, hiemit nicht durch ihr Wesen aufeinander beziehen. Die Notwendigkeit der Teilung ist also hier wohl vorhanden; aber nicht der Teile als solcher fuereinander. Darum ist aber auch jene erste selbst nur eine vorgespiegelte falsche Notwendigkeit; die Bewegung ist naemlich nicht selbst als einfaches oder als reines Wesen vorgestellt; sondern schon als geteilt; Zeit und Raum sind ihre selbststaendigen Teile oder Wesen an ihnen selbst, oder Entfernung und Geschwindigkeit Weisen des Seins oder Vorstellens, deren eine wohl ohne die andere sein kann, und die Bewegung daher nur ihre oberflaechliche Beziehung, nicht ihr Wesen. Als einfaches Wesen oder als Kraft vorgestellt ist sie wohl die Schwere, welche aber diese Unterschiede ueberhaupt nicht in ihr enthaelt.
Der Unterschied also ist in beiden Faellen kein Unterschied an sich selbst; entweder ist das Allgemeine, die Kraft, gleichgueltig gegen die Teilung, welche im Gesetze ist, oder die Unterschiede, Teile des Gesetzes sind es gegeneinander. Der Verstand hat aber den Begriff dieses Unterschiedes an sich, eben darin, dass das Gesetz einesteils das Innre, An-sich-seiende, aber an ihm zugleich Unterschiedne ist; dass dieser Unterschied hiemit innrer Unterschied sei, ist darin vorhanden, dass das Gesetz einfache Kraft, oder als Begriff desselben ist, also ein Unterschied des Begriffes. Aber dieser innre Unterschied faellt nur erst noch in den Verstand; und ist noch nicht an der Sache selbst gesetzt. Es ist also nur die eigne Notwendigkeit, was der Verstand ausspricht; einen Unterschied, den er also nur so macht, dass er es zugleich ausdrueckt, dass der Unterschied kein Unterschied der Sache selbst sei. Diese Notwendigkeit, die nur im Worte liegt, ist hiemit die Hererzaehlung der Momente, die den Kreis derselben ausmachen; sie werden zwar unterschieden, ihr Unterschied aber zugleich, kein Unterschied der Sache selbst zu sein, ausgedrueckt, und daher selbst sogleich wieder aufgehoben; diese Bewegung heisst Erklaeren. Es wird also ein Gesetz ausgesprochen, von diesem wird sein an sich Allgemeines, oder der Grund, als die Kraft, unterschieden; aber von diesem Unterschiede wird gesagt, dass er keiner, sondern vielmehr der Grund ganz so beschaffen sei wie das Gesetz. Die einzelne Begebenheit des Blitzes zum Beispiel wird als Allgemeines aufgefasst, und dies Allgemeine als das Gesetz der Elektrizitaet ausgesprochen: die Erklaerung fasst alsdenn das Gesetz in die Kraft zusammen, als das Wesen des Gesetzes. Diese Kraft ist dann so beschaffen, dass, wenn sie sich aeussert, entgegengesetzte Elektrizitaeten hervortreten, die wieder ineinander verschwinden, das heisst, die Kraft ist gerade so beschaffen wie das Gesetz; es wird gesagt, dass beide gar nicht unterschieden seien. Die Unterschiede sind die reine allgemeine Aeusserung oder das Gesetz, und die reine Kraft; beide haben aber denselben Inhalt, dieselbe Beschaffenheit; der Unterschied als Unterschied des Inhalts, d.h. der Sache wird also auch wieder zurueckgenommen.
In dieser tautologischen Bewegung beharrt, wie sich ergibt, der Verstand bei der ruhigen Einheit seines Gegenstandes, und die Bewegung faellt nur in ihn selbst, nicht in den Gegenstand; sie ist ein Erklaeren, das nicht nur nichts erklaert, sondern so klar ist, dass es, indem es Anstalten macht, etwas Unterschiedenes von dem schon Gesagten zu sagen, vielmehr nichts sagt, sondern nur dasselbe wiederholt. An der Sache selbst entsteht durch diese Bewegung nichts Neues, sondern sie kommt als Bewegung des Verstandes in Betracht. In ihr aber erkennen wir nun eben dasjenige, was an dem Gesetze vermisst wurde, naemlich den absoluten Wechsel selbst, denn diese Bewegung, wenn wir sie naeher betrachten, ist unmittelbar das Gegenteil ihrer selbst. Sie setzt naemlich einen Unterschied, welcher nicht nur fuer uns kein Unterschied ist, sondern welchen sie selbst als Unterschied aufhebt. Es ist dies derselbe Wechsel, der sich als das Spiel der Kraefte darstellte; es war in ihm der Unterschied des Sollizitierenden und Sollizitierten, der sich aeussernden und der in sich zurueckgedraengten Kraft; aber es waren Unterschiede, die in Wahrheit keine waren, und sich darum auch unmittelbar wieder aufhoben. Es ist nicht nur die blosse Einheit vorhanden, so dass kein Unterschied gesetzt waere, sondern es ist diese *Bewegung*, dass allerdings ein Unterschied gemacht, aber, weil er keiner ist, wieder aufgehoben wird.—Mit dem Erklaeren also ist der Wandel und Wechsel, der vorhin ausser dem Innern nur an der Erscheinung war, in das Uebersinnliche selbst eingedrungen; unser Bewusstsein ist aber aus dem Innern als Gegenstande auf die andere Seite in den Verstand heruebergegangen, und hat in ihm den Wechsel.
Dieser Wechsel ist so noch nicht ein Wechsel der Sache selbst, sondern stellt sich vielmehr eben dadurch als reiner Wechsel dar, dass der Inhalt der Momente des Wechsels derselbe bleibt. Indem aber der Begriff als Begriff des Verstandes dasselbe ist, was das Innre der Dinge, so wird dieser Wechsel als Gesetz des Innern fuer ihn. Er erfaehrt also, dass es Gesetz der Erscheinung selbst ist, dass Unterschiede werden, die keine Unterschiede sind; oder dass das Gleichnamige sich von sich selbst abstoesst; und ebenso, dass die Unterschiede nur solche sind, die in Wahrheit keine sind, und sich aufheben; oder dass das Ungleichnamige sich anzieht.—Ein zweites Gesetz, dessen Inhalt demjenigen, was vorher Gesetz genannt wurde, naemlich dem sich bestaendigen gleichbleibenden Unterschiede entgegengesetzt ist; denn dies neue drueckt vielmehr das Ungleichwerden des Gleichen, und das Gleichwerden des Ungleichen aus. Der Begriff mutet der Gedankenlosigkeit zu, beide Gesetze zusammenzubringen, und ihrer Entgegensetzung bewusst zu werden. —Gesetz ist das zweite freilich auch, oder ein inneres sichselbstgleiches Sein, aber eine Sichselbstgleichheit vielmehr der Ungleichheit, eine Bestaendigkeit der Unbestaendigkeit.—An dem Spiele der Kraefte ergab sich dieses Gesetz als eben dieses absolute Uebergehen, und als reiner Wechsel; das Gleichnamige, die Kraft, zersetzt sich in einen Gegensatz, der zunaechst als ein selbststaendiger Unterschied erscheint, aber welcher sich in der Tat keiner zu sein erweist; denn es ist das Gleichnamige, was sich von sich selbst abstoesst, und dies Abgestossene zieht sich daher wesentlich an, denn es ist dasselbe; der gemachte Unterschied, da er keiner ist, hebt sich also wieder auf. Er stellt sich hiemit als Unterschied der Sache selbst, oder als absoluter Unterschied dar, und dieser Unterschied der Sache ist also nichts anders als das Gleichnamige, das sich von sich abgestossen hat, und daher nur einen Gegensatz setzt, der keiner ist.
Durch dies Prinzip wird das erste Uebersinnliche, das ruhige Reich der Gesetze, das unmittelbare Abbild der wahrgenommenen Welt in sein Gegenteil umgekehrt; das Gesetz war ueberhaupt das sich Gleichbleibende, wie seine Unterschiede; itzt aber ist gesetzt, dass beides vielmehr das Gegenteil seiner selbst ist; das sich Gleiche stoesst sich vielmehr von sich ab, und das sich Ungleiche setzt sich vielmehr als das sich Gleiche. In der Tat ist nur mit dieser Bestimmung der Unterschied der innre, oder Unterschied an sich selbst, indem das Gleiche sich ungleich, das Ungleiche sich gleich ist.—Diese zweite uebersinnliche Welt ist auf diese Weise die verkehrte Welt; und zwar, indem eine Seite schon an der ersten uebersinnlichen Welt vorhanden ist, die verkehrte dieser ersten. Das Innere ist damit als Erscheinung vollendet. Denn die erste uebersinnliche Welt war nur die unmittelbare Erhebung der wahrgenommenen Welt in das allgemeine Element; sie hatte ihr notwendiges Gegenbild an dieser, welche noch fuer sich das Prinzip des Wechsels und der Veraenderung behielt; das erste Reich der Gesetze entbehrte dessen, erhaelt es aber als verkehrte Welt.
Nach dem Gesetze dieser verkehrten Welt ist also das Gleichnamige der ersten das Ungleiche seiner selbst, und das Ungleiche derselben ist ebenso ihm selbst ungleich, oder es wird sich gleich. An bestimmten Momenten wird dies sich so ergeben, dass was im Gesetze der ersten suess, in diesem verkehrten An-sich sauer; was in jenem schwarz, in diesem weiss ist. Was im Gesetz der erstern am Magnete Nordpol, ist in seinem andern uebersinnlichen An-sich (in der Erde naemlich) Suedpol; was aber dort Suedpol ist, hier Nordpol. Ebenso was im ersten Gesetze der Elektrizitaet Sauerstoffpol ist, wird in seinem andern uebersinnlichen Wesen Wasserstoffpol; und umgekehrt, was dort der Wasserstoffpol ist, wird hier der Sauerstoffpol. In einer andern Sphaere ist nach dem unmittelbaren Gesetze Rache an dem Feinde die hoechste Befriedigung der verletzten Individualitaet. Dieses Gesetz aber, dem, der mich nicht als Selbstwesen behandelt, mich als Wesen gegen ihn zu zeigen, und ihn vielmehr als Wesen aufzuheben, ver_kehrt sich durch das Prinzip der andern Welt in das entgegengesetzte, die Wiederherstellung meiner als des Wesens durch das Aufheben des fremden Wesens in Selbstzerstoerung. Wenn nun diese Verkehrung, welche in der Strafe des Verbrechens dargestellt wird, zum Gesetze gemacht ist, so ist auch sie wieder nur das Gesetz der einen Welt, welche eine ver_kehrte uebersinnliche Welt sich gegenueberstehen hat, in welcher das, was in jener verachtet ist, zu Ehren, was in jener in Ehren steht, in Verachtung kommt. Die nach dem Gesetze der ersten den Menschen schaendende und vertilgende Strafe verwandelt sich in ihrer verkehrten Welt in die sein Wesen erhaltende, und ihn zu Ehren bringende Begnadigung.
Oberflaechlich angesehen ist diese verkehrte Welt so das Gegenteil der ersten, dass sie dieselbe ausser ihr hat, und jene erste als eine verkehrte Wirklichkeit von sich abstoesst, die eine die Erscheinung, die andere aber das An-sich, die eine ist, wie sie fuer ein anderes, die andere dagegen, wie sie fuer sich ist; so dass, um die vorigen Beispiele zu gebrauchen, was suess schmeckt, eigentlich, oder innerlich am Dinge, sauer, oder was am wirklichen Magnete der Erscheinung Nordpol ist, am innern oder wesentlichen Sein Suedpol waere; was an der erscheinenden Elektrizitaet als Sauerstoffpol sich darstellt, an der nichterscheinenden Wasserstoffpol waere. Oder eine Handlung, die in der Erscheinung Verbrechen ist, sollte im Innern eigentlich gut sein (eine schlechte Handlung eine gute Absicht haben) koennen; die Strafe nur in der Erscheinung Strafe, an sich oder in einer andern Welt aber Wohltat fuer den Verbrecher sein. Allein solche Gegensaetze von Innerem und Aeusserem, von Erscheinung und Uebersinnlichem, als von zweierlei Wirklichkeiten, sind hier nicht mehr vorhanden. Die abgestossenen Unterschiede verteilen sich nicht von neuem an zwei solche Substanzen, welche sie truegen und ihnen ein getrenntes Bestehen verliehen; wodurch der Verstand aus dem Innern heraus wieder auf seine vorige Stelle zurueckfiele. Die eine Seite oder Substanz waere wieder die Welt der Wahrnehmung, worin das eine der beiden Gesetze sein Wesen triebe, und ihr gegenueber eine innre Welt, gerade eine solche sinnliche Welt wie die erste, aber in der Vorstellung; sie koennte nicht als sinnliche Welt aufgezeigt, nicht gesehen, gehoert, geschmeckt werden, und doch wuerde sie vorgestellt, als eine solche sinnliche Welt. Aber in der Tat, wenn das eine Gesetzte ein Wahrgenommenes ist, und sein An-sich, als das Verkehrte desselben, ebenso ein sinnlich Vorgestelltes, so ist das Saure, was das An-sich des suessen Dinges waere, ein so wirkliches Ding wie es, ein saures Ding; das Schwarze, welches das An-sich des Weissen waere, ist das wirkliche Schwarze; der Nordpol, welcher das An-sich des Suedpols ist, ist der an demselben Magnete vorhandne Nordpol; der Sauerstoffpol, der das An-sich des Wasserstoffpols ist, der vorhandne Sauerstoffpol derselben Saeule. Das wirkliche Verbrechen aber hat seine Verkehrung, und sein An-sich als Moeglichkeit in der Absicht als solcher, aber nicht in einer guten; denn die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat selbst. Das Verbrechen seinem Inhalte nach aber hat seine Reflexion in sich oder seine Verkehrung an der wirklichen Strafe; diese ist die Aussoehnung des Gesetzes mit der ihm im Verbrechen entgegengesetzten Wirklichkeit. Die wirkliche Strafe endlich hat so ihre verkehrte Wirklichkeit an ihr, dass sie eine solche Verwirklichung des Gesetzes ist, wodurch die Taetigkeit, die es als Strafe hat, sich selbst aufhebt, es aus taetigem wieder ruhiges und geltendes Gesetz wird, und die Bewegung der Individualitaet gegen es, und seiner gegen sie erloschen ist.
Aus der Vorstellung also der Verkehrung, die das Wesen der einen Seite der uebersinnlichen Welt ausmacht, ist die sinnliche Vorstellung von der Befestigung der Unterschiede in einem verschiedenen Elemente des Bestehens zu entfernen, und dieser absolute Begriff des Unterschieds, als innrer Unterschied, Abstossen des Gleichnamigen als Gleichnamigen von sich selbst, und Gleichsein des Ungleichen als Ungleichen rein darzustellen und aufzufassen. Es ist der reine Wechsel, oder die Entgegensetzung in sich selbst, der Widerspruch zu denken. Denn in dem Unterschiede, der ein innerer ist, ist das Entgegengesetzte nicht nur eines von zweien—sonst waere es ein Seiendes, und nicht ein Entgegengesetztes—; sondern es ist das Entgegengesetzte eines Entgegengesetzten, oder das Andere ist in ihm unmittelbar selbst vorhanden. Ich stelle wohl das Gegenteil hieher, und dorthin das Andere, wovon es das Gegenteil ist; also das Gegenteil auf eine Seite, an und fuer sich ohne das andere. Ebendarum aber, indem ich hier das Gegenteil an und fuer sich habe, ist es das Gegenteil seiner selbst, oder es hat in der Tat das Andere unmittelbar an ihm selbst.—So hat die uebersinnliche Welt, welche die verkehrte ist, ueber die andere zugleich uebergriffen, und sie an sich selbst; sie ist fuer sich die verkehrte, d.h. die verkehrte ihrer selbst; sie ist sie selbst, und ihre entgegengesetzte in einer Einheit. Nur so ist sie der Unterschied als innerer, oder Unterschied an sich selbst, oder ist als Unendlichkeit.
Durch die Unendlichkeit sehen wir das Gesetz zur Notwendigkeit an ihm selbst vollendet, und alle Momente der Erscheinung in das Innre aufgenommen. Das Einfache des Gesetzes ist die Unendlichkeit, heisst nach dem, was sich ergeben hat, a) es ist ein Sichselbst_gleiches, welches aber der Unterschied an sich ist; oder es ist Gleichnamiges, welches sich von sich selbst abstoesst, oder sich entzweit. Dasjenige, was die einfache Kraft genannt wurde, verdoppelt sich selbst, und ist durch ihre Unendlichkeit das Gesetz. b) Das Entzweite, welches die in dem Gesetze vorgestellten Teile ausmacht, stellt sich als Bestehendes dar; und sie ohne den Begriff des innern Unterschiedes betrachtet, ist der Raum und die Zeit, oder die Entfernung und die Geschwindigkeit, welche als Momente der Schwere auftreten, sowohl gleichgueltig und ohne Notwendigkeit fuereinander als fuer die Schwere selbst, so wie diese einfache Schwere gegen sie, oder die einfache Elektrizitaet gegen das Positive und Negative ist. g) Durch den Begriff des innern Unterschiedes aber ist dies Ungleiche und Gleichgueltige, Raum und Zeit u.s.f. ein Unterschied, welcher kein Unterschied ist, oder nur ein Unterschied des Gleichnamigen, und sein Wesen die Einheit; sie sind als Positives und Negatives gegeneinander begeistet, und ihr Sein ist dieses vielmehr, sich als Nichtsein zu setzen, und in der Einheit aufzuheben. Es bestehen beide unterschiedne, sie sind an sich, sie sind an sich als Entgegengesetzte, d.h. das Entgegengesetzte ihrer selbst, sie haben ihr Anderes an ihnen und sind nur eine Einheit.
Diese einfache Unendlichkeit oder der absolute Begriff ist das einfache Wesen des Lebens, die Seele der Welt, das allgemeine Blut zu nennen, welches allgegenwaertig durch keinen Unterschied getruebt noch unterbrochen wird, das vielmehr selbst alle Unterschiede ist, so wie ihr Aufgehobensein, also in sich pulsiert, ohne sich zu bewegen, in sich erzittert, ohne unruhig zu sein. Sie ist sich_selbstgleich, denn die Unterschiede sind tautologisch, es sind Unterschiede, die keine sind. Dieses sichselbstgleiche Wesen bezieht sich daher nur auf sich selbst; auf sich selbst, so ist dies ein anderes, worauf die Beziehung geht, und das Beziehen auf sich selbst ist vielmehr das Entzweien, oder eben jene Sichselbstgleichheit ist innerer Unterschied. Diese Entzweiten sind somit an und fuer sich selbst, jedes ein Gegenteil—eines Andern, so ist darin schon das Andere mit ihm zugleich ausgesprochen; oder es ist nicht das Gegenteil eines Andern sondern nur das reine Gegenteil, so ist es also an ihm selbst das Gegenteil seiner; oder es ist ueberhaupt nicht ein Gegenteil, sondern rein fuer sich, ein reines sich selbst gleiches Wesen, das keinen Unterschied an ihm hat, so brauchen wir nicht zu fragen, noch weniger das Gequaele mit solcher Frage fuer die Philosophie anzusehen, oder gar sie ihr fuer unbeantwortlich halten—wie aus diesem reinen Wesen, wie aus ihm heraus der Unterschied oder das Anderssein komme; denn es ist schon die Entzweiung geschehen, der Unterschied ist aus dem sich selbst Gleichen ausgeschlossen, und ihm zur Seite gestellt worden; was das sich selbst Gleiche sein sollte, ist also schon eins der Entzweiten viel mehr, als dass es das absolute Wesen waere. Das sich selbst Gleiche entzweit sich, heisst darum ebensosehr, es hebt sich als schon Entzweites, es hebt sich als Anderssein auf. Die Einheit, von welcher gesagt zu werden pflegt, dass der Unterschied nicht aus ihr herauskommen koenne, ist in der Tat selbst nur das eine Moment der Entzweiung; sie ist die Abstraktion der Einfachheit, welche dem Unterschiede gegenueber ist. Aber indem sie die Abstraktion, nur das eine der Entgegengesetzten ist, so ist es schon gesagt, dass sie das Entzweien ist; denn ist die Einheit ein Negatives, ein Entgegengesetztes, so ist sie eben gesetzt als das, welches die Entgegensetzung an ihm hat. Die Unterschiede von Entzweiung und Sich-selbst-gleich-werden sind darum ebenso nur diese Bewegung des Sich-aufhebens; denn indem das Sichselbstgleiche, welches sich erst entzweien oder zu seinem Gegenteile werden soll, eine Abstraktion oder schon selbst ein Entzweites ist, so ist sein Entzweien hiemit ein Aufheben dessen, was es ist, und also das Aufheben seines Entzweitseins. Das Sich-selbst-gleich-werden ist ebenso ein Entzweien; was sich selbst gleich wird, tritt damit der Entzweiung gegenueber; das heisst, es stellt selbst sich damit auf die Seite, oder es wird vielmehr ein Entzweites.
Die Unendlichkeit oder diese absolute Unruhe des reinen Sich-selbst-bewegens, dass, was auf irgendeine Weise, zum Beispiel als Sein, bestimmt ist, vielmehr das Gegenteil dieser Bestimmtheit ist, ist zwar schon die Seele alles bisherigen gewesen, aber im Innern erst ist sie selbst frei hervorgetreten. Die Erscheinung oder das Spiel der Kraefte stellt sie selbst schon dar, aber als Erklaeren tritt sie zunaechst frei hervor; und indem sie endlich fuer das Bewusstsein Gegenstand ist, als das, was sie ist, so ist das Bewusstsein Selbstbewusstsein. Das Erklaeren des Verstandes macht zunaechst nur die Beschreibung dessen, was das Selbstbewusstsein ist. Er hebt die im Gesetze vorhandenen schon rein gewordenen, aber noch gleichgueltigen Unterschiede auf, und setzt sie in einer Einheit, der Kraft. Dies Gleichwerden ist aber ebenso unmittelbar ein Entzweien, denn er hebt die Unterschiede nur dadurch auf, und setzt dadurch das Eins der Kraft, dass er einen neuen Unterschied macht, von Gesetz und Kraft, der aber zugleich kein Unterschied ist; und hiezu, dass dieser Unterschied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst darin fort, dass er diesen Unterschied wieder aufhebt, indem er die Kraft ebenso beschaffen sein laesst als das Gesetz.—Diese Bewegung oder Notwendigkeit ist aber so noch Notwendigkeit und Bewegung des Verstandes, oder sie als solche ist nicht sein Gegenstand, sondern er hat in ihr positive und negative Elektrizitaet, Entfernung, Geschwindigkeit, Anziehungskraft, und tausend andere Dinge zu Gegenstaenden, welche den Inhalt der Momente der Bewegung ausmachen. In dem Erklaeren ist eben darum so viele Selbstbefriedigung, weil das Bewusstsein dabei, es so auszudruecken, in unmittelbarem Selbstgespraeche mit sich, nur sich selbst geniesst, dabei zwar etwas anderes zu treiben scheint, aber in der Tat sich nur mit sich selbst herumtreibt.
In dem entgegengesetzten Gesetze als der Verkehrung des ersten Gesetzes, oder in dem innern Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit selbst Gegenstand des Verstandes, aber er verfehlt sie als solche wieder, indem er den Unterschied an sich, das Sich-selbst-abstossen des Gleichnamigen, und die Ungleichen, die sich anziehen, wieder an zwei Welten, oder an zwei substantielle Elemente verteilt; die Bewegung, wie sie in der Erfahrung ist, ist ihm hier ein Geschehen, und das Gleichnamige und das Ungleiche Praedikate, deren Wesen ein seiendes Substrat ist. Dasselbe, was ihm in sinnlicher Huelle Gegenstand ist, ist es uns in seiner wesentlichen Gestalt, als reiner Begriff. Dies Auffassen des Unterschieds, wie er in Wahrheit ist, oder das Auffassen der Unendlichkeit als solcher, ist fuer uns, oder an sich. Die Exposition ihres Begriffs gehoert der Wissenschaft an; das Bewusstsein aber, wie es ihn unmittelbar hat, tritt wieder als eigne Form oder neue Gestalt des Bewusstseins auf, welche in dem vorhergehenden ihr Wesen nicht erkennt, sondern es fuer etwas ganz anderes ansieht.—Indem ihm dieser Begriff der Unendlichkeit Gegenstand ist, ist es also Bewusstsein des Unterschieds als eines unmittelbar ebensosehr Aufgehobenen; es ist fuer sich selbst, es ist Unterscheiden des Ununterschiedenen, oder Selbstbewusstsein. Ich unterscheide mich von mir selbst, und es ist darin unmittelbar fuer mich, dass dies Unterschiedene nicht unterschieden ist. Ich, das Gleichnamige, stosse mich von mir selbst ab; aber dies Unterschiedne, Ungleichgesetzte ist unmittelbar, indem es unterschieden ist, kein Unterschied fuer mich. Das Bewusstsein eines Andern, eines Gegenstandes ueberhaupt, ist zwar selbst notwendig Selbstbewusstsein, Reflektiertsein in sich, Bewusstsein seiner Selbst, in seinem Anderssein. Der notwendige Fortgang von den bisherigen Gestalten des Bewusstseins, welchen ihr Wahres ein Ding, ein anderes war als sie selbst, drueckt eben dies aus, dass nicht allein das Bewusstsein vom Dinge nur fuer ein Selbstbewusstsein moeglich ist, sondern dass dies allein die Wahrheit jener Gestalten ist. Aber fuer uns nur ist diese Wahrheit vorhanden, noch nicht fuer das Bewusstsein. Das Selbstbewusstsein aber ist erst fuer sich geworden, noch nicht als Einheit mit dem Bewusstsein ueberhaupt.
Wir sehen, dass im Innern der Erscheinung der Verstand in Wahrheit nicht etwas anders als die Erscheinung selbst, aber nicht wie sie als Spiel der Kraefte ist, sondern dasselbe in seinen absolut-allgemeinen Momenten und deren Bewegung, und in der Tat nur sich selbst erfaehrt. Erhoben ueber die Wahrnehmung stellt sich das Bewusstsein mit dem Uebersinnlichen durch die Mitte der Erscheinung zusammengeschlossen dar, durch welche es in diesen Hintergrund schaut. Die beiden Extreme, das eine, des reinen Innern, das andere, des in dies reine Innre schauenden Innern, sind nun zusammengefallen, und wie sie als Extreme, so ist auch die Mitte, als etwas anders als sie, verschwunden. Dieser Vorhang ist also vor dem Innern weggezogen, und das Schauen des Innern in das Innere vorhanden; das Schauen des ununterschiedenen Gleichnamigen, welches sich selbst abstoesst, als unterschiedenes Innres setzt, aber fuer welches ebenso unmittelbar die Ununterschiedenheit beider ist, das Selbstbewusstsein. Es zeigt sich, dass hinter dem sogenannten Vorhange, welcher das Innre verdecken soll, nichts zu sehen ist, wenn wir nicht selbst dahintergehen, ebensosehr damit gesehen werde, als dass etwas dahinter sei, das gesehen werden kann. Aber es ergibt sich zugleich, dass nicht ohne alle Umstaende geradezu dahintergegangen werden koenne; denn dies Wissen, was die Wahrheit der Vorstellung der Erscheinung und ihres Innern ist, ist selbst nur Resultat einer umstaendlichen Bewegung, wodurch die Weisen des Bewusstseins, Meinen, Wahrnehmen und der Verstand verschwinden; und es wird sich ebenso ergeben, dass das Erkennen dessen, was das Bewusstsein weiss, indem es sich selbst weiss, noch weiterer Umstaende bedarf, deren Auseinanderlegung das Folgende ist.
In den bisherigen Weisen der Gewissheit ist dem Bewusstsein das Wahre etwas anderes als es selbst. Der Begriff dieses Wahren verschwindet aber in der Erfahrung von ihm; wie der Gegenstand unmittelbar an sich war, das Seiende der sinnlichen Gewissheit, das konkrete Ding der Wahrnehmung, die Kraft des Verstandes, so erweist er sich vielmehr nicht in Wahrheit zu sein, sondern dies An-sich ergibt sich als eine Weise, wie er nur fuer ein Anderes ist; der Begriff von ihm hebt sich an dem wirklichen Gegenstande auf, oder die erste unmittelbare Vorstellung in der Erfahrung, und die Gewissheit ging in der Wahrheit verloren. Nunmehr aber ist dies entstanden, was in diesen fruehern Verhaeltnissen nicht zustande kam, naemlich eine Gewissheit, welche ihrer Wahrheit gleich ist, denn die Gewissheit ist sich selbst ihr Gegenstand, und das Bewusstsein ist sich selbst das Wahre. Es ist darin zwar auch ein Anderssein; das Bewusstsein unterscheidet naemlich, aber ein solches, das fuer es zugleich ein nicht Unterschiedenes ist. Nennen wir Begriff die Bewegung des Wissens, den Gegenstand aber, das Wissen als ruhige Einheit, oder als Ich, so sehen wir, dass nicht nur fuer uns, sondern fuer das Wissen selbst der Gegenstand dem Begriffe entspricht.—Oder auf die andere Weise, den Begriff das genannt, was der Gegenstand an sich ist, den Gegenstand aber das, was er als Gegenstand, oder fuer ein Anderes ist, so erhellt, dass das An-sich-sein und das Fuer-ein-anderes-sein dasselbe ist; denn das An-sich ist das Bewusstsein; es ist aber ebenso dasjenige, fuer welches ein anderes (das An-sich) ist; und es ist fuer es, dass das An-sich des Gegenstandes und das Sein desselben fuer ein Anderes dasselbe ist; Ich ist der Inhalt der Beziehung und das Beziehen selbst; es ist es selbst gegen ein Anderes, und greift zugleich ueber dies Andre ueber, das fuer es ebenso nur es selbst ist.
Mit dem Selbstbewusstsein sind wir also nun in das einheimische Reich der Wahrheit eingetreten. Es ist zu sehen, wie die Gestalt des Selbstbewusstseins zunaechst auftritt. Betrachten wir diese neue Gestalt des Wissens, das Wissen von sich selbst, im Verhaeltnisse zu dem Vorhergehenden, dem Wissen von einem Andern, so ist dies zwar verschwunden; aber seine Momente haben sich zugleich ebenso aufbewahrt; und der Verlust besteht darin, dass sie hier vorhanden sind, wie sie an sich sind. Das Sein der Meinung, die Einzelnheit und die ihr entgegengesetzte Allgemeinheit der Wahrnehmung, sowie das leere Innere des Verstandes, sind nicht mehr als Wesen, sondern als Momente des Selbstbewusstseins, das heisst als Abstraktionen oder Unterschiede, welche fuer das Bewusstsein selbst zugleich nichtig, oder keine Unterschiede und rein verschwindende Wesen sind. Es scheint also nur das Hauptmoment selbst verlorengegangen zu sein, naemlich das einfache selbststaendige Bestehen fuer das Bewusstsein. Aber in der Tat ist das Selbstbewusstsein die Reflexion aus dem Sein der sinnlichen und wahrgenommenen Welt, und wesentlich die Rueckkehr aus dem Anderssein. Es ist als Selbstbewusstsein Bewegung; aber indem es nur sich selbst als sich selbst von sich unterscheidet, so ist ihm der Unterschied unmittelbar als ein Anderssein aufgehoben; der Unterschied ist nicht, und es nur die bewegungslose Tautologie des: Ich bin Ich; indem ihm der Unterschied nicht auch die Gestalt des Seins hat, ist es nicht Selbstbewusstsein. Es ist hiemit fuer es das Anderssein, als ein Sein, oder als unterschiedenes Moment; aber es ist fuer es auch die Einheit seiner selbst mit diesem Unterschiede, als zweites unterschiedenes Moment. Mit jenem ersten Momente ist das Selbstbewusstsein als Bewusstsein, und fuer es die ganze Ausbreitung der sinnlichen Welt erhalten; aber zugleich nur als auf das zweite Moment, die Einheit des Selbstbewusstseins mit sich selbst, bezogen; und sie ist hiemit fuer es ein Bestehen, welches aber nur Erscheinung, oder Unterschied ist, der an sich kein Sein hat. Dieser Gegensatz seiner Erscheinung und seiner Wahrheit hat aber nur die Wahrheit, naemlich die Einheit des Selbstbewusstseins mit sich selbst, zu seinem Wesen; diese muss ihm wesentlich werden; das heisst, es ist Begierde ueberhaupt. Das Bewusstsein hat als Selbstbewusstsein nunmehr einen gedoppelten Gegenstand, den einen, den unmittelbaren, den Gegenstand der sinnlichen Gewissheit, und des Wahrnehmens, der aber fuer es mit dem Charakter des Negati_ven bezeichnet ist, und den zweiten, naemlich sich selbst, welcher das wahre Wesen, und zunaechst nur erst im Gegensatze des ersten vorhanden ist. Das Selbstbewusstsein stellt sich hierin als die Bewegung dar, worin dieser Gegensatz aufgehoben, und ihm die Gleichheit seiner selbst mit sich wird.
Der Gegenstand, welcher fuer das Selbstbewusstsein das Negative ist, ist aber seinerseits fuer uns oder an sich ebenso in sich zurueckgegangen als das Bewusstsein andererseits. Er ist durch diese Reflexion in sich Leben geworden. Was das Selbstbewusstsein als seiend von sich unterscheidet, hat auch insofern, als es seiend gesetzt ist, nicht bloss die Weise der sinnlichen Gewissheit und der Wahrnehmung an ihm, sondern es ist in sich reflektiertes Sein, und der Gegenstand der unmittelbaren Begierde ist ein Lebendiges. Denn das An-sich, oder das allgemeine Resultat des Verhaeltnisses des Verstandes zu dem Innern der Dinge, ist das Unterscheiden des nicht zu Unterscheidenden, oder die Einheit des Unterschiednen. Diese Einheit aber ist ebensosehr, wie wir gesehen, ihr Abstossen von sich selbst, und dieser Begriff entzweit sich in den Gegensatz des Selbstbewusstseins und des Lebens; jenes die Einheit, fuer welche die unendliche Einheit der Unterschiede ist; dieses aber ist nur diese Einheit selbst, so dass sie nicht zugleich fuer sich selbst ist. So selbststaendig also das Bewusstsein, ebenso selbststaendig ist an sich sein Gegenstand. Das Selbstbewusstsein, welches schlechthin fuer sich ist, und seinen Gegenstand unmittelbar mit dem Charakter des Negativen bezeichnet, oder zunaechst Begierde ist, wird daher vielmehr die Erfahrung der Selbstaendigkeit desselben machen.
Die Bestimmung des Lebens, wie sie sich aus dem Begriffe oder dem allgemeinen Resultate ergibt, mit welchem wir in diese Sphaere eintreten, ist hinreichend, es zu bezeichnen, ohne dass seine Natur weiter daraus zu entwickeln waere; ihr Kreis beschliesst sich in folgenden Momenten. Das Wesen ist die Unendlichkeit als das Aufgehobensein aller Unterschiede, die reine achsendrehende Bewegung, die Ruhe ihrer selbst als absolut unruhigen Unendlichkeit; die Selbststaendigkeit selbst, in welcher die Unterschiede der Bewegung aufgeloest sind; das einfache Wesen der Zeit, das in dieser Sichselbstgleichheit die gediegene Gestalt des Raumes hat. Die Unterschiede sind aber an diesem einfachen allgemeinen Medium ebensosehr als Unterschiede; denn diese allgemeine Fluessigkeit hat ihre negative Natur nur, indem sie ein Aufheben derselben ist; aber sie kann die unterschiednen nicht aufheben, wenn sie nicht ein Bestehen haben. Eben diese Fluessigkeit ist als die sichselbstgleiche Selbststaendigkeit selbst das Bestehen, oder die Substanz derselben, worin sie also als unterschiedene Glieder und fuersichseiende Teile sind. Das Sein hat nicht mehr die Bedeutung der Abstraktion des Seins, noch ihre reine Wesenheit, der Abstraktion der Allgemeinheit; sondern ihr Sein ist eben jene einfache fluessige Substanz der reinen Bewegung in sich selbst. Der Unterschied dieser Glieder gegeneinander aber als Unterschied besteht ueberhaupt in keiner anderer Bestimmtheit als der Bestimmtheit der Momente der Unendlichkeit oder der reinen Bewegung selbst.
Die selbststaendigen Glieder sind fuer sich; dieses Fuer-sich-sein ist aber vielmehr ebenso unmittelbar ihre Reflexion in die Einheit, als diese Einheit die Entzweiung in die selbststaendigen Gestalten ist. Die Einheit ist entzweit, weil sie absolut negative oder unendliche Einheit ist; und weil sie das Bestehen ist, so hat auch der Unterschied Selbststaendigkeit nur an ihr. Diese Selbstaendigkeit der Gestalt erscheint als ein Bestimmtes, fuer Anderes, denn sie ist ein Entzweites; und das Aufheben der Entzweiung geschieht insofern durch ein Anderes. Aber es ist ebensosehr an ihr selbst; denn eben jene Fluessigkeit ist die Substanz der selbststaendigen Gestalten; diese Substanz aber ist unendlich; die Gestalt ist darum in ihrem Bestehen selbst die Entzweiung, oder das Aufheben ihres Fuer-sich-seins.
Unterscheiden wir die hierin enthaltenen Momente naeher, so sehen wir, dass wir zum ersten Momente das Bestehen der selbststaendigen Gestalten, oder die Unterdrueckung dessen haben, was das Unterscheiden an sich ist, naemlich nicht an sich zu sein und kein Bestehen zu haben. Das zweite Moment aber ist die Unterwerfung jenes Bestehens unter die Unendlichkeit des Unterschiedes. Im ersten Momente ist die bestehende Gestalt; als fuersichseiend, oder in ihrer Bestimmtheit unendliche Substanz tritt sie gegen die allgemeine Substanz auf, verleugnet diese Fluessigkeit und Kontinuitaet mit ihr und behauptet sich als nicht in diesem Allgemeinen aufgeloest, sondern vielmehr als durch die Absonderung von dieser ihrer unorganischen Natur, und durch das Aufzehren derselben sich erhaltend. Das Leben in dem allgemeinen fluessigen Medium, ein ruhiges Auseinanderlegen der Gestalten wird eben dadurch zur Bewegung derselben, oder zum Leben als Prozess. Die einfache allgemeine Fluessigkeit ist das An-sich, und der Unterschied der Gestalten das Andere. Aber diese Fluessigkeit wird selbst durch diesen Unterschied das Andere; denn sie ist itzt fuer den Unterschied, welcher an und fuer sich selbst, und daher die unendliche Bewegung ist, von welcher jenes ruhige Medium aufgezehrt wird, das Leben als Lebendiges.—Diese Verkehrung aber ist darum wieder die Verkehrtheit an sich selbst; was auf gezehrt wird, ist das Wesen; die auf Kosten des Allgemeinen sich erhaltende, und das Gefuehl ihrer Einheit mit sich selbst sich gebende Individualitaet hebt gerade damit ihren Gegensatz des Andern, durch welchen sie fuer sich ist, auf; die Einheit mit sich selbst, welche sie sich gibt, ist gerade die Fluessigkeit der Unterschiede, oder die allgemeine Aufloesung. Aber umgekehrt ist das Aufheben des individuellen Bestehens ebenso das Erzeugen desselben. Denn da das Wesen der individuellen Gestalt, das allgemeine Leben, und das fuer sich Seiende an sich einfache Substanz ist, so hebt es, indem es das Andre in sich setzt, diese seine Einfachheit, oder sein Wesen auf, d.h. es entzweit sie, und dies Entzweien der unterschiedslosen Fluessigkeit ist eben das Setzen der Individualitaet. Die einfache Substanz des Lebens also ist die Entzweiung ihrer selbst in Gestalten, und zugleich die Aufloesung dieser bestehenden Unterschiede; und die Aufloesung der Entzweiung ist ebensosehr Entzweien oder ein Gliedern. Es fallen damit die beiden Seiten der ganzen Bewegung, welche unterschieden wurden, naemlich die in dem allgemeinen Medium der Selbststaendigkeit ruhig auseinandergelegte Gestaltung und der Prozess des Lebens ineinander; der letztere ist ebensosehr Gestaltung, als er das Aufheben der Gestalt ist; und das erste, die Gestaltung, ist ebensosehr ein Aufheben, als sie die Gliederung ist. Das fluessige Element ist selbst nur die Abstraktion des Wesens, oder es ist nur als Gestalt wirklich; und dass es sich gliedert, ist wieder ein Entzweien des Gegliederten, oder ein Aufloesen desselben. Dieser ganze Kreislauf macht das Leben aus, weder das, was zuerst ausgesprochen wird, die unmittelbare Kontinuitaet und Gediegenheit seines Wesens, noch die bestehende Gestalt und das fuer sich seiende Diskrete, noch der reine Prozess derselben, noch auch das einfache Zusammenfassen dieser Momente, sondern das sich entwickelnde, und seine Entwicklung aufloesende und in dieser Bewegung sich einfach erhaltende Ganze.
Indem von der ersten unmittelbaren Einheit ausgegangen, und durch die Momente der Gestaltung und des Prozesses hindurch zur Einheit dieser beiden Momente, und damit wieder zur ersten einfachen Substanz zurueckgekehrt wird, so ist diese reflektierte Einheit eine andere als die erste. Gegen jene unmittelbare, oder als ein Sein ausgesprochene, ist diese zweite die allgemeine, welche alle diese Momente als aufgehobne in ihr hat. Sie ist die einfache Gattung, welche in der Bewegung des Lebens selbst nicht fuer sich *als* dies Einfache existiert; sondern in diesem Resultate verweist das Leben auf ein anderes, als es ist, naemlich auf das Bewusstsein, fuer welches es als diese Einheit, oder als Gattung, ist.
Dies andere Leben aber, fuer welches die Gattung als solche und welches fuer sich selbst Gattung ist, das Selbstbewusstsein, ist sich zunaechst nur als dieses einfache Wesen, und hat sich als reines Ich zum Gegenstande; in seiner Erfahrung, die nun zu betrachten ist, wird sich ihm dieser abstrakte Gegenstand bereichern, und die Entfaltung erhalten, welche wir an dem Leben gesehen haben.
Das einfache Ich ist diese Gattung oder das einfache Allgemeine, fuer welches die Unterschiede keine sind, nur, indem es negatives Wesen der gestalteten selbststaendigen Momente ist; und das Selbstbewusstsein hiemit seiner selbst nur gewiss, durch das Aufheben dieses andern, das sich ihm als selbststaendiges Leben darstellt; es ist Begierde. Der Nichtigkeit dieses Andern gewiss, setzt es fuer sich dieselbe als seine Wahrheit, vernichtet den selbststaendigen Gegenstand und gibt sich dadurch die Gewissheit seiner selbst, als wahre Gewissheit, als solche, welche ihm selbst auf gegenstaendliche Weise geworden ist.
In dieser Befriedigung aber macht es die Erfahrung von der Selbststaendigkeit seines Gegenstandes. Die Begierde und die in ihrer Befriedigung erreichte Gewissheit seiner selbst ist bedingt durch ihn, denn sie ist durch Aufheben dieses Andern; dass dies Aufheben sei, muss dies Andere sein. Das Selbstbewusstsein vermag also durch seine negative Beziehung ihn nicht aufzuheben; es erzeugt ihn darum vielmehr wieder, so wie die Begierde. Es ist in der Tat ein anderes als das Selbstbewusstsein, das Wesen der Begierde; und durch diese Erfahrung ist ihm selbst diese Wahrheit geworden. Zugleich aber ist es ebenso absolut fuer sich, und ist dies nur durch Aufheben des Gegenstandes, und es muss ihm seine Befriedigung werden, denn es ist die Wahrheit. Um der Selbststaendigkeit des Gegenstandes willen kann es daher zur Befriedigung nur gelangen, indem dieser selbst die Negation an ihm vollzieht; und er muss diese Negation seiner selbst an sich vollziehen, denn er ist an sich das Negative, und muss fuer das Andre sein, was er ist. Indem er die Negation an sich selbst ist, und darin zugleich selbststaendig ist, ist er Bewusstsein. An dem Leben, welches der Gegenstand der Begierde ist, ist die Negation entweder an einem Andern, naemlich an der Begierde, oder als Bestimmtheit gegen eine andere gleichgueltige Gestalt, oder als seine unorganische allgemeine Natur. Diese allgemeine selbststaendige Natur aber, an der die Negation als absolute ist, ist die Gattung als solche, oder als Selbstbewusstsein. Das Selbstbewusstsein erreicht seine Befriedigung nur in einem andern Selbstbewusstsein.
In diesen drei Momenten ist erst der Begriff des Selbstbewusstseins vollendet; a) reines ununterschiedenes Ich ist sein erster unmittelbarer Gegenstand. b) Diese Unmittelbarkeit ist aber selbst absolute Vermittlung, sie ist nur als Aufheben des selbststaendigen Gegenstandes, oder sie ist Begierde. Die Befriedigung der Begierde ist zwar die Reflexion des Selbstbewusstseins in sich selbst, oder die zur Wahrheit gewordene Gewissheit. c) Aber die Wahrheit derselben ist vielmehr die gedoppelte Reflexion, die Verdopplung des Selbstbewusstseins. Es ist ein Gegenstand fuer das Bewusstsein, welcher an sich selbst sein Anderssein oder den Unterschied als einen nichtigen setzt, und darin selbststaendig ist. Die unterschiedene nur lebendige Gestalt hebt wohl im Prozesse des Lebens selbst auch ihre Selbststaendigkeit auf, aber sie hoert mit ihrem Unterschiede auf, zu sein, was sie ist; der Gegenstand des Selbstbewusstseins ist aber ebenso selbststaendig in dieser Negativitaet seiner selbst; und damit ist er fuer sich selbst Gattung, allgemeine Fluessigkeit in der Eigenheit seiner Absonderung; er ist lebendiges Selbstbewusstsein.
Es ist ein Selbstbewusstsein fuer ein Selbstbewusstsein. Erst hiedurch ist es in der Tat; denn erst hierin wird fuer es die Einheit seiner selbst in seinem Anderssein; Ich, das der Gegenstand seines Begriffs ist, ist in der Tat nicht Gegenstand; der Gegenstand der Begierde aber ist nur selbststaendig, denn er ist die allgemeine unvertilgbare Substanz, das fluessige sichselbstgleiche Wesen. Indem ein Selbstbewusstsein der Gegenstand ist, ist er ebensowohl ich wie Gegenstand.—Hiemit ist schon der Begriff des Geistes fuer uns vorhanden. Was fuer das Bewusstsein weiter wird, ist die Erfahrung, was der Geist ist, diese absolute Substanz, welche in der vollkommenen Freiheit und Selbststaendigkeit ihres Gegensatzes, naemlich verschiedener fuer sich seiender Selbstbewusstsein, die Einheit derselben ist; Ich, das Wir, und Wir, das Ich ist. Das Bewusstsein hat erst in dem Selbstbewusstsein, als dem Begriffe des Geistes, seinen Wendungspunkt, auf dem es aus dem farbigten Scheine des sinnlichen Diesseits, und aus der leeren Nacht des uebersinnlichen Jenseits in den geistigen Tag der Gegenwart einschreitet.
A. Selbststaendigkeit und Unselbststaendigkeitdes Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft
Das Selbstbewusstsein ist an und fuer sich, indem, und dadurch, dass es fuer ein Anderes an und fuer sich ist; d.h. es ist nur als ein Anerkanntes. Der Begriff dieser seiner Einheit in seiner Verdopplung, der sich im Selbstbewusstsein realisierenden Unendlichkeit, ist eine vielseitige und vieldeutige Verschraenkung, so dass die Momente derselben teils genau auseinandergehalten, teils in dieser Unterscheidung zugleich auch als nicht unterschieden, oder immer in ihrer entgegengesetzten Bedeutung genommen und erkannt werden muessen. Die Doppelsinnigkeit des Unterschiedenen liegt in dem Wesen des Selbstbewusstseins, unendlich, oder unmittelbar das Gegenteil der Bestimmtheit, in der es gesetzt ist, zu sein. Die Auseinanderlegung des Begriffs dieser geistigen Einheit in ihrer Verdopplung stellt uns die Bewegung des Anerkennens dar.
Es ist fuer das Selbstbewusstsein ein anderes Selbstbewusstsein; es ist ausser sich gekommen. Dies hat die gedoppelte Bedeutung, erstlich, es hat sich selbst verloren, denn es findet sich als ein anderes Wesen; zweitens, es hat damit das Andere aufgehoben, denn es sieht auch nicht das Andere als Wesen, sondern sich selbst im Andern.
Es muss dies sein Anderssein aufheben; dies ist das Aufheben des ersten Doppelsinnes, und darum selbst ein zweiter Doppelsinn; erstlich, es muss darauf gehen, das andere selbststaendige Wesen aufzuheben, um dadurch seiner als des Wesens gewiss zu werden; zweitens geht es hiemit darauf, sich selbst aufzuheben, denn dies Andere ist es selbst.
Dies doppelsinnige Aufheben seines doppelsinnigen Andersseins ist ebenso eine doppelsinnige Rueckkehr in sich selbst; denn erstlich erhaelt es durch das Aufheben sich selbst zurueck; denn es wird sich wieder gleich durch das Aufheben seines Andersseins; zweitens aber gibt es das andere Selbstbewusstsein ihm wieder ebenso zurueck, denn es war sich im Andern, es hebt dies sein Sein im Andern auf, entlaesst also das andere wieder frei.
Diese Bewegung des Selbstbewusstseins in der Beziehung auf ein anderes Selbstbewusstsein ist aber auf diese Weise vorgestellt worden, als das Tun des Einen; aber dieses Tun des Einen hat selbst die gedoppelte Bedeutung, ebensowohl sein Tun als das Tun des Andern zu sein; denn das Andere ist ebenso selbststaendig, in sich beschlossen, und es ist nichts in ihm, was nicht durch es selbst ist. Das erste hat den Gegenstand nicht vor sich, wie er nur fuer die Begierde zunaechst ist, sondern einen fuer sich seienden selbststaendigen, ueber welchen es darum nichts fuer sich vermag, wenn er nicht an sich selbst dies tut, was es an ihm tut. Die Bewegung ist also schlechthin die gedoppelte beider Selbstbewusstsein. Jedes sieht das Andre dasselbe tun, was es tut; jedes tut Selbst, was es an das Andre fodert; und tut darum, was es tut, auch nur insofern, als das Andre dasselbe tut; das einseitige Tun waere unnuetz; weil, was geschehen soll, nur durch beide zustande kommen kann.
Das Tun ist also nicht nur insofern doppelsinnig, als es ein Tun ebensowohl gegen sich als gegen das Andre, sondern auch insofern, als es ungetrennt ebensowohl das Tun des Einen als des Andern ist.
In dieser Bewegung sehen wir sich den Prozess wiederholen, der sich als Spiel der Kraefte darstellte, aber im Bewusstsein. Was in jenem fuer uns war, ist hier fuer die Extreme selbst. Die Mitte ist das Selbstbewusstsein, welches sich in die Extreme zersetzt, und jedes Extrem ist diese Austauschung seiner Bestimmtheit, und absoluter Uebergang in das entgegengesetzte. Als Bewusstsein aber kommt es wohl ausser sich, jedoch ist es in seinem Ausser-sich-sein zugleich in sich zurueckgehalten, fuer sich, und sein Ausser-sich ist fuer es. Es ist fuer es, dass es unmittelbar anderes Bewusstsein ist, und nicht ist; und ebenso, dass dies Andere nur fuer sich ist, indem es sich als fuer sich Seiendes aufhebt, und nur im Fuer-sich-sein des Andern fuer sich ist. Jedes ist dem andern die Mitte, durch welche jedes sich mit sich selbst vermittelt und zusammenschliesst, und jedes sich und dem Andern unmittelbares fuer sich seiendes Wesen, welches zugleich nur durch diese Vermittlung so fuer sich ist. Sie anerkennen sich als gegenseitig sich anerkennend.
Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Verdopplung des Selbstbewusstseins in seiner Einheit, ist nun zu betrachten, wie sein Prozess fuer das Selbstbewusstsein erscheint. Er wird zuerst die Seite der Ungleichheit beider darstellen, oder das Heraustreten der Mitte in die Extreme, welche als Extreme sich entgegengesetzt, und das eine nur Anerkanntes, der andre nur Anerkennendes ist.
Das Selbstbewusstsein ist zunaechst einfaches Fuer-sich-sein, sichselbstgleich durch das Ausschliessen alles andern aus sich; sein Wesen und absoluter Gegenstand ist ihm Ich; und es ist in dieser Unmittelbarkeit, oder in diesem Sein seines Fuer-sich-seins, Einzelnes. Was Anderes fuer es ist, ist als unwesentlicher, mit dem Charakter des Negativen bezeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist auch ein Selbstbewusstsein; es tritt ein Individuum einem Individuum gegenueber auf. So unmittelbar auftretend sind sie fuereinander in der Weise gemeiner Gegenstaende; selbststaendige Gestalten, in das Sein des Lebens —denn als Leben hat sich hier der seiende Gegenstand bestimmt—versenkte Bewusstsein, welche fuereinander die Bewegung der absoluten Abstraktion, alles unmittelbare Sein zu vertilgen, und nur das rein negative Sein des sichselbstgleichen Bewusstseins zu sein, noch nicht vollbracht, oder sich einander noch nicht als reines Fuer-sich-sein, das heisst als Selbst_bewusstsein dargestellt haben. Jedes ist wohl seiner selbst gewiss, aber nicht des Andern, und darum hat seine eigne Gewissheit von sich noch keine Wahrheit; denn seine Wahrheit waere nur, dass sein eignes Fuer-sich-sein sich ihm als selbststaendiger Gegenstand, oder, was dasselbe ist, der Gegenstand sich als diese reine Gewissheit seiner selbst dargestellt haette. Dies aber ist nach dem Begriffe des Anerkennens nicht moeglich, als dass wie der Andere fuer ihn, so er fuer den Andern, jeder an sich selbst durch sein eigenes Tun, und wieder durch das Tun des andern, diese reine Abstraktion des Fuer-sich-seins vollbringt.
Die Darstellung seiner aber als der reinen Abstraktion des Selbstbewusstseins besteht darin, sich als reine Negation seiner gegenstaendlichen Weise zu zeigen, oder es zu zeigen, an kein bestimmtes Dasein geknuepft, an die allgemeine Einzelnheit des Daseins ueberhaupt nicht, nicht an das Leben geknuepft zu sein. Diese Darstellung ist das gedoppelte Tun; Tun des Andern, und Tun durch sich selbst. Insofern es Tun des Andern ist, geht also jeder auf den Tod des Andern. Darin aber ist auch das zweite, das Tun durch sich selbst, vorhanden; denn jenes schliesst das Daransetzen des eignen Lebens in sich. Das Verhaeltnis beider Selbstbewusstsein ist also so bestimmt, dass sie sich selbst und einander durch den Kampf auf Leben und Tod bewaehren.—Sie muessen in diesen Kampf gehen, denn sie muessen die Gewissheit ihrer selbst, fuer sich zu sein, zur Wahrheit an dem Andern und an ihnen selbst erheben. Und es ist allein das Daransetzen des Lebens, wodurch die Freiheit, wodurch es bewaehrt wird, dass dem Selbstbewusstsein nicht das Sein, nicht die unmittelbare Weise, wie es auftritt, nicht sein Versenktsein in die Ausbreitung des Lebens—das Wesen, sondern dass an ihm nichts vorhanden, was fuer es nicht verschwindendes Moment waere, dass es nur reines Fuer-sich-sein ist. Das Individuum, welches das Leben nicht gewagt hat, kann wohl als Person anerkannt werden; aber es hat die Wahrheit dieses Anerkanntseins als eines selbststaendigen Selbstbewusstseins nicht erreicht. Ebenso muss jedes auf den Tod des andern gehen, wie es sein Leben daransetzt; denn das Andre gilt ihm nicht mehr als es selbst; sein Wesen stellt sich ihm als ein Andres dar, es ist ausser sich; es muss sein Aussersichsein aufheben; das Andre ist mannigfaltig befangenes und seiendes Bewusstsein; es muss sein Anderssein als reines Fuer-sich-sein oder als absolute Negation anschauen.
Diese Bewaehrung aber durch den Tod hebt ebenso die Wahrheit, welche daraus hervorgehen sollte, als damit auch die Gewissheit seiner selbst ueberhaupt auf; denn wie das Leben die natuerliche Position des Bewusstseins, die Selbststaendigkeit ohne die absolute Negativitaet, ist, so ist er die natuerliche Negation desselben, die Negation ohne die Selbststaendigkeit, welche also ohne die geforderte Bedeutung des Anerkennens bleibt. Durch den Tod ist zwar die Gewissheit geworden, dass beide ihr Leben wagten, und es an ihnen und an dem Andern verachteten; aber nicht fuer die, welche diesen Kampf bestanden. Sie heben ihr in dieser fremden Wesenheit, welches das natuerliche Dasein ist, gesetztes Bewusstsein, oder sie heben sich, und werden als die fuer sich sein wollenden Extreme aufgehoben. Es verschwindet aber damit aus dem Spiele des Wechsels das wesentliche Moment, sich in Extreme entgegengesetzter Bestimmtheiten zu zersetzen; und die Mitte faellt in eine tote Einheit zusammen, welche in tote, bloss seiende, nicht entgegengesetzte Extreme zersetzt ist; und die beiden geben und empfangen sich nicht gegenseitig voneinander durch das Bewusstsein zurueck, sondern lassen einander nur gleichgueltig, als Dinge, frei. Ihre Tat ist die abstrakte Negation, nicht die Negation des Bewusstseins, welches so aufhebt, dass es das Aufgehobene aufbewahrt und erhaelt, und hiemit sein Aufgehobenwerden ueberlebt.
In dieser Erfahrung wird es dem Selbstbewusstsein, dass ihm das Leben so wesentlich als das reine Selbstbewusstsein ist. Im unmittelbaren Selbstbewusstsein ist das einfache Ich der absolute Gegenstand, welcher aber fuer uns oder an sich die absolute Vermittlung ist, und die bestehende Selbststaendigkeit zum wesentlichen Momente hat. Die Aufloesung jener einfachen Einheit ist das Resultat der ersten Erfahrung; es ist durch sie ein reines Selbstbewusstsein, und ein Bewusstsein gesetzt, welches nicht rein fuer sich, sondern fuer ein Anderes, das heisst, als seiendes Bewusstsein oder Bewusstsein in der Gestalt der Dingheit ist. Beide Momente sind wesentlich;—da sie zunaechst ungleich und entgegengesetzt sind, und ihre Reflexion in die Einheit sich noch nicht ergeben hat, so sind sie als zwei entgegengesetzte Gestalten des Bewusstseins; die eine das selbststaendige, welchem das Fuer-sich-sein, die andere das unselbststaendige, dem das Leben oder das Sein fuer ein Anderes das Wesen ist; jenes ist der Herr, dies der Knecht.
Der Herr ist das fuer sich seiende Bewusstsein, aber nicht mehr nur der Begriff desselben, sondern fuer sich seiendes Bewusstsein, welches durch ein anderes Bewusstsein mit sich vermittelt ist, naemlich durch ein solches, zu dessen Wesen es gehoert, dass es mit selbststaendigem Sein oder der Dingheit ueberhaupt synthesiert ist. Der Herr bezieht sich auf diese beiden Momente, auf ein Ding, als solches, den Gegenstand der Begierde, und auf das Bewusstsein, dem die Dingheit das Wesentliche ist; und, indem er a) als Begriff des Selbstbewusstseins unmittelbare Beziehung des Fuer-sich-seins ist, aber b) nunmehr zugleich als Vermittlung, oder als ein Fuer-sich-sein, welches nur durch ein Anderes fuer sich ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf beide, und b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr bezieht sich auf den Knecht mittelbar durch das selbststaendige Sein; denn eben hieran ist der Knecht gehalten; es ist seine Kette, von der er im Kampfe nicht abstrahieren konnte, und darum sich als unselbststaendig, seine Selbststaendigkeit in der Dingheit zu haben, erwies. Der Herr aber ist die Macht ueber dies Sein, denn er erwies im Kampfe, dass es ihm nur als ein Negatives gilt; indem er die Macht darueber, dies Sein aber die Macht ueber den Andern ist, so hat er in diesem Schlusse diesen andern unter sich. Ebenso bezieht sich der Herr mittelbar durch den Knecht auf das Ding; der Knecht bezieht sich, als Selbstbewusstsein ueberhaupt, auf das Ding auch negativ und hebt es auf; aber es ist zugleich selbststaendig fuer ihn, und er kann darum durch sein Negieren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig werden, oder er bearbeitet es nur. Dem Herrn dagegen wird durch diese Vermittlung die unmittelbare Beziehung als die reine Negation desselben, oder der Genuss; was der Begierde nicht gelang, gelingt ihm, damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu befriedigen. Der Begierde gelang dies nicht wegen der Selbststaendigkeit des Dinges; der Herr aber, der den Knecht zwischen es und sich eingeschoben, schliesst sich dadurch nur mit der Unselbststaendigkeit des Dinges zusammen, und geniesst es rein; die Seite der Selbststaendigkeit aber ueberlaesst er dem Knechte, der es bearbeitet.
In diesen beiden Momenten wird fuer den Herrn sein Anerkanntsein durch ein anderes Bewusstsein; denn dieses setzt sich in ihnen als Unwesentliches, einmal in der Bearbeitung des Dings, das anderemal in der Abhaengigkeit von einem bestimmten Dasein; in beiden kann es nicht ueber das Sein Meister werden und zur absoluten Negation gelangen. Es ist also hierin dies Moment des Anerkennens vorhanden, dass das andere Bewusstsein sich als Fuer-sich-sein aufhebt, und hiemit selbst das tut, was das erste gegen es tut. Ebenso das andere Moment, dass dies Tun des zweiten das eigne Tun des ersten ist; denn, was der Knecht tut, ist eigentlich Tun des Herrn; diesem ist nur das Fuer-sich-sein, das Wesen; er ist die reine negative Macht, der das Ding nichts ist, und also das reine wesentliche Tun in diesem Verhaeltnisse; der Knecht aber ein nicht reines, sondern unwesentliches Tun. Aber zum eigentlichen Anerkennen fehlt das Moment, dass, was der Herr gegen den Andern tut, er auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen sich, er auch gegen den Andern tue. Es ist dadurch ein einseitiges und ungleiches Anerkennen entstanden.
Das unwesentliche Bewusstsein ist hierin fuer den Herrn der Gegenstand, welcher die Wahrheit der Gewissheit seiner selbst ausmacht. Aber es erhellt, dass dieser Gegenstand seinem Begriffe nicht entspricht, sondern dass darin, worin der Herr sich vollbracht hat, ihm vielmehr ganz etwas anderes geworden als ein selbststaendiges Bewusstsein. Nicht ein solches ist fuer ihn, sondern vielmehr ein unselbststaendiges; er also nicht des Fuer-sich-seins, als der Wahrheit gewiss, sondern seine Wahrheit ist vielmehr das unwesentliche Bewusstsein, und das unwesentliche Tun desselben.
Die Wahrheit des selbststaendigen Bewusstseins ist demnach das knechtische Bewusstsein. Dieses erscheint zwar zunaechst ausser sich und nicht als die Wahrheit des Selbstbewusstsein. Aber wie die Herrschaft zeigte, dass ihr Wesen das Verkehrte dessen ist, was sie sein will, so wird auch wohl die Knechtschaft vielmehr in ihrer Vollbringung zum Gegenteile dessen werden, was sie unmittelbar ist; sie wird als in sich zurueckgedraengtes Bewusstsein in sich gehen, und zur wahren Selbststaendigkeit sich umkehren.
Wir sahen nur, was die Knechtschaft im Verhaeltnisse der Herrschaft ist. Aber sie ist Selbstbewusstsein, und was sie hienach an und fuer sich selbst ist, ist nun zu betrachten. Zunaechst ist fuer die Knechtschaft der Herr das Wesen; also das selbststaendige fuer sich seiende Bewusstsein ist ihr die Wahrheit, die jedoch *fuer sie* noch nicht an ihr ist. Allein sie hat diese Wahrheit der reinen Negativitaet und des Fuer-sich-seins in der Tat an ihr selbst; denn sie hat dieses Wesen an ihr erfahren. Dies Bewusstsein hat naemlich nicht um dieses oder jenes, noch fuer diesen oder jenen Augenblick Angst gehabt, sondern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist darin innerlich aufgeloest worden, hat durchaus in sich selbst erzittert, und alles Fixe hat in ihm gebebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das absolute Fluessigwerden alles Bestehens ist aber das einfache Wesen des Selbstbewusstseins, die absolute Negativitaet, das reine Fuer-sich-sein, das hiemit an diesem Bewusstsein ist. Dies Moment des reinen Fuer-sich-sein ist auch fuer es, denn im Herrn ist es ihm sein Gegenstand. Es ist ferner nicht nur diese allgemeine Aufloesung ueberhaupt, sondern im Dienen vollbringt es sie wirklich; es hebt darin in allen einzelnen Momenten seine Anhaenglichkeit an natuerliches Dasein auf, und arbeitet dasselbe hinweg.
Das Gefuehl der absoluten Macht aber ueberhaupt, und im einzelnen des Dienstes ist nur die Aufloesung an sich, und obzwar die Furcht des Herrn der Anfang der Weisheit ist, so ist das Bewusstsein darin fuer es selbst, nicht das Fuer-sich-sein. Durch die Arbeit koemmt es aber zu sich selbst. In dem Momente, welches der Begierde im Bewusstsein des Herrn entspricht, schien dem dienenden Bewusstsein zwar die Seite der unwesentlichen Beziehung auf das Ding zugefallen zu sein, indem das Ding darin seine Selbststaendigkeit behaelt. Die Begierde hat sich das reine Negieren des Gegenstandes, und dadurch das unvermischte Selbstgefuehl vorbehalten. Diese Befriedigung ist aber deswegen selbst nur ein Verschwinden, denn es fehlt ihr die gegenstaendliche Seite oder das Bestehen. Die Arbeit hingegen ist gehemmte Begierde, aufgehaltenes Verschwinden, oder sie bildet. Die negative Beziehung auf den Gegenstand wird zur Form desselben, und zu einem bleibenden; weil eben dem arbeitenden der Gegenstand Selbststaendigkeit hat. Diese negative Mitte oder das formierende Tun ist zugleich die Einzelnheit oder das reine Fuer-sich-sein des Bewusstseins, welches nun in der Arbeit ausser es in das Element des Bleibens tritt; das arbeitende Bewusstsein kommt also hiedurch zur Anschauung des selbststaendigen Seins, als seiner selbst.
Das Formieren hat aber nicht nur diese positive Bedeutung, dass das dienende Bewusstsein sich darin als reines Fuer-sich-sein zum Seienden wird; sondern auch die negative, gegen sein erstes Moment, die Furcht. Denn in dem Bilden des Dinges wird ihm die eigne Negativitaet, sein Fuer-sich-sein, nur dadurch zum Gegenstande, dass es die entgegengesetzte seiende Form aufhebt. Aber dies gegenstaendliche Negative ist gerade das fremde Wesen, vor welchem es gezittert hat. Nun aber zerstoert es dies fremde Negative, setzt sich als ein solches in das Element des Bleibens; und wird hiedurch fuer sich selbst, ein fuer sich Seiendes. Im Herrn ist ihm das Fuer-sich-sein ein Anderes oder nur fuer es; in der Furcht ist das Fuer-sich-sein an ihm selbst; in dem Bilden wird das Fuer-sich-sein als sein eignes fuer es, und es koemmt zum Bewusstsein, dass es selbst an und fuer sich ist. Die Form wird dadurch, dass sie hinausgesetzt wird, ihm nicht ein Anderes als es; denn eben sie ist sein reines Fuer-sich-sein, das ihm darin zur Wahrheit wird. Es wird also durch dies Wiederfinden seiner durch sich selbst eigner Sinn, gerade in der Arbeit, worin es nur fremder Sinn zu sein schien.—Es sind zu dieser Reflexion die beiden Momente der Furcht und des Dienstes ueberhaupt, sowie des Bildens notwendig, und zugleich beide auf eine allgemeine Weise. Ohne die Zucht des Dienstes und Gehorsams bleibt die Furcht beim Formellen stehen, und verbreitet sich nicht ueber die bewusste Wirklichkeit des Daseins. Ohne das Bilden bleibt die Furcht innerlich und stumm, und das Bewusstsein wird nicht fuer es selbst. Formiert das Bewusstsein ohne die erste absolute Furcht, so ist es nur ein eitler eigner Sinn; denn seine Form oder Negativitaet ist nicht die Negativitaet an sich; und sein Formieren kann ihm daher nicht das Bewusstsein seiner als des Wesens geben. Hat es nicht die absolute Furcht, sondern nur einige Angst ausgestanden, so ist das negative Wesen ihm ein aeusserliches geblieben, seine Substanz ist von ihm nicht durch und durch angesteckt. Indem nicht alle Erfuellungen seines natuerlichen Bewusstseins wankend geworden, gehoert es an sich noch bestimmtem Sein an; der eigne Sinn ist Eigensinn, eine Freiheit, welche noch innerhalb der Knechtschaft stehenbleibt. So wenig ihm die reine Form zum Wesen werden kann, so wenig ist sie, als Ausbreitung ueber das Einzelne betrachtet, allgemeines Bilden, absoluter Begriff, sondern eine Geschicklichkeit, welche nur ueber einiges, nicht ueber die allgemeine Macht und das ganze gegenstaendliche Wesen maechtig ist.
B. Freiheit des Selbstbewusstseins;Stoizismus, Skeptizismusund das unglueckliche Bewusstsein
Dem selbststaendigen Selbstbewusstsein ist einesteils nur die reine Abstraktion des Ich sein Wesen, und andernteils, indem sie sich ausbildet und sich Unterschiede gibt, wird dies Unterscheiden ihm nicht zum gegenstaendlichen ansich_seienden Wesen; dies Selbstbewusstsein wird also nicht ein in seiner Einfachheit sich wahrhaft unterscheidendes, oder in dieser absoluten Unterscheidung sich gleichbleibendes Ich. Das in sich zurueckgedraengte Bewusstsein hingegen wird sich im Formieren als Form der gebildeten Dinge zum Gegenstande, und an dem Herrn schaut es das Fuer-sich-sein zugleich als Bewusstsein an. Aber dem dienenden Bewusstsein als solchem fallen diese beiden Momente—seiner selbst als selbststaendigen Gegenstandes, und dieses Gegenstandes als eines Bewusstseins, und hiemit seines eigenen Wesens—auseinander. Indem aber fuer uns oder an sich die Form und das Fuer-sich-sein dasselbe ist, und im Begriffe des selbststaendigen Bewusstseins das An-sich-sein das Bewusstsein ist, so ist die Seite des An-sich-seins oder der Dingheit, welche die Form in der Arbeit erhielt, keine andere Substanz als das Bewusstsein, und es ist uns eine neue Gestalt des Selbstbewusstseins geworden; ein Bewusstsein, welches sich als die Unendlichkeit, oder reine Bewegung des Bewusstseins das Wesen ist; welches denkt, oder freies Selbstbewusstsein ist. Denn nicht als abstraktes Ich, sondern als Ich, welches zugleich die Bedeutung des An-sich-seins hat, sich Gegenstand sein, oder zum gegenstaendlichen Wesen sich so verhalten, dass es die Bedeutung des Fuer-sich-seins des Bewusstseins hat, fuer welches es ist, heisst denken.—Dem Denken bewegt sich der Gegenstand nicht in Vorstellungen oder Gestalten, sondern in Begriffen, das heisst in einem unterschiednen An-sich-sein, welches unmittelbar fuer das Bewusstsein kein unterschiednes von ihm ist. Das Vorgestellte, Gestaltete, Seiende, als solches, hat die Form, etwas anders zu sein als das Bewusstsein; ein Begriff aber ist zugleich ein Seiendes—und dieser Unterschied, insofern er an ihm selbst ist, ist sein bestimmter Inhalt—, aber darin, dass dieser Inhalt ein begriffener zugleich ist, bleibt es sich seiner Einheit mit diesem bestimmten und unterschiedenen Seienden unmittelbar bewusst; nicht wie bei der Vorstellung, worin es erst noch besonders sich zu erinnern hat, dass dies seine Vorstellung sei; sondern der Begriff ist mir unmittelbar mein Begriff. Im Denken bin Ich frei, weil ich nicht in einem Andern bin, sondern schlechthin bei mir selbst bleibe, und der Gegenstand, der mir das Wesen ist, in ungetrennter Einheit mein Fuer-mich-sein ist; und meine Bewegung in Begriffen ist eine Bewegung in mir selbst.—Es ist aber in dieser Bestimmung dieser Gestalt des Selbstbewusstseins wesentlich dies festzuhalten, dass sie denkendes Bewusstsein ueberhaupt oder ihr Gegenstand, unmittelbare Einheit des An-sich-seins und des Fuer-sich-seins ist. Das sich gleichnamige Bewusstsein, das sich von sich selbst abstoesst, wird sich ansichseiendes Element; aber es ist sich dies Element nur erst als allgemeines Wesen ueberhaupt, nicht als dies gegenstaendliche Wesen in der Entwicklung und Bewegung seines mannigfaltigen Seins.
Diese Freiheit des Selbstbewusstseins hat bekanntlich, indem sie als ihrer bewusste Erscheinung in der Geschichte des Geistes aufgetreten ist, Stoizismus geheissen. Sein Prinzip ist, dass das Bewusstsein denkendes Wesen, und etwas nur Wesenheit fuer dasselbe hat, oder wahr und gut fuer es ist, als das Bewusstsein sich darin als denkendes Wesen verhaelt.
Die vielfache sich in sich unterscheidende Ausbreitung, Vereinzelung und Verwicklung des Lebens ist der Gegenstand, gegen welchen die Begierde und die Arbeit taetig ist. Dies vielfache Tun hat sich nun in die einfache Unterscheidung zusammengezogen, welche in der reinen Bewegung des Denkens ist. Nicht der Unterschied, welcher sich als bestimmtes Ding, oder als Bewusstsein eines bestimmten natuerlichen Daseins, als ein Gefuehl, oder als Begierde und Zweck fuer dieselbe, ob er durch das eigene oder durch ein fremdes Bewusstsein gesetzt sei, hat mehr Wesenheit, sondern allein der Unterschied, der ein gedachter, oder unmittelbar nicht von Mir unterschieden ist. Dies Bewusstsein ist somit negativ gegen das Verhaeltnis der Herrschaft und Knechtschaft; sein Tun ist, in der Herrschaft nicht seine Wahrheit an dem Knechte zu haben, noch als Knecht seine Wahrheit an dem Willen des Herrn und an seinem Dienen, sondern wie auf dem Throne so in den Fesseln, in aller Abhaengigkeit seines einzelnen Daseins frei zu sein, und die Leblosigkeit sich zu erhalten, welche sich bestaendig aus der Bewegung des Daseins, aus dem Wirken wie aus dem Leiden, in die einfache Wesenheit des Gedankens zurueckzieht. Der Eigensinn ist die Freiheit, die an eine Einzelnheit sich befestigt und innerhalb der Knechtschaft steht, der Stoizismus aber die Freiheit, welche unmittelbar immer aus ihr her, und in die reine Allgemeinheit des Gedankens zurueckkoemmt; als allgemeine Form des Weltgeistes nur in der Zeit einer allgemeinen Furcht und Knechtschaft, aber auch einer allgemeinen Bildung auftreten konnte, welche das Bilden bis zum Denken gesteigert hatte.
Ob nun zwar diesem Selbstbewusstsein weder ein Anderes als es, noch die reine Abstraktion des Ich das Wesen ist, sondern Ich, welches das Anderssein, aber als gedachten Unterschied an ihm hat, so dass es in seinem Anderssein unmittelbar in sich zurueckgekehrt ist; so ist dies sein Wesen zugleich nur ein abstraktes Wesen. Die Freiheit des Selbstbewusstseins ist gleichgueltig gegen das natuerliche Dasein, hat darum dieses ebenso frei entlassen, und die Reflexion ist eine gedoppelte. Die Freiheit im Gedanken hat nur den reinen Gedanken zu ihrer Wahrheit, die ohne die Erfuellung des Lebens ist; und ist also auch nur der Begriff der Freiheit, nicht die lebendige Freiheit selbst; denn ihr ist nur erst das Denken ueberhaupt das Wesen, die Form als solche, welche von der Selbststaendigkeit der Dinge weg, in sich zurueckgegangen ist. Indem aber die Individualitaet als handelnd sich lebendig darstellen, oder als denkend die lebendige Welt als ein System des Gedankens fassen sollte, so muesste in dem Gedanken selbst fuer jene Ausbreitung ein Inhalt dessen, was gut, fuer diese, was wahr ist, liegen; damit durchaus, in demjenigen, was fuer das Bewusstsein ist, kein anderes Ingrediens waere als der Begriff, der das Wesen ist. Allein so wie er hier als Abstraktion von der Mannigfaltigkeit der Dinge sich abtrennt, hat er keinen Inhalt an ihm selbst, sondern einen gegebenen. Das Bewusstsein vertilgt den Inhalt wohl als ein fremdes Sein, indem es ihn denkt; aber der Begriff ist bestimmter Begriff, und diese Bestimmtheit desselben ist das Fremde, das er an ihm hat. Der Stoizismus ist darum in Verlegenheit gekommen, als er, wie der Ausdruck war, nach dem Kriterium der Wahrheit ueberhaupt gefragt wurde, d.h. eigentlich nach einem Inhalte des Gedankens selbst. Auf die Frage an ihn, was gut und wahr ist, hat er wieder das inhaltslose Denken selbst zur Antwort gegeben; in der Vernuenftigkeit soll das Wahre und Gute bestehen. Aber diese Sichselbstgleichheit des Denkens ist nur wieder die reine Form, in welcher sich nichts bestimmt; die allgemeinen Worte von dem Wahren und Guten, der Weisheit und der Tugend, bei welchen er stehen bleiben muss, sind daher wohl im allgemeinen erhebend, aber weil sie in der Tat zu keiner Ausbreitung des Inhalts kommen koennen, fangen sie bald an, Langeweile zu machen.
Dieses denkende Bewusstsein so, wie es sich bestimmt hat, als die abstrakte Freiheit, ist also nur die unvollendete Negation des Andersseins; aus dem Dasein nur in sich zurueckgezogen, hat es sich nicht als absolute Negation desselben an ihm vollbracht. Der Inhalt gilt ihm zwar nur als Gedanke, aber dabei auch als bestimmter, und die Bestimmtheit als solche zugleich.
Der Skeptizismus ist die Realisierung desjenigen, wovon der Stoizismus nur der Begriff,—und die wirkliche Erfahrung, was die Freiheit des Gedankens ist; sie ist an sich das Negative, und muss sich so darstellen. Mit der Reflexion des Selbstbewusstseins in den einfachen Gedanken seiner selbst ist ihr gegenueber in der Tat aus der Unendlichkeit das selbststaendige Dasein oder die bleibende Bestimmtheit herausgefallen; im Skeptizismus wird nun fuer das Bewusstsein die gaenzliche Unwesentlichkeit und Unselbststaendigkeit dieses Andern; der Gedanke wird zu dem vollstaendigen das Sein der vielfach bestimmten Welt vernichtenden Denken, und die Negativitaet des freien Selbstbewusstseins wird sich an dieser mannigfaltigen Gestaltung des Lebens zur realen Negativitaet.—Es erhellt, dass, wie der Stoizismus dem Begriffe des selbststaendi_gen Bewusstseins, das als Verhaeltnis der Herrschaft und Knechtschaft erschien, entspricht, so entspricht der Skeptizismus der Realisierung desselben, als der negativen Richtung auf das Anderssein, der Begierde und der Arbeit. Aber wenn die Begierde und die Arbeit die Negation nicht fuer das Selbstbewusstsein ausfuehren konnten, so wird dagegen diese polemische Richtung gegen die vielfache Selbststaendigkeit der Dinge von Erfolg sein, weil sie als in sich vorher vollendetes freies Selbstbewusstsein sich gegen sie kehrt; bestimmter, weil sie das Denken, oder die Unendlichkeit, an ihr selbst hat, und hierin die Selbststaendigkeiten nach ihrem Unterschiede ihr nur als verschwindende Groessen sind. Die Unterschiede, welche im reinen Denken seiner selbst nur die Abstraktion der Unterschiede sind, werden hier zu allen Unterschieden, und alles unterschiedene Sein zu einem Unterschiede des Selbstbewusstseins.
Hiedurch hat sich das Tun des Skeptizismus ueberhaupt, und die Weise desselben bestimmt. Er zeigt die dialektische Bewegung auf, welche die sinnliche Gewissheit, die Wahrnehmung und der Verstand ist; so wie auch die Unwesenheit desjenigen, was in dem Verhaeltnisse des Herrschens und des Dienens, und was fuer das abstrakte Denken selbst, als bestimmtes gilt. Jenes Verhaeltnis fasst eine bestimmte Weise zugleich in sich, in welcher auch sittliche Gesetze als Gebote der Herrschaft vorhanden sind; die Bestimmungen im abstrakten Denken aber sind Begriffe der Wissenschaft, in welche sich das inhaltslose Denken ausbreitet, und den Begriff auf eine in der Tat nur aeusserliche Weise an das ihm selbststaendige Sein, das seinen Inhalt ausmacht, haengt und nur bestimmte Begriffe als geltende hat, es sei, dass sie auch reine Abstraktionen sind.
Das Dialektische als negative Bewegung, wie sie unmittelbar ist, erscheint dem Bewusstsein zunaechst als etwas, dem es preisgegeben, und das nicht durch es selbst ist. Als Skeptizismus hingegen ist sie Moment des Selbstbewusstseins, welchem es nicht geschieht, dass ihm, ohne zu wissen wie, sein Wahres und Reelles verschwindet, sondern welches in der Gewissheit seiner Freiheit dies andere fuer reell sich Gebende selbst verschwinden laesst; nicht nur das Gegenstaendliche als solches, sondern sein eignes Verhalten zu ihm, worin es als gegenstaendlich gilt, und geltend gemacht wird, also auch sein Wahrnehmen, so wie sein Befestigen dessen, was es in Gefahr ist zu verlieren, die Sophisterei, und sein aus sich bestimmtes und festgesetztes Wahres; durch welche selbstbewusste Negation es die Gewissheit seiner Freiheit sich fuer sich selbst verschafft, die Erfahrung derselben hervorbringt, und sie dadurch zur Wahrheit erhebt. Was verschwindet, ist das Bestimmte, oder der Unterschied, der, auf welche Weise und woher es sei, als fester und unwandelbarer sich aufstellt. Er hat nichts Bleibendes an ihm, und muss dem Denken verschwinden, weil das Unterschiedne eben dies ist, nicht an ihm selbst zu sein, sondern seine Wesenheit nur in einem Andern zu haben; das Denken aber ist die Einsicht in diese Natur des Unterschiednen, es ist das negative Wesen als einfaches.
Das skeptische Selbstbewusstsein erfaehrt also in dem Wandel alles dessen, was sich fuer es befestigen will, seine eigne Freiheit als durch es selbst sich gegeben und erhalten; es ist sich diese Ataraxie des Sich-selbst-denkens, die unwandelbare und wahrhafte Gewissheit seiner selbst. Sie geht nicht aus einem Fremden, das seine vielfache Entwicklung in sich zusammenstuerzte, als ein Resultat hervor, welches sein Werden hinter sich haette; sondern das Bewusstsein selbst ist die absolute dialektische Unruhe, dieses Gemische von sinnlichen und gedachten Vorstellungen, deren Unterschiede zusammenfallen, und deren Gleichheit sich ebenso—denn sie ist selbst die Bestimmtheit gegen das Ungleiche—wieder aufloest. Dies Bewusstsein ist aber eben hierin in der Tat, statt sichselbstgleiches Bewusstsein zu sein, nur eine schlechthin zufaellige Verwirrung, der Schwindel einer sich immer erzeugenden Unordnung. Es ist dies fuer sich selbst; denn es selbst erhaelt und bringt diese sich bewegende Verwirrung hervor. Es bekennt sich darum auch dazu, es bekennt, ein ganz zufaelliges, einzelnes Bewusstsein zu sein—ein Bewusstsein, das empirisch ist, sich nach dem richtet, was keine Realitaet fuer es hat, dem gehorcht, was ihm kein Wesen ist, das tut und zur Wirklichkeit bringt, was ihm keine Wahrheit hat. Aber ebenso wie es sich auf diese Weise als einzelnes, zufaelliges und in der Tat tierisches Leben, und verlornes Selbstbewusstsein gilt, macht es sich im Gegenteile auch wieder zum allgemeinen sichselbstgleichen; denn es ist die Negativitaet aller Einzelnheit und alles Unterschieds. Von dieser Sich-selbst-gleichheit oder in ihr selbst vielmehr faellt es wieder in jene Zufaelligkeit und Verwirrung zurueck, denn eben diese sich bewegende Negativitaet hat es nur mit Einzelnem zu tun, und treibt sich mit Zufaelligem herum. Dies Bewusstsein ist also diese bewusstlose Faselei, von dem einen Extreme des sichselbstgleichen Selbstbewusstseins zum andern des zufaelligen, verworrenen, und verwirrenden Bewusstseins hinueber und herueber zu gehen. Es selbst bringt diese beiden Gedanken seiner selbst nicht zusammen; es erkennt seine Freiheit einmal als Erhebung ueber alle Verwirrung und alle Zufaelligkeit des Daseins, und bekennt sich ebenso das andremal wieder als ein Zurueckfallen in die Unwesentlichkeit und als ein Herumtreiben in ihr. Es laesst den unwesentlichen Inhalt in seinem Denken verschwinden, aber eben darin ist es das Bewusstsein eines Unwesentlichen; es spricht das absolute Verschwinden aus, aber das Aussprechen *ist*, und dies Bewusstsein ist das ausgesprochne Verschwinden; es spricht die Nichtigkeit des Sehens, Hoerens, und so fort, aus, und es sieht, hoert und so fort, selbst; es spricht die Nichtigkeit der sittlichen Wesenheiten aus, und macht sie selbst zu den Maechten seines Handelns. Sein Tun und seine Worte widersprechen sich immer, und ebenso hat es selbst das gedoppelte widersprechende Bewusstsein der Unwandelbarkeit und Gleichheit, und der voelligen Zufaelligkeit und Ungleichheit mit sich. Aber es haelt diesen Widerspruch seiner selbst auseinander; und verhaelt sich darueber wie in seiner rein negativen Bewegung ueberhaupt. Wird ihm die Gleichheit aufgezeigt, so zeigt es die Ungleichheit auf; und indem ihm diese, die es eben ausgesprochen hat, itzt vorgehalten wird, so geht es zum Aufzeigen der Gleichheit ueber; sein Gerede ist in der Tat ein Gezaenke eigensinniger Jungen, deren einer A sagt, wenn der andere B, und wieder B, wenn der andere A, und die sich durch den Widerspruch mit sich selbst die Freude erkaufen, miteinander im Widerspruche zu bleiben.
Im Skeptizismus erfaehrt das Bewusstsein in Wahrheit sich als ein in sich selbst widersprechendes Bewusstsein; es geht aus dieser Erfahrung eine neue Gestalt hervor, welche die zwei Gedanken zusammenbringt, die der Skeptizismus auseinander haelt. Die Gedankenlosigkeit des Skeptizismus ueber sich selbst muss verschwinden, weil es in der Tat ein Bewusstsein ist, welches diese beiden Weisen an ihm hat. Diese neue Gestalt ist hiedurch ein solches, welches fuer sich das gedoppelte Bewusstsein seiner als des sich befreienden, unwandelbaren und sichselbstgleichen, und seiner als des absolut sich verwirrenden und verkehrenden—und das Bewusstsein dieses seines Widerspruchs ist. —Im Stoizismus ist das Selbstbewusstsein die einfache Freiheit seiner selbst; im Skeptizismus realisiert sie sich, vernichtet die andere Seite des bestimmten Daseins, aber verdoppelt sich vielmehr, und ist sich nun ein Zweifaches. Hiedurch ist die Verdopplung, welche frueher an zwei einzelne, an den Herrn und den Knecht, sich verteilte, in eines eingekehrt; die Verdopplung des Selbstbewusstseins in sich selbst, welche im Begriffe des Geistes wesentlich ist, ist hiemit vorhanden, aber noch nicht ihre Einheit, und das unglueckliche Bewusstsein ist das Bewusstsein seiner als des gedoppelten nur widersprechenden Wesens.
Dieses unglueckliche, in sich entzweite Bewusstsein muss also, weil dieser Widerspruch seines Wesens sich ein Bewusstsein ist, in dem einen Bewusstsein immer auch das andere haben, und so aus jedem unmittelbar, indem es zum Siege und zur Ruhe der Einheit gekommen zu sein meint, wieder daraus ausgetrieben werden. Seine wahre Rueckkehr aber in sich selbst, oder seine Versoehnung mit sich wird den Begriff des lebendig gewordenen und in die Existenz getretenen Geistes darstellen, weil an ihm schon dies ist, dass es als ein ungeteiltes Bewusstsein ein gedoppeltes ist; es selbst ist das Schauen eines Selbstbewusstseins in ein anderes, und es selbst ist beide, und die Einheit beider ist ihm auch das Wesen, aber es fuer sich ist sich noch nicht dieses Wesen selbst, noch nicht die Einheit beider.
Indem es zunaechst nur die unmittelbare Einheit beider ist, aber fuer es nicht beide dasselbe, sondern entgegengesetzte sind, so ist ihm das eine, naemlich das einfache unwandelbare, als das Wesen; das andere aber, das vielfache wandelbare, als das Unwesentliche. Beide sind fuer es einander fremde Wesen; es selbst, weil es das Bewusstsein dieses Widerspruchs ist, stellt sich auf die Seite des wandelbaren Bewusstseins, und ist sich das Unwesentliche; aber als Bewusstsein der Unwandelbarkeit, oder des einfachen Wesens, muss es zugleich darauf gehen, sich von dem Unwesentlichen, das heisst, sich von sich selbst zu befreien. Denn ob es fuer sich wohl nur das wandelbare, und das unwandelbare ihm ein Fremdes ist, so ist es selbst einfaches, und hiemit unwandelbares Bewusstsein, dessen hiemit als seines Wesens sich bewusst, jedoch so, dass es selbst fuer sich wieder nicht dies Wesen ist. Die Stellung, welche es beiden gibt, kann daher nicht eine Gleichgueltigkeit derselben gegeneinander, d.i. nicht eine Gleichgueltigkeit seiner selbst gegen das Unwandelbare sein; sondern es ist unmittelbar selbst beide, und es ist fuer es die Beziehung beider als eine Beziehung des Wesens auf das Unwesen, so dass dies letztere aufzuheben ist, aber indem ihm beide gleich wesentlich und widersprechend sind, ist es nur die widersprechende Bewegung, in welcher das Gegenteil nicht in seinem Gegenteil zur Ruhe kommt, sondern in ihm nur als Gegenteil sich neu erzeugt.
Es ist damit ein Kampf gegen einen Feind vorhanden, gegen welchen der Sieg vielmehr ein Unterliegen, das eine erreicht zu haben vielmehr der Verlust desselben in seinem Gegenteile ist. Das Bewusstsein des Lebens, seines Daseins und Tuns ist nur der Schmerz ueber dieses Dasein und Tun, denn es hat darin nur das Bewusstsein seines Gegenteils als des Wesens, und der eignen Nichtigkeit. Es geht in die Erhebung hieraus zum Unwandelbaren ueber. Aber diese Erhebung ist selbst dies Bewusstsein; sie ist also unmittelbar das Bewusstsein des Gegenteils, naemlich seiner selbst als der Einzelnheit. Das Unwandelbare, das in das Bewusstsein tritt, ist ebendadurch zugleich von der Einzelnheit beruehrt, und nur mit dieser gegenwaertig; statt diese im Bewusstsein des Unwandelbaren vertilgt zu haben, geht sie darin immer nur hervor.
In dieser Bewegung aber erfaehrt es eben dieses Hervortreten der Einzelnheit *am* Unwandelbaren, und des Unwandelbaren *an* der Einzelnheit. Es wird fuer es die Einzelnheit ueberhaupt am unwandelbaren Wesen, und zugleich die seinige an ihm. Denn die Wahrheit dieser Bewegung ist eben das Einssein dieses gedoppelten Bewusstseins. Diese Einheit wird ihm aber zunaechst selbst eine solche, in welcher noch die Verschiedenheit beider das Herrschende ist. Es ist dadurch die dreifache Weise fuer dasselbe vorhanden, wie die Einzelnheit mit dem Unwandelbaren verknuepft ist; einmal geht es selbst sich wieder hervor als entgegengesetzt dem unwandelbaren Wesen; und es ist in den Anfang des Kampfs zurueckgeworfen, welcher das Element des ganzen Verhaeltnisses bleibt. Das andremal aber hat das Unwandelbare selbst an ihm die Einzelnheit fuer es; so dass sie Gestalt des Unwandelbaren ist, an welches hiemit die ganze Weise der Existenz hinuebertritt. Das drittemal findet es sich selbst als dieses Einzelne im Unwandelbaren. Das erste Unwandelbare ist ihm nur das fremde die Einzelnheit verurteilende Wesen; indem das andre eine Gestalt der Einzelnheit wie es selbst ist, so wird es drittens zum Geiste, hat sich selbst darin zu finden die Freude, und wird sich seine Einzelnheit mit dem Allgemeinen versoehnt zu sein bewusst.
Was sich hier als Weise und Verhaeltnis des Unwandelbaren darstellt, ergab sich als die Erfahrung, welche das entzweite Selbstbewusstsein in seinem Ungluecke macht. Diese Erfahrung ist nun zwar nicht seine einseitige Bewegung, denn es ist selbst unwandelbares Bewusstsein, dieses hiemit zugleich auch einzelnes Bewusstsein, und die Bewegung ebensowohl Bewegung des unwandelbaren Bewusstseins, das in ihr so sehr wie das andere auftritt; denn sie verlaeuft sich durch diese Momente, einmal unwandelbares dem einzelnen ueberhaupt, dann selbst einzelnes dem andern einzelnen entgegengesetzt, und endlich mit ihm Eins zu sein. Aber diese Betrachtung, insofern sie uns angehoert, ist hier unzeitig, denn bis itzt ist uns nur die Unwandelbarkeit als Unwandelbarkeit des Bewusstseins, welche deswegen nicht die wahre, sondern noch mit einem Gegensatze behaftete ist, nicht das Unwandelbare an und fuer sich selbst entstanden; wir wissen daher nicht, wie dieses sich verhalten wird. Was hier sich ergeben hat, ist nur dies, dass dem Bewusstsein, das hier unser Gegenstand ist, diese angezeigten Bestimmungen an dem Unwandelbaren erscheinen.
Aus diesem Grunde behaelt also auch das unwandelbare Bewusstsein in seiner Gestaltung selbst den Charakter und die Grundlage des Entzweit—und des Fuer-sich-seins gegen das einzelne Bewusstsein. Es ist hiemit fuer dieses ueberhaupt ein Geschehen, dass das Unwandelbare die Gestalt der Einzelnheit erhaelt; so wie es sich auch ihm entgegengesetzt nur findet, und also durch die Natur dies Verhaeltnis hat; dass es sich endlich in ihm findet, erscheint ihm zum Teil zwar durch es selbst hervorgebracht, oder darum stattzuhaben, weil es selbst einzeln ist; aber ein Teil dieser Einheit als dem Unwandelbaren zugehoerend, sowohl nach ihrer Entstehung, als insofern sie ist; und der Gegensatz bleibt in dieser Einheit selbst. In der Tat ist durch die Gestaltung des Unwandelbaren das Moment des Jenseits nicht nur geblieben, sondern vielmehr noch befestigt; denn wenn es durch die Gestalt der einzelnen Wirklichkeit ihm einerseits zwar naeher gebracht zu sein scheint, so ist es ihm andererseits nunmehr als ein undurchsichtiges sinnliches Eins, mit der ganzen Sproedigkeit eines Wirklichen, gegenueber; die Hoffnung, mit ihm Eins zu werden, muss Hoffnung, das heisst ohne Erfuellung und Gegenwart bleiben, denn zwischen ihr und der Erfuellung steht gerade die absolute Zufaelligkeit oder unbewegliche Gleichgueltigkeit, welche in der Gestaltung selbst, dem begruendenden der Hoffnung, liegt. Durch die Natur des seienden Eins, durch die Wirklichkeit, die es angezogen, geschieht es notwendig, dass es in der Zeit verschwunden, und im Raume und ferne gewesen ist, und schlechthin ferne bleibt.
Wenn zuerst der blosse Begriff des entzweiten Bewusstseins sich so bestimmte, dass es auf das Aufheben seiner als einzelnen und auf das Werden zum unwandelbaren Bewusstsein gehe, so hat sein Streben nunmehr diese Bestimmung, dass es vielmehr sein Verhaeltnis zu dem reinen ungestalteten Unwandelbaren aufhebe, und sich nur die Beziehung auf den gestalteten Unwandelbaren gebe. Denn das Einssein des Einzelnen mit dem Unwandelbaren ist ihm nunmehr Wesen und Gegenstand, wie im Begriffe nur das gestaltlose, abstrakte Unwandelbare der wesentliche Gegenstand war; und das Verhaeltnis dieses absoluten Entzweitseins des Begriffes ist nun dasjenige, von welchem es sich wegzuwenden hat. Die zunaechst aeussere Beziehung aber zu dem gestalteten Unwandelbaren als einem fremden Wirklichen hat es zum absoluten Einswerden zu erheben.
Die Bewegung, worin das unwesentliche Bewusstsein dies Einssein zu erreichen strebt, ist selbst die dreifache, nach dem dreifachen Verhaeltnisse, welche es zu seinem gestalteten jenseits haben wird; einmal als reines Bewusstsein; das andremal als einzelnes Wesen, welches sich als Begierde und Arbeit gegen die Wirklichkeit verhaelt; und zum dritten als Bewusstsein seines Fuer-sich-seins.—Wie diese drei Weisen seines Seins in jenem allgemeinen Verhaeltnisse vorhanden und bestimmt sind, ist nun zu sehen.
Zuerst also es als reines Bewusstsein betrachtet, so scheint der gestaltete Unwandelbare, indem er fuer das reine Bewusstsein ist, gesetzt zu werden, wie er an und fuer sich selbst ist. Allein wie er an und fuer sich selbst ist, dies ist, wie schon erinnert, noch nicht entstanden. Dass er im Bewusstsein waere, wie er an und fuer sich selbst ist, dies muesste wohl von ihm vielmehr ausgehen als von dem Bewusstsein; so aber ist diese seine Gegenwart hier nur erst einseitig durch das Bewusstsein vorhanden, und eben darum nicht vollkommen und wahrhaftig, sondern bleibt mit Unvollkommenheit oder einem Gegensatze beschwert.
Obgleich aber das unglueckliche Bewusstsein also diese Gegenwart nicht besitzt, so ist es zugleich ueber das reine Denken, insofern dieses das abstrakte von der Einzelnheit ueberhaupt wegsehende Denken des Stoizismus, und das nur unruhige Denken des Skeptizismus—in der Tat nur die Einzelnheit als der bewusstlose Widerspruch und dessen rastlose Bewegung—ist; es ist ueber diese beide hinaus, es bringt und haelt das reine Denken und die Einzelnheit zusammen, ist aber noch nicht zu demjenigen Denken erhoben, fuer welches die Einzelnheit des Bewusstseins mit dem reinen Denken selbst ausgesoehnt ist. Es steht vielmehr in dieser Mitte, worin das abstrakte Denken die Einzelnheit des Bewusstseins als Einzelnheit beruehrt. Es selbst ist diese Beruehrung; es ist die Einheit des reinen Denkens und der Einzelnheit; es ist auch fuer es diese denkende Einzelnheit, oder das reine Denken, und das Unwandelbare wesentlich selbst als Einzelnheit. Aber es ist nicht fuer es, dass dieser sein Gegenstand, das Unwandelbare, welches ihm wesentlich die Gestalt der Einzelnheit hat, es selbst ist, es selbst, das Einzelnheit des Bewusstseins ist.
Es verhaelt sich daher in dieser ersten Weise, worin wir es als reines Bewusstsein betrachten, zu seinem Gegenstande nicht denkend, sondern indem es selbst zwar an sich reine denkende Einzelnheit und sein Gegenstand eben dieses, aber nicht die Beziehung aufeinander selbst reines Denken ist, geht es, so zu sagen, nur an das Denken hin, und ist Andacht. Sein Denken als solches bleibt das gestaltlose Sausen des Glockengelaeutes oder eine warme Nebelerfuellung, ein musikalisches Denken, das nicht zum Begriffe, der die einzige immanente gegenstaendliche Weise waere, kommt. Es wird diesem unendlichen reinen innern Fuehlen wohl sein Gegenstand; aber so eintretend, dass er nicht als begriffner, und darum als ein Fremdes eintritt. Es ist hiedurch die innerliche Bewegung des reinen Gemuets vorhanden, welches sich selbst, aber als die Entzweiung schmerzhaft fuehlt; die Bewegung einer unendlichen Sehnsucht, welche die Gewissheit hat, dass ihr Wesen ein solches reines Gemuet ist, reines Denken, welches sich als Einzelnheit denkt; dass sie von diesem Gegenstande, eben darum, weil er sich als Einzelnheit denkt, erkannt, und anerkannt wird. Zugleich aber ist dies Wesen das unerreichbare Jenseits, welches im Ergreifen entflieht, oder vielmehr schon entflohen ist. Es ist schon entflohen; denn es ist einesteils das sich als Einzelnheit denkende Unwandelbare, und das Bewusstsein erreicht sich selbst daher unmittelbar in ihm, sich selbst, aber als das dem Unwandelbaren entgegengesetzte; statt das Wesen zu ergreifen, fuehlt es nur, und ist in sich zurueckgefallen; indem es im Erreichen sich als dies entgegengesetzte nicht abhalten kann, hat es, statt das Wesen ergriffen zu haben, nur die Unwesentlichkeit ergriffen. Wie es so auf einer Seite, indem es sich im Wesen zu erreichen strebt, nur die eigne getrennte Wirklichkeit ergreift, so kann es auf der andern Seite das Andere nicht als einzelnes, oder als wirkliches ergreifen. Wo es gesucht werde, kann es nicht gefunden werden, denn es soll eben ein Jenseits, ein solches sein, welches nicht gefunden werden kann. Es als einzelnes gesucht, ist nicht eine allgemeine, gedachte Einzelnheit, nicht Begriff, sondern Einzelnes als Gegenstand, oder ein Wirkliches; Gegenstand der unmittelbaren sinnlichen Gewissheit; und ebendarum nur ein solches, welches verschwunden ist. Dem Bewusstsein kann daher nur das Grab seines Lebens zur Gegenwart kommen. Aber weil dies selbst eine Wirklichkeit und es gegen die Natur dieser ist, einen dauernden Besitz zu gewaehren; so ist auch diese Gegenwart des Grabes nur der Kampf eines Bemuehens, der verloren werden muss. Allein indem es diese Erfahrung gemacht, dass das Grab seines wirklichen unwandelbaren Wesens keine Wirklichkeit hat, dass die verschwundene Einzelnheit als verschwundne nicht die wahre Einzelnheit ist, wird es die unwandelbare Einzelnheit als wirkliche aufzusuchen oder als verschwundne festzuhalten aufgeben, und erst hiedurch ist es faehig, die Einzelnheit als wahrhafte oder als allgemeine zu finden.
Zunaechst aber ist die Rueckkehr des Gemuets in sich selbst so zu nehmen, dass es sich als Einzelnes Wirklichkeit hat. Es ist das reine Gemuet, welches fuer uns oder an sich, sich gefunden und in sich ersaettigt ist, denn ob fuer es in seinem Gefuehle sich wohl das Wesen von ihm trennt, so ist an sich dies Gefuehl Selbst_gefuehl, es hat den Gegenstand seines reinen Fuehlens gefuehlt, und dieser ist es selbst; es tritt also hieraus als Selbstgefuehl oder fuer sich seiendes Wirkliches auf. In dieser Rueckkehr in sich ist fuer uns sein zweites Verhaeltnis geworden, das der Begierde und Arbeit, welche dem Bewusstsein die innerliche Gewissheit seiner selbst, die es fuer uns erlangt hat, durch Aufheben und Geniessen des fremden Wesens, naemlich desselben in der Form der selbststaendigen Dinge bewaehrt. Das unglueckliche Bewusstsein aber findet sich nur als begehrend und arbeitend; es ist fuer es nicht vorhanden, dass, sich so zu finden, die innre Gewissheit seiner selbst zum Grunde liegt, und sein Gefuehl des Wesens dies Selbstgefuehl ist. Indem es sie fuer sich selbst nicht hat, bleibt sein Innres vielmehr noch die gebrochne Gewissheit seiner selbst; die Bewaehrung, welche es durch Arbeit und Genuss erhalten wuerde, ist darum eine ebensolche gebrochne; oder es muss sich vielmehr selbst diese Bewaehrung vernichten, so dass es in ihr wohl die Bewaehrung, aber nur die Bewaehrung desjenigen, was es fuer sich ist, naemlich seiner Entzweiung findet.
Die Wirklichkeit, gegen welche sich die Begierde und die Arbeit wendet, ist diesem Bewusstsein nicht mehr ein an sich Nichtiges, von ihm nur Aufzuhebendes und zu Verzehrendes, sondern ein solches, wie es selbst ist, eine entzweigebrochene Wirklichkeit, welche nur einerseits an sich nichtig, andererseits aber auch eine geheiligte Welt ist; sie ist Gestalt des Unwandelbaren, denn dieses hat die Einzelnheit an sich erhalten, und weil es als das Unwandelbare Allgemeines ist, hat seine Einzelnheit ueberhaupt die Bedeutung aller Wirklichkeit.
Wenn das Bewusstsein fuer sich selbststaendiges Bewusstsein und ihm die Wirklichkeit an und fuer sich nichtig waere, wuerde es in der Arbeit und in dem Genusse zum Gefuehle seiner Selbststaendigkeit gelangen, dadurch dass es selbst es waere, welches die Wirklichkeit aufhoebe. Allein indem diese ihm Gestalt des Unwandelbaren ist, vermag es nicht sie durch sich aufzuheben. Sondern indem es zwar zur Vernichtung der Wirklichkeit und zum Genusse gelangt, so geschieht fuer es dies wesentlich dadurch, dass das Unwandelbare selbst seine Gestalt preisgibt, und ihm zum Genusse ueberlaesst.—Das Bewusstsein tritt hierin seinerseits gleichfalls als Wirkliches auf, aber ebenso als innerlich gebrochen, und diese Entzweiung stellt sich in seinem Arbeiten und Geniessen dar, in ein Verhaeltnis zur Wirklichkeit oder das Fuer-sich-sein und in ein An-sich-sein sich zu brechen. Jenes Verhaeltnis zur Wirklichkeit ist das Veraendern oder das Tun, das Fuer-sich-sein, das dem einzelnen Bewusstsein als solchem angehoert. Aber es ist darin auch an sich; diese Seite gehoert dem unwandelbaren Jenseits an; sie sind die Faehigkeiten und Kraefte, eine fremde Gabe, welche das Unwandelbare ebenso dem Bewusstsein ueberlaesst, um sie zu gebrauchen.
In seinem Tun ist demnach das Bewusstsein zunaechst in dem Verhaeltnisse zweier Extreme; es steht als das taetige Diesseits auf einer Seite, und ihm gegenueber die passive Wirklichkeit, beide in Beziehung aufeinander, aber auch beide in das Unwandelbare zurueckgegangen, und an sich festhaltend. Von beiden Seiten loest sich daher nur eine Oberflaeche gegeneinander ab, welche in das Spiel der Bewegung gegen die andre tritt.—Das Extrem der Wirklichkeit wird durch das taetige Extrem aufgehoben; sie von ihrer Seite kann aber nur darum aufgehoben werden, weil ihr unwandelbares Wesen sie selbst aufhebt, sich von sich abstoesst, und das Abgestossene der Taetigkeit preisgibt. Die taetige Kraft erscheint als die Macht, worin die Wirklichkeit sich aufloest; darum aber ist fuer dieses Bewusstsein, welchem das An-sich oder das Wesen ein ihm Andres ist, diese Macht, als welche es in der Taetigkeit auftritt, das Jenseits seiner selbst. Statt also aus seinem Tun in sich zurueckzukehren, und sich fuer sich selbst bewaehrt zu haben, reflektiert es vielmehr diese Bewegung des Tuns in das andre Extrem zurueck, welches hiedurch als rein Allgemeines, als die absolute Macht dargestellt ist, von der die Bewegung nach allen Seiten ausgegangen, und die das Wesen sowohl der sich zersetzenden Extreme, wie sie zuerst auftraten, als des Wechsels selbst sei.
Dass das unwandelbare Bewusstsein auf seine Gestalt Ver_zicht tut und sie preisgibt, dagegen das einzelne Bewusstsein dankt, d.h. die Befriedigung des Bewusstseins seiner Selbststaendigkeit sich versagt, und das Wesen des Tuns von sich ab dem Jenseits zuweist, durch diese beide Momente des gegenseitigen Sich- aufgebens beider Teile entsteht hiemit allerdings dem Bewusstsein seine Einheit mit dem Unwandelbaren. Allein zugleich ist diese Einheit mit der Trennung affiziert, in sich wieder gebrochen, und es tritt aus ihr der Gegensatz des Allgemeinen und Einzelnen wieder hervor. Denn das Bewusstsein entsagt zwar zum Scheine der Befriedigung seines Selbstgefuehls; erlangt aber die wirkliche Befriedigung desselben; denn es ist Begierde, Arbeit und Genuss gewesen; es hat als Bewusstsein gewollt, getan und genossen. Sein Danken ebenso, worin es das andre Extrem als das Wesen anerkennt, und sich aufhebt, ist selbst sein eignes Tun, welches das Tun des andern Extrems aufwiegt, und der sich preisgebenden Wohltat ein gleiches Tun entgegenstellt; wenn jenes ihm seine Oberflaeche ueberlaesst, so dankt es aber auch, und tut darin, indem es sein Tun, d.h. sein Wesen, selbst aufgibt, eigentlich mehr als das andere, das nur eine Oberflaeche von sich abstoesst. Die ganze Bewegung reflektiert sich also nicht nur im wirklichen Begehren, Arbeiten und Geniessen, sondern sogar selbst im Danken, worin das Gegenteil zu geschehen scheint, in das Extrem der Einzelnheit. Das Bewusstsein fuehlt sich darin als dieses einzelne, und laesst sich durch den Schein seines Verzichtleistens nicht taeuschen, denn die Wahrheit desselben ist, dass es sich nicht aufgegeben hat; was zustande gekommen, ist nur die gedoppelte Reflexion in die beiden Extreme, und das Resultat die wiederholte Spaltung in das entgegengesetzte Bewusstsein des Unwandelbaren und in das Bewusstsein des gegenueberstehenden Wollens, Vollbringens, Geniessens, und des Auf-sich-Verzicht-leistens selbst, oder der fuersichseienden Einzelnheit ueberhaupt.
Es ist damit das dritte Verhaeltnis der Bewegung dieses Bewusstseins eingetreten, welches aus dem zweiten als ein solches hervortritt, das in Wahrheit durch sein Wollen und Vollbringen sich als selbststaendiges erprobt hat. Im ersten Verhaeltnisse war es nur Begriff des wirklichen Bewusstseins, oder das innre Gemuet, welches im Tun und Genusse noch nicht wirklich ist; das zweite ist diese Verwirklichung, als aeusseres Tun und Geniessen; hieraus aber zurueckgekehrt ist es ein solches, welches sich als wirkliches und wirkendes Bewusstsein erfahren, oder dem es wahr ist, an und fuer sich zu sein. Darin ist aber nun der Feind in seiner eigensten Gestalt aufgefunden. Im Kampfe des Gemuets ist das einzelne Bewusstsein nur als musikalisches, abstraktes Moment; in der Arbeit und dem Genusse, als der Realisierung dieses wesenlosen Seins, kann es unmittelbar sich vergessen, und die bewusste Eigenheit in dieser Wirklichkeit wird durch das dankende Anerkennen niedergeschlagen. Dieses Niederschlagen ist aber in Wahrheit eine Rueckkehr des Bewusstseins in sich selbst, und zwar in sich als die ihm wahrhafte Wirklichkeit.
Dies dritte Verhaeltnis, worin diese wahrhafte Wirklichkeit das eine Extrem ist, ist die Beziehung derselben auf das allgemeine Wesen, als der Nichtigkeit; und die Bewegung dieser Beziehung ist noch zu betrachten.
Was zuerst die entgegengesetzte Beziehung des Bewusstseins betrifft, worin ihm seine Realitaet unmittelbar das Nichtige ist, so wird also sein wirkliches Tun zu einem Tun von nichts, sein Genuss Gefuehl seines Ungluecks. Hiemit verlieren Tun und Genuss allen allgemeinen Inhalt und Bedeutung, denn dadurch haetten sie ein An-und Fuer-sich-sein, und beide ziehen sich in die Einzelnheit zurueck, auf welche das Bewusstsein, sie aufzuheben, gerichtet ist. Seiner als dieses wirklichen Einzelnen ist das Bewusstsein sich in den tierischen Funktionen bewusst. Diese, statt unbefangen, als etwas, das an und fuer sich nichtig ist, und keine Wichtigkeit und Wesenheit fuer den Geist erlangen kann, getan zu werden, da sie es sind, in welchen sich der Feind in seiner eigentuemlichen Gestalt zeigt, sind sie vielmehr Gegenstand des ernstlichen Bemuehens, und werden gerade zum Wichtigsten. Indem aber dieser Feind in seiner Niederlage sich erzeugt, das Bewusstsein, da es sich ihn fixiert, vielmehr statt frei davon zu werden, immer dabei verweilt, und sich immer verunreinigt erblickt, zugleich dieser Inhalt seines Bestrebens, statt eines Wesentlichen das Niedrigste, statt eines Allgemeinen das Einzelnste ist, so sehen wir nur eine auf sich und ihr kleines Tun beschraenkte, und sich bebruetende, ebenso unglueckliche als aermliche Persoenlichkeit.
Aber an beides, das Gefuehl seines Ungluecks und die Aermlichkeit seines Tuns, knuepft sich ebenso das Bewusstsein seiner Einheit mit dem Unwandelbaren. Denn die versuchte unmittelbare Vernichtung seines wirklichen Seins ist vermittelt durch den Gedanken des Unwandelbaren, und geschieht in dieser Beziehung. Die mittelbare Beziehung macht das Wesen der negativen Bewegung aus, in welcher es sich gegen seine Einzelnheit richtet, welche aber ebenso als Beziehung an sich positiv ist, und fuer es selbst diese seine Einheit hervorbringen wird.
Diese mittelbare Beziehung ist hiemit ein Schluss, in welchem die sich zuerst als gegen das An-sich entgegengesetzt fixierende Einzelnheit mit diesem andern Extreme nur durch ein drittes zusammengeschlossen ist. Durch diese Mitte ist das Extrem des unwandelbaren Bewusstseins fuer das unwesentliche Bewusstsein, in welchem zugleich auch dies ist, dass es ebenso fuer jenes nur durch diese Mitte sei, und diese Mitte hiemit eine solche, die beide Extreme einander vorstellt, und der gegenseitige Diener eines jeden bei dem andern ist. Diese Mitte ist selbst ein bewusstes Wesen, denn sie ist ein das Bewusstsein als solches vermittelndes Tun; der Inhalt dieses Tuns ist die Vertilgung, welche das Bewusstsein mit seiner Einzelnheit vornimmt.
In ihr also befreit dieses sich von dem Tun und Genusse als dem seinen; es stoesst von sich als fuersich_seiendem Extreme das Wesen seines Willens ab, und wirft auf die Mitte oder den Diener die Eigenheit und Freiheit des Entschlusses, und damit die Schuld seines Tuns. Dieser Vermittler, als mit dem unwandelbaren Wesen in unmittelbarer Beziehung, dient mit seinem Rate ueber das Rechte. Die Handlung, indem sie Befolgung eines fremden Beschlusses ist, hoert nach der Seite des Tuns oder des Willens auf, die eigne zu sein. Es bleibt aber noch ihre gegenstaendliche Seite dem unwesentlichen Bewusstsein, naemlich die Frucht seiner Arbeit und der Genuss. Diesen stoesst es also ebenso von sich ab, und leistet wie auf seinen Willen, so auf seine in der Arbeit und Genusse erhaltene Wirklichkeit Verzicht; auf sie, teils als auf die erreichte Wahrheit seiner selbstbewussten Selbststaendigkeit —indem es etwas ganz Fremdes, ihm Sinnloses vorstellend und sprechend sich bewegt; teils auf sie als aeusserliches Eigentum—indem es von dem Besitze, den es durch die Arbeit erworben, etwas ablaesst; teils auf den gehabten Genuss—indem es ihn im Fasten und Kasteien auch wieder ganz sich versagt.
Durch diese Momente des Aufgebens des eignen Entschlusses, dann des Eigentumes und Genusses, und endlich das positive Moment des Treibens eines unverstandenen Geschaeftes nimmt es sich in Wahrheit und vollstaendig das Bewusstsein der innern und aeussern Freiheit, der Wirklichkeit als seines Fuer-sich-seins; es hat die Gewissheit, in Wahrheit seines Ich sich entaeussert, und sein unmittelbares Selbstbewusstsein zu einem Dinge, zu einem gegenstaendlichen Sein gemacht zu haben.—Die Verzichtleistung auf sich konnte es allein durch diese wirkliche Aufopferung bewaehren; denn nur in ihr verschwindet der Betrug, welcher in dem innern Anerkennen des Dankens durch Herz, Gesinnung und Mund liegt, einem Anerkennen, welches zwar alle Macht des Fuer-sich-seins von sich abwaelzt, und sie einem Geben von oben zuschreibt, aber in diesem Abwaelzen selbst sich die aeussere Eigenheit in dem Besitze, den es nicht aufgibt, die innre aber in dem Bewusstsein des Entschlusses, den es selbst gefasst, und in dem Bewusstsein seines durch es bestimmten Inhalts, den es nicht gegen einen fremden, es sinnlos erfuellenden umgetauscht hat, behaelt.
Aber in der wirklich vollbrachten Aufopferung hat an sich, wie das Bewusstsein das Tun als das seinige aufgehoben, auch sein Unglueck von ihm abgelassen. Dass dies Ablassen an sich geschehen ist, ist jedoch ein Tun des andern Extrems des Schlusses, welches das ansichseiende Wesen ist. Jene Aufopferung des unwesentlichen Extrems war aber zugleich nicht ein einseitiges Tun, sondern enthielt das Tun des Andern in sich. Denn das Aufgeben des eignen Willens ist nur einerseits negativ, seinem Begriffe nach oder an sich, zugleich aber positiv, naemlich das Setzen des Willens als eines Andern, und bestimmt des Willens als eines nicht einzelnen, sondern allgemeinen. Fuer dies Bewusstsein ist diese positive Bedeutung des negativ gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern Extrems, der ihm, weil er eben ein Anderes fuer es ist, nicht durch sich, sondern durch das Dritte, den Vermittler als Rat, wird. Es wird daher fuer es sein Willen wohl zum allgemeinen und an sich seienden Willen, aber es selbst ist sich nicht dies An-sich; das Aufgeben des seinigen als einzelnen ist ihm nicht dem Begriffe nach das Positive des allgemeinen Willens. Ebenso sein Aufgeben des Besitzes und Genusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und das Allgemeine, das fuer es dadurch wird, ist ihm nicht sein eignes Tun. Diese Einheit des gegenstaendlichen und des Fuer-sich-seins, welche im Begriffe des Tuns ist, und welche darum dem Bewusstsein als das Wesen und Gegenstand wird—wie sie ihm nicht der Begriff seines Tuns ist, so ist ihm auch dies nicht, dass sie als Gegenstand fuer es wird, unmittelbar und durch es selbst, sondern es laesst sich dem vermittelnden Diener diese selbst noch gebrochne Gewissheit aussprechen, dass nur an sich sein Unglueck das verkehrte, naemlich sich in seinem Tun selbstbefriedigendes Tun, oder seliger Genuss; sein aermliches Tun ebenso an sich das verkehrte, naemlich absolutes Tun, dem Begriffe nach das Tun nur als Tun des Einzelnen ueberhaupt Tun ist. Aber fuer es selbst bleibt das Tun und sein wirkliches Tun ein aermliches, und sein Genuss der Schmerz, und das Aufgehobensein derselben in der positiven Bedeutung ein Jenseits. Aber in diesem Gegenstande, worin ihm sein Tun und Sein als dieses einzelnen Bewusstseins, Sein und Tun an sich ist, ist ihm die Vorstellung der Vernunft geworden, der Gewissheit des Bewusstseins, in seiner Einzelnheit absolut an sich, oder alle Realitaet zu sein.
Das Bewusstsein geht in dem Gedanken, welchen es erfasst hat, dass das einzelne Bewusstsein an sich absolutes Wesen ist, in sich selbst zurueck. Fuer das unglueckliche Bewusstsein ist das An-sich-sein das Jenseits seiner selbst. Aber seine Bewegung hat dies an ihm vollbracht, die Einzelnheit in ihrer vollstaendigen Entwicklung, oder die Einzelnheit, die wirkliches Bewusstsein ist, als das Negative seiner Selbst, naemlich als das gegenstaendliche Extrem gesetzt, oder sein Fuer-sich-sein aus sich hinausgerungen, und es zum Sein gemacht zu haben; darin ist fuer es auch seine Einheit mit diesem Allgemeinen geworden, welche fuer uns, da das aufgehobne Einzelne das Allgemeine ist, nicht mehr ausser ihm faellt; und da das Bewusstsein in dieser seiner Negativitaet sich selbst erhaelt, an ihm als solchem sein Wesen ist. Seine Wahrheit ist dasjenige, welches in dem Schlusse, worin die Extreme absolut auseinandergehalten auftraten, als die Mitte erscheint, welche es dem unwandelbaren Bewusstsein ausspricht, dass das Einzelne auf sich Verzicht getan, und dem Einzelnen, dass das Unwandelbare kein Extrem mehr fuer es, sondern mit ihm versoehnt ist. Diese Mitte ist die beide unmittelbar wissende und sie beziehende Einheit, und das Bewusstsein ihrer Einheit, welche sie dem Bewusstsein und damit sich selbst ausspricht, die Gewissheit, alle Wahrheit zu sein.
Damit, dass das Selbstbewusstsein Vernunft ist, schlaegt sein bisher negatives Verhaeltnis zu dem Anderssein in ein positives um. Bisher ist es ihm nur um seine Selbststaendigkeit und Freiheit zu tun gewesen, um sich fuer sich selbst auf Kosten der Welt oder seiner eignen Wirklichkeit, welche ihm beide als das Negative seines Wesens erschienen, zu retten und zu erhalten. Aber als Vernunft, seiner selbst versichert, hat es die Ruhe gegen sie empfangen, und kann sie ertragen; denn es ist seiner selbst als der Realitaet gewiss; oder dass alle Wirklichkeit nichts anders ist als es; sein Denken ist unmittelbar selbst die Wirklichkeit; es verhaelt sich also als Idealismus zu ihr. Es ist ihm, indem es sich so erfasst, als ob die Welt erst itzt ihm wuerde; vorher versteht es sie nicht; es begehrt und bearbeitet sie; zieht sich aus ihr in sich zurueck, und vertilgt sie fuer sich, und sich selbst als Bewusstsein, als Bewusstsein derselben als des Wesens, sowie als Bewusstsein ihrer Nichtigkeit. Hierin erst, nachdem das Grab seiner Wahrheit verloren, das Vertilgen seiner Wirklichkeit selbst vertilgt, und die Einzelnheit des Bewusstseins ihm an sich absolutes Wesen ist, entdeckt es sie als seine neue wirkliche Welt, die in ihrem Bleiben Interesse fuer es hat, wie vorhin nur in ihrem Verschwinden; denn ihr Bestehen wird ihm seine eigne Wahrheit und Gegenwart; es ist gewiss, nur sich darin zu erfahren.
Die Vernunft ist die Gewissheit des Bewusstseins, alle Realitaet zu sein: so spricht der Idealismus ihren Begriff aus. Wie das Bewusstsein, das als Vernunft auftritt, unmittelbar jene Gewissheit an sich hat, so spricht auch der Idealismus sie unmittelbar aus: Ich bin ich, in dem Sinne, dass Ich, welches mir Gegenstand ist, nicht wie im Selbstbewusstsein ueberhaupt, noch auch wie im freien Selbstbewusstsein, dort nur leerer Gegenstand ueberhaupt, hier nur Gegenstand, der sich von den Andern zurueckzieht, welche neben ihm noch gelten, sondern Gegenstand mit dem Bewusstsein des Nichtseins irgendeines Andern, einziger Gegenstand, alle Realitaet und Gegenwart ist. Das Selbstbewusstsein ist aber nicht nur fuer sich, sondern auch an sich alle Realitaet, erst dadurch, dass es diese Realitaet wird, oder vielmehr sich als solche erweist. Es erweist sich so in dem Wege, worin zuerst in der dialektischen Bewegung des Meinens, Wahrnehmens und des Verstandes das Anderssein als an sich und dann in der Bewegung durch die Selbststaendigkeit des Bewusstseins in Herrschaft und Knechtschaft, durch den Gedanken der Freiheit, die skeptische Befreiung, und den Kampf der absoluten Befreiung des in sich entzweiten Bewusstseins, das Anderssein, insofern es nur fuer es ist, fuer es selbst verschwindet. Es traten zwei Seiten nacheinander auf, die eine, worin das Wesen oder das Wahre fuer das Bewusstsein die Bestimmtheit des Seins, die andere die hatte, nur fuer es zu sein. Aber beide reduzierten sich in eine Wahrheit, dass, was ist, oder das An-sich nur ist, insofern es fuer das Bewusstsein, und was fuer es ist, auch an sich ist. Das Bewusstsein, welches diese Wahrheit ist, hat diesen Weg im Ruecken und vergessen, indem es unmittelbar als Vernunft auftritt, oder diese unmittelbar auftretende Vernunft tritt nur als die Gewissheit jener Wahrheit auf. Sie versichert so nur, alle Realitaet zu sein, begreift dies aber selbst nicht; denn jener vergessene Weg ist das Begreifen dieser unmittelbar ausgedrueckten Behauptung. Und ebenso ist dem, der ihn nicht gemacht hat, diese Behauptung, wenn er sie in dieser reinen Form hoert—denn in einer konkreten Gestalt macht er sie wohl selbst—, unbegreiflich.
Der Idealismus, der jenen Weg nicht darstellt, sondern mit dieser Behauptung anfaengt, ist daher auch reine Versicherung, welche sich selbst nicht begreift, noch sich andern begreiflich machen kann. Er spricht eine unmittelbare Gewissheit aus, welcher andere unmittelbare Gewissheiten gegenueberstehen, die allein auf jenem Wege verlorengegangen sind. Mit gleichem Rechte stellen daher neben der Versicherung jener Gewissheit sich auch die Versicherungen dieser andern Gewissheiten. Die Vernunft beruft sich auf das Selbst_bewusstsein eines jeden Bewusstseins: Ich bin Ich; mein Gegenstand und Wesen ist Ich; und keines wird ihr diese Wahrheit ableugnen. Aber indem sie sie auf diese Berufung gruendet, sanktioniert sie die Wahrheit der andern Gewissheit, naemlich der: es ist *Anderes* fuer mich; Anderes als Ich ist mir Gegenstand und Wesen, oder indem Ich mir Gegenstand und Wesen bin, bin ich es nur, indem ich mich von dem Andern ueberhaupt zurueckziehe, und als eine Wirklichkeit neben es trete.—Erst wenn die Vernunft als Reflexion aus dieser entgegengesetzten Gewissheit auftritt, tritt ihre Behauptung von sich nicht nur als Gewissheit und Versicherung, sondern als Wahrheit auf; und nicht neben andern, sondern als die einzige. Das unmittelbare Auftreten ist die Abstraktion ihres Vorhandenseins, dessen Wesen und An-sich-sein absoluter Begriff, d.h. die Bewegung seines Gewordenseins ist.—Das Bewusstsein wird sein Verhaeltnis zum Anderssein oder seinem Gegenstande auf verschiedene Weise bestimmen, je nachdem es gerade auf einer Stufe des sich bewusstwerdenden Weltgeistes steht. Wie es sich und seinen Gegenstand jedesmal unmittelbar findet und bestimmt, oder wie es fuer sich ist, haengt davon ab, was er schon geworden oder was er schon an sich ist.
Die Vernunft ist die Gewissheit, alle Realitaet zu sein. Dieses An-sich oder diese Realitaet ist aber noch ein durchaus Allgemeines, die reine Abstraktion der Realitaet. Es ist die erste Positivitaet, welche das Selbstbewusstsein an sich selbst, fuer sich ist, und Ich daher nur die reine Wesenheit des Seienden, oder die einfache Kategorie. Die Kategorie, welche sonst die Bedeutung hatte, Wesenheit des Seienden zu sein, unbestimmt des Seienden ueberhaupt oder des Seienden gegen das Bewusstsein, ist itzt Wesenheit oder einfache Einheit des Seienden nur als denkende Wirklichkeit; oder sie ist dies, dass Selbstbewusstsein und Sein dasselbe Wesen ist; dasselbe nicht in der Vergleichung, sondern an und fuer sich. Nur der einseitige schlechte Idealismus laesst diese Einheit wieder als Bewusstsein auf die eine Seite, und ihr gegenueber ein An-sich treten.—Diese Kategorie nun oder einfache Einheit des Selbstbewusstseins und des Seins hat aber an sich den Unterschied; denn ihr Wesen ist eben dieses, im Anderssein oder im absoluten Unterschiede unmittelbar sich selbst gleich zu sein. Der Unterschied ist daher; aber vollkommen durchsichtig, und als ein Unterschied, der zugleich keiner ist. Er erscheint als eine Vielheit von Kategorien. Indem der Idealismus, die einfache Einheit des Selbstbewusstseins als alle Realitaet ausspricht, und sie unmittelbar, ohne sie als absolut negatives Wesen—nur dieses hat die Negation, die Bestimmtheit oder den Unterschied an ihm selbst—begriffen zu haben, zum Wesen macht, so ist noch unbegreiflicher als das erste dies zweite, dass in der Kategorie Unterschiede oder Arten sein. Diese Versicherung ueberhaupt, sowie die Versicherung von irgendeiner bestimmten Anzahl der Arten derselben, ist eine neue Versicherung, welche es aber an ihr selbst enthaelt, dass man sie sich nicht mehr als Versicherung gefallen lassen muesse. Denn indem im reinen Ich, im reinen Verstande selbst der Unterschied anfaengt, so ist damit gesetzt, dass hier die Unmittelbarkeit, das Versichern und Finden aufgegeben werde, und das Begreifen anfange. Die Vielheit der Kategorien aber auf irgendeine Weise wieder als einen Fund, zum Beispiel aus den Urteilen, aufnehmen, und sich dieselben so gefallen lassen, ist in der Tat als eine Schmach der Wissenschaft anzusehen; wo sollte noch der Verstand eine Notwendigkeit aufzuzeigen vermoegen, wenn er dies an ihm selbst, der reinen Notwendigkeit, nicht vermag.
Weil nun so der Vernunft die reine Wesenheit der Dinge, wie ihr Unterschied, angehoert, so koennte eigentlich ueberhaupt nicht mehr von Dingen die Rede sein, das heisst einem solchen, welches fuer das Bewusstsein nur das Negative seiner selbst waere. Denn die vielen Kategorien sind Arten der reinen Kategorie, heisst, sie ist noch ihre Gattung oder Wesen, nicht ihnen entgegengesetzt. Aber sie sind schon das Zweideutige, welches zugleich das Anderssein gegen die reine Kategorie in seiner Vielheit an sich hat. Sie widersprechen ihr durch diese Vielheit in der Tat, und die reine Einheit muss sie an sich aufheben, wodurch sie sich als negative Einheit der Unterschiede konstituiert. Als negative Einheit aber schliesst sie ebensowohl die Unterschiede als solche, sowie jene erste unmittelbare reine Einheit als solche von sich aus, und ist Einzelnheit; eine neue Kategorie, welche ausschliessendes Bewusstsein, das heisst, dies ist, dass ein Anderes fuer es ist. Die Einzelnheit ist ihr Uebergang aus ihrem Begriffe zu einer aeussern Realitaet; das reine Schema, welches ebensowohl Bewusstsein, wie damit, dass es Einzelnheit und ausschliessendes Eins ist, das Hindeuten auf ein Anderes ist. Aber dies Andere dieser Kategorie sind nur die andern ersten Kategorien, naemlich reine Wesenheit, und der reine Unterschied; und in ihr, d.h. eben in dem Gesetztsein des Andern, oder in diesem Andern selbst das Bewusstsein ebenso es selbst. Jedes dieser verschiedenen Momente verweist auf ein anderes; es kommt aber in ihnen zugleich zu keinem Anderssein. Die reine Kategorie verweist auf die Arten, welche in die negative Kategorie, oder die Einzelnheit uebergehen; die letztere weist aber auf jene zurueck; sie ist selbst reines Bewusstsein, welches in jeder sich diese klare Einheit mit sich bleibt, eine Einheit aber, die ebenso auf ein Anderes hingewiesen wird, das, indem es ist, verschwunden, und indem es verschwunden, auch wieder erzeugt ist.
Wir sehen hier das reine Bewusstsein auf eine gedoppelte Weise gesetzt, einmal als das unruhige Hin-und Hergehen, welches alle seine Momente durchlaeuft, in ihnen das Anderssein vorschweben hat, das im Erfassen sich aufhebt; das anderemal vielmehr als die ruhige ihrer Wahrheit gewisse Einheit. Fuer diese Einheit ist jene Bewegung das Andere; fuer diese Bewegung aber jene ruhige Einheit; und Bewusstsein und Gegenstand wechseln in diesen gegenseitigem Bestimmungen ab. Das Bewusstsein ist sich also einmal das hin-und hergehende Suchen, und sein Gegenstand das reine An-sich und Wesen; das andremal ist sich jenes die einfache Kategorie, und der Gegenstand die Bewegung der Unterschiede. Das Bewusstsein aber als Wesen ist dieser ganze Verlauf selbst, aus sich als einfacher Kategorie in die Einzelnheit und den Gegenstand ueberzugehen, und an diesem diesen Verlauf anzuschauen, ihn als einen unterschiednen aufzuheben, sich zuzueignen, und sich als diese Gewissheit, alle Realitaet, sowohl es selbst als sein Gegenstand zu sein, auszusprechen.
Sein erstes Aussprechen ist nur dieses abstrakte leere Wort, dass alles sein ist. Denn die Gewissheit, alle Realitaet zu sein, ist erst die reine Kategorie. Diese erste im Gegenstande sich erkennende Vernunft drueckt der leere Idealismus aus, welcher die Vernunft nur so auffasst, wie sie sich zunaechst ist, und darin, dass er in allem Sein dieses reine Mein des Bewusstseins aufzeigt und die Dinge als Empfindungen oder Vorstellungen ausspricht, es als vollendete Realitaet aufgezeigt zu haben waehnt. Er muss darum zugleich absoluter Empirismus sein, denn fuer die Erfuellung des leeren Meins, das heisst fuer den Unterschied und alle Entwicklung und Gestaltung desselben bedarf seine Vernunft eines fremden Anstosses, in welchem erst die Mannigfaltigkeit des Empfindens oder Vorstellens liege. Dieser Idealismus wird daher eine ebensolche sich widersprechende Doppelsinnigkeit als der Skeptizismus, nur dass wie dieser sich negativ, jener sich positiv ausdrueckt, aber ebensowenig seine widersprechenden Gedanken des reinen Bewusstseins als aller Realitaet, und ebenso des fremden Anstosses oder des sinnlichen Empfindens und Vorstellens, als einer gleichen Realitaet, zusammenbringt, sondern von dem einen zu dem andern sich herueberund hinueberwirft und in die schlechte, naemlich in die sinnliche Unendlichkeit, geraten ist. Indem die Vernunft alle Realitaet in der Bedeutung des abstrakten Meins, und das Andere ihm ein gleichgueltiges Fremdes ist, so ist darin gerade dasjenige Wissen der Vernunft von einem Anderen gesetzt, welches als Meinen, Wahrnehmen und der das Gemeinte und Wahrgenommene auffassende Verstand vorkam. Ein solches Wissen wird zugleich, nicht wahres Wissen zu sein, durch den Begriff dieses Idealismus selbst behauptet, denn nur die Einheit der Apperzeption ist die Wahrheit des Wissens. Die reine Vernunft dieses Idealismus wird also durch sich selbst, um zu diesem Andern, das ihr wesentlich, das heisst also das An-sich ist, das sie aber nicht in ihr selbst hat, zu gelangen, an dasjenige Wissen zurueckgeschickt, das nicht ein Wissen des Wahren ist; sie verurteilt sich so mit Wissen und Willen zu einem unwahren Wissen, und kann vom Meinen und Wahrnehmen, die fuer sie selbst keine Wahrheit haben, nicht ablassen. Sie befindet sich in unmittelbarem Widerspruche, ein gedoppeltes schlechthin Entgegengesetztes als das Wesen zu behaupten, die Einheit der Apperzeption und ebenso das Ding, welches, wenn es auch fremder Anstoss, oder empirisches Wesen, oder Sinnlichkeit, oder das Ding an sich genannt wird, in seinem Begriffe dasselbe jener Einheit Fremde bleibt.
Dieser Idealismus ist in diesem Widerspruche, weil er den abstrakten Begriff der Vernunft als das Wahre behauptet; daher ihm unmittelbar ebensosehr die Realitaet als eine solche entsteht, welche vielmehr nicht die Realitaet der Vernunft ist, waehrend die Vernunft zugleich alle Realitaet sein sollte; diese bleibt ein unruhiges Suchen, welches in dem Suchen selbst die Befriedigung des Findens fuer schlechthin unmoeglich erklaert.—So inkonsequent aber ist die wirkliche Vernunft nicht; sondern nur erst die Gewissheit, alle Realitaet zu sein, ist sie in diesem Begriffe sich bewusst als Gewissheit, als Ich noch nicht die Realitaet in Wahrheit zu sein, und ist getrieben, ihre Gewissheit zur Wahrheit zu erheben, und das leere Mein zu erfuellen.
A. Beobachtende Vernunft
Dieses Bewusstsein, welchem das Sein die Bedeutung des Seinen hat, sehen wir nun zwar wieder in das Meinen und Wahrnehmen hineingehen, aber nicht als in die Gewissheit eines nur Andern, sondern mit der Gewissheit, dies Andere selbst zu sein. Frueher ist es ihm nur geschehen, manches an dem Dinge wahrzunehmen und zu erfahren; hier stellt es die Beobachtungen und die Erfahrung selbst an. Meinen und Wahrnehmen, das fuer uns frueher sich aufgehoben, wird nun von dem Bewusstsein fuer es selbst aufgehoben; die Vernunft geht darauf, die Wahrheit zu wissen; was fuer das Meinen und Wahrnehmen ein Ding ist, als Begriff zu finden, das heisst, in der Dingheit nur das Bewusstsein ihrer selbst zu haben. Die Vernunft hat daher itzt ein allgemeines Interesse an der Welt, weil sie die Gewissheit ist, Gegenwart in ihr zu haben, oder dass die Gegenwart vernuenftig ist. Sie sucht ihr Anderes, indem sie weiss, daran nichts anderes als sich selbst zu besitzen; sie sucht nur ihre eigne Unendlichkeit.
Zuerst sich in der Wirklichkeit nur ahndend, oder sie nur als das Ihrige ueberhaupt wissend, schreitet sie in diesem Sinne zur allgemeinen Besitznehmung des ihr versicherten Eigentums, und pflanzt auf alle Hoehen und in alle Tiefen das Zeichen ihrer Souveraenitaet. Aber dieses oberflaechliche Mein ist nicht ihr letztes Interesse; die Freude dieser allgemeinen Besitznehmung findet an ihrem Eigentume noch das fremde Andre, das die abstrakte Vernunft nicht an ihr selbst hat. Die Vernunft ahndet sich als ein tieferes Wesen, denn das reine Ich ist, und muss fodern, dass der Unterschied, das mannigfaltige Sein, ihm als das seinige selbst werde, dass es sich als die Wirklichkeit anschaue, und sich als Gestalt und Ding gegenwaertig finde. Aber wenn die Vernunft alle Eingeweide der Dinge durchwuehlt, und ihnen alle Adern oeffnet, dass sie sich daraus entgegenspringen moege, so wird sie nicht zu diesem Gluecke gelangen, sondern muss an ihr selbst vorher sich vollendet haben, um dann ihre Vollendung erfahren zu koennen.
Das Bewusstsein beobachtet; d.h. die Vernunft will sich als seienden Gegenstand, als wirkliche, sinnlich-gegenwaertige Weise finden, und haben. Das Bewusstsein dieses Beobachtens meint und sagt wohl, dass es nicht sich selbst, sondern im Gegenteil das Wesen der Dinge als der Dinge erfahren wolle. Dass dies Bewusstsein dies meint und sagt, liegt darin, dass es Vernunft ist, aber ihm die Vernunft noch nicht als solche Gegenstand ist. Wenn es die Vernunft als gleiches Wesen der Dinge und seiner selbst wuesste, und dass sie nur in dem Bewusstsein in ihrer eigentuemlichen Gestalt gegenwaertig sein kann, so wuerde es vielmehr in seine eigne Tiefe steigen und sie darin suchen, als in den Dingen. Wenn es sie in dieser gefunden haette, wuerde sie von da wieder heraus an die Wirklichkeit gewiesen werden, um in dieser ihren sinnlichen Ausdruck anzuschauen, aber ihn sogleich wesentlich als Begriff nehmen. Die Vernunft, wie sie unmittelbar als die Gewissheit des Bewusstseins, alle Realitaet zu sein, auftritt, nimmt ihre Realitaet in dem Sinne der Unmittelbarkeit des Seins, und ebenso die Einheit des Ich mit diesem gegenstaendlichen Wesen in dem Sinne einer unmittelbaren Einheit, an der sie die Momente des Seins und Ich noch nicht getrennt und wieder vereinigt, oder die sie noch nicht erkannt hat. Sie geht daher als beobachtendes Bewusstsein an die Dinge, in der Meinung, dass sie diese als sinnliche, dem Ich entgegengesetzte Dinge in Wahrheit nehme; allein ihr wirkliches Tun widerspricht dieser Meinung; denn sie erkennt die Dinge, sie verwandelt ihre Sinnlichkeit in Begriffe, d.h. eben in ein Sein, welches zugleich Ich ist, das Denken somit in ein seiendes Denken, oder das Sein in ein gedachtes Sein, und behauptet in der Tat, dass die Dinge nur als Begriffe Wahrheit haben. Fuer dies beobachtende Bewusstsein wird darin nur dies, was die Dinge sind, fuer uns aber, was es selbst ist; das Resultat seiner Bewegung aber wird dies sein, fuer sich selbst dies zu werden, was es an sich ist.
Das Tun der beobachtenden Vernunft ist in den Momenten seiner Bewegung zu betrachten, wie sie die Natur, den Geist, und endlich die Beziehung beider als sinnliches Sein aufnimmt, und sich als seiende Wirklichkeit sucht.
a. Beobachtung der Natur
Wenn das gedankenlose Bewusstsein das Beobachten und Erfahren als die Quelle der Wahrheit ausspricht, so moegen wohl ihre Worte so lauten, als ob es allein um ein Schmecken, Riechen, Fuehlen, Hoeren und Sehen zu tun sei; es vergisst in dem Eifer, womit es das Schmecken, Riechen u.s.f. empfiehlt, zu sagen, dass es in der Tat auch ebenso wesentlich den Gegenstand dieses Empfindens sich schon bestimmt hat, und diese Bestimmung ihm wenigstens soviel gilt als jenes Empfinden. Es wird auch sogleich eingestehen, dass es ihm nicht so ueberhaupt nur ums Wahrnehmen zu tun sei, und z. B. die Wahrnehmung, dass dies Federmesser neben dieser Tabaksdose liegt, nicht fuer eine Beobachtung gelten lassen. Das Wahrgenommene soll wenigstens die Bedeutung eines Allgemeinen, nicht eines sinnlichen Diesen haben.
Dies Allgemeine ist so nur erst das sich gleich Bleibende; seine Bewegung nur das gleichfoermige Wiederkehren desselben Tuns. Das Bewusstsein, welches insofern im Gegenstande nur die Allgemeinheit oder das abstrakte Mein findet, muss die eigentliche Bewegung desselben auf sich selbst nehmen; indem es noch nicht der Verstand desselben ist, wenigstens sein Gedaechtnis sein, welches das, was in der Wirklichkeit nur auf einzelne Weise vorhanden ist, auf allgemeine Weise ausdrueckt. Dies oberflaechliche Herausheben aus der Einzelnheit, und die ebenso oberflaechliche Form der Allgemeinheit, worein das Sinnliche nur aufgenommen wird, ohne an sich selbst Allgemeines geworden zu sein, das Beschreiben der Dinge hat noch in dem Gegenstande selbst die Bewegung nicht; sie ist vielmehr nur in dem Beschreiben. Der Gegenstand, wie er beschrieben ist, hat daher das Interesse verloren; ist der eine beschrieben, so muss ein anderer vorgenommen, und immer gesucht werden, damit das Beschreiben nicht ausgehe. Ist es nicht so leicht mehr, neue ganze Dinge zu finden, so muss zu den schon gefundenen zurueckgegangen werden, sie weiter zu teilen, auseinanderzulegen, und neue Seiten der Dingheit an ihnen noch aufzuspueren. Diesem rastlosen, unruhigen Instinkte kann es nie an Material gebrechen; eine neue ausgezeichnete Gattung zu finden, oder gar einen neuen Planeten, dem, ob er zwar ein Individuum ist, doch die Natur eines Allgemeinen zukommt, zu finden, kann nur Gluecklichen zuteil werden. Aber die Grenzen dessen, was wie der Elefant, die Eiche, das Gold ausgezeichnet, was Gattung und Art ist, geht durch viele Stufen in die unendliche Besonderung der chaotischen Tiere und Pflanzen, der Gebirgsarten, oder der durch Gewalt und Kunst erst darzustellenden Metalle, Erden u.s.f. ueber. In diesem Reiche der Unbestimmtheit des Allgemeinen, worin die Besonderung wieder der Vereinzelung sich naehert, und in sie hie und da auch wieder ganz herabsteigt, ist ein unerschoepflicher Vorrat fuers Beobachten und Beschreiben aufgetan. Hier aber, wo ihm ein unuebersehbares Feld sich eroeffnet, an der Grenze des Allgemeinen kann es vielmehr statt eines unermesslichen Reichtums nur die Schranke der Natur und seines eignen Tuns gefunden haben; es kann nicht mehr wissen, ob das an sich zu sein Scheinende nicht eine Zufaelligkeit ist; was das Gepraege eines verwirrten oder unreifen, schwachen und der elementarischen Unbestimmtheit kaum sich entwickelnden Gebildes an sich traegt, kann nicht darauf Anspruch machen, auch nur beschrieben zu werden.
Wenn es diesem Suchen und Beschreiben nur um die Dinge zu tun zu sein scheint, so sehen wir es in der Tat nicht an dem sinnlichen Wahrnehmen fortlaufen, sondern das, woran die Dinge erkannt werden, ist ihm wichtiger als der uebrige Umfang der sinnlichen Eigenschaften, welche das Ding selbst wohl nicht entbehren kann, aber deren das Bewusstsein sich entuebrigt. Durch diese Unterscheidung in das Wesentliche und Unwesentliche erhebt sich der Begriff aus der sinnlichen Zerstreuung empor, und das Erkennen erklaert darin, dass es ihm wenigstens ebenso wesentlich um sich selbst als um die Dinge zu tun ist. Es geraet bei dieser gedoppelten Wesentlichkeit in ein Schwanken, ob das, was fuer das Erkennen das Wesentliche und Notwendige ist, es auch an den Dingen sei. Einesteils sollen die Merkmale nur dem Erkennen dienen, wodurch es die Dinge voneinander unterscheide; aber andernteils nicht das Unwesentliche der Dinge erkannt werden, sondern das, wodurch sie selbst aus der allgemeinen Kontinuitaet des Seins ueberhaupt sich losreissen, sich von dem Andern abscheiden und fuer sich sind. Die Merkmale sollen nicht nur wesentliche Beziehung auf das Erkennen haben, sondern auch die wesentlichen Bestimmtheiten der Dinge, und das kuenstliche System dem Systeme der Natur selbst gemaess sein, und nur dieses ausdruecken. Aus dem Begriffe der Vernunft ist dies notwendig, und der Instinkt derselben—denn sie verhaelt sich nur als solcher in diesem Beobachten—hat auch in seinen Systemen diese Einheit erreicht, wo naemlich ihre Gegenstaende selbst so beschaffen sind, dass sie eine Wesentlichkeit oder ein Fuer-sich-sein an ihnen haben, und nicht nur Zufall dieses Augenblicks oder dieses Hier sind. Die Unterscheidungsmerkmale der Tiere z. B. sind von den Klauen und Zaehnen genommen; denn in der Tat unterscheidet nicht nur das Erkennen dadurch ein Tier von dem andern; sondern das Tier scheidet sich dadurch selbst ab; durch diese Waffen erhaelt es sich fuer sich, und gesondert von dem Allgemeinen. Die Pflanze dagegen kommt nicht zum Fuer-sich-sein, sondern beruehrt nur die Grenze der Individualitaet; an dieser Grenze, wo sie den Schein der Entzweiung in Geschlechter aufzeigt, ist sie deswegen aufgenommen und unterschieden worden. Was aber weiter hinuntersteht, kann sich nicht mehr selbst von anderem unterscheiden, sondern geht verloren, indem es in den Gegensatz kommt. Das ruhende Sein, und das Sein im Verhaeltnisse kommt in Streit miteinander, das Ding ist in diesem etwas anders als nach jenem, da hingegen das Individuum dies ist, im Verhaeltnisse zu anderem sich zu erhalten. Was aber dies nicht vermag, und chemischerweise ein anderes wird, als es empirischerweise ist, verwirrt das Erkennen, und bringt es in denselben Streit, ob es sich an die eine und andere Seite halten soll, da das Ding selbst nichts Gleichbleibendes ist, und sie an ihm auseinanderfallen.
In solchen Systemen des allgemeinen Sichgleichbleibenden hat also dieses die Bedeutung, ebensowohl das Sichgleichbleibende des Erkennens wie der Dinge selbst zu sein. Allein diese Ausbreitung der gleichbleibenden Bestimmtheiten, deren jede ruhig die Reihe ihres Fortgangs beschreibt, und Raum erhaelt, um fuer sich zu gewaehren, geht wesentlich ebensosehr in ihr Gegenteil ueber, in die Verwirrung dieser Bestimmtheiten; denn das Merkmal, die allgemeine Bestimmtheit, ist die Einheit des Entgegengesetzten, des Bestimmten und des an sich Allgemeinen; sie muss also in diesen Gegensatz auseinandertreten. Wenn nun die Bestimmtheit nach einer Seite das Allgemeine, worin sie ihr Wesen hat, besiegt, so erhaelt dieses dagegen auf der andern Seite ebenso sich seine Herrschaft ueber sie, treibt die Bestimmtheit an ihre Grenze, vermischt da ihre Unterschiede und Wesentlichkeiten. Das Beobachten, welches sie ordentlich auseinanderhielt und an ihnen etwas Festes zu haben glaubte, sieht ueber ein Prinzip die andern heruebergreifen, Uebergaenge und Verwirrungen sich bilden, und in diesem das verbunden, was es zuerst fuer schlechthin getrennt nahm, und getrennt, was es zusammenrechnete; so dass dies Festhalten an dem ruhigen, sichgleichbleibenden Sein sich hier gerade in seinen allgemeinsten Bestimmungen, z. B. was das Tier, die Pflanze fuer wesentliche Merkmale habe, mit Instanzen geneckt sehen muss, die ihm jede Bestimmung rauben, die Allgemeinheit, zu der es sich erhob, zum Verstummen bringen, und es aufs gedankenlose Beobachten und Beschreiben zuruecksetzen.
Dieses sich auf das Einfache einschraenkende oder die sinnliche Zerstreuung durch das Allgemeine beschraenkende Beobachten findet also an seinem Gegenstande die Verwirrung seines Prinzips, weil das Bestimmte durch seine Natur sich in seinem Gegenteile verlieren muss; die Vernunft muss darum vielmehr von der traegen Bestimmtheit, die den Schein des Bleibens hatte, zur Beobachtung derselben, wie sie in Wahrheit ist, naemlich sich auf ihr Gegenteil zu beziehen, fortgehen. Was wesentliche Merkmale genannt werden, sind ruhende Bestimmtheiten, welche so, wie sie als einfache sich ausdruecken und aufgefasst werden, nicht das, was ihre Natur ausmacht, verschwindende Momente der sich in sich zuruecknehmenden Bewegung zu sein, darstellen. Indem itzt der Vernunftinstinkt dazu koemmt, die Bestimmtheit ihrer Natur gemaess, wesentlich nicht fuer sich zu sein, sondern in das Entgegengesetzte ueberzugehen, aufzusuchen, sucht er nach dem Gesetze und dem Begriffe desselben; zwar nach ihnen ebenso als seiender Wirklichkeit, aber diese wird ihm in der Tat verschwinden, und die Seiten des Gesetzes zu reinen Momenten oder Abstraktionen werden, so dass das Gesetz in der Natur des Begriffes hervortritt, welcher das gleichgueltige Bestehen der sinnlichen Wirklichkeit an sich vertilgt hat.
Dem beobachtenden Bewusstsein ist die Wahrheit des Gesetzes in der Erfahrung, als in der Weise, dass sinnliches Sein fuer es ist; nicht an und fuer sich selbst. Wenn aber das Gesetz nicht in dem Begriffe seine Wahrheit hat, so ist es etwas Zufaelliges, nicht eine Notwendigkeit, oder in der Tat nicht ein Gesetz. Aber dass es wesentlich als Begriff ist, widerstreitet nicht nur dem nicht, dass es fuer die Beobachtung vorhanden ist, sondern hat darum vielmehr notwendiges Dasein, und ist fuer die Beobachtung. Das Allgemeine, im Sinne der Vernunftallgemeinheit, ist auch allgemein in dem Sinne, den jener an ihm hat, dass es fuer das Bewusstsein sich als das Gegenwaertige und Wirkliche, oder dass der Begriff sich in der Weise der Dingheit und des sinnlichen Seins darstellt;—aber ohne darum seine Natur zu verlieren, und in das traege Bestehen oder die gleichgueltige Aufeinanderfolge hinabgefallen zu sein. Was allgemein gueltig ist, ist auch allgemein geltend; was sein soll, ist in der Tat auch, und was nur sein soll, ohne zu sein, hat keine Wahrheit. Hieran bleibt der Instinkt der Vernunft mit Recht seinerseits fest haengen, und laesst sich nicht durch die Gedankendinge, die nur sein sollen, und als Sollen Wahrheit haben sollen, ob sie schon in keiner Erfahrung angetroffen werden,—durch die Hypothesen so wenig als durch alle andere Unsichtbarkeiten eines perennierenden Sollens irre machen; denn die Vernunft ist eben diese Gewissheit, Realitaet zu haben, und was nicht als ein Selbstwesen fuer das Bewusstsein ist, das heisst, was nicht erscheint, ist fuer es gar nichts.
Dass die Wahrheit des Gesetzes wesentlich Realitaet ist, wird zwar diesem bei dem Beobachten bleibenden Bewusstsein wieder zu einem Gegensatze gegen den Begriff, und gegen das an sich Allgemeine, oder ein Solches, wie sein Gesetz ist, ist ihm nicht ein Wesen der Vernunft; es meint darin etwas Fremdes zu erhalten. Allein es widerlegt diese seine Meinung durch die Tat, in welcher es selbst seine Allgemeinheit nicht in dem Sinne nimmt, dass alle einzelnen sinnlichen Dinge ihm die Erscheinung des Gesetzes gezeigt haben muessten, um die Wahrheit desselben behaupten zu koennen. Dass die Steine, von der Erde aufgehoben und freigelassen, fallen, dazu fodert es gar nicht, dass mit allen Steinen dieser Versuch gemacht werde; es sagt vielleicht wohl, dass dies wenigstens mit sehr vielen muesse versucht worden sein, woraus dann auf die uebrigen mit groesster Wahrscheinlichkeit, oder mit vollem Rechte nach der Analogie geschlossen werden koenne. Allein die Analogie gibt nicht nur kein volles Recht, sondern sie widerlegt, um ihrer Natur willen, sich so oft, dass, nach der Analogie selbst zu schliessen, die Analogie vielmehr keinen Schluss zu machen erlaubt. Die Wahrscheinlichkeit, auf welche sich das Resultat derselben reduzieren wuerde, verliert gegen die Wahrheit allen Unterschied von geringerer und groesserer Wahrscheinlichkeit; sie sei so gross, als sie will, ist sie nichts gegen die Wahrheit. Der Instinkt der Vernunft nimmt aber in der Tat solche Gesetze fuer Wahrheit an, und erst in Beziehung auf ihre Notwendigkeit, die er nicht erkennt, geraet er in diese Unterscheidung, und setzt die Wahrheit der Sache selbst zur Wahrscheinlichkeit herab, um die unvollkommene Weise, in welcher die Wahrheit fuer das Bewusstsein, das die Einsicht in den reinen Begriff noch nicht erreicht hat, vorhanden ist, zu bezeichnen; denn die Allgemeinheit ist nur als einfache unmittelbare Allgemeinheit vorhanden. Aber zugleich um ihrer willen hat das Gesetz fuer das Bewusstsein Wahrheit; dass der Stein faellt, ist ihm darum wahr, weil ihm der Stein schwer ist, das heisst, weil er in der Schwere an und fuer sich selbst die wesentliche Beziehung auf die Erde hat, die sich als Fall ausdrueckt. Es hat also in der Erfahrung das Sein des Gesetzes, aber ebenso dasselbe als Begriff, und nur um beider Umstaende willen zusammen ist es ihm wahr; es gilt darum als Gesetz, weil es in der Erscheinung sich darstellt, und zugleich an sich selbst Begriff ist.
Der Vernunftinstinkt dieses Bewusstseins geht, weil das Gesetz zugleich an sich Begriff ist, notwendig, aber ohne zu wissen, dass er dies will, selbst darauf, das Gesetz und seine Momente zum Begriffe zu reinigen. Er stellt Versuche ueber das Gesetz an. Wie das Gesetz zuerst erscheint, stellt es sich unrein, umhuellt von einzelnem sinnlichem Sein, der Begriff, der seine Natur ausmacht, im empirischen Stoff versenkt dar. Der Vernunftinstinkt geht in seinen Versuchen darauf, zu finden, was unter diesen und jenen Umstaenden erfolge. Das Gesetz scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches Sein getaucht zu werden; allein dies geht darin vielmehr verloren. Diese Forschung hat die innere Bedeutung, reine Bedingungen des Gesetzes zu finden; was nichts anderes sagen will, wenn auch das Bewusstsein, das sich so ausdrueckt, meinen sollte, es sage damit etwas anderes, als das Gesetz ganz in die Gestalt des Begriffs zu erheben, und alle Gebundenheit seiner Momente an bestimmtes Sein zu tilgen. Die negative Elektrizitaet, zum Beispiel, welche etwa zuerst als Harz_elektrizitaet so wie die positive als Glas_elektrizitaet sich ankuendigt, verliert durch die Versuche ganz diese Bedeutung, und wird rein zur positiven und negativen Elektrizitaet, deren jede nicht einer besonderen Art von Dingen mehr angehoert; und es hoert auf, gesagt werden zu koennen, dass es Koerper gibt, die positiv elektrisch, andere, die negativ elektrisch sind. So macht auch das Verhaeltnis von Saeure und Base und deren Bewegung gegeneinander ein Gesetz aus, worin diese Gegensaetze als Koerper erscheinen. Allein diese abgesonderten Dinge haben keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie auseinanderreisst, kann sie nicht hindern, sogleich in einen Prozess wieder einzutreten; denn sie sind nur diese Beziehung. Sie koennen nicht wie ein Zahn oder eine Klaue fuer sich bleiben, und so aufgezeigt werden. Dass dies ihr Wesen ist, unmittelbar in ein neutrales Produkt ueberzugehen, macht ihr Sein zu einem an sich aufgehobenen, oder zu einem allgemeinen, und Saeure und Base haben Wahrheit nur als Allgemeine. Wie also Glas und Harz ebensowohl positiv als negativ elektrisch sein kann, so ist Saeure und Base nicht als Eigenschaft an diese oder jene Wirklichkeit gebunden, sondern jedes Ding ist nur relativ sauer oder basisch; was dezidierte Base oder Saeure zu sein scheint, erhaelt in den sogenannten Synsomatien die entgegengesetzte Bedeutung zu einem andern.—Das Resultat der Versuche hebt auf diese Weise die Momente oder Begeistungen als Eigenschaften der bestimmten Dinge auf, und befreit die Praedikate von ihren Subjekten. Diese Praedikate werden, wie sie in Wahrheit sind, nur als allgemeine gefunden; um dieser Selbststaendigkeit willen erhalten sie daher den Namen von Materien, welche weder Koerper noch Eigenschaften sind, und man huetet sich wohl, Sauerstoff u.s.f. positive und negative Elektrizitaet, Waerme u.s.w. Koerper zu nennen.
Die Materie ist hingegen nicht ein seiendes Ding, sondern das Sein als allgemeines, oder in der Weise des Begriffs. Die Vernunft, welche noch Instinkt, macht diesen richtigen Unterschied ohne das Bewusstsein, dass sie, indem sie das Gesetz an allem sinnlichen Sein versucht, eben darin sein nur sinnliches Sein aufhebt, und, indem sie seine Momente als Materien auffasst, ihre Wesenheit ihm zum Allgemeinen geworden, und in diesem Ausdrucke als ein unsinnliches Sinnliches, als ein koerperloses und doch gegenstaendliches Sein ausgesprochen ist.
Es ist nun zu sehen, welche Wendung fuer ihn sein Resultat nimmt, und welche neue Gestalt seines Beobachtens damit auftritt. Als die Wahrheit dieses versuchenden Bewusstseins sehen wir das reine Gesetz, welches sich vom sinnlichen Sein befreit, wir sehen es als Begriff, der im sinnlichen Sein vorhanden, aber in ihm selbststaendig und ungebunden sich bewegt, in es versenkt frei davon und einfacher Begriff ist. Dies, was in Wahrheit das Resultat und Wesen ist, tritt fuer dies Bewusstsein nun selbst, aber als Gegenstand auf, und zwar indem er eben fuer es nicht Resultat und ohne die Beziehung auf die vorhergehende Bewegung ist, als eine besondere Art von Gegenstand, und sein Verhaeltnis zu diesem als ein anderes Beobachten.
Solcher Gegenstand, welcher den Prozess in der Einfachheit des Begriffes an ihm hat, ist das Organische. Es ist diese absolute Fluessigkeit, worin die Bestimmtheit, durch welche es nur fuer Anderes waere, aufgeloest ist. Wenn das unorganische Ding die Bestimmtheit zu seinem Wesen hat, und deswegen nur mit einem andern Dinge zusammen die Vollstaendigkeit der Momente des Begriffs ausmacht, und daher in die Bewegung tretend verloren geht; so sind dagegen an dem organischen Wesen alle Bestimmtheiten, durch welche es fuer Anderes offen ist, unter die organische einfache Einheit gebunden; es tritt keine als wesentlich auf, welche sich frei auf Anderes bezoege; und das Organische erhaelt sich daher in seiner Beziehung selbst.
Die Seiten des Gesetzes, auf dessen Beobachtung hier der Vernunftinstinkt geht, sind, wie aus dieser Bestimmung folgt, zunaechst die organische Natur und die unorganische in ihrer Beziehung aufeinander. Diese letztere ist fuer die organische eben die ihrem einfachen Begriffe entgegengesetzte Freiheit der losgebundenen Bestimmtheiten, in welchen die individuelle Natur zugleich aufgeloest, und aus deren Kontinuitaet sie zugleich sich absondert und fuer sich ist. Luft, Wasser, Erde, Zonen und Klima sind solche allgemeine Elemente, die das unbestimmte einfache Wesen der Individualitaeten ausmachen, und worin diese zugleich in sich reflektiert sind. Weder die Individualitaet ist schlechthin an und fuer sich noch das Elementarische, sondern in der selbststaendigen Freiheit, in welcher sie fuer die Beobachtung gegeneinander auftreten, verhalten sie sich zugleich als wesentliche Beziehungen, aber so, dass die Selbststaendigkeit und Gleichgueltigkeit beider gegeneinander das Herrschende ist, und nur zum Teil in die Abstraktion uebergeht. Hier ist also das Gesetz, als die Beziehung eines Elements auf die Bildung des Organischen vorhanden, welches das elementarische Sein einmal gegen sich ueber hat, und das andremal es an seiner organischen Reflexion darstellt. Allein solche Gesetze, dass die Tiere, welche der Luft angehoeren, von der Beschaffenheit der Voegel, welche dem Wasser, von der Beschaffenheit der Fische sind, nordische Tiere ein dickbehaartes Fell haben und so fort, zeigen sogleich eine Armut, welche der organischen Mannigfaltigkeit nicht entspricht. Ausserdem dass die organische Freiheit diesen Bestimmungen ihre Formen wieder zu entziehen weiss, und notwendig allenthalben Ausnahmen solcher Gesetze oder Regeln, wie man sie nennen wollte, darbietet, so bleibt dies an denjenigen selbst, welche unter sie fallen, eine so oberflaechliche Bestimmung, dass auch der Ausdruck ihrer Notwendigkeit nicht anders sein kann, und es nicht ueber den grossen Einfluss hinausbringt; wobei man nicht weiss, was diesem Einflusse eigentlich angehoert, und was nicht. Dergleichen Beziehungen des organischen auf das elementarische sind daher in der Tat nicht Gesetze zu nennen, denn teils erschoepft, wie erinnert, eine solche Beziehung, ihrem Inhalte nach, gar nicht den Umfang des Organischen, teils bleiben aber auch die Momente der Beziehung selbst gleichgueltig gegeneinander, und druecken keine Notwendigkeit aus. Im Begriffe der Saeure liegt der Begriff der Base, wie im Begriffe der positiven die negative Elektrizitaet; aber so sehr auch das dickbehaarte Fell mit dem Norden, oder der Bau der Fische mit dem Wasser, der Bau der Voegel mit der Luft zusammen angetroffen werden mag, so liegt im Begriffe des Nordens nicht der Begriff dicker Behaarung, des Meeres nicht der des Baues der Fische, der Luft nicht der des Baus der Voegel. Um dieser Freiheit beider Seiten gegeneinander willen gibt es auch Landtiere, welche die wesentlichen Charaktere eines Vogels, des Fisches haben u. s.f. Die Notwendigkeit, weil sie als keine innere des Wesens begriffen werden kann, hoert auch auf, sinnliches Dasein zu haben, und kann nicht mehr an der Wirklichkeit beobachtet werden, sondern ist aus ihr herausgetreten. So an dem realen Wesen selbst sich nicht findend, ist sie das, was teleologische Beziehung genannt wird, eine Beziehung, die den bezogenen aeusserlich, und daher vielmehr das Gegenteil eines Gesetzes ist. Sie ist der von der notwendigen Natur ganz befreite Gedanke, welcher sie verlaesst, und ueber ihr sich fuer sich bewegt.
Wenn die vorhin beruehrte Beziehung des Organischen auf die elementarische Natur das Wesen desselben nicht ausdrueckt, so ist es dagegen in dem Zweckbegriffe enthalten. Diesem beobachtenden Bewusstsein zwar ist er nicht das eigne Wesen des Organischen, sondern faellt ihm ausser demselben, und ist dann nur jene aeusserliche, teleologische Beziehung. Allein wie vorhin das Organische bestimmt worden, ist es in der Tat der reale Zweck selbst; denn indem es sich in der Beziehung auf Anderes selbst erhaelt, ist es eben dasjenige natuerliche Wesen, in welchem die Natur sich in den Begriff reflektiert, und die an der Notwendigkeit auseinandergelegten Momente einer Ursache und einer Wirkung, eines Taetigen und eines Leidenden, in eins zusammengenommen; so dass hier etwas nicht nur als Resultat der Notwendigkeit auftritt; sondern, weil es in sich zurueckgegangen ist, ist das Letzte oder das Resultat ebensowohl das Erste, welches die Bewegung anfaengt, und sich der Zweck, den es verwirklicht. Das Organische bringt nicht etwas hervor, sondern erhaelt sich nur, oder das, was hervorgebracht wird, ist ebenso schon vorhanden, als es hervorgebracht wird.
Diese Bestimmung ist, wie sie an sich und wie sie fuer den Vernunftinstinkt ist, naeher zu eroertern, um zu sehen, wie er sich darin findet, sich aber in seinem Funde nicht erkennt. Der Zweckbegriff also, zu dem die beobachtende Vernunft sich erhebt, wie es ihr bewusster Begriff ist, ist ebensosehr als ein Wirkliches vorhanden; und ist nicht nur eine aeussere Beziehung desselben, sondern sein Wesen. Dieses Wirkliche, welches selbst ein Zweck ist, bezieht sich zweckmaessig auf Anderes, heisst, seine Beziehung ist eine zufaellige, nach dem, was beide unmittelbar sind; unmittelbar sind beide selbststaendig, und gleichgueltig gegeneinander. Das Wesen ihrer Beziehung aber ist ein anderes, als sie so zu sein scheinen, und ihr Tun hat einen andern Sinn, als es unmittelbar fuer das sinnliche Wahrnehmen ist; die Notwendigkeit ist an dem, was geschieht, verborgen, und zeigt sich erst am Ende, aber so, dass eben dies Ende zeigt, dass sie auch das Erste gewesen ist. Das Ende aber zeigt diese Prioritaet seiner selbst dadurch, dass durch die Veraenderung, welche das Tun vorgenommen hat, nichts anders herauskommt, als was schon war. Oder wenn wir vom Ersten anfangen, so geht dieses an seinem Ende oder in dem Resultate seines Tuns nur zu sich selbst zurueck; und eben hiedurch erweist es sich, ein solches zu sein, welches sich selbst zu seinem Ende hat, also als Erstes schon zu sich zurueckgekommen, oder an und fuer sich selbst ist. Was es also durch die Bewegung seines Tuns erreicht, ist es selbst; und dass es nur sich selbst erreicht, ist sein Selbstgefuehl. Es ist hiemit zwar der Unterschied dessen, was es ist, und was es sucht, vorhanden, aber dies ist nur der Schein eines Unterschieds, und hiedurch ist es Begriff an ihm selbst.
Ebenso ist aber das Selbstbewusstsein beschaffen, sich auf eine solche Weise von sich zu unterscheiden, worin zugleich kein Unterschied herauskommt. Es findet daher in der Beobachtung der organischen Natur nichts anders als dies Wesen, es findet sich als ein Ding, als ein Leben, macht aber noch einen Unterschied zwischen dem, was es selbst ist, und was es gefunden, der aber keiner ist. Wie der Instinkt des Tieres das Futter sucht und verzehrt, aber damit nichts anders herausbringt als sich, so findet auch der Instinkt der Vernunft in seinem Suchen nur sie selbst. Das Tier endigt mit dem Selbstgefuehle. Der Vernunftinstinkt hingegen ist zugleich Selbstbewusstsein; aber weil er nur Instinkt ist, ist er gegen das Bewusstsein auf die Seite gestellt, und hat an ihm seinen Gegensatz. Seine Befriedigung ist daher durch diesen entzweit, er findet wohl sich selbst, naemlich den Zweck, und ebenso diesen Zweck als Ding. Aber der Zweck faellt ihm erstlich ausser dem Dinge, welches sich als Zweck darstellt. Dieser Zweck als Zweck ist zweitens zugleich gegenstaendlich, er faellt ihm daher auch nicht in sich als Bewusstsein, sondern in einen andern Verstand.
Naeher betrachtet, so liegt diese Bestimmung ebensowohl in dem Begriffe des Dinges, dass es Zweck an ihm selbst ist. Es naemlich erhaelt sich; d.h. zugleich, es ist seine Natur, die Notwendigkeit zu verbergen und in der Form zufaelliger Beziehung darzustellen; denn seine Freiheit oder Fuer-sich-sein ist eben dieses, sich gegen sein Notwendiges als ein Gleichgueltiges zu verhalten; es stellt sich also selbst als ein solches dar, dessen Begriff ausser seinem Sein falle. Ebenso hat die Vernunft die Notwendigkeit, ihren eigenen Begriff als ausser ihr fallend, hiemit als Ding anzuschauen, als ein solches, gegen das sie, und das hiemit gegenseitig gegen sie und gegen seinen Begriff gleichgueltig ist. Als Instinkt bleibt sie auch innerhalb dieses Seins oder der Gleichgueltigkeit stehen, und das Ding, welches den Begriff ausdrueckt, bleibt ihm ein anderes als dieser Begriff, der Begriff ein anderes als das Ding. So ist das organische Ding fuer sie nur so Zweck an ihm selbst, dass die Notwendigkeit, welche in seinem Tun als verborgen sich darstellt, indem das Tuende darin als ein gleichgueltiges Fuersichseiendes sich verhaelt, ausser dem Organischen selbst faellt.—Da aber das Organische als Zweck an ihm selbst sich nicht anders verhalten kann denn als ein solches, so ist auch dies erscheinend und sinnlich gegenwaertig, dass es Zweck an ihm selbst ist, und es wird so beobachtet. Das Organische zeigt sich als ein sich selbst erhaltendes und in sich zurueckkehrendes und zurueckgekehrtes. Aber in diesem Sein erkennt dies beobachtende Bewusstsein den Zweckbegriff nicht, oder dies nicht, dass der Zweckbegriff nicht sonst irgendwo in einem Verstande, sondern eben hier existiert, und als ein Ding ist. Es macht einen Unterschied zwischen dem Zweckbegriffe, und zwischen dem Fuer-sich-sein und Sich-selbst-erhalten, welcher keiner ist. Dass er keiner ist, ist nicht fuer es, sondern ein Tun, das zufaellig und gleichgueltig gegen das, was durch dasselbe zustande kommt, erscheint, und die Einheit, welche doch beides zusammenknuepft—jenes Tun und dieser Zweck faellt ihm auseinander.
Was in dieser Ansicht dem Organischen selbst zukommt, ist das zwischen seinem Ersten und Letzten mitten inne liegende Tun, insofern es den Charakter der Einzelnheit an ihm hat. Das Tun aber, insofern es den Charakter der Allgemeinheit hat, und das Tuende demjenigen, was dadurch hervorgebracht wird, gleichgesetzt, das zweckmaessige Tun als solches, kaeme nicht ihm zu. Jenes einzelne Tun, das nur Mittel ist, tritt durch seine Einzelnheit unter die Bestimmung einer durchaus einzelnen oder zufaelligen Notwendigkeit. Was das Organische zur Erhaltung seiner selbst als Individuums, oder seiner als Gattung tut, ist daher diesem unmittelbaren Inhalte nach ganz gesetzlos, denn das Allgemeine und der Begriff faellt ausser ihm. Sein Tun waere sonach die leere Wirksamkeit ohne Inhalt an ihr selbst; sie waere nicht einmal die Wirksamkeit einer Maschine, denn diese hat einen Zweck, und ihre Wirksamkeit hiedurch einen bestimmten Inhalt. So verlassen von dem Allgemeinen wuerde sie Taetigkeit nur eines Seienden als Seienden, d.h. eine nicht zugleich in sich reflektierte sein, wie die einer Saeure oder Base ist; eine Wirksamkeit, die von ihrem unmittelbaren Dasein sich nicht abtrennen, noch dieses, das in der Beziehung auf sein Entgegengesetztes verloren geht, aufgeben, sich aber erhalten koennte. Das Sein aber, dessen Wirksamkeit die hier betrachtete ist, ist gesetzt als ein in seiner Beziehung auf sein Entgegengesetztes sich erhaltendes Ding; die Taetigkeit als solche ist nichts als die reine wesenlose Form seines Fuer-sich-seins, und ihre Substanz, die nicht bloss bestimmtes Sein, sondern das Allgemeine ist, ihr Zweck faellt nicht ausser ihr; sie ist an ihr selbst in sich zurueckgehende, nicht durch irgendein Fremdes in sich zurueckgelenkte Taetigkeit.
Diese Einheit der Allgemeinheit und der Taetigkeit ist aber darum nicht fuer dies beobachtende Bewusstsein, weil jene Einheit wesentlich die innre Bewegung des Organischen ist, und nur als Begriff aufgefasst werden kann; das Beobachten aber sucht die Momente in der Form des Seins und Bleibens; und weil das organische Ganze wesentlich dies ist, so die Momente nicht an ihm zu haben und nicht an ihm finden zu lassen, verwandelt das Bewusstsein in seiner Ansicht den Gegensatz in einen solchen, als er ihr gemaess ist.
Es entsteht ihm auf diese Weise das organische Wesen als eine Beziehung zweier seiender und fester Momente—eines Gegensatzes, dessen beide Seiten ihm also einesteils in der Beobachtung gegeben zu sein scheinen, andernteils ihrem Inhalte nach den Gegensatz des organischen Zweckbegriffs und der Wirklichkeit ausdruecken; weil aber der Begriff als solcher daran getilgt ist, auf eine dunkle und oberflaechliche Weise, worin der Gedanke in das Vorstellen herabgesunken ist. So sehen wir den ersten ungefaehr unter dem Innern, die andere unter dem Aeussern gemeint, und ihre Beziehung erzeugt das Gesetz, dass das Aeussere der Ausdruck des Innern ist.
Dies Innere mit seinem Entgegengesetzten und ihre Beziehung aufeinander naeher betrachtet, ergibt sich, dass vors erste die beiden Seiten des Gesetzes nicht mehr wie bei fruehern Gesetzen lauten, worin sie als selbststaendige Dinge jede als ein besonderer Koerper erschienen, noch auch fuers andere so, dass das Allgemeine irgend sonst ausser dem Seienden seine Existenz haben sollte. Sondern das organische Wesen ist ungetrennt ueberhaupt zu Grunde gelegt, als Inhalt des Innern und Aeussern, und fuer beide dasselbe; der Gegensatz ist dadurch nur noch ein rein formeller, dessen reale Seiten dasselbe An-sich zu ihrem Wesen, zugleich aber, indem Inneres und Aeusseres auch entgegengesetzte Realitaet und ein fuer das Beobachten verschiedenes Sein sind, scheinen sie ihm jedes einen eigentuemlichen Inhalt zu haben. Dieser eigentuemliche Inhalt, da er dieselbe Substanz oder organische Einheit ist, kann aber in der Tat nur eine verschiedene Form derselben sein; und dies wird von dem beobachtenden Bewusstsein darin angedeutet, dass das Aeussere nur Ausdruck des Innern ist.—Dieselben Bestimmungen des Verhaeltnisses, naemlich die gleichgueltige Selbststaendigkeit der verschiedenen, und in ihr ihre Einheit, worin sie verschwinden, haben wir an dem Zweckbegriffe gesehen.
Es ist nun zu sehen, welche Gestalt das Innere und Aeussere in seinem Sein hat. Das Innere als solches muss ebensosehr ein aeusseres Sein und eine Gestalt haben, wie das Aeussere als solches, denn es ist Gegenstand oder selbst als seiendes und fuer die Beobachtung vorhanden gesetzt.
Die organische Substanz als innere ist sie die einfache Seele, der reine Zweckbegriff oder das Allgemeine, welches in seiner Teilung ebenso allgemeine Fluessigkeit bleibt, und daher in seinem Sein als das Tun oder die Bewegung der verschwindenden Wirklichkeit erscheint; da hingegen das Aeussere entgegengesetzt jenem seienden Innern in dem ruhenden Sein des Organischen besteht. Das Gesetz als die Beziehung jenes Innere auf dies Aeussere drueckt hiemit seinen Inhalt, einmal in der Darstellung allgemeiner Momente oder einfacher Wesenheiten, und das anderemal in der Darstellung der verwirklichten Wesenheit oder der Gestalt aus. Jene ersten einfachen organischen Eigenschaften, um sie so zu nennen, sind Sensibilitaet, Irritabilitaet und Reproduktion. Diese Eigenschaften, wenigstens die beiden ersten, scheinen sich zwar nicht auf den Organismus ueberhaupt, sondern nur auf den animalischen zu beziehen. Der vegetabilische drueckt auch in der Tat nur den einfachen Begriff des Organismus aus, der seine Momente nicht entwickelt; daher wir uns in Ansehung ihrer, insofern sie fuer die Beobachtung sein sollen, an denjenigen halten muessen, der ihr entwickeltes Dasein darstellt.
Was nun sie selbst betrifft, so ergeben sie sich unmittelbar aus dem Begriffe des Selbstzwecks. Denn die Sensibilitaet drueckt ueberhaupt den einfachen Begriff der organischen Reflexion in sich, oder die allgemeine Fluessigkeit desselben aus; die Irritabilitaet aber die organische Elastizitaet, sich in der Reflexion zugleich reagierend zu verhalten, und die dem ersten ruhigen In-sich-sein entgegengesetzte Verwirklichung, worin jenes abstrakte Fuer-sich-sein ein Sein fuer Anderes ist. Die Reproduktion aber ist die Aktion dieses ganzen in sich reflektierten Organismus, seine Taetigkeit als Zwecks an sich oder als Gattung, worin also das Individuum sich von sich selbst abstoesst, entweder seine organischen Teile, oder das ganze Individuum erzeugend wiederholt. In der Bedeutung der Selbsterhaltung ueberhaupt genommen drueckt die Reproduktion den formalen Begriff des Organischen oder die Sensibilitaet aus; aber sie ist eigentlich der reale organische Begriff, oder das Ganze, das als Individuum entweder durch die Hervorbringung der einzelnen Teile seiner selbst oder als Gattung durch die Hervorbringung von Individuen in sich zurueckkehrt.
Die andere Bedeutung dieser organischen Elemente, naemlich als des Aeusseren, ist ihre gestaltete Weise, nach welcher sie als wirkliche, aber zugleich auch als allgemeine Teile oder organische Systeme vorhanden sind; die Sensibilitaet etwa als Nervensystem, die Irritabilitaet als Muskelsystem, die Reproduktion als Eingeweide der Erhaltung des Individuums und der Gattung.
Eigentuemliche Gesetze des Organischen betreffen demnach ein Verhaeltnis der organischen Momente in ihrer gedoppelten Bedeutung, einmal ein Teil der organischen Gestaltung, das andremal allgemeine fluessige Bestimmtheit zu sein, welche durch alle jene Systeme hindurchgeht. In dem Ausdrucke eines solchen Gesetzes haette also zum Beispiel eine bestimmte Sensibilitaet als Moment des ganzen Organismus ihren Ausdruck an einem bestimmt gebildeten Nervensystem, oder sie waere auch mit einer bestimmten Reproduktion der organischen Teile des Individuums oder Fortpflanzung des ganzen verknuepft, und so fort.—Die beiden Seiten eines solchen Gesetzes koennen beobachtet werden. Das Aeussere ist seinem Begriffe nach das Sein fuer Anderes; die Sensibilitaet hat z.B. in dem sensibeln Systeme ihre unmittelbar verwirklichte Weise; und als allgemeine Eigenschaft ist sie in ihren Aeusserungen ebenso ein gegenstaendliches. Die Seite, welche das Innere heisst, hat ihre eigene aeussere Seite, die unterschieden ist von dem, was im Ganzen das Aeussere heisst.
Die beiden Seiten eines organischen Gesetzes waeren also zwar wohl zu beobachten, allein nicht Gesetze der Beziehung derselben; und die Beobachtung reicht nicht darum nicht zu, weil sie, als Beobachtung, zu kurzsichtig waere, und nicht empirisch verfahren, sondern von der Idee ausgegangen werden sollte; denn solche Gesetze, wenn sie etwas Reelles waeren, muessten in der Tat wirklich vorhanden, und also zu beobachten sein; sondern weil der Gedanke von Gesetzen dieser Art keine Wahrheit zu haben sich erweist.
Es ergab sich fuer ein Gesetz das Verhaeltnis, dass die allgemeine organische Eigenschaft an einem organischen Systeme sich zum Dinge gemacht und an ihm seinen gestalteten Abdruck haette, so dass beide dasselbe Wesen waeren, das einmal als allgemeines Moment, das andremal als Ding vorhanden. Aber ausserdem ist auch die Seite des Innern fuer sich ein Verhaeltnis mehrerer Seiten, und es bietet sich daher zuerst der Gedanke eines Gesetzes an, als eine Beziehung der allgemeinen organischen Taetigkeiten oder Eigenschaften aufeinander. Ob ein solches moeglich ist, muss sich aus der Natur einer solchen Eigenschaft entscheiden. Sie ist aber, als eine allgemeine Fluessigkeit, teils nicht etwas, das nach der Weise eines Dinges beschraenkt und in dem Unterschiede eines Daseins sich haelt, das seine Gestalt ausmachen sollte, sondern die Sensibilitaet geht ueber das Nervensystem hinaus, und durch alle andere Systeme des Organismus hindurch—teils ist sie allgemeines Moment, das wesentlich ungeschieden und unzertrennlich von Reaktion oder Irritabilitaet und Reproduktion ist. Denn als Reflexion in sich hat sie schlechthin die Reaktion an ihr. Nur In-sich-reflektiert-sein ist Passivitaet, oder totes Sein, nicht eine Sensibilitaet, sowenig als Aktion, was dasselbe ist als Reaktion, ohne In-sich-reflektiert-sein Irritabilitaet ist. Die Reflexion in der Aktion oder Reaktion, und die Aktion oder Reaktion in der Reflexion ist gerade dies, dessen Einheit das Organische ausmacht, eine Einheit, welche mit der organischen Reproduktion gleichbedeutend ist. Es folgt hieraus, dass in jeder Weise der Wirklichkeit dieselbe Groesse der Sensibilitaet—indem wir zuerst das Verhaeltnis derselben und der Irritabilitaet zueinander betrachten—vorhanden sein muss als der Irritabilitaet, und dass eine organische Erscheinung ebensosehr nach der einen als nach der andern aufgefasst und bestimmt, oder wie man will, erklaert werden kann. Dasselbe, was der eine etwa fuer hohe Sensibilitaet nimmt, kann ein anderer ebensogut fuer hohe Irritabilitaet, und Irritabilitaet von derselben Hoehe betrachten. Wenn sie Faktoren genannt werden, und dies nicht ein bedeutungsloses Wort sein soll, so ist eben damit ausgesprochen, dass sie Momente des Begriffs sind, also der reale Gegenstand, dessen Wesen dieser Begriff ausmacht, sie auf gleiche Weise an ihm hat, und wenn er auf die eine bestimmt wird, als sehr sensibel, er ebenso auf die andere, als ebensosehr irritabel auszusagen ist.
Werden sie unterschieden, wie notwendig ist, so sind sie es dem Begriffe nach, und ihr Gegensatz ist qualitativ. Aber ausser diesem wahren Unterschiede auch noch als seiend, und fuer die Vorstellung, wie sie Seiten des Gesetzes sein koennten, verschieden gesetzt, so erscheinen sie in quantitativer Verschiedenheit. Ihr eigentuemlicher qualitativer Gegensatz tritt somit in die Groesse, und es entstehen Gesetze der Art, dass zum Beispiel Sensibilitaet und Irritabilitaet in umgekehrtem Verhaeltnisse ihrer Groesse stehen, so dass wie die eine waechst, die andere abnimmt; oder besser gleich die Groesse selbst zum Inhalte genommen, dass die Groesse von etwas zunimmt, wie seine Kleinheit abnimmt.—Wird diesem Gesetze aber ein bestimmter Inhalt gegeben, etwa so, dass die Groesse eines Loches zunimmt, je mehr das abnimmt, was seine Erfuellung ausmacht, so kann dies umgekehrte Verhaeltnis ebenso in ein gerades verwandelt und ausgedrueckt werden, dass die Groesse des Loches in geradem Verhaeltnisse der Menge des weggenommenen zunimmt;—ein tautologischer Satz, er mag als direktes oder umgekehrtes Verhaeltnis ausgedrueckt werden, der in seinem eigentuemlichen Ausdrucke nur dieses heisst, dass eine Groesse zunimmt, wie diese Groesse zunimmt. Wie das Loch und das, was es erfuellt und weggenommen wird, qualitativ entgegengesetzt, aber wie das Reale derselben und dessen bestimmte Groesse in beiden ein und dasselbe, und ebenso Zunahme der Groesse und Abnahme der Kleinheit dasselbe ist, und ihre bedeutungsleere Entgegensetzung in eine Tautologie hinauslaeuft, so sind die organischen Momente gleich unzertrennlich in ihrem Realen und in ihrer Groesse, die die Groesse desselben ist; eines nimmt nur mit dem andern ab und nimmt nur mit ihm zu, denn eines hat schlechthin nur Bedeutung, insoweit das andere vorhanden ist—oder vielmehr es ist gleichgueltig, eine organische Erscheinung als Irritabilitaet oder als Sensibilitaet zu betrachten, schon ueberhaupt, und ebenso wenn von ihrer Groesse gesprochen wird. So gleichgueltig es ist, die Zunahme eines Lochs als Vermehrung seiner als der Leerheit oder als Vermehrung der herausgenommenen Fuelle auszusprechen. Oder eine Zahl, z. B. drei, bleibt gleich gross, ich mag sie positiv oder negativ nehmen; und wenn ich die drei zu vier vergroessere, so ist das Positive wie das Negative zu vier geworden—wie der Suedpol an einem Magnete gerade so stark ist als sein Nordpol, oder eine positive Elektrizitaet oder eine Saeure gerade so stark als ihre negative oder als die Base, worauf sie einwirkt. —Ein solches Grosses als jene drei, oder ein Magnet u.s.f. ist ein organisches Dasein; es ist dasjenige, das vermehrt und vermindert wird, und wenn es vermehrt wird, werden beide Faktoren desselben vermehrt, so sehr als beide Pole des Magnets, oder als die beiden Elektrizitaeten, wenn ein Magnet u.s.f. verstaerkt wird, zunehmen.—Dass beide ebensowenig nach Intension und Extension verschieden sein, das eine nicht an Extension ab-, dagegen an Intension zunehmen kann, waehrend das andere umgekehrt seine Intension vermindern, dagegen an Extension zunehmen sollte, faellt unter denselben Begriff leerer Entgegensetzung; die reale Intension ist ebenso schlechthin so gross als die Extension, und umgekehrt.
Es geht, wie erhellt, bei diesem Gesetzgeben eigentlich so zu, dass zuerst Irritabilitaet und Sensibilitaet den bestimmten organischen Gegensatz ausmacht; dieser Inhalt verliert sich aber, und der Gegensatz verlaeuft sich in den Formalen des Zu-und Abnehmens der Groesse, oder der verschiedenen Intension und Extension—ein Gegensatz, der die Natur der Sensibilitaet und der Irritabilitaet weiter nichts mehr angeht, und sie nicht mehr ausdrueckt. Daher solches leeres Spiel des Gesetzgebens nicht an die organischen Momente gebunden ist, sondern es kann allenthalben mit allem getrieben werden, und beruht ueberhaupt auf der Unbekanntschaft mit der logischen Natur dieser Gegensaetze.
Wird endlich statt der Sensibilitaet und Irritabilitaet die Reproduktion mit der einen oder der andern in Beziehung gebracht, so faellt auch die Veranlassung zu diesem Gesetzgeben hinweg; denn Reproduktion steht mit jenen Momenten nicht in einem Gegensatze, wie sie gegeneinander; und da auf ihm dies Gesetzgeben beruht, so faellt hier auch der Schein seines Stattfindens hinweg.
Das soeben betrachtete Gesetzgeben enthaelt die Unterschiede des Organismus in ihrer Bedeutung von Momenten seines Begriffs, und sollte eigentlich ein apriorisches Gesetzgeben sein. Es liegt aber in ihm selbst wesentlich dieser Gedanke, dass sie die Bedeutung von Vorhandenen haben, und das bloss beobachtende Bewusstsein hat sich ohnehin nur an ihr Dasein zu halten. Die organische Wirklichkeit hat notwendig einen solchen Gegensatz an ihr, als ihr Begriff ausdrueckt, und der als Irritabilitaet und Sensibilitaet bestimmt werden kann, sowie sie beide wieder von der Reproduktion verschieden erscheinen. —Die Aeusserlichkeit, in der die Momente des organischen Begriffs hier betrachtet werden, ist die eigne unmittelbare Aeusserlichkeit des Innern, nicht das Aeussere, welches Aeusseres im Ganzen und Gestalt ist, und mit welchem das Innre nachher in Beziehung zu betrachten ist.
Aber den Gegensatz der Momente so aufgefasst, wie er an dem Dasein ist, so sinken Sensibilitaet, Irritabilitaet, Reproduktion zu gemeinen Eigenschaften herunter, die gegeneinander ebenso gleichgueltige Allgemeinheiten sind als spezifische Schwere, Farbe, Haerte, und so fort. In diesem Sinne kann wohl beobachtet werden, dass ein Organisches sensibler, oder irritabler, oder von groesserer Reproduktionskraft sei als ein anderes—so wie dass die Sensibilitaet u. s.f. des einen der Art nach von der eines andern verschieden sei, eins sich gegen bestimmte Reize anders verhalte als ein anderes, wie das Pferd anders gegen Hafer als gegen Heu, und der Hund wieder anders gegen beide, u.s.f., sosehr als beobachtet werden kann, dass ein Koerper haerter ist als ein anderer, und so fort.—Allein diese sinnlichen Eigenschaften, Haerte, Farbe, und so fort, so wie die Erscheinungen der Reizempfaenglichkeit fuer Hafer, der Irritabilitaet fuer Lasten, oder der Anzahl und Art, Junge zu gebaeren, aufeinander bezogen und miteinander verglichen, widerstreiten wesentlich einer Gesetzmaessigkeit. Denn die Bestimmtheit ihres sinnlichen Seins besteht eben darin, vollkommen gleichgueltig gegeneinander zu existieren, und die des Begriffs entbundne Freiheit der Natur vielmehr darzustellen als die Einheit einer Beziehung, vielmehr ihr unvernuenftiges Hin-und Herspielen auf der Leiter der zufaelligen Groesse zwischen den Momenten des Begriffs als diese selbst.
Die andere Seite, nach welcher die einfachen Momente des organischen Begriffs mit den Momenten der Gestaltung verglichen werden, wuerde erst das eigentliche Gesetz geben, welches das wahre Aeussere als Abdruck des Innern ausspraeche.—Weil nun jene einfachen Momente durchdringende fluessige Eigenschaften sind, so haben sie an dem organischen Dinge nicht einen solchen ausgeschiedenen realen Ausdruck, wie das ist, was ein einzelnes System der Gestalt genannt wird. Oder wenn die abstrakte Idee des Organismus in jenen drei Momenten nur darum wahrhaft ausgedrueckt ist, weil sie nichts Stehendes, sondern nur Momente des Begriffs und der Bewegung sind, so ist er dagegen als Gestaltung nicht in solchen drei bestimmten Systemen befasst, wie die Anatomie sie auseinanderlegt. Insofern solche Systeme in ihrer Wirklichkeit gefunden, und durch dies Finden legitimiert werden sollen, muss auch erinnert werden, dass die Anatomie nicht nur drei dergleichen Systeme, sondern viel mehrere aufweist.—Alsdenn muss abgesehen hievon ueberhaupt das sensible System etwas ganz anderes bedeuten als das, was Nervensystem genannt wird, so das irritable System etwas anderes als das Muskelsystem, das reproduktive System etwas anders als die Eingeweide der Reproduktion. In den Systemen der Gestalt als solcher ist der Organismus nach der abstrakten Seite der toten Existenz aufgefasst; seine Momente so aufgenommen gehoeren der Anatomie und dem Kadaver, nicht der Erkenntnis und dem lebendigen Organismus an. Als solche Teile haben sie vielmehr aufgehoert, zu sein, denn sie hoeren auf, Prozesse zu sein. Da das Sein des Organismus wesentlich Allgemeinheit oder Reflexion in sich selbst ist, so kann das Sein seines Ganzen wie seine Momente nicht in einem anatomischen Systeme bestehen, sondern der wirkliche Ausdruck und ihre Aeusserlichkeit ist vielmehr nur als eine Bewegung vorhanden, die sich durch die verschiedenen Teile der Gestaltung verlauft, und worin das, was als einzelnes System herausgerissen und fixiert wird, sich wesentlich als fliessendes Moment darstellt, so dass nicht jene Wirklichkeit, wie die Anatomie sie findet, als ihre Realitaet gelten darf, sondern nur sie als Prozess, in welchem auch die anatomischen Teile allein einen Sinn haben.
Es ergibt sich also, dass weder die Momente des organischen Innern fuer sich genommen Seiten eines Gesetzes des Seins abzugeben faehig sind; indem sie in einem solchen Gesetze von einem Dasein ausgesprochen, voneinander unterschieden, und nicht jede auf gleiche Weise anstatt der andern sollte genannt werden koennen; noch dass sie, auf die eine Seite gestellt, in der andern an einem festen Systeme ihre Realisierung haben; denn dies letztere ist so wenig etwas, das ueberhaupt organische Wahrheit haette, als es der Ausdruck jener Momente des Innern ist. Das Wesentliche des Organischen, da es an sich das Allgemeine ist, ist vielmehr ueberhaupt, seine Momente in der Wirklichkeit ebenso allgemein, das heisst, als durchlaufende Prozesse zu haben, nicht aber an einem isolierten Dinge ein Bild des Allgemeinen zu geben.
Auf diese Weise geht an dem Organischen die Vorstellung eines Gesetzes ueberhaupt verloren. Das Gesetz will den Gegensatz als ruhende Seiten auffassen und ausdruecken, und an ihnen die Bestimmtheit, welche ihre Beziehung aufeinander ist. Das Innere, welchem die erscheinende Allgemeinheit, und das Aeussere, welchem die Teile der ruhenden Gestalt angehoeren, sollten die sich entsprechenden Seiten des Gesetzes ausmachen, verlieren aber so auseinandergehalten ihre organische Bedeutung; und der Vorstellung des Gesetzes liegt gerade dies zum Grunde, dass seine beiden Seiten ein fuer sich seiendes gleichgueltiges Bestehen haetten, und an sie die Beziehung als eine gedoppelte sich entsprechende Bestimmtheit verteilt waere. Jede Seite des Organischen ist vielmehr dies an ihr selbst, einfache Allgemeinheit, in welcher alle Bestimmungen aufgeloest sind, und die Bewegung dieses Aufloesens zu sein.
Die Einsicht in den Unterschied dieses Gesetzgebens gegen fruehere Formen wird seine Natur vollends aufhellen.—Sehen wir naemlich zurueck auf die Bewegung des Wahrnehmens und des darin sich in sich reflektierenden und seinen Gegenstand hiedurch bestimmenden Verstandes, so hat dieser dabei an seinem Gegenstande die Beziehung dieser abstrakten Bestimmungen, des Allgemeinen und Einzelnen, des Wesentlichen und des Aeusserlichen, nicht vor sich, sondern ist selbst das Uebergehen, dem dieses Uebergehen nicht gegenstaendlich wird. Hier hingegen ist die organische Einheit, d.h. eben die Beziehung jener Gegensaetze, und diese Beziehung ist reines Uebergehen, selbst der Gegenstand. Dies Uebergehen in seiner Einfachheit ist unmittelbar Allgemeinheit, und indem sie in den Unterschied tritt, dessen Beziehung das Gesetz ausdruecken soll, so sind seine Momente als allgemeine Gegenstaende dieses Bewusstseins, und das Gesetz lautet, dass das Aeussere Ausdruck des Innern sei. Der Verstand hat hier den Gedanken des Gesetzes selbst erfasst, da er vorher nur ueberhaupt Gesetze suchte, und die Momente derselben ihm als ein bestimmter Inhalt, nicht als die Gedanken derselben vorschwebte.—In Ansehung des Inhalts sollen hiemit hier nicht solche Gesetze erhalten werden, welche nur ein ruhiges Aufnehmen rein seiender Unterschiede in die Form der Allgemeinheit sind, sondern Gesetze, die unmittelbar an diesen Unterschieden auch die Unruhe des Begriffes, und damit zugleich die Notwendigkeit der Beziehung der Seiten haben. Allein weil eben der Gegenstand, die organische Einheit, das unendliche Aufheben oder die absolute Negation des Seins mit dem ruhigen Sein unmittelbar vereinigt, und die Momente wesentlich reines Uebergehen sind, so ergeben sich keine solche seiende Seiten, als fuer das Gesetz erfodert werden.
Um solche zu erhalten, muss der Verstand sich an das andre Moment des organischen Verhaeltnisses halten; naemlich an das Reflektiertsein des organischen Daseins in sich selbst. Aber dieses Sein ist so vollkommen in sich reflektiert, dass ihm keine Bestimmtheit gegen anderes uebrig bleibt. Das unmittelbare sinnliche Sein ist unmittelbar mit der Bestimmtheit als solcher eins, und drueckt daher einen qualitativen Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen Rot, Saures gegen Alkalisches u.s.f. Aber das in sich zurueckgekommene organische Sein ist vollkommen gleichgueltig gegen anderes, sein Dasein ist die einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beobachten bleibende sinnliche Unterschiede, oder was dasselbe ist, zeigt seine wesentliche Bestimmtheit nur als den Wechsel seiender Bestimmtheiten. Wie sich daher der Unterschied als seiender ausdrueckt, ist ebendies, dass er ein gleichgueltiger ist, d.h. als Groesse. Hierin ist aber der Begriff getilgt, und die Notwendigkeit verschwunden.—Der Inhalt aber und Erfuellung dieses gleichgueltigen Seins, der Wechsel der sinnlichen Bestimmungen, in die Einfachheit einer organischen Bestimmung zusammengenommen, drueckt dann zugleich dies aus, dass er eben jene—der unmittelbaren Eigenschaft—Bestimmtheit nicht hat, und das Qualitative faellt allein in die Groesse, wie wir oben gesehen.
Ob also schon das Gegenstaendliche, das als organische Bestimmtheit aufgefasst wird, den Begriff an ihm selbst hat, und sich hiedurch von dem unterscheidet, das fuer den Verstand ist, der sich als rein wahrnehmend bei dem Auffassen des Inhaltes seiner Gesetze verhaelt, so faellt jenes Auffassen doch ganz in das Prinzip und die Manier des bloss wahrnehmenden Verstandes darum zurueck, weil das Aufgefasste zu Momenten eines Gesetzes gebraucht wird; denn hiedurch erhaelt es die Weise einer festen Bestimmtheit, die Form einer unmittelbaren Eigenschaft oder einer ruhenden Erscheinung, wird ferner in die Bestimmung der Groesse aufgenommen, und die Natur des Begriffs ist unterdrueckt.—Die Umtauschung eines bloss Wahrgenommenen gegen ein in sich Reflektiertes, einer bloss sinnlichen Bestimmtheit gegen eine organische verliert also wieder ihren Wert, und zwar dadurch, dass der Verstand das Gesetzgeben noch nicht aufgehoben hat.
Um die Vergleichung in Ansehung dieses Umtausches an einigen Beispielen anzustellen, so wird etwa etwas, das fuer die Wahrnehmung ein Tier von starken Muskeln ist, als tierischer Organismus von hoher Irritabilitaet, oder was fuer die Wahrnehmung ein Zustand grosser Schwaeche ist, als Zustand hoher Sensibilitaet oder, wenn man lieber will, als eine innormale Affektion, und zwar eine Potenzierung derselben (Ausdruecke, welche das Sinnliche, statt in den Begriff, ins Lateinische—und zwar noch dazu in ein schlechtes—uebersetzen) bestimmt. Dass das Tier starke Muskeln habe, kann vom Verstande auch so ausgedrueckt werden, das Tier besitze eine grosse Muskelkraft —wie die grosse Schwaeche als eine geringe Kraft. Die Bestimmung durch Irritabilitaet hat vor der Bestimmung als Kraft voraus, dass diese die unbestimmte Reflexion in sich, jene aber die bestimmte ausdrueckt, denn die eigentuemliche Kraft des Muskels ist eben Irritabilitaet—und vor der Bestimmung als starke Muskeln, dass wie schon in der Kraft die Reflexion in sich zugleich darin enthalten ist. So wie die Schwaeche oder die geringe Kraft, die organische Passivitaet bestimmt durch Sensibilitaet ausgedrueckt wird. Aber diese Sensibilitaet so fuer sich genommen und fixiert, und noch mit der Bestimmung der Groesse verbunden, und als groessere oder geringere Sensibilitaet einer groessern oder geringern Irritabilitaet entgegengesetzt, ist jede ganz in das sinnliche Element und zur gemeinen Form einer Eigenschaft herabgesetzt, und ihre Beziehung nicht der Begriff, sondern im Gegenteil die Groesse, in welche nun der Gegensatz faellt, und ein gedankenloser Unterschied wird. Wenn hiebei zwar das Unbestimmte der Ausdruecke von Kraft und Staerke und Schwaeche entfernt wurde, so entsteht itzt das ebenso leere und unbestimmte Herumtreiben in den Gegensaetzen einer hoehern und niedern Sensibilitaet, Irritabilitaet in ihrem Aufund Absteigen an-und gegeneinander. Nicht weniger als Staerke und Schwaeche ganz sinnliche gedankenlose Bestimmungen sind, ist die groessere oder geringere Sensibilitaet, Irritabilitaet die gedankenlos aufgefasste und ebenso ausgesprochene sinnliche Erscheinung. An die Stelle jener begriffslosen Ausdruecke ist nicht der Begriff getreten, sondern Staerke und Schwaeche durch eine Bestimmung erfuellt worden, die fuer sich allein genommen auf dem Begriffe beruht und ihn zum Inhalte hat, aber diesen Ursprung und Charakter gaenzlich verliert.—Durch die Form der Einfachheit und Unmittelbarkeit also, in welcher dieser Inhalt zur Seite eines Gesetzes gemacht wird, und durch die Groesse, welche das Element des Unterschiedes solcher Bestimmungen ausmacht, behaelt das urspruenglich als Begriff seiende und gesetzte Wesen die Weise des sinnlichen Wahrnehmens, und bleibt von dem Erkennen so entfernt, als in der Bestimmung durch Staerke und Schwaeche der Kraft, oder durch unmittelbare sinnliche Eigenschaften.
Es ist itzt auch noch dasjenige fuer sich allein zu betrachten uebrig, was das Aeussere des Organischen ist, und wie an ihm der Gegensatz seines Innern und Aeussern sich bestimmt; so wie zuerst das Innere des Ganzen in der Beziehung auf sein eignes Aeusseres betrachtet wurde.
Das Aeussere fuer sich betrachtet ist die Gestaltung ueberhaupt, das System des sich im Elemente des Seins gliedernden Lebens, und wesentlich zugleich das Sein des organischen Wesens fuer ein Anderes— gegenstaendliches Wesen in seinem Fuer-sich-sein.—Dies Andere erscheint zunaechst als seine aeussere unorganische Natur. Diese beiden in Beziehung auf ein Gesetz betrachtet, kann, wie wir oben sahen, die unorganische Natur nicht die Seite eines Gesetzes gegen das organische Wesen ausmachen, weil dieses zugleich schlechthin fuer sich ist, und eine allgemeine und freie Beziehung auf sie hat.
Das Verhaeltnis dieser beiden Seiten aber an der organischen Gestalt selbst naeher bestimmt, so ist sie also nach einer Seite gegen die unorganische Natur gekehrt, auf der andern aber fuer sich und in sich reflektiert. Das wirkliche organische Wesen ist die Mitte, welche das Fuer-sich-sein des Lebens mit dem Aeussern ueberhaupt oder dem An-sich-sein zusammenschliesst.—Das Extrem des Fuer-sich-seins ist aber das Innere als unendliches Eins, welches die Momente der Gestalt selbst aus ihrem Bestehen und dem Zusammenhange mit dem Aeussern in sich zuruecknimmt, das inhaltslose, das an der Gestalt sich seinen Inhalt gibt, und an ihr als ihr Prozess erscheint. In diesem Extreme als einfacher Negativitaet oder reiner Einzelnheit hat das Organische seine absolute Freiheit, wodurch es gegen das Sein fuer anderes und gegen die Bestimmtheit der Momente der Gestalt gleichgueltig und gesichert ist. Diese Freiheit ist zugleich Freiheit der Momente selbst, sie ist ihre Moeglichkeit, als daseiende zu erscheinen und aufgefasst zu werden, und wie gegen Aeusseres sind sie darin auch gegeneinander befreit und gleichgueltig, denn die Einfachheit dieser Freiheit ist das Sein oder ihre einfache Substanz. Dieser Begriff oder reine Freiheit ist ein und dasselbe Leben, die Gestalt oder das Sein fuer anderes mag in noch so mannigfaltigem Spiele umherschweifen; es ist diesem Strome des Lebens gleichgueltig, welcher Art die Muehlen sind, die er treibt.—Vors erste ist nun zu bemerken, dass dieser Begriff hier nicht wie vorhin bei der Betrachtung des eigentlichen Innern in seiner Form des Prozesses oder der Entwicklung seiner Momente aufzufassen ist, sondern in seiner Form als einfaches Innres, welches die rein allgemeine Seite gegen das wirkliche lebendige Wesen ausmacht, oder als das Element des Bestehens der seienden Glieder der Gestalt; denn diese betrachten wir hier, und an ihr ist das Wesen des Lebens als die Einfachheit des Bestehens. Alsdenn ist das Sein fuer Anderes oder die Bestimmtheit der wirklichen Gestaltung in diese einfache Allgemeinheit aufgenommen, die ihr Wesen ist, eine ebenso einfache allgemeine unsinnliche Bestimmtheit, und kann nur die sein, welche als Zahl ausgedrueckt ist. Sie ist die Mitte der Gestalt, welche das unbestimmte Leben mit dem wirklichen verknuepft, einfach wie jenes, und bestimmt wie dieses. Was an jenem, dem Innern, als Zahl waere, muesste das Aeussere nach seiner Weise als die vielfoermige Wirklichkeit, Lebensart, Farbe und so fort ausdruecken, ueberhaupt als die ganze Menge der Unterschiede, welche in der Erscheinung sich entwickeln.
Die beiden Seiten des organischen Ganzen—die eine das Innere, die andere aber das Aeussere, so dass jede wieder an ihr selbst ein Inneres und Aeusseres hat—nach ihrem beiderseitigen Innern verglichen, so war das Innere der ersten der Begriff, als die Unruhe der Abstraktion; die zweite aber hat zu dem ihrigen die ruhende Allgemeinheit, und darin auch die ruhende Bestimmtheit, die Zahl. Wenn daher jene, weil in ihr der Begriff seine Momente entwickelt, durch den Schein von Notwendigkeit der Beziehung taeuschend Gesetze verhiess, so tut diese sogleich Verzicht darauf, indem sich die Zahl als die Bestimmung der einen Seite ihrer Gesetze zeigt. Denn die Zahl ist eben die gaenzlich ruhende, tote und gleichgueltige Bestimmtheit, an welcher alle Bewegung und Beziehung erloschen ist, und welche die Bruecke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebensart und dem sonstigen sinnlichen Dasein abgebrochen hat.
Diese Betrachtung der Gestalt des Organischen als solcher und des Innern als eines Innern bloss der Gestalt ist aber in der Tat nicht mehr eine Betrachtung des Organischen. Denn die beiden Seiten, die bezogen werden sollten, sind nur gleichgueltig gegeneinander gesetzt, und dadurch die Reflexion in sich, welche das Wesen des Organischen ausmacht, aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die unorganische Natur die versuchte Vergleichung des Innern und Aeussern uebergetragen; der unendliche Begriff ist hier nur das Wesen, das inwendig verborgen, oder aussen in das Selbstbewusstsein faellt, und nicht mehr, wie am Organischen, seine gegenstaendliche Gegenwart hat. Diese Beziehung des Innern und Aeussern ist also noch in ihrer eigentlichen Sphaere zu betrachten.
Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die einfache Einzelnheit eines unorganischen Dinges, die spezifische Schwere. Sie kann als einfaches Sein ebensowohl wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie allein faehig ist, beobachtet oder eigentlich durch Vergleichung von Beobachtungen gefunden werden, und scheint auf diese Weise die eine Seite des Gesetzes zu geben. Gestalt, Farbe, Haerte, Zaehigkeit und eine unzaehlige Menge anderer Eigenschaften wuerden zusammen die aeussere Seite ausmachen, und die Bestimmtheit des Innern, die Zahl, auszudruecken haben, so dass das eine am andern sein Gegenbild haette.
Weil nun die Negativitaet hier nicht als Bewegung des Prozesses, sondern als beruhigte Einheit oder einfaches Fuer-sich-sein aufgefasst ist, so erscheint sie vielmehr als dasjenige, wodurch das Ding sich dem Prozesse widersetzt, und sich in sich und als gleichgueltig gegen ihn erhaelt. Dadurch aber, dass dies einfache Fuer-sich-sein eine ruhige Gleichgueltigkeit gegen Anderes ist, tritt die spezifische Schwere als eine Eigenschaft neben andere; und damit hoert alle notwendige Beziehung ihrer auf diese Vielheit, oder alle Gesetzmaessigkeit auf.—Die spezifische Schwere als dies einfache Innere hat nicht den Unterschied an ihr selbst, oder sie hat nur den unwesentlichen; denn eben ihre reine Einfachheit hebt alle wesentliche Unterscheidung auf. Dieser unwesentliche Unterschied, die Groesse, muesste also an der andern Seite, welche die Vielheit der Eigenschaften ist, sein Gegenbild oder das Andere haben, indem er dadurch ueberhaupt erst Unterschied ist. Wenn diese Vielheit selbst in die Einfachheit des Gegensatzes zusammengefasst, und etwa als Kohaesion bestimmt wird, so dass diese das Fuer-sich—im Anders-sein, wie die spezifische Schwere das reine Fuer-sich-sein ist, so ist diese Kohaesion zuerst diese reine im Begriffe gesetzte Bestimmtheit gegen jene Bestimmtheit, und die Manier des Gesetzgebens waere die, welche oben bei der Beziehung der Sensibilitaet auf die Irritabilitaet betrachtet worden.—Alsdenn ist sie ferner als Begriff des Fuer-sich-seins im Anderssein nur die Abstraktion der Seite, die der spezifischen Schwere gegenuebersteht, und hat als solche keine Existenz. Denn das Fuer-sich-sein im Anderssein ist der Prozess, worin das unorganische sein Fuer-sich-sein als eine Selbsterhaltung auszudruecken haette, welche es dagegen bewahrte, aus dem Prozesse als Moment eines Produkts herauszutreten. Allein dies eben ist gegen seine Natur, welche nicht den Zweck oder Allgemeinheit an ihr selbst hat. Sein Prozess ist vielmehr nur das bestimmte Verhalten, wie sein Fuer-sich-sein, seine spezifische Schwere sich aufhebt. Dies bestimmte Verhalten, worin seine Kohaesion in ihrem wahren Begriffe bestehen wuerde, aber selbst und die bestimmte Groesse seiner spezifischen Schwere sind ganz gleichgueltige Begriffe gegeneinander. Wenn die Art des Verhaltens ganz ausser acht gelassen und auf die Vorstellung der Groesse eingeschraenkt wurde, so koennte etwa diese Bestimmung gedacht werden, dass das groessere spezifische Gewicht, als ein hoeheres In-sich-sein, dem Eingehen in den Prozess mehr widerstaende als das geringere. Allein umgekehrt bewaehrt die Freiheit des Fuer-sich-seins sich nur in der Leichtigkeit, mit allem sich einzulassen und sich in dieser Mannigfaltigkeit zu erhalten. Jene Intensitaet ohne Extension der Beziehungen ist eine gehaltlose Abstraktion, denn die Extension macht das Dasein der Intensitaet aus. Die Selbsterhaltung aber des Unorganischen in seiner Beziehung faellt, wie erinnert, ausser der Natur derselben, da es das Prinzip der Bewegung nicht an ihm selbst hat, oder da sein Sein nicht die absolute Negativitaet und Begriff ist.
Diese andre Seite des Unorganischen dagegen nicht als Prozess, sondern als ruhendes Sein betrachtet, so ist sie die gemeine Kohaesion, eine einfache sinnliche Eigenschaft auf die Seite getreten gegen das freigelassene Moment des Anderssein, welches in vielen gleichgueltigen Eigenschaften auseinanderliegt, und unter diese selbst, wie die spezifische Schwere, tritt; die Menge der Eigenschaften zusammen macht dann die andre Seite zu dieser aus. An ihr aber, wie an den andern ist die Zahl die einzige Bestimmtheit, welche eine Beziehung und Uebergang dieser Eigenschaften zueinander nicht nur nicht ausdrueckt, sondern eben wesentlich dies ist, keine notwendige Beziehung zu haben, sondern die Vertilgung aller Gesetzmaessigkeit darzustellen, denn sie ist der Ausdruck der Bestimmtheit als einer unwesentlichen. So dass also eine Reihe von Koerpern, welche den Unterschied als Zahlenunterschied ihrer spezifischen Schweren ausdrueckt, durchaus nicht einer Reihe des Unterschieds der andern Eigenschaften parallel geht, wenn auch, um die Sache zu erleichtern, von ihnen nur eine einzelne oder etliche genommen werden. Denn in der Tat koennte es nur das ganze Konvolut derselben sein, was in dieser Parallele die andere Seite auszumachen haette. Dieses in sich zu ordnen und zu einem Ganzen zu verbinden, sind die Groessenbestimmtheiten dieser vielerlei Eigenschaften fuer die Beobachtung einerseits vorhanden, andererseits aber treten ihre Unterschiede als qualitativ ein. Was nun in diesem Haufen als positiv oder negativ bezeichnet werden muesste und sich gegenseitig aufhoebe, ueberhaupt die innre Figuration und Exposition der Formel, die sehr zusammengesetzt sein wuerde, gehoerte dem Begriffe an, welcher eben in der Weise, wie die Eigenschaften als seiende daliegen und aufgenommen werden sollen, ausgeschlossen ist; in diesem Sein zeigt keine den Charakter eines Negativen gegen die andere, sondern die eine ist so gut als die andere, noch deutet sie sonst ihre Stelle in der Anordnung des Ganzen an.—Bei einer Reihe, die in parallelen Unterschieden fortlaeuft—das Verhaeltnis moechte als auf beiden Seiten zugleich steigend, oder nur auf der einen und auf der andern abnehmend gemeint werden—, ist es nur um den letzten einfachen Ausdruck dieses zusammengefassten Ganzen zu tun, welches die eine Seite des Gesetzes gegen die spezifische Schwere ausmachen sollte; aber diese eine Seite, als seiendes Resultat, ist eben nichts anders, als was schon erwaehnt worden, naemlich einzelne Eigenschaft, wie etwa auch die gemeine Kohaesion, neben welcher die andern, und darunter auch die spezifische Schwere, gleichgueltig vorhanden sind, und jede andre mit dem gleichen Rechte, d.h. mit dem gleichen Unrechte zum Repraesentanten der ganzen andern Seite gewaehlt werden kann; eine wie die andre wurde das Wesen nur repraesentieren, auf deutsch: vorstellen, aber nicht die Sache selbst sein. So dass der Versuch, Koerper-Reihen zu finden, welche an der einfachen Parallele zweier Seiten fortliefen, und die wesentliche Natur der Koerper nach einem Gesetze dieser Seiten ausdrueckten, fuer einen Gedanken genommen werden muss, welcher seine Aufgabe und die Mittel, wodurch sie ausgefuehrt werden sollte, nicht kennt.
Es wurde vorhin die Beziehung des Aeussern und Innern an der Gestalt, welche der Beobachtung sich darstellen soll, sogleich zu der Sphaere des Unorganischen heruebergenommen; die Bestimmung, welche sie hieher zieht, kann itzt naeher angegeben werden, und es ergibt sich von da noch eine andere Form und Beziehung dieses Verhaeltnisses. Bei dem Organischen naemlich faellt ueberhaupt das hinweg, was bei dem Unorganischen die Moeglichkeit einer solchen Vergleichung des Innern und Aeussern darzubieten scheint. Das unorganische Innere ist ein einfaches Inneres, das fuer die Wahrnehmung als seiende Eigenschaft sich darbietet; seine Bestimmtheit ist daher wesentlich die Groesse, und es erscheint als seiende Eigenschaft gleichgueltig gegen das Aeussere oder die vielen andern sinnlichen Eigenschaften. Das Fuer-sich-sein des Organisch-Lebendigen aber tritt nicht so auf die Seite gegen sein Aeusseres, sondern hat das Prinzip des Andersseins an ihm selbst. Bestimmen wir das Fuer-sich-sein als einfache sich erhaltende Beziehung auf sich selbst, so ist sein Anderssein die einfache Negativitaet, und die organische Einheit ist die Einheit des sichselbstgleichen Sich-auf-sich-beziehens und der reinen Negativitaet. Diese Einheit ist als Einheit das Innere des Organischen; dies ist hiedurch an sich allgemein, oder es ist Gattung. Die Freiheit der Gattung gegen ihre Wirklichkeit aber ist eine andere als die Freiheit der spezifischen Schwere gegen die Gestalt. Die der letztern ist eine seiende Freiheit, oder dass sie als besondere Eigenschaft auf die Seite tritt. Aber weil sie seiende Freiheit ist, ist sie auch nur Eine Bestimmtheit, welche dieser Gestalt wesentlich angehoert, oder wodurch diese als Wesen ein bestimmtes ist. Die Freiheit der Gattung aber ist eine allgemeine, und gleichgueltig gegen diese Gestalt oder gegen ihre Wirklichkeit. Die Bestimmtheit, welche dem Fuer-sich-sein des Unorganischen als solchem zukommt, tritt daher an dem Organischen unter sein Fuer-sich-sein; wie sie an dem Unorganischen nur unter das Sein desselben tritt; ob sie daher schon an diesem zugleich nur als Eigenschaft ist, so faellt ihr doch die Wuerde des Wesens zu, weil sie als das einfache Negative dem Dasein als dem Sein fuer anderes gegenuebersteht; und dies einfache Negative ist in seiner letzten einzelnen Bestimmtheit eine Zahl. Das Organische aber ist eine Einzelnheit, welche selbst reine Negativitaet und daher die fixe Bestimmtheit der Zahl, welche dem gleichgueltigen Sein zukommt, in sich vertilgt. Insofern es das Moment des gleichgueltigen Seins und darin der Zahl an ihm hat, kann sie daher nur als ein Spiel an ihm, nicht aber als das Wesen seiner Lebendigkeit genommen werden.
Wenn nun aber schon die reine Negativitaet, das Prinzip des Prozesses, nicht ausser dem Organischen faellt, und es sie also nicht als eine Bestimmtheit in seinem Wesen hat, sondern die Einzelnheit selbst an sich allgemein ist, so ist doch diese reine Einzelnheit nicht in ihren Momenten als selbst abstrakten oder allgemeinen an ihm entwickelt und wirklich. Sondern dieser Ausdruck tritt ausser jener Allgemeinheit, welche in die Innerlichkeit zurueckfaellt, und zwischen die Wirklichkeit oder Gestalt, d.h. die sich entwickelnde Einzelnheit und zwischen das organische Allgemeine, oder die Gattung, das bestimmte Allgemeine, die Art. Die Existenz, zu welcher die Negativitaet des Allgemeinen oder der Gattung gelangt, ist nur die entwickelte Bewegung eines Prozesses, welcher sich an den Teilen der seienden Gestalt verlaeuft. Haette die Gattung an ihr als ruhender Einfachheit die unterschiedenen Teile, und waere somit ihre einfache Negativitaet als solche zugleich Bewegung, welche sich durch ebenso einfache, unmittelbar an ihnen allgemeine Teile verliefe, die als solche Momente hier wirklich waeren, so waere die organische Gattung Bewusstsein. So aber ist die einfache Bestimmtheit, als Bestimmtheit der Art, an ihr auf eine geistlose Weise vorhanden; die Wirklichkeit faengt von ihr an, oder was in die Wirklichkeit tritt, ist nicht die Gattung als solche, d.h. ueberhaupt nicht der Gedanke. Diese als wirkliches Organisches ist nur durch einen Repraesentanten vertreten. Dieser aber, die Zahl, welche den Uebergang aus der Gattung in die individuelle Gestaltung zu bezeichnen und der Beobachtung die beiden Seiten der Notwendigkeit, einmal als einfache Bestimmtheit, das anderemal sie als entwickelte zur Mannigfaltigkeit herausgeborne Gestalt zu geben scheint, bezeichnet vielmehr die Gleichgueltigkeit und Freiheit des Allgemeinen und Einzelnen gegeneinander, das von der Gattung dem wesenlosen Unterschiede der Groesse preisgegeben wird, selbst aber als Lebendiges von diesem Unterschiede sich ebenso frei erweist. Die wahre Allgemeinheit, wie sie bestimmt worden, ist hier nur innres Wesen; als Bestimmtheit der Art ist sie formale Allgemeinheit, und dieser gegenueber tritt jene wahre Allgemeinheit auf die Seite der Einzelnheit, die dadurch eine lebendige ist, und sich durch ihr Inneres ueber ihre Bestimmtheit als Art hinwegsetzt. Aber diese Einzelnheit ist nicht zugleich allgemeines Individuum, d.h. an dem die Allgemeinheit ebenso aeussere Wirklichkeit haette, sondern dies faellt ausser dem Organisch-Lebendigen. Dieses allgemeine Individuum aber, wie es unmittelbar das Individuum der natuerlichen Gestaltungen ist, ist nicht das Bewusstsein selbst; sein Dasein als *einzelnes* organisches lebendiges Individuum muesste nicht ausser ihm fallen, wenn es dieses sein sollte.
Wir sehen daher einen Schluss, worin das eine Extrem das allgemeine Leben als allgemeines oder als Gattung, das andre Extrem aber dasselbe als Einzelnes oder als allgemeines Individuum ist; die Mitte aber ist aus beiden zusammengesetzt, das erste scheint in sie sich als bestimmte Allgemeinheit oder als Art, das andre aber als eigentliche oder einzelne Einzelnheit zu schicken.—Und da dieser Schluss ueberhaupt der Seite der Gestaltung angehoert, so ist unter ihm ebenso dasjenige begriffen, was als unorganische Natur unterschieden wird.
Indem nun das allgemeine Leben als das einfache Wesen der Gattung von seiner Seite die Unterschiede des Begriffs entwickelt, und sie als eine Reihe der einfachen Bestimmtheiten darstellen muss, so ist diese ein System gleichgueltig gesetzter Unterschiede, oder eine Zahlreihe. Wenn vorhin das Organische in der Form der Einzelnheit diesem wesenlosen Unterschiede gegenuebergesetzt wurde, der ihre lebendige Natur nicht ausdrueckt und enthaelt—und wenn in Ansehung des Unorganischen nach seinem ganzen in der Menge seiner Eigenschaften entwickelten Dasein ebendies gesagt werden muss—, so ist es itzt das allgemeine Individuum, welches nicht nur als frei von jeder Gliederung der Gattung, sondern auch als ihre Macht zu betrachten ist. Die Gattung, welche sich in Arten nach der allgemeinen Bestimmtheit der Zahl zerlegt, oder auch einzelne Bestimmtheiten ihres Daseins, z. B. die Figur, Farbe u.s.f. zu ihrem Einteilungsgrunde nehmen mag, erleidet in diesem ruhigen Geschaefte Gewalt von der Seite des allgemeinen Individuums, der Erde, welches als die allgemeine Negativitaet, die Unterschiede, wie sie dieselben an sich hat und deren Natur um der Substanz willen, der sie angehoeren, eine andere ist als die Natur jener, gegen das Systematisieren der Gattung geltend macht. Dieses Tun der Gattung wird zu einem ganz eingeschraenkten Geschaefte, das sie nur innerhalb jener maechtigen Elemente treiben darf, und das durch die zuegellose Gewalt derselben allenthalben unterbrochen, lueckenhaft und verkuemmert wird.
Es folgt hieraus, dass der Beobachtung an dem gestalteten Dasein nur die Vernunft als Leben ueberhaupt werden kann, welches aber in seinem Unterscheiden keine vernuenftige Reihung und Gegliederung an sich selbst wirklich hat, und nicht ein in sich gegruendetes System der Gestalten ist.—Wenn im Schlusse der organischen Gestaltung die Mitte, worein die Art und ihre Wirklichkeit als einzelne Individualitaet faellt, an ihr selbst die Extreme der innern Allgemeinheit und der allgemeinen Individualitaet haette, so wuerde diese Mitte an der Bewegung ihrer Wirklichkeit den Ausdruck und die Natur der Allgemeinheit haben, und die sich selbst systematisierende Entwicklung sein. So hat das Bewusstsein, zwischen dem allgemeinen Geiste und zwischen seiner Einzelnheit oder dem sinnlichen Bewusstsein, zur Mitte das System der Gestaltungen des Bewusstseins, als ein zum Ganzen sich ordnendes Leben des Geistes—das System, das hier betrachtet wird, und welches als Weltgeschichte sein gegenstaendliches Dasein hat. Aber die organische Natur hat keine Geschichte; sie faellt von ihrem Allgemeinen, dem Leben, unmittelbar in die Einzelnheit des Daseins herunter, und die in dieser Wirklichkeit vereinigten Momente der einfachen Bestimmtheit und der einzelnen Lebendigkeit bringen das Werden nur als die zufaellige Bewegung hervor, worin jedes an seinem Teile taetig ist und das Ganze erhalten wird, aber diese Regsamkeit ist fuer sich selbst nur auf ihren Punkt beschraenkt, weil das Ganze nicht in ihm vorhanden ist, und dies ist nicht darin vorhanden, weil es nicht als Ganzes hier fuer sich ist.
Ausserdem also, dass die beobachtende Vernunft in der organischen Natur nur zur Anschauung ihrer selbst als allgemeines Leben ueberhaupt kommt, wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und Realisierung nur nach ganz allgemein unterschiedenen Systemen, deren Bestimmung, ihr Wesen nicht in dem Organischen als solchem, sondern in dem allgemeinen Individuum liegt; und unter diesen Unterschieden der Erde nach Reihungen, welche die Gattung versucht.
Indem also in seiner Wirklichkeit die Allgemeinheit des organischen Lebens sich, ohne die wahrhafte fuersichseiende Vermittlung, unmittelbar in das Extrem der Einzelnheit herunterfallen laesst, so hat das beobachtende Bewusstsein nur das Meinen als Ding vor sich; und wenn die Vernunft das muessige Interesse haben kann, dieses Meinen zu beobachten, ist sie auf das Beschreiben und Hererzaehlen von Meinungen und Einfaellen der Natur beschraenkt. Diese geistlose Freiheit des Meinens wird zwar allenthalben Anfaenge von Gesetzen, Spuren von Notwendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Reihung, witzige und scheinbare Beziehungen darbieten. Aber die Beobachtung kommt in der Beziehung des Organischen auf die seienden Unterschiede des Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate, in Ansehung des Gesetzes und der Notwendigkeit nicht ueber den grossen Einfluss hinaus. So auf der andern Seite, wo die Individualitaet nicht die Bedeutung der Erde, sondern des dem organischen Leben immanenten Eins hat, dies aber mit dem Allgemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die Gattung ausmacht, aber deren einfache Einheit ebendarum nur als Zahl sich bestimmt, und daher die qualitative Erscheinung freilaesst,—kann es die Beobachtung nicht ueber artige Bemerkungen, interessante Beziehungen, freundliches Entgegenkommen dem Begriffe hinausbringen. Aber die artigen Bemerkungen sind kein Wissen der Notwendigkeit, die interessanten Beziehungen bleiben bei dem Interesse stehen, das Interesse ist aber nur noch die Meinung von der Vernunft; und die Freundlichkeit des Individuellen, mit der es an einen Begriff anspielt, ist eine kindliche Freundlichkeit, welche kindisch ist, wenn sie an und fuer sich etwas gelten will oder soll.
b. Die Beobachtung des Selbstbewusstseinsin seiner Reinheit und seiner Beziehung auf aeussre Wirklichkeit;logische und psychologische Gesetze
Die Naturbeobachtung findet den Begriff in der unorganischen Natur realisiert. Gesetze, deren Momente Dinge sind, welche sich zugleich als Abstraktionen verhalten; aber dieser Begriff ist nicht eine in sich reflektierte Einfachheit. Das Leben der organischen Natur ist dagegen nur diese in sich reflektierte Einfachheit, der Gegensatz seiner selbst, als des Allgemeinen und des Einzelnen, tritt nicht im Wesen dieses Lebens selbst auseinander; das Wesen ist nicht die Gattung, welche in ihrem unterschiedslosen Elemente sich trennte und bewegte, und in ihrer Entgegensetzung fuer sich selbst zugleich ununterschieden waere. Die Beobachtung findet diesen freien Begriff, dessen Allgemeinheit die entwickelte Einzelnheit ebenso absolut in ihr selbst hat, nur in dem als Begriff existierenden Begriffe selbst, oder in dem Selbstbewusstsein.
Indem sie sich nun in sich selbst kehrt, und auf den als freien Begriff wirklichen Begriff richtet, findet sie zuerst die Gesetze des Denkens. Diese Einzelnheit, welche das Denken an ihm selbst ist, ist die abstrakte, ganz in die Einfachheit zurueckgenommene Bewegung des Negativen, und die Gesetze sind ausserhalb der Realitaet.—Sie haben keine Realitaet, heisst ueberhaupt nichts anders, als sie sind ohne Wahrheit. Sie sollen auch zwar nicht ganze, aber doch formelle Wahrheit sein. Allein das rein Formelle ohne Realitaet ist das Gedankending, oder die leere Abstraktion ohne die Entzweiung an ihr, welche nichts anders als der Inhalt waere.—Auf der andern Seite aber, indem sie Gesetze des reinen Denkens sind, dieses aber das an sich Allgemeine, und also ein Wissen ist, welches unmittelbar das Sein und darin alle Realitaet an ihm hat, sind diese Gesetze absolute Begriffe und ungetrennt die Wesenheiten der Form wie der Dinge. Da die sich in sich bewegende Allgemeinheit der entzweite einfache Begriff ist, hat er auf diese Weise Inhalt an sich, und einen solchen, welcher aller Inhalt, nur nicht ein sinnliches Sein ist. Es ist ein Inhalt, der weder im Widerspruche mit der Form noch ueberhaupt von ihr getrennt, sondern vielmehr wesentlich sie selbst ist, denn diese ist nichts anderes als das in seine reinen Momente sich trennende Allgemeine.
Wie aber diese Form oder Inhalt fuer die Beobachtung als Beobachtung ist, erhaelt sie die Bestimmung eines gefundenen, gegebenen, d.i. nur seienden Inhalts. Er wird ruhiges Sein von Beziehungen, eine Menge abgesonderter Notwendigkeiten, die als ein fester Inhalt an und fuer sich, in ihrer Bestimmtheit, Wahrheit haben sollen, und so in der Tat der Form entzogen sind.—Diese absolute Wahrheit fixer Bestimmtheiten oder vieler verschiedener Gesetze widerspricht aber der Einheit des Selbstbewusstseins, oder des Denkens und der Form ueberhaupt. Was fuer festes an sich bleibendes Gesetz ausgesagt wird, kann nur ein Moment der sich in sich reflektierenden Einheit sein, nur als eine verschwindende Groesse auftreten. Aus diesem Zusammenhange der Bewegung aber von der Betrachtung herausgerissen und einzeln hingestellt, fehlt ihnen nicht der Inhalt, denn sie haben vielmehr einen bestimmten Inhalt, sondern sie entbehren vielmehr der Form, welche ihr Wesen ist. In der Tat nicht darum, weil sie nur formell sein und keinen Inhalt haben sollen, sondern vielmehr aus dem entgegengesetzten Grunde, weil sie in ihrer Bestimmtheit, oder eben als ein Inhalt, dem die Form genommen ist, fuer etwas Absolutes gelten sollen, sind diese Gesetze nicht die Wahrheit des Denkens. In ihrer Wahrheit, als in der Einheit des Denkens verschwindende Momente, muessten sie als Wissen, oder denkende Bewegung, nicht aber als Gesetze des Wissens genommen werden. Das Beobachten aber ist nicht das Wissen selbst, und kennt es nicht, sondern verkehrt seine Natur in die Gestalt des Seins, d.h. fasst seine Negativitaet nur als Gesetze desselben auf.—Es ist hier hinreichend, die Ungueltigkeit der sogenannten Denkgesetze aus der allgemeinen Natur der Sache aufgezeigt zu haben. Die naehere Entwicklung gehoert in die spekulative Philosophie, worin sie sich als dasjenige zeigen, was sie in Wahrheit sind, naemlich einzelne verschwindende Momente, deren Wahrheit nur das Ganze der denkenden Bewegung, das Wissen selbst ist.
Diese negative Einheit des Denkens ist fuer sich selbst, oder vielmehr sie ist das Fuer-sich-selbst-sein, das Prinzip der Individualitaet, und in seiner Realitaet tuendes Bewusstsein. Zu ihm als der Realitaet jener Gesetze wird daher das beobachtende Bewusstsein durch die Natur der Sache fortgefuehrt. Indem dieser Zusammenhang nicht fuer es ist, so meint es, das Denken in seinen Gesetzen bleibe ihm auf der einen Seite stehen, und auf der andern Seite erhalte es ein anderes Sein an dem, was ihm itzt Gegenstand ist, naemlich das tuende Bewusstsein, welches so fuer sich ist, dass es das Anderssein aufhebt, und in dieser Anschauung seiner selbst als des Negativen seine Wirklichkeit hat.
Es eroeffnet sich also fuer die Beobachtung ein neues Feld an der handelnden Wirklichkeit des Bewusstseins. Die Psychologie enthaelt die Menge von Gesetzen, nach welchen der Geist gegen die verschiedenen Weisen seiner Wirklichkeit, als eines vorgefundenen Andersseins, sich verschieden verhaelt; teils diese in sich zu empfangen, und den vorgefundenen Gewohnheiten, Sitten und Denkungsart, als worin er sich als Wirklichkeit Gegenstand ist, gemaess zu werden, —teils gegen sie sich selbsttaetig zu wissen, mit Neigung und Leidenschaft nur Besonderes daraus fuer sich herauszugreifen, und das Gegenstaendliche sich gemaess zu machen; dort sich gegen sich selbst als Einzelnheit, hier gegen sich als allgemeines Sein negativ zu verhalten.—Die Selbststaendigkeit gibt dem Vorgefundenen nach der ersten Seite nur die Form bewusster Individualitaet ueberhaupt, und bleibt in Ansehung des Inhalts innerhalb der vorgefundenen allgemeinen Wirklichkeit stehen; nach der andern Seite aber gibt sie ihr wenigstens eine eigentuemliche Modifikation, die ihrem wesentlichen Inhalte nicht widerspricht, oder auch eine solche, wodurch das Individuum als besondere Wirklichkeit und eigentuemlicher Inhalt sich ihr entgegensetzt—und zum Verbrechen wird, indem es sie auf eine nur einzelne Weise aufhebt, oder indem es dies auf eine allgemeine Weise und damit fuer alle tut, eine andere Welt, anderes Recht, Gesetz und Sitten an die Stelle der vorhandenen bringt.
Die beobachtende Psychologie, welche zuerst ihre Wahrnehmungen von den allgemeinen Weisen, die ihr an dem taetigen Bewusstsein vorkommen, ausspricht, findet mancherlei Vermoegen, Neigungen und Leidenschaften, und indem sich die Erinnerung an die Einheit des Selbstbewusstseins bei der Hererzaehlung dieser Kollektion nicht unterdruecken laesst, muss sie wenigstens bis zur Verwunderung fortgehen, dass in dem Geiste, wie in einem Sacke, so vielerlei und solche heterogene einander zufaellige Dinge beisammen sein koennen, besonders auch da sie sich nicht als tote ruhende Dinge, sondern als unruhige Bewegungen zeigen.
In der Hererzaehlung dieser verschiedenen Vermoegen ist die Beobachtung in der allgemeinen Seite; die Einheit dieser vielfachen Faehigkeiten ist die dieser Allgemeinheit entgegengesetzte Seite, die wirkliche Individualitaet.—Die unterschiednen wirklichen Individualitaeten wieder so aufzufassen und zu erzaehlen, dass der eine Mensch mehr Neigung zu diesem, der andere mehr zu jenem, der eine mehr Verstand als der andere habe, hat aber etwas viel Uninteressanteres, als selbst die Arten von Insekten, Moosen, und so fort, aufzuzaehlen; denn diese geben der Beobachtung das Recht, sie so einzeln und begrifflos zu nehmen, weil sie wesentlich dem Elemente der zufaelligen Vereinzelung angehoeren. Die bewusste Individualitaet hingegen geistlos als einzelne seiende Erscheinung zu nehmen, hat das Widersprechende, dass ihr Wesen das Allgemeine des Geistes ist. Indem aber das Auffassen sie zugleich in die Form der Allgemeinheit eintreten laesst, findet es ihr Gesetz, und scheint itzt einen vernuenftigen Zweck zu haben, und ein notwendiges Geschaefte zu treiben.
Die Momente, die den Inhalt des Gesetzes ausmachen, sind einerseits die Individualitaet selbst, anderseits ihre allgemeine unorganische Natur, naemlich die vorgefundenen Umstaende, Lage, Gewohnheiten, Sitten, Religion, und so weiter; aus diesen ist die bestimmte Individualitaet zu begreifen. Sie enthalten Bestimmtes ebensowohl als Allgemeines, und sind zugleich Vorhandenes, das sich der Beobachtung darbietet, und sich an der andern Seite in der Form der Individualitaet ausdrueckt.
Das Gesetz dieses Verhaeltnisses der beiden Seiten muesste nun dies enthalten, was diese bestimmten Umstaende fuer eine Wirkung und Einfluss auf die Individualitaet ausueben. Diese Individualitaet aber ist gerade dies, ebensowohl das Allgemeine zu sein, und daher auf eine ruhige unmittelbare Weise mit dem vorhandenen Allgemeinen, den Sitten, Gewohnheiten u.s.f. zusammenzufliessen und ihnen gemaess zu werden, als sich entgegengesetzt gegen sie zu verhalten, und sie vielmehr zu verkehren,—sowie gegen sie in ihrer Einzelnheit ganz gleichgueltig sich zu verhalten, sie nicht auf sich einwirken zu lassen, und nicht gegen sie taetig zu sein. Was auf die Individualitaet Einfluss und welchen Einfluss es haben soll—was eigentlich gleichbedeutend ist—, haengt darum nur von der Individualitaet selbst ab; dadurch ist diese Individualitaet diese bestimmte geworden, heisst nichts anders, als sie ist dies schon gewesen. Umstaende, Lage, Sitten und so fort, welche einerseits gezeigt werden als vorhanden, und anderseits in dieser bestimmten Individualitaet, druecken nur das unbestimmte Wesen derselben aus, um welches es nicht zu tun ist. Wenn diese Umstaende, Denkungsart, Sitten, Weltzustand ueberhaupt nicht gewesen waere, so waere allerdings das Individuum nicht geworden, was es ist; denn diese allgemeine Substanz sind alle, welche in diesem Weltzustande sich befinden.—Wie er sich aber in diesem Individuum—und ein solches soll begriffen werden—partikularisiert hat, so muesste er sich an und fuer sich selbst partikularisiert, und in dieser Bestimmtheit, welche er sich gegeben, auf ein Individuum eingewirkt haben; nur so haette er es zu diesem bestimmten gemacht, das es ist. Wenn das Aeussere sich an und fuer sich so beschaffen hat, wie es an der Individualitaet erscheint, waere diese aus jenem begriffen. Wir haetten eine gedoppelte Galerie von Bildern, deren eine der Widerschein der andern waere; die eine die Galerie der voelligen Bestimmtheit und Umgrenzung aeusserer Umstaende, die andere dieselbe uebersetzt in die Weise, wie Sie in dem bewussten Wesen sind; jene die Kugelflaeche, dieses der Mittelpunkt, welcher sie in sich vorstellt.
Aber die Kugelflaeche, die Welt des Individuums, hat unmittelbar die zweideutige Bedeutung, an und fuer sich seiende Welt und Lage, und Welt des Individuums entweder insofern zu sein, als dieses mit ihr nur zusammengeflossen waere, sie so, wie sie ist, in sich hineingehen lassen, und gegen sie sich nur als formelles Bewusstsein verhalten haette;—oder aber Welt des Individuums so zu sein, wie das Vorhandene von ihm verkehrt worden ist.—Da um dieser Freiheit willen die Wirklichkeit dieser gedoppelten Bedeutung faehig ist, so ist die Welt des Individuums nur aus diesem selbst zu begreifen, und der Einfluss der Wirklichkeit, welche als an und fuer sich seiend vorgestellt wird, auf das Individuum erhaelt durch dieses absolut den entgegengesetzten Sinn, dass es entweder den Strom der einfliessenden Wirklichkeit an ihm gewaehren laesst, oder dass es ihn abbricht und verkehrt. Hiedurch aber wird die psychologische Notwendigkeit ein so leeres Wort, dass von dem, was diesen Einfluss soll gehabt haben, die absolute Moeglichkeit vorhanden ist, dass es ihn auch haette nicht haben koennen.
Es faellt hiemit das Sein hinweg, welches an und fuer sich waere, und die eine, und zwar die allgemeine Seite eines Gesetzes ausmachen sollte. Die Individualitaet ist, was ihre Welt als die ihrige ist; sie selbst ist der Kreis ihres Tuns, worin sie sich als Wirklichkeit dargestellt hat, und schlechthin nur Einheit des vorhandenen und des gemachten Seins; eine Einheit, deren Seiten nicht, wie in der Vorstellung des psychologischen Gesetzes als an sich vorhandne Welt und als fuer sich seiende Individualitaet auseinanderfallen; oder wenn sie so jede fuer sich betrachtet wird, so ist keine Notwendigkeit und Gesetz ihrer Beziehung fuereinander vorhanden.
c. Beobachtungder Beziehung des Selbstbewusstseinsauf seine unmittelbare Wirklichkeit;Physiognomik und Schaedellehre
Die psychologische Beobachtung findet kein Gesetz des Verhaeltnisses des Selbstbewusstseins zu der Wirklichkeit oder der ihm entgegengesetzten Welt, und ist durch die Gleichgueltigkeit beider gegeneinander auf die eigentuemliche Bestimmtheit der realen Individualitaet zurueckgetrieben, welche an und fuer sich selbst ist, oder den Gegensatz des Fuer-sich-seins und des An-sich-seins in ihrer absoluten Vermittlung getilgt enthaelt. Sie ist der Gegenstand, der itzt der Beobachtung geworden, oder zu dem sie uebergeht.
Das Individuum ist an und fuer sich selbst: es ist fuer sich oder es ist ein freies Tun; es ist aber auch an sich; oder es selbst hat ein urspruengliches bestimmtes Sein—eine Bestimmtheit, welche dem Begriffe nach dasselbe ist, was die Psychologie ausser ihm finden wollte. An ihm selbst tritt also der Gegensatz hervor, dies Gedoppelte, Bewegung des Bewusstseins und das feste Sein einer erscheinenden Wirklichkeit zu sein, einer solchen, welche an ihm unmittelbar die seinige ist. Dies Sein, der Leib der bestimmten Individualitaet, ist die Urspruenglichkeit derselben, ihr Nicht-getan-haben. Aber indem das Individuum zugleich nur ist, was es getan hat, so ist sein Leib auch der von ihm hervorgebrachte Ausdruck seiner selbst; zugleich ein Zeichen, welches nicht unmittelbare Sache geblieben, sondern woran es nur zu erkennen gibt, was es in dem Sinne ist, dass es seine urspruengliche Natur ins Werk richtet.
Betrachten wir die hier vorhandenen Momente in Beziehung auf die vorhergehende Ansicht, so ist hier eine allgemeine menschliche Gestalt, oder wenigstens die allgemeine eines Klimas, Weltteils, eines Volks, wie vorhin dieselben allgemeinen Sitten und Bildung. Hiezu kommen die besondern Umstaende und Lage innerhalb der allgemeinen Wirklichkeit; hier ist diese besondere Wirklichkeit als besondere Formation der Gestalt des Individuums.—Auf der andern Seite, wie vorhin das freie Tun des Individuums und die Wirklichkeit als die seinige gegen die vorhandne gesetzt war, steht hier die Gestalt, als Ausdruck seiner durch es selbst gesetzten Verwirklichung, die Zuege und Formen seines selbsttaetigen Wesens. Aber die sowohl allgemeine als besondere Wirklichkeit, welche die Beobachtung vorhin ausser dem Individuum vorfand, ist hier die Wirklichkeit desselben, sein angeborner Leib, und in eben diesen faellt der Ausdruck, der seinem Tun angehoert. In der psychologischen Betrachtung sollte die an und fuer sich seiende Wirklichkeit und die bestimmte Individualitaet aufeinander bezogen werden; hier aber ist die ganze bestimmte Individualitaet Gegenstand der Beobachtung; und jede Seite seines Gegensatzes ist selbst dies Ganze. Zu dem aeussern Ganzen gehoert also nicht nur das urspruengliche Sein, der angeborne Leib, sondern ebenso die Formation desselben, die der Taetigkeit des Innern angehoert; er ist Einheit des ungebildeten und des gebildeten Seins, und die von dem Fuer-sich-sein durchdrungne Wirklichkeit des Individuums. Dieses Ganze, welches die bestimmten urspruenglichen festen Teile und die Zuege, die allein durch das Tun entstehen, in sich fasst, ist, und dies Sein ist Ausdruck des Innern, des als Bewusstsein und Bewegung gesetzten Individuums.—Dies Innre ist ebenso nicht mehr die formelle, inhaltlose oder unbestimmte Selbsttaetigkeit, deren Inhalt und Bestimmtheit, wie vorhin, in den aeussern Umstaenden laege, sondern es ist ein an sich bestimmter urspruenglicher Charakter, dessen Form nur die Taetigkeit ist. Zwischen diesen beiden Seiten also wird hier das Verhaeltnis betrachtet, wie es zu bestimmen, und was unter diesem Ausdrucke des Innern im Aeussern zu verstehen ist.
Dies Aeussere macht zuerst nur als Organ das Innere sichtbar oder ueberhaupt zu einem Sein fuer Anderes; denn das Innere, insofern es in dem Organe ist, ist es die Taetigkeit selbst. Der sprechende Mund, die arbeitende Hand, wenn man will auch noch die Beine dazu, sind die verwirklichenden und vollbringenden Organe, welche das Tun als Tun, oder das Innre als solches an ihnen haben; die Aeusserlichkeit aber, welche es durch sie gewinnt, ist die Tat, als eine von dem Individuum abgetrennte Wirklichkeit. Sprache und Arbeit sind Aeusserungen, worin das Individuum nicht mehr an ihm selbst sich behaelt und besitzt, sondern das Innre ganz ausser sich kommen laesst, und dasselbe Anderem preisgibt. Man kann darum ebensosehr sagen, dass diese Aeusserungen das Innere zu sehr, als dass sie es zu wenig ausdruecken; zu sehr—weil das Innere selbst in ihnen ausbricht, bleibt kein Gegensatz zwischen ihnen und diesem; sie geben nicht nur einen Ausdruck des Innern, sondern es selbst unmittelbar; zu wenig—weil das Innere in Sprache und Handlung sich zu einem Andern macht, so gibt es sich damit dem Elemente der Verwandlung preis, welches das gesprochene Wort und die vollbrachte Tat verkehrt, und etwas anders daraus macht, als sie an und fuer sich als Handlungen dieses bestimmten Individuums sind. Nicht nur verlieren die Werke der Handlungen durch diese Aeusserlichkeit von dem Einwirken anderer den Charakter, etwas Bleibendes gegen andere Individualitaeten zu sein; sondern indem sie sich zum Innern, das sie enthalten, als abgesondertes, gleichgueltiges Aeusseres verhalten, koennen sie als Innres durch das Individuum selbst ein anders sein, als sie erscheinen,—entweder dass es sie mit Absicht fuer die Erscheinung zu etwas anderem macht, als sie in Wahrheit sind, oder dass es zu ungeschickt ist, sich die Aussenseite zu geben, die es eigentlich wollte, und sie so zu befestigen, dass ihm von andern sein Werk nicht verkehrt werden kann. Das Tun also, als vollbrachtes Werk, hat die doppelte entgegengesetzte Bedeutung, entweder die innere Individualitaet und nicht ihr Ausdruck, oder als Aeusseres eine von dem Innern freie Wirklichkeit zu sein, welche ganz etwas anderes ist als jenes.—Um dieser Zweideutigkeit willen muessen wir uns nach dem Innern umsehen, wie es noch, aber sichtbar oder aeusserlich an dem Individuum selbst ist. Im Organe aber ist es nur als unmittelbares Tun selbst, das seine Aeusserlichkeit an der Tat erlangt, die entweder das Innre vorstellt oder auch nicht. Das Organ nach diesem Gegensatze betrachtet gewaehrt also nicht den Ausdruck, der gesucht wird.
Wenn nun die aeussere Gestalt nur, insofern sie nicht Organ oder nicht Tun, hiemit als ruhendes Ganzes ist, die innre Individualitaet ausdruecken koennte, so verhielte sie sich also als ein bestehendes Ding, welches das Innre als ein Fremdes in sein passives Dasein ruhig empfinge, und hiedurch das Zeichen desselben wuerde,—ein aeusserer, zufaelliger Ausdruck, dessen wirkliche Seite fuer sich bedeutungslos, eine Sprache, deren Toene und Tonverbindungen nicht die Sache selbst, sondern durch die freie Willkuer mit ihr verknuepft und zufaellig fuer sie sind.
Eine solche willkuerliche Verbindung von solchen, die ein Aeusseres fuereinander sind, gibt kein Gesetz. Die Physiognomik soll sich aber von andern schlechten Kuensten und heillosen Studien dadurch unterscheiden, dass sie die bestimmte Individualitaet in dem notwendigen Gegensatze eines Innern und Aeussern, des Charakters als bewussten Wesens und ebendesselben als seiender Gestalt betrachtet, und diese Momente so aufeinander bezieht, wie sie durch ihren Begriff aufeinander bezogen sind, und daher den Inhalt eines Gesetzes ausmachen muessen. In der Astrologie, Chiromantie und dergleichen Wissenschaften hingegen scheint nur Aeusseres auf Aeusseres, irgend etwas auf ein ihm Fremdes bezogen zu sein. Diese Konstellation bei der Geburt, und wenn dies Aeussere naeher auf den Leib selbst gerueckt wird, diese Zuege der Hand sind aeussere Momente fuer das lange oder kurze Leben und das Schicksal des einzelnen Menschen ueberhaupt. Als Aeusserlichkeiten verhalten sie sich gleichgueltig zueinander und haben nicht die Notwendigkeit fuereinander, welche in der Beziehung eines Aeussern und Innern liegen soll.
Die Hand freilich scheint nicht so sehr etwas Aeusseres fuer das Schicksal zu sein, sondern vielmehr als Inneres zu ihm sich zu verhalten. Denn das Schicksal ist auch wieder nur die Erscheinung dessen, was die bestimmte Individualitaet an sich als innre urspruengliche Bestimmtheit ist.—Zu wissen nun, was sie an sich ist, dazu kommt der Chiromante wie auch der Physiognomiker auf eine kuerzere Weise als zum Beispiel Solon, der erst aus und nach dem Verlaufe des ganzen Lebens dies wissen zu koennen erachtete; er betrachtete die Erscheinung, jene aber das An-sich. Dass aber die Hand das An-sich der Individualitaet in Ansehung ihres Schicksals darstellen muss, ist leicht daraus zu sehen, dass sie naechst dem Organ der Sprache am meisten es ist, wodurch der Mensch sich zur Erscheinung und Verwirklichung bringt. Sie ist der beseelte Werkmeister seines Gluecks; man kann von ihr sagen, sie ist das, was der Mensch tut, denn an ihr als dem taetigen Organe seines Sich-selbst-vollbringens ist er als Beseelender gegenwaertig, und indem er urspruenglich sein eignes Schicksal ist, wird sie also dies An-sich ausdruecken.
Aus dieser Bestimmung, dass das Organ der Taetigkeit ebensowohl ein Sein als das Tun in ihm ist, oder dass das innre An-sich-sein selbst an ihm gegenwaertig und ein Sein fuer Andre hat, ergibt sich eine andre Ansicht desselben als die vorherige. Wenn naemlich die Organe ueberhaupt darum nicht als Ausdruecke des Innern genommen werden zu koennen sich zeigten, weil in ihnen das Tun als Tun gegenwaertig, das Tun als Tat aber nur Aeusseres ist, und Inneres und Aeusseres auf diese Weise auseinanderfaellt und fremde gegeneinander sind oder sein koennen, so muss nach der betrachteten Bestimmung das Organ auch wieder als Mitte beider genommen werden, indem eben dies, dass das Tun an ihm gegenwaertig ist, zugleich eine Aeusserlichkeit desselben ausmacht, und zwar eine andere, als die Tat ist, jene naemlich bleibt dem Individuum und an ihm.—Diese Mitte und Einheit des Innern und Aeussern ist nun vors erste selbst auch aeusserlich; alsdenn aber ist diese Aeusserlichkeit zugleich in das Innere aufgenommen; sie steht als einfache Aeusserlichkeit der zerstreuten entgegen, welche entweder nur ein einzelnes fuer die ganze Individualitaet zufaelliges Werk oder Zustand, oder aber als ganze Aeusserlichkeit das in eine Vielheit von Werken und Zustaenden zersplitterte Schicksal ist. Die einfachen Zuege der Hand also, ebenso Klang und Umfang der Stimme, als die individuelle Bestimmtheit der Sprache,—auch dieselbe wieder, wie sie durch die Hand eine festere Existenz als durch die Stimme bekommt, die Schrift, und zwar in ihrer Besonderheit als Handschrift—alles dieses ist Ausdruck des Innern, so dass er als die einfache Aeusserlichkeit sich wieder gegen die vielfache Aeusserlichkeit des Handelns und des Schicksals, sich als Inneres gegen diese verhaelt. —Wenn also zuerst die bestimmte Natur und angeborne Eigentuemlichkeit des Individuums zusammen mit dem, was sie durch die Bildung geworden, als das Innere, als das Wesen des Handelns und des Schicksals genommen wird, so hat es seine Erscheinung und Aeusserlichkeit zuerst an seinem Munde, Hand, Stimme, Handschrift, sowie an den uebrigen Organen und deren bleibenden Bestimmtheiten; und alsdann erst drueckt es sich weiter hinaus nach aussen an seiner Wirklichkeit in der Welt aus.
Weil nun diese Mitte sich als die Aeusserung bestimmt, welche zugleich ins Innere zurueckgenommen ist, ist ihr Dasein nicht auf das unmittelbare Organ des Tuns eingeschraenkt, sie ist vielmehr die nichts vollbringende Bewegung und Form des Gesichts und der Gestaltung ueberhaupt. Diese Zuege und ihre Bewegung sind nach diesem Begriffe das zurueckgehaltne an dem Individuum bleibende Tun, und nach seiner Beziehung auf das wirkliche Tun das eigene Beaufsichtigen und Beobachten desselben, Aeusserung als Reflexion ueber die wirkliche Aeusserung.—Das Individuum ist zu und bei seinem aeussern Tun darum nicht stumm, weil es dabei zugleich in sich reflektiert ist, und es aeussert dies In-sich-reflektiert-sein; dies theoretische Tun oder die Sprache des Individuums mit sich selbst darueber ist auch vernehmlich fuer andere, denn sie ist selbst eine Aeusserung.
An diesem Innern, welches in seiner Aeusserung Inneres bleibt, wird also das Reflektiert_sein des Individuums aus seiner Wirklichkeit beobachtet, und es ist zu sehen, welche Bewandtnis es mit dieser Notwendigkeit hat, die in dieser Einheit gesetzt ist.—Dies Reflektiertsein ist zuerst verschieden von der Tat selbst, und kann also etwas anderes sein und fuer etwas anderes genommen werden, als sie ist; man sieht es einem am Gesicht an, ob es ihm Ernst mit dem ist, was er sagt oder tut.—Umgekehrt aber ist dieses, was Ausdruck des Innern sein soll, zugleich seiender Ausdruck, und faellt hiemit selbst in die Bestimmung des Seins herunter, das absolut zufaellig fuer das selbstbewusste Wesen ist. Es ist daher wohl Ausdruck, aber zugleich auch nur wie ein Zeichen, so dass dem ausgedrueckten Inhalte die Beschaffenheit dessen, wodurch es ausgedrueckt wird, vollkommen gleichgueltig ist. Das Innere ist in dieser Erscheinung wohl sichtbares Unsichtbares, aber ohne an sie geknuepft zu sein; es kann ebensowohl in einer andern Erscheinung sein, als ein anderes Inneres in derselben Erscheinung sein kann.—Lichtenberg sagt daher mit Recht: Gesetzt, der Physiognom haschte den Menschen einmal, so kaeme es nur auf einen braven Entschluss an, sich wieder auf Jahrtausende unbegreiflich zu machen.—Wie in dem vorhergehenden Verhaeltnisse die vorliegenden Umstaende ein Seiendes waren, woraus die Individualitaet sich das nahm, was sie vermochte und wollte, entweder sich ihm ergebend oder es verkehrend, aus welchem Grunde es die Notwendigkeit und das Wesen der Individualitaet nicht enthielt,—ebenso ist hier das erscheinende unmittelbare Sein der Individualitaet ein solches, das entweder ihr Reflektiertsein aus der Wirklichkeit und ihr In-sich-sein ausdrueckt, oder das fuer sie nur ein Zeichen ist, das gleichgueltig gegen das Bezeichnete, und darum in Wahrheit nichts bezeichnet; es ist ihr ebensowohl ihr Gesicht als ihre Maske, die sie ablegen kann.—Sie durchdringt ihre Gestalt, bewegt sich, spricht in ihr; aber dies ganze Dasein tritt ebenso als ein gleichgueltiges Sein gegen den Willen und die Handlung ueber; sie tilgt an ihm die Bedeutung, die es vorhin hatte, ihr Reflektiertsein in sich oder ihr wahres Wesen an ihm zu haben, und legt es umgekehrt vielmehr in den Willen und in die Tat.
Die Individualitaet gibt dasjenige In-sich-reflektiert-sein auf, welches in den Zuegen ausgedrueckt ist, und legt ihr Wesen in das Werk. Hierin widerspricht sie dem Verhaeltnisse, welches von dem Vernunftinstinkte, der sich auf das Beobachten der selbstbewussten Individualitaet legt, in Ansehung dessen, was ihr Inneres und Aeusseres sein soll, festgesetzt wird. Dieser Gesichtspunkt fuehrt uns auf den eigentlichen Gedanken, der der physiognomischen—wenn man so will—Wissenschaft zum Grunde liegt. Der Gegensatz, auf welchen dies Beobachten geraten, ist der Form nach der Gegensatz von Praktischem und Theoretischem, beides naemlich innerhalb des Praktischen selbst gesetzt,—von der sich im Handeln, dies im allgemeinsten Sinne genommen, verwirklichenden Individualitaet, und derselben, wie sie in diesem Handeln zugleich daraus heraus, in sich reflektiert, und es ihr Gegenstand ist. Das Beobachten nimmt diesen Gegensatz nach demselben verkehrten Verhaeltnisse auf, worin er sich in der Erscheinung bestimmt. Fuer das unwesentliche Aeussere gilt ihm die Tat selbst und das Werk, es sei der Sprache oder einer befestigtem Wirklichkeit,—fuer das wesentliche Innre aber das In-sich-sein der Individualitaet. Unter den beiden Seiten, welche das praktische Bewusstsein an ihm hat, dem Beabsichten und der Tat—dem Meinen ueber seine Handlung und der Handlung selbst—, waehlt die Beobachtung jene Seite zum wahren Innern; dieses soll seine mehr oder weniger unwesentliche Aeusserung an der Tat, seine wahre aber an seiner Gestalt haben. Die letztere Aeusserung ist unmittelbare sinnliche Gegenwart des individuellen Geistes; die Innerlichkeit, die die wahre sein soll, ist die Eigenheit der Absicht und die Einzelnheit des Fuer-sich-seins; beides der gemeinte Geist. Was das Beobachten zu seinen Gegenstaenden hat, ist also gemeintes Dasein, und zwischen solchem sucht es Gesetze auf.
Das unmittelbare Meinen ueber die gemeinte Gegenwart des Geistes ist die natuerliche Physiognomik, das vorschnelle Urteil ueber die innre Natur und den Charakter ihrer Gestalt bei ihrem ersten Anblicke. Der Gegenstand dieser Meinung ist von der Art, dass es in seinem Wesen liegt, in Wahrheit etwas anderes zu sein, als nur sinnliches unmittelbares Sein. Es ist zwar auch eben dieses im Sinnlichen aus ihm In-sich-reflektiert-sein, was gegenwaertig, die Sichtbarkeit als Sichtbarkeit des Unsichtbaren, was Gegenstand des Beobachtens ist. Aber eben diese sinnliche unmittelbare Gegenwart ist Wirklichkeit des Geistes, wie sie nur fuer die Meinung ist; und das Beobachten treibt sich nach dieser Seite mit seinem gemeinten Dasein, mit der Physiognomie, Handschrift, Ton der Stimme u.s.f. herum.—Es bezieht solches Dasein auf ebensolches gemeintes Innres. Es ist nicht der Moerder, der Dieb, welcher erkannt werden soll, sondern die Faehigkeit, es zu sein; die feste abstrakte Bestimmtheit verliert sich dadurch in die konkrete unendliche Bestimmtheit des einzelnen Individuums, die nun kunstreichere Schildereien erfordert, als jene Qualifikationen sind. Solche kunstreichen Schildereien sagen wohl mehr als die Qualifikation durch Moerder, Diebe, oder gutherzig, unverdorben u.s.f., aber fuer ihren Zweck das gemeinte Sein oder die einzelne Individualitaet auszusprechen, bei weitem nicht genug; sowenig als die Schildereien der Gestalt, welche ueber die flache Stirne, lange Nase u.s.f. hinausgehen. Denn die einzelne Gestalt wie das einzelne Selbstbewusstsein ist als gemeintes Sein unaussprechlich. Die Wissenschaft der Menschenkenntnis, welche auf den vermeinten Menschen, sowie der Physiognomik, die auf seine vermeinte Wirklichkeit geht und das bewusstlose Urteilen der natuerlichen Physiognomik zu einem Wissen erheben will, ist daher etwas End-und Bodenloses, das nie dazu kommen kann, zu sagen, was es meint, weil es nur meint, und sein Inhalt nur Gemeintes ist.
Die Gesetze, welche diese Wissenschaft zu finden ausgeht, sind Beziehungen dieser beiden gemeinten Seiten, und koennen daher selbst nichts als ein leeres Meinen sein. Auch da dies vermeinte Wissen, das mit der Wirklichkeit des Geistes sich zu tun macht, gerade dies zu seinem Gegenstande hat, dass er aus seinem sinnlichen Dasein heraus sich in sich reflektiert, und das bestimmte Dasein fuer ihn eine gleichgueltige Zufaelligkeit ist, so muss es bei seinen aufgefundenen Gesetzen unmittelbar wissen, dass nichts damit gesagt ist, sondern eigentlich rein geschwatzt oder nur eine Meinung von sich gegeben wird; ein Ausdruck, der die Wahrheit hat, dies als dasselbe auszusprechen—seine Meinung zu sagen und damit nicht die Sache, sondern nur eine Meinung von sich beizubringen. Dem Inhalte nach aber koennen diese Beobachtungen nicht von denen abweichen: “Es regnet allemal, wenn wir Jahrmarkt haben, sagt der Kraemer; und auch allemal, wenn ich Waesche trockne, sagt die Hausfrau.”
Lichtenberg, der das physiognomische Beobachten so charakterisiert, sagt auch noch dies: “Wenn jemand sagte, du handelst zwar wie ein ehrlicher Mann, ich sehe es aber aus deiner Figur, du zwingst dich, und bist ein Schelm im Herzen; fuerwahr, eine solche Anrede wird bis ans Ende der Welt von jedem braven Kerl mit einer Ohrfeige erwidert werden.”—Diese Erwiderung ist deswegen treffend, weil sie die Widerlegung der ersten Voraussetzung einer solchen Wissenschaft des Meinens ist, dass naemlich die Wirklichkeit des Menschen sein Gesicht u.s.f. sei.—Das wahre Sein des Menschen ist vielmehr seine Tat; in ihr ist die Individualitaet wirklich, und sie ist es, welche das Gemeinte in seinen beiden Seiten aufhebt. Einmal das Gemeinte als ein leibliches ruhendes Sein; die Individualitaet stellt sich vielmehr in der Handlung als das negative Wesen dar, welches nur ist, insofern es Sein aufhebt. Alsdenn hebt die Tat die Unaussprechlichkeit der Meinung ebenso in Ansehung der selbstbewussten Individualitaet auf, welche in der Meinung eine unendlich bestimmte und bestimmbare ist. In der vollbrachten Tat ist diese schlechte Unendlichkeit vernichtet. Die Tat ist ein einfach Bestimmtes, Allgemeines, in einer Abstraktion zu Befassendes; sie ist Mord, Diebstahl, oder Wohltat, tapfere Tat und so fort, und es kann von ihr gesagt werden, was sie ist. Sie ist dies, und ihr Sein ist nicht nur ein Zeichen, sondern die Sache selbst. Sie ist dies, und der individuelle Mensch ist, was sie ist; in der Einfachheit dieses Seins ist er fuer Andere seiendes, allgemeines Wesen, und hoert auf, nur gemeintes zu sein. Er ist zwar darin nicht als Geist gesetzt; aber indem von seinem Sein als Sein die Rede, und einerseits das gedoppelte Sein, der Gestalt und der Tat, sich gegenuebersteht und jene wie diese seine Wirklichkeit sein soll, so ist vielmehr nur die Tat als sein echtes Sein zu behaupten,—nicht seine Figur, welche das ausdruecken sollte, was er zu seinen Taten meint, oder was man meinte, dass er tun nur koennte. Ebenso indem andererseits sein Werk und seine innre Moeglichkeit, Faehigkeit oder Absicht, entgegengesetzt werden, ist jenes allein fuer seine wahre Wirklichkeit anzusehen, wenn auch er selbst sich darueber taeuscht, und, aus seiner Handlung in sich gekehrt, in diesem Innern ein anderes zu sein meint als in der Tat. Die Individualitaet, die sich dem gegenstaendlichen Elemente anvertraut, indem sie zum Werke wird, gibt sich damit wohl dem preis, veraendert und verkehrt zu werden. Aber den Charakter der Tat macht eben dies aus, ob sie ein wirkliches Sein ist, das sich haelt, oder ob nur ein gemeintes Werk, das in sich nichtig vergeht. Die Gegenstaendlichkeit veraendert nicht die Tat selbst, sondern zeigt nur, was sie ist, das heisst, ob sie ist, oder ob sie nichts ist.—Die Zergliederung dieses Seins in Absichten und dergleichen Feinheiten, wodurch der wirkliche Mensch, d.h. seine Tat, wieder in ein gemeintes Sein zurueckerklaert werden soll, wie er wohl selbst auch sich besondere Absichten ueber seine Wirklichkeit erschaffen mag, muessen dem Muessggange der Meinung ueberlassen bleiben, der, wenn er seine tatenlose Weisheit ins Werk richten, den Charakter der Vernunft am Handelnden ableugnen und ihn auf diese Weise misshandeln will, dass er statt der Tat vielmehr die Figur und die Zuege fuer das Sein desselben erklaeren will, die obige Erwiderung zu befahren hat, die ihm erweist, dass Figur nicht das An-sich ist, sondern vielmehr ein Gegenstand der Behandlung sein kann.
Sehen wir nun auf den Umfang der Verhaeltnisse ueberhaupt, in welchen die selbstbewusste Individualitaet zu ihrem Aeussern stehend beobachtet werden kann, so wird eines zurueck sein, welches die Beobachtung sich noch zu ihrem Gegenstande machen muss. In der Psychologie ist es die aeussere Wirklichkeit der Dinge, welche an dem Geiste ihr sich bewusstes Gegenbild haben und ihn begreiflich machen soll. In der Physiognomik dagegen soll er in seinem eignen Aeussern als in einem Sein, welches die Sprache—die sichtbare Unsichtbarkeit seines Wesens—sei, erkannt werden. Noch ist die Bestimmung der Seite der Wirklichkeit uebrig, dass die Individualitaet an ihrer unmittelbaren, festen, rein daseienden Wirklichkeit ihr Wesen ausspreche.—Diese letzte Beziehung unterscheidet sich also von der physiognomischen dadurch, dass diese die sprechende Gegenwart des Individuums ist, das in seiner handelnden Aeusserung zugleich die sich in sich reflektierende und betrachtende darstellt, eine Aeusserung, welche selbst Bewegung ist, ruhende Zuege, welche selbst wesentlich ein vermitteltes Sein sind. In der noch zu betrachtenden Bestimmung aber ist endlich das Aeussere eine ganz ruhende Wirklichkeit, welche nicht an ihr selbst redendes Zeichen, sondern getrennt von der selbstbewussten Bewegung sich fuer sich darstellt und als blosses Ding ist.
Zunaechst erhellt ueber die Beziehung des Innern auf dies sein Aeusseres, dass sie als Verhaeltnis des Kausalzusammenhangs begriffen werden zu muessen scheint, indem die Beziehung eines Ansichseienden auf ein anderes Ansichseiendes, als eine notwendige, dies Verhaeltnis ist.
Dass nun die geistige Individualitaet auf den Leib Wirkung habe, muss sie als Ursache selbst leiblich sein. Das Leibliche aber, worin sie als Ursache ist, ist das Organ, aber nicht des Tuns gegen die aeussere Wirklichkeit, sondern des Tuns des selbstbewussten Wesens in sich selbst, nach aussen nur gegen seinen Koerper; es ist nicht sogleich abzusehen, welches diese Organe sein koennen. Wuerde nur an die Organe ueberhaupt gedacht, so wuerde das Organ der Arbeit ueberhaupt leicht bei der Hand sein, ebenso das Organ des Geschlechtstriebes, und so fort. Allein solche Organe sind als Werkzeuge oder als Teile zu betrachten, welche der Geist als ein Extrem zur Mitte gegen das andere Extrem, das aeusserer Gegenstand ist, hat. Hier aber ist ein Organ verstanden, worin das selbstbewusste Individuum als Extrem gegen seine eigne ihm entgegengesetzte Wirklichkeit sich fuer sich erhaelt, nicht zugleich nach aussen gekehrtes, sondern in seiner Handlung reflektiertes, und woran die Seite des Seins nicht ein Sein fuer anderes ist. In der physiognomischen Beziehung wird das Organ zwar auch als in sich reflektiertes und das Tun besprechendes Dasein betrachtet; aber dies Sein ist ein gegenstaendliches, und das Resultat der physiognomischen Beobachtung ist dieses, dass das Selbstbewusstsein gegen eben diese seine Wirklichkeit als gegen etwas Gleichgueltiges gegenuebertritt. Diese Gleichgueltigkeit verschwindet darin, dass dies In-sich-reflektiert-sein selbst wirkend ist; dadurch erhaelt jenes Dasein eine notwendige Beziehung auf es; dass es aber auf das Dasein wirkend sei, muss es selbst ein aber nicht eigentlich gegenstaendliches Sein haben, und als dies Organ soll es aufgezeigt werden.
Im gemeinen Leben nun wird der Zorn zum Beispiel, als ein solches inneres Tun, in die Leber verlegt; Plato gibt ihr sogar noch etwas Hoeheres, das nach einigen sogar das Hoechste ist, zu, naemlich die Prophezeihung oder die Gabe, das Heilige und Ewige unvernuenftigerweise auszusprechen. Allein die Bewegung, welche das Individuum in der Leber, dem Herzen und so fort hat, kann nicht als die ganz in sich reflektierte Bewegung desselben angesehen werden, sondern sie ist darin vielmehr so, dass sie ihm schon in den Leib geschlagen ist, und ein animalisches heraus gegen die Aeusserlichkeit sich wendendes Dasein hat.
Das Nervensystem hingegen ist die unmittelbare Ruhe des Organischen in seiner Bewegung. Die Nerven selbst sind zwar wieder die Organe des schon in seine Richtung nach aussen versenkten Bewusstseins; Gehirn und Rueckenmark aber duerfen als die in sich bleibende—die nicht gegenstaendliche, die auch nicht hinausgehende—unmittelbare Gegenwart des Selbstbewusstseins betrachtet werden. Insofern das Moment des Seins, welches dies Organ hat, ein Sein fuer Anderes, Dasein ist, ist es totes Sein, nicht mehr Gegenwart des Selbstbewusstseins. Dies In-sich-selbst-sein ist aber seinem Begriffe nach eine Fluessigkeit, worin die Kreise, die darein geworfen werden, sich unmittelbar aufloesen, und kein Unterschied als seiender sich ausdrueckt. Inzwischen wie der Geist selbst nicht ein Abstrakt-Einfaches ist, sondern ein System von Bewegungen, worin er sich in Momente unterscheidet, in dieser Unterscheidung selbst aber frei bleibt, und wie er seinen Koerper ueberhaupt zu verschiedenen Verrichtungen gliedert, und einen einzelnen Teil desselben nur einer bestimmt, so kann auch sich vorgestellt werden, dass das fluessige Sein seines In-sich-seins ein gegliedertes ist; und es scheint so vorgestellt werden zu muessen, weil das in sich reflektierte Sein des Geistes im Gehirn selbst wieder nur eine Mitte seines reinen Wesens und seiner koerperlichen Gegliederung ist, eine Mitte, welche hiemit von der Natur beider und also von der Seite der letztern auch die seiende Gegliederung wieder an ihr haben muss.
Das geistig-organische Sein hat zugleich die notwendige Seite eines ruhenden bestehenden Daseins; jenes muss als Extrem des Fuer-sich-seins zuruecktreten, und diese als das andere Extrem gegenueber haben, welches alsdenn der Gegenstand ist, worauf jenes als Ursache wirkt. Wenn nun Gehirn und Rueckenmark jenes koerperliche Fuer-sich-sein des Geistes ist, so ist der Schaedel und die Rueckenwirbelsaeule das andere ausgeschiedne Extrem hinzu, naemlich das feste ruhende Ding.—Indem aber jedem, wenn er an den eigentlichen Ort des Daseins des Geistes denkt, nicht der Ruecken, sondern nur der Kopf einfaellt, so koennen wir uns in der Untersuchung eines Wissens, als das vorliegende ist, mit diesem—fuer es nicht zu schlechten—Grunde begnuegen, um dies Dasein auf den Schaedel einzuschraenken. Sollte einem der Ruecken insofern einfallen, als auch wohl zuweilen durch ihn Wissen und Tun zum Teil ein-, zum Teil aber aus_getrieben wird, so wuerde dies dafuer, dass das Rueckenmark mit zum inwohnenden Orte des Geistes, und seine Saeule zum gegenbildlichen Dasein genommen werden muesse, darum nichts beweisen, weil es zuviel bewiese; denn man kann ebenso sich erinnern, dass auch andere aeusserliche Wege, der Taetigkeit des Geistes beizukommen, um sie zu erwecken oder zurueckzuhalten, beliebt werden.—Die Rueckenwirbelsaeule faellt also, wenn man will, mit Recht hinweg; und es ist so gut als viele andere naturphilosophische Lehren konstruiert, dass der Schaedel allein zwar nicht die Organe des Geistes enthalte. Denn dies wurde vorhin aus dem Begriffe dieses Verhaeltnisses ausgeschlossen, und deswegen der Schaedel zur Seite des Daseins genommen; oder wenn nicht an den Begriff der Sache erinnert werden duerfte, so lehrt ja die Erfahrung, dass wie mit dem Auge als Organe gesehen, so nicht mit dem Schaedel gemordet, gestohlen, gedichtet u. s.w. wird.—Es ist sich deswegen auch des Ausdrucks Organ fuer diejenige Bedeutung des Schaedels zu enthalten, von welcher noch zu sprechen ist. Denn ob man gleich zu sagen pflegt, dass es vernuenftigen Menschen nicht auf das Wort, sondern auf die Sache ankomme, so ist daraus doch nicht die Erlaubnis zu nehmen, eine Sache mit einem ihr nicht zugehoerigen Worte zu bezeichnen, denn dies ist Ungeschicklichkeit zugleich und Betrug, der nur das rechte Wort nicht zu haben meint und vorgibt, und es sich verbirgt, dass ihm in der Tat die Sache, d.h. der Begriff, fehlt; wenn dieser vorhanden waere, wuerde er auch sein rechtes Wort haben.—Zunaechst hat sich hier nur dies bestimmt, dass wie das Gehirn der lebendige Kopf, der Schaedel das caput mortuum ist.
In diesem toten Sein haetten also die geistigen Bewegungen und bestimmten Weisen des Gehirns ihre Darstellung aeusserer Wirklichkeit, die jedoch noch an dem Individuum selbst ist, sich zu geben. Fuer das Verhaeltnis derselben zu ihm, der als totes Sein den Geist nicht in sich selbst inwohnen hat, bietet sich zunaechst das oben festgesetzte, das aeussere mechanische dar, so dass die eigentlichen Organe—und diese sind am Gehirne—ihn hier rund ausdruecken, dort breit schlagen oder platt stossen, oder wie man sonst diese Einwirkung darstellen mag. Selbst ein Teil des Organismus, muss in ihm zwar, wie in jedem Knochen, eine lebendige Selbstbildung gedacht werden, so dass, hiernach betrachtet, er von seiner Seite vielmehr das Gehirn drueckt und dessen aeussere Beschraenkung setzt; wozu er auch als das Haertere eher das Vermoegen hat. Dabei aber wuerde noch immer dasselbe Verhaeltnis in der Bestimmung der Taetigkeit beider gegeneinander bleiben; denn ob der Schaedel das Bestimmende oder das Bestimmte ist, dies aenderte an dem Kausalzusammenhange ueberhaupt nichts, nur dass dann der Schaedel zum unmittelbaren Organe des Selbstbewusstseins gemacht wuerde, weil in ihm als Ursache sich die Seite des Fuer-sich-seins faende. Allein indem das Fuer-sich-sein als organische Lebendigkeit in beide auf gleiche Weise faellt, faellt in der Tat der Kausalzusammenhang zwischen ihnen hinweg. Diese Fortbildung beider aber hinge im Innern zusammen, und waere eine organische praestabilierte Harmonie, welche die beiden sich aufeinander beziehenden Seiten frei gegeneinander und jeder ihre eigene Gestalt laesst, der die Gestalt der andern nicht zu entsprechen braucht; und noch mehr die Gestalt und die Qualitaet gegeneinander—wie die Form der Weinbeere und der Geschmack des Weines frei gegeneinander sind.—Indem aber auf die Seite des Gehirns die Bestimmung des Fuer-sich-seins, auf die Seite des Schaedels aber die Bestimmung des Daseins faellt, so ist innerhalb der organischen Einheit auch ein Kausalzusammenhang derselben zu setzen; eine notwendige Beziehung derselben als aeussere fuereinander, d.h. eine selbst aeusserliche, wodurch also ihre Gestalt durch einander bestimmt wuerde.
In Ansehung der Bestimmung aber, in welcher das Organ des Selbstbewusstseins auf die gegenueberstehende Seite taetige Ursache waere, kann auf mancherlei Weise hin und her geredet werden; denn es ist von der Beschaffenheit einer Ursache die Rede, die nach ihrem gleichgueltigen Dasein, ihrer Gestalt und Groesse betrachtet wird, einer Ursache, deren Innres und Fuer-sich-sein gerade ein solches sein soll, welches das unmittelbare Dasein nichts angeht. Die organische Selbstbildung des Schaedels ist zuerst gleichgueltig gegen die mechanische Einwirkung, und das Verhaeltnis dieser beiden Verhaeltnisse ist, da jenes das Sich-auf-sich-selbst-beziehen ist, eben diese Unbestimmtheit und Grenzenlosigkeit selbst. Alsdenn wenn auch das Gehirn die Unterschiede des Geistes zu seienden Unterschieden in sich aufnaehme und eine Vielheit innerer einen verschiedenen Raum einnehmenden Organe waere—was der Natur widerspricht, welche den Momenten des Begriffs ein eigenes Dasein gibt, und daher die fluessige Einfachheit des organischen Lebens rein auf eine Seite, und die Artikulation und Einteilung desselben ebenso in seinen Unterschieden auf die andere Seite stellt, so dass sie, wie sie hier gefasst werden sollen, als besondere anatomische Dinge sich zeigen—, so wuerde es unbestimmt sein, ob ein geistiges Moment, je nachdem es urspruenglich staerker oder schwaecher waere, entweder in jenem Falle ein expandierteres, in diesem ein kontrahierteres Gehirnorgan besitzen muesste, oder auch gerade umgekehrt.—Ebenso ob seine Ausbildung das Organ vergroesserte oder verkleinerte, ob es dasselbe plumper und dicker oder feiner machte. Dadurch, dass es unbestimmt bleibe, wie die Ursache beschaffen ist, ist es ebenso unbestimmt gelassen, wie die Einwirkung auf den Schaedel geschieht, ob sie ein Erweitern oder Verengern und Zusammenfallenlassen ist. Wird diese Einwirkung etwa vornehmer als ein Erregen bestimmt, so ist es unbestimmt, ob es nach der Weise eines Kanthariden-Pflasters auftreibend oder eines Essigs einschrumpfend geschieht.—Fuer alle dergleichen Ansichten lassen sich plausible Gruende vorbringen, denn die organische Beziehung, welche ebensosehr eingreift, laesst den einen so gut passieren als den andern, und ist gleichgueltig gegen allen diesen Verstand.
Dem beobachtenden Bewusstsein ist es aber nicht darum zu tun, diese Beziehung bestimmen zu wollen. Denn es ist ohnehin nicht das Gehirn, was als animalischer Teil auf der einen Seite steht, sondern dasselbe als Sein der selbstbewussten Individualitaet.—Sie als stehender Charakter und sich bewegendes bewusstes Tun ist fuer sich und in sich; diesem Fuer-und In-sich-sein steht ihre Wirklichkeit und Dasein fuer Anderes entgegen; das Fuer-und In-sich-sein ist das Wesen und Subjekt, welches am Gehirne ein Sein hat, das unter es subsumiert ist, und seinen Wert nur durch die inwohnende Bedeutung erhaelt. Die andre Seite der selbstbewussten Individualitaet aber, die Seite ihres Daseins ist das Sein als selbststaendig und Subjekt, oder als ein Ding, naemlich ein Knochen; die Wirklichkeit und Dasein des Menschen ist sein Schaedelknochen.—Dies ist das Verhaeltnis und der Verstand, den die beiden Seiten dieser Beziehung in dem sie beobachtenden Bewusstsein haben.
Diesem ist es nun um die bestimmtere Beziehung dieser Seiten zu tun; der Schaedelknochen hat wohl im Allgemeinen die Bedeutung, die unmittelbare Wirklichkeit des Geistes zu sein. Aber die Vielseitigkeit des Geistes gibt seinem Dasein eine ebensolche Vieldeutigkeit; was zu gewinnen ist, ist die Bestimmtheit der Bedeutung der einzelnen Stellen, in welche dies Dasein geteilt ist, und es ist zu sehen, wie sie das Hinweisen darauf an ihnen haben.
Der Schaedelknochen ist kein Organ der Taetigkeit, noch auch eine sprechende Bewegung; es wird weder mit dem Schaedelknochen gestohlen, gemordet u.s.f., noch verzieht er zu solchen Taten im geringsten die Miene, so dass er sprechende Gebaerde wuerde.—Noch hat auch dieses Seiende den Wert eines Zeichens. Miene und Gebaerde, Ton, auch eine Saeule, ein Pfahl, der auf einer oeden Insel eingeschlagen ist, kuendigen sich sogleich an, dass noch irgend etwas anderes damit gemeint ist, als das, was sie unmittelbar nur sind. Sie geben sich selbst sogleich fuer Zeichen aus, indem sie eine Bestimmtheit an ihnen haben, welche auf etwas anderes dadurch hinweist, dass sie ihnen nicht eigentuemlich angehoert.
Man kann sich wohl auch bei einem Schaedel, wie Hamlet bei Yoricks, vielerlei einfallen lassen, aber der Schaedelknochen fuer sich ist ein so gleichgueltiges, unbefangenes Ding, dass an ihm unmittelbar nichts anderes zu sehen und zu meinen ist als nur er selbst; er erinnert wohl an das Gehirn und seine Bestimmtheit, an Schaedel von anderer Formation, aber nicht an eine bewusste Bewegung, indem er weder Miene und Gebaerde noch etwas an ihm eingedrueckt hat, das von einem bewussten Tun herkommend sich ankuendigte; denn er ist diejenige Wirklichkeit, welche an der Individualitaet eine solche andere Seite darstellen sollte, die nicht mehr sich in sich reflektierendes Sein, sondern rein unmittelbares Sein waere.
Da er ferner auch nicht selbst fuehlt, so scheint sich eine bestimmtere Bedeutung fuer ihn etwa noch so ergeben zu koennen, dass bestimmte Empfindungen durch die Nachbarschaft erkennen liessen, was mit ihm gemeint sei; und indem eine bewusste Weise des Geistes bei einer bestimmten Stelle desselben ihr Gefuehl hat, wird etwa dieser Ort in seiner Gestalt sie und ihre Besonderheit andeuten. Wie zum Beispiel manche bei dem angestrengten Denken oder auch schon beim Denken ueberhaupt eine schmerzliche Spannung irgendwo im Kopfe zu fuehlen klagen, koennte auch das Stehlen, das Morden, das Dichten und so fort jedes mit einer eigenen Empfindung begleitet sein, die ausserdem noch ihre besondere Stelle haben muesste. Diese Stelle des Gehirns, die auf diese Art mehr bewegt und betaetigt waere, wuerde wahrscheinlich auch die benachbarte Stelle des Knochens mehr ausbilden; oder diese wuerde aus Sympathie oder Konsensus auch nicht traege sein, sondern sich vergroessern, oder verkleinern, oder auf welche Weise es sei sich formieren.—Was jedoch diese Hypothese unwahrscheinlich macht, ist dies, dass das Gefuehl ueberhaupt etwas Unbestimmtes ist, und das Gefuehl im Kopfe als dem Zentrum das allgemeine Mitgefuehl alles Leidens sein moechte, so dass sich mit dem Diebs-, Moerders-, Dichters-Kopf-Kitzel oder—Schmerz andere vermischen, und sich voneinander sowie von denen, die man bloss koerperlich nennen kann, sowenig unterscheiden lassen wuerden, als aus dem Symptome des Kopfwehs, wenn wir seine Bedeutung nur auf das Koerperliche einschraenken, sich die Krankheit bestimmen laesst.
Es faellt in der Tat, von welcher Seite die Sache betrachtet werde, alle notwendige gegenseitige Beziehung, so wie deren durch sich selbst sprechende Andeutung, hinweg. Es bleibt, wenn denn die Beziehung doch stattfinden soll, eine begrifflose freie praestabilierte Harmonie der entsprechenden Bestimmung beider Seiten uebrig und notwendig; denn die eine soll geistlose Wirklichkeit, blosses Ding sein.—Es stehen also eben auf einer Seite eine Menge ruhender Schaedelstellen, auf der andern eine Menge Geistes-Eigenschaften, deren Vielheit und Bestimmung von dem Zustande der Psychologie abhaengen wird. Je elender die Vorstellung von dem Geiste ist, um so mehr wird von dieser Seite die Sache erleichtert; denn teils werden die Eigenschaften um so weniger, teils um so abgeschiedener, fester und knoecherner, hiedurch Knochenbestimmungen um so aehnlicher und mit ihnen vergleichbarer. Allein obzwar durch die Elendigkeit der Vorstellung von dem Geiste vieles erleichtert ist, so bleibt doch immer eine sehr grosse Menge auf beiden Seiten; es bleibt die gaenzliche Zufaelligkeit ihrer Beziehung fuer die Beobachtung. Wenn von den Kindern Israels aus dem Sand am Meere, dem sie entsprechen sollen, jedes das Koernchen, dessen Zeichen es ist, sich nehmen sollte, so ist diese Gleichgueltigkeit und Willkuer, welche jedem das seine zuteilte, ebenso stark als die, welche jeder Seelenfaehigkeit, Leidenschaft und, was hier gleichfalls betrachtet werden muesste, den Schattierungen von Charakteren, von welchen die feinere Psychologie und Menschenkenntnis zu sprechen pflegt, ihre Schaedelstaetten und Knochenformen zuweist.—Der Schaedel des Moerders hat dieses—nicht Organ, auch nicht Zeichen, sondern diesen Knorren; aber dieser Moerder hat noch eine Menge anderer Eigenschaften, sowie andere Knorren, und mit den Knorren auch Vertiefungen; man hat die Wahl unter Knorren und Vertiefungen. Und wieder kann sein Mordsinn auf welchen Knorren oder Vertiefung es sei und hinwiederum diese auf welche Eigenschaft es sei bezogen werden; denn weder ist der Moerder nur dies Abstraktum eines Moerders, noch hat er nur eine Erhabenheit und eine Vertiefung. Die Beobachtungen, welche hierueber angestellt werden, muessen darum gerade auch so gut lauten als der Regen des Kraemers und der Hausfrau am Jahrmarkte und bei der Waesche. Kraemer und Hausfrau konnten auch die Beobachtung machen, dass es immer regnet, wenn dieser Nachbar vorbeigeht, oder wenn Schweinsbraten gegessen wird. Wie der Regen gegen diese Umstaende, so gleichgueltig ist fuer die Beobachtung diese Bestimmtheit des Geistes gegen dieses bestimmte Sein des Schaedels. Denn von den beiden Gegenstaenden dieses Beobachtens ist der eine ein trockenes Fuer-sich-sein, eine knoecherne Eigenschaft des Geistes, wie der andere ein trockenes An-sich-sein; ein so knoechernes Ding, als beide sind, ist vollkommen gleichgueltig gegen alles andere; es ist dem hohen Knorren ebenso gleichgueltig, ob ein Moerder in seiner Nachbarschaft, als dem Moerder, ob die Plattheit in seiner Naehe ist.
Es bleibt allerdings die Moeglichkeit, dass mit irgendeiner Eigenschaft, Leidenschaft u.s.f. ein Knorren an irgendeiner Stelle verbunden sei, unueberwindlich uebrig. Man kann sich den Moerder mit einem hohen Knorren hier an dieser Schaedelstelle, den Dieb mit einer dort vorstellen. Von dieser Seite ist die Schaedelwissenschaft noch grosser Erweiterung faehig; denn zunaechst scheint sie sich nur auf die Verbindung eines Knorren mit einer Eigenschaft an demselben Individuum, so dass dieses beide besitzt, einzuschraenken. Aber schon die natuerliche Schaedelwissenschaft—denn es muss so gut eine solche als eine natuerliche Physiognomik geben—geht ueber diese Schranken hinaus; sie urteilt nicht nur, dass ein schlauer Mensch einen faustdicken Knorren hinter den Ohren sitzen habe, sondern sie stellt auch vor, dass die untreue Ehefrau nicht selbst, sondern das andre ehliche Individuum Knorren an der Stirne habe.—Ebenso kann man sich auch den, der mit dem Moerder unter einem Dache wohnt, oder auch seinen Nachbar, und weiter hinaus seine Mitbuerger u.s.f. mit hohen Knorren an irgendeiner Schaedelstelle vorstellen, so gut als die fliegende Kuh, die zuerst von dem Krebs, der auf dem Esel ritt, geliebkost und hernach u.s.f. wurde.—Wird aber die Moeglichkeit nicht im Sinne der Moeglichkeit des Vorstellens, sondern der innern Moeglichkeit oder des Begriffs genommen, so ist der Gegenstand eine solche Wirklichkeit, welche reines Ding und ohne dergleichen Bedeutung ist und sein soll, und sie also nur in der Vorstellung haben kann.
Schreitet, ungeachtet der Gleichgueltigkeit der beiden Seiten, der Beobachter jedoch ans Werk, Beziehungen zu bestimmen, teils frisch gehalten durch den allgemeinen Vernunftgrund, dass das Aeussere der Ausdruck des Innern sei, teils sich unterstuetzend mit der Analogie von Schaedeln der Tieren—welche zwar wohl einen einfachern Charakter haben moegen als die Menschen, von denen es aber zugleich um ebenso schwerer zu sagen wird, welchen sie haben, indem es nicht der Vorstellung eines jeden Menschen so leicht sein kann, sich in die Natur eines Tieres recht hineinzubilden—, so findet der Beobachter bei der Versicherung der Gesetze, die er entdeckt haben will, eine vorzuegliche Huelfe an einem Unterschiede, der uns hier notwendig auch einfallen muss.—Das Sein des Geistes kann wenigstens nicht als so etwas schlechthin Unverruecktes und Unverrueckbares genommen werden. Der Mensch ist frei; es wird zugegeben, dass das urspruengliche Sein nur Anlagen sind, ueber welche er viel vermag, oder welche guenstiger Umstaende beduerfen, um entwickelt zu werden, d.h. ein urspruengliches Sein des Geistes ist ebensowohl als ein solches auszusprechen, das nicht als Sein existiert. Widerspraechen also Beobachtungen demjenigen, was irgendeinem als Gesetz zu versichern einfaellt, waere es schoen Wetter am Jahrmarkts oder bei der Waesche, so koennten Kraemer und Hausfrau sprechen, dass es eigentlich regnen sollte, und die Anlage doch dazu vorhanden sei; ebenso das Schaedelbeobachten, —dass dies Individuum eigentlich so sein sollte, wie der Schaedel nach dem Gesetze aussagt, und eine urspruengliche Anlage habe, die aber nicht ausgebildet worden sei; vorhanden ist diese Qualitaet nicht, aber sie sollte vorhanden sein.—Das Gesetz und das Sollen gruendet sich auf das Beobachten des wirklichen Regens, und des wirklichen Sinnes bei dieser Bestimmtheit des Schaedels; ist aber die Wirklichkeit nicht vorhanden, so gilt die leere Moeglichkeit fuer ebensoviel.—Diese Moeglichkeit, d.i. die Nichtwirklichkeit des aufgestellten Gesetzes und hiemit ihm widersprechende Beobachtungen muessen eben dadurch hereinkommen, dass die Freiheit des Individuums und die entwickelnden Umstaende gleichgueltig gegen das Sein ueberhaupt sind, sowohl gegen es als urspruengliches inneres wie als aeusseres knoechernes, und dass das Individuum auch etwas anderes sein kann, als es innerlich urspruenglich und noch mehr als ein Knochen ist.
Wir erhalten also die Moeglichkeit, dass dieser Knorren oder Vertiefung des Schaedels sowohl etwas wirkliches als auch nur eine Anlage, und zwar unbestimmt zu irgend etwas, dass er etwas Nichtwirkliches bezeichne; wir sehen es einer schlechten Ausrede wie immer ergehen, dass sie wider dasjenige, dem sie aufhelfen soll, selbst zu gebrauchen steht. Wir sehen das Meinen durch die Natur der Sache dahin gebracht, das Gegenteil dessen, aber gedankenlos, selbst zu sagen, was es festhaelt;—zu sagen, es wird durch diesen Knochen irgend etwas angedeutet, aber ebensogut auch nicht.
Was der Meinung selbst bei dieser Ausrede vorschwebt, ist der wahre, sie gerade vertilgende Gedanke, dass das Sein als solches ueberhaupt nicht die Wahrheit des Geistes ist. Wie schon die Anlage ein urspruengliches Sein ist, das an der Taetigkeit des Geistes keinen Anteil hat, ein ebensolches ist seinerseits auch der Knochen. Das Seiende ohne die geistige Taetigkeit ist ein Ding fuer das Bewusstsein, und so wenig sein Wesen, dass es vielmehr das Gegenteil desselben und das Bewusstsein sich allein wirklich ist, durch die Negation und Vertilgung eines solchen Seins.—Es ist von dieser Seite fuer voellige Verleugnung der Vernunft anzusehen, fuer das wirkliche Dasein des Bewusstseins einen Knochen auszugeben; und dafuer wird er ausgegeben, indem er als das Aeussere des Geistes betrachtet wird, denn das Aeussere ist eben die seiende Wirklichkeit. Es hilft nichts, zu sagen, dass von diesem Aeussern nur auf das Innere, das etwas anders sei, geschlossen werde, das Aeussere nicht das Innere selbst, sondern nur dessen Ausdruck sei. Denn in dem Verhaeltnisse beider zueinander faellt eben auf die Seite des Innern die Bestimmung der sich denkenden und gedachten, auf die Seite des Aeussern aber die der seienden Wirklichkeit.—Wenn also einem Menschen gesagt wird: du (dein Inneres) bist dies, weil dein Knochen so beschaffen ist; so heisst es nichts anderes als: ich sehe einen Knochen fuer deine Wirklichkeit an. Die bei der Physiognomik erwaehnte Erwiderung eines solchen Urteils durch die Ohrfeige bringt zunaechst die weichen Teile aus ihrem Ansehen und Lage, und erweist nur, dass diese kein wahres An-sich, nicht die Wirklichkeit des Geistes sind;—hier muesste die Erwiderung eigentlich so weit gehen, einem, der so urteilt, den Schaedel einzuschlagen, um gerade so greiflich, als seine Weisheit ist, zu erweisen, dass ein Knochen fuer den Menschen nichts An-sich, viel weniger seine wahre Wirklichkeit ist.-Der rohe Instinkt der selbstbewussten Vernunft wird eine solche Schaedelwissenschaft unbesehen verwerfen—diesen andern beobachtenden Instinkt derselben, der zur Ahndung des Erkennens gediehen, es auf die geistlose Weise, dass das Aeussere Ausdruck des Innern sei, erfasst hat. Aber je schlechter der Gedanke ist, desto weniger faellt es zuweilen auf, worin bestimmt seine Schlechtigkeit liegt, und desto schwerer ist es, sie auseinanderzulegen. Denn der Gedanke heisst um so schlechter, je reiner und leerer die Abstraktion ist, welche ihm fuer das Wesen gilt. Der Gegensatz aber, auf den es hier ankoemmt, hat zu seinen Gliedern die ihrer bewusste Individualitaet und die Abstraktion der ganz zum Dinge gewordenen Aeusserlichkeit—jenes innre Sein des Geistes als festes geistloses Sein aufgefasst, eben solchem Sein entgegengesetzt. —Damit scheint aber auch die beobachtende Vernunft in der Tat ihre Spitze erreicht zu haben, von welcher sie sich selbst verlassen und sich ueberschlagen muss; denn erst das ganz Schlechte hat die unmittelbare Notwendigkeit an sich, sich zu verkehren.—Wie von dem juedischen Volke gesagt werden kann, dass es gerade darum, weil es unmittelbar vor der Pforte des Heils stehe, das verworrenste sei und gewesen sei; was es an und fuer sich sein sollte, diese Selbstwesenheit ist es sich nicht, sondern verlegt sie jenseits seiner; es macht sich durch diese Entaeusserung ein hoeheres Dasein moeglich, wenn es seinen Gegenstand wieder in sich zuruecknehmen koennte, als wenn es innerhalb der Unmittelbarkeit des Seins stehengeblieben; weil der Geist um so groesser ist, aus je groesserem Gegensatze er in sich zurueckkehrt; diesen Gegensatz aber macht er sich in dem Aufheben seiner unmittelbaren Einheit und in der Entaeusserung seines Fuer-sich-seins. Allein wenn ein solches Bewusstsein sich nicht reflektiert, ist die Mitte, worin es steht, die unselige Leere, indem dasjenige, was sie erfuellen sollte, zum festen Extreme geworden ist. So ist diese letzte Stufe der beobachtenden Vernunft ihre schlechteste, aber darum ihre Umkehrung notwendig.
Denn die Uebersicht der bisher betrachteten Reihe von Verhaeltnissen, welche den Inhalt und Gegenstand der Beobachtung ausmachen, zeigt, dass in ihrer ersten Weise, in der Beobachtung der Verhaeltnisse der unorganischen Natur ihr schon das sinnliche Sein verschwindet; die Momente ihres Verhaeltnisses stellen sich als reine Abstraktionen und als einfache Begriffe dar, welche an das Dasein von Dingen fest geknuepft sein sollten, das aber verlorengeht, so dass das Moment sich als reine Bewegung und als Allgemeines erweist. Dieser freie in sich vollendete Prozess behaelt die Bedeutung eines Gegenstaendlichen; tritt aber nun als ein Eins auf; im Prozesse des Unorganischen ist das Eins das nicht existierende Innere; als Eins aber existierend ist er das Organische.—Das Eins steht als Fuer-sich-sein oder negatives Wesen dem Allgemeinen gegenueber, entzieht sich diesem und bleibt frei fuer sich, so dass der Begriff, nur im Elemente der absoluten Vereinzelung realisiert, in der organischen Existenz seinen wahrhaften Ausdruck, als Allgemeines da zu sein, nicht findet, sondern ein Aeusseres oder, was dasselbe ist, ein Inneres der organischen Natur bleibt.—Der organische Prozess ist nur frei an sich, ist es aber nicht fuer sich selbst; im Zwecke tritt das Fuer-sich-sein seiner Freiheit ein; existiert als ein anderes Wesen, als eine ihrer selbst bewusste Weisheit, die ausser jenem ist. Die beobachtende Vernunft wendet sich also an diese, an den Geist, den als Allgemeinheit existierenden Begriff oder als Zweck existierenden Zweck, und ihr eignes Wesen ist ihr nunmehr der Gegenstand.
Sie wendet sich zuerst an seine Reinheit; aber indem sie Auffassen des in seinen Unterschieden sich bewegenden Gegenstandes als eines seienden ist, werden ihr Gesetze des Denkens, Beziehungen von Bleibendem auf Bleibendes; aber da der Inhalt dieser Gesetze nur Momente sind, verlaufen sie sich in das Eins des Selbstbewusstseins. —Dieser neue Gegenstand ebenso als Seiendes genommen, ist das einzelne, zufaellige Selbstbewusstsein; das Beobachten steht daher innerhalb des gemeinten Geistes und des zufaelligen Verhaeltnisses von bewusster Wirklichkeit auf unbewusste. Er an sich selbst nur ist die Notwendigkeit dieser Beziehung; die Beobachtung rueckt ihm daher naeher auf den Leib, und vergleicht seine wollende und tuende Wirklichkeit mit seiner in sich reflektierten und betrachtenden Wirklichkeit, die selbst gegenstaendlich ist. Dieses Aeussre, obzwar eine Sprache des Individuums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als Zeichen etwas Gleichgueltiges gegen den Inhalt, den es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das Zeichen setzt, gleichgueltig gegen dieses.
Von dieser wandelbaren Sprache geht darum die Beobachtung endlich zum festen Sein zurueck, und spricht ihrem Begriffe nach aus, dass die Aeusserlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache und Zeichen, sondern als totes Ding die aeussere und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sei. Was von der allerersten Beobachtung der unorganischen Natur aufgehoben wurde, dass naemlich der Begriff als Ding vorhanden sein sollte, stellt diese letzte Weise so her, dass sie die Wirklichkeit des Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umgekehrt ausgedrueckt, dem toten Sein die Bedeutung des Geistes gibt.—Die Beobachtung ist damit dazu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff von ihr war, dass naemlich die Gewissheit der Vernunft sich selbst als gegenstaendliche Wirklichkeit sucht.—Man meint zwar dabei wohl nicht, dass der Geist, der von einem Schaedel vorgestellt wird, als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Materialismus, wie man es nennt, in diesem Gedanken liegen, sondern der Geist vielmehr noch etwas anders als diese Knochen sein; aber er ist, heisst selbst nichts anders als: er ist ein Ding. Wenn das Sein als solches oder Dingsein von dem Geiste praediziert wird, so ist darum der wahrhafte Ausdruck hievon, dass er ein solches wie ein Knochen ist. Es muss daher fuer hoechst wichtig angesehen werden, dass der wahre Ausdruck davon, dass vom Geiste rein gesagt wird, er ist, sich gefunden hat. Wenn sonst vom Geiste gesagt wird, er ist, hat ein Sein, ist ein Ding, eine einzelne Wirklichkeit, so wird damit nicht etwas gemeint, das man sehen oder in die Hand nehmen, stossen und so fort kann, aber gesagt wird ein solches, und was in Wahrheit gesagt wird, drueckt sich hiemit so aus, dass das Sein des Geistes ein Knochen ist.
Dies Resultat hat nun eine doppelte Bedeutung, einmal seine wahre, insofern es eine Ergaenzung des Resultates der vorhergehenden Bewegung des Selbstbewusstseins ist. Das unglueckliche Selbstbewusstsein entaeusserte sich seiner Selbststaendigkeit und rang sein Fuer-sich-sein zum Dinge heraus. Es kehrte dadurch aus dem Selbstbewusstsein in das Bewusstsein zurueck, d.h. in das Bewusstsein, fuer welches der Gegenstand ein Sein, ein Ding ist;—aber dies, was Ding ist, ist das Selbstbewusstsein; es ist also die Einheit des Ich und des Seins, die Kategorie. Indem der Gegenstand fuer das Bewusstsein so bestimmt ist, hat es Vernunft. Das Bewusstsein sowie das Selbstbewusstsein ist an sich eigentlich Vernunft; aber nur von dem Bewusstsein, dem der Gegenstand als die Kategorie sich bestimmt hat, kann gesagt werden, dass es Vernunft habe;—hievon aber ist noch das Wissen, was Vernunft ist, unterschieden.—Die Kategorie, welche die unmittelbare Einheit des Seins und des Seinen ist, muss beide Formen durchlaufen, und das beobachtende Bewusstsein ist eben dieses, dem sie sich in der Form des Seins darstellt. In seinem Resultate spricht das Bewusstsein dasjenige, dessen bewusstlose Gewissheit es ist, als Satz aus—den Satz, der im Begriffe der Vernunft liegt. Er ist das unendliche Urteil, dass das Selbst ein Ding ist—ein Urteil, das sich selbst aufhebt.—Durch dieses Resultat ist also bestimmt zur Kategorie dies hinzugekommen, dass sie dieser sich aufhebende Gegensatz ist. Die reine Kategorie, welche in der Form des Seins oder der Unmittelbarkeit fuer das Bewusstsein ist, ist der noch unvermittelte, nur vorhandne Gegenstand, und das Bewusstsein ein ebenso unvermitteltes Verhalten. Das Moment jenes unendlichen Urteils ist der Uebergang der Unmittelbarkeit in die Vermittlung oder Negativitaet. Der vorhandne Gegenstand ist daher als ein negativer bestimmt, das Bewusstsein aber als Selbst_bewusstsein gegen ihn, oder die Kategorie, welche die Form des Seins im Beobachten durchlaufen hat, ist jetzt in der Form des Fuer-sich-seins gesetzt; das Bewusstsein will sich nicht mehr unmittelbar finden, sondern durch seine Taetigkeit sich selbst hervorbringen. Es selbst ist sich der Zweck seines Tuns, wie es ihm im Beobachten nur um die Dinge zu tun war.
Die andere Bedeutung des Resultats ist die schon betrachtete des begrifflosen Beobachtens. Dieses weiss sich nicht anders zu fassen und auszusprechen, als dass es unbefangen den Knochen, wie er sich als sinnliches Ding findet, das seine Gegenstaendlichkeit fuer das Bewusstsein nicht zugleich verliert, fuer die Wirklichkeit des Selbstbewusstseins aussagt. Es hat aber auch darueber, dass es dies sagt, keine Klarheit des Bewusstseins, und fasst seinen Satz nicht in der Bestimmtheit seines Subjekts und Praedikats und der Beziehung derselben, noch weniger in dem Sinne des unendlichen sich selbst aufloesenden Urteils und des Begriffs.—Es verbirgt sich vielmehr aus einem tieferliegenden Selbstbewusstsein des Geistes, das hier als eine natuerliche Honettetaet erscheint, die Schmaehlichkeit des begrifflosen nackten Gedankens, fuer die Wirklichkeit des Selbstbewusstseins einen Knochen zu nehmen, und uebertuencht ihn durch die Gedankenlosigkeit selbst, mancherlei Verhaeltnisse von Ursache und Wirkung, von Zeichen, Organ u.s.w., die hier keinen Sinn haben, einzumischen, und durch Unterscheidungen, die von ihnen hergenommen sind, das Grelle des Satzes zu verstecken.
Gehirnfibern und dergleichen als das Sein des Geistes betrachtet, sind schon eine gedachte nur hypothetische—nicht daseiende, nicht gefuehlte, gesehene, nicht die wahre Wirklichkeit; wenn sie da sind, wenn sie gesehen werden, sind sie tote Gegenstaende und gelten dann nicht mehr fuer das Sein des Geistes. Aber die eigentliche Gegenstaendlichkeit muss eine unmittelbare, sinnliche sein, so dass der Geist in dieser als toten—denn der Knochen ist das Tote, insofern es am Lebendigen selbst ist—als wirklich gesetzt wird.—Der Begriff dieser Vorstellung ist, dass die Vernunft sich alle Dingheit, auch die rein gegenstaendliche selbst ist; sie ist aber dies im Begriffe, oder der Begriff nur ist ihre Wahrheit, und je reiner der Begriff selbst ist, zu einer desto albernern Vorstellung sinkt er herab, wenn sein Inhalt nicht als Begriff, sondern als Vorstellung ist—wenn das sich selbst aufhebende Urteil nicht mit dem Bewusstsein dieser seiner Unendlichkeit genommen wird, sondern als ein bleibender Satz, und dessen Subjekt und Praedikat jedes fuer sich gelten, das Selbst als Selbst, das Ding als Ding fixiert und doch eins das andre sein soll.—Die Vernunft, wesentlich der Begriff, ist unmittelbar in sich selbst und ihr Gegenteil entzweit, ein Gegensatz, der eben darum ebenso unmittelbar aufgehoben ist. Aber sich so als sich selbst und als ihr Gegenteil darbietend, und festgehalten in dem ganz einzelnen Momente dieses Auseinandertretens, ist sie unvernuenftig aufgefasst; und je reiner die Momente desselben sind, desto greller ist die Erscheinung dieses Inhalts, der allein entweder fuer das Bewusstsein ist, oder von ihm unbefangen allein ausgesprochen wird.—Das Tiefe, das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein vorstellendes Bewusstsein treibt und es in diesem stehen laesst,—und die Unwissenheit dieses Bewusstseins, was das ist, was es sagt, ist dieselbe Verknuepfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem Lebendigen die Natur in der Verknuepfung des Organs seiner hoechsten Vollendung, des Organs der Zeugung,—und des Organs des Pissens naiv ausdrueckt.—Das unendliche Urteil als unendliches waere die Vollendung des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende Bewusstsein desselben aber verhaelt sich als Pissen.
B. Die Verwirklichungdes vernuenftigen Selbstbewusstseinsdurch sich selbst
Das Selbstbewusstsein fand das Ding als sich, und sich als Ding; d.h. es ist fuer es, dass es an sich die gegenstaendliche Wirklichkeit ist. Es ist nicht mehr die unmittelbare Gewissheit, alle Realitaet zu sein; sondern eine solche, fuer welche das Unmittelbare ueberhaupt die Form eines aufgehobenen hat, so dass seine Gegenstaendlichkeit nur noch als Oberflaeche gilt, deren Inneres und Wesen es selbst ist. —Der Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist daher ein Selbstbewusstsein; er ist in der Form der Dingheit, d.h. er ist selbststaendig; aber es hat die Gewissheit, dass dieser selbststaendige Gegenstand kein Fremdes fuer es ist; es weiss hiemit, dass es an sich von ihm anerkannt ist; es ist der Geist, der die Gewissheit hat, in der Verdopplung seines Selbstbewusstseins und in der Selbststaendigkeit beider seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Gewissheit hat sich ihm nun zur Wahrheit zu erheben; was ihm gilt, dass es an sich und in seiner innern Gewissheit sei, soll in sein Bewusstsein treten, und fuer es werden.
Was die allgemeinen Stationen dieser Verwirklichung sein werden, bezeichnet sich im allgemeinen schon durch die Vergleichung mit dem bisherigen Wege. Wie naemlich die beobachtende Vernunft in dem Elemente der Kategorie die Bewegung des Bewusstseins, naemlich die sinnliche Gewissheit, das Wahrnehmen und den Verstand wiederholte, so wird diese auch die doppelte Bewegung des Selbstbewusstseins wieder durchlaufen, und aus der Selbststaendigkeit in seine Freiheit uebergehen. Zuerst ist diese taetige Vernunft ihrer selbst nur als eines Individuums bewusst, und muss als ein solches seine Wirklichkeit im andern fodern und hervorbringen—alsdenn aber, indem sich sein Bewusstsein zur Allgemeinheit erhebt, wird es allgemeine Vernunft, und ist sich seiner als Vernunft, als an und fuer sich schon anerkanntes bewusst, welches in seinem reinen Bewusstsein alles Selbstbewusstsein vereinigt; es ist das einfache geistige Wesen, das, indem es zugleich zum Bewusstsein kommt, die reale Substanz ist, worein die fruehern Formen als in ihren Grund zurueckgehen, so dass sie gegen diesen nur einzelne Momente seines Werdens sind, die sich zwar losreissen und als eigne Gestalten erscheinen, in der Tat aber nur von ihm getragen Dasein und Wirklichkeit, aber ihre Wahrheit nur haben, insofern sie in ihm selbst sind und bleiben.
Nehmen wir dieses Ziel, das der Begriff ist, der uns schon entstanden—naemlich das anerkannte Selbstbewusstsein, das in dem andern freien Selbstbewusstsein die Gewissheit seiner selbst, und eben darin seine Wahrheit hat—, in seiner Realitaet auf, oder heben wir diesen noch innern Geist als die schon zu ihrem Dasein gediehene Substanz heraus, so schliesst sich in diesem Begriffe das Reich der Sittlichkeit auf. Denn diese ist nichts anders als in der selbststaendigen Wirklichkeit der Individuen die absolute geistige Einheit ihres Wesens; ein an sich allgemeines Selbstbewusstsein, das sich in einem andern Bewusstsein so wirklich ist, dass dieses vollkommene Selbststaendigkeit hat, oder ein Ding fuer es, und dass es eben darin der Einheit mit ihm sich bewusst ist, und in dieser Einheit mit diesem gegenstaendlichen Wesen erst Selbstbewusstsein ist. Diese sittliche Substanz in der Abstraktion der Allgemeinheit, ist sie nur das gedachte Gesetz; aber sie ist ebensosehr unmittelbar wirkliches Selbstbewusstsein oder sie ist Sitte. Das einzelne Bewusstsein ist umgekehrt nur dieses seiende Eins, indem es des allgemeinen Bewusstseins in seiner Einzelnheit als seines Seins sich bewusst, indem sein Tun und Dasein die allgemeine Sitte ist.
In dem Leben eines Volks hat in der Tat der Begriff der Verwirklichung der selbstbewussten Vernunft, in der Selbststaendigkeit des Andern die vollstaendige Einheit mit ihm anzuschauen, oder diese von mir vorgefundene freie Dingheit eines andern, welche das Negative meiner selbst ist, als mein Fuer-mich -sein zum Gegenstande zu haben, seine vollendete Realitaet. Die Vernunft ist als die fluessige allgemeine Substanz, als die unwandelbare einfache Dingheit vorhanden, welche ebenso in viele vollkommen selbststaendige Wesen wie das Licht in Sterne als unzaehlige fuer sich leuchtende Punkte zerspringt, die in ihrem absoluten Fuer-sich-sein nicht nur an sich in der einfachen selbststaendigen Substanz aufgeloest sind, sondern fuer sich selbst; sie sind sich bewusst, diese einzelne selbststaendige Wesen dadurch zu sein, dass sie ihre Einzelnheit aufopfern und diese allgemeine Substanz ihre Seele und Wesen ist; so wie dies Allgemeine wieder das Tun ihrer als einzelner oder das von ihnen hervorgebrachte Werk ist.
Das rein einzelne Tun und Treiben des Individuums bezieht sich auf die Beduerfnisse, welche es als Naturwesen, das heisst als seiende Einzelnheit hat. Dass selbst diese seine gemeinsten Funktionen nicht zunichte werden, sondern Wirklichkeit haben, geschieht durch das allgemeine erhaltende Medium, durch die Macht des ganzen Volks. —Nicht nur aber diese Form des Bestehens seines Tuns ueberhaupt hat es in der allgemeinen Substanz, sondern ebensosehr seinen Inhalt; was es tut, ist die allgemeine Geschicklichkeit und Sitte aller. Dieser Inhalt, insofern er sich vollkommen vereinzelt, ist in seiner Wirklichkeit in das Tun aller verschraenkt. Die Arbeit des Individuums fuer seine Beduerfnisse ist ebensosehr eine Befriedigung der Beduerfnisse der andern als seiner eignen, und die Befriedigung der seinigen erreicht es nur durch die Arbeit der andern.—Wie der Einzelne in seiner einzelnen Arbeit schon eine allgemeine Arbeit bewusstlos vollbringt, so vollbringt er auch wieder die allgemeine als seinen bewussten Gegenstand; das Ganze wird als Ganzes sein Werk, fuer das er sich aufopfert, und ebendadurch sich selbst von ihm zurueckerhaelt.—Es ist hier nichts, das nicht gegenseitig waere, nichts, woran nicht die Selbststaendigkeit des Individuums in der Aufloesung ihres Fuer-sich-seins, in der Negation ihrer selbst ihre positive Bedeutung, fuer sich zu sein, sich gaebe. Diese Einheit des Seins fuer Anderes oder des Sich-zum-Dinge-machens und des Fuer-sich-seins, diese allgemeine Substanz redet ihre allgemeine Sprache in den Sitten und Gesetzen seines Volks; aber dies seiende unwandelbare Wesen ist nichts anders als der Ausdruck der ihr entgegengesetzt scheinenden einzelnen Individualitaet selbst; die Gesetze sprechen das aus, was jeder Einzelne ist und tut; das Individuum erkennt sie nicht nur als seine allgemeine gegenstaendliche Dingheit, sondern ebensosehr sich in ihr, oder als vereinzelt in seiner eignen Individualitaet und in jedem seiner Mitbuerger. In dem allgemeinen Geiste hat daher jeder nur die Gewissheit seiner selbst, nichts anders in der seienden Wirklichkeit zu finden als sich selbst; er ist der andern so gewiss als seiner.—Ich schaue es in allen an, dass sie fuer sich selbst nur diese selbststaendigen Wesen sind, als Ich es bin; Ich schaue die freie Einheit mit den andern in ihnen so an, dass sie wie durch Mich, so durch die andern selbst ist. Sie als Mich, Mich als Sie.
In einem freien Volke ist darum in Wahrheit die Vernunft verwirklicht; sie ist gegenwaertiger lebendiger Geist, worin das Individuum seine Bestimmung, das heisst sein allgemeines und einzelnes Wesen, nicht nur ausgesprochen und als Dingheit vorhanden findet, sondern selbst dieses Wesen ist, und seine Bestimmung auch erreicht hat. Die weisesten Maenner des Altertums haben darum den Ausspruch getan: dass die Weisheit und die Tugend darin bestehen, den Sitten seines Volks gemaess zu leben.
Aus diesem Gluecke aber, seine Bestimmung erreicht zu haben, und in ihr zu leben, ist das Selbstbewusstsein, welches zunaechst nur unmittelbar und dem Begriffe nach Geist ist, herausgetreten, oder auch—es hat es noch nicht erreicht; denn beides kann auf gleiche Weise gesagt werden.
Die Vernunft muss aus diesem Gluecke heraustreten; denn nur an sich oder unmittelbar ist das Leben eines freien Volks die reale Sittlichkeit, oder sie ist eine seiende, und damit ist auch dieser allgemeine Geist selbst ein einzelner, das Ganze der Sitten und Gesetze, eine bestimmte sittliche Substanz, welche erst in dem hohem Momente, naemlich im Bewusstsein ueber ihr Wesen, die Beschraenkung auszieht, und nur in diesem Erkennen ihre absolute Wahrheit hat, nicht aber unmittelbar in ihrem Sein; in diesem ist sie teils eine beschraenkte, teils ist die absolute Beschraenkung eben dies, dass der Geist in der Form des Seins ist.
Ferner ist daher das einzelne Bewusstsein, wie es unmittelbar seine Existenz in der realen Sittlichkeit oder in dem Volke hat, ein gediegenes Vertrauen, dem sich der Geist nicht in seine abstrakte Momente aufgeloest hat, und das sich also auch nicht als reine Einzelnheit fuer sich zu sein weiss. Ist es aber zu diesem Gedanken gekommen, wie es muss, so ist diese unmittelbare Einheit mit dem Geiste oder sein Sein in ihm, sein Vertrauen verloren; es fuer sich isoliert, ist sich nun das Wesen, nicht mehr der allgemeine Geist. Das Moment dieser Einzelnheit des Selbstbewusstseins ist zwar in dem allgemeinen Geiste selbst, aber nur als eine verschwindende Groesse, die, wie sie fuer sich auftritt, in ihm ebenso unmittelbar sich aufloest und nur als Vertrauen zum Bewusstsein kommt. Indem es sich so fixiert—und jedes Moment, weil es Moment des Wesens ist, muss selbst dazu gelangen, als Wesen sich darzustellen—, so ist das Individuum den Gesetzen und Sitten gegenuebergetreten; sie sind nur ein Gedanke ohne absolute Wesenheit, eine abstrakte Theorie ohne Wirklichkeit; es aber ist als dieses Ich sich die lebendige Wahrheit.
Oder das Selbstbewusstsein hat dieses Glueck noch nicht erreicht, sittliche Substanz, der Geist eines Volks zu sein. Denn aus der Beobachtung zurueckgekehrt, ist der Geist zuerst noch nicht als solcher durch sich selbst verwirklicht; er ist nur als innres Wesen oder als die Abstraktion gesetzt.—Oder er ist erst unmittelbar; unmittelbar seiend aber ist er einzeln; er ist das praktische Bewusstsein, das in seine vorgefundene Welt mit dem Zwecke einschreitet, sich in dieser Bestimmtheit eines Einzelnen zu verdoppeln, sich als Diesen als sein seiendes Gegenbild zu erzeugen und dieser Einheit seiner Wirklichkeit mit dem gegenstaendlichen Wesen bewusst zu werden. Es hat die Gewissheit dieser Einheit; es gilt ihm, dass sie an sich oder dass diese Uebereinstimmung seiner und der Dingheit schon vorhanden ist, nur ihm noch durch es zu werden hat, oder dass sein Machen ebenso das Finden derselben ist. Indem diese Einheit Glueck heisst, wird dies Individuum hiemit sein Glueck zu suchen von seinem Geiste in die Welt hinausgeschickt.
Wenn also die Wahrheit dieses vernuenftigen Selbstbewusstseins fuer uns die sittliche Substanz ist, so ist hier fuer es der Anfang seiner sittlichen Welterfahrung. Von der Seite, dass es noch nicht zu jener geworden, dringt diese Bewegung auf sie, und das, was in ihr sich aufhebt, sind die einzelnen Momente, die ihm isoliert gelten. Sie haben die Form eines unmittelbaren Wollens oder Naturtriebs, der seine Befriedigung erreicht, welche selbst der Inhalt eines neuen Triebes ist.—Von der Seite aber, dass das Selbstbewusstsein das Glueck in der Substanz zu sein verloren, sind diese Naturtriebe mit Bewusstsein ihres Zweckes als der wahren Bestimmung und Wesenheit verbunden; die sittliche Substanz ist zum selbstlosen Praedikate herabgesunken, dessen lebendige Subjekte die Individuen sind, die ihre Allgemeinheit durch sich selbst zu erfuellen, und fuer ihre Bestimmung aus sich zu sorgen haben.—In jener Bedeutung also sind jene Gestalten das Werden der sittlichen Substanz, und gehen ihr vor; in dieser folgen sie, und loesen es fuer das Selbstbewusstsein auf, was seine Bestimmung sei; nach jener Seite geht in der Bewegung, worin erfahren wird, was ihre Wahrheit ist, die Unmittelbarkeit oder Roheit der Triebe verloren, und der Inhalt derselben in einen hoehern ueber; nach dieser aber die falsche Vorstellung des Bewusstseins, das in sie seine Bestimmung setzt. Nach jener ist das Ziel, das sie erreichen, die unmittelbare sittliche Substanz; nach dieser aber das Bewusstsein derselben, und zwar ein solches, das sie als sein eignes Wesen weiss; und insofern waere diese Bewegung das Werden der Moralitaet, einer hoehern Gestalt als jene. Allein diese Gestalten machen zugleich nur eine Seite ihres Werdens aus, naemlich diejenige, welche in das Fuer-sich-sein faellt, oder worin das Bewusstsein seine Zwecke aufhebt; nicht die Seite, nach welcher sie aus der Substanz selbst hervorgeht. Da diese Momente noch nicht die Bedeutung haben koennen, im Gegensatze gegen die verlorne Sittlichkeit zu Zwecken gemacht zu werden, so gelten sie hier zwar nach ihrem unbefangenen Inhalte, und das Ziel, nach welchem sie dringen, ist die sittliche Substanz. Aber indem unsern Zeiten jene Form derselben naeher liegt, in welcher sie erscheinen, nachdem das Bewusstsein sein sittliches Leben verloren und es suchend jene Formen wiederholt, so moegen sie mehr in dem Ausdrucke dieser Weise vorgestellt werden.
Das Selbstbewusstsein, welches nur erst der Begriff des Geistes ist, tritt diesen Weg in der Bestimmtheit an, sich als einzelner Geist das Wesen zu sein, und sein Zweck ist also, sich als einzelnes die Verwirklichung zu geben und als dieses in ihr sich zu geniessen.
In der Bestimmung, sich als Fuersichseiendes das Wesen zu sein, ist es die Negativitaet des Andern; in seinem Bewusstsein tritt daher es selbst als das Positive einem solchen gegenueber, das zwar ist, aber fuer es die Bedeutung eines Nichtansichseienden hat; das Bewusstsein erscheint entzweit in diese vorgefundene Wirklichkeit und in den Zweck, den es durch Aufheben derselben vollbringt, und statt jener vielmehr zur Wirklichkeit macht. Sein erster Zweck ist aber sein unmittelbares abstraktes Fuer-sich-sein, oder sich als dieses Einzelne in einem andern oder ein anderes Selbstbewusstsein als sich anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit dieses Zwecks ist, stellt das Selbstbewusstsein hoeher, und es ist sich nunmehr Zweck, insofern es zugleich allgemeines ist, und das Gesetz unmittelbar an ihm hat. In der Vollbringung dieses Gesetzes seines Herzens erfaehrt es aber, dass das einzelne Wesen hiebei sich nicht erhalten, sondern das Gute nur durch die Aufopferung desselben ausgefuehrt werden kann, und es wird zur Tugend. Die Erfahrung, welche sie macht, kann keine andre sein, als dass ihr Zweck an sich schon ausgefuehrt ist, das Glueck unmittelbar im Tun selbst sich findet, und das Tun selbst das Gute ist. Der Begriff dieser ganzen Sphaere, dass die Dingheit das Fuer-sich-sein des Geistes selbst ist, wird in ihrer Bewegung fuer das Selbstbewusstsein. Indem es ihn gefunden, ist es sich also Realitaet als unmittelbar sich aussprechende Individualitaet, die keinen Widerstand an einer entgegengesetzten Wirklichkeit mehr findet, und der nur dies Aussprechen selbst Gegenstand und Zweck ist.
a. Die Lust und die Notwendigkeit
Das Selbstbewusstsein, welches sich ueberhaupt die Realitaet ist, hat seinen Gegenstand an ihm selbst, aber als einen solchen, welchen es nur erst fuer sich hat, und der noch nicht seiend ist; das Sein steht ihm als eine andere Wirklichkeit, denn die seinige ist, gegenueber; und es geht darauf, durch Vollfuehrung seines Fuer-sich-seins sich als anderes selbststaendiges Wesen anzuschauen. Dieser erste Zweck ist, seiner als einzelnen Wesens in dem andern Selbstbewusstsein bewusst zu werden, oder dies Andre zu sich selbst zu machen; es hat die Gewissheit, dass an sich schon dies Andre es selbst ist.—Insofern es aus der sittlichen Substanz und dem ruhigen Sein des Denkens zu seinem Fuer-sich-sein sich erhoben, so hat es das Gesetz der Sitte und des Daseins, die Kenntnisse der Beobachtung und die Theorie, als einen grauen eben verschwindenden Schatten hinter sich, denn dies ist vielmehr ein Wissen von einem solchen, dessen Fuer-sich-sein und Wirklichkeit eine andere als die des Selbstbewusstseins ist. Es ist in es statt des himmlisch scheinenden Geistes der Allgemeinheit des Wissens und Tuns, worin die Empfindung und der Genuss der Einzelnheit schweigt, der Erdgeist gefahren, dem das Sein nur, welches die Wirklichkeit des einzelnen Bewusstseins ist, als die wahre Wirklichkeit gilt.
Es verachtet Verstand und Wissenschaftdes Menschen allerhoechste Gaben—es hat dem Teufel sich ergebenund muss zugrunde gehn.
Es stuerzt also ins Leben, und bringt die reine Individualitaet, in welcher es auftritt, zur Ausfuehrung. Es macht sich weniger sein Glueck, als dass es dasselbige unmittelbar nimmt und geniesst. Die Schatten von Wissenschaft, Gesetzen und Grundsaetzen, die allein zwischen ihm und seiner eignen Wirklichkeit stehen, verschwinden, als ein lebloser Nebel, der es nicht mit der Gewissheit seiner Realitaet aufnehmen kann; es nimmt sich das Leben, wie eine reife Frucht gepflueckt wird, welche ebensosehr selbst entgegen kommt, als sie genommen wird.
Sein Tun ist nur nach einem Momente ein Tun der Begierde; es geht nicht auf die Vertilgung des ganzen gegenstaendlichen Wesens, sondern nur auf die Form seines Andersseins oder seiner Selbststaendigkeit, die ein wesenloser Schein ist; denn an sich gilt es ihm fuer dasselbe Wesen, oder als seine Selbstheit. Das Element, worin die Begierde und ihr Gegenstand gleichgueltig gegeneinander und selbststaendig bestehen, ist das lebendige Dasein; der Genuss der Begierde hebt dies, insofern es ihrem Gegenstande zukommt, auf. Aber hier ist dies Element, welches beiden die abgesonderte Wirklichkeit gibt, vielmehr die Kategorie, ein Sein, das wesentlich ein vorgestelltes ist; es ist daher das Bewusstsein der Selbststaendigkeit;—sei es nun das natuerliche, oder das zu einem System von Gesetzen ausgebildete Bewusstsein, welches die Individuen jedes fuer sich erhaelt. Diese Trennung ist nicht an sich fuer das Selbstbewusstsein, welches als seine eigne Selbstheit das andre weiss. Es gelangt also zum Genusse der Lust, zum Bewusstsein seiner Verwirklichung in einem als selbststaendig erscheinenden Bewusstsein, oder zur Anschauung der Einheit beider selbststaendigen Selbstbewusstsein. Es erreicht seinen Zweck, erfaehrt aber eben darin, was die Wahrheit desselben ist. Es begreift sich als dieses einzelne fuersichseiende Wesen, aber die Verwirklichung dieses Zwecks ist selbst das Aufheben desselben, denn es wird sich nicht Gegenstand als dieses einzelne, sondern vielmehr als Einheit seiner selbst und des andern Selbstbewusstseins, hiemit als aufgehobnes Einzelnes oder als Allgemeines.
Die genossene Lust hat wohl die positive Bedeutung, sich selbst als gegenstaendliches Selbstbewusstsein geworden zu sein, aber ebensosehr die negative, sich selbst aufgehoben zu haben; und indem es seine Verwirklichung nur in jener Bedeutung begriff, tritt seine Erfahrung als Widerspruch in sein Bewusstsein ein, worin die erreichte Wirklichkeit seiner Einzelnheit sich von dem negativen Wesen vernichtet werden sieht, das wirklichkeitslos jener leer gegenuebersteht und doch die verzehrende Macht desselben ist. Dieses Wesen ist nichts anders als der Begriff dessen, was diese Individualitaet an sich ist. Sie ist aber noch die aermste Gestalt des sich verwirklichenden Geistes; denn sie ist sich erst die Abstraktion der Vernunft, oder die Unmittelbarkeit der Einheit des Fuer-sich- und des An-sich-seins; ihr Wesen ist also nur die abstrakte Kategorie. Jedoch hat sie nicht mehr die Form des unmittelbaren, einfachen Seins, wie dem beobachtenden Geiste, wo sie das abstrakte Sein oder, als Fremdes gesetzt, die Dingheit ueberhaupt ist. Hier ist in diese Dingheit das Fuer-sich-sein und die Vermittlung getreten. Sie tritt daher als Kreis auf, dessen Inhalt die entwickelte reine Beziehung der einfachen Wesenheiten ist. Die erlangte Verwirklichung dieser Individualitaet besteht daher in nichts anderem, als dass sie diesen Kreis von Abstraktionen aus der Eingeschlossenheit des einfachen Selbstbewusstseins in das Element des Fuer-es-seins oder der gegenstaendlichen Ausbreitung herausgeworfen hat. Was dem Selbstbewusstsein also in der geniessenden Lust als sein Wesen zum Gegenstande wird, ist die Ausbreitung jener leeren Wesenheiten, der reinen Einheit, des reinen Unterschiedes und ihrer Beziehung; weiter hat der Gegenstand, den die Individualitaet als ihr Wesen erfaehrt, keinen Inhalt. Er ist das, was die Notwendigkeit genannt wird; denn die Notwendigkeit, das Schicksal und dergleichen, ist eben dieses, von dem man nicht zu sagen weiss, was es tue, welches seine bestimmten Gesetze und positiver Inhalt seie, weil es der absolute als Sein angeschaute reine Begriff selbst ist, die einfache und leere, aber unaufhaltsame und unstoerbare Beziehung, deren Werk nur das Nichts der Einzelnheit ist. Sie ist dieser feste Zusammenhang, weil das Zusammenhaengende die reinen Wesenheiten oder die leeren Abstraktionen sind; Einheit, Unterschied und Beziehung sind Kategorien, deren jede nichts an und fuer sich, nur in Beziehung auf ihr Gegenteil ist, und die daher nicht auseinanderkommen koennen. Sie sind durch ihren Begriff aufeinander bezogen, denn sie sind die reinen Begriffe selbst; und diese absolute Beziehung und abstrakte Bewegung macht die Notwendigkeit aus. Die nur einzelne Individualitaet, die nur erst den reinen Begriff der Vernunft zu ihrem Inhalte hat, statt aus der toten Theorie in das Leben sich gestuerzt zu haben, hat sich also vielmehr nur in das Bewusstsein der eignen Leblosigkeit gestuerzt, und wird sich nur als die leere und fremde Notwendigkeit, als die tote Wirklichkeit zuteil.
Der Uebergang geschieht aus der Form des Eins in die der Allgemeinheit, aus einer absoluten Abstraktion in die andere; aus dem Zwecke des reinen Fuer-sich-seins, das die Gemeinschaft mit Andern abgeworfen, in das reine Gegenteil, das dadurch ebenso abstrakte An-sich-sein. Dies erscheint hiemit so, dass das Individuum nur zugrunde gegangen, und die absolute Sproedigkeit der Einzelnheit an der ebenso harten, aber kontinuierlichen Wirklichkeit zerstaeubt ist.—Indem es als Bewusstsein die Einheit seiner selbst und seines Gegenteils ist, ist dieser Untergang noch fuer es; sein Zweck und seine Verwirklichung, sowie der Widerspruch dessen, was ihm das Wesen war, und was an sich das Wesen ist;—es erfaehrt den Doppelsinn, der in dem liegt, was es tat, naemlich sein Leben sich genommen zu haben; es nahm das Leben, aber vielmehr ergriff es damit den Tod.
Dieser Uebergang seines lebendigen Seins in die leblose Notwendigkeit erscheint ihm daher als eine Verkehrung, die durch nichts vermittelt ist. Das Vermittelnde muesste das sein, worin beide Seiten eins waeren, das Bewusstsein also das eine Moment im andern erkennte, seinen Zweck und Tun in dem Schicksale, und sein Schicksal in seinem Zwecke und Tun, sein eigenes Wesen in dieser Notwendigkeit. Aber diese Einheit ist fuer dies Bewusstsein eben die Lust selbst, oder das einfache, einzelne Gefuehl, und der Uebergang von dem Momente dieses seines Zwecks in das Moment seines wahren Wesens fuer es ein reiner Sprung in das Entgegengesetzte; denn diese Momente sind nicht im Gefuehle enthalten und verknuepft, sondern nur im reinen Selbst, das ein Allgemeines oder das Denken ist. Das Bewusstsein ist sich daher durch seine Erfahrung, worin ihm seine Wahrheit werden sollte, vielmehr ein Raetsel geworden, die Folgen seiner Taten sind ihm nicht seine Taten selbst; was ihm widerfaehrt, fuer es nicht die Erfahrung dessen, was es an sich ist; der Uebergang nicht eine blosse Formaenderung desselben Inhalts und Wesens, einmal vorgestellt als Inhalt und Wesen des Bewusstseins, das anderemal als Gegenstand oder angeschautes Wesen seiner selbst. Die abstrakte Notwendigkeit gilt also fuer die nur negative, unbegriffene Macht der Allgemeinheit, an welcher die Individualitaet zerschmettert wird.
Bis hieher geht die Erscheinung dieser Gestalt des Selbstbewusstseins; das letzte Moment ihrer Existenz ist der Gedanke ihres Verlusts in der Notwendigkeit, oder der Gedanke ihrer selbst als eines sich absolut fremden Wesens. Das Selbstbewusstsein an sich hat aber diesen Verlust ueberlebt; denn diese Notwendigkeit oder reine Allgemeinheit ist sein eignes Wesen. Diese Reflexion des Bewusstseins in sich, die Notwendigkeit als sich zu wissen, ist eine neue Gestalt desselben.
b. Das Gesetz des Herzens und der Wahnsinn des Eigenduenkels
Was die Notwendigkeit in Wahrheit am Selbstbewusstsein ist, dies ist sie fuer seine neue Gestalt, worin es sich selbst als das Notwendige ist; es weiss unmittelbar das Allgemeine, oder das Gesetz in sich zu haben; welches um dieser Bestimmung willen, dass es unmittelbar in dem Fuer-sich-sein des Bewusstseins ist, das Gesetz des Herzens heisst. Diese Gestalt ist fuer sich als Einzelnheit Wesen, wie die vorige, aber sie ist um die Bestimmung reicher, dass ihr dies Fuer-sich-sein als notwendiges oder allgemeines gilt.
Das Gesetz also, das unmittelbar das eigne des Selbstbewusstseins ist, oder ein Herz, das aber ein Gesetz an ihm hat, ist der Zweck, den es zu verwirklichen geht. Es ist zu sehen, ob seine Verwirklichung diesem Begriffe entsprechen, und ob es in ihr dies sein Gesetz als das Wesen erfahren wird.
Diesem Herzen steht eine Wirklichkeit gegenueber; denn im Herzen ist das Gesetz nur erst fuer sich, noch nicht verwirklicht und also zugleich etwas Anderes, als der Begriff ist. Dieses Andere bestimmt sich dadurch als eine Wirklichkeit, die das Entgegengesetzte des zu Verwirklichenden, hiemit der Widerspruch des Gesetzes und der Einzelnheit ist. Sie ist also einerseits ein Gesetz, von dem die einzelne Individualitaet gedrueckt wird, eine gewalttaetige Ordnung der Welt, welche dem Gesetze des Herzens widerspricht;—und andererseits eine unter ihr leidende Menschheit, welche nicht dem Gesetze des Herzens folgt, sondern einer fremden Notwendigkeit untertan ist.—Diese Wirklichkeit, die der itzigen Gestalt des Bewusstseins gegenueber erscheint, ist, wie erhellt, nichts anders als das vorhergehende entzweite Verhaeltnis der Individualitaet und ihrer Wahrheit, das Verhaeltnis einer grausamen Notwendigkeit, von welcher jene erdrueckt wird. Fuer uns tritt die vorhergehende Bewegung darum der neuen Gestalt gegenueber, weil diese an sich aus ihr entsprungen, das Moment, woraus sie herkommt, also notwendig fuer sie ist; ihr aber erscheint es als ein Vorgefundenes, indem sie kein Bewusstsein ueber ihren Ursprung hat, und ihr das Wesen ist, vielmehr fuer sich selbst oder das negative gegen dies positive An-sich zu sein.
Diese dem Gesetze des Herzens widersprechende Notwendigkeit, sowie das durch sie vorhandene Leiden, aufzuheben, darauf ist also diese Individualitaet gerichtet. Sie ist hiemit nicht mehr der Leichtsinn der vorigen Gestalt, die nur die einzelne Lust wollte, sondern die Ernsthaftigkeit eines hohen Zwecks, die ihre Lust in der Darstellung ihres vortrefflichen eigenen Wesens und in der Hervorbringung des Wohls der Menschheit sucht. Was sie verwirklicht, ist selbst das Gesetz, und ihre Lust daher zugleich die allgemeine aller Herzen. Beides ist ihr ungetrennt; ihre Lust das Gesetzmaessige, und die Verwirklichung des Gesetzes der allgemeinen Menschheit Bereitung ihrer einzelnen Lust. Denn innerhalb ihrer selbst ist unmittelbar die Individualitaet und das Notwendige eins; das Gesetz Gesetz des Herzens. Die Individualitaet ist noch nicht aus ihrer Stelle gerueckt, und die Einheit beider nicht durch die vermittelnde Bewegung derselben, noch nicht durch die Zucht zustande gekommen. Die Verwirklichung des unmittelbaren ungezogenen Wesens gilt fuer Darstellung einer Vortrefflichkeit und fuer Hervorbringung des Wohls der Menschheit.
Das Gesetz dagegen, welches dem Gesetze des Herzens gegenuebersteht, ist vom Herzen getrennt, und frei fuer sich. Die Menschheit, die ihm angehoert, lebt nicht in der beglueckenden Einheit des Gesetzes mit dem Herzen, sondern entweder in grausamer Trennung und Leiden, oder wenigstens in der Entbehrung des Genusses seiner selbst bei der Befolgung des Gesetzes, und in dem Mangel des Bewusstseins der eignen Vortrefflichkeit bei der Ueberschreitung desselben. Weil jene gewalthabende goettliche und menschliche Ordnung von dem Herzen getrennt ist, ist sie diesem ein Schein, welcher das verlieren soll, was ihm noch zugesellt ist, naemlich die Gewalt und die Wirklichkeit. Sie mag in ihrem Inhalte wohl zufaelligerweise mit dem Gesetze des Herzens uebereinstimmen, und dann kann sich dieses sie gefallen lassen; aber nicht das Gesetzmaessige rein als solches ist ihm das Wesen, sondern dass es darin das Bewusstsein seiner selbst, dass es sich darin befriedigt habe. Wo der Inhalt der allgemeinen Notwendigkeit aber nicht mit dem Herzen uebereinstimmt, ist sie auch ihrem Inhalte nach nichts an sich, und muss dem Gesetze des Herzens weichen.
Das Individuum vollbringt also das Gesetz seines Herzens; es wird allgemeine Ordnung, und die Lust zu einer an und fuer sich gesetzmaessigen Wirklichkeit. Aber in dieser Verwirklichung ist es ihm in der Tat entflohen; es wird unmittelbar nur das Verhaeltnis, welches aufgehoben werden sollte. Das Gesetz des Herzens hoert eben durch seine Verwirklichung auf, Gesetz des Herzens zu sein. Denn es erhaelt darin die Form des Seins, und ist nun allgemeine Macht, fuer welche dieses Herz gleichgueltig ist, so dass das Individuum seine eigene Ordnung dadurch, dass es sie aufstellt, nicht mehr als die seinige findet. Durch die Verwirklichung seines Gesetzes bringt es daher nicht sein Gesetz, sondern indem sie an sich die seinige, fuer es aber eine fremde ist, nur dies hervor, in die wirkliche Ordnung sich zu verwickeln; und zwar in sie als eine ihm nicht nur fremde, sondern feindliche Uebermacht.—Durch seine Tat setzt es sich in oder vielmehr als das allgemeine Element der seienden Wirklichkeit, und seine Tat soll selbst nach seinem Sinne den Wert einer allgemeinen Ordnung haben. Aber damit hat es sich von sich selbst freigelassen, es waechst als Allgemeinheit fuer sich fort und reinigt sich von der Einzelnheit; das Individuum, welches die Allgemeinheit nur in der Form seines unmittelbaren Fuer-sich-seins erkennen will, erkennt sich also nicht in dieser freien Allgemeinheit, waehrend es ihr zugleich angehoert, denn sie ist sein Tun. Dies Tun hat daher die verkehrte Bedeutung, der allgemeinen Ordnung zu widersprechen, denn seine Tat soll Tat seines einzelnen Herzens, nicht freie allgemeine Wirklichkeit sein; und zugleich hat es sie in der Tat anerkannt, denn das Tun hat den Sinn, sein Wesen als freie Wirklichkeit zu setzen, das heisst die Wirklichkeit als sein Wesen anzuerkennen.
Das Individuum hat durch den Begriff seines Tuns die naehere Weise bestimmt, in welcher die wirkliche Allgemeinheit, der es sich angehoerig gemacht, sich gegen es kehrt. Seine Tat gehoert als Wirklichkeit dem Allgemeinen an; ihr Inhalt aber ist die eigene Individualitaet, welche sich als diese einzelne dem Allgemeinen entgegengesetzte erhalten will. Es ist nicht irgendein bestimmtes Gesetz, von dessen Aufstellung die Rede waere, sondern die unmittelbare Einheit des einzelnen Herzens mit der Allgemeinheit ist der zum Gesetze erhobene und geltensollende Gedanke, dass in dem, was Gesetz ist, jedes Herz sich selbst erkennen muss. Aber nur das Herz dieses Individuums hat seine Wirklichkeit in seiner Tat, welche ihm sein Fuer-sich-sein oder seine Lust ausdrueckt, gesetzt. Sie soll unmittelbar als Allgemeines gelten, das heisst, sie ist in Wahrheit etwas Besonderes, und hat nur die Form der Allgemeinheit, sein besonderer Inhalt soll als solcher fuer allgemein gelten. Daher finden in diesem Inhalte die andern nicht das Gesetz ihres Herzens, sondern vielmehr das eines andern vollbracht, und eben nach dem allgemeinen Gesetze, dass in dem, was Gesetz ist, jedes sein Herz finden soll, kehren sie sich ebenso gegen die Wirklichkeit, welche es aufstellte, als es sich gegen die ihrige kehrte. Das Individuum findet also, wie zuerst nur das starre Gesetz, itzt die Herzen der Menschen selbst seinen vortrefflichen Absichten entgegen und zu verabscheuen.
Weil dies Bewusstsein die Allgemeinheit nur erst als unmittelbare, und die Notwendigkeit als Notwendigkeit des Herzens kennt, ist ihm die Natur der Verwirklichung und der Wirksamkeit unbekannt, dass sie als das Seiende in ihrer Wahrheit vielmehr das an sich Allgemeine ist, worin die Einzelnheit des Bewusstseins, die sich ihr anvertraut, um als diese unmittelbare Einzelnheit zu sein, vielmehr untergeht; statt dieses seines Seins erlangt es also in dem Sein die Entfremdung seiner selbst. Dasjenige, worin es sich nicht erkennt, ist aber nicht mehr die tote Notwendigkeit, sondern die Notwendigkeit als belebt durch die allgemeine Individualitaet. Es nahm diese goettliche und menschliche Ordnung, die es geltend vorfand, fuer eine tote Wirklichkeit, worin, wie es selbst, das sich als dieses fuer sich seiende dem Allgemeinen entgegengesetzte Herz fixiert, so die ihr angehoeren, das Bewusstsein ihrer selbst nicht haetten; es findet sie aber vielmehr von dem Bewusstsein aller belebt, und als Gesetz aller Herzen. Es macht die Erfahrung, dass die Wirklichkeit belebte Ordnung ist, zugleich in der Tat eben dadurch, dass es das Gesetz seines Herzens verwirklicht; denn dies heisst nichts anders, als dass die Individualitaet sich als Allgemeines zum Gegenstande wird, worin es sich aber nicht erkennt.
Was also dieser Gestalt des Selbstbewusstseins aus ihrer Erfahrung als das Wahre hervorgeht, widerspricht dem, was sie fuer sich ist. Was sie aber fuer sich ist, hat selbst die Form absoluter Allgemeinheit fuer sie, und es ist das Gesetz des Herzens, welches mit dem Selbst_bewusstsein unmittelbar eins ist. Zugleich ist die bestehende und lebendige Ordnung ebenso sein eigenes Wesen und Werk, es bringt nichts anders hervor als sie; sie ist in gleich unmittelbarer Einheit mit dem Selbstbewusstsein. Dieses ist auf diese Weise, einer gedoppelten entgegengesetzten Wesenheit angehoerend, an sich selbst widersprechend, und im Innersten zerruettet. Das Gesetz dieses Herzens ist nur dasjenige, worin das Selbstbewusstsein sich selbst erkennt; aber die allgemeine gueltige Ordnung ist durch die Verwirklichung jenes Gesetzes, ebenso ihm sein eigenes Wesen und seine eigene Wirklichkeit geworden; was in seinem Bewusstsein sich also widerspricht, ist beides in der Form des Wesens und seiner eignen Wirklichkeit fuer es.
Indem es dies Moment seines sich bewussten Untergangs und darin das Resultat seiner Erfahrung ausspricht, zeigt es sich als diese innere Verkehrung seiner Selbst, als die Verruecktheit des Bewusstseins, welchem sein Wesen unmittelbar Unwesen, seine Wirklichkeit unmittelbar Unwirklichkeit ist.—Die Verruecktheit kann nicht dafuer gehalten werden, dass ueberhaupt etwas Wesenloses fuer wesentlich, etwas Nichtwirkliches fuer wirklich gehalten werde, so dass das, was fuer den einen wesentlich oder wirklich ist, es fuer einen andern nicht waere, und das Bewusstsein der Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit oder der Wesenheit und Unwesenheit auseinander fielen.—Wenn etwas in der Tat fuer das Bewusstsein ueberhaupt wirklich und wesentlich, fuer mich aber nicht ist, so habe ich in dem Bewusstsein seiner Nichtigkeit, zugleich da ich Bewusstsein ueberhaupt bin, das Bewusstsein seiner Wirklichkeit, —und indem sie beide fixiert sind, so ist dies eine Einheit, welche der Wahnsinn im Allgemeinen ist. In diesem ist aber nur ein Gegenstand fuer das Bewusstsein verrueckt; nicht das Bewusstsein als solches in und fuer sich selbst. In dem Resultate des Erfahrens, das sich hier ergeben hat, ist aber das Bewusstsein in seinem Gesetze sich seiner selbst als dieses Wirklichen bewusst; und zugleich, indem ihm ebendieselbe Wesenheit, dieselbe Wirklichkeit entfremdet ist, ist es als Selbstbewusstsein, als absolute Wirklichkeit sich seiner Unwirklichkeit bewusst, oder die beiden Seiten gelten ihm nach ihrem Widerspruche unmittelbar als sein Wesen, das also im Innersten verrueckt ist.
Das Herzklopfen fuer das Wohl der Menschheit geht darum in das Toben des verrueckten Eigenduenkels ueber; in die Wut des Bewusstseins, gegen seine Zerstoerung sich zu erhalten, und dies dadurch, dass es die Verkehrtheit, welche es selbst ist, aus sich herauswirft, und sie als ein Anderes anzusehen und auszusprechen sich anstrengt. Es spricht also die allgemeine Ordnung aus, als eine von fanatischen Priestern, schwelgenden Despoten und fuer ihre Erniedrigung hinabwaerts durch Erniedrigen und Unterdruecken sich entschaedigenden Dienern derselben erfundne und zum namenlosen Elende der betrognen Menschheit gehandhabte Verkehrung des Gesetzes des Herzens und seines Glueckes. —Das Bewusstsein spricht in dieser seiner Verruecktheit die Individualitaet als das Verrueckende und Verkehrte aus, aber eine fremde und zufaellige. Aber das Herz, oder die unmittelbar allgemeinseinwollende Einzelnheit des Bewusstseins ist dies Verrueckende und Verkehrte selbst, und sein Tun nur die Hervorbringung dessen, dass dieser Widerspruch seinem Bewusstsein wird. Denn das Wahre ist ihm das Gesetz des Herzens—ein bloss gemeintes, das nicht, wie die bestehende Ordnung, den Tag ausgehalten hat, sondern vielmehr, wie es sich diesem zeigt, zugrunde geht. Dies sein Gesetz sollte Wirklichkeit haben; hierin ist ihm das Gesetz als Wirklichkeit, als geltende Ordnung Zweck und Wesen, aber unmittelbar ist ihm ebenso die Wirklichkeit, eben das Gesetz als geltende Ordnung, vielmehr das Nichtige.—Ebenso seine eigne Wirklichkeit, es selbst als Einzelnheit des Bewusstseins ist sich das Wesen; aber es ist ihm Zweck, sie seiend zu setzen; es ist ihm also unmittelbar vielmehr sein Selbst als Nichteinzelnes das Wesen, oder Zweck als Gesetz, eben darin als eine Allgemeinheit, welche es fuer sein Bewusstsein selbst sei.—Dieser sein Begriff wird durch sein Tun zu seinem Gegenstande; sein Selbst erfaehrt es also vielmehr als das Unwirkliche, und die Unwirklichkeit als seine Wirklichkeit. Es ist also nicht eine zufaellige und fremde Individualitaet, sondern eben dieses Herz nach allen Seiten in sich das Verkehrte und Verkehrende.
Indem aber die unmittelbar allgemeine Individualitaet das Verkehrte und Verkehrende ist, ist nicht weniger diese allgemeine Ordnung, da sie das Gesetz aller Herzen, das heisst, des Verkehrten ist, selbst an sich das Verkehrte, wie die tobende Verruecktheit es aussprach. Einmal erweist sie sich in dem Widerstande, welchen das Gesetz eines Herzens an den andern Einzelnen findet, Gesetz aller Herzen zu sein. Die bestehenden Gesetze werden gegen das Gesetz eines Individuums verteidigt, weil sie nicht bewusstlose, leere und tote Notwendigkeit, sondern geistige Allgemeinheit und Substanz sind, worin diejenigen, an denen sie ihre Wirklichkeit hat, als Individuen leben, und ihrer selbst bewusst sind; so dass, wenn sie auch ueber diese Ordnung, als ob sie dem innern Gesetze zuwiderlaufe, klagen und die Meinungen des Herzens gegen sie halten, in der Tat mit ihrem Herzen an ihr als ihrem Wesen haengen; und wenn diese Ordnung ihnen genommen wird, oder sie selbst sich daraussetzen, sie alles verlieren. Indem hierin eben die Wirklichkeit und Macht der oeffentlichen Ordnung besteht, erscheint also diese als das sich selbst gleiche allgemein belebte Wesen, und die Individualitaet als die Form derselben.—Aber diese Ordnung ist ebenso das Verkehrte.
Denn darin, dass sie das Gesetz aller Herzen ist, dass alle Individuen unmittelbar dieses Allgemeine sind, ist sie eine Wirklichkeit, welche nur die Wirklichkeit der fuer sich seienden Individualitaet, oder des Herzens ist. Das Bewusstsein, welches das Gesetz seines Herzens aufstellt, erfaehrt also Widerstand von andern, weil es den ebenso einzelnen Gesetzen ihres Herzens widerspricht, und diese tun in ihrem Widerstande nichts anders als ihr Gesetz aufstellen und geltend machen. Das Allgemeine, das vorhanden ist, ist daher nur ein allgemeiner Widerstand und Bekaempfung aller gegeneinander, worin jeder seine eigene Einzelnheit geltend macht, aber zugleich nicht dazu kommt, weil sie denselben Widerstand erfaehrt, und durch die andern gegenseitig aufgeloest wird. Was oeffentliche Ordnung scheint, ist also diese allgemeine Befehdung, worin jeder an sich reisst, was er kann, die Gerechtigkeit an der Einzelnheit der Andern ausuebt und die seinige festsetzt, die ebenso durch andere verschwindet. Sie ist der Weltlauf, der Schein eines bleibenden Ganges, der nur eine gemeinte Allgemeinheit, und dessen Inhalt vielmehr das wesenlose Spiel der Festsetzung der Einzelnheiten und ihrer Aufloesung ist.
Betrachten wir beide Seiten der allgemeinen Ordnung gegeneinander, so hat die letztere Allgemeinheit zu ihrem Inhalte die unruhige Individualitaet, fuer welche die Meinung oder die Einzelnheit Gesetz, das Wirkliche unwirklich und das Unwirkliche das Wirkliche ist. Sie ist aber zugleich die Seite der Wirklichkeit der Ordnung, denn ihr gehoert das Fuer-sich-sein der Individualitaet an.—Die andere Seite ist das Allgemeine als ruhiges Wesen, aber eben darum nur als ein Inneres, das nicht gar nicht, aber doch keine Wirklichkeit ist, und nur durch Aufhebung der Individualitaet, welche sich die Wirklichkeit angemasst hat, selbst wirklich werden kann. Diese Gestalt des Bewusstseins, sich in dem Gesetze, in dem an sich Wahren und Guten nicht als die Einzelnheit, sondern nur als Wesen zu werden, die Individualitaet aber als das Verkehrte und Verkehrende zu wissen, und daher die Einzelnheit des Bewusstseins aufopfern zu muessen, ist die Tugend.
c. Die Tugend und der Weltlauf
In der ersten Gestalt der taetigen Vernunft war das Selbstbewusstsein sich reine Individualitaet, und ihr gegenueber stand die leere Allgemeinheit. In der zweiten hatten die beiden Teile des Gegensatzes jeder die beiden Momente, Gesetz und Individualitaet, an ihnen; der eine aber, das Herz, war ihre unmittelbare Einheit, der andere ihre Entgegensetzung. Hier, im Verhaeltnisse der Tugend und des Weltlaufs, sind beide Glieder, jedes Einheit und Gegensatz dieser Momente, oder eine Bewegung des Gesetzes und der Individualitaet gegeneinander, aber eine entgegengesetzte. Dem Bewusstsein der Tugend ist das Gesetz das Wesentliche und die Individualitaet das Aufzuhebende, und also sowohl an ihrem Bewusstsein selbst als an dem Weltlaufe. An jenem ist die eigne Individualitaet in die Zucht unter das Allgemeine, das an sich Wahre und Gute, zu nehmen; es bleibt aber darin noch persoenliches Bewusstsein; die wahre Zucht ist allein die Aufopfrung der ganzen Persoenlichkeit, als die Bewaehrung, dass es in der Tat nicht noch an Einzelnheiten festgeblieben ist. In dieser einzelnen Aufopfrung wird zugleich die Individualitaet an dem Weltlaufe vertilgt, denn sie ist auch einfaches beiden gemeinschaftliches Moment.—In diesem verhaelt sich die Individualitaet auf die verkehrte Weise, als sie am tugendhaften Bewusstsein gesetzt ist, naemlich sich zum Wesen zu machen, und dagegen das an sich Gute und Wahre sich zu unterwerfen.—Der Weltlauf ist ferner ebenso fuer die Tugend nicht nur dies durch die Individualitaet verkehrte Allgemeine; sondern die absolute Ordnung ist gleichfalls gemeinschaftliches Moment, an dem Weltlaufe nur nicht als seiende Wirklichkeit fuer das Bewusstsein vorhanden, sondern das innere Wesen desselben. Sie ist daher nicht erst durch die Tugend eigentlich hervorzubringen, denn das Hervorbringen ist, als Tun, Bewusstsein der Individualitaet, und diese vielmehr aufzuheben; durch dieses Aufheben aber wird dem An-sich des Weltlaufs gleichsam nur Raum gemacht, an und fuer sich selbst in die Existenz zu treten.
Der allgemeine Inhalt des wirklichen Weltlaufs hat sich schon ergeben; naeher betrachtet, ist er wieder nichts anders als die beiden vorhergehenden Bewegungen des Selbstbewusstseins. Aus ihnen ist die Gestalt der Tugend hervorgegangen; indem sie ihr Ursprung sind, hat sie sie vor sich; sie geht aber darauf, ihren Ursprung aufzuheben, und sich zu realisieren, oder fuer sich zu werden. Der Weltlauf ist also einerseits die einzelne Individualitaet, welche ihre Lust und Genuss sucht, darin zwar ihren Untergang findet, und hiemit das Allgemeine befriedigt. Aber diese Befriedigung selbst sowie die uebrigen Momente dieses Verhaeltnisses ist eine verkehrte Gestalt und Bewegung des Allgemeinen. Die Wirklichkeit ist nur die Einzelnheit der Lust und des Genusses, das Allgemeine aber ihr entgegengesetzt; eine Notwendigkeit, welche nur die leere Gestalt desselben, eine nur negative Rueckwirkung und inhaltsloses Tun ist.—Das andere Moment des Weltlaufs ist die Individualitaet, welche an und fuer sich Gesetz sein will, und in dieser Einbildung die bestehende Ordnung stoert; das allgemeine Gesetz erhaelt sich zwar gegen diesen Eigenduenkel, und tritt nicht mehr als ein dem Bewusstsein Entgegengesetztes und Leeres, nicht als eine tote Notwendigkeit auf, sondern als Notwendigkeit in dem Bewusstsein selbst. Aber wie es als die bewusste Beziehung der absolut widersprechenden Wirklichkeit existiert, ist es die Verruecktheit; wie es aber als gegenstaendliche Wirklichkeit ist, ist es die Verkehrtheit ueberhaupt. Das Allgemeine stellt sich also wohl in beiden Seiten als die Macht ihrer Bewegung dar, aber die Existenz dieser Macht ist nur die allgemeine Verkehrung.
Von der Tugend soll es nun seine wahrhafte Wirklichkeit erhalten, durch das Aufheben der Individualitaet, des Prinzips der Verkehrung; ihr Zweck ist, hiedurch den verkehrten Weltlauf wieder zu verkehren und sein wahres Wesen hervorzubringen. Dies wahre Wesen ist an dem Weltlaufe nur erst als sein An-sich, es ist noch nicht wirklich; und die Tugend glaubt es daher nur. Diesen Glauben geht sie zum Schauen zu erheben, ohne aber der Fruechte ihrer Arbeit und Aufopferung zu geniessen. Denn insofern sie Individualitaet ist, ist sie das Tun des Kampfes, den sie mit dem Weltlaufe eingeht; ihr Zweck und wahres Wesen aber ist die Besiegung der Wirklichkeit des Weltlaufs; die dadurch bewirkte Existenz des Guten ist hiemit das Aufhoeren ihres Tuns, oder des Bewusstseins der Individualitaet. —Wie dieser Kampf selbst bestanden werde, was die Tugend in ihm erfaehrt, ob durch die Aufopferung, welche sie ueber sich nimmt, der Weltlauf unterliege, die Tugend aber siege—dies muss sich aus der Natur der lebendigen Waffen entscheiden, welche die Kaempfer fuehren. Denn die Waffen sind nichts anderes als das Wesen der Kaempfer selbst, das nur fuer sie beide gegenseitig hervortritt. Ihre Waffen haben sich hiemit schon aus dem ergeben, was an sich in diesem Kampfe vorhanden ist.
Das Allgemeine ist fuer das tugendhafte Bewusstsein im Glauben oder an sich wahrhaft; noch nicht eine wirkliche, sondern eine abstrakte Allgemeinheit; an diesem Bewusstsein selbst ist es als Zweck, an dem Weltlaufe als Inneres. In eben dieser Bestimmung stellt das Allgemeine sich auch an der Tugend fuer den Weltlauf dar; denn sie will das Gute erst ausfuehren, und gibt selbst es noch nicht fuer Wirklichkeit aus. Diese Bestimmtheit kann auch so betrachtet werden, dass das Gute, indem es in dem Kampf gegen den Weltlauf auftritt, damit sich darstellt als seiend fuer ein Anderes; als etwas, das nicht an und fuer sich selbst ist, denn sonst wuerde es nicht durch Bezwingung seines Gegenteils sich erst seine Wahrheit geben wollen. Es ist nur erst fuer ein Anderes, heisst dasselbe, was vorher von ihm in der entgegengesetzten Betrachtung sich zeigte, naemlich es ist erst eine Abstraktion, welche nur in dem Verhaeltnisse, nicht an und fuer sich, Realitaet hat.
Das Gute oder Allgemeine, wie es also hier auftritt, ist dasjenige, was die Gaben, Faehigkeiten, Kraefte genannt wird. Es ist eine Weise des Geistigen zu sein, worin es als ein Allgemeines vorgestellt wird, das zu seiner Belebung und Bewegung des Prinzips der Individualitaet bedarf, und in dieser seine Wirklichkeit hat. Von diesem Prinzip, insofern es am Bewusstsein der Tugend ist, wird dies Allgemeine gut angewendet, von ihm aber, insofern es am Weltlauf ist, missbraucht; —ein passives Werkzeug, das von der Hand der freien Individualitaet regiert, gleichgueltig gegen den Gebrauch, den sie von ihm macht, auch zur Hervorbringung einer Wirklichkeit missbraucht werden kann, die seine Zerstoerung ist; eine leblose, eigner Selbststaendigkeit entbehrende Materie, die so oder auch anders, und selbst zu ihrem Verderben geformt werden kann.
Indem dies Allgemeine dem Bewusstsein der Tugend, wie dem Weltlaufe auf gleiche Weise zu Gebote steht, so ist nicht abzusehen, ob so ausgeruestet die Tugend das Laster besiegen werde. Die Waffen sind dieselben; sie sind diese Faehigkeiten und Kraefte. Zwar hat die Tugend ihren Glauben an die urspruengliche Einheit ihres Zweckes und des Wesens des Weltlaufes in den Hinterhalt gelegt, welche dem Feinde waehrend des Kampfes in den Ruecken fallen, und an sich ihn vollbringen soll; so dass hiedurch in der Tat fuer den Ritter der Tugend sein eignes Tun und Kaempfen eigentlich eine Spiegelfechterei ist, die er nicht fuer Ernst nehmen kann, weil er seine wahrhafte Staerke darein setzt, dass das Gute an und fuer sich selbst sei, d.h. sich selbst vollbringe,—eine Spiegelfechterei, die er auch nicht zum Ernste werden lassen darf. Denn dasjenige, was er gegen den Feind kehrt, und gegen sich gekehrt findet, und dessen Abnutzung und Beschaedigung er sowohl an ihm selbst als seinem Feinde daran wagt, soll nicht das Gute selbst sein; denn fuer dessen Bewahrung und Ausfuehrung kaempft er; sondern was daran gewagt wird, sind nur die gleichgueltigen Gaben und Faehigkeiten. Allein diese sind in der Tat nichts anderes als eben dasjenige individualitaetslose Allgemeine selbst, welches durch den Kampf erhalten und verwirklicht werden soll. —Es ist aber zugleich durch den Begriff des Kampfs selbst unmittelbar bereits verwirklicht; es ist das An-sich, das Allgemeine; und seine Verwirklichung heisst nur dieses, dass es zugleich fuer ein Anderes sei. Die beiden oben angegebenen Seiten, nach deren jeder es zu einer Abstraktion wurde, sind nicht mehr getrennt, sondern in und durch den Kampf ist das Gute auf beide Weisen zumal gesetzt.—Das tugendhafte Bewusstsein tritt aber in den Kampf gegen den Weltlauf als gegen ein dem Guten Entgegengesetztes; was er ihm hierin darbietet, ist das Allgemeine, nicht nur als abstraktes Allgemeines, sondern als ein von der Individualitaet belebtes und fuer ein Anderes seiendes, oder das wirkliche Gute. Wo also die Tugend den Weltlauf anfasst, trifft sie immer auf solche Stellen, die die Existenz des Guten selbst sind, das in alle Erscheinung des Weltlaufs, als das An-sich des Weltlaufs, unzertrennlich verschlungen ist, und in der Wirklichkeit desselben auch sein Dasein hat; er ist also fuer sie unverwundbar. Ebensolche Existenzen des Guten, und hiemit unverletzliche Verhaeltnisse, sind alle Momente, welche von der Tugend selbst an ihr darangesetzt und aufgeopfert werden sollten. Das Kaempfen kann daher nur ein Schwanken zwischen Bewahren und Aufopfern sein; oder vielmehr kann weder Aufopferung des Eignen noch Verletzung des Fremden stattfinden. Die Tugend gleicht nicht nur jenem Streiter, dem es im Kampfe allein darum zu tun ist, sein Schwert blank zu erhalten, sondern sie hat auch den Streit darum begonnen, die Waffen zu bewahren; und nicht nur kann sie die ihrigen nicht gebrauchen, sondern muss auch die des Feindes unverletzt erhalten und sie gegen sich selbst schuetzen, denn alle sind edle Teile des Guten, fuer welches sie in den Kampf ging.
Diesem Feinde dagegen ist nicht das An-sich, sondern die Individualitaet das Wesen; seine Kraft also das negative Prinzip, welchem nichts bestehend und absolut heilig ist, sondern welches den Verlust von allem und jedem wagen und ertragen kann. Hiedurch ist ihm der Sieg ebensosehr an ihm selbst gewiss als durch den Widerspruch, in welchen sich sein Gegner verwickelt. Was der Tugend an sich ist, ist dem Weltlaufe nur fuer ihn; er ist frei von jedem Momente, das fuer sie fest und woran sie gebunden ist. Er hat ein solches Moment dadurch, dass es fuer ihn nur als ein solches gilt, das er ebensowohl aufheben als bestehen lassen kann, in seiner Gewalt; und damit auch den daran befestigten tugendhaften Ritter. Dieser kann sich davon nicht als von einem aeusserlich umgeworfenen Mantel loswickeln und durch Hinterlassung desselben sich frei machen; denn es ist ihm das nicht aufzugebende Wesen.
Was endlich den Hinterhalt betrifft, aus welchem das gute An-sich dem Weltlaufe listigerweise in den Ruecken fallen soll, so ist diese Hoffnung an sich nichtig. Der Weltlauf ist das wache seiner selbst gewisse Bewusstsein, das nicht von hinten an sich kommen laesst, sondern allenthalben die Stirne bietet; denn er ist dieses, dass alles fuer ihn ist, dass alles vor ihm steht. Das gute An-sich aber, ist es fuer seinen Feind, so ist es in dem Kampfe, den wir gesehen haben; insofern es aber nicht fuer ihn, sondern an sich ist, ist es das passive Werkzeug der Gaben und Faehigkeiten, die wirklichkeitslose Materie; als Dasein vorgestellt, waere es ein schlafendes und dahinten, man weiss nicht wo, bleibendes Bewusstsein.
Die Tugend wird also von dem Weltlaufe besiegt, weil das abstrakte, unwirkliche Wesen in der Tat ihr Zweck ist, und weil in Ansehung der Wirklichkeit ihr Tun auf Unterschieden beruht, die allein in den Worten liegen. Sie wollte darin bestehen, durch Aufopferung der Individualitaet das Gute zur Wirklichkeit zu bringen, aber die Seite der Wirklichkeit ist selbst nichts anders als die Seite der Individualitaet. Das Gute sollte dasjenige sein, was an sich und dem, was ist, entgegengesetzt ist, aber das An-sich ist, nach seiner Realitaet und Wahrheit genommen, vielmehr das Sein selbst. Das An-sich ist zunaechst die Abstraktion des Wesens gegen die Wirklichkeit; aber die Abstraktion ist eben dasjenige, was nicht wahrhaft, sondern nur fuer das Bewusstsein ist; das heisst aber, es ist selbst dasjenige, was wirklich genannt wird; denn das Wirkliche ist, was wesentlich fuer ein Anderes ist, oder es ist das Sein. Das Bewusstsein der Tugend aber beruht auf diesem Unterschiede des An-sich und des Seins, der keine Wahrheit hat.—Der Weltlauf sollte die Verkehrung des Guten sein, weil er die Individualitaet zu seinem Prinzip hatte; allein diese ist das Prinzip der Wirklichkeit; denn eben sie ist das Bewusstsein, wodurch das Ansichseiende ebensosehr fuer ein Anderes ist; er verkehrt das Unwandelbare, aber er verkehrt es in der Tat aus dem Nichts der Abstraktion in das Sein der Realitaet.
Der Weltlauf siegt also ueber das, was die Tugend im Gegensatze gegen ihn ausmacht; er siegt ueber sie, der die wesenlose Abstraktion das Wesen ist. Er siegt aber nicht ueber etwas Reales, sondern ueber das Erschaffen von Unterschieden, welche keine sind, ueber diese pomphaften Reden vom Besten der Menschheit und der Unterdrueckung derselben, von der Aufopferung fuers Gute und dem Missbrauche der Gaben; —solcherlei ideale Wesen und Zwecke sinken als leere Worte zusammen, welche das Herz erheben und die Vernunft leer lassen; erbauen, aber nichts aufbauen; Deklamationen, welche nur diesen Inhalt bestimmt aussprechen, dass das Individuum, welches fuer solche edle Zwecke zu handeln vorgibt und solche vortreffliche Redensarten fuehrt, sich fuer ein vortreffliches Wesen gilt,—eine Aufschwellung, welche sich und andern den Kopf gross macht, aber gross von einer leeren Aufgeblasenheit.—Die antike Tugend hatte ihre bestimmte sichere Bedeutung, denn sie hatte an der Substanz des Volks ihre inhaltsvolle Grundlage, und ein wirkliches schon existierendes Gutes zu ihrem Zwecke; sie war daher auch nicht gegen die Wirklichkeit als eine allgemeine Verkehrtheit und gegen einen Weltlauf gerichtet. Die betrachtete aber ist aus der Substanz heraus, eine wesenlose Tugend, eine Tugend nur der Vorstellung und der Worte, die jenes Inhalts entbehren.—Diese Leerheit der mit dem Weltlaufe kaempfenden Rednerei wuerde sich sogleich aufdecken, wenn gesagt werden sollte, was ihre Redensarten bedeuten;—sie werden daher als bekannt vorausgesetzt. Die Forderung, dies Bekannte zu sagen, wuerde entweder durch einen neuen Schwall von Redensarten erfuellt, oder ihr die Berufung auf das Herz entgegengesetzt, welches innerhalb es sage, was sie bedeuten, das heisst, die Unvermoegenheit, es in der Tat zu sagen, wuerde eingestanden.—Die Nichtigkeit jener Rednerei scheint auch auf eine bewusstlose Art fuer die Bildung unsers Zeitalters Gewissheit erlangt zu haben; indem aus der ganzen Masse jener Redensarten und der Weise, sich damit aufzuspreizen, alles Interesse verschwunden ist; ein Verlust, der sich darin ausdrueckt, dass sie nur Langeweile machen.
Das Resultat also, welches aus diesem Gegensatze hervorgeht, besteht darin, dass das Bewusstsein die Vorstellung von einem an sich Guten, das noch keine Wirklichkeit haette, als einen leeren Mantel fahren laesst. Es hat in seinem Kampfe die Erfahrung gemacht, dass der Weltlauf so uebel nicht ist, als er aussah; denn seine Wirklichkeit ist die Wirklichkeit des Allgemeinen. Es faellt mit dieser Erfahrung das Mittel, durch Aufopferung der Individualitaet das Gute hervorzubringen, hinweg; denn die Individualitaet ist gerade die Verwirklichung des Ansichseienden; und die Verkehrung hoert auf, als eine Verkehrung des Guten angesehen zu werden, denn sie ist vielmehr eben die Verkehrung desselben als eines blossen Zwecks in die Wirklichkeit; die Bewegung der Individualitaet ist die Realitaet des Allgemeinen.
In der Tat ist hiemit aber ebenso dasjenige besiegt worden und verschwunden, was als Weltlauf dem Bewusstsein des Ansichseienden gegenueberstand. Das Fuer-sich-sein der Individualitaet war daran dem Wesen oder Allgemeinen entgegengesetzt, und erschien als eine von dem An-sich-sein getrennte Wirklichkeit. Indem aber sich gezeigt hat, dass die Wirklichkeit in ungetrennter Einheit mit dem Allgemeinen ist, so erweist sich das Fuer-sich-sein des Weltlaufs ebenso, wie das An-sich der Tugend nur eine Ansicht ist, auch nicht mehr zu sein. Die Individualitaet des Weltlaufs mag wohl nur fuer sich oder eigennuetzig zu handeln meinen; sie ist besser, als sie meint, ihr Tun ist zugleich ansich_seiendes, allgemeines Tun. Wenn sie eigennuetzig handelt, so weiss sie nur nicht, was sie tut, und wenn sie versichert, alle Menschen handeln eigennuetzig, so behauptet sie nur, alle Menschen haben kein Bewusstsein darueber, was das Tun ist.—Wenn sie fuer sich handelt, so ist dies eben die Hervorbringung des nur erst Ansich_seienden zur Wirklichkeit; der Zweck des Fuer-sich-seins also, der dem An-sich sich entgegengesetzt meint—seine leere Pfiffigkeit, sowie seine feinen Erklaerungen, die den Eigennutz ueberall aufzuzeigen wissen, sind ebenso verschwunden als der Zweck des An-sich und seine Rednerei.
Es ist also das Tun und Treiben der Individualitaet Zweck an sich selbst; der Gebrauch der Kraefte, das Spiel ihrer Aeusserungen ist es, was ihnen, die sonst das tote An-sich waeren, Leben gibt, das An-sich nicht ein unausgefuehrtes, existenzloses und abstraktes Allgemeines, sondern es selbst ist unmittelbar diese Gegenwart und Wirklichkeit des Prozesses der Individualitaet.
C. Die Individualitaet, welche sich an und fuer sich selbst reell ist
Das Selbstbewusstsein hat itzt den Begriff von sich erfasst, der erst nur der unsrige von ihm war, naemlich in der Gewissheit seiner selbst alle Realitaet zu sein, und Zweck und Wesen ist ihm nunmehr die sich bewegende Durchdringung des Allgemeinen—der Gaben und Faehigkeiten—und der Individualitaet.—Die einzelnen Momente dieser Erfuellung und Durchdringung vor der Einheit, in welche sie zusammengegangen, sind die bisher betrachteten Zwecke. Sie sind als Abstraktionen und Chimaeren verschwunden, die jenen ersten schalen Gestalten des geistigen Selbstbewusstseins angehoeren, und ihre Wahrheit nur in dem gemeinten Sein des Herzens, der Einbildung und der Reden haben, nicht in der Vernunft, die itzt an und fuer sich ihrer Realitaet gewiss, sich nicht mehr als Zweck im Gegensatze gegen die unmittelbarseiende Wirklichkeit erst hervorzubringen sucht, sondern zum Gegenstande ihres Bewusstseins die Kategorie als solche hat.—Es ist naemlich die Bestimmung des fuer sich seienden oder negativen Selbstbewusstseins, in welcher die Vernunft auftrat, aufgehoben; es fand eine Wirklichkeit vor, die das Negative seiner waere, und durch deren Aufheben es erst sich seinen Zweck verwirklichte. Indem aber Zweck und An-sich-sein als dasselbe sich ergeben hat, was das Sein fuer Anderes und die vorgefundene Wirklichkeit ist, trennt sich die Wahrheit nicht mehr von der Gewissheit; es werde nun der gesetzte Zweck fuer die Gewissheit seiner selbst, und die Verwirklichung desselben fuer die Wahrheit, oder aber der Zweck fuer die Wahrheit, und die Wirklichkeit fuer die Gewissheit genommen; sondern das Wesen und der Zweck an und fuer sich selbst ist die Gewissheit der unmittelbaren Realitaet selbst, die Durchdringung des An-sich- und Fuer-sich-seins, des Allgemeinen und der Individualitaet; das Tun ist an ihm selbst seine Wahrheit und Wirklichkeit, und die Darstellung oder das Aussprechen der Individualitaet ist ihm Zweck an und fuer sich selbst.
Mit diesem Begriffe ist also das Selbstbewusstsein aus den entgegengesetzten Bestimmungen, welche die Kategorie fuer es und sein Verhalten zu ihr als beobachtendes und dann als taetiges hatte, in sich zurueckgegangen. Es hat die reine Kategorie selbst zu seinem Gegenstande, oder es ist die Kategorie, welche ihrer selbst bewusst geworden. Die Rechnung ist dadurch mit seinen vorherigen Gestalten abgeschlossen; sie liegen hinter ihm in Vergessenheit, treten nicht als seine vorgefundne Welt gegenueber, sondern entwickeln sich nur innerhalb seiner selbst als durchsichtige Momente. Doch treten sie noch in seinem Bewusstsein als eine Bewegung unterschiedner Momente auseinander, die sich noch nicht in ihre substantielle Einheit zusammengefasst hat. Aber in allen haelt es die einfache Einheit des Seins und des Selbsts fest, die ihre Gattung ist.-Das Bewusstsein hat hiemit allen Gegensatz und alle Bedingung seines Tuns abgeworfen; es geht frisch von sich aus, und nicht auf ein Anderes, sondern auf sich selbst. Indem die Individualitaet die Wirklichkeit an ihr selbst ist, ist der Stoff des Wirkens und der Zweck des Tuns an dem Tun selbst. Das Tun hat daher das Ansehen der Bewegung eines Kreises, welcher frei im Leeren sich in sich selbst bewegt, ungehindert bald sich erweitert, bald verengert, und vollkommen zufrieden nur in und mit sich selbst spielt. Das Element, worin die Individualitaet ihre Gestalt darstellt, hat die Bedeutung eines reinen Aufnehmens dieser Gestalt; es ist der Tag ueberhaupt, dem das Bewusstsein sich zeigen will. Das Tun veraendert nichts, und geht gegen nichts; es ist die reine Form des Uebersetzens aus dem Nichtgesehenwerden in das Gesehenwerden, und der Inhalt, der zutage ausgebracht wird, und sich darstellt, nichts anderes, als was dieses Tun schon an sich ist. Es ist an sich—dies ist seine Form als gedachter Einheit; und es ist wirklich—dies ist seine Form als seiender Einheit; es selbst ist Inhalt nur in dieser Bestimmung der Einfachheit gegen die Bestimmung seines Uebergehens und seiner Bewegung.
a. Das geistige Tierreich und der Betrug,oder die Sache selbst
Diese an sich reale Individualitaet ist zuerst wieder eine einzelne und bestimmte; die absolute Realitaet, als welche sie sich weiss, ist daher, wie sie derselben sich bewusst wird, die abstrakte allgemeine, welche ohne Erfuellung und Inhalt, nur der leere Gedanke dieser Kategorie ist.—Es ist zu sehen, wie dieser Begriff der an sich selbst realen Individualitaet in seinen Momenten sich bestimmt, und wie ihr ihr Begriff von ihr selbst in das Bewusstsein tritt.
Der Begriff dieser Individualitaet, wie sie als solche fuer sich selbst alle Realitaet ist, ist zunaechst Resultat; sie hat ihre Bewegung und Realitaet noch nicht dargestellt, und ist hier unmittelbar als einfaches An-sich-sein gesetzt. Die Negativitaet aber, welche dasselbe ist, was als Bewegung erscheint, ist an dem einfachen An-sich als Bestimmtheit; und das Sein oder das einfache An-sich wird ein bestimmter Umfang. Die Individualitaet tritt daher als urspruengliche bestimmte Natur auf—als urspruengliche Natur, denn sie ist an sich; als urspruenglich bestimmte, denn das Negative ist am An-sich, und dieses ist dadurch eine Qualitaet. Diese Beschraenkung des Seins jedoch kann das Tun des Bewusstseins nicht beschraenken, denn dieses ist hier ein vollendetes Sich-auf-sich-selbst -beziehen; die Beziehung auf Anderes ist aufgehoben, welche die Beschraenkung desselben waere. Die urspruengliche Bestimmtheit der Natur ist daher nur einfaches Prinzip—ein durchsichtiges allgemeines Element, worin die Individualitaet ebenso frei und sich selbst gleich bleibt, als sie darin ungehindert ihre Unterschiede entfaltet, und reine Wechselwirkung mit sich in ihrer Verwirklichung ist. Wie das unbestimmte Tierleben etwa dem Elemente des Wassers, der Luft oder der Erde, und innerhalb dieser wieder bestimmtern Prinzipien seinen Odem einblaest, alle seine Momente in sie eintaucht, aber sie jener Beschraenkung des Elements ungeachtet in seiner Macht und sich in seinem Eins erhaelt, und als diese besondere Organisation dasselbe allgemeine Tierleben bleibt.
Diese bestimmte urspruengliche Natur des in ihr frei und ganz bleibenden Bewusstseins erscheint als der unmittelbare und einzige eigentliche Inhalt dessen, was dem Individuum Zweck ist; er ist zwar bestimmter Inhalt, aber er ist ueberhaupt Inhalt nur, insofern wir das An-sich-sein isoliert betrachten; in Wahrheit aber ist er die von der Individualitaet durchdrungene Realitaet; die Wirklichkeit, wie sie das Bewusstsein als einzelnes an ihm selbst hat, und zunaechst als seiend, noch nicht als tuend gesetzt ist. Fuer das Tun aber ist einesteils jene Bestimmtheit darum nicht Beschraenkung, ueber welche es hinauswollte, weil sie als seiende Qualitaet betrachtet die einfache Farbe des Elements ist, worin es sich bewegt; andernteils aber ist die Negativitaet Bestimmtheit nur am Sein; aber das Tun ist selbst nichts anderes als die Negativitaet; an der tuenden Individualitaet ist also die Bestimmtheit aufgeloest in Negativitaet ueberhaupt, oder den Inbegriff aller Bestimmtheit.
Die einfache urspruengliche Natur nun tritt in dem Tun und dem Bewusstsein des Tuns in den Unterschied, welcher diesem zukommt. Es ist zuerst als Gegenstand, und zwar als Gegenstand, wie er noch dem Bewusstsein angehoert, als Zweck vorhanden, und somit entgegengesetzt einer vorhandenen Wirklichkeit. Das andere Moment ist die Bewegung des als ruhend vorgestellten Zwecks, die Verwirklichung als die Beziehung des Zwecks auf die ganz formelle Wirklichkeit, hiemit die Vorstellung des Ueberganges selbst, oder das Mittel. Das dritte ist endlich der Gegenstand, wie er nicht mehr Zweck, dessen das Tuende unmittelbar als des seinigen sich bewusst ist, sondern wie er aus ihm heraus und fuer es als ein Anderes ist.—Diese verschiedenen Seiten sind nun aber nach dem Begriffe dieser Sphaere so festzuhalten, dass der Inhalt in ihnen derselbe bleibt, und kein Unterschied hereinkommt, weder der Individualitaet und des Seins ueberhaupt, noch des Zwecks gegen die Individualitaet als urspruengliche Natur, noch gegen die vorhandne Wirklichkeit, ebenso nicht des Mittels gegen sie als absoluten Zweck, noch der bewirkten Wirklichkeit gegen den Zweck oder die urspruengliche Natur oder das Mittel.
Vors erste also ist die urspruenglich bestimmte Natur der Individualitaet, ihr unmittelbares Wesen noch nicht als tuend gesetzt, und heisst so besondere Faehigkeit, Talent, Charakter u.s.f. Diese eigentuemliche Tinktur des Geistes ist als der einzige Inhalt des Zwecks selbst, und ganz allein als die Realitaet zu betrachten. Stellte man sich das Bewusstsein vor als darueber hinausgehend und einen andern Inhalt zur Wirklichkeit bringen wollend, so stellte man es sich vor als ein Nichts in das Nichts hinarbeitend.—Dies urspruengliche Wesen ist ferner nicht nur Inhalt des Zwecks, sondern an sich auch die Wirklichkeit, welche sonst als gegebener Stoff des Tuns, als vorgefundene und im Tun zu bildende Wirklichkeit erscheint. Das Tun ist naemlich nur reines Uebersetzen aus der Form des noch nicht dargestellten in die des dargestellten Seins; das An-sich-sein jener dem Bewusstsein entgegengesetzten Wirklichkeit ist zum blossen leeren Scheine herabgesunken. Dies Bewusstsein, indem es sich zum Handeln bestimmt, laesst sich also durch den Schein der vorhandenen Wirklichkeit nicht irre machen, und ebenso hat es sich aus dem Herumtreiben in leeren Gedanken und Zwecken auf den urspruenglichen Inhalt seines Wesens zusammenzuhalten.—Dieser urspruengliche Inhalt ist zwar erst fuer das Bewusstsein, indem es ihn verwirklicht hat; der Unterschied aber eines solchen, das fuer das Bewusstsein nur innerhalb seiner, und einer ausser ihm an sich seienden Wirklichkeit ist hinweggefallen.—Nur dass fuer es sei, was es an sich ist, muss es handeln, oder das Handeln ist eben das Werden des Geistes als Bewusstsein. Was es an sich ist, weiss es also aus seiner Wirklichkeit. Das Individuum kann daher nicht wissen, was es ist, eh es sich durch das Tun zur Wirklichkeit gebracht hat. —Es scheint aber hiemit den Zweck seines Tuns nicht bestimmen zu koennen, eh es getan hat; aber zugleich muss es, indem es Bewusstsein ist, die Handlung vorher als die ganz seinige, das heisst als Zweck vor sich haben. Das ans Handeln gehende Individuum scheint sich also in einem Kreise zu befinden, worin jedes Moment das andere schon voraussetzt, und hiemit keinen Anfang finden zu koennen, weil es sein urspruengliches Wesen, das sein Zweck sein muss, erst aus der Tat kennenlernt, aber um zu tun, vorher den Zweck haben muss. Ebendarum aber hat es unmittelbar anzufangen und, unter welchen Umstaenden es sei, ohne weiteres Bedenken um Anfang, Mittel und Ende zur Taetigkeit zu schreiten; denn sein Wesen und ansich_seiende Natur ist alles in einem, Anfang, Mittel und Ende. Als Anfang ist sie in den Umstaenden des Handelns vorhanden, und das Interesse, welches das Individuum an etwas findet, ist die schon gegebene Antwort auf die Frage: ob und was hier zu tun ist. Denn was eine vorgefundene Wirklichkeit zu sein scheint, ist an sich seine urspruengliche Natur, welche nur den Schein eines Seins hat—einen Schein, der in dem Begriffe des sich entzweienden Tuns liegt—, aber als seine urspruengliche Natur sich in dem Interesse, das es an ihr findet, ausspricht.—Ebenso ist das Wie oder die Mittel an und fuer sich bestimmt. Das Talent ist gleichfalls nichts anders als die bestimmte urspruengliche Individualitaet, betrachtet als inneres Mittel, oder Uebergang des Zwecks zur Wirklichkeit. Das wirkliche Mittel aber und der reale Uebergang ist die Einheit des Talents, und der im Interesse vorhandenen Natur der Sache; jenes stellt am Mittel die Seite des Tuns, dieses die Seite des Inhalts vor, beide sind die Individualitaet selbst, als Durchdringung des Seins und des Tuns. Was also vorhanden ist, sind vorgefundene Umstaende, die an sich die urspruengliche Natur des Individuums sind; als denn das Interesse, welches sie eben als das seinige oder als Zweck setzt; endlich die Verknuepfung und Aufhebung dieses Gegensatzes im Mittel. Diese Verknuepfung faellt selbst noch innerhalb des Bewusstseins, und das soeben betrachtete Ganze ist die eine Seite eines Gegensatzes. Dieser noch uebrige Schein von Entgegensetzung wird durch den Uebergang selbst oder das Mittel aufgehoben,—denn es ist Einheit des Aeussern und Innern, das Gegenteil der Bestimmtheit, welche es als innres Mittel hat, es hebt sie also auf und setzt sich, diese Einheit des Tuns und des Seins ebenso als Aeusseres, als die wirklich gewordene Individualitaet selbst; d.i. die fuer sie selbst als das Seiende gesetzt ist. Die ganze Handlung tritt auf diese Weise weder als die Umstaende noch als Zweck noch Mittel noch als Werk aus sich heraus.
Mit dem Werke aber scheint der Unterschied der urspruenglichen Naturen einzutreten; das Werk ist wie die urspruengliche Natur, welche es ausdrueckt, ein bestimmtes, denn vom Tun frei entlassen als seiende Wirklichkeit, ist die Negativitaet als Qualitaet an ihm. Das Bewusstsein aber bestimmt sich ihm gegenueber als dasjenige, welches die Bestimmtheit als Negativitaet ueberhaupt, als Tun, an ihm hat; es ist also das Allgemeine gegen jene Bestimmtheit des Werks, kann es also mit andern vergleichen und hieraus die Individualitaeten selbst als verschiedene fassen; das in seinem Werke weiter uebergreifende Individuum entweder als staerkere Energie des Willens, oder als reichere Natur, das heisst eine solche, deren urspruengliche Bestimmtheit weniger beschraenkt ist,—eine andere hingegen als eine schwaechere und duerftigere Natur. Gegen diesen unwesentlichen Unterschied der Groesse wuerde das Gute und Schlechte einen absoluten Unterschied ausdruecken; aber hier findet dieser nicht statt. Was auf die eine oder andere Weise genommen wuerde, ist auf gleiche Weise ein Tun und Treiben, ein Sich-darstellen und Aussprechen einer Individualitaet, und darum alles gut, und es waere eigentlich nicht zu sagen, was das Schlechte sein sollte. Was ein schlechtes Werk genannt wuerde, ist das individuelle Leben einer bestimmten Natur, die sich darin verwirklicht; zu einem schlechten Werke wuerde es nur durch den vergleichenden Gedanken verdorben, der aber etwas Leeres ist, da er ueber das Wesen des Werks, ein Sich-aussprechen der Individualitaet zu sein, hinausgeht und sonst, man weiss nicht was, daran sucht und fodert.—Er koennte nur den vorhin angefuehrten Unterschied betreffen; dieser ist aber an sich, als Groesseunterschied, ein unwesentlicher; und hier bestimmt darum, weil es verschiedene Werke oder Individualitaeten waeren, die miteinander verglichen wuerden; aber diese gehen einander nichts an; jedes bezieht sich nur auf sich selbst. Die urspruengliche Natur ist allein das An-sich, oder das, was als Massstab der Beurteilung des Werks und umgekehrt zugrunde gelegt werden koennte; beides aber entspricht sich einander, es ist nichts fuer die Individualitaet, was nicht durch sie, oder es gibt keine Wirklichkeit, die nicht ihre Natur und ihr Tun, und kein Tun noch An-sich derselben, das nicht wirklich ist, und nur diese Momente sind zu vergleichen.
Es findet daher ueberhaupt weder Erhebung, noch Klage, noch Reue statt; denn dergleichen alles koemmt aus dem Gedanken her, der sich einen andern Inhalt und ein anderes An-sich einbildet, als die urspruengliche Natur des Individuums und ihre in der Wirklichkeit vorhandene Ausfuehrung ist. Was es sei, das es tut und ihm widerfaehrt, dies hat es getan, und ist es selbst; es kann nur das Bewusstsein des reinen Uebersetzens seiner selbst aus der Nacht der Moeglichkeit in den Tag der Gegenwart, des abstrakten An-sich in die Bedeutung des wirklichen Seins, und die Gewissheit haben, dass was in diesem ihm vorkommt, nichts anders ist, als was in jener schlief. Das Bewusstsein dieser Einheit ist zwar ebenfalls eine Vergleichung, aber was verglichen wird, hat eben nur den Schein des Gegensatzes; ein Schein der Form, der fuer das Selbstbewusstsein der Vernunft, dass die Individualitaet an ihr selbst die Wirklichkeit ist, nichts mehr als Schein ist. Das Individuum kann also, da es weiss, dass es in seiner Wirklichkeit nichts anderes finden kann als ihre Einheit mit ihm, oder nur die Gewissheit seiner selbst in ihrer Wahrheit, und dass es also immer seinen Zweck erreicht, nur Freude an sich erleben.
Dies ist der Begriff, welchen das Bewusstsein, das sich seiner als absoluter Durchdringung der Individualitaet und des Seins gewiss ist, von sich macht; sehen wir, ob er sich ihm durch die Erfahrung bestaetigt, und seine Realitaet damit uebereinstimmt. Das Werk ist die Realitaet, welche das Bewusstsein sich gibt; es ist dasjenige, worin das Individuum das fuer es ist, was es an sich ist, und so dass das Bewusstsein, fuer welches es in dem Werke wird, nicht das besondere, sondern das allgemeine Bewusstsein ist; es hat sich im Werke ueberhaupt in das Element der Allgemeinheit, in den bestimmtheitslosen Raum des Seins hinausgestellt. Das von seinem Werke zuruecktretende Bewusstsein ist in der Tat das allgemeine—weil es die absolute Negativitaet oder das Tun in diesem Gegensatze wird—gegen sein Werk, welches das bestimmte ist; es geht also ueber sich als Werk hinaus, und ist selbst der bestimmtheitslose Raum, der sich von seinem Werke nicht erfuellt findet. Wenn vorhin im Begriffe sich doch ihre Einheit erhielt, so geschah dies ebendadurch, dass das Werk als seiendes Werk aufgehoben wurde. Aber es soll sein, und es ist zu sehen, wie in seinem Sein die Individualitaet seine Allgemeinheit erhalten, und sich zu befriedigen wissen wird.—Zunaechst ist das gewordene Werk fuer sich zu betrachten. Es hat die ganze Natur der Individualitaet mitempfangen; sein Sein ist daher selbst ein Tun, worin sich alle Unterschiede durchdringen und aufloesen; das Werk ist also in ein Bestehen hinausgeworfen, worin die Bestimmtheit der urspruenglichen Natur in der Tat gegen andere bestimmte Naturen sich herauskehrt, in sie eingreift, wie diese andere in sie, und sich als verschwindendes Moment in dieser allgemeinen Bewegung verliert. Wenn innerhalb des Begriffs der an und fuer sich selbst realen Individualitaet alle Momente, Umstaende, Zweck, Mittel, und die Verwirklichung einander gleich sind, und die urspruengliche bestimmte Natur nur als allgemeines Element gilt, so koemmt dagegen, indem dies Element gegenstaendliches Sein wird, seine Bestimmtheit als solche in dem Werke an den Tag, und erhaelt ihre Wahrheit in ihrer Aufloesung. Naeher stellt diese Aufloesung sich so dar, dass in dieser Bestimmtheit das Individuum als dieses sich wirklich geworden ist; aber sie ist nicht nur Inhalt der Wirklichkeit, sondern ebenso Form derselben, oder die Wirklichkeit als solche ueberhaupt ist eben diese Bestimmtheit, dem Selbstbewusstsein entgegengesetzt zu sein. Von dieser Seite zeigt sie sich als die aus dem Begriffe verschwundene, nur vorgefundene fremde Wirklichkeit. Das Werk ist, d.h. es ist fuer andere Individualitaeten, und fuer sie eine fremde Wirklichkeit, an deren Stelle sie die ihrige setzen muessen, um durch ihr Tun sich das Bewusstsein ihrer Einheit mit der Wirklichkeit zu geben; oder ihr durch ihre urspruengliche Natur gesetztes Interesse an jenem Werke ist ein anderes als das eigentuemliche Interesse dieses Werks, welches hiedurch zu etwas anderem gemacht ist. Das Werk ist also ueberhaupt etwas Vergaengliches, das durch das Widerspiel anderer Kraefte und Interesse ausgeloescht wird, und vielmehr die Realitaet der Individualitaet als verschwindend, denn als vollbracht darstellt.
Es entsteht dem Bewusstsein also in seinem Werke der Gegensatz des Tuns und des Seins, welcher in den fruehern Gestalten des Bewusstseins zugleich der Anfang des Tuns war, hier nur Resultat ist. Er hat aber in der Tat gleichfalls zugrunde gelegen, indem das Bewusstsein als an sich reale Individualitaet ans Handeln ging; denn dem Handeln war die bestimmte urspruengliche Natur als das An-sich vorausgesetzt, und das reine Vollbringen um des Vollbringens willen hatte sie zum Inhalte. Das reine Tun ist aber die sich selbst gleiche Form, welcher hiemit die Bestimmtheit der urspruenglichen Natur ungleich ist. Es ist hier, wie sonst, gleichgueltig, welches von beiden Begriff und welches Realitaet genannt wird; die urspruengliche Natur ist das Gedachte oder das An-sich gegen das Tun, worin sie erst ihre Realitaet hat; oder die urspruengliche Natur ist das Sein ebensowohl der Individualitaet als solcher wie ihrer als Werk, das Tun aber ist der urspruengliche Begriff, als absoluter Uebergang, oder als das Werden. Diese Unangemessenheit des Begriffs und der Realitaet, die in seinem Wesen liegt, erfaehrt das Bewusstsein in seinem Werke; in diesem wird es sich also, wie es in Wahrheit ist, und sein leerer Begriff von sich selbst verschwindet.
In diesem Grundwiderspruche des Werks, das die Wahrheit dieser sich an sich realen Individualitaet ist, treten somit wieder alle Seiten derselben als widersprechend auf; oder das Werk, als der Inhalt der ganzen Individualitaet aus dem Tun, welches die negative Einheit ist und alle Momente gefangen haelt, in das Sein herausgestellt, laesst sie nun frei; und im Elemente des Bestehens werden sie gleichgueltig gegeneinander. Begriff und Realitaet trennen sich also als Zweck und als dasjenige, was die urspruengliche Wesenheit ist. Es ist zufaellig, dass der Zweck wahrhaftes Wesen habe, oder dass das An-sich zum Zwecke gemacht werde. Ebenso treten wieder Begriff und Realitaet als Uebergang in die Wirklichkeit und als Zweck auseinander; oder es ist zufaellig, dass das den Zweck ausdrueckende Mittel gewaehlt werde. Und endlich diese innere Momente zusammen, sie moegen in sich eine Einheit haben oder nicht, das Tun des Individuums ist wieder zufaellig gegen die Wirklichkeit ueberhaupt; das Glueck entscheidet ebensowohl fuer einen schlecht bestimmten Zweck und schlechtgewaehlte Mittel als gegen sie.
Wenn nun hiemit dem Bewusstsein an seinem Werke der Gegensatz des Wollens und Vollbringens, des Zwecks und der Mittel und wieder dieses Innerlichen zusammen und der Wirklichkeit selbst wird, was ueberhaupt die Zufaelligkeit seines Tuns in sich befasst, so ist aber ebenso auch die Einheit und die Notwendigkeit desselben vorhanden; diese Seite greift ueber jene ueber, und die Erfahrung von der Zufaelligkeit des Tuns ist selbst nur eine zufaellige Erfahrung. Die Notwendigkeit des Tuns besteht darin, dass Zweck schlechthin auf die Wirklichkeit bezogen ist, und diese Einheit ist der Begriff des Tuns; es wird gehandelt, weil das Tun an und fuer sich selbst das Wesen der Wirklichkeit ist. In dem Werke ergibt sich zwar die Zufaelligkeit, welche das Vollbrachtsein gegen das Wollen und Vollbringen hat, und diese Erfahrung, welche als die Wahrheit gelten zu muessen scheint, widerspricht jenem Begriffe der Handlung. Betrachten wir jedoch den Inhalt dieser Erfahrung in seiner Vollstaendigkeit, so ist er das verschwindende Werk; was sich erhaelt, ist nicht das Verschwinden, sondern das Verschwinden ist selbst wirklich und an das Werk geknuepft, und verschwindet selbst mit diesem; das Negative geht mit dem Positiven, dessen Negation es ist, selbst zugrunde.
Dies Verschwinden des Verschwindens liegt in dem Begriffe der an sich realen Individualitaet selbst; denn dasjenige, worin das Werk, oder was an ihm, verschwindet, und was demjenigen, was Erfahrung genannt worden, seine Uebermacht ueber den Begriff, den die Individualitaet von sich selbst hat, geben sollte, ist die gegenstaendliche Wirklichkeit; sie aber ist ein Moment, welches auch in diesem Bewusstsein selbst keine Wahrheit mehr fuer sich hat, diese besteht nur in der Einheit desselben mit dem Tun, und das wahre Werk ist nur jene Einheit des Tuns und des Seins, des Wollens und Vollbringens. Dem Bewusstsein ist also um der seinem Handeln zugrunde liegenden Gewissheit, die ihr entgegengesetzte Wirklichkeit selbst ein solches, welches nur fuer es ist; ihm als in sich zurueckgekehrten Selbstbewusstsein, dem aller Gegensatz verschwunden ist, kann er nicht mehr in dieser Form seines Fuer-sich-seins gegen die Wirklichkeit werden; sondern der Gegensatz und die Negativitaet, die an dem Werke zum Vorschein kommt, trifft hiemit nicht nur den Inhalt des Werks oder auch des Bewusstseins, sondern die Wirklichkeit als solche, und damit den nur durch sie und an ihr vorhandenen Gegensatz und das Verschwinden des Werks. Auf diese Weise reflektiert sich also das Bewusstsein in sich aus seinem vergaenglichen Werke, und behauptet seinen Begriff und Gewissheit als das Seiende und Bleibende, gegen die Erfahrung von der Zufaelligkeit des Tuns; es erfaehrt in der Tat seinen Begriff, in welchem die Wirklichkeit nur ein Moment, etwas fuer es, nicht das An-und Fuer-sich ist; es erfaehrt sie als verschwindendes Moment, und sie gilt ihm daher nur als Sein ueberhaupt, dessen Allgemeinheit mit dem Tun dasselbe ist. Diese Einheit ist das wahre Werk; es ist die Sache selbst, welche sich schlechthin behauptet und als das Bleibende erfahren wird, unabhaengig von der Sache, welche die Zufaelligkeit des individuellen Tuns als eines solchen, der Umstaende, Mittel und der Wirklichkeit ist.
Die Sache selbst ist diesen Momenten nur insofern entgegengesetzt, als sie isoliert gelten sollen, ist aber wesentlich als Durchdringung der Wirklichkeit und der Individualitaet die Einheit derselben; ebensowohl ein Tun, und als Tun reines Tun ueberhaupt, damit ebensosehr Tun dieses Individuums, und dies Tun als ihm noch angehoerig im Gegensatze gegen die Wirklichkeit, als Zweck; ebenso ist sie der Uebergang aus dieser Bestimmtheit in die entgegengesetzte; und endlich eine Wirklichkeit, welche fuer das Bewusstsein vorhanden ist. Die Sache selbst drueckt hiemit die geistige Wesenheit aus, worin alle diese Momente aufgehoben sind als fuersichgeltende, also nur als allgemeine gelten, und worin dem Bewusstsein seine Gewissheit von sich selbst gegenstaendliches Wesen, eine Sache, ist; der aus dem Selbstbewusstsein als der seinige herausgeborne Gegenstand, ohne aufzuhoeren, freier, eigentlicher Gegenstand zu sein.—Das Ding der sinnlichen Gewissheit und des Wahrnehmens hat nun fuer das Selbstbewusstsein allein seine Bedeutung durch es; hierauf beruht der Unterschied eines Dings und einer Sache.—Es wird eine der sinnlichen Gewissheit und Wahrnehmung entsprechende Bewegung daran durchlaufen.
In der Sache selbst also, als der gegenstaendlich gewordnen Durchdringung der Individualitaet und der Gegenstaendlichkeit selbst, ist dem Selbstbewusstsein sein wahrer Begriff von sich geworden, oder es ist zum Bewusstsein seiner Substanz gekommen. Es ist zugleich, wie es hier ist, ein soeben gewordenes und daher unmittelbares Bewusstsein derselben, und dies ist die bestimmte Weise, in welcher das geistige Wesen hier vorhanden, und noch nicht zur wahrhaft realen Substanz gediehen ist. Die Sache selbst hat in diesem unmittelbaren Bewusstsein derselben die Form des einfachen Wesens, welches als allgemeines alle seine verschiedenen Momente in sich enthaelt und ihnen zukommt, aber auch wieder gleichgueltig gegen sie als bestimmte Momente und frei fuer sich ist, und als diese freie einfache, abstrakte Sache selbst, als das Wesen gilt. Die verschiedenen Momente der urspruenglichen Bestimmtheit oder der Sache dieses Individuums, seines Zwecks, der Mittel, des Tuns selbst und der Wirklichkeit, sind fuer dieses Bewusstsein einerseits einzelne Momente, welche es gegen die Sache selbst verlassen und aufgeben kann; andererseits aber haben sie alle die Sache selbst nur so zum Wesen, dass sie als das abstrakte Allgemeine derselben an jedem dieser verschiedenen Momente sich findet und Praedikat derselben sein kann. Sie selbst ist noch nicht das Subjekt, sondern dafuer gelten jene Momente, weil sie auf die Seite der Einzelnheit ueberhaupt fallen, die Sache selbst aber nur erst das einfach Allgemeine ist. Sie ist die Gattung, welche sich in allen diesen Momenten als ihren Arten findet, und ebenso frei davon ist.
Das Bewusstsein heisst ehrlich, welches einesteils zu diesem Idealismus gekommen, den die Sache selbst ausdrueckt, und andernteils an ihr als dieser formalen Allgemeinheit das Wahre hat; dem es immer nur um sie zu tun ist, das sich daher in ihren verschiedenen Momenten oder Arten herumtreibt, und indem es sie in einem derselben oder in einer Bedeutung nicht erreicht, ebendadurch in dem andern ihrer habhaft wird, somit die Befriedigung in der Tat immer gewinnt, welche diesem Bewusstsein seinem Begriffe nach zuteil werden sollte. Es mag gehen, wie es will, so hat es die Sache selbst vollbracht und erreicht, denn sie ist als diese allgemeine Gattung jener Momente Praedikat aller.
Bringt es einen Zweck nicht zur Wirklichkeit, so hat es ihn doch gewollt, das heisst, es macht den Zweck als Zweck, das reine Tun, welches nichts tut, zur Sache selbst; und kann sich daher so ausdruecken und troesten, dass doch immer etwas getan und getrieben worden ist. Da das Allgemeine selbst das Negative oder das Verschwinden unter sich enthaelt, so ist auch dies, dass das Werk sich vernichtet, selbst sein Tun; es hat die andern dazu gereizt, und findet in dem Verschwinden seiner Wirklichkeit noch die Befriedigung, wie boese Jungen in der Ohrfeige, die sie erhalten, sich selbst geniessen, naemlich als Ursache derselben. Oder es hat die Sache selbst auszufuehren auch nicht einmal versucht, und gar nichts getan, so hat es nicht gemocht; die Sache selbst ist ihm eben Einheit seines Entschlusses und der Realitaet; es behauptet, dass die Wirklichkeit nichts anders waere als sein Moegen.—Es ist endlich etwas ihm Interessantes ueberhaupt ohne sein Zutun geworden, so ist ihm diese Wirklichkeit die Sache selbst eben in dem Interesse, das es daran findet, ob sie gleich nicht von ihm hervorgebracht worden ist; ist es ein Glueck, das ihm persoenlich widerfahren, so haelt es darauf als auf seine Tat und Verdienst; ist es sonst eine Weltbegebenheit, die es weiter nichts angeht, so macht es sie ebenso zu der seinigen, und tatloses Interesse gilt ihm fuer Partei, die es dafuer oder dawider genommen und bekaempft oder gehalten hat.
Die Ehrlichkeit dieses Bewusstseins, sowie die Befriedigung, die es allenthalben erlebt, besteht, wie erhellt, in der Tat darin, dass es seine Gedanken, die es von der Sache selbst hat, nicht zusammenbringt. Die Sache selbst ist ihm ebensowohl seine Sache wie gar kein Werk, oder das reine Tun und der leere Zweck, oder auch eine tatlose Wirklichkeit; es macht eine Bedeutung nach der andern zum Subjekte dieses Praedikats, und vergisst die eine nach der andern. Itzt im blossen Gewollt- oder auch im Nichtgemocht_haben hat die Sache selbst die Bedeutung des leeren Zwecks, und der gedachten Einheit des Wollens und Vollbringens. Der Trost ueber die Vernichtung des Zwecks, doch gewollt oder doch rein getan, sowie die Befriedigung, den andern etwas zu tun gegeben zu haben, macht das reine Tun oder das ganz schlechte Werk zum Wesen, denn dasjenige ist ein schlechtes zu nennen, welches gar keines ist. Endlich beim Gluecksfall, die Wirklichkeit vorzufinden, wird dieses Sein ohne Tat zur Sache selbst.
Die Wahrheit dieser Ehrlichkeit aber ist, nicht so ehrlich zu sein, als sie aussieht. Denn sie kann nicht so gedankenlos sein, diese verschiedenen Momente in der Tat so auseinanderfallen zu lassen, sondern sie muss das unmittelbare Bewusstsein ueber ihren Gegensatz haben, weil sie sich schlechthin aufeinander beziehen. Das reine Tun ist wesentlich Tun dieses Individuums, und dieses Tun ist ebenso wesentlich eine Wirklichkeit oder eine Sache. Umgekehrt ist die Wirklichkeit wesentlich nur als sein Tun, sowie als Tun ueberhaupt; und sein Tun ist zugleich nur wie Tun ueberhaupt, so auch Wirklichkeit. Indem es ihm also nur um die Sache selbst als abstrakte Wirklichkeit zu tun scheint, ist auch dies vorhanden, dass es ihm um sie als sein Tun zu tun ist. Aber ebenso, indem es ihm nur ums Tun und Treiben zu tun ist, ist es ihm damit nicht Ernst, sondern es ist ihm um eine Sache zu tun, und um die Sache als die seinige. Indem es endlich nur seine Sache und sein Tun zu wollen scheint, ist es wieder um die Sache ueberhaupt oder die an und fuer sich bleibende Wirklichkeit zu tun.
Wie die Sache selbst und ihre Momente hier als Inhalt erscheinen, ebenso notwendig sind sie auch als Formen an dem Bewusstsein. Sie treten als Inhalt nur auf, um zu verschwinden, und jedes macht dem andern Platz. Sie muessen daher in der Bestimmtheit, als aufgehobene, vorhanden sein; so aber sind sie Seiten des Bewusstseins selbst. Die Sache selbst ist als das An-sich oder seine Reflexion in sich vorhanden, die Verdraengung der Momente aber durcheinander drueckt sich an ihm so aus, dass sie nicht an sich, sondern nur fuer ein Anderes an ihm gesetzt sind. Das eine der Momente des Inhalts wird von ihm dem Tage ausgesetzt, und fuer andere vorgestellt; das Bewusstsein ist aber zugleich daraus in sich reflektiert, und das Entgegengesetzte ebenso in ihm vorhanden; es behaelt es fuer sich, als das seinige. Es ist zugleich auch nicht irgendeines derselben, welches allein nur hinausgestellt, und ein anderes, das nur im Innern behalten wuerde, sondern das Bewusstsein wechselt mit ihnen ab; denn es muss das eine wie das andere zum wesentlichen fuer sich und fuer die andere machen. Das Ganze ist die sich bewegende Durchdringung der Individualitaet und des Allgemeinen; weil aber dies Ganze fuer dies Bewusstsein nur als das einfache Wesen und damit als die Abstraktion der Sache selbst vorhanden ist, fallen seine Momente als getrennte ausser ihr und auseinander; und als Ganzes wird es nur durch die trennende Abwechslung des Ausstellens und des Fuer-sich-behaltens erschoepft und dargestellt. Indem in dieser Abwechslung das Bewusstsein ein Moment fuer sich und als wesentliches in seiner Reflexion, ein anderes aber nur aeusserlich an ihm oder fuer die andern hat, tritt damit ein Spiel der Individualitaeten miteinander ein, worin sie sowohl sich selbst als sich gegenseitig sowohl betruegen als betrogen finden.
Eine Individualitaet geht also, etwas auszufuehren; sie scheint damit etwas zur Sache gemacht zu haben; sie handelt, wird darin fuer Andere, und es scheint ihr um die Wirklichkeit zu tun zu sein. Die Andern nehmen also das Tun derselben fuer ein Interesse an der Sache als solcher, und fuer den Zweck, dass die Sache an sich ausgefuehrt sei; gleichgueltig, ob von der ersten Individualitaet oder von ihnen. Indem sie hienach diese Sache schon von ihnen zustande gebracht aufzeigen oder, wo nicht, ihre Huelfe anbieten und leisten, so ist jenes Bewusstsein vielmehr da heraus, wo sie meinen, dass es sei; es ist sein Tun und Treiben, was es bei der Sache interessiert, und indem sie innewerden, dass dies die Sache selbst war, finden sie sich also getaeuscht.—Aber in der Tat war ihr Herbeieilen, um zu helfen, selbst nichts anders, als dass sie ihr Tun, nicht die Sache selbst, sehen und zeigen wollten; d.h. sie wollten das andere auf eben die Weise betruegen, als sie sich betrogen worden zu sein beschweren.—Indem es nun itzt herausgekehrt ist, dass das eigne Tun und Treiben, das Spiel seiner Kraefte fuer die Sache selbst gilt, so scheint das Bewusstsein, sein Wesen fuer sich, nicht fuer die andern, zu treiben, und nur bekuemmert um das Tun als das seinige, nicht um es als ein Tun der andern, hiemit die andern ebenso in ihrer Sache gewaehren zu lassen. Allein sie irren sich wieder; es ist schon da heraus, wo sie es zu sein meinten. Es ist ihm nicht um die Sache als diese seine einzelne zu tun, sondern um sie als Sache, als Allgemeines, das fuer alle ist. Es mischt sich also in ihr Tun und Werk, und wenn es ihnen dasselbe nicht mehr aus der Hand nehmen kann, interessiert es sich wenigstens dadurch dabei, dass es sich durch Urteilen zu tun macht; drueckt es ihm den Stempel seiner Billigung und seines Lobes auf, so ist dies so gemeint, dass es am Werke nicht nur das Werk selbst lobt, sondern zugleich seine eigne Grossmut und Maessigung, das Werk nicht als Werk und auch nicht durch seinen Tadel verdorben zu haben. Indem es ein Interesse am Werke zeigt, geniesst es sich selbst darin; ebenso ist ihm das Werk, das von ihm getadelt wird, willkommen fuer eben diesen Genuss seines eignen Tuns, der ihm dadurch verschafft wird. Die aber sich durch diese Einmischung fuer betrogen halten oder ausgeben, wollten vielmehr selbst auf gleiche Weise betruegen. Sie geben ihr Tun und Treiben fuer etwas aus, das nur fuer sie selbst ist, worin sie nur sich und ihr eignes Wesen bezweckten. Allein indem sie etwas tun, und hiemit sich darstellen und dem Tage zeigen, widersprechen sie unmittelbar durch die Tat ihrem Vorgeben, den Tag selbst, das allgemeine Bewusstsein und die Teilnahme aller ausschliessen zu wollen; die Verwirklichung ist vielmehr eine Ausstellung des Seinigen in das allgemeine Element, wodurch es zur Sache aller wird und werden soll.
Es ist also ebenso Betrug seiner selbst und der andern, wenn es nur um die reine Sache zu tun sein soll; ein Bewusstsein, das eine Sache auftut, macht vielmehr die Erfahrung, dass die andern, wie die Fliegen zu frisch aufgestellter Milch, herbeieilen und sich dabei geschaeftig wissen wollen; und sie an ihm, dass es ihm ebenso nicht um die Sache als Gegenstand, sondern als um die seinige zu tun ist. Hingegen, wenn nur das Tun selbst, der Gebrauch der Kraefte und Faehigkeiten oder das Aussprechen dieser Individualitaet, das Wesentliche sein soll, so wird ebenso gegenseitig die Erfahrung gemacht, dass alle sich ruehren und fuer eingeladen halten, und statt eines reinen Tuns oder eines einzelnen eigentuemlichen Tuns vielmehr etwas, das ebensowohl fuer andere ist, oder eine Sache selbst aufgetan wurde. Es geschieht in beiden Faellen dasselbe, und hat nur einen verschiedenen Sinn gegen denjenigen, der dabei angenommen wurde und gelten sollte. Das Bewusstsein erfaehrt beide Seiten als gleich wesentliche Momente, und hierin was die Natur der Sache selbst ist, naemlich weder nur Sache, welche dem Tun ueberhaupt und dem einzelnen Tun, noch Tun, welches dem Bestehen entgegengesetzt und die von diesen Momenten als ihren Arten freie Gattung waere, sondern ein Wesen, dessen Sein das Tun des einzelnen Individuums und aller Individuen, und dessen Tun unmittelbar fuer andre, oder eine Sache ist, und nur Sache ist als Tun aller und jeder; das Wesen, welches das Wesen aller Wesen, das geistige Wesen ist. Das Bewusstsein erfaehrt, dass keins jener Momente Subjekt ist, sondern sich vielmehr in der allgemeinen Sache selbst aufloest; die Momente der Individualitaet, welche der Gedankenlosigkeit dieses Bewusstseins nacheinander als Subjekt galten, nehmen sich in die einfache Individualitaet zusammen, die als diese ebenso unmittelbar allgemein ist. Die Sache selbst verliert dadurch das Verhaeltnis des Praedikats und die Bestimmtheit lebloser abstrakter Allgemeinheit, sie ist vielmehr die von der Individualitaet durchdrungene Substanz; das Subjekt, worin die Individualitaet ebenso als sie selbst oder als diese wie als alle Individuen ist, und das Allgemeine, das nur als dies Tun aller und jeder ein Sein ist, eine Wirklichkeit darin, dass dieses Bewusstsein sie als seine einzelne Wirklichkeit und als Wirklichkeit aller weiss. Die reine Sache selbst ist das, was sich oben als die Kategorie bestimmte, das Sein das Ich, oder Ich das Sein ist, aber als Denken, welches vom wirklichen Selbstbewusstsein sich noch unterscheidet; hier aber sind die Momente des wirklichen Selbstbewusstseins, insofern wir sie seinen Inhalt, Zweck, Tun und Wirklichkeit, wie insofern wir sie seine Form nennen, Fuer-sich-sein und Sein fuer anderes, mit der einfachen Kategorie selbst als eins gesetzt, und sie ist dadurch zugleich aller Inhalt.
b. Die gesetzgebende Vernunft
Das geistige Wesen ist in seinem einfachen Sein reines Bewusstsein und dieses Selbst_bewusstsein. Die urspruenglich- bestimmte Natur des Individuums hat ihre positive Bedeutung, an sich das Element und der Zweck seiner Taetigkeit zu sein, verloren; sie ist nur aufgehobnes Moment, und das Individuum ein Selbst; als allgemeines Selbst. Umgekehrt hat die formale Sache selbst ihre Erfuellung an der tuenden sich in sich unterscheidenden Individualitaet; denn die Unterschiede dieser machen den Inhalt jenes Allgemeinen aus. Die Kategorie ist an sich, als das Allgemeine des reinen Bewusstseins; sie ist ebenso fuer sich, denn das Selbst des Bewusstseins ist ebenso ihr Moment. Sie ist absolutes Sein, denn jene Allgemeinheit ist die einfache Sich-selbst-gleichheit des Seins.
Was also dem Bewusstsein der Gegenstand ist, hat die Bedeutung, das Wahre zu sein; es ist und gilt in dem Sinne, an und fuer sich selbst zu sein und gelten; es ist die absolute Sache, welche nicht mehr von dem Gegensatze der Gewissheit und ihrer Wahrheit, des Allgemeinen und des Einzelnen, des Zwecks und seiner Realitaet leidet, sondern deren Dasein die Wirklichkeit und das Tun des Selbstbewusstseins ist; diese Sache ist daher die sittliche Substanz; das Bewusstsein derselben sittliches Bewusstsein. Sein Gegenstand gilt ihm ebenso als das Wahre, denn es vereinigt Selbstbewusstsein und Sein in einer Einheit; es gilt als das Absolute, denn das Selbstbewusstsein kann und will nicht mehr ueber diesen Gegenstand hinausgehen, denn es ist darin bei sich selbst; es kann nicht, denn er ist alles Sein und Macht;—es will nicht, denn er ist das Selbst oder der Willen dieses Selbsts. Er ist der reale Gegenstand an ihm selbst als Gegenstand, denn er hat den Unterschied des Bewusstseins an ihm; er teilt sich in Massen, welche die bestimmten Gesetze des absoluten Wesens sind. Diese Massen aber trueben den Begriff nicht, denn in ihm bleiben die Momente des Seins und reinen Bewusstseins und des Selbsts eingeschlossen—eine Einheit, welche das Wesen dieser Massen ausmacht, und in diesem Unterschiede diese Momente nicht mehr auseinandertreten laesst.
Diese Gesetze oder Massen der sittlichen Substanz sind unmittelbar anerkannt; es kann nicht nach ihrem Ursprunge und Berechtigung gefragt und nach einem andern gesucht werden, denn ein anderes als das an und fuer sich seiende Wesen waere nur das Selbstbewusstsein selbst; aber es ist nichts anderes als dies Wesen, denn es selbst ist das Fuer-sich-sein dieses Wesens, welches ebendarum die Wahrheit ist, weil es ebensosehr das Selbst des Bewusstseins als sein An-sich oder reines Bewusstsein ist.
Indem das Selbstbewusstsein sich als Moment des Fuer-sich-seins dieser Substanz weiss, so drueckt es also das Dasein des Gesetzes in ihm so aus, dass die gesunde Vernunft unmittelbar weiss, was recht und gut ist. So unmittelbar sie es weiss, so unmittelbar gilt es ihr auch, und sie sagt unmittelbar: dies ist recht und gut. Und zwar dies; es sind bestimmte Gesetze, es ist erfuellte, inhaltsvolle Sache selbst.
Was sich so unmittelbar gibt, muss ebenso unmittelbar aufgenommen und betrachtet werden; wie von dem, was die sinnliche Gewissheit unmittelbar als seiend ausspricht, ist auch von dem Sein, welches diese sittliche unmittelbare Gewissheit ausspricht, oder von den unmittelbar seienden Massen des sittlichen Wesens zu sehen, wie sie beschaffen sind. Die Beispiele einiger solcher Gesetze werden dies zeigen, und indem wir sie in der Form von Ausspruechen der wissenden, gesunden Vernunft nehmen, haben wir nicht erst das Moment herbeizubringen, welches an ihnen, sie als unmittelbare sittliche Gesetze betrachtet, geltend zu machen ist.
“Jeder soll die Wahrheit sprechen.”—Bei dieser als unbedingt ausgesprochnen Pflicht wird sogleich die Bedingung zugegeben werden: wenn er die Wahrheit weiss. Das Gebot wird hiemit jetzt so lauten: jeder soll die Wahrheit reden, jedesmal nach seiner Kenntnis und Ueberzeugung davon. Die gesunde Vernunft, eben dies sittliche Bewusstsein, welches unmittelbar weiss, was recht und gut ist, wird auch erklaeren, dass diese Bedingung mit seinem allgemeinen Ausspruche schon so verbunden gewesen sei, dass sie jenes Gebot so gemeint habe. Damit gibt sie aber in der Tat zu, dass sie vielmehr schon unmittelbar im Aussprechen desselben dasselbe verletzte; sie sprach : jeder soll die Wahrheit sprechen; sie meinte aber, er solle sie sprechen nach seiner Kenntnis und Ueberzeugung davon; das heisst, sie sprach anders, als sie meinte; und anders sprechen, als man meint, heisst die Wahrheit nicht sprechen. Die verbesserte Unwahrheit oder Ungeschicklichkeit drueckt sich nun so aus: jeder solle die Wahrheit nach seiner jedesmaligen Kenntnis und Ueberzeugung davon sprechen. —Damit aber hat sich das allgemein Notwendige, an sich Geltende, welches der Satz aussprechen wollte, vielmehr in eine vollkommne Zufaelligkeit verkehrt. Denn dass die Wahrheit gesprochen wird, ist dem Zufalle, ob ich sie kenne und mich davon ueberzeugen kann, anheimgestellt; und es ist weiter nichts gesagt, als dass Wahres und Falsches durcheinander, wie es kommt, dass es einer kennt, meint und begreift, gesprochen werden solle. Diese Zufaelligkeit des Inhalts hat die Allgemeinheit nur an der Form eines Satzes, in der sie ausgedrueckt ist; aber als sittlicher Satz verspricht er einen allgemeinen und notwendigen Inhalt, und widerspricht so durch die Zufaelligkeit desselben sich selbst.—Wird endlich der Satz so verbessert: dass die Zufaelligkeit der Kenntnis und Ueberzeugung von der Wahrheit wegfallen und die Wahrheit auch gewusst werden solle; so waere dies ein Gebot, welches dem geradezu widerspricht, wovon ausgegangen wurde. Die gesunde Vernunft sollte zuerst unmittelbar die Faehigkeit haben, die Wahrheit auszusprechen; itzt aber ist gesagt, dass sie sie wissen sollte, das heisst, sie nicht unmittelbar auszusprechen wisse.—Von Seite des Inhalts betrachtet, so ist er in der Foderung, man solle die Wahrheit wissen, hinweggefallen; denn sie bezieht sich auf das Wissen ueberhaupt: man soll wissen; was gefodert ist, ist also vielmehr das von allem bestimmten Inhalte freie. Aber hier war von einem bestimmten Inhalt, von einem Unterschiede an der sittlichen Substanz die Rede. Allein diese unmittelbare Bestimmung derselben ist ein solcher Inhalt, der sich vielmehr als eine vollkommene Zufaelligkeit zeigte, und in die Allgemeinheit und Notwendigkeit erhoben, so dass das Wissen als das Gesetz ausgesprochen wird, vielmehr verschwindet.
Ein anderes beruehmtes Gebot ist: Liebe deinen Naechsten als dich selbst. Es ist an den Einzelnen im Verhaeltnisse zu den Einzelnen gerichtet, und behauptet es *als* ein Verhaeltnis des Einzelnen zum Einzelnen, oder als Verhaeltnis der Empfindung. Die taetige Liebe—denn eine untaetige hat kein Sein und ist darum wohl nicht gemeint—geht darauf, Uebel von einem Menschen abzusondern und ihm Gutes zuzufuegen. Zu diesem Behuf muss unterschieden werden, was an ihm das Uebel, was gegen dies Uebel das zweckmaessige Gute, und was ueberhaupt sein Wohl ist; das heisst, ich muss ihn mit Verstand lieben; unverstaendige Liebe wird ihm schaden, vielleicht mehr als Hass. Das verstaendige wesentliche Wohltun ist aber in seiner reichsten und wichtigsten Gestalt, das verstaendige allgemeine Tun des Staats—ein Tun, mit welchem verglichen das Tun des Einzelnen als eines Einzelnen etwas ueberhaupt so Geringfuegiges wird, dass es fast nicht der Muehe wert ist, davon zu sprechen. Jenes Tun ist dabei von so grosser Macht, dass, wenn das einzelne Tun sich ihm entgegensetzen und entweder geradezu fuer sich Verbrechen sein oder einem andern zuliebe das Allgemeine um das Recht und den Anteil, welchen es an ihm hat, betruegen wollte, es ueberhaupt unnuetz sein und unwiderstehlich zerstoert werden wuerde. Es bleibt dem Wohltun, welches Empfindung ist, nur die Bedeutung eines ganz einzelnen Tuns, einer Nothuelfe, die ebenso zufaellig als augenblicklich ist. Der Zufall bestimmt nicht nur seine Gelegenheit, sondern auch dies, ob es ueberhaupt ein Werk ist, ob es nicht sogleich wieder aufgeloest und selbst vielmehr in Uebel verkehrt wird. Dieses Handeln also zum Wohl anderer, das als notwendig ausgesprochen wird, ist so beschaffen, dass es vielleicht existieren kann, vielleicht auch nicht; dass, wenn der Fall zufaelligerweise sich darbietet, es vielleicht ein Werk, vielleicht gut ist, vielleicht auch nicht. Dies Gesetz hat hiemit ebensowenig einen allgemeinen Inhalt als das erste, das betrachtet wurde, und drueckt nicht, wie es als absolutes Sittengesetz sollte, etwas aus, das an und fuer sich ist. Oder solche Gesetze bleiben nur beim Sollen stehen, haben aber keine Wirklichkeit; sie sind nicht Gesetze, sondern nur Gebote.
Es erhellt aber in der Tat aus der Natur der Sache selbst, dass auf einen allgemeinen absoluten Inhalt Verzicht getan werden muss; denn der einfachen Substanz, und ihr Wesen ist dies, einfache zu sein, ist jede Bestimmtheit, die an ihr gesetzt wird, ungemaess. Das Gebot in seiner einfachen Absolutheit spricht selbst unmittelbares sittliches Sein aus; der Unterschied, der an ihm erscheint, ist eine Bestimmtheit, und also ein Inhalt, der unter der absoluten Allgemeinheit dieses einfachen Seins steht. Indem hiemit auf einen absoluten Inhalt Verzicht getan werden muss, kann ihm nur die formale Allgemeinheit, oder dies, dass es sich nicht widerspreche, zukommen, denn die inhaltslose Allgemeinheit ist die formale, und absoluter Inhalt heisst selbst soviel als ein Unterschied, der keiner ist, oder als Inhaltslosigkeit.
Was dem Gesetzgeben uebrig bleibt, ist also die reine Form der Allgemeinheit oder in der Tat die Tautologie des Bewusstseins, welche dem Inhalt gegenuebertritt, und ein Wissen nicht von dem seienden oder eigentlichen Inhalte, sondern von dem Wesen oder der Sichselbstgleichheit desselben ist.
Das sittliche Wesen ist hiemit nicht unmittelbar selbst ein Inhalt, sondern nur ein Massstab, ob ein Inhalt faehig sei, Gesetz zu sein oder nicht, indem er sich nicht selbst widerspricht. Die gesetzgebende Vernunft ist zu einer nur pruefenden Vernunft herabgesetzt.
c. Gesetzpruefende Vernunft
Ein Unterschied an der einfachen sittlichen Substanz ist eine Zufaelligkeit fuer sie, welche wir an dem bestimmten Gebote als Zufaelligkeit des Wissens, der Wirklichkeit und des Tuns hervortreten sahen. Die Vergleichung jenes einfachen Seins und der ihm nicht entsprechenden Bestimmtheit fiel in uns; und die einfache Substanz hat sich darin formale Allgemeinheit oder reines Bewusstsein zu sein gezeigt, das frei von dem Inhalte ihm gegenuebertritt, und ein Wissen von ihm als dem bestimmten ist. Diese Allgemeinheit bleibt auf diese Weise dasselbe, was die Sache selbst war. Aber sie ist im Bewusstsein ein anderes; sie ist naemlich nicht mehr die gedankenlose traege Gattung, sondern bezogen auf das Besondere, und geltend fuer dessen Macht und Wahrheit.—Dies Bewusstsein scheint zunaechst dasselbe Pruefen, welches wir vorhin waren, und sein Tun nichts anderes sein zu koennen, als schon geschehen ist, eine Vergleichung des Allgemeinen mit dem Bestimmten, woraus sich ihre Unangemessenheit wie vorhin ergaebe. Aber das Verhaeltnis des Inhalts zum Allgemeinen ist hier ein anderes, indem dieses eine andere Bedeutung gewonnen hat; es ist formale Allgemeinheit, deren der bestimmte Inhalt faehig ist, denn in ihr wird er nur in Beziehung auf sich selbst betrachtet. Bei unserm Pruefen stand die allgemeine gediegene Substanz der Bestimmtheit gegenueber, welche sich als Zufaelligkeit des Bewusstseins, worein die Substanz eintrat, entwickelte. Hier ist das ein Glied der Vergleichung verschwunden; das Allgemeine ist nicht mehr die seiende und geltende Substanz, oder das an und fuer sich Rechte, sondern einfaches Wissen oder Form, welche einen Inhalt nur mit sich selbst vergleicht, und ihn betrachtet, ob er eine Tautologie ist. Es werden Gesetze nicht mehr gegeben, sondern geprueft; und die Gesetze sind fuer das pruefende Bewusstsein schon gegeben; es nimmt ihren Inhalt auf, wie er einfach ist, ohne in die Betrachtung der seiner Wirklichkeit anklebenden Einzelnheit und Zufaelligkeit einzugehen, wie wir taten, sondern bleibt bei dem Gebote als Gebote stehen, und verhaelt sich ebenso einfach gegen es, als es sein Massstab ist.
Dies Pruefen reicht aber aus diesem Grunde nicht weit; eben indem der Massstab die Tautologie und gleichgueltig gegen den Inhalt ist, nimmt er ebensogut diesen als den entgegengesetzten in sich auf.—Es ist die Frage, soll es an und fuer sich Gesetz sein, dass Eigentum sei; an und fuer sich, nicht aus Nuetzlichkeit fuer andere Zwecke; die sittliche Wesenheit besteht eben darin, dass das Gesetz nur sich selbst gleiche, und durch diese Gleichheit mit sich also in seinem eignen Wesen gegruendet, nicht ein bedingtes sei. Das Eigentum an und fuer sich widerspricht sich nicht; es ist eine isolierte oder nur sich selbst gleich gesetzte Bestimmtheit. Nichteigentum, Herrenlosigkeit der Dinge oder Guetergemeinschaft widerspricht sich gerade ebensowenig. Dass etwas niemand gehoert, oder dem naechsten besten, der sich in Besitz setzt, oder allen zusammen, und jedem nach seinem Beduerfnisse oder zu gleichen Teilen, ist eine einfache Bestimmtheit, ein formaler Gedanke, wie sein Gegenteil, das Eigentum.—Wenn das herrenlose Ding freilich betrachtet wird als ein notwendiger Gegenstand des Beduerfnisses, so ist es notwendig, dass es der Besitz irgendeines einzelnen werde; und es waere widersprechend, vielmehr die Freiheit des Dinges zum Gesetze zu machen. Unter der Herrenlosigkeit des Dinges ist aber auch nicht eine absolute Herrenlosigkeit gemeint, sondern es soll in Besitz kommen, nach dem Beduerfnisse des einzelnen; und zwar nicht um aufbewahrt, sondern um unmittelbar gebraucht zu werden. Aber so ganz nur nach der Zufaelligkeit fuer das Beduerfnis zu sorgen, ist der Natur des bewussten Wesens, von dem allein die Rede ist, widersprechend; denn es muss sich sein Beduerfnis in der Form der Allgemeinheit vorstellen, fuer seine ganze Existenz sorgen, und sich ein bleibendes Gut erwerben. So stimmte also der Gedanke, dass ein Ding dem naechsten selbstbewussten Leben nach seinem Beduerfnisse zufaelligerweise zuteil werde, nicht mit sich selbst ueberein.—In der Guetergemeinschaft, worin auf eine allgemeine und bleibende Weise dafuer gesorgt waere, wird jedem entweder soviel zuteil, als er braucht, so widerspricht diese Ungleichheit und das Wesen des Bewusstseins, dem die Gleichheit der Einzelnen Prinzip ist, einander. Oder es wird nach dem letztern Prinzip gleich ausgeteilt, so hat der Anteil nicht die Beziehung auf das Beduerfnis, welche doch allein sein Begriff ist.
Allein wenn auf diese Weise das Nichteigentum widersprechend erscheint, so geschieht es nur darum, weil es nicht als einfache Bestimmtheit gelassen worden ist. Dem Eigentum geht es ebenso, wenn es in Momente aufgeloest wird. Das einzelne Ding, das mein Eigentum ist, gilt damit fuer ein Allgemeines, Befestigtes, Bleibendes; dies widerspricht aber seiner Natur, die darin besteht, gebraucht zu werden und zu verschwinden. Es gilt zugleich fuer das Meinige, das alle andern anerkennen, und sich davon ausschliessen. Aber darin, dass ich anerkannt bin, liegt vielmehr meine Gleichheit mit allen, das Gegenteil der Ausschliessung.—Was ich besitze, ist ein Ding, d.h. ein Sein fuer Andre ueberhaupt, ganz allgemein und unbestimmt nur fuer mich zu sein; dass Ich es besitze, widerspricht seiner allgemeinen Dingheit. Eigentum widerspricht sich daher nach allen Seiten ebensosehr als Nichteigentum; jedes hat diese beiden entgegengesetzten, sich widersprechenden Momente der Einzelnheit und Allgemeinheit an ihm.—Aber jede dieser Bestimmtheiten einfach vorgestellt, als Eigentum oder Nichteigentum, ohne weitere Entwicklung, ist eine so einfach als die andere, das heisst, sich nicht widersprechend.—Der Massstab des Gesetzes, den die Vernunft an ihr selbst hat, passt daher allem gleich gut, und ist hiemit in der Tat kein Massstab.—Es muesste auch sonderbar zugehen, wenn die Tautologie, der Satz des Widerspruchs, der fuer die Erkenntnis theoretischer Wahrheit nur als ein formelles Kriterium zugestanden wird, das heisst, als etwas, das gegen Wahrheit und Unwahrheit ganz gleichgueltig sei, fuer die Erkenntnis praktischer Wahrheit mehr sein sollte.
In den beiden soeben betrachteten Momenten der Erfuellung des vorher leeren geistigen Wesens hat sich das Setzen von unmittelbaren Bestimmtheiten an der sittlichen Substanz, und dann das Wissen von ihnen, ob sie Gesetze sind, aufgehoben. Das Resultat scheint hiemit dieses zu sein, dass weder bestimmte Gesetze noch ein Wissen derselben stattfinden koenne. Allein die Substanz ist das Bewusstsein von sich als der absoluten Wesenheit, welches hiemit weder den Unterschied an ihr noch das Wissen von ihm aufgeben kann. Dass das Gesetzgeben und Gesetzpruefen sich als nichtig erwies, hat diese Bedeutung, dass beides einzeln und isoliert genommen nur haltungslose Momente des sittlichen Bewusstseins sind; und die Bewegung, in welcher sie auftreten, hat den formalen Sinn, dass die sittliche Substanz sich dadurch als Bewusstsein darstellt.
Insofern diese beiden Momente naehere Bestimmungen des Bewusstseins der Sache selbst sind, koennen sie als Formen der Ehrlichkeit angesehen werden, die, wie sonst mit ihren formalen Momenten, sich itzt mit einem seinsollenden Inhalt des Guten und Rechten und einem Pruefen solcher festen Wahrheit herumtreibt, und in der gesunden Vernunft und verstaendigen Einsicht die Kraft und Gueltigkeit der Gebote zu haben meint.
Ohne diese Ehrlichkeit aber gelten die Gesetze nicht als Wesen des Bewusstseins und das Pruefen ebenso nicht als Tun innerhalb desselben; sondern diese Momente druecken, wie sie jedes fuer sich unmittelbar als eine Wirklichkeit auftreten, das eine ein ungueltiges Aufstellen und Sein wirklicher Gesetze und das andre eine ebenso ungueltige Befreiung von denselben aus. Das Gesetz hat als bestimmtes Gesetz einen zufaelligen Inhalt—dies hat hier die Bedeutung, dass es Gesetz eines einzelnen Bewusstseins von einem willkuerlichen Inhalt ist. Jenes unmittelbare Gesetzgeben ist also der tyrannische Frevel, der die Willkuer zum Gesetze macht, und die Sittlichkeit zu einem Gehorsame gegen sie—gegen Gesetze, die nur Gesetze, nicht zugleich Gebote sind. So wie das zweite Moment, insofern es isoliert ist, das Pruefen der Gesetze, das Bewegen des Unbewegbaren und den Frevel des Wissens bedeutet, der sich von den absoluten Gesetzen frei raesoniert, und sie fuer eine ihm fremde Willkuer nimmt.
In beiden Formen sind diese Momente ein negatives Verhaeltnis zur Substanz oder dem realen geistigen Wesen; oder in ihnen hat die Substanz noch nicht ihre Realitaet, sondern das Bewusstsein enthaelt sie noch in der Form seiner eignen Unmittelbarkeit, und sie ist nur erst ein Willen und Wissen dieses Individuums, oder das Sollen eines unwirklichen Gebots, und ein Wissen der formalen Allgemeinheit. Aber indem diese Weisen sich aufhoben, ist das Bewusstsein in das Allgemeine zurueckgegangen, und jene Gegensaetze sind verschwunden. Das geistige Wesen ist dadurch wirkliche Substanz, dass diese Weisen nicht einzeln gelten, sondern nur als aufgehobne, und die Einheit, worin sie nur Momente sind, ist das Selbst des Bewusstseins, welches nunmehr in dem geistigen Wesen gesetzt, dasselbe zum wirklichen, erfuellten und selbstbewussten macht.
Das geistige Wesen ist hiemit vors erste fuer das Selbstbewusstsein als an sich seiendes Gesetz; die Allgemeinheit des Pruefens, welche die formale nicht an sich seiende war, ist aufgehoben. Es ist ebenso ein ewiges Gesetz, welches nicht in dem Willen dieses Individuums seinen Grund hat, sondern es ist an und fuer sich, der absolute reine Willen aller, der die Form des unmittelbaren Seins hat. Er ist auch nicht ein Gebot, das nur sein soll, sondern er ist und gilt; es ist das allgemeine Ich der Kategorie, das unmittelbar die Wirklichkeit ist, und die Welt ist nur diese Wirklichkeit. Indem aber dieses seiende Gesetz schlechthin gilt, so ist der Gehorsam des Selbstbewusstseins nicht der Dienst gegen einen Herrn, dessen Befehle eine Willkuer waere, und worin es sich nicht erkennte. Sondern die Gesetze sind Gedanken seines eignen absoluten Bewusstseins, welche es selbst unmittelbar hat. Es glaubt auch nicht an sie, denn der Glauben schaut wohl auch das Wesen, aber ein fremdes an. Das sittliche Selbst_bewusstsein ist durch die Allgemeinheit seines Selbsts unmittelbar mit dem Wesen eins; der Glauben hingegen faengt von dem einzelnen Bewusstsein an, er ist die Bewegung desselben, immer dieser Einheit zuzugehen, ohne die Gegenwart seines Wesens zu erreichen.—Jenes Bewusstsein hingegen hat sich als einzelnes aufgehoben, diese Vermittlung ist vollbracht, und nur dadurch, dass sie vollbracht ist, ist es unmittelbares Selbstbewusstsein der sittlichen Substanz.
Der Unterschied des Selbstbewusstseins von dem Wesen ist also vollkommen durchsichtig. Dadurch sind die Unterschiede an dem Wesen selbst nicht zufaellige Bestimmtheiten, sondern um der Einheit des Wesens und des Selbstbewusstseins willen, von welchem allein die Ungleichheit kommen koennte, sind sie die Massen ihrer von ihrem Leben durchdrungenen Gegliederung, sich selbst klare unentzweite Geister, makellose himmlische Gestalten, die in ihren Unterschieden die unentweihte Unschuld und Einmuetigkeit ihres Wesens erhalten.—Das Selbstbewusstsein ist ebenso einfaches, klares Verhaeltnis zu ihnen. Sie sind, und weiter nichts—macht das Bewusstsein seines Verhaeltnisses aus. So gelten sie der Antigone des Sophokles als der Goetter ungeschriebnes und untruegliches Recht nicht etwa jetzt und gestern, sondern immerdarlebt es, und keiner weiss, von wannen es erschien. Sie sind. Wenn ich nach Ihrer Entstehung frage, und sie auf den Punkt ihres Ursprungs einenge, so bin ich darueber hinausgegangen; denn ich bin nunmehr das Allgemeine, sie aber das Bedingte und Beschraenkte. Wenn sie sich meiner Einsicht legitimieren sollen, so habe ich schon ihr unwankendes An-sich-sein bewegt, und betrachte sie als etwas, das vielleicht wahr, vielleicht auch nicht wahr fuer mich sei. Die sittliche Gesinnung besteht eben darin, unverrueckt in dem fest zu beharren, was das Rechte ist, und sich alles Bewegens, Ruettelns und Zurueckfuehrens desselben zu enthalten. —Es wird ein Depositum bei mir gemacht; es ist das Eigentum eines andern, und ich anerkenne es, weil es so ist, und erhalte mich unwankend in diesem Verhaeltnisse. Behalte ich fuer mich das Depositum, so begehe ich nach dem Prinzipe meines Pruefens, der Tautologie, ganz und gar keinen Widerspruch; denn alsdenn sehe ich es nicht mehr fuer das Eigentum eines andern an; etwas behalten, das ich nicht fuer das Eigentum eines andern ansehe, ist vollkommen konsequent. Die Aenderung der Ansicht ist kein Widerspruch, denn es ist nicht um sie als Ansicht, sondern um den Gegenstand und Inhalt zu tun, der sich nicht widersprechen soll. So sehr ich—wie ich tue, wenn ich etwas wegschenke—die Ansicht, dass etwas mein Eigentum ist, in die Ansicht, dass es das Eigentum eines andern ist, veraendern kann, ohne dadurch eines Widerspruches schuldig zu werden, ebensosehr kann ich den umgekehrten Weg gehen.—Nicht darum also, weil ich etwas sich nicht widersprechend finde, ist es Recht; sondern weil es das Rechte ist, ist es Recht. Dass etwas das Eigentum des andern ist, dies liegt zum Grunde; darueber habe ich nicht zu raesonieren, noch mancherlei Gedanken, Zusammenhaenge, Ruecksichten aufzusuchen oder mir einfallen zu lassen; weder ans Gesetzgeben noch ans Pruefen zu denken; durch solcherlei Bewegungen meines Gedankens verrueckte ich jenes Verhaeltnis, indem ich in der Tat nach Belieben meinem unbestimmten tautologischen Wissen das Gegenteil ebensowohl gemaess, und es also zum Gesetze machen koennte. Sondern ob diese oder die entgegengesetzte Bestimmung das Rechte sei, ist an und fuer sich bestimmt; ich fuer mich koennte, welche ich wollte, und ebensogut keine zum Gesetze machen, und bin, indem ich zu pruefen anfange, schon auf unsittlichem Wege. Dass das Rechte mir an und fuer sich ist, dadurch bin ich in der sittlichen Substanz; so ist sie das Wesen des Selbstbewusstseins; dieses aber ist ihre Wirklichkeit und Dasein, ihr Selbst und Willen.
Die Vernunft ist Geist, indem die Gewissheit, alle Realitaet zu sein, zur Wahrheit erhoben, und sie sich ihrer selbst als ihrer Welt und der Welt als ihrer selbst bewusst ist.—Das Werden des Geistes zeigte die unmittelbar vorhergehende Bewegung auf, worin der Gegenstand des Bewusstseins, die reine Kategorie, zum Begriffe der Vernunft sich erhob. In der beobachtenden Vernunft ist diese reine Einheit des Ich und des Seins, des Fuer-sich- und des An-sich- seins, als das An-sich oder als Sein bestimmt, und das Bewusstsein der Vernunft findet sie. Aber die Wahrheit des Beobachtens ist vielmehr das Aufheben dieses unmittelbaren findenden Instinkts, dieses bewusstlosen Daseins derselben. Die angeschaute Kategorie, das gefundne Ding tritt in das Bewusstsein als das Fuer-sich-sein des Ich, welches sich nun im gegenstaendlichen Wesen als das Selbst weiss. Aber diese Bestimmung der Kategorie, als des Fuer-sich-seins entgegengesetzt dem An-sich-sein, ist ebenso einseitig und ein sich selbst aufhebendes Moment. Die Kategorie wird daher fuer das Bewusstsein bestimmt, wie sie in ihrer allgemeinen Wahrheit ist, als an-und fuersich_seiendes Wesen. Diese noch abstrakte Bestimmung, welche die Sache selbst ausmacht, ist erst das geistige Wesen, und sein Bewusstsein ein formales Wissen von ihm, das sich mit mancherlei Inhalt desselben herumtreibt; es ist von der Substanz in der Tat noch als ein Einzelnes unterschieden, gibt entweder willkuerliche Gesetze, oder meint die Gesetze, wie sie an und fuer sich sind, in seinem Wissen als solchem zu haben; und haelt sich fuer die beurteilende Macht derselben.—Oder von der Seite der Substanz betrachtet, so ist diese das an-und fuersichseiende geistige Wesen, welches noch nicht Bewusstsein seiner selbst ist.—Das an-und fuersichseiende Wesen aber, welches sich zugleich als Bewusstsein wirklich und sich sich selbst vorstellt, ist der Geist.
Sein geistiges Wesen ist schon als die sittliche Substanz bezeichnet worden; der Geist aber ist die sittliche Wirklichkeit. Er ist das Selbst des wirklichen Bewusstseins, dem er oder vielmehr das sich als gegenstaendliche wirkliche Welt gegenuebertritt, welche aber ebenso fuer das Selbst alle Bedeutung eines Fremden, so wie das Selbst alle Bedeutung eines von ihr getrennten, abhaengigen oder unabhaengigen Fuer-sich-seins verloren hat. Die Substanz und das allgemeine, sichselbstgleiche, bleibende Wesen—ist er der unverrueckte und unaufgeloeste Grund und Ausgangspunkt des Tuns Aller,—und ihr Zweck und Ziel, als das gedachte An-sich aller Selbstbewusstsein.—Diese Substanz ist ebenso das allgemeine Werk, das sich durch das Tun Aller und jeder als ihre Einheit und Gleichheit erzeugt, denn sie ist das Fuer-sich-sein, das Selbst, das Tun. Als die Substanz ist der Geist die unwankende gerechte Sichselbstgleichheit; aber als Fuer-sich-sein ist sie das aufgeloeste, das sich aufopfernde guetige Wesen, an dem jeder sein eignes Werk vollbringt, das allgemeine Sein zerreisst und sich seinen Teil davon nimmt. Diese Aufloesung und Vereinzelung des Wesens ist eben das Moment des Tuns und Selbsts Aller; es ist die Bewegung und Seele der Substanz, und das bewirkte allgemeine Wesen. Gerade darin dass sie das im Selbst aufgeloeste Sein ist, ist sie nicht das tote Wesen, sondern wirklich und lebendig.
Der Geist ist hiemit das sich selbst tragende absolute reale Wesen. Alle bisherigen Gestalten des Bewusstseins sind Abstraktionen desselben; sie sind dies, dass er sich analysiert, seine Momente unterscheidet, und bei einzelnen verweilt. Dies Isolieren solcher Momente hat ihn selbst zur Voraussetzung und zum Bestehen, oder es existiert nur in ihm, der die Existenz ist. Sie haben so isoliert den Schein, als ob sie als solche waeren; aber wie sie nur Momente oder verschwindende Groessen sind, zeigte ihre Fortwaelzung und Rueckgang in ihren Grund und Wesen; und dies Wesen eben ist diese Bewegung und Aufloesung dieser Momente. Hier, wo der Geist oder die Reflexion derselben in sich selbst gesetzt ist, kann unsre Reflexion an sie nach dieser Seite kurz erinnern, sie waren Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Vernunft. Der Geist ist also Bewusstsein ueberhaupt, was sinnliche Gewissheit, Wahrnehmen und den Verstand in sich begreift, insofern er in der Analyse seiner selbst das Moment festhaelt, dass er sich gegenstaendliche, seiende Wirklichkeit ist, und davon abstrahiert, dass diese Wirklichkeit sein eignes Fuer-sich-sein ist. Haelt er im Gegenteil das andre Moment der Analyse fest, dass sein Gegenstand sein Fuer-sich-sein ist, so ist er Selbstbewusstsein. Aber als unmittelbares Bewusstsein des An-und Fuer-sich-seins, als Einheit des Bewusstseins und des Selbstbewusstseins ist er das Bewusstsein, das Vernunft hat, das, wie das Haben es bezeichnet, den Gegenstand hat als an sich vernuenftig bestimmt, oder vom Werte der Kategorie, aber so, dass er noch fuer das Bewusstsein desselben den Wert der Kategorie nicht hat. Er ist das Bewusstsein, aus dessen Betrachtung wir soeben herkommen. Diese Vernunft, die er hat, endlich als eine solche von ihm angeschaut, die Vernunft ist, oder die Vernunft, die in ihm wirklich und die seine Welt ist, so ist er in seiner Wahrheit; er ist der Geist, er ist das wirkliche sittliche Wesen.
Der Geist ist das sittliche Leben eines Volks, insofern er die unmittelbare Wahrheit ist; das Individuum, das eine Welt ist. Er muss zum Bewusstsein ueber das, was er unmittelbar ist, fortgehen, das schoene sittliche Leben aufheben, und durch eine Reihe von Gestalten zum Wissen seiner selbst gelangen. Diese unterscheiden sich aber von den vorhergehenden dadurch, dass sie die realen Geister sind, eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewusstseins, Gestalten einer Welt.
Die lebendige sittliche Welt ist der Geist in seiner Wahrheit; wie er zunaechst zum abstrakten Wissen seines Wesens kommt, geht die Sittlichkeit in der formalen Allgemeinheit des Rechts unter. Der in sich selbst nunmehr entzweite Geist beschreibt in seinem gegenstaendlichen Elemente als in einer harten Wirklichkeit die eine seiner Welten, das Reich der Bildung, und ihr gegenueber im Elemente des Gedankens die Welt des Glaubens, das Reich des Wesens. Beide Welten aber von dem Geiste, der aus diesem Verluste seiner selbst in sich geht, von dem Begriffe erfasst, werden durch die Einsicht und ihre Verbreitung, die Aufklaerung, verwirrt und revolutioniert, und das in das Diesseits und Jenseits verteilte und ausgebreitete Reich kehrt in das Selbstbewusstsein zurueck, das nun in der Moralitaet sich als die Wesenheit und das Wesen als wirkliches Selbst erfasst, seine Welt und ihren Grund nicht mehr aus sich heraussetzt, sondern alles in sich verglimmen laesst, und als Gewissen der seiner selbst gewisse Geist ist.
Die sittliche Welt, die in das Diesseits und Jenseits zerrissene Welt und die moralische Weltanschauung sind also die Geister, deren Bewegung und Rueckgang in das einfache fuersichseiende Selbst des Geistes sich entwickeln, und als deren Ziel und Resultat das wirkliche Selbstbewusstsein des absoluten Geistes hervortreten wird.
A. Der wahre Geist,die Sittlichkeit
Der Geist ist in seiner einfachen Wahrheit Bewusstsein, und schlaegt seine Momente auseinander. Die Handlung trennt ihn in die Substanz und das Bewusstsein derselben; und trennt ebensowohl die Substanz als das Bewusstsein. Die Substanz tritt als allgemeines Wesen und Zweck, sich als der vereinzelnten Wirklichkeit gegenueber; die unendliche Mitte ist das Selbstbewusstsein, welches an sich Einheit seiner und der Substanz, es nun fuer sich wird, das allgemeine Wesen und seine vereinzelnte Wirklichkeit vereint, diese zu jenem erhebt, und sittlich handelt—und jenes zu dieser herunterbringt, und den Zweck, die nur gedachte Substanz ausfuehrt; es bringt die Einheit seines Selbsts und der Substanz als sein Werk und damit als Wirklichkeit hervor.
In dem Auseinandertreten des Bewusstseins hat die einfache Substanz den Gegensatz teils gegen das Selbstbewusstsein erhalten, teils stellt sie damit ebensosehr an ihr selbst die Natur des Bewusstseins, sich in sich selbst zu unterscheiden, als eine in ihre Massen gegliederte Welt dar. Sie spaltet sich also in ein unterschiednes sittliches Wesen, in ein menschliches und goettliches Gesetz. Ebenso das ihr gegenuebertretende Selbstbewusstsein teilt sich nach seinem Wesen der einen dieser Maechte zu, und als Wissen in die Unwissenheit dessen, was es tut, und in das Wissen desselben, das deswegen ein betrognes Wissen ist. Es erfaehrt also in seiner Tat sowohl den Widerspruch jener Maechte, worein die Substanz sich entzweite, und ihre gegenseitige Zerstoerung, wie den Widerspruch seines Wissens von der Sittlichkeit seines Handelns—mit dem, was an und fuer sich sittlich ist, und findet seinen eignen Untergang. In der Tat aber ist die sittliche Substanz durch diese Bewegung zum wirklichen Selbstbewusstsein geworden, oder dieses Selbst zum An-und Fuersich_seienden, aber darin ist eben die Sittlichkeit zugrunde gegangen.
a. Die sittliche Welt,das menschliche und goettliche Gesetz,der Mann und das Weib
Die einfache Substanz des Geistes teilt sich als Bewusstsein. Oder wie das Bewusstsein des abstrakten, des sinnlichen Seins in die Wahrnehmung uebergeht, so auch die unmittelbare Gewissheit des realen, sittlichen Seins; und wie fuer die sinnliche Wahrnehmung das einfache Sein ein Ding von vielen Eigenschaften wird, so ist fuer die sittliche der Fall des Handelns eine Wirklichkeit von vielen sittlichen Beziehungen. Jener zieht sich aber die unnuetze Vielheit der Eigenschaften in den wesentlichen Gegensatz der Einzelnheit und Allgemeinheit zusammen, und noch mehr dieser, die das gereinigte, substantielle Bewusstsein ist, wird die Vielheit der sittlichen Momente das Zwiefache eines Gesetzes der Einzelnheit und eines der Allgemeinheit. Jede dieser Massen der Substanz bleibt aber der ganze Geist; wenn in der sinnlichen Wahrnehmung die Dinge keine andre Substanz als die beiden Bestimmungen der Einzelnheit und der Allgemeinheit haben, so druecken sie hier nur den oberflaechlichen Gegensatz der beiden Seiten gegeneinander aus.
Die Einzelnheit hat an dem Wesen, das wir hier betrachten, die Bedeutung des Selbstbewusstseins ueberhaupt, nicht eines einzelnen zufaelligen Bewusstseins. Die sittliche Substanz ist also in dieser Bestimmung die wirkliche Substanz, der absolute Geist in der Vielheit des daseienden Bewusstseins realisiert; er ist das Gemeinwesen, welches fuer uns bei dem Eintritt in die praktische Gestaltung der Vernunft ueberhaupt das absolute Wesen war, und hier in seiner Wahrheit fuer sich selbst als bewusstes sittliches Wesen, und als das Wesen fuer das Bewusstsein, das wir zum Gegenstande haben, hervorgetreten ist. Es ist Geist, welcher fuer sich, indem er im Gegenschein der Individuen sich,—und an sich oder Substanz ist, indem er sie in sich erhaelt. Als die wirkliche Substanz ist er ein Volk, als wirkliches Bewusstsein Buerger des Volkes. Dies Bewusstsein hat an dem einfachen Geiste sein Wesen, und die Gewissheit seiner selbst in der Wirklichkeit dieses Geistes, dem ganzen Volke, und unmittelbar darin seine Wahrheit, also nicht in etwas, das nicht wirklich ist, sondern in einem Geiste, der existiert und gilt.
Dieser Geist kann das menschliche Gesetz genannt werden, weil er wesentlich in der Form der ihrer selbst bewussten Wirklichkeit ist. Er ist in der Form der Allgemeinheit das bekannte Gesetz und die vorhandene Sitte; in der Form der Einzelnheit ist er die wirkliche Gewissheit seiner selbst in dem Individuum ueberhaupt, und die Gewissheit seiner als einfacher Individualitaet ist er als Regierung; seine Wahrheit ist die offene an dem Tag liegende Gueltigkeit; eine Existenz, welche fuer die unmittelbare Gewissheit in die Form des frei entlassenen Daseins tritt.
Dieser sittlichen Macht und Offenbarkeit tritt aber eine andere Macht, das goettliche Gesetz, gegenueber. Denn die sittliche Staatsmacht hat als die Bewegung des sich bewussten Tuns an dem einfachen und unmittelbaren Wesen der Sittlichkeit ihren Gegensatz; als wirkliche Allgemeinheit ist sie eine Gewalt gegen das individuelle Fuer-sich-sein; und als Wirklichkeit ueberhaupt hat sie an dem innern Wesen noch ein Anders, als sie ist.
Es ist schon erinnert worden, dass jede der entgegengesetzten Weisen der sittlichen Substanz zu existieren sie ganz und alle Momente ihres Inhalts enthaelt. Wenn also das Gemeinwesen sie als das seiner bewusste wirkliche Tun ist, so hat die andere Seite die Form der unmittelbaren oder seienden Substanz. Diese ist so einerseits der innre Begriff oder die allgemeine Moeglichkeit der Sittlichkeit ueberhaupt, hat aber anderseits das Moment des Selbstbewusstseins ebenso an ihr. Dieses in diesem Elemente der Unmittelbarkeit oder des Seins die Sittlichkeit ausdrueckend, oder ein unmittelbares Bewusstsein seiner wie als Wesens so als dieses Selbsts in einem Andern, das heisst, ein natuerliches sittliches Gemeinwesen,—ist die Familie. Sie steht als der bewusstlose noch innre Begriff seiner sich bewussten Wirklichkeit, als das Element der Wirklichkeit des Volks, dem Volke selbst, als unmittelbares sittliches Sein,—der durch die Arbeit fuer das Allgemeine sich bildenden und erhaltenden Sittlichkeit, die Penaten dem allgemeinen Geiste gegenueber.
Ob sich aber wohl das sittliche Sein der Familie als das unmittelbare bestimmt, so ist sie innerhalb ihrer sittliches Wesen nicht, insofern sie das Verhaeltnis der Natur ihrer Glieder, oder deren Beziehung die unmittelbare einzelner wirklicher ist; denn das sittliche ist an sich allgemein, und dies Verhaeltnis der Natur ist wesentlich ebensosehr ein Geist, und nur als geistiges Wesen sittlich. Es ist zu sehen, worin seine eigentuemliche Sittlichkeit besteht.—Zunaechst, weil das Sittliche das an sich Allgemeine ist, ist die sittliche Beziehung der Familienglieder nicht die Beziehung der Empfindung oder das Verhaeltnis der Liebe. Das Sittliche scheint nun in das Verhaeltnis des einzelnen Familiengliedes zur ganzen Familie als der Substanz gelegt werden zu muessen; so dass sein Tun und Wirklichkeit nur sie zum Zweck und Inhalt hat. Aber der bewusste Zweck, den das Tun dieses Ganzen, insofern er auf es selbst geht, hat, ist selbst das Einzelne. Die Erwerbung und Erhaltung von Macht und Reichtum geht teils nur auf das Beduerfnis und gehoert der Begierde an; teils wird sie in ihrer hoehern Bestimmung etwas nur Mittelbares. Diese Bestimmung faellt nicht in die Familie selbst, sondern geht auf das wahrhaft Allgemeine, das Gemeinwesen; sie ist vielmehr negativ gegen die Familie, und besteht darin, den Einzelnen aus ihr herauszusetzen, seine Natuerlichkeit und Einzelnheit zu unterjochen, und ihn zur Tugend, zum Leben in und fuers Allgemeine zu ziehen. Der der Familie eigentuemliche, positive Zweck ist der Einzelne als solcher. Dass nun diese Beziehung sittlich sei, kann er nicht, weder der, welcher handelt, noch der, auf welchen sich die Handlung bezieht, nach einer Zufaelligkeit auftreten, wie etwa in irgendeiner Huelfe oder Dienstleistung geschieht. Der Inhalt der sittlichen Handlung muss substantiell oder ganz und allgemein sein; sie kann sich daher nur auf den ganzen Einzelnen, oder auf ihn als allgemeinen beziehen. Auch dies wieder nicht etwa so, dass sich nur vorgestellt waere, eine Dienstleistung foerdere sein ganzes Glueck, waehrend sie so, wie sie unmittelbare und wirkliche Handlung ist, nur etwas Einzelnes an ihm tut;—noch dass sie auch wirklich als Erziehung, in einer Reihe von Bemuehungen, ihn als Ganzes zum Gegenstand hat und als Werk hervorbringt; wo ausser dem gegen die Familie negativen Zwecke die wirkliche Handlung nur einen beschraenkten Inhalt hat; —ebensowenig endlich, dass sie eine Nothuelfe ist, wodurch in Wahrheit der ganze Einzelne errettet wird; denn sie ist selbst eine voellig zufaellige Tat, deren Gelegenheit eine gemeine Wirklichkeit ist, welche sein und auch nicht sein kann. Die Handlung also, welche die ganze Existenz des Blutsverwandten umfasst, und ihn—nicht den Buerger, denn dieser gehoert nicht der Familie an, noch den, der Buerger werden und aufhoeren soll, als dieser Einzelne zu gelten, sondern ihn, diesen der Familie angehoerigen Einzelnen, als ein allgemeines, der sinnlichen, d.i. einzelnen Wirklichkeit enthobenes Wesen zu ihrem Gegenstande und Inhalt hat, betrifft nicht mehr den Lebenden, sondern den Toten, der aus der langen Reihe seines zerstreuten Daseins sich in die vollendete eine Gestaltung zusammengefasst, und aus der Unruhe des zufaelligen Lebens sich in die Ruhe der einfachen Allgemeinheit erhoben hat.—Weil er nur als Buerger wirklich und substantiell ist, so ist der Einzelne, wie er nicht Buerger ist, und der Familie angehoert, nur der unwirkliche marklose Schatten.
Diese Allgemeinheit, zu der der Einzelne als solcher gelangt, ist das reine Sein, der Tod; es ist das unmittelbare natuerliche Gewordensein, nicht das Tun eines Bewusstseins. Die Pflicht des Familiengliedes ist deswegen, diese Seite hinzuzufuegen, damit auch sein letztes Sein, dies allgemeine Sein, nicht allein der Natur angehoere und etwas Unvernuenftiges bleibe, sondern dass es ein getanes, und das Recht des Bewusstseins in ihm behauptet sei. Oder der Sinn der Handlung ist vielmehr, dass, weil in Wahrheit die Ruhe und Allgemeinheit des seiner selbst bewussten Wesens nicht der Natur angehoert, der Schein eines solchen Tuns hinwegfalle, den sich die Natur angemasst, und die Wahrheit hergestellt werde.—Was die Natur an ihm tat, ist die Seite, von welcher sein Werden zum Allgemeinen sich als die Bewegung eines Seienden darstellt. Sie faellt zwar selbst innerhalb des sittlichen Gemeinwesens und hat dieses zum Zwecke; der Tod ist die Vollendung und hoechste Arbeit, welche das Individuum als solches fuer es uebernimmt. Aber insofern es wesentlich einzelnes ist, ist es zufaellig, dass sein Tod unmittelbar mit seiner Arbeit fuers Allgemeine zusammenhing, und Resultat derselben war, teils wenn er's war, ist er die natuerliche Negativitaet und die Bewegung des Einzelnen als Seienden, worin das Bewusstsein nicht in sich zurueckkehrt und Selbstbewusstsein wird; oder indem die Bewegung des Seienden diese ist, dass es aufgehoben wird und zum Fuer-sich-sein gelangt, ist der Tod die Seite der Entzweiung, worin das Fuer-sich-sein, das erlangt wird, ein anderes ist als das Seiende, welches in die Bewegung eintrat.—Weil die Sittlichkeit der Geist in seiner unmittelbaren Wahrheit ist, so fallen die Seiten, in die sein Bewusstsein auseinandertritt, auch in diese Form der Unmittelbarkeit, und die Einzelnheit tritt in diese abstrakte Negativitaet herueber, welche ohne Trost und Versoehnung an sich selbst, sie wesentlich durch eine wirkliche und aeusserliche Handlung empfangen muss.—Die Blutsverwandtschaft ergaenzt also die abstrakte natuerliche Bewegung dadurch, dass sie die Bewegung des Bewusstseins hinzufuegt, das Werk der Natur unterbricht, und den Blutsverwandten der Zerstoerung entreisst, oder besser, weil die Zerstoerung, sein Werden zum reinen Sein, notwendig ist, selbst die Tat der Zerstoerung ueber sich nimmt.—Es koemmt hiedurch zustande, dass auch das tote, das allgemeine Sein ein in sich zurueckgekehrtes, ein Fuer-sich-sein, oder die kraftlose reine einzelne Einzelnheit zur allgemeinen Individualitaet erhoben wird. Der Tote, da er sein Sein von seinem Tun oder negativen Eins freigelassen, ist die leere Einzelnheit, nur ein passives Sein fuer Anderes, aller niedrigen vernunftlosen Individualitaet und den Kraeften abstrakter Stoffe preisgegeben, wovon jene um des Lebens willen, das sie hat, diese um ihrer negativen Natur willen itzt maechtiger sind als er. Dies ihn entehrende Tun bewusstloser Begierde und abstrakter Wesen haelt die Familie von ihm ab, setzt das ihrige an die Stelle, und vermaehlt den Verwandten dem Schosse der Erde, der elementarischen unvergaenglichen Individualitaet; sie macht ihn hierdurch zum Genossen eines Gemeinwesens, welches vielmehr die Kraefte der einzelnen Stoffe und die niedrigen Lebendigkeiten, die gegen ihn frei werden und ihn zerstoeren wollten, ueberwaeltigt und gebunden haelt.
Diese letzte Pflicht macht also das vollkommene goettliche Gesetz, oder die positive sittliche Handlung gegen den Einzelnen aus. Alles andre Verhaeltnis gegen ihn, das nicht in der Liebe stehenbleibt, sondern sittlich ist, gehoert dem menschlichen Gesetze an, und hat die negative Bedeutung, den Einzelnen ueber die Einschliessung in das natuerliche Gemeinwesen zu erheben, dem er als wirklicher angehoert. Wenn nun aber schon das menschliche Recht zu seinem Inhalte und Macht die wirkliche ihrer bewusste sittliche Substanz, das ganze Volk, hat, das goettliche Recht und Gesetz aber den Einzelnen, der jenseits der Wirklichkeit ist, so ist er nicht ohne Macht; seine Macht ist das abstrakte rein Allgemeine; das elementarische Individuum, welches die Individualitaet, die sich von dem Elemente losreisst, und die ihrer bewusste Wirklichkeit des Volks ausmacht, in die reine Abstraktion als in sein Wesen ebenso zurueckreisst, als es ihr Grund ist.—Wie diese Macht am Volke selbst sich darstellt, wird sich noch weiter entwickeln.
Es gibt nun in dem einen Gesetze, wie in dem andern, auch Unterschiede und Stufen. Denn indem beide Wesen das Moment des Bewusstseins an ihnen haben, entfaltet sich innerhalb ihrer selbst der Unterschied; was ihre Bewegung und eigentuemliches Leben ausmacht. Die Betrachtung dieser Unterschiede zeigt die Weise der Betaetigung und des Selbstbewusstseins der beiden allgemeinen Wesen der sittlichen Welt, sowie ihren Zusammenhang und Uebergang ineinander.
Das Gemeinwesen, das obere und offenbar an der Sonne geltende Gesetz, hat seine wirkliche Lebendigkeit in der Regierung, als worin es Individuum ist. Sie ist der in sich reflektierte wirkliche Geist, das einfache Selbst der ganzen sittlichen Substanz. Diese einfache Kraft erlaubt dem Wesen zwar in seine Gegliederung sich auszubreiten, und jedem Teile Bestehen und eigenes Fuer-sich-sein zu geben. Der Geist hat hieran seine Realitaet oder sein Dasein, und die Familie ist das Element dieser Realitaet. Aber er ist zugleich die Kraft des Ganzen, welche diese Teile wieder in das negative Eins zusammenfasst, ihnen das Gefuehl ihrer Unselbststaendigkeit gibt, und sie in dem Bewusstsein erhaelt, ihr Leben nur im Ganzen zu haben. Das Gemeinwesen mag sich also einerseits in die Systeme der persoenlichen Selbststaendigkeit und des Eigentums, des persoenlichen und dinglichen Rechts, organisieren; ebenso die Weisen des Arbeitens fuer die zunaechst einzelnen Zwecke—des Erwerbs und Genusses—zu eigenen Zusammenkuenften, gliedern und verselbststaendigen. Der Geist der allgemeinen Zusammenkunft ist die Einfachheit und das negative Wesen dieser sich isolierenden Systeme. Um sie nicht in dieses Isolieren einwurzeln und festwerden, hiedurch das Ganze auseinanderfallen und den Geist verfliegen zu lassen, hat die Regierung sie in ihrem Innern von Zeit zu Zeit durch die Kriege zu erschuettern, ihre sich zurechtgemachte Ordnung und Recht der Selbststaendigkeit dadurch zu verletzen und zu verwirren, den Individuen aber, die sich darin vertiefend vom Ganzen losreissen und dem unverletzbaren Fuer-sich-sein und Sicherheit der Person zustreben, in jener auferlegten Arbeit ihren Herrn, den Tod, zu fuehlen zu geben. Der Geist wehrt durch diese Aufloesung der Form des Bestehens das Versinken in das natuerliche Dasein aus dem sittlichen ab, und erhaelt und erhebt das Selbst seines Bewusstseins in die Freiheit und in seine Kraft.—Das negative Wesen zeigt sich als die eigentliche Macht des Gemeinwesens und die Kraft seiner Selbsterhaltung; dieses hat also die Wahrheit und Bekraeftigung seiner Macht an dem Wesen des goettlichen Gesetzes und dem unterirdischen Reiche.
Das goettliche Gesetz, das in der Familie waltet, hat seinerseits gleichfalls Unterschiede in sich, deren Beziehung die lebendige Bewegung seiner Wirklichkeit ausmacht. Unter den drei Verhaeltnissen aber, des Mannes und der Frau, der Eltern und der Kinder, der Geschwister als Bruder und Schwester, ist zuerst das Verhaeltnis des Mannes und der Frau, das unmittelbare Sich-erkennen des einen Bewusstseins im andern, und das Erkennen des gegenseitigem Anerkanntseins. Weil es das natuerliche Sich-erkennen, nicht das sittliche ist, ist es nur die Vorstellung und das Bild des Geistes, nicht der wirkliche Geist selbst.—Die Vorstellung oder das Bild hat aber seine Wirklichkeit an einem andern, als es ist; dies Verhaeltnis hat daher seine Wirklichkeit nicht an ihm selbst, sondern an dem Kinde,—einem andern, dessen Werden es ist, und worin es selbst verschwindet; und dieser Wechsel der sich fortwaelzenden Geschlechter hat seinen Bestand in dem Volke.—Die Pietaet des Mannes und der Frau gegeneinander ist also mit natuerlicher Beziehung und mit Empfindung vermischt, und ihr Verhaeltnis hat seine Rueckkehr in sich nicht an ihm selbst; ebenso das zweite, die Pietaet der Eltern und Kinder gegeneinander. Die der Eltern gegen ihre Kinder ist eben von dieser Ruehrung affiziert, das Bewusstsein seiner Wirklichkeit in dem andern zu haben, und das Fuer-sich-sein in ihm werden zu sehen, ohne es zurueckzuerhalten; sondern es bleibt eine fremde, eigne Wirklichkeit;—die der Kinder aber gegen die Eltern umgekehrt mit der Ruehrung, das Werden seiner selbst oder das An-sich an einem andern Verschwindenden zu haben, und das Fuer-sich-sein und eigene Selbstbewusstsein zu erlangen, nur durch die Trennung von dem Ursprung—eine Trennung, worin dieser versiegt.
Diese beiden Verhaeltnisse bleiben innerhalb des Uebergehens und der Ungleichheit der Seiten stehen, die an sie verteilt sind.—Das unvermischte Verhaeltnis aber findet zwischen Bruder und Schwester statt. Sie sind dasselbe Blut, das aber in ihnen in seine Ruhe und Gleichgewicht gekommen ist. Sie begehren daher einander nicht, noch haben sie dies Fuer-sich-sein eins dem andern gegeben, noch empfangen, sondern sie sind freie Individualitaet gegeneinander. Das Weibliche hat daher als Schwester die hoechste Ahndung des sittlichen Wesens; zum Bewusstsein und der Wirklichkeit desselben kommt es nicht, weil das Gesetz der Familie das an-sich-seiende, innerliche Wesen ist, das nicht am Tage des Bewusstseins liegt, sondern innerliches Gefuehl und das der Wirklichkeit enthobne Goettliche bleibt. An diese Penaten ist das Weibliche geknuepft, welches in ihnen teils seine allgemeine Substanz, teils aber seine Einzelnheit anschaut, so jedoch, dass diese Beziehung der Einzelnheit zugleich nicht die natuerliche der Lust sei.—Als Tochter muss nun das Weib die Eltern mit natuerlicher Bewegung und mit sittlicher Ruhe verschwinden sehen, denn nur auf Unkosten dieses Verhaeltnisses kommt sie zu dem Fuer-sich-sein, dessen sie faehig ist; sie schaut in den Eltern also ihr Fuer-sich-sein nicht auf positive Weise an.—Die Verhaeltnisse der Mutter und der Frau aber haben die Einzelnheit teils als etwas Natuerliches, das der Lust angehoert, teils als etwas Negatives, das nur sein Verschwinden darin erblickt, teils ist sie ebendarum etwas Zufaelliges, das durch eine andere ersetzt werden kann. Im Hause der Sittlichkeit ist es nicht dieser Mann, nicht dieses Kind, sondern ein Mann, Kinder ueberhaupt,—nicht die Empfindung, sondern das Allgemeine, worauf sich diese Verhaeltnisse des Weibes gruenden. Der Unterschied seiner Sittlichkeit von der des Mannes besteht eben darin, dass es in seiner Bestimmung fuer die Einzelnheit und in seiner Lust unmittelbar allgemein und der Einzelnheit der Begierde fremd bleibt; dahingegen in dem Manne diese beiden Seiten auseinandertreten, und indem er als Buerger die selbstbewusste Kraft der Allgemeinheit besitzt, erkauft er sich dadurch das Recht der Begierde, und erhaelt sich zugleich die Freiheit von derselben. Indem also in dies Verhaeltnis der Frau die Einzelnheit eingemischt ist, ist seine Sittlichkeit nicht rein; insofern sie aber dies ist, ist die Einzelnheit gleichgueltig, und die Frau entbehrt das Moment, sich als dieses Selbst im andern zu erkennen.—Der Bruder aber ist der Schwester das ruhige gleiche Wesen ueberhaupt, ihre Anerkennung in ihm rein und unvermischt mit natuerlicher Beziehung; die Gleichgueltigkeit der Einzelnheit und die sittliche Zufaelligkeit derselben ist daher in diesem Verhaeltnisse nicht vorhanden; sondern das Moment des anerkennenden und anerkannten einzelnen Selbsts darf hier sein Recht behaupten, weil es mit dem Gleichgewichte des Blutes und begierdeloser Beziehung verknuepft ist. Der Verlust des Bruders ist daher der Schwester unersetzlich, und ihre Pflicht gegen ihn die hoechste.
Dies Verhaeltnis ist zugleich die Grenze, an der sich die in sich beschlossene Familie aufloest und ausser sich geht. Der Bruder ist die Seite, nach welcher ihr Geist zur Individualitaet wird, die gegen Anderes sich kehrt, und in das Bewusstsein der Allgemeinheit uebergeht. Der Bruder verlaesst diese unmittelbare, elementarische und darum eigentlich negative Sittlichkeit der Familie, um die ihrer selbst bewusste, wirkliche Sittlichkeit zu erwerben und hervorzubringen.
Er geht aus dem goettlichen Gesetz, in dessen Sphaere er lebte, zu dem menschlichen ueber. Die Schwester aber wird, oder die Frau bleibt der Vorstand des Hauses und die Bewahrerin des goettlichen Gesetzes. Auf diese Weise ueberwinden die beiden Geschlechter ihr natuerliches Wesen, und treten in ihrer sittlichen Bedeutung auf, als Verschiedenheiten, welche die beiden Unterschiede, die die sittliche Substanz sich gibt, unter sich teilen. Diese beiden allgemeinen Wesen der sittlichen Welt haben ihre bestimmte Individualitaet darum an natuerlich unterschiedenen Selbstbewusstsein, weil der sittliche Geist die unmittelbare Einheit der Substanz mit dem Selbstbewusstsein ist; eine Unmittelbarkeit, welche also nach der Seite der Realitaet und des Unterschieds zugleich als das Dasein eines natuerlichen Unterschieds erscheint.—Es ist diejenige Seite, welche sich an der Gestalt der sich selbst realen Individualitaet, in dem Begriffe des geistigen Wesens, als urspruenglich bestimmte Natur zeigte. Dies Moment verliert die Unbestimmtheit, die es dort noch hat, und die zufaellige Verschiedenheit von Anlagen und Faehigkeiten. Es ist itzt der bestimmte Gegensatz der zwei Geschlechter, deren Natuerlichkeit zugleich die Bedeutung ihrer sittlichen Bestimmung erhaelt.
Der Unterschied der Geschlechter und ihres sittlichen Inhalts bleibt jedoch in der Einheit der Substanz, und seine Bewegung ist eben das bleibende Werden derselben. Der Mann wird vom Familiengeiste in das Gemeinwesen hinausgeschickt, und findet in diesem sein selbstbewusstes Wesen; wie die Familie hiedurch in ihm ihre allgemeine Substanz und Bestehen hat, so umgekehrt das Gemeinwesen an der Familie das formale Element seiner Wirklichkeit und an dem goettlichen Gesetze seine Kraft und Bewaehrung. Keins von beiden ist allein an und fuer sich; das menschliche Gesetz geht in seiner lebendigen Bewegung von dem goettlichen, das auf Erden geltende von dem unterirdischen, das bewusste vom bewusstlosen, die Vermittlung von der Unmittelbarkeit aus, und geht ebenso dahin zurueck, wovon es ausging. Die unterirdische Macht dagegen hat auf der Erde ihre Wirklichkeit; sie wird durch das Bewusstsein Dasein und Taetigkeit.
Die allgemeinen sittlichen Wesen sind also die Substanz als allgemeines, und sie als einzelnes Bewusstsein; sie haben das Volk und die Familie zu ihrer allgemeinen Wirklichkeit, den Mann aber und das Weib zu ihrem natuerlichen Selbst und der betaetigenden Individualitaet. In diesem Inhalt der sittlichen Welt sehen wir die Zwecke erreicht, welche die vorhergehenden substanzlosen Gestalten des Bewusstsein sich machten; was die Vernunft nur als Gegenstand auffasste, ist Selbstbewusstsein geworden, und was dieses nur in ihm selbst hatte, als wahre Wirklichkeit vorhanden.—Was die Beobachtung als ein Vorgefundenes wusste, an dem das Selbst keinen Teil haette, ist hier vorgefundene Sitte, aber eine Wirklichkeit, die zugleich Tat und Werk des Findenden ist.—Der Einzelne, die Lust des Genusses seiner Einzelnheit suchend, findet sie in der Familie, und die Notwendigkeit, worin die Lust vergeht, ist sein eignes Selbstbewusstsein als Buergers seines Volks;—oder es ist dieses, das Gesetz des Herzens als das Gesetz aller Herzen, das Bewusstsein des Selbsts als die anerkannte allgemeine Ordnung zu wissen;—es ist die Tugend, welche der Fruechte ihrer Aufopferung geniesst; sie bringt zustande, worauf sie geht, naemlich das Wesen zur wirklichen Gegenwart herauszuheben, und ihr Genuss ist dies allgemeine Leben. —Endlich das Bewusstsein der Sache selbst wird in der realen Substanz befriedigt, die auf eine positive Weise die abstrakten Momente jener leeren Kategorie enthaelt und erhaelt. Sie hat an den sittlichen Maechten einen wahrhaften Inhalt, der an die Stelle der substanzlosen Gebote getreten, die die gesunde Vernunft geben und wissen wollte,—so wie hiedurch einen inhaltsvollen, an ihm selbstbestimmten Massstab der Pruefung nicht der Gesetze, sondern dessen, was getan wird.
Das Ganze ist ein ruhiges Gleichgewicht aller Teile, und jeder Teil ein einheimischer Geist, der seine Befriedigung nicht jenseits seiner sucht, sondern sie in sich darum hat, weil er selbst in diesem Gleichgewichte mit dem Ganzen ist.—Dies Gleichgewicht kann zwar nur dadurch lebendig sein, dass Ungleichheit in ihm entsteht, und von der Gerechtigkeit zur Gleichheit zurueckgebracht wird. Die Gerechtigkeit ist aber weder ein fremdes jenseits sich befindendes Wesen, noch die seiner unwuerdige Wirklichkeit einer gegenseitigen Tuecke, Verrats, Undanks u.s.f., die in der Weise des gedankenlosen Zufalls als ein unbegriffner Zusammenhang und ein bewusstloses Tun und Unterlassen das Gericht vollbraechte, sondern als Gerechtigkeit des menschlichen Rechts, welche das aus dem Gleichgewichte tretende Fuer-sich-sein, die Selbststaendigkeit der Staende und Individuen in das Allgemeine zurueckbringt, ist sie die Regierung des Volks, welche die sich gegenwaertige Individualitaet des allgemeinen Wesens und der eigne selbstbewusste Willen Aller ist.—Die Gerechtigkeit aber, welche das ueber den Einzelnen uebermaechtig werdende Allgemeine zum Gleichgewichte zurueckbringt, ist ebenso der einfache Geist desjenigen, der Unrecht erlitten,—nicht zersetzt in ihn, der es erlitten, und ein jenseitiges Wesen; er selbst ist die unterirdische Macht, und es ist seine Erinnye, welche die Rache betreibt; denn seine Individualitaet, sein Blut, lebt im Hause fort; seine Substanz hat eine dauernde Wirklichkeit. Das Unrecht, welches im Reiche der Sittlichkeit dem Einzelnen zugefuegt werden kann, ist nur dieses, dass ihm rein etwas geschieht. Die Macht, welche dies Unrecht an dem Bewusstsein veruebt, es zu einem reinen Dinge zu machen, ist die Natur, es ist die Allgemeinheit nicht des Gemeinwesens, sondern die abstrakte des Seins; und die Einzelnheit wendet sich in der Aufloesung des erlittenen Unrechts nicht gegen jenes, denn von ihm hat es nicht gelitten, sondern gegen dieses. Das Bewusstsein des Bluts des Individuums loest dies Unrecht, wie wir gesehen, so auf, dass was geschehen ist, vielmehr ein Werk wird, damit das Sein, das Letzte, auch ein gewolltes und hiemit erfreulich sei.
Das sittliche Reich ist auf diese Weise in seinem Bestehen eine unbefleckte durch keinen Zwiespalt verunreinigte Welt. Ebenso ist seine Bewegung ein ruhiges Werden der einen Macht desselben zur andern, so dass jede die andere selbst erhaelt und hervorbringt. Wir sehen sie zwar in zwei Wesen und deren Wirklichkeit sich teilen; aber ihr Gegensatz ist vielmehr die Bewaehrung des einen durch das andere, und, worin sie sich unmittelbar als wirkliche beruehren, ihre Mitte und Element ist die unmittelbare Durchdringung derselben. Das eine Extrem, der allgemeine sich bewusste Geist, wird mit seinem andern Extrem, seiner Kraft und seinem Element, mit dem bewusstlosen Geiste, durch die Individualitaet des Mannes zusammengeschlossen. Dagegen hat das goettliche Gesetz seine Individualisierung, oder der bewusstlose Geist des Einzelnen sein Dasein an dem Weibe, durch welches als die Mitte er aus seiner Unwirklichkeit in die Wirklichkeit, aus dem Unwissenden und Ungewussten in das bewusste Reich herauftritt. Die Vereinigung des Mannes und des Weibes macht die taetige Mitte des Ganzen und das Element aus, das, in diese Extreme des goettlichen und menschlichen Gesetzes entzweit, ebenso ihre unmittelbare Vereinigung ist, welche jene beiden ersten Schluesse zu demselben Schlusse macht, und die entgegengesetzte Bewegung, der Wirklichkeit hinab zur Unwirklichkeit—des menschlichen Gesetzes, das sich in selbststaendige Glieder organisiert, herunter zur Gefahr und Bewaehrung des Todes;—und des unterirdischen Gesetzes herauf zur Wirklichkeit des Tages und zum bewussten Dasein, deren jene dem Manne, diese dem Weibe zukommt, in eine vereinigt.
c. Rechtszustand
Die allgemeine Einheit, in welche die lebendige unmittelbare Einheit der Individualitaet und der Substanz zurueckgeht, ist das geistlose Gemeinwesen, das aufgehoert hat, die selbstbewusstlose Substanz der Individuen zu sein, und worin sie itzt nach ihrem einzelnen Fuer-sich-sein als Selbstwesen und Substanzen gelten. Das Allgemeine in die Atome der absolut vielen Individuen zersplittert, dieser gestorbene Geist ist eine Gleichheit, worin Alle als Jede, als Personen gelten.—Was in der Welt der Sittlichkeit das verborgene goettliche Gesetz genannt wurde, ist in der Tat aus seinem Innern in die Wirklichkeit getreten; in jener galt und war der Einzelne wirklich nur als das allgemeine Blut der Familie. Als dieser Einzelne war er der selbstlose abgeschiedene Geist; nun aber ist er aus seiner Unwirklichkeit hervorgetreten. Weil die sittliche Substanz nur der wahre Geist ist, darum geht er in die Gewissheit seiner selbst zurueck; jene ist er als das positive Allgemeine, aber seine Wirklichkeit ist, negatives allgemeines Selbst zu sein. —Wir sahen die Maechte und die Gestalten der sittlichen Welt in der einfachen Notwendigkeit des leeren Schicksals versinken. Diese ihre Macht ist die in ihre Einfachheit sich reflektierende Substanz; aber das in sich reflektierende absolute Wesen, eben jene Notwendigkeit des leeren Schicksals, ist nichts anders als das Ich des Selbstbewusstseins.
Dieses gilt hiemit nunmehr als das an und fuer sich seiende Wesen; dies Anerkanntsein ist seine Substantialitaet; aber sie ist die abstrakte Allgemeinheit, weil ihr Inhalt dieses sproede Selbst, nicht das in der Substanz aufgeloeste ist.
Die Persoenlichkeit ist also hier aus dem Leben der sittlichen Substanz herausgetreten; sie ist die wirklich geltende Selbststaendigkeit des Bewusstseins. Der unwirkliche Gedanke derselben, der sich durch Verzichttun auf die Wirklichkeit wird, ist frueher als stoisches Selbstbewusstsein vorgekommen; wie dieses aus der Herrschaft und Knechtschaft, als dem unmittelbaren Dasein des Selbstbewusstsein, so ist die Persoenlichkeit aus dem unmittelbaren Geiste—der der allgemeine herrschende Willen Aller und ebenso ihr dienender Gehorsam ist, hervorgegangen. Was dem Stoizismus nur in der Abstraktion das An-sich war, ist nun wirkliche Welt. Er ist nichts anderes als das Bewusstsein, welches das Prinzip des Rechtszustands, die geistlose Selbststaendigkeit, auf seine abstrakte Form bringt; durch seine Flucht aus der Wirklichkeit erreichte es nur den Gedanken der Selbststaendigkeit; es ist absolut fuer sich dadurch, dass es sein Wesen nicht an irgendein Dasein knuepft, sondern jedes Dasein aufgegeben, und sein Wesen allein in die Einheit des reinen Denkens setzt. Auf dieselbe Weise ist das Recht der Person weder an ein reicheres oder maechtigeres Dasein des Individuums als eines solchen, noch auch an einen allgemeinen lebendigen Geist geknuepft, sondern vielmehr an das reine Eins seiner abstrakten Wirklichkeit oder an es als Selbstbewusstsein ueberhaupt.
Wie nun die abstrakte Selbststaendigkeit des Stoizismus ihre Verwirklichung darstellte, so wird auch diese letztere die Bewegung jener ersten wiederholen. Jene geht in die skeptische Verwirrung des Bewusstseins ueber, in eine Faselei des Negativen, welche gestaltlos von einer Zufaelligkeit des Seins und Gedankens zur andern irrt, sie zwar in der absoluten Selbststaendigkeit aufloest, aber ebensosehr wieder erzeugt; und in der Tat nur der Widerspruch der Selbststaendigkeit und Unselbststaendigkeit des Bewusstseins ist. —Ebenso ist die persoenliche Selbststaendigkeit des Rechts vielmehr diese gleiche allgemeine Verwirrung und gegenseitige Aufloesung. Denn was als das absolute Wesen gilt, ist das Selbstbewusstsein als das reine leere Eins der Person. Gegen diese leere Allgemeinheit hat die Substanz die Form der Erfuellung und des Inhalts, und dieser ist nun voellig freigelassen und ungeordnet; denn der Geist ist nicht mehr vorhanden, der ihn unterjochte, und in seiner Einheit zusammenhielt.—Dies leere Eins der Person ist daher in seiner Realitaet ein zufaelliges Dasein und wesenloses Bewegen und Tun, welches zu keinem Bestand kommt. Wie der Skeptizismus, ist der Formalismus des Rechts also durch seinen Begriff ohne eigentuemlichen Inhalt, findet ein mannigfaltiges Bestehen, den Besitz, vor, und drueckt ihm dieselbe abstrakte Allgemeinheit, wodurch er Eigentum heisst, auf wie jener. Wenn aber die so bestimmte Wirklichkeit im Skeptizismus Schein ueberhaupt heisst, und nur einen negativen Wert hat, so hat sie im Rechte einen positiven. Jener negative Wert besteht darin, dass das Wirkliche die Bedeutung des Selbsts als Denkens, als des an sich Allgemeinen hat, dieser positive aber darin, dass es Mein in der Bedeutung der Kategorie, als ein anerkanntes und wirkliches Gelten ist.—Beides ist dasselbe abstrakte Allgemeine; der wirkliche Inhalt oder die Bestimmtheit des Meinen—es sei nun eines aeusserlichen Besitzes, oder auch des innern Reichtums oder Armut des Geistes und Charakters, ist nicht in dieser leeren Form enthalten und geht sie nichts an. Er gehoert also einer eignen Macht an, die ein anderes als das formal Allgemeine, die der Zufall und die Willkuer ist.—Das Bewusstsein des Rechts erfaehrt darum in seinem wirklichen Gelten selbst vielmehr den Verlust seiner Realitaet und seine vollkommne Unwesentlichkeit, und ein Individuum als eine Person bezeichnen ist Ausdruck der Verachtung.
Die freie Macht des Inhalts bestimmt sich so, dass die Zerstreuung in die absolute Vielheit der persoenlichen Atome durch die Natur dieser Bestimmtheit zugleich in einen ihnen fremden und ebenso geistlosen Punkt gesammelt ist, der einesteils gleich der Sproedigkeit ihrer Personalitaet rein einzelne Wirklichkeit ist, aber im Gegensatze gegen ihre leere Einzelnheit zugleich die Bedeutung alles Inhalts, dadurch des realen Wesens fuer sie hat, und gegen ihre vermeinte absolute, an sich aber wesenlose Wirklichkeit die allgemeine Macht und absolute Wirklichkeit ist. Dieser Herr der Welt ist sich auf diese Weise die absolute zugleich alles Dasein in sich befassende Person, fuer deren Bewusstsein kein hoeherer Geist existiert. Er ist Person; aber die einsame Person, welche allen gegenuebergetreten; diese Alle machen die geltende Allgemeinheit der Person aus, denn das Einzelne als solches ist wahr nur als allgemeine Vielheit der Einzelnheit, von dieser abgetrennt ist das einsame Selbst in der Tat das unwirkliche, kraftlose Selbst.—Zugleich ist es das Bewusstsein des Inhalts, der jener allgemeinen Persoenlichkeit gegenuebergetreten ist. Dieser Inhalt aber von seiner negativen Macht befreit ist das Chaos der geistigen Maechte, die entfesselt als elementarische Wesen in wilder Ausschweifung sich gegeneinander toll und zerstoerend bewegen; ihr kraftloses Selbstbewusstsein ist die machtlose Umschliessung und der Boden ihres Tumultes. Sich so als den Inbegriff aller wirklichen Maechte wissend, ist dieser Herr der Welt das ungeheure Selbstbewusstsein, das sich als den wirklichen Gott weiss; indem er aber nur das formale Selbst ist, das sie nicht zu baendigen vermag, ist seine Bewegung und Selbstgenuss die ebenso ungeheure Ausschweifung.
Der Herr der Welt hat das wirkliche Bewusstsein dessen, was er ist, der allgemeinen Macht der Wirklichkeit, in der zerstoerenden Gewalt, die er gegen das ihm gegenueberstehende Selbst seiner Untertanen ausuebt. Denn seine Macht ist nicht die Einigkeit des Geistes, worin die Personen ihr eigenes Selbstbewusstsein erkannten, vielmehr sind sie als Personen fuer sich und schliessen die Kontinuitaet mit andern aus der absoluten Sproedigkeit ihrer Punktualitaet aus; sie sind also in einem nur negativen Verhaeltnisse wie zueinander so zu ihm, der ihre Beziehung oder Kontinuitaet ist. Als diese Kontinuitaet ist er das Wesen und der Inhalt ihres Formalismus; aber der ihnen fremde Inhalt, und das feindliche Wesen, welches gerade dasjenige, was fuer sie als ihr Wesen gilt, das inhaltsleere Fuer-sich-sein, vielmehr aufhebt;—und als die Kontinuitaet ihrer Persoenlichkeit eben diese zerstoert. Die rechtliche Persoenlichkeit erfaehrt also, indem der ihr fremde Inhalt sich in ihr geltend macht, und er macht sich in ihnen geltend, weil er ihre Realitaet ist—vielmehr ihre Substanzlosigkeit. Das zerstoerende Wuehlen in diesem wesenlosen Boden gibt sich dagegen das Bewusstsein seiner Allherrschaft, aber dieses Selbst ist blosses Verwuesten, daher nur ausser sich, und vielmehr das Wegwerfen seines Selbstbewusstseins.
So ist die Seite beschaffen, in welcher das Selbstbewusstsein als absolutes Wesen wirklich ist. Das aus dieser Wirklichkeit aber in sich zurueckgetriebene Bewusstsein denkt diese seine Unwesenheit; wir sahen frueher die stoische Selbststaendigkeit des reinen Denkens durch den Skeptizismus hindurchgehen und in dem ungluecklichen Bewusstsein ihre Wahrheit finden—die Wahrheit, welche Bewandtnis es mit seinem An-und Fuer-sich-sein hat. Wenn dies Wissen damals nur als die einseitige Ansicht des Bewusstseins als eines solchen erschien, so ist hier ihre wirkliche Wahrheit eingetreten. Sie besteht darin, dass dies allgemeine Gelten des Selbstbewusstseins, die ihm entfremdete Realitaet ist. Dies Gelten ist die allgemeine Wirklichkeit des Selbsts, aber sie ist unmittelbar ebenso die Verkehrung; sie ist der Verlust seines Wesens.—Die in der sittlichen Welt nicht vorhandne Wirklichkeit des Selbsts ist durch ihr Zurueckgehen in die Person gewonnen worden, was in jener einig war, tritt nun entwickelt, aber sich entfremdet auf.
Wie aber in diesem Reiche der Gegensatz beschaffen ist, so ist das Selbstbewusstsein noch nicht in seinem Rechte als einzelne Individualitaet aufgetreten; sie gilt in ihm auf der einen Seite nur als allgemeiner Willen, auf der andern als Blut der Familie; dieser Einzelne gilt nur als der unwirkliche Schatten.—Es ist noch keine Tat begangen; die Tat aber ist das wirkliche Selbst. —Sie stoert die ruhige Organisation und Bewegung der sittlichen Welt. Was in dieser als Ordnung und Uebereinstimmung ihrer beiden Wesen erscheint, deren eins das andere bewaehrt und vervollstaendigt, wird durch die Tat zu einem Uebergange entgegengesetzter, worin jedes sich vielmehr als die Nichtigkeit seiner selbst und des andern beweist, denn als die Bewaehrung;—es wird zu der negativen Bewegung oder der ewigen Notwendigkeit des furchtbaren Schicksals, welche das goettliche wie das menschliche Gesetz, sowie die beiden Selbstbewusstsein, in denen diese Maechte ihr Dasein haben, in den Abgrund seiner Einfachheit verschlingt—und fuer uns in das absolute Fuer-sich-sein des rein einzelnen Selbstbewusstseins uebergeht.
Der Grund, von dem diese Bewegung aus-und auf dem sie vorgeht, ist das Reich der Sittlichkeit; aber die Taetigkeit dieser Bewegung ist das Selbstbewusstsein. Als sittliches Bewusstsein ist es die einfache reine Richtung auf die sittliche Wesenheit, oder die Pflicht. Keine Willkuer, und ebenso kein Kampf, keine Unentschiedenheit ist in ihm, indem das Geben und das Pruefen der Gesetze aufgegeben worden, sondern die sittliche Wesenheit ist ihm das Unmittelbare, Unwankende, Widerspruchslose. Es gibt daher nicht das schlechte Schauspiel, sich in einer Kollision von Leidenschaft und Pflicht, noch das Komische, in einer Kollision von Pflicht und Pflicht zu befinden—einer Kollision, die dem Inhalte nach dasselbe ist als die zwischen Leidenschaft und Pflicht; denn die Leidenschaft ist ebenso faehig, als Pflicht vorgestellt zu werden, weil die Pflicht, wie sich das Bewusstsein aus ihrer unmittelbaren substantiellen Wesenheit in sich zurueckzieht, zum Formell-Allgemeinen wird, in das jeder Inhalt gleich gut passt, wie sich oben ergab. Komisch aber ist die Kollision der Pflichten, weil sie den Widerspruch, naemlich eines entgegengesetzten Absoluten, also Absolutes und unmittelbar die Nichtigkeit dieses sogenannten Absoluten oder Pflicht, ausdrueckt. —Das sittliche Bewusstsein aber weiss, was es zu tun hat; und ist entschieden, es sei dem goettlichen oder dem menschlichen Gesetze anzugehoeren. Diese Unmittelbarkeit seiner Entschiedenheit ist ein An-sich-sein, und hat daher zugleich die Bedeutung eines natuerlichen Seins, wie wir gesehen; die Natur, nicht das Zufaellige der Umstaende oder der Wahl, teilt das eine Geschlecht dem einen, das andere dem andern Gesetze zu—oder umgekehrt, die beiden sittlichen Maechte selbst geben sich an den beiden Geschlechtern ihr individuelles Dasein und Verwirklichung.
Hiedurch nun, dass einesteils die Sittlichkeit wesentlich in dieser unmittelbaren Entschiedenheit besteht, und darum fuer das Bewusstsein nur das eine Gesetz das Wesen ist, andernteils, dass die sittlichen Maechte in dem Selbst des Bewusstseins wirklich sind, erhalten sie die Bedeutung, sich auszuschliessen und sich entgegengesetzt zu sein;—sie sind in dem Selbstbewusstsein fuer sich, wie sie im *Reiche* der Sittlichkeit nur an sich sind. Das sittliche Bewusstsein, weil es fuer eins derselben entschieden ist, ist wesentlich Charakter; es ist fuer es nicht die gleiche Wesenheit beider; der Gegensatz erscheint darum als eine unglueckliche Kollision der Pflicht nur mit der rechtlosen Wirklichkeit. Das sittliche Bewusstsein ist als Selbstbewusstsein in diesem Gegensatze, und als solches geht es zugleich darauf, dem Gesetze, dem es angehoert, diese entgegengesetzte Wirklichkeit durch Gewalt zu unterwerfen, oder sie zu taeuschen. Indem es das Recht nur auf seiner Seite, das Unrecht aber auf der andern sieht, so erblickt von beiden dasjenige, welches dem goettlichen Gesetze angehoert, auf der andern Seite menschliche zufaellige Gewalttaetigkeit; das aber dem menschlichen Gesetze zugeteilt ist, auf der andern den Eigensinn und den Ungehorsam des innerlichen Fuer-sich-seins; denn die Befehle der Regierung sind der allgemeine, am Tage liegende oeffentliche Sinn; der Willen des andern Gesetzes aber ist der unterirdische, ins Innre verschlossne Sinn, der in seinem Dasein als Willen der Einzelnheit erscheint, und im Widerspruche mit dem ersten der Frevel ist.
Es entsteht hiedurch am Bewusstsein der Gegensatz des Gewussten und des Nichtgewussten, wie in der Substanz, des Bewussten und Bewusstlosen; und das absolute Recht des sittlichen Selbstbewusstseins kommt mit dem goettlichen Rechte des Wesens in Streit. Fuer das Selbstbewusstsein als Bewusstsein hat die gegenstaendliche Wirklichkeit als solche Wesen; nach seiner Substanz aber ist es die Einheit seiner und dieses Entgegengesetzten; und das sittliche Selbstbewusstsein ist das Bewusstsein der Substanz; der Gegenstand als dem Selbstbewusstsein entgegengesetzt, hat darum gaenzlich die Bedeutung verloren, fuer sich Wesen zu haben. Wie die Sphaeren, worin er nur ein Ding ist, laengst verschwunden, so auch diese Sphaeren, worin das Bewusstsein etwas aus sich befestiget und ein einzelnes Moment zum Wesen macht. Gegen solche Einseitigkeit hat die Wirklichkeit eine eigene Kraft; sie steht mit der Wahrheit im Bunde gegen das Bewusstsein, und stellt diesem erst dar, was die Wahrheit ist. Das sittliche Bewusstsein aber hat aus der Schale der absoluten Substanz die Vergessenheit aller Einseitigkeit des Fuer-sich-seins, seiner Zwecke und eigentuemlichen Begriffe getrunken, und darum in diesem stygischen Wasser zugleich alle eigne Wesenheit und selbststaendige Bedeutung der gegenstaendlichen Wirklichkeit ertraenkt. Sein absolutes Recht ist daher, dass es, indem es nach dem sittlichen Gesetze handelt, in dieser Verwirklichung nicht irgend etwas anderes finde, als nur die Vollbringung dieses Gesetzes selbst, und die Tat nichts anders zeige, als das sittliche Tun ist.—Das Sittliche, als das absolute Wesen und die absolute Macht zugleich kann keine Verkehrung seines Inhalts erleiden. Waere es nur das absolute Wesen ohne die Macht, so koennte es eine Verkehrung durch die Individualitaet erfahren; aber diese als sittliches Bewusstsein hat mit dem Aufgeben des einseitigen Fuer-sich-seins dem Verkehren entsagt; so wie die blosse Macht umgekehrt vom Wesen verkehrt werden wuerde, wenn sie noch ein solches Fuer-sich-sein waere. Um dieser Einheit willen ist die Individualitaet reine Form der Substanz, die der Inhalt ist, und das Tun ist das Uebergehen aus dem Gedanken in die Wirklichkeit, nur als die Bewegung eines wesenlosen Gegensatzes, dessen Momente keinen besondern von einander verschiedenen Inhalt und Wesenheit haben. Das absolute Recht des sittlichen Bewusstseins ist daher, dass die Tat, die Gestalt seiner Wirklichkeit, nichts anders sei, als es weiss.
Aber das sittliche Wesen hat sich selbst in zwei Gesetze gespalten, und das Bewusstsein, als unentzweites Verhalten zum Gesetze, ist nur einem zugeteilt. Wie dies einfache Bewusstsein auf dem absoluten Rechte besteht, dass ihm als sittlichem das Wesen erschienen sei, wie es an sich ist, so besteht dieses Wesen auf dem Rechte seiner Realitaet, oder darauf, gedoppeltes zu sein. Dies Recht des Wesens steht aber zugleich dem Selbstbewusstsein nicht gegenueber, dass es irgendwoanders waere, sondern es ist das eigne Wesen des Selbstbewusstseins; es hat darin allein sein Dasein und seine Macht, und sein Gegensatz ist die Tat des Letztern. Denn dieses, eben indem es sich als Selbst ist und zur Tat schreitet, erhebt sich aus der einfachen Unmittelbarkeit und setzt selbst die Entzweiung. Es gibt durch die Tat die Bestimmtheit der Sittlichkeit auf, die einfache Gewissheit der unmittelbaren Wahrheit zu sein, und setzt die Trennung seiner selbst in sich als das Taetige und in die gegenueberstehende fuer es negative Wirklichkeit. Es wird also durch die Tat zur Schuld. Denn sie ist sein Tun, und das Tun sein eigenstes Wesen; und die Schuld erhaelt auch die Bedeutung des Verbrechens: denn als einfaches sittliches Bewusstsein hat es sich dem einen Gesetze zugewandt, dem andern aber abgesagt, und verletzt dieses durch seine Tat.—Die Schuld ist nicht das gleichgueltige doppelsinnige Wesen, dass die Tat, wie sie wirklich am Tage liegt, Tun ihres Selbsts sein koenne oder auch nicht, als ob mit dem Tun sich etwas Aeusserliches und Zufaelliges verknuepfen koennte, das dem Tun nicht angehoerte, von welcher Seite das Tun also unschuldig waere. Sondern das Tun ist selbst diese Entzweiung, sich fuer sich, und diesem gegenueber eine fremde aeusserliche Wirklichkeit zu setzen; dass eine solche ist, gehoert dem Tun selbst an und ist durch dasselbe. Unschuldig ist daher nur das Nichttun wie das Sein eines Steines, nicht einmal eines Kindes.—Dem Inhalte nach aber hat die sittliche Handlung das Moment des Verbrechens an ihr, weil sie die natuerliche Verteilung der beiden Gesetze an die beiden Geschlechter nicht aufhebt, sondern vielmehr als unentzweite Richtung auf das Gesetz innerhalb der natuerlichen Unmittelbarkeit bleibt, und als Tun diese Einseitigkeit zur Schuld macht, nur die eine der Seiten des Wesens zu ergreifen, und gegen die andre sich negativ zu verhalten, d. h. sie zu verletzen. Wohin in dem allgemeinen sittlichen Leben Schuld und Verbrechen, Tun und Handeln faellt, wird nachher bestimmter ausgedrueckt werden; es erhellt unmittelbar soviel, dass es nicht dieser Einzelne ist, der handelt und schuldig ist; denn er als dieses Selbst ist nur der unwirkliche Schatten, oder er ist nur als allgemeines Selbst, und die Individualitaet rein das formale Moment des Tuns ueberhaupt, und der Inhalt die Gesetze und Sitten, und bestimmt fuer den Einzelnen, die seines Standes; er ist die Substanz als Gattung, die durch ihre Bestimmtheit zwar zur Art wird, aber die Art bleibt zugleich das Allgemeine der Gattung. Das Selbstbewusstsein steigt innerhalb des Volkes vom Allgemeinen nur bis zur Besonderheit, nicht bis zur einzelnen Individualitaet herab, welche ein ausschliessendes Selbst, eine sich negative Wirklichkeit in seinem Tun setzt; sondern seinem Handeln liegt das sichre Vertrauen zum Ganzen zugrunde, worin sich nichts Fremdes, keine Furcht noch Feindschaft einmischt.
Die entwickelte Natur des wirklichen Handelns erfaehrt nun das sittliche Selbstbewusstsein an seiner Tat, ebensowohl wenn es dem goettlichen, als wenn es dem menschlichen Gesetze sich ergab. Das ihm offenbare Gesetz ist im Wesen mit dem entgegengesetzten verknuepft; das Wesen ist die Einheit beider; die Tat aber hat nur das eine gegen das andere ausgefuehrt. Aber im Wesen mit diesem verknuepft, ruft die Erfuellung des einen das andere hervor, und, wozu die Tat es machte, als ein verletztes, und nun feindliches, Rache forderndes Wesen. Dem Handeln liegt nur die eine Seite des Entschlusses ueberhaupt an dem Tage; er ist aber an sich das Negative, das ein ihm Anderes, ein ihm, der das Wissen ist, Fremdes gegenueberstellt. Die Wirklichkeit haelt daher die andere dem Wissen fremde Seite in sich verborgen, und zeigt sich dem Bewusstsein nicht, wie sie an und fuer sich ist—dem Sohne nicht den Vater in seinem Beleidiger, den er erschlaegt; nicht die Mutter in der Koenigin, die er zum Weibe nimmt. Dem sittlichen Selbstbewusstsein stellt auf diese Weise eine lichtscheue Macht nach, welche erst, wenn die Tat geschehen, hervorbricht und es bei ihr ergreift; denn die vollbrachte Tat ist der aufgehobne Gegensatz des wissenden Selbst und der ihm gegenueberstehenden Wirklichkeit. Das Handelnde kann das Verbrechen und seine Schuld nicht verleugnen;—die Tat ist dieses, das Unbewegte zu bewegen und das nur erst in der Moeglichkeit Verschlossene hervorzubringen, und hiemit das Unbewusste dem Bewussten, das Nichtseiende dem Sein zu verknuepfen. In dieser Wahrheit tritt also die Tat an die Sonne;—als ein solches, worin ein Bewusstes einem Unbewussten, das Eigne einem Fremden verbunden ist, als das entzweite Wesen, dessen andere Seite das Bewusstsein, und auch als die seinige erfaehrt, aber als die von ihm verletzte und feindlich erregte Macht.
Es kann sein, dass das Recht, welches sich im Hinterhalte hielt, nicht in seiner eigentuemlichen Gestalt fuer das handelnde Bewusstsein, sondern nur an sich, in der innern Schuld des Entschlusses und des Handelns vorhanden ist. Aber das sittliche Bewusstsein ist vollstaendiger, seine Schuld reiner, wenn es das Gesetz und die Macht vorher kennt, der es gegenuebertritt, sie fuer Gewalt und Unrecht, fuer eine sittliche Zufaelligkeit nimmt, und wissentlich, wie Antigone, das Verbrechen begeht. Die vollbrachte Tat verkehrt seine Ansicht; die Vollbringung spricht es selbst aus, dass was sittlich ist, wirklich sein muesse; denn die Wirklichkeit des Zwecks ist der Zweck des Handelns. Das Handeln spricht gerade die Einheit der Wirklichkeit und der Substanz aus, es spricht aus, dass die Wirklichkeit dem Wesen nicht zufaellig ist, sondern mit ihm im Bunde keinem gegeben wird, das nicht wahres Recht ist. Das sittliche Bewusstsein muss sein Entgegengesetztes um dieser Wirklichkeit willen, und um seines Tuns willen, als die seinige, es muss seine Schuld anerkennen; weil wir leiden, anerkennen wir, dass wir gefehlt.
Dies Anerkennen drueckt den aufgehobenen Zwiespalt des sittlichen Zweckes und der Wirklichkeit, es drueckt die Rueckkehr zur sittlichen Gesinnung aus, die weiss, dass nichts gilt als das Rechte. Damit aber gibt das Handelnde seinen Charakter und die Wirklichkeit seines Selbsts auf, und ist zugrunde gegangen. Sein Sein ist dieses, seinem sittlichen Gesetze als seiner Substanz anzugehoeren; in dem Anerkennen des Entgegengesetzten hat dies aber aufgehoert, ihm Substanz zu sein; und statt seiner Wirklichkeit hat es die Unwirklichkeit, die Gesinnung, erreicht.—Die Substanz erscheint zwar an der Individualitaet als das Pathos derselben, und die Individualitaet als das, was sie belebt, und daher ueber ihr steht; aber sie ist ein Pathos, das zugleich sein Charakter ist; die sittliche Individualitaet ist unmittelbar und an sich eins mit diesem seinem Allgemeinen, sie hat ihre Existenz nur in ihm, und vermag den Untergang, den diese sittliche Macht durch die entgegengesetzte leidet, nicht zu ueberleben.
Sie hat aber dabei die Gewissheit, dass diejenige Individualitaet, deren Pathos diese entgegengesetzte Macht ist, nicht mehr Uebel erleidet, als sie zugefuegt. Die Bewegung der sittlichen Maechte gegeneinander und der sie in Leben und Handlung setzenden Individualitaeten hat nur darin ihr wahres Ende erreicht, dass beide Seiten denselben Untergang erfahren. Denn keine der Maechte hat etwas vor der andern voraus, um wesentlicheres Moment der Substanz zu sein. Die gleiche Wesentlichkeit und das gleichgueltige Bestehen beider nebeneinander ist ihr selbstloses Sein; in der Tat sind sie als Selbstwesen, aber ein verschiedenes, was der Einheit des Selbsts widerspricht, und ihre Rechtlosigkeit und notwendigen Untergang ausmacht. Der Charakter gehoert ebenso teils nach seinem Pathos oder Substanz nur der einen an, teils ist nach der Seite des Wissens der eine wie der andere in ein Bewusstes und Unbewusstes entzweit; und indem jeder selbst diesen Gegensatz hervorruft, und durch die Tat auch das Nichtwissen sein Werk ist, setzt er sich in die Schuld, die ihn verzehrt. Der Sieg der einen Macht und ihres Charakters und das Unterliegen der andern Seite waere also nur der Teil und das unvollendete Werk, das unaufhaltsam zum Gleichgewichte beider fortschreitet. Erst in der gleichen Unterwerfung beider Seiten ist das absolute Recht vollbracht, und die sittliche Substanz als die negative Macht, welche beide Seiten verschlingt, oder das allmaechtige und gerechte Schicksal aufgetreten.
Werden beide Maechte nach ihrem bestimmten Inhalte und dessen Individualisation genommen, so bietet sich das Bild ihres gestalteten Widerstreits, nach seiner formellen Seite, als der Widerstreit der Sittlichkeit und des Selbstbewusstseins mit der bewusstlosen Natur und einer durch sie vorhandenen Zufaelligkeit—diese hat ein Recht gegen jenes, weil es nur der wahre Geist, nur in unmittelbarer Einheit mit seiner Substanz ist—und seinem Inhalte nach als der Zwiespalt des goettlichen und menschlichen Gesetzes dar.—Der Juengling tritt aus dem bewusstlosen Wesen, aus dem Familiengeiste, und wird die Individualitaet des Gemeinwesens; dass er aber der Natur, der er sich entriss, noch angehoere, erweist sich so, dass er in der Zufaelligkeit zweier Brueder heraustritt, welche mit gleichem Rechte sich desselben bemaechtigen; die Ungleichheit der fruehern und spaetern Geburt hat fuer sie, die in das sittliche Wesen eintreten, als Unterschied der Natur, keine Bedeutung. Aber die Regierung, als die einfache Seele oder das Selbst des Volksgeistes, vertraegt nicht eine Zweiheit der Individualitaet; und der sittlichen Notwendigkeit dieser Einheit tritt die Natur als der Zufall der Mehrheit gegenueber auf. Diese beiden werden darum uneins, und ihr gleiches Recht an die Staatsgewalt zertruemmert beide, die gleiches Unrecht haben. Menschlicherweise angesehen, hat derjenige das Verbrechen begangen, welcher, nicht im Besitze, das Gemeinwesen, an dessen Spitze der andere stand, angreift; derjenige dagegen hat das Recht auf seiner Seite, welcher den andern nur als Einzelnen, abgeloest von dem Gemeinwesen, zu fassen wusste und in dieser Machtlosigkeit vertrieb; er hat nur das Individuum als solches, nicht jenes, nicht das Wesen des menschlichen Rechts, angetastet. Das von der leeren Einzelnheit angegriffene und verteidigte Gemeinwesen erhaelt sich, und die Brueder finden beide ihren wechselseitigen Untergang durcheinander; denn die Individualitaet, welche an ihr Fuer-sich-sein die Gefahr des Ganzen knuepft, hat sich selbst vom Gemeinwesen ausgestossen, und loest sich in sich auf. Den einen aber, der auf seiner Seite sich fand, wird es ehren; den andern hingegen, der schon auf den Mauern seine Verwuestung aussprach, wird die Regierung, die wiederhergestellte Einfachheit des Selbsts des Gemeinwesens, um die letzte Ehre bestrafen; wer an dem hoechsten Geiste des Bewusstseins, der Gemeine, sich zu vergreifen kam, muss der Ehre seines ganzen vollendeten Wesens, der Ehre des abgeschiedenen Geistes, beraubt werden.
Aber wenn so das Allgemeine die reine Spitze seiner Pyramide leicht abstoesst, und ueber das sich empoerende Prinzip der Einzelnheit, die Familie, zwar den Sieg davontraegt, so hat es sich dadurch mit dem goettlichen Gesetze, der seiner selbstbewusste Geist sich mit dem Bewusstlosen nur in Kampf eingelassen; denn dieser ist die andre wesentliche und darum von jener unzerstoerte und nur beleidigte Macht. Er hat aber gegen das gewalthabende, am Tage liegende Gesetz seine Huelfe zur wirklichen Ausfuehrung nur an dem blutlosen Schatten. Als das Gesetz der Schwaeche und der Dunkelheit unterliegt er daher zunaechst dem Gesetze des Tages und der Kraft, denn jene Gewalt gilt unten, nicht auf Erden. Allein das Wirkliche, das dem Innerlichen seine Ehre und Macht genommen, hat damit sein Wesen aufgezehrt. Der offenbare Geist hat die Wurzel seiner Kraft in der Unterwelt; die ihrer selbst sichere und sich versichernde Gewissheit des Volkes hat die Wahrheit ihres Alle in Eins bindenden Eides nur in der bewusstlosen und stummen Substanz Aller, in den Waessern der Vergessenheit. Hiedurch verwandelt sich die Vollbringung des offenbaren Geistes in das Gegenteil, und er erfaehrt, dass sein hoechstes Recht das hoechste Unrecht, sein Sieg vielmehr sein eigener Untergang ist. Der Tote, dessen Recht gekraenkt ist, weiss darum fuer seine Rache Werkzeuge zu finden, welche von gleicher Wirklichkeit und Gewalt sind mit der Macht, die ihn verletzt. Diese Maechte sind andere Gemeinwesen, deren Altaere die Hunde oder Voegel mit der Leiche besudelten, welche nicht durch die ihr gebuehrende Zurueckgabe an das elementarische Individuum in die bewusstlose Allgemeinheit erhoben, sondern ueber der Erde im Reiche der Wirklichkeit geblieben, und als die Kraft des goettlichen Gesetzes, nun eine selbstbewusste wirkliche Allgemeinheit erhaelt. Sie machen sich feindlich auf, und zerstoeren das Gemeinwesen, das seine Kraft, die Pietaet der Familie, entehrt und zerbrochen hat.
In dieser Vorstellung hat die Bewegung des menschlichen und goettlichen Gesetzes den Ausdruck ihrer Notwendigkeit an Individuen, an denen das Allgemeine als ein Pathos und die Taetigkeit der Bewegung als individuelles Tun erscheint, welches der Notwendigkeit derselben den Schein der Zufaelligkeit gibt. Aber die Individualitaet und das Tun macht das Prinzip der Einzelnheit ueberhaupt aus, das in seiner reinen Allgemeinheit das innere goettliche Gesetz genannt wurde. Als Moment des offenbaren Gemeinwesens hat es nicht nur jene unterirdische oder in seinem Dasein aeusserliche Wirksamkeit, sondern ein ebenso offenbares an dem wirklichen Volke wirkliches Dasein und Bewegung. In dieser Form genommen, erhaelt das, was als einfache Bewegung des individualisierten Pathos vorgestellt wurde, ein anderes Aussehen, und das Verbrechen und die dadurch begruendete Zerstoerung des Gemeinwesens die eigentliche Form ihres Daseins.—Das menschliche Gesetz also in seinem allgemeinen Dasein, das Gemeinwesen, in seiner Betaetigung ueberhaupt die Maennlichkeit, in seiner wirklichen Betaetigung die Regierung, ist, bewegt und erhaelt sich dadurch, dass es die Absonderung der Penaten oder die selbststaendige Vereinzelung in Familien, welchen die Weiblichkeit vorsteht, in sich aufzehrt, und sie in der Kontinuitaet seiner Fluessigkeit aufgeloest erhaelt. Die Familie ist aber zugleich ueberhaupt sein Element, das einzelne Bewusstsein allgemeiner betaetigender Grund. Indem das Gemeinwesen sich nur durch die Stoerung der Familienglueckseligkeit und die Aufloesung des Selbstbewusstseins in das allgemeine sein Bestehen gibt, erzeugt es sich an dem, was es unterdrueckt und was ihm zugleich wesentlich ist, an der Weiblichkeit ueberhaupt seinen innern Feind. Diese—die ewige Ironie des Gemeinwesens—veraendert durch die Intrige den allgemeinen Zweck der Regierung in einen Privatzweck, verwandelt ihre allgemeine Taetigkeit in ein Werk dieses bestimmten Individuums, und verkehrt das allgemeine Eigentum des Staats zu einem Besitz und Putz der Familie. Sie macht hiedurch die ernsthafte Weisheit des reifen Alters, das, der Einzelnheit—der Lust und dem Genusse, sowie der wirklichen Taetigkeit—abgestorben, nur das Allgemeine denkt und besorgt, zum Spotte fuer den Mutwillen der unreifen Jugend, und zur Verachtung fuer ihren Enthusiasmus; erhebt ueberhaupt die Kraft der Jugend zum Geltenden—des Sohnes, an dem die Mutter ihren Herrn geboren, des Bruders, an dem die Schwester den Mann als ihresgleichen hat, des Juenglings, durch den die Tochter ihrer Unselbststaendigkeit entnommen, den Genuss und die Wuerde der Frauenschaft erlangt.—Das Gemeinwesen kann sich aber nur durch Unterdrueckung dieses Geistes der Einzelnheit erhalten, und, weil er wesentliches Moment ist, erzeugt es ihn zwar ebenso, und zwar durch die unterdrueckende Haltung gegen denselben als ein feindseliges Prinzip. Dieses wuerde jedoch, da es vom allgemeinen Zwecke sich trennend, nur boese und in sich nichtig ist, nichts vermoegen, wenn nicht das Gemeinwesen selbst die Kraft der Jugend, die Maennlichkeit, welche nicht reif noch innerhalb der Einzelnheit steht, als die Kraft des Ganzen anerkannte. Denn es ist ein Volk, es ist selbst Individualitaet und wesentlich nur so fuer sich, dass andere Individualitaeten fuer es sind, dass es sie von sich ausschliesst und sich unabhaengig von ihnen weiss. Die negative Seite des Gemeinwesens, nach innen die Vereinzelung der Individuen unterdrueckend, nach aussen aber selbsttaetig, hat an der Individualitaet seine Waffen. Der Krieg ist der Geist und die Form, worin das wesentliche Moment der sittlichen Substanz, die absolute Freiheit des sittlichen Selbstwesens von allem Dasein, in ihrer Wirklichkeit und Bewaehrung vorhanden ist. Indem er einerseits den einzelnen Systemen des Eigentums und der persoenlichen Selbststaendigkeit wie auch der einzelnen Persoenlichkeit selbst die Kraft des Negativen zu fuehlen gibt, erhebt andererseits in ihm eben dies negative Wesen sich als das Erhaltende des Ganzen; der tapfre Juengling, an welchem die Weiblichkeit ihre Lust hat, das unterdrueckte Prinzip des Verderbens tritt an den Tag und ist das Geltende. Nun ist es die natuerliche Kraft und das, was als Zufall des Gluecks erscheint, welche ueber das Dasein des sittlichen Wesens und die geistige Notwendigkeit entscheiden; weil auf Staerke und Glueck das Dasein des sittlichen Wesens beruht, so ist schon entschieden, dass es zugrunde gegangen.—Wie vorhin nur Penaten im Volksgeiste, so gehen die lebendigen Volksgeister durch ihre Individualitaet itzt in einem allgemeinen Gemeinwesen zugrunde, dessen einfache Allgemeinheit geistlos und tot, und dessen Lebendigkeit das einzelne Individuum, als einzelnes ist. Die sittliche Gestalt des Geistes ist verschwunden, und es tritt eine andere an ihre Stelle.
Dieser Untergang der sittlichen Substanz und ihr Uebergang in eine andere Gestalt ist also dadurch bestimmt, dass das sittliche Bewusstsein auf das Gesetz wesentlich unmittelbar gerichtet ist; in dieser Bestimmung der Unmittelbarkeit liegt, dass in die Handlung der Sittlichkeit die Natur ueberhaupt hereinkommt. Ihre Wirklichkeit offenbart nur den Widerspruch und den Keim des Verderbens, den die schoene Einmuetigkeit und das ruhige Gleichgewicht des sittlichen Geistes eben an dieser Ruhe und Schoenheit selbst hat; denn die Unmittelbarkeit hat die widersprechende Bedeutung, die bewusstlose Ruhe der Natur, und die selbstbewusste unruhige Ruhe des Geistes zu sein.—Um dieser Natuerlichkeit willen ist ueberhaupt dieses sittliche Volk eine durch die Natur bestimmte und daher beschraenkte Individualitaet, und findet also ihre Aufhebung an einer andern. Indem aber diese Bestimmtheit, die im Dasein gesetzt, Beschraenkung, aber ebenso das Negative ueberhaupt und das Selbst der Individualitaet ist, verschwindet, ist das Leben des Geistes und diese in Allen ihrer selbstbewusste Substanz verloren. Sie tritt als eine formelle Allgemeinheit an ihnen heraus, ist ihnen nicht mehr als lebendiger Geist inwohnend, sondern die einfache Gediegenheit ihrer Individualitaet ist in viele Punkte zersprungen.
B. Der sich entfremdete Geist;die Bildung
Die sittliche Substanz erhielt den Gegensatz in ihr einfaches Bewusstsein eingeschlossen, und dieses in unmittelbarer Einheit mit seinem Wesen. Das Wesen hat darum die einfache Bestimmtheit des Seins fuer das Bewusstsein, das unmittelbar darauf gerichtet, und dessen Sitte es ist; weder gilt das Bewusstsein sich als dieses ausschliessende Selbst, noch hat die Substanz die Bedeutung eines aus ihm ausgeschlossenen Daseins, mit dem es sich nur durch die Entfremdung seiner selbst eins zu setzen und sie zugleich hervorzubringen haette. Aber derjenige Geist, dessen Selbst das absolut diskrete ist, hat seinen Inhalt sich als eine ebenso harte Wirklichkeit gegenueber, und die Welt hat hier die Bestimmung, ein Aeusserliches, das Negative des Selbstbewusstseins zu sein. Aber diese Welt ist geistiges Wesen, sie ist an sich die Durchdringung des Seins und der Individualitaet; dies ihr Dasein ist das Werk des Selbstbewusstseins; aber ebenso eine unmittelbar vorhandne ihm fremde Wirklichkeit, welche eigentuemliches Sein hat, und worin es sich nicht erkennt. Sie ist das aeusserliche Wesen, und der freie Inhalt des Rechts; aber diese aeusserliche Wirklichkeit, welche der Herr der Welt des Rechts in sich befasst, ist nicht nur dieses zufaellig fuer das Selbst vorhandne elementarische Wesen, sondern sie ist seine aber nicht positive Arbeit—vielmehr seine negative. Sie erhaelt ihr Dasein durch die eigne Entaeusserung und Entwesung des Selbstbewusstseins, welche ihm in der Verwuestung, die in der Welt des Rechts herrscht, die aeusserliche Gewalt der losgebundnen Elemente anzutun scheinet. Diese fuer sich sind nur das reine Verwuesten und die Aufloesung ihrer selbst; diese Aufloesung aber, dies ihr negatives Wesen ist eben das Selbst; es ist ihr Subjekt, ihr Tun und Werden. Dies Tun und Werden aber, wodurch die Substanz wirklich wird, ist die Entfremdung der Persoenlichkeit, denn das unmittelbar, d.h. ohne Entfremdung an und fuer sich geltende Selbst ist ohne Substanz, und das Spiel jener tobenden Elemente; seine Substanz ist also seine Entaeusserung selbst, und die Entaeusserung ist die Substanz, oder die zu einer Welt sich ordnenden und sich dadurch erhaltenden geistigen Maechte.
Die Substanz ist auf diese Weise Geist, selbstbewusste Einheit des Selbsts und des Wesens, aber beides hat auch die Bedeutung der Entfremdung fuereinander. Er ist Bewusstsein einer fuer sich freien gegenstaendlichen Wirklichkeit; diesem Bewusstsein aber steht jene Einheit des Selbst und des Wesens gegenueber, dem wirklichen das reine Bewusstsein. Einerseits geht das wirkliche Selbstbewusstsein durch seine Entaeusserung in die wirkliche Welt ueber, und diese in jenes zurueck; andrerseits aber ist eben diese Wirklichkeit, sowohl die Person wie die Gegenstaendlichkeit, aufgehoben; sie sind rein allgemeine. Diese ihre Entfremdung ist das reine Bewusstsein oder das Wesen. Die Gegenwart hat unmittelbar den Gegensatz an ihrem Jenseits, das ihr Denken und Gedachtsein; so wie dies am Diesseits, das seine ihm entfremdete Wirklichkeit ist.
Dieser Geist bildet sich daher nicht nur eine Welt, sondern eine gedoppelte, getrennte und entgegengesetzte aus.—Die Welt des sittlichen Geistes ist seine eigne Gegenwart; und daher jede Macht derselben in dieser Einheit, und insofern beide sich unterscheiden, im Gleichgewichte mit dem Ganzen. Nichts hat die Bedeutung des Negativen des Selbstbewusstseins; selbst der abgeschiedne Geist ist im Blute der Verwandtschaft, im Selbst der Familie gegenwaertig, und die allgemeine Macht der Regierung ist der *Willen*, das Selbst des Volks. Hier aber bedeutet das Gegenwaertige nur gegenstaendliche Wirklichkeit, die ihr Bewusstsein jenseits hat; jedes einzelne Moment als Wesen empfaengt dies und damit die Wirklichkeit von einem andern, und insofern es wirklich ist, ist sein Wesen ein andres als seine Wirklichkeit. Nichts hat einen in ihm selbst gegruendeten und inwohnenden Geist, sondern ist ausser sich in einem fremden,—das Gleichgewicht des Ganzen nicht die bei sich selbst bleibende Einheit und ihre in sich zurueckgekehrte Beruhigung, sondern beruht auf der Entfremdung des Entgegengesetzten. Das Ganze ist daher, wie jedes einzelne Moment, eine sich entfremdete Realitaet; es zerfaellt in ein Reich, worin das Selbstbewusstsein wirklich sowohl es als sein Gegenstand ist, und in ein anderes, das Reich des reinen Bewusstseins, welches jenseits des ersten nicht wirkliche Gegenwart hat, sondern im Glauben ist. Wie nun die sittliche Welt aus der Trennung des goettlichen und menschlichen Gesetzes und ihrer Gestalten, und ihr Bewusstsein aus der Trennung in das Wissen und in die Bewusstlosigkeit zurueck in sein Schicksal, in das Selbst als die negative Macht dieses Gegensatzes geht, so werden auch diese beiden Reiche des sich entfremdeten Geistes in das Selbst zurueckkehren; aber wenn jenes das erste unmittelbar geltende Selbst, die einzelne Person, war, so wird dies zweite, das aus seiner Entaeusserung in sich zurueckkehrt, das allgemeine Selbst, das den Begriff erfassende Bewusstsein sein; und diese geistigen Welten, deren alle Momente eine fixierte Wirklichkeit und ungeistiges Bestehen von sich behaupten, werden sich in der reinen Einsicht aufloesen. Sie als das sich selbst erfassende Selbst vollendet die Bildung; sie fasst nichts als das Selbst, und alles als das Selbst auf, d.h. sie begreift alles, tilgt alle Gegenstaendlichkeit, und verwandelt alles An-sich-sein in ein Fuer-sich-sein. Gegen den Glauben als das fremde jenseits liegende Reich des Wesens gekehrt, ist sie die Aufklaerung. Diese vollendet auch an diesem Reiche, wohin sich der entfremdete Geist, als in das Bewusstsein der sich selbst gleichen Ruhe rettet, die Entfremdung; sie verwirrt ihm die Haushaltung, die er hier fuehrt, dadurch, dass sie die Geraetschaften der diesseitigen Welt hineinbringt, die er als sein Eigentum nicht verleugnen kann, weil sein Bewusstsein ihr gleichfalls angehoert.—In diesem negativen Geschaefte realisiert zugleich die reine Einsicht sich selbst, und bringt ihren eignen Gegenstand, das unerkennbare absolute Wesen, und das Nuetzliche hervor. Indem auf diese Weise die Wirklichkeit alle Substantialitaet verloren und nichts mehr an sich in ihr ist, so ist wie das Reich des Glaubens so auch der realen Welt gestuerzt, und diese Revolution bringt die absolute Freiheit hervor, womit der vorher entfremdete Geist vollkommen in sich zurueckgegangen ist, dies Land der Bildung verlaesst, und in ein anderes Land, in das Land des moralischen Bewusstseins uebergeht.
Die Welt dieses Geistes zerfaellt in die gedoppelte; die erste ist die Weit der Wirklichkeit oder seiner Entfremdung selbst; die andre aber die, welche er, ueber die erste sich erhebend, im Aether des reinen Bewusstseins sich erbaut. Diese, jener Entfremdung entgegengesetzt, ist eben darum nicht frei davon, sondern vielmehr nur die andre Form der Entfremdung, welche eben darin besteht, in zweierlei Welten das Bewusstsein zu haben, und beide umfasst. Es ist also nicht das Selbstbewusstsein des absoluten Wesens, wie es an und fuer sich ist, nicht die Religion, welche hier betrachtet wird, sondern der Glauben, insofern er die Flucht aus der wirklichen Welt und also nicht an und fuer sich ist. Diese Flucht aus dem Reiche der Gegenwart ist daher an ihr selbst unmittelbar die gedoppelte. Das reine Bewusstsein ist das Element, in welches der Geist sich erhebt; aber es ist nicht nur das Element des Glaubens, sondern ebenso des Begriffs; beide treten daher zugleich miteinander ein, und jener koemmt nur in Betracht im Gegensatze gegen diesen.
a. Die Bildungund ihr Reich der Wirklichkeit
Der Geist dieser Welt ist das von einem Selbst_bewusstsein durchdrungne geistige Wesen, das sich als dieses fuer sich seiende unmittelbar gegenwaertig, und das Wesen als eine Wirklichkeit sich gegenueber weiss. Aber das Dasein dieser Welt sowie die Wirklichkeit des Selbstbewusstseins beruht auf der Bewegung, dass dieses seiner Persoenlichkeit sich entaeussert, hiedurch seine Welt hervorbringt, und sich gegen sie als eine Fremde so verhaelt, dass es sich ihrer nunmehr zu bemaechtigen hat. Aber die Entsagung seines Fuer-sich-seins ist selbst die Erzeugung der Wirklichkeit, und durch sie bemaechtigt es sich also unmittelbar derselben.—Oder das Selbstbewusstsein ist nur Etwas, es hat nur Realitaet, insofern es sich selbst entfremdet; hiedurch setzt es sich als allgemeines, und diese seine Allgemeinheit ist sein Gelten und Wirklichkeit. Diese Gleichheit mit allen ist daher nicht jene Gleichheit des Rechts, nicht jenes unmittelbare Anerkanntsein und Gelten des Selbstbewusstseins, darum weil es ist; sondern dass es gelte, ist durch die entfremdende Vermittlung, sich dem Allgemeinen gemaess gemacht zu haben. Die geistlose Allgemeinheit des Rechts nimmt jede natuerliche Weise des Charakters wie des Daseins in sich auf und berechtigt sie. Die Allgemeinheit aber, welche hier gilt, ist die gewordne, und darum ist sie wirklich.
Wodurch also das Individuum hier Gelten und Wirklichkeit hat, ist die Bildung. Seine wahre urspruengliche Natur und Substanz ist der Geist der Entfremdung des natuerlichen Seins. Diese Entaeusserung ist daher ebenso Zweck als Dasein desselben; sie ist zugleich das Mittel oder der Uebergang sowohl der gedachten Substanz in die Wirklichkeit, als umgekehrt der bestimmten Individualitaet in die Wesentlichkeit. Diese Individualitaet bildet sich zu dem, was sie an sich ist, und erst dadurch ist sie an sich, und hat wirkliches Dasein; soviel sie Bildung hat, soviel Wirklichkeit und Macht. Obwohl das Selbst als dieses sich hier wirklich weiss, so besteht doch seine Wirklichkeit allein in dem Aufheben des natuerlichen Selbsts; die urspruenglich bestimmte Natur reduziert sich daher auf den unwesentlichen Unterschied der Groesse, auf eine groessere oder geringere Energie des Willens. Zweck und Inhalt aber desselben gehoert allein der allgemeinen Substanz selbst an, und kann nur ein Allgemeines sein; die Besonderheit einer Natur, die Zweck und Inhalt wird, ist etwas Unmaechtiges und Unwirkliches; sie ist eine Art, die sich vergeblich und laecherlich abmueht, sich ins Werk zu setzen; sie ist der Widerspruch, dem Besondern die Wirklichkeit zu geben, die unmittelbar das Allgemeine ist. Wenn daher faelschlicherweise die Individualitaet in die Besonderheit der Natur und des Charakters gesetzt wird, so finden sich in der realen Welt keine Individualitaeten und Charaktere, sondern die Individuen haben ein gleiches Dasein fuereinander; jene vermeintliche Individualitaet ist eben nur das gemeinte Dasein, welches in dieser Welt, worin nur das sich selbst Entaeussernde und darum nur das Allgemeine Wirklichkeit erhaelt, kein Bleiben hat.—Das Gemeinte gilt darum fuer das, was es ist, fuer eine Art. Art ist nicht ganz dasselbe, was Espece, “von allen Spitznamen der fuerchterlichste, denn er bezeichnet die Mittelmaessigkeit, und drueckt die hoechste Stufe der Verachtung aus.” Art und in seiner Art gut sein ist aber ein deutscher Ausdruck, welcher dieser Bedeutung die ehrliche Miene hinzufuegt, als ob es nicht so schlimm gemeint sei, oder auch in der Tat das Bewusstsein, was Art, und was Bildung und Wirklichkeit ist, noch nicht in sich schliesst.
Was in Beziehung auf das einzelne Individuum als seine Bildung erscheint, ist das wesentliche Moment der Substanz selbst, naemlich das unmittelbare Uebergehen ihrer gedachten Allgemeinheit in die Wirklichkeit, oder die einfache Seele derselben, wodurch das An-sich Anerkanntes und Dasein ist. Die Bewegung der sich bildenden Individualitaet ist daher unmittelbar das Werden derselben als des allgemeinen gegenstaendlichen Wesens, d.h. das Werden der wirklichen Welt. Diese, obwohl geworden durch die Individualitaet, ist fuer das Selbstbewusstsein ein unmittelbar entfremdetes, und hat fuer es die Form unverrueckter Wirklichkeit. Aber gewiss zugleich, dass sie seine Substanz ist, geht es, sich derselben zu bemaechtigen; es erlangt diese Macht ueber sie durch die Bildung, welche von dieser Seite so erscheint, dass es sich der Wirklichkeit gemaess macht, und soviel, als die Energie des urspruenglichen Charakters und Talents ihm zulaesst. Was hier als die Gewalt des Individuums erscheint, unter welche die Substanz komme und hiemit aufgehoben werde, ist dasselbe, was die Verwirklichung der letztern ist. Denn die Macht des Individuums besteht darin, dass es sich ihr gemaess macht, d.h. dass es sich seines Selbsts entaeussert, also sich als die gegenstaendliche seiende Substanz setzt. Seine Bildung und seine eigne Wirklichkeit ist daher die Verwirklichung der Substanz selbst.
Das Selbst ist sich nur als aufgehobnes wirklich. Es macht daher fuer es nicht die Einheit des Bewusstseins seiner selbst und des Gegenstandes aus; sondern dieser ist ihm das Negative seiner.—Durch das Selbst als die Seele wird die Substanz also so in ihren Momenten ausgebildet, dass das Entgegengesetzte das Andre begeistet, jedes durch seine Entfremdung dem Andern Bestehen gibt, und es ebenso von ihm erhaelt. Zugleich hat jedes Moment seine Bestimmtheit als ein unueberwindliches Gelten und eine feste Wirklichkeit gegen das Andre. Das Denken fixiert diesen Unterschied auf die allgemeinste Weise durch die absolute Entgegensetzung von Gut und Schlecht, die, sich fliehend, auf keine Weise dasselbe werden koennen. Aber dieses feste Sein hat zu seiner Seele den unmittelbaren Uebergang in das Entgegengesetzte; das Dasein ist vielmehr die Verkehrung jeder Bestimmtheit in ihre entgegengesetzte, und nur diese Entfremdung ist das Wesen und Erhaltung des Ganzen. Diese verwirklichende Bewegung und Begeistung der Momente ist nun zu betrachten; die Entfremdung wird sich selbst entfremden, und das Ganze durch sie in seinen Begriff sich zuruecknehmen.
Zuerst ist die einfache Substanz selbst in der unmittelbaren Organisation ihrer daseienden noch unbegeisteten Momente zu betrachten.—Wie die Natur sich in die allgemeinen Elemente auslegt, worunter die Luft das bleibende rein allgemeine durchsichtige Wesen ist,—das Wasser aber das Wesen, das immer aufgeopfert wird, —das Feuer ihre beseelende Einheit, welche ihren Gegensatz ebenso immer aufloest, als ihre Einfachheit in ihn entzweit,—die Erde endlich der feste Knoten dieser Gegliederung und das Subjekt dieser Wesen wie ihres Prozesses, ihr Ausgehen und ihre Rueckkehr ist,—so legt sich in ebensolche allgemeine, aber geistige Massen das innere Wesen oder der einfache Geist der selbstbewussten Wirklichkeit als eine Welt aus,—in die erste Masse, das an sich Allgemeine, sich selbst gleiche geistige Wesen;—in die andere, das fuer sich seiende in sich ungleich gewordene, sich aufopfernde und hingebende Wesen, und in das dritte, welches als Selbstbewusstsein Subjekt ist, und die Kraft des Feuers unmittelbar an ihm selbst hat;—im ersten Wesen ist es seiner als des An-sich-seins bewusst; in dem zweiten aber hat es das Werden des Fuer-sich-seins durch die Aufopferung des Allgemeinen. Der Geist aber selbst ist das An-und Fuer-sich-sein des Ganzen, das sich in die Substanz als bleibende und in sie als sich aufopfernde entzweit, und ebenso sie auch wieder in seine Einheit zuruecknimmt, sowohl als die ausbrechende sie verzehrende Flamme wie als die bleibende Gestalt derselben.—Wir sehen, dass diese Wesen dem Gemeinwesen und der Familie der sittlichen Welt entsprechen, ohne aber den heimischen Geist zu besitzen, den diese haben; dagegen, wenn diesem das Schicksal fremde ist, so ist und weiss sich hier das Selbstbewusstsein als die wirkliche Macht derselben.
Diese Glieder sind sowohl wie sie zunaechst innerhalb des reinen Bewusstseins als Gedanken oder an sich seiende, als auch wie sie im wirklichen Bewusstsein als gegenstaendliche Wesen vorgestellt werden, zu betrachten.—In jener Form der Einfachheit ist das erste, als das sich selbst gleiche, unmittelbare und unwandelbare Wesen aller Bewusstsein, das Gute—die unabhaengige geistige Macht des An-sich, bei der die Bewegung des fuersichseienden Bewusstseins nur beiherspielt. Das andere dagegen ist das passive geistige Wesen oder das Allgemeine, insofern es sich preisgibt und die Individuen das Bewusstsein ihrer Einzelnheit sich an ihm nehmen laesst; es ist das nichtige Wesen, das Schlechte.—Dieses absolute Aufgeloestwerden des Wesens ist selbst bleibend; wie das erste Wesen, Grundlage, Ausgangspunkt und Resultat der Individuen und diese rein allgemein darin sind, so ist das zweite dagegen einerseits das sich aufopfernde Sein fuer Anderes, andererseits eben darum deren bestaendige Rueckkehr zu sich selbst als das Einzelne und ihr bleibendes Fuer-sich-werden.
Aber diese einfachen Gedanken des Guten und Schlechten sind ebenso unmittelbar sich entfremdet; sie sind wirklich und im wirklichen Bewusstsein als gegenstaendliche Momente. So ist das erste Wesen die Staatsmacht, das andere der Reichtum.—Die Staatsmacht ist wie die einfache Substanz so das allgemeine Werk;—die absolute Sache selbst, worin den Individuen ihr Wesen ausgesprochen und ihre Einzelnheit schlechthin nur Bewusstsein ihrer Allgemeinheit ist; —sie ist ebenso das Werk und einfache Resultat, aus welchem dies, dass es aus ihrem Tun herkoemmt, verschwindet; es bleibt die absolute Grundlage und Bestehen alles ihres Tuns.—Diese einfache aetherische Substanz ihres Lebens ist durch diese Bestimmung ihrer unwandelbaren Sichselbstgleichheit Sein, und damit nur Sein fuer anderes. Sie ist also an sich unmittelbar das Entgegengesetzte ihrer selbst, Reichtum. Ob er zwar das Passive oder Nichtige ist, ist er ebenfalls allgemeines geistiges Wesen, ebenso das bestaendig werdende Resultat der Arbeit und des Tuns Aller, wie es sich wieder in den Genuss Aller aufloest. In dem Genusse wird die Individualitaet zwar fuer sich oder als einzelne, aber dieser Genuss selbst ist Resultat des allgemeinen Tuns; so wie er gegenseitig die allgemeine Arbeit und den Genuss aller hervorbringt. Das Wirkliche hat schlechthin die geistige Bedeutung, unmittelbar allgemein zu sein. Es meint wohl in diesem Momente jeder Einzelne eigennuetzig zu handeln; denn es ist das Moment, worin er sich das Bewusstsein gibt, fuer sich zu sein, und er nimmt es deswegen nicht fuer etwas Geistiges; allein auch nur aeusserlich angesehen, zeigt es sich, dass in seinem Genusse jeder allen zu geniessen gibt, in seiner Arbeit ebenso fuer alle arbeitet als fuer sich, und alle fuer ihn. Sein Fuer-sich-sein ist daher an sich allgemein und der Eigennutz etwas nur Gemeintes, das nicht dazu kommen kann, dasjenige wirklich zu machen, was es meint, naemlich etwas zu tun, das nicht allen zugut kaeme.
In diesen beiden geistigen Maechten erkennt also das Selbstbewusstsein seine Substanz, Inhalt und Zweck; es schaut sein Doppelwesen darin an, in der einen sein An-sich-sein, in der andern sein Fuer-sich-sein. —Es ist aber zugleich als der Geist, die negative Einheit ihres Bestehens und der Trennung der Individualitaet und des Allgemeinen, oder der Wirklichkeit und des Selbsts. Herrschaft und Reichtum sind daher fuer das Individuum als Gegenstaende vorhanden, d.h. als solche, von denen es sich frei weiss und zwischen ihnen und selbst keines von beiden waehlen zu koennen meint. Es tritt als dieses freie und reine Bewusstsein dem Wesen als einem solchen gegenueber, das nur fuer es ist. Es hat alsdenn das Wesen als Wesen in sich.—In diesem reinen Bewusstsein sind ihm die Momente der Substanz nicht Staatsmacht und Reichtum, sondern die Gedanken von Gut und Schlecht.—Das Selbstbewusstsein ist aber ferner die Beziehung seines reinen Bewusstseins auf sein wirkliches, des Gedachten auf das gegenstaendliche Wesen, es ist wesentlich das Urteil.—Es hat sich zwar schon fuer die beiden Seiten des wirklichen Wesens durch ihre unmittelbaren Bestimmungen ergeben, welche das Gute und welche das Schlechte sei; jenes die Staatsmacht, dies der Reichtum. Allein dies erste Urteil kann nicht als ein geistiges Urteil angesehen werden; denn in ihm ist die eine Seite nur als das Ansichseiende oder Positive, die andre nur als das Fuer-sich-seiende und Negative bestimmt worden. Aber sie sind, als geistige Wesen, jedes die Durchdringung beider Momente, also in jenen Bestimmungen nicht erschoepft; und das Selbstbewusstsein, das sich auf sie bezieht, ist an und fuer sich; es muss daher sich auf jedes auf die gedoppelte Weise beziehen, wodurch sich ihre Natur, sich selbst entfremdete Bestimmungen zu sein, herauskehren wird.
Dem Selbstbewusstsein ist nun derjenige Gegenstand gut und an sich, worin es sich selbst, derjenige aber schlecht, worin es das Gegenteil seiner findet; das Gute ist die Gleichheit der gegenstaendlichen Realitaet mit ihm; das Schlechte aber ihre Ungleichheit. Zugleich was fuer es gut und schlecht ist, ist an sich gut und schlecht, denn es ist eben dasjenige, worin diese beiden Momente des An-sich- und des Fuer-es-sein dasselbe sind; es ist der wirkliche Geist der gegenstaendlichen Wesen, und das Urteil der Erweis seiner Macht an ihnen, die sie zu dem macht, was sie an sich sind. Nicht dies, wie sie unmittelbar an sich selbst das Gleiche oder Ungleiche, d.h. das abstrakte An-sich-oder Fuer-sich-sein sind, ist ihr Kriterium und ihre Wahrheit, sondern was sie in der Beziehung des Geistes auf sie sind; ihre Gleichheit oder Ungleichheit mit ihm. Seine Beziehung auf sie, die zuerst als Gegenstaende gesetzt, durch ihn zum An-sich werden, wird zugleich ihre Reflexion in sich selbst, durch welche sie wirkliches geistiges Sein erhalten, und was ihr Geist ist, hervortritt. Aber wie ihre erste unmittelbare Bestimmung sich von der Beziehung des Geistes auf sie unterscheidet, so wird auch das dritte, der eigne Geist derselben, sich von dem zweiten unterscheiden.—Das zweite An-sich derselben zunaechst, das durch die Beziehung des Geistes auf sie hervortritt, muss schon anders ausfallen als das unmittelbare; denn diese Vermittlung des Geistes bewegt vielmehr die unmittelbare Bestimmtheit, und macht sie zu etwas anderem.
Hiernach findet nun das an und fuer sich seiende Bewusstsein in der Staatsmacht wohl sein einfaches Wesen und Bestehen ueberhaupt, allein nicht seine Individualitaet als solche, wohl sein An-sich- nicht sein Fuer-sich-sein, es findet darin vielmehr das Tun als einzelnes Tun verleugnet und zum Gehorsam unterjocht. Das Individuum reflektiert sich also vor dieser Macht in sich selbst; sie ist ihm das unterdrueckende Wesen und das Schlechte; denn statt das Gleiche zu sein, ist sie das der Individualitaet schlechthin Ungleiche. —Hingegen der Reichtum ist das Gute; er geht auf allgemeinen Genuss, gibt sich preis, und verschafft allen das Bewusstsein ihres Selbsts. Er ist an sich allgemeines Wohltun; wenn er irgendeine Wohltat versagt, und nicht jedem Beduerfnisse gefaellig ist, so ist dies eine Zufaelligkeit, welche seinem allgemeinen notwendigen Wesen, sich allen Einzelnen mitzuteilen und tausendhaendiger Geber zu sein, keinen Eintrag tut.
Diese beiden Urteile geben den Gedanken von Gut und Schlecht einen Inhalt, welcher das Gegenteil von dem ist, den sie fuer uns hatten. —Das Selbstbewusstsein hat sich aber nur erst unvollstaendig auf seine Gegenstaende bezogen, naemlich nur nach dem Massstabe des Fuer-sich-seins. Aber das Bewusstsein ist ebenso ansich_seiendes Wesen, und muss diese Seite gleichfalls zum Massstabe machen, wodurch sich erst das geistige Urteil vollendet. Nach dieser Seite spricht ihm die Staatsmacht sein Wesen aus; sie ist teils ruhendes Gesetz, teils Regierung und Befehl, welcher die einzelnen Bewegungen des allgemeinen Tuns anordnet; das eine die einfache Substanz selbst, das andere ihr sich selbst und alle belebendes und erhaltendes Tun. Das Individuum findet also darin seinen Grund und Wesen ausgedrueckt, organisiert und betaetigt.—Hingegen durch den Genuss des Reichtums erfaehrt es nicht sein allgemeines Wesen, sondern erhaelt nur das vergaengliche Bewusstsein und den Genuss seiner selbst als einer fuersichseienden Einzelnheit, und der Ungleichheit mit seinem Wesen.—Die Begriffe von Gut und Schlecht erhalten also hier den entgegengesetzten Inhalt gegen den vorherigen.
Diese beiden Weisen des Urteilens finden jede eine Gleichheit und eine Ungleichheit; das erste urteilende Bewusstsein findet die Staatsmacht ungleich, den Genuss des Reichtums gleich mit ihm; das zweite hingegen die erstere gleich, und den letztern ungleich mit ihm. Es ist ein zweifaches Gleichfinden und ein zweifaches Ungleichfinden, eine entgegengesetzte Beziehung auf die beiden realen Wesenheiten vorhanden.—Wir muessen dieses verschiedene Urteilen selbst beurteilen, wozu wir den aufgestellten Massstab anzulegen haben. Die gleichfindende Beziehung des Bewusstseins ist hienach das Gute, die ungleichfindende das Schlechte; und diese beiden Weisen der Beziehung sind nunmehr selbst als verschiedene Gestalten des Bewusstseins festzuhalten. Das Bewusstsein kommt dadurch, dass es sich auf verschiedene Weise verhaelt, selbst unter die Bestimmung der Verschiedenheit, gut oder schlecht zu sein, nicht darnach, dass es entweder das Fuer-sich-sein oder das reine An-sich-sein zum Prinzip haette, denn beide sind gleich wesentliche Momente; das gedoppelte Urteilen, das betrachtet wurde, stellte die Prinzipien getrennt vor, und enthaelt daher nur abstrakte Weisen des Urteilens. Das wirkliche Bewusstsein hat beide Prinzipien an ihm, und der Unterschied faellt allein in sein Wesen, naemlich in die Beziehung seiner selbst auf das Reale.
Die Weise dieser Beziehung ist die entgegengesetzte, die eine ist Verhalten zu Staatsmacht und Reichtum als zu einem Gleichen, das andere als zu einem Ungleichen.—Das Bewusstsein der gleichfindenden Beziehung ist das edelmuetige. In der oeffentlichen Macht betrachtet es das mit ihm Gleiche, dass es in ihr sein einfaches Wesen und dessen Betaetigung hat, und im Dienste des wirklichen Gehorsams wie der innern Achtung gegen es steht. Ebenso in dem Reichtume, dass er ihm das Bewusstsein seiner andern wesentlichen Seite, des Fuer-sich-seins, verschafft; daher es ihn ebenfalls als Wesen in Beziehung auf sich betrachtet, und denjenigen, von welchem es geniesst, als Wohltaeter anerkennt und sich zum Danke verpflichtet haelt.
Das Bewusstsein der andern Beziehung dagegen ist das niedertraechtige, das die Ungleichheit mit den beiden Wesenheiten festhaelt; in der Herrschergewalt also eine Fessel und Unterdrueckung des Fuer-sich-seins sieht, und daher den Herrscher hasst, nur mit Heimtuecke gehorcht, und immer auf dem Sprunge zum Aufruhr steht,—im Reichtum, durch den es zum Genusse seines Fuer-sich-seins gelangt, ebenso nur die Ungleichheit, naemlich mit dem bleibenden Wesen betrachtet; indem es durch ihn nur zum Bewusstsein der Einzelnheit und des vergaenglichen Genusses kommt, ihn liebt, aber verachtet, und mit dem Verschwinden des Genusses, des an sich verschwindenden, auch sein Verhaeltnis zu dem Reichen fuer verschwunden ansieht.
Diese Beziehungen druecken nun erst das Urteil aus, die Bestimmung dessen, was die beiden Wesen als Gegenstaende fuer das Bewusstsein sind, noch nicht an und fuer sich. Die Reflexion, die im Urteil vorgestellt ist, ist teils erst fuer uns ein Setzen der einen sowie der andern Bestimmung und daher ein gleiches Aufheben beider, noch nicht die Reflexion derselben fuer das Bewusstsein selbst. Teils sind sie erst unmittelbar Wesen, weder dies geworden noch an ihnen Selbst_bewusstsein; dasjenige, fuer welches sie sind, ist noch nicht ihre Belebung; sie sind Praedikate, die noch nicht selbst Subjekt sind. Um dieser Trennung willen faellt auch das Ganze des geistigen Urteilens noch an zwei Bewusstsein auseinander, deren jedes unter einer einseitigen Bestimmung liegt.—Wie sich nun zuerst die Gleichgueltigkeit der beiden Seiten der Entfremdung—der einen, des An-sich des reinen Bewusstseins, naemlich der bestimmten Gedanken von Gut und Schlecht; der andern, ihres Daseins als Staatsmacht und Reichtum—zur Beziehung beider, zum Urteil erhob; so hat sich diese aeussere Beziehung zur innern Einheit, oder als Beziehung des Denkens zur Wirklichkeit zu erheben, und der Geist der beiden Gestalten des Urteils hervorzutreten. Dies geschieht, indem das Urteil zum Schlusse wird, zur vermittelnden Bewegung, worin die Notwendigkeit und Mitte der beiden Seiten des Urteils hervortritt.
Das edelmuetige Bewusstsein findet also im Urteil sich so der Staatsmacht gegenueber, dass sie zwar noch nicht ein Selbst, sondern erst die allgemeine Substanz, deren es aber als seines Wesens als des Zwecks und absoluten Inhalts sich bewusst ist. Sich so positiv auf sie beziehend, verhaelt es sich negativ gegen seine eignen Zwecke, seinen besondern Inhalt und Dasein, und laesst sie verschwinden. Es ist der Heroismus des Dienstes,—die Tugend, welche das einzelne Sein dem Allgemeinen aufopfert, und dies dadurch ins Dasein bringt, —die Person, welche dem Besitze und Genusse von selbst entsagt, und fuer die vorhandene Macht handelt und wirklich ist.
Durch diese Bewegung wird das Allgemeine mit dem Dasein ueberhaupt zusammengeschlossen, wie das daseiende Bewusstsein durch diese Entaeusserung sich zur Wesentlichkeit bildet. Wessen dieses im Dienste sich entfremdet, ist sein in das Dasein versenktes Bewusstsein; das sich entfremdete Sein ist aber das An-sich; es bekommt also durch diese Bildung Achtung vor sich selbst und bei den Andern.—Die Staatsmacht aber, die nur erst das gedachte Allgemeine, das An-sich war, wird durch eben diese Bewegung zum seienden Allgemeinen, zur wirklichen Macht. Sie ist diese nur in dem wirklichen Gehorsam, welchen sie durch das Urteil des Selbstbewusstseins, dass sie das Wesen ist, und durch die freie Aufopferung desselben erlangt. Dieses Tun, das das Wesen mit dem Selbst zusammenschliesst, bringt die gedoppelte Wirklichkeit hervor, sich als das, welches wahre Wirklichkeit hat, und die Staatsmacht als das Wahre, welches gilt.
Diese ist aber durch diese Entfremdung noch nicht ein sich als Staatsmacht wissendes Selbstbewusstsein; es ist nur ihr Gesetz, oder ihr An-sich, das gilt; sie hat noch keinen besondern Willen; denn noch hat das dienende Selbstbewusstsein nicht sein reines Selbst entaeussert und die Staatsmacht damit begeistet, sondern erst mit seinem Sein; ihr nur sein Dasein aufgeopfert, nicht sein An-sich-sein.—Dies Selbstbewusstsein gilt als ein solches, das dem Wesen gemaess ist, es ist anerkannt um seines An-sich-seins willen. Die andern finden in ihm ihr Wesen betaetigt, nicht aber ihr Fuer-sich-sein,—ihr Denken oder reines Bewusstsein erfuellt, nicht ihre Individualitaet. Es gilt daher in ihren Gedanken und geniesst der Ehre. Es ist der stolze Vasall, der fuer die Staatsmacht taetig ist, insofern sie nicht eigner Willen, sondern wesentlicher ist, und der sich nur in dieser Ehre gilt, nur in dem wesentlichen Vorstellen der allgemeinen Meinung, nicht in dem dankbaren der Individualitaet, denn dieser hat er nicht zu ihrem Fuer-sich-sein verholfen. Seine Sprache, wenn es sich zum eignen Willen der Staatsmacht verhielte, der noch nicht geworden ist, waere der Rat, den er zum allgemeinen Besten erteilt.
Die Staatsmacht ist daher noch willenlos gegen den Rat, und nicht entscheidend zwischen den verschiedenen Meinungen ueber das allgemeine Beste. Sie ist noch nicht Regierung, und somit noch nicht in Wahrheit wirkliche Staatsmacht.—Das Fuer-sich-sein, der Willen, der als Willen noch nicht aufgeopfert ist, ist der innre abgeschiedne Geist der Staende, der seinem Sprechen vom allgemeinen Besten gegenueber sich sein besondres Bestes vorbehaelt, und dies Geschwaetze vom allgemeinen Besten zu einem Surrogate fuer das Handeln zu machen geneigt ist. Die Aufopferung des Daseins, die im Dienste geschieht, ist zwar vollstaendig, wenn sie bis zum Tode fortgegangen ist; aber die bestandne Gefahr des Todes selbst, der ueberlebt wird, laesst ein bestimmtes Dasein, und damit ein besonderes Fuer-sich uebrig, welches den Rat fuers allgemeine Beste zweideutig und verdaechtig macht, und sich in der Tat die eigne Meinung und den besondern Willen gegen die Staatsgewalt vorbehaelt. Es verhaelt sich daher noch ungleich gegen dieselbe, und faellt unter die Bestimmung des niedertraechtigen Bewusstseins, immer auf dem Sprunge zur Empoerung zu stehen.
Dieser Widerspruch, den es aufzuheben hat, enthaelt in dieser Form, in der Ungleichheit des Fuer-sich-seins gegen die Allgemeinheit der Staatsmacht zu stehen, zugleich die Form, dass jene Entaeusserung des Daseins, indem sie sich, im Tode naemlich, vollendet, selbst eine seiende, nicht eine ins Bewusstsein zurueckkehrende ist,—dass dieses sie nicht ueberlebt, und an und fuer sich ist, sondern nur ins unversoehnte Gegenteil uebergeht. Die wahre Aufopferung des Fuer-sich-seins ist daher allein die, worin es sich so vollkommen als im Tode hingibt, aber in dieser Entaeusserung sich ebensosehr erhaelt; es wird dadurch als das wirklich, was es an sich ist, als die identische Einheit seiner selbst und seiner als des Entgegengesetzten. Dadurch, dass der abgeschiedne innre Geist, das Selbst als solches, hervortritt und sich entfremdet, wird zugleich die Staatsmacht zu eignem Selbst erhoben; so wie ohne diese Entfremdung die Handlungen der Ehre, des edeln Bewusstseins und die Ratschlaege seiner Einsicht das Zweideutige bleiben wuerden, das noch jenen abgeschiednen Hinterhalt der besondern Absicht und des Eigenwillens haette.
Diese Entfremdung aber geschieht allein in der Sprache, welche hier in ihrer eigentuemlichen Bedeutung auftritt.—In der Welt der Sittlichkeit Gesetz und Befehl, in der Welt der Wirklichkeit erst Rat, hat sie das Wesen zum Inhalte, und ist dessen Form; hier aber erhaelt sie die Form, welche sie ist, selbst zum Inhalte, und gilt als Sprache; es ist die Kraft des Sprechens als eines solchen, welche das ausfuehrt, was auszufuehren ist. Denn sie ist das Dasein des reinen Selbsts als Selbsts; in ihr tritt die fuer sich seiende Einzelnheit des Selbstbewusstseins als solche in die Existenz, so dass sie fuer Andre ist. Ich als dieses reine Ich ist sonst nicht da; in jeder andern Aeusserung ist es in eine Wirklichkeit versenkt, und in einer Gestalt, aus welcher es sich zurueckziehen kann; es ist aus seiner Handlung, wie aus seinem physiognomischen Ausdrucke in sich reflektiert, und laesst solches unvollstaendiges Dasein, worin immer ebensosehr zu viel als zu wenig ist, entseelt liegen. Die Sprache aber enthaelt es in seiner Reinheit, sie allein spricht Ich aus, es selbst. Dies sein Dasein ist als Dasein eine Gegenstaendlichkeit, welche seine wahre Natur an ihr hat. Ich ist dieses Ich—aber ebenso allgemeines; sein Erscheinen ist ebenso unmittelbar die Entaeusserung und das Verschwinden dieses Ichs, und dadurch sein Bleiben in seiner Allgemeinheit. Ich, das sich ausspricht, ist vernommen; es ist eine Ansteckung, worin es unmittelbar in die Einheit mit denen, fuer welche es da ist, uebergegangen und allgemeines Selbstbewusstsein ist.—Dass es vernommen wird, darin ist sein Dasein selbst unmittelbar verhallt; dies sein Anderssein ist in sich zurueckgenommen; und ebendies ist sein Dasein, als selbstbewusstes Jetzt, wie es da ist, nicht da zu sein, und durch dies Verschwinden da zu sein. Dies Verschwinden ist also selbst unmittelbar sein Bleiben; es ist sein eignes Wissen von Sich, und sein Wissen von sich als einem, das in anderes Selbst uebergegangen, das vernommen worden und allgemeines ist.
Der Geist erhaelt hier diese Wirklichkeit, weil die Extreme, deren Einheit er ist, ebenso unmittelbar die Bestimmung haben, fuer sich eigne Wirklichkeiten zu sein. Ihre Einheit ist zersetzt in sproede Seiten, deren jede fuer die andre wirklicher von ihr ausgeschlossener Gegenstand ist. Die Einheit tritt daher als eine Mitte hervor, welche von der abgeschiedenen Wirklichkeit der Seiten ausgeschlossen und unterschieden wird; sie hat daher selbst eine wirkliche von ihren Seiten unterschiedne Gegenstaendlichkeit, und ist fuer sie, d.h. sie ist Daseiendes. Die geistige Substanz tritt als solche in die Existenz, erst indem sie zu ihren Seiten solche Selbstbewusstsein gewonnen hat, welche dieses reine Selbst als unmittelbar geltende Wirklichkeit wissen, und darin ebenso unmittelbar wissen, dies nur durch die entfremdende Vermittlung zu sein. Durch jenes sind die Momente zu der sich selbst wissenden Kategorie und damit bis dahin gelaeutert, dass sie Momente des Geistes sind; durch dieses tritt er als Geistigkeit in das Dasein.—Er ist so die Mitte, welche jene Extreme voraussetzt, und durch ihr Dasein erzeugt wird,—aber ebenso das zwischen ihnen hervorbrechende geistige Ganze, das sich in sie entzweit und jedes erst durch diese Beruehrung zum Ganzen in seinem Prinzipe erzeugt.—Dass die beiden Extreme schon an sich aufgehoben und zersetzt sind, bringt ihre Einheit hervor, und diese ist die Bewegung, welche beide zusammenschliesst, ihre Bestimmungen austauscht, und sie, und zwar in jedem Extreme, zusammenschliesst. Diese Vermittlung setzt hiemit den Begriff eines jeden der beiden Extreme in seine Wirklichkeit, oder sie macht das, was jedes an sich ist, zu seinem Geiste.
Die beiden Extreme, die Staatsmacht und das edelmuetige Bewusstsein, sind durch dieses zersetzt, jene in das abstrakte Allgemeine, dem gehorcht wird, und in den fuersichseienden Willen, welcher ihm aber noch nicht selbst zukommt; dieses in den Gehorsam des aufgehobnen Daseins oder in das An-sich-sein der Selbstachtung und der Ehre, und in das noch nicht aufgehobene reine Fuer-sich-sein, den im Hinterhalte noch bleibenden Willen. Die beiden Momente, zu welchen beide Seiten gereinigt, und die daher Momente der Sprache sind, sind das abstrakte Allgemeine, welches das allgemeine Beste heisst, und das reine Selbst, das im Dienste seinem ins vielfache Dasein versenkten Bewusstsein absagte. Beide sind im Begriffe dasselbe, denn reines Selbst ist eben das abstrakt Allgemeine, und daher ist ihre Einheit als ihre Mitte gesetzt. Aber das Selbst ist nur erst am Extreme des Bewusstseins wirklich—das An-sich aber erst am Extreme der Staatsmacht; dem Bewusstsein fehlt dies, dass die Staatsmacht nicht nur als Ehre, sondern wirklich an es uebergegangen waere,—der Staatsmacht, dass ihr nicht nur als dem sogenannten allgemeinen Besten gehorcht wuerde, sondern als Willen, oder dass sie das entscheidende Selbst ist. Die Einheit des Begriffes, in welchem die Staatsmacht noch steht, und zu dem das Bewusstsein sich gelaeutert hat, wird in dieser vermittelnden Bewegung wirklich, deren einfaches Dasein, als Mitte, die Sprache ist.—Sie hat jedoch zu ihren Seiten noch nicht zwei als Selbst vorhandene Selbst; denn die Staatsmacht wird erst zum Selbst begeistet; diese Sprache ist daher noch nicht der Geist, wie er sich vollkommen weiss und ausspricht.
Das edelmuetige Bewusstsein, weil es das Extrem des Selbsts ist, erscheint als dasjenige, von dem die Sprache ausgeht, durch welche sich die Seiten des Verhaeltnisses zu beseelten Ganzen gestalten.—Der Heroismus des stummen Dienstes wird zum Heroismus der Schmeichelei. Diese sprechende Reflexion des Dienstes macht die geistige sich zersetzende Mitte aus, und reflektiert nicht nur ihr eigenes Extrem in sich selbst, sondern auch das Extrem der allgemeinen Gewalt in dieses selbst zurueck, und macht sie, die erst an sich ist, zum Fuer-sich-sein und zur Einzelnheit des Selbstbewusstseins. Es wird hiedurch der Geist dieser Macht, ein unumschraenkter Monarch zu sein;—unumschraenkt: die Sprache der Schmeichelei erhebt die Macht in ihre gelaeuterte Allgemeinheit; das Moment als Erzeugnis der Sprache, des zum Geiste gelaeuterten Daseins, ist eine Vereinigte Sichselbstgleichheit,—Monarch: sie erhebt ebenso die Einzelnheit auf ihre Spitze; dasjenige, dessen das edelmuetige Bewusstsein sich nach dieser Seite der einfachen geistigen Einheit entaeussert, ist das reine An-sich seines Denkens, sein Ich selbst. Bestimmter erhebt sie die Einzelnheit, die sonst nur ein Gemeintes ist, dadurch in ihre daseiende Reinheit, dass sie dem Monarchen den eignen Namen gibt; denn es ist allein der Name, worin der Unterschied des Einzelnen von allen andern nicht gemeint ist, sondern von allen wirklich gemacht wird; in dem Namen gilt der Einzelne als rein Einzelner nicht mehr nur in seinem Bewusstsein, sondern im Bewusstsein Aller. Durch ihn also wird der Monarch schlechthin von Allen abgesondert, ausgenommen und einsam; in ihm ist er das Atom, das von seinem Wesen nichts mitteilen kann und nicht seinesgleichen hat.—Dieser Name ist hiemit die Reflexion in sich oder die Wirklichkeit, welche die allgemeine Macht an ihr selbst hat; durch ihn ist sie der Monarch. Er, dieser Einzelne, weiss umgekehrt dadurch sich diesen Einzelnen als die allgemeine Macht, dass die Edeln nicht nur als zum Dienst der Staatsmacht bereit, sondern als Zieraten sich um den Thron stellen, und dass sie dem, der darauf sitzt, es immer sagen, was er ist.
Die Sprache ihres Preises ist auf diese Weise der Geist, der in der Staatsmacht selbst die beiden Extreme zusammenschliesst; sie reflektiert die abstrakte Macht in sich und gibt ihr das Moment des andern Extrems, das wollende und entscheidende Fuer-sich-sein, und hiedurch selbstbewusste Existenz; oder dadurch kommt dies einzelne wirkliche Selbstbewusstsein dazu, sich als die Macht gewiss zu wissen. Sie ist der Punkt des Selbsts, in den durch die Entaeusserung der innern Gewissheit die vielen Punkte zusammengeflossen sind. —Indem aber dieser eigne Geist der Staatsmacht darin besteht, seine Wirklichkeit und Nahrung an dem Opfer des Tuns und des Denkens des edelmuetigen Bewusstseins zu haben, ist sie die sich entfremdete Selbststaendigkeit; das edelmuetige Bewusstsein, das Extrem des Fuer-sich-seins erhaelt das Extrem der wirklichen Allgemeinheit fuer die Allgemeinheit des Denkens, der es sich entaeusserte, zurueck; die Macht des Staats ist auf es uebergegangen. An ihm wird die Staatsgewalt erst wahrhaft betaetigt; in seinem Fuer-sich-sein hoert sie auf, das traege Wesen, wie sie als Extrem des abstrakten An-sich-seins erschien, zu sein.—An sich betrachtet heisst die in sich reflektierte Staatsmacht, oder dies, dass sie Geist geworden, nichts anderes, als dass sie Moment des Selbstbewusstseins geworden, d.h. nur als aufgebobne ist. Hiemit ist sie nun das Wesen als ein solches, dessen Geist es ist, aufgeopfert und preisgegeben zu sein, oder sie existiert als Reichtum.—Sie bleibt zwar dem Reichtume, zu welchem sie dem Begriffe nach immer wird, gegenueber zugleich als eine Wirklichkeit bestehen; aber eine solche, deren Begriff eben diese Bewegung ist, durch den Dienst und die Verehrung, wodurch sie wird, in ihr Gegenteil, in die Entaeusserung der Macht, ueberzugehen. Fuer sich wird also das eigentuemliche Selbst, das ihr Willen ist, durch die Wegwerfung des edelmuetigen Bewusstseins, zur sich entaeussernden Allgemeinheit, zu einer vollkommnen Einzelnheit und Zufaelligkeit, die jedem maechtigern Willen preisgegeben ist; was ihm an allgemein anerkannter und nicht mittelbarer Selbststaendigkeit bleibt, ist der leere Namen.
Wenn also das edelmuetige Bewusstsein sich als dasjenige bestimmte, welches sich auf die allgemeine Macht auf eine gleiche Weise bezoege, so ist die Wahrheit desselben vielmehr, in seinem Dienste sein eignes Fuer-sich-sein sich zu behalten, in der eigentlichen Entsagung seiner Persoenlichkeit aber das wirkliche Aufheben und Zerreissen der allgemeinen Substanz zu sein. Sein Geist ist das Verhaeltnis der voelligen Ungleichheit, einerseits in seiner Ehre seinen Willen zu behalten; andererseits in dem Aufgeben desselben teils seines Innern sich zu entfremden, und zur hoechsten Ungleichheit mit sich selbst zu werden, teils die allgemeine Substanz darin sich zu unterwerfen und diese sich selbst voellig ungleich zu machen.—Es erhellt, dass damit seine Bestimmtheit, die es im Urteile gegen das hatte, welches niedertraechtiges Bewusstsein hiess, und hiedurch auch dieses verschwunden ist. Das letztere hat seinen Zweck erreicht, naemlich die allgemeine Macht unter das Fuer-sich-sein zu bringen.
So durch die allgemeine Macht bereichert, existiert das Selbstbewusstsein als die allgemeine Wohltat, oder sie ist der Reichtum, der selbst wieder Gegenstand fuer das Bewusstsein ist. Denn er ist diesem das zwar unterworfne Allgemeine, das aber durch dies erste Aufheben noch nicht absolut in das Selbst zurueckgegangen ist.—Das Selbst hat noch nicht sich als Selbst, sondern das aufgehobne allgemeine Wesen zum Gegenstande. Indem dieser erst geworden, ist die unmittelbare Beziehung des Bewusstseins auf ihn gesetzt, das also noch nicht seine Ungleichheit mit ihm dargestellt hat; es ist das edelmuetige Bewusstsein, welches an dem unwesentlich gewordenen Allgemeinen sein Fuer-sich-sein erhaelt, daher ihn anerkennt und gegen den Wohltaeter dankbar ist.
Der Reichtum hat an ihm selbst schon das Moment des Fuer-sich-seins. Er ist nicht das selbstlose Allgemeine der Staatsmacht, oder die unbefangene unorganische Natur des Geistes, sondern sie, wie sie durch den Willen an ihr selbst festhaelt gegen den, der sich ihrer zum Genuss bemaechtigen will. Aber indem der Reichtum nur die Form des Wesens hat, ist dies einseitige Fuer-sich-sein, das nicht an sich, sondern vielmehr das aufgehobne An-sich ist, die in seinem Genusse wesenlose Rueckkehr des Individuums in sich selbst. Er bedarf also selbst der Belebung; und die Bewegung seiner Reflexion besteht darin, dass er, der nur fuer sich ist, zum An-und Fuer-sich-sein, dass er, der das aufgehobene Wesen ist, zum Wesen werde; so erhaelt er seinen eigenen Geist an ihm selbst.—Da vorhin die Form dieser Bewegung auseinandergesetzt worden, so ist es hinreichend, hier den Inhalt derselben zu bestimmen.
Das edelmuetige Bewusstsein bezieht sich also hier nicht auf den Gegenstand als Wesen ueberhaupt, sondern es ist das Fuer-sich-sein selbst, das ihm ein Fremdes ist; es findet sein Selbst als solches entfremdet vor, als eine gegenstaendliche feste Wirklichkeit, die es von einem andern festen Fuer-sich-sein zu empfangen hat. Sein Gegenstand ist das Fuer-sich-sein; also das Seinige; aber dadurch, dass es Gegenstand ist, ist es zugleich unmittelbar eine fremde Wirklichkeit, welche eigenes Fuer-sich-sein, eigner Willen ist, das heisst, es sieht sein Selbst in der Gewalt eines fremden Willens, von dem es abhaengt, ob er ihm dasselbe ablassen will.
Von jeder einzelnen Seite kann das Selbstbewusstsein abstrahieren, und behaelt darum in einer Verbindlichkeit, die eine solche betrifft, sein Anerkanntsein und An-sich-gelten als fuer sich seienden Wesens. Hier aber sieht es sich von der Seite seiner reinen eigensten Wirklichkeit, oder seines Ichs ausser sich und einem Andern angehoerig, sieht seine Persoenlichkeit als solche abhaengig von der zufaelligen Persoenlichkeit eines Andern, von dem Zufall eines Augenblicks, einer Willkuer oder sonst des gleichgueltigsten Umstandes. —Im Rechtszustande erscheint, was in der Gewalt des gegenstaendlichen Wesens ist, als ein zufaelliger Inhalt, von dem abstrahiert werden kann, und die Gewalt betrifft nicht das Selbst als solches, sondern dieses ist vielmehr anerkannt. Allein hier sieht es die Gewissheit seiner als solche das wesenloseste, die reine Persoenlichkeit absolute Unpersoenlichkeit zu sein. Der Geist seines Dankes ist daher das Gefuehl wie dieser tiefsten Verworfenheit so auch der tiefsten Empoerung. Indem das reine Ich selbst sich ausser sich und zerrissen anschaut, ist in dieser Zerrissenheit zugleich alles, was Kontinuitaet und Allgemeinheit hat, was Gesetz, gut und recht heisst, auseinander und zugrunde gegangen; alles gleiche ist aufgeloest, denn die reinste Ungleichheit, die absolute Unwesentlichkeit des absolut Wesentlichen, das Ausser-sich-sein des Fuer-sich-seins ist vorhanden; das reine Ich selbst ist absolut zersetzt.
Wenn also von dem Reichtum dies Bewusstsein wohl die Gegenstaendlichkeit des Fuer-sich-seins zurueckerhaelt und sie aufhebt, so ist es nicht nur seinem Begriffe nach, wie die vorhergehende Reflexion nicht vollendet, sondern fuer es selbst unbefriedigt; die Reflexion, da das Selbst sich als ein Gegenstaendliches empfaengt, ist der unmittelbare Widerspruch im reinen Ich selbst gesetzt. Als Selbst steht es aber zugleich unmittelbar ueber diesem Widerspruche, ist die absolute Elastizitaet, welche dies Aufgehobensein des Selbsts wieder aufhebt, diese Verworfenheit, dass ihm sein Fuer-sich-sein als ein Fremdes werde, verwirft, und gegen dies Empfangen seiner selbst empoert, im Empfangen selbst fuer sich ist.
Indem also das Verhaeltnis dieses Bewusstseins mit dieser absoluten Zerrissenheit verknuepft ist, faellt in seinem Geiste der Unterschied desselben, als edelmuetiges gegen das niedertraechtige bestimmt zu sein, hinweg, und beide sind dasselbe.—Der Geist des wohltuenden Reichtums kann ferner von dem Geiste des die Wohltat empfangenden Bewusstseins unterschieden werden, und ist besonders zu betrachten. —Er war das wesenlose Fuer-sich-sein, das preisgegebne Wesen. Durch seine Mitteilung aber wird er zum An-sich; indem er seine Bestimmung erfuellte, sich aufzuopfern, hebt er die Einzelnheit, fuer sich nur zu geniessen, auf, und als aufgehobne Einzelnheit ist er Allgemeinheit oder Wesen.—Was er mitteilt, was er andern gibt, ist das Fuer-sich-sein. Er gibt sich aber nicht hin als eine selbstlose Natur, als die unbefangen sich preisgebende Bedingung des Lebens, sondern als selbstbewusstes, sich fuer sich haltendes Wesen: er ist nicht die unorganische Macht des Elements, welche von dem empfangenden Bewusstsein als an sich vergaenglich gewusst wird, sondern die Macht ueber das Selbst, die sich unabhaengig und willkuerlich weiss, und die zugleich weiss, dass was sie ausspendet, das Selbst eines Andern ist.—Der Reichtum teilt also mit dem Klienten die Verworfenheit, aber an die Stelle der Empoerung tritt der Uebermut. Denn er weiss nach der einen Seite, wie der Klient, das Fuer-sich-sein als ein zufaelliges Ding; aber er selbst ist diese Zufaelligkeit, in deren Gewalt die Persoenlichkeit steht. In diesem Uebermute, der durch eine Mahlzeit ein fremdes Ich-selbst erhalten, und sich dadurch die Unterwerfung von dessen innerstem Wesen erworben zu haben meint, uebersieht er die innere Empoerung des andern; er uebersieht die vollkommene Abwerfung aller Fessel, diese reine Zerrissenheit, welcher, indem ihr die Sichselbstgleichheit des Fuer-sich-seins schlechthin ungleich geworden, alles Gleiche, alles Bestehen zerrissen ist, und die daher die Meinung und Ansicht des Wohltaeters am meisten zerreisst. Er steht unmittelbar vor diesem innersten Abgrunde, vor dieser bodenlosen Tiefe, worin aller Halt und Substanz verschwunden ist; und er sieht in dieser Tiefe nichts als ein gemeines Ding, ein Spiel seiner Laune, einen Zufall seiner Willkuer; sein Geist ist die ganz wesenlose Meinung, die geistverlassne Oberflaeche zu sein.
Wie das Selbstbewusstsein gegen die Staatsmacht seine Sprache hatte, oder der Geist zwischen diesen Extremen als wirkliche Mitte hervortrat, so hat es auch Sprache gegen den Reichtum, noch mehr aber hat seine Empoerung ihre Sprache. Jene, welche dem Reichtum das Bewusstsein seiner Wesenheit gibt, und sich seiner dadurch bemaechtigt, ist gleichfalls die Sprache der Schmeichelei, aber der unedeln;—denn was sie als Wesen ausspricht, weiss sie als das preisgegebne, das nicht an sich seiende Wesen. Die Sprache der Schmeichelei aber ist, wie vorhin schon erinnert, der noch einseitige Geist. Denn seine Momente sind zwar das durch die Bildung des Dienstes zur reinen Existenz gelaeuterte Selbst, und das An-sich-sein der Macht. Allein der reine Begriff, in welchem das einfache Selbst und das An-sich, jenes reine Ich und dies reine Wesen oder Denken dasselbe sind—diese Einheit beider Seiten, zwischen welchen die Wechselwirkung stattfindet, ist nicht in dem Bewusstsein dieser Sprache; der Gegenstand ist ihm noch das An-sich im Gegensatze gegen das Selbst, oder der Gegenstand ist ihm nicht zugleich sein eignes Selbst als solches.—Die Sprache der Zerrissenheit aber ist die vollkommne Sprache und der wahre existierende Geist dieser ganzen Welt der Bildung. Dies Selbstbewusstsein, dem die seine Verworfenheit verwerfende Empoerung zukoemmt, ist unmittelbar die absolute Sichselbstgleichheit in der absoluten Zerrissenheit, die reine Vermittlung des reinen Selbstbewusstseins mit sich selbst. Es ist die Gleichheit des identischen Urteils, worin eine und dieselbe Persoenlichkeit sowohl Subjekt als Praedikat ist. Aber dies identische Urteil ist zugleich das unendliche; denn diese Persoenlichkeit ist absolut entzweit, und Subjekt und Praedikat schlechthin gleichgueltige Seiende, die einander nichts angehen, ohne notwendige Einheit, sogar dass jedes die Macht einer eignen Persoenlichkeit ist. Das Fuer-sich-sein hat sein Fuer-sich-sein zum Gegenstande, als ein schlechthin Anderes und zugleich ebenso unmittelbar als sich selbst—sich als ein Anderes, nicht dass dieses einen andern Inhalt haette, sondern der Inhalt ist dasselbe Selbst in der Form absoluter Entgegensetzung und vollkommen eignen gleichgueltigen Daseins.—Es ist also hier der seiner in seiner Wahrheit und seines Begriffes bewusste Geist dieser realen Welt der Bildung vorhanden.
Er ist diese absolute und allgemeine Verkehrung und Entfremdung der Wirklichkeit und des Gedankens; die reine Bildung. Was in dieser Welt erfahren wird, ist, dass weder die wirklichen Wesen der Macht und des Reichtums noch ihre bestimmten Begriffe, Gut und Schlecht, oder das Bewusstsein des Guten und Schlechten, das edelmuetige und niedertraechtige Wahrheit haben; sondern alle diese Momente verkehren sich vielmehr eins im andern, und jedes ist das Gegenteil seiner selbst.—Die allgemeine Macht, welche die Substanz ist, indem sie durch das Prinzip der Individualitaet zur eigenen Geistigkeit gelangt, empfaengt das eigne Selbst nur als den Namen an ihr, und ist, indem sie wirkliche Macht ist, vielmehr das unmaechtige Wesen, das sich selbst aufopfert.—Aber dies preisgegebene selbstlose Wesen oder das zum Dinge gewordne Selbst ist vielmehr die Rueckkehr des Wesens in sich selbst; es ist das fuersichseiende Fuer-sich-sein, die Existenz des Geistes.—Die Gedanken dieser Wesen, des Guten und Schlechten, verkehren sich ebenso in dieser Bewegung; was als gut bestimmt ist, ist schlecht; was als schlecht, ist gut. Das Bewusstsein eines jeden dieser Momente als das edle und niedertraechtige Bewusstsein beurteilt, sind in ihrer Wahrheit vielmehr ebensosehr das Verkehrte dessen, was diese Bestimmungen sein sollen, das edelmuetige ebenso niedertraechtig und verworfen, als die Verworfenheit zum Adel der gebildetsten Freiheit des Selbstbewusstseins umschlaegt.—Alles ist ebenso, formell betrachtet, nach aussen das Verkehrte dessen, was es fuer sich ist; und wieder was es fuer sich ist, ist es nicht in Wahrheit, sondern etwas anderes, als es sein will, das Fuer-sich-sein vielmehr der Verlust seiner selbst, und die Entfremdung seiner vielmehr die Selbsterhaltung.—Was vorhanden ist, ist also dies, dass alle Momente eine allgemeine Gerechtigkeit gegeneinander ausueben, jedes ebensosehr an sich selbst sich entfremdet, als es sich in sein Gegenteil einbildet und es auf diese Weise verkehrt.—Der wahre Geist aber ist eben diese Einheit der absolut getrennten, und zwar kommt er eben durch die freie Wirklichkeit dieser selbstlosen Extreme selbst als ihre Mitte zur Existenz. Sein Dasein ist das allgemeine Sprechen und zerreissende Urteilen, welchem alle jene Momente, die als Wesen und wirkliche Glieder des Ganzen gelten sollen, sich aufloesen, und welches ebenso dies sich aufloesende Spiel mit sich selbst ist. Dies Urteilen und Sprechen ist daher das Wahre und Unbezwingbare, waehrend es alles ueberwaeltigt; dasjenige, um welches es in dieser realen Welt allein wahrhaft zu tun ist. Jeder Teil dieser Welt kommt darin dazu, dass sein Geist ausgesprochen, oder dass mit Geist von ihm gesprochen und von ihm gesagt wird, was er ist.—Das ehrliche Bewusstsein nimmt jedes Moment als eine bleibende Wesenheit und ist die ungebildete Gedankenlosigkeit, nicht zu wissen, dass es ebenso das Verkehrte tut. Das zerrissene Bewusstsein aber ist das Bewusstsein der Verkehrung, und zwar der absoluten Verkehrung; der Begriff ist das Herrschende in ihm, der die Gedanken zusammenbringt, welche der Ehrlichkeit weit auseinanderliegen, und dessen Sprache daher geistreich ist.
Der Inhalt der Rede des Geistes von und ueber sich selbst ist also die Verkehrung aller Begriffe und Realitaeten, der allgemeine Betrug seiner selbst und der andern, und die Schamlosigkeit, diesen Betrug zu sagen, ist eben darum die groesste Wahrheit. Diese Rede ist die Verruecktheit des Musikers, “der dreissig Arien, italienische, franzoesische, tragische, komische, von aller Art Charakter, haeufte und vermischte; bald mit einem tiefen Basse stieg er bis in die Hoelle, dann zog er die Kehle zusammen, und mit einem Fistelton zerriss er die Hoehe der Luefte, wechselsweise rasend, besaenftigt, gebieterisch und spoettisch.”—Dem ruhigen Bewusstsein, das ehrlicherweise die Melodie des Guten und Wahren in die Gleichheit der Toene, d.h. in eine Note setzt, erscheint diese Rede als “eine Faselei von Weisheit und Tollheit, als ein Gemische von ebensoviel Geschick als Niedrigkeit, von ebenso richtigen als falschen Ideen, von einer so voelligen Verkehrtheit der Empfindung, so vollkommener Schaendlichkeit, als gaenzlicher Offenheit und Wahrheit. Es wird es nicht versagen koennen, in alle diese Toene einzugehen, und die ganze Skale der Gefuehle von der tiefsten Verachtung und Verwerfung bis zur hoechsten Bewunderung und Ruehrung auf und nieder zu laufen; in diese wird ein laecherlicher Zug verschmolzen sein, der ihnen ihre Natur benimmt”; jene werden an ihrer Offenheit selbst einen versoehnenden, an ihrer erschuetternden Tiefe den allgewaltigen Zug haben, der den Geist sich selbst gibt.
Betrachten wir der Rede dieser sich selbst klaren Verwirrung gegenueber die Rede jenes einfachen Bewusstseins des Wahren und Guten, so kann sie gegen die offene und ihrer bewusste Beredsamkeit des Geistes der Bildung nur einsilbig sein; denn es kann diesem nichts sagen, was er nicht selbst weiss und sagt. Geht es ueber seine Einsilbigkeit hinaus, so sagt es daher dasselbe, was er ausspricht, begeht aber darin noch dazu die Torheit, zu meinen, dass es etwas Neues und Anderes sage. Selbst seine Silben, schaendlich, niedertraechtig, sind schon diese Torheit, denn jener sagt sie von sich selbst. Wenn dieser Geist in seiner Rede alles Eintoenige verkehrt, weil dieses sich Gleiche nur eine Abstraktion, in seiner Wirklichkeit aber die Verkehrung an sich selbst ist, und wenn dagegen das gerade Bewusstsein, das Gute und Edle, d.h. das sich in seiner Aeusserung gleichhaltende, auf die einzige Weise, die hier moeglich ist, in Schutz nimmt—dass es naemlich seinen Wert nicht darum verliere, weil es an das Schlechte geknuepft oder mit ihm gemischt sei; denn dies sei seine Bedingung und Notwendigkeit, hierin bestehe die Weisheit der Natur—, so hat dies Bewusstsein, indem es zu widersprechen meinte, damit nur den Inhalt der Rede des Geistes in eine triviale Weise zusammengefasst, welche gedankenlos, indem sie das Gegenteil des Edeln und Guten zur Bedingung und Notwendigkeit des Edeln und Guten macht, etwas anderes zu sagen meint, als dies, dass das edel und gut Genannte in seinem Wesen das Verkehrte seiner selbst, so wie das Schlechte umgekehrt das Vortreffliche ist.
Ersetzt das einfache Bewusstsein diesen geistlosen Gedan_ken durch die Wirklichkeit des Vortrefflichen, indem es dasselbe in dem Beispiele eines fingierten Falles oder auch einer wahren Anekdote auffuehrt, und so zeigt, dass es kein leerer Name, sondern vorhanden ist, so steht die allgemeine Wirklichkeit des verkehrten Tuns der ganzen realen Welt entgegen, worin jenes Beispiel also nur etwas ganz Vereinzelntes, eine Espece ausmacht; und das Dasein des Guten und Edeln als eine einzelne Anekdote, sie sei fingiert oder wahr, darstellen, ist das Bitterste, was von ihm gesagt werden kann. —Fordert das einfache Bewusstsein endlich die Aufloesung dieser ganzen Welt der Verkehrung, so kann es nicht an das Individuum die Entfernung aus ihr fodern, denn Diogenes im Fasse ist durch sie bedingt, und die Foderung an den Einzelnen ist gerade das, was fuer das Schlechte gilt, naemlich fuer sich als Einzelnen zu sorgen. An die allgemeine Individualitaet aber gerichtet kann die Foderung dieser Entfernung nicht die Bedeutung haben, dass die Vernunft das geistige gebildete Bewusstsein, zu dem sie gekommen ist, wieder aufgebe, den ausgebreiteten Reichtum ihrer Momente in die Einfachheit des natuerlichen Herzens zurueckversenke, und in die Wildnis und Naehe des tierischen Bewusstseins, welche Natur, auch Unschuld genannt wird, zurueckfalle; sondern die Foderung dieser Aufloesung kann nur an den Geist der Bildung selbst gehen, dass er aus seiner Verwirrung als Geist zu sich zurueckkehre, und ein noch hoeheres Bewusstsein gewinne.
In der Tat aber hat der Geist dies schon an sich vollbracht. Die ihrer selbstbewusste und sich aussprechende Zerrissenheit des Bewusstseins ist das Hohngelaechter ueber das Dasein sowie ueber die Verwirrung des Ganzen und ueber sich selbst; es ist zugleich das sich noch vernehmende Verklingen dieser ganzen Verwirrung.—Diese sich selbst vernehmende Eitelkeit aller Wirklichkeit, und alles bestimmten Begriffs, ist die gedoppelte Reflexion der realen Welt in sich selbst; einmal in diesem Selbst des Bewusstseins, als diesem, das andermal in der reinen Allgemeinheit desselben oder im Denken. Nach jener Seite hat der zu sich gekommene Geist den Blick in die Welt der Wirklichkeit hineingerichtet, und sie noch zu seinem Zwecke und unmittelbaren Inhalt; nach der andern aber ist sein Blick teils nur in sich und negativ gegen sie, teils von ihr weg gen Himmel gewendet und das Jenseits derselben sein Gegenstand.
In jener Seite der Rueckkehr in das Selbst ist die Eitelkeit aller Dinge seine eigene Eitelkeit, oder es ist eitel. Es ist das fuersichseiende Selbst, das alles nicht nur zu beurteilen und zu beschwatzen, sondern geistreich die festen Wesen der Wirklichkeit wie die festen Bestimmungen, die das Urteil setzt, in ihrem Widerspruche zu sagen weiss, und dieser Widerspruch ist ihre Wahrheit.—Nach der Form betrachtet, weiss es alles sich selbst entfremdet; das Fuer-sich-sein vom An-sich-sein getrennt; das Gemeinte und den Zweck von der Wahrheit; und von beiden wieder das Sein fuer Anderes, das Vorgegebne von der eigentlichen Meinung und der wahren Sache und Absicht.—Es weiss also jedes Moment gegen das andere, ueberhaupt die Verkehrung aller, richtig auszusprechen, es weiss besser, was jedes ist, als es ist, es sei bestimmt, wie es wolle. Indem es das Substantielle nach der Seite der Uneinigkeit und des Widerstreits, den es in sich einigt, aber nicht nach der Seite dieser Einigkeit kennt, versteht es das Substantielle sehr gut zu beurteilen, aber hat die Faehigkeit verloren, es zu fassen.—Diese Eitelkeit bedarf dabei der Eitelkeit aller Dinge, um aus ihnen sich das Bewusstsein des Selbsts zu geben, erzeugt sie daher selbst, und ist die Seele, welche sie traegt. Macht und Reichtum sind die hoechsten Zwecke seiner Anstrengung, es weiss, dass es durch Entsagung und Aufopferung sich zum Allgemeinen bildet, zum Besitze desselben gelangt, und in diesem Besitze allgemeine Gueltigkeit hat; sie sind die wirklichen anerkannten Maechte. Aber dieses sein Gelten ist selbst eitel, und eben indem es sich ihrer bemaechtigt, weiss es sie nicht Selbstwesen zu sein, sondern vielmehr sich als ihre Macht, sie aber als eitel. Dass es so in ihrem Besitze selbst daraus heraus ist, stellt es in der geistreichen Sprache dar, die daher sein hoechstes Interesse und die Wahrheit des Ganzen ist; in ihr wird dieses Selbst, als dies reine nicht den wirklichen noch gedachten Bestimmungen angehoerige Selbst, sich zum geistigen, wahrhaft allgemeingueltigen. Es ist die sich selbst zerreissende Natur aller Verhaeltnisse und das bewusste Zerreissen derselben; nur als empoertes Selbstbewusstsein aber weiss es seine eigne Zerrissenheit, und in diesem Wissen derselben hat es sich unmittelbar darueber erhoben. In jener Eitelkeit wird aller Inhalt zu einem negativen, welches nicht mehr positiv gefasst werden kann; der positive Gegenstand ist nur das reine Ich selbst, und das zerrissne Bewusstsein ist an sich diese reine Sichselbstgleichheit des zu sich zurueckgekommnen Selbstbewusstseins.
Der Geist der Entfremdung seiner selbst hat in der Welt der Bildung sein Dasein; aber indem dieses Ganze sich selbst entfremdet worden, steht jenseits ihrer die unwirkliche Welt des reinen Bewusstseins oder des Denkens. Ihr Inhalt ist das rein Gedachte, das Denken ihr absolutes Element. Indem aber das Denken zunaechst das Element dieser Welt ist, hat das Bewusstsein nur diese Gedanken, aber es denkt sie noch nicht, oder weiss nicht, dass es Gedanken sind; sondern sie sind fuer es in der Form der Vorstellung. Denn es tritt aus der Wirklichkeit in das reine Bewusstsein, aber es ist selbst ueberhaupt noch in der Sphaere und Bestimmtheit der Wirklichkeit. Das zerrissne Bewusstsein ist an sich erst die Sichselbstgleichheit des reinen Bewusstseins, fuer uns, nicht fuer sich selbst. Es ist also nur die unmittelbare noch nicht in sich vollendete Erhebung, und hat sein entgegengesetztes Prinzip, wodurch es bedingt ist, noch in sich, ohne durch die vermittelte Bewegung darueber Meister geworden zu sein. Daher gilt ihm das Wesen seines Gedankens nicht als Wesen nur in der Form des abstrakten An-sich, sondern in der Form eines Gemeinwirklichen, einer Wirklichkeit, die nur in ein anderes Element erhoben worden, ohne in diesem die Bestimmtheit einer nicht gedachten Wirklichkeit verloren zu haben.—Es ist wesentlich von dem An-sich zu unterscheiden, welches das Wesen des stoischen Bewusstseins ist; diesem galt nur die Form des Gedankens als solchen, der dabei irgendeinen ihm fremden, aus der Wirklichkeit genommnen Inhalt hat; jenem Bewusstsein ist aber nicht die Form des Gedankens das Geltende;—ebenso von dem An-sich des tugendhaften Bewusstseins, dem das Wesen zwar in Beziehung auf die Wirklichkeit steht, dem es Wesen der Wirklichkeit selbst, aber nur erst unwirkliches Wesen ist; —jenem Bewusstsein gilt es, obzwar jenseits der Wirklichkeit, doch wirkliches Wesen zu sein. Ebenso hat das an sich Rechte und Gute der gesetzgebenden Vernunft und das Allgemeine des gesetzpruefenden Bewusstseins nicht die Bestimmung der Wirklichkeit.—Wenn daher innerhalb der Welt der Bildung selbst das reine Denken als eine Seite der Entfremdung fiel, naemlich als der Massstab des abstrakten Guten und Schlechten im Urteilen, so ist es, hindurchgegangen durch die Bewegung des Ganzen, um das Moment der Wirklichkeit und dadurch des Inhalts bereichert worden. Diese Wirklichkeit des Wesens ist aber zugleich nur eine Wirklichkeit des reinen, nicht des wirklichen Bewusstseins; in das Element des Denkens zwar erhoben, gilt sie diesem Bewusstsein noch nicht als ein Gedanke, sondern vielmehr ist sie ihm jenseits seiner eignen Wirklichkeit; denn jene ist die Flucht aus dieser.
Wie hier die Religion—denn es erhellt, dass von ihr die Rede ist—als der Glauben der Welt der Bildung auftritt, tritt sie noch nicht auf, wie sie an und fuer sich ist.—Sie ist uns schon in andern Bestimmtheiten erschienen, als unglueckliches Bewusstsein naemlich, als Gestalt der substanzlosen Bewegung des Bewusstseins selbst.—Auch an der sittlichen Substanz erschien sie als Glauben an die Unterwelt, aber das Bewusstsein des abgeschiednen Geistes ist eigentlich nicht Glauben, nicht das Wesen im Elemente des reinen Bewusstseins jenseits des Wirklichen gesetzt, sondern er hat selbst unmittelbare Gegenwart; sein Element ist die Familie.—Hier aber ist die Religion teils aus der Substanz hervorgegangen, und ist reines Bewusstsein derselben; teils ist dies reine Bewusstsein seinem wirklichen, das Wesen seinem Dasein entfremdet. Sie ist also zwar nicht mehr die substanzlose Bewegung des Bewusstseins, aber hat noch die Bestimmtheit des Gegensatzes gegen die Wirklichkeit als diese ueberhaupt, und gegen die des Selbstbewusstseins insbesondere, sie ist daher wesentlich nur ein Glauben.
Dies reine Bewusstsein des absoluten Wesens ist ein entfremdetes. Es ist naeher zu sehen, wie dasjenige sich bestimmt, dessen Anderes es ist, und es ist nur in Verbindung mit diesem zu betrachten. Zunaechst naemlich scheint dies reine Bewusstsein nur die Welt der Wirklichkeit sich gegenueber zu haben; aber indem es die Flucht aus dieser und dadurch die Bestimmtheit des Gegensatzes ist, so hat es diese an ihm selbst; das reine Bewusstsein ist daher wesentlich an ihm selbst sich entfremdet, und der Glauben macht nur eine Seite desselben aus. Die andre Seite ist uns zugleich schon entstanden. Das reine Bewusstsein ist naemlich so die Reflexion aus der Welt der Bildung, dass die Substanz derselben, sowie die Massen, in welche sie sich gliedert, sich als das zeigten, was sie an sich sind, als geistige Wesenheiten, als absolut unruhige Bewegungen oder Bestimmungen, die sich unmittelbar in ihrem Gegenteil aufheben. Ihr Wesen, das einfache Bewusstsein ist also die Einfachheit des absoluten Unterschiedes, der unmittelbar kein Unterschied ist. Es ist hiemit das reine Fuer-sich-sein, nicht als dieses Einzelnen, sondern das in sich allgemeine Selbst als unruhige Bewegung, die das ruhige Wesen der Sache angreift und durchdringt. In ihm ist also die Gewissheit, welche sich selbst unmittelbar als Wahrheit weiss, das reine Denken, als der absolute Begriff in der Macht seiner Negativitaet vorhanden, die alles gegenstaendliche, dem Bewusstsein gegenueber sein sollende Wesen vertilgt, und es zu einem Sein des Bewusstseins macht.—Dies reine Bewusstsein ist zugleich ebensosehr einfach, weil eben sein Unterschied kein Unterschied ist. Als diese Form der einfachen Reflexion in sich aber ist es das Element des Glaubens, worin der Geist die Bestimmtheit der positiven Allgemeinheit, des An-sich-seins gegen jenes Fuer-sich-sein des Selbstbewusstseins hat.—Aus der wesenlosen sich nur aufloesenden Welt in sich zurueckgedraengt, ist der Geist, nach der Wahrheit, in ungetrennter Einheit sowohl die absolute Bewegung und Negativitaet seines Erscheinens, wie ihr in sich befriedigtes Wesen, und ihre positive Ruhe. Aber ueberhaupt unter der Bestimmtheit der Entfremdung liegend, treten diese beiden Momente als ein gedoppeltes Bewusstsein auseinander. Jenes ist die reine Einsicht, als der sich im Selbst_bewusstsein zusammenfassende geistige Prozess, welcher das Bewusstsein des Positiven, die Form der Gegenstaendlichkeit oder des Vorstellens sich gegenueber hat und sich dagegen richtet; ihr eigner Gegenstand aber ist nur das reine Ich. —Das einfache Bewusstsein des Positiven oder der ruhigen Sichselbstgleichheit hat hingegen das innere Wesen als Wesen zum Gegenstande. Die reine Einsicht hat daher zunaechst an ihr selbst keinen Inhalt, weil sie das negative Fuer-sich-sein ist; dem Glauben dagegen gehoert der Inhalt an, ohne Einsicht. Wenn jene nicht aus dem Selbstbewusstsein heraustritt, so hat dieser seinen Inhalt zwar ebenfalls im Element des reinen Selbstbewusstseins, aber im Denken, nicht in Begriffen, im reinen Bewusstsein, nicht im reinen Selbstbewusstsein. Er ist hiemit zwar reines Bewusstsein des Wesens, das heisst des einfachen Innern, und ist also Denken—das Hauptmoment in der Natur des Glaubens, das gewoehnlich uebersehen wird. Die Unmittelbarkeit, mit der das Wesen in ihm ist, liegt darin, dass sein Gegenstand Wesen, das heisst, reiner Gedanke ist. Diese Unmittelbarkeit aber, insofern das Denken ins Bewusstsein oder das reine Bewusstsein in das Selbstbewusstsein eintritt, erhaelt die Bedeutung eines gegenstaendlichen Seins, das jenseits des Bewusstseins des Selbsts liegt. Durch diese Bedeutung, welche die Unmittelbarkeit und Einfachheit des reinen Denkens im Bewusstsein erhaelt, ist es, dass das Wesen des Glaubens in die Vorstellung aus dem Denken herabfaellt, und zu einer uebersinnlichen Welt wird, welche wesentlich ein Anders des Selbstbewusstseins sei.—In der reinen Einsicht hingegen hat der Uebergang des reinen Denkens ins Bewusstsein die entgegengesetzte Bestimmung; die Gegenstaendlichkeit hat die Bedeutung eines nur negativen, sich aufhebenden und in das Selbst zurueckkehrenden Inhalts, d.h. nur das Selbst ist sich eigentlich der Gegenstand, oder der Gegenstand hat nur Wahrheit, insofern er die Form des Selbsts hat.
Wie der Glauben und die reine Einsicht gemeinschaftlich dem Elemente des reinen Bewusstseins angehoeren, so sind sie auch gemeinschaftlich die Rueckkehr aus der wirklichen Welt der Bildung. Sie bieten sich daher nach drei Seiten dar. Das einemal ist jedes ausser allem Verhaeltnisse an und fuer sich; das andremal bezieht jedes sich auf die wirkliche dem reinen Bewusstsein entgegengesetzte Welt, und zum dritten bezieht sich jedes innerhalb des reinen Bewusstseins auf das andre.
Die Seite des An-und Fuer-sich-seins im glaubenden Bewusstsein ist sein absoluter Gegenstand, dessen Inhalt und Bestimmung sich ergeben hat. Denn er ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts anders als die in die Allgemeinheit des reinen Bewusstseins erhobne reale Welt. Die Gegliederung der letztern macht daher auch die Organisation der erstern aus, nur dass die Teile in dieser in ihrer Begeistung sich nicht entfremden, sondern an und fuer sich seiende Wesen, in sich zurueckgekehrte und bei sich selbst bleibende Geister sind.—Die Bewegung ihres Uebergehens ist daher nur fuer uns eine Entfremdung der Bestimmtheit, in der sie in ihrem Unterschiede sind, und nur fuer uns eine notwendige Reihe; fuer den Glauben aber ist ihr Unterschied eine ruhige Verschiedenheit, und ihre Bewegung ein Geschehen.
Sie nach der aeussern Bestimmung ihrer Form kurz zu nennen, so ist, wie in der Welt der Bildung die Staatsmacht oder das Gute das Erste war, auch hier das Erste, das absolute Wesen, der an und fuer sich seiende Geist, insofern er die einfache ewige Substanz ist. In der Realisierung ihres Begriffes, Geist zu sein, aber geht sie in das Sein fuer Anderes ueber; ihre Sichselbstgleichheit wird zum wirklichen sich aufopfernden absoluten Wesen; es wird zum Selbst, aber zum vergaenglichen Selbst. Daher ist das Dritte die Rueckkehr dieses entfremdeten Selbsts und der erniedrigten Substanz in ihre erste Einfachheit, erst auf diese Weise ist sie als Geist vorgestellt.-Diese unterschiednen Wesen, aus dem Wandel der wirklichen Welt durch das Denken in sich zurueckgenommen, sind sie wandellose ewige Geister, deren Sein ist, die Einheit, welche sie ausmachen, zu denken. So entrueckt dem Selbstbewusstsein, greifen diese Wesen jedoch in es ein; waere das Wesen unverrueckt in der Form der ersten einfachen Substanz, so bliebe es ihm fremde. Aber die Entaeusserung dieser Substanz und dann ihr Geist hat das Moment der Wirklichkeit an ihm, und macht sich hiedurch des glaubenden Selbstbewusstseins teilhaftig, oder das glaubende Bewusstsein gehoert der realen Welt an.
Nach diesem zweiten Verhaeltnisse hat das glaubende Bewusstsein teils selbst seine Wirklichkeit in der realen Welt der Bildung, und macht ihren Geist und ihr Dasein aus, das betrachtet worden ist; teils aber tritt es dieser seiner Wirklichkeit als dem Eiteln gegenueber und ist die Bewegung sie aufzuheben. Diese Bewegung besteht nicht darin, dass es ein geistreiches Bewusstsein ueber ihre Verkehrung haette; denn es ist das einfache Bewusstsein, welches das Geistreiche zum Eiteln zaehlt, weil dieses noch die reale Welt zu seinem Zwecke hat. Sondern dem ruhigen Reiche seines Denkens steht die Wirklichkeit als ein geistloses Dasein gegenueber, das daher auf eine aeusserliche Weise zu ueberwinden ist. Dieser Gehorsam des Dienstes und des Preises bringt durch das Aufheben des sinnlichen Wissens und Tuns, das Bewusstsein der Einheit mit dem an und fuer sich seienden Wesen hervor, doch nicht als angeschaute wirkliche Einheit, sondern dieser Dienst ist nur das fortwaehrende Hervorbringen, das sein Ziel in der Gegenwart nicht vollkommen erreicht. Die Gemeine gelangt zwar dazu, denn sie ist das allgemeine Selbstbewusstsein; aber dem einzelnen Selbstbewusstsein bleibt notwendig das Reich des reinen Denkens ein Jenseits seiner Wirklichkeit, oder indem dieses durch die Entaeusserung des ewigen Wesens in die Wirklichkeit getreten, ist sie eine unbegriffne sinnliche Wirklichkeit; eine sinnliche Wirklichkeit aber bleibt gleichgueltig gegen die andre, und das Jenseits hat nur die Bestimmung der Entfernung in Raum und Zeit noch dazu erhalten.—Der Begriff aber, die sich selbst gegenwaertige Wirklichkeit des Geistes, bleibt im glaubenden Bewusstsein das Innre, welches alles ist und wirkt, aber nicht selbst hervortritt.
In der reinen Einsicht aber ist der Begriff das allein Wirkliche; und diese dritte Seite des Glaubens, Gegenstand fuer die reine Einsicht zu sein, ist das eigentliche Verhaeltnis, in welchem er hier auftritt.—Die reine Einsicht selbst ist ebenso teils an und fuer sich, teils im Verhaeltnisse zur wirklichen Welt, insofern sie noch positiv, naemlich als eitles Bewusstsein, vorhanden ist, teils endlich in jenem Verhaeltnisse zum Glauben zu betrachten.
Was die reine Einsicht an und fuer sich ist, haben wir gesehen; wie der Glauben das ruhige reine Bewusstsein des Geistes, als des Wesens, so ist sie das Selbst_bewusstsein desselben; sie weiss das Wesen daher nicht als Wesen, sondern als absolutes Selbst. Sie geht also darauf, alle dem Selbstbewusstsein andre Selbststaendigkeit, es sei des Wirklichen oder An-sich-seienden, aufzuheben, und sie zum Begriffe zu machen. Sie ist nicht nur die Gewissheit der selbstbewussten Vernunft, alle Wahrheit zu sein; sondern sie weiss, dass sie dies ist.
Wie aber der Begriff derselben auftritt, ist er noch nicht realisiert. Sein Bewusstsein erscheint hiernach noch als ein zufaelliges, einzelnes, und das, was ihm das Wesen ist, als Zweck, den es zu verwirklichen hat. Es hat erst die Absicht, die reine Einsicht allgemein, das heisst, alles, was wirklich ist, zum Begriffe, und zu einem Begriffe in allen Selbstbewusstsein zu machen. Die Absicht ist rein, denn sie hat die reine Einsicht zum Inhalte; und diese Einsicht ist ebenso rein, denn ihr Inhalt ist nur der absolute Begriff, der keinen Gegensatz an einem Gegenstande hat, noch an ihm selbst beschraenkt ist. In dem unbeschraenkten Begriffe liegen unmittelbar die beiden Seiten, dass alles Gegenstaendliche nur die Bedeutung des Fuer-sich-seins, des Selbstbewusstseins, und dass dieses die Bedeutung eines Allgemeinen habe, dass die reine Einsicht Eigentum aller Selbstbewusstsein werde. Diese zweite Seite der Absicht ist insofern Resultat der Bildung, als darin, wie die Unterschiede des gegenstaendlichen Geistes, die Teile und Urteilsbestimmungen seiner Welt, so auch die Unterschiede, welche als urspruenglich bestimmte Naturen erscheinen, zugrunde gegangen sind. Genie, Talent, die besondern Faehigkeiten ueberhaupt, gehoeren der Welt der Wirklichkeit an, insofern sie an ihr noch die Seite hat, geistiges Tierreich zu sein, welches in gegenseitiger Gewalttaetigkeit und Verwirrung sich um die Wesen der realen Welt bekaempft und betruegt. —Die Unterschiede haben in ihr zwar nicht als ehrliche Especen Platz; weder begnuegt sich die Individualitaet mit der unwirklichen Sache selbst, noch hat sie besondern Inhalt und eigne Zwecke. Sondern sie gilt nur als ein Allgemeingueltiges, naemlich als Gebildetes; und der Unterschied reduziert sich auf die geringere oder groessere Energie, —einen Unterschied der Groesse, d.h. den unwesentlichen. Diese letzte Verschiedenheit aber ist darin zugrunde gegangen, dass der Unterschied in der vollkommnen Zerrissenheit des Bewusstseins zum absolut qualitativen umschlug. Was darin dem Ich das Andre ist, ist nur das Ich selbst. In diesem unendlichen Urteile ist alle Einseitigkeit und Eigenheit des urspruenglichen Fuer-sich-seins getilgt; das Selbst weiss sich als reines Selbst sein Gegenstand zu sein; und diese absolute Gleichheit beider Seiten ist das Element der reinen Einsicht.—Sie ist daher das einfache in sich ununterschiedne Wesen, und ebenso das allgemeine Werk und allgemeiner Besitz. In dieser einfachen geistigen Substanz gibt und erhaelt sich das Selbstbewusstsein ebenso in allem Gegenstande das Bewusstsein dieser seiner Einzelnheit oder des Tuns, als umgekehrt die Individualitaet desselben darin sich selbst gleich und allgemein ist. —Diese reine Einsicht ist also der Geist, der allem Bewusstsein zuruft: seid fuer euch selbst, was ihr alle an euch selbst seid—vernuenftig.
Der eigentuemliche Gegenstand, gegen welchen die reine Einsicht die Kraft des Begriffes richtet, ist der Glauben, als die ihr in demselben Elemente gegenueberstehende Form des reinen Bewusstseins. Sie hat aber auch Beziehung auf die wirkliche Welt, denn sie ist wie jener die Rueckkehr aus derselben in das reine Bewusstsein. Es ist zuerst zu sehen, wie ihre Taetigkeit gegen die unlautern Absichten und verkehrten Einsichten derselben beschaffen ist.
Oben wurde schon des ruhigen Bewusstseins erwaehnt, das diesem sich in sich aufloesenden und wieder erzeugenden Wirbel gegenuebersteht; es macht die Seite der reinen Einsicht und Absicht aus. In dies ruhige Bewusstsein faellt aber, wie wir sahen, keine besondere Einsicht ueber die Welt der Bildung; diese hat vielmehr selbst das schmerzlichste Gefuehl und die wahrste Einsicht ueber sich selbst—das Gefuehl, die Aufloesung alles sich befestigenden, durch alle Momente ihres Daseins hindurch geraedert und an allen Knochen zerschlagen zu sein; ebenso ist sie die Sprache dieses Gefuehls und die beurteilende geistreiche Rede ueber alle Seiten ihres Zustands. Die reine Einsicht kann daher hier keine eigene Taetigkeit und Inhalt haben, und sich also nur als das formelle treue Auffassen dieser eignen geistreichen Einsicht der Welt und ihrer Sprache verhalten. Indem diese Sprache zerstreut, die Beurteilung eine Faselei des Augenblicks, die sich sogleich wieder vergisst, und ein Ganzes nur fuer ein drittes Bewusstsein ist, so kann sich dieses als reine Einsicht nur dadurch unterscheiden, dass es jene sich zerstreuenden Zuege in ein allgemeines Bild zusammenfasst, und sie dann zu einer Einsicht aller macht.
Sie wird durch dies einfache Mittel die Verwirrung dieser Welt zur Aufloesung bringen. Denn es hat sich ergeben, dass nicht die Massen und die bestimmten Begriffe und Individualitaeten das Wesen dieser Wirklichkeit sind, sondern dass sie ihre Substanz und Halt allein in dem Geiste hat, der als Urteilen und Besprechen existiert, und dass das Interesse, fuer dies Raesonieren und Schwatzen einen Inhalt zu haben, allein das Ganze und die Massen seiner Gegliederung erhaelt. In dieser Sprache der Einsicht ist ihr Selbstbewusstsein sich noch ein Fuersichseiendes, dieses Einzelne; aber die Eitelkeit des Inhalts ist zugleich Eitelkeit des ihn eitel wissenden Selbsts. Indem nun das ruhig auffassende Bewusstsein von diesem ganzen geistreichen Geschwaetze der Eitelkeit die treffendsten und die Sache durchschneidenden Fassungen in eine Sammlung bringt, geht zu der uebrigen Eitelkeit des Daseins die das Ganze noch erhaltende Seele, die Eitelkeit des geistreichen Beurteilens, zugrunde. Die Sammlung zeigt den meisten einen bessern, oder allen wenigstens einen vielfachern Witz, als der ihrige ist, und das Besserwissen und Beurteilen ueberhaupt als etwas Allgemeines und nun allgemein Bekanntes; damit tilgt sich das einzige Interesse, das noch vorhanden war, und das einzelne Einsehen loest sich in die allgemeine Einsicht auf.
Noch aber steht ueber dem eiteln Wissen das Wissen von dem Wesen fest, und die reine Einsicht erscheint erst in eigentlicher Taetigkeit, insofern sie gegen den Glauben auftritt.
Die verschiednen Weisen des negativen Verhaltens des Bewusstseins, teils des Skeptizismus, teils des theoretischen und praktischen Idealismus, sind untergeordnete Gestalten gegen diese der reinen Einsicht, und ihrer Verbreitung, der Aufklaerung; denn sie ist aus der Substanz geboren, weiss das reine Selbst des Bewusstseins als absolut, und nimmt es mit dem reinen Bewusstsein des absoluten Wesens aller Wirklichkeit auf.—Indem Glauben und Einsicht dasselbe reine Bewusstsein, der Form nach aber entgegengesetzt sind, dem Glauben das Wesen als Gedanke, nicht als Begriff, und daher ein dem Selbst_bewusstsein schlechthin Entgegengesetztes, der reinen Einsicht aber das Wesen das Selbst ist, sind sie fuereinander das eine das schlechthin Negative des andern.—Dem Glauben kommt, wie beide gegeneinander auftreten, aller Inhalt zu, denn in seinem ruhigen Elemente des Denkens gewinnt jedes Moment Bestehen;—die reine Einsicht aber ist zunaechst ohne Inhalt, und vielmehr reines Verschwinden desselben; durch die negative Bewegung gegen das ihr Negative aber wird sie sich realisieren und einen Inhalt geben.
Sie weiss den Glauben als das ihr, der Vernunft und Wahrheit, Entgegengesetzte. Wie er ihr im Allgemeinen ein Gewebe von Aberglauben, Vorurteilen und Irrtuemern ist, so organisiert sich ihr weiter das Bewusstsein dieses Inhalts in ein Reich des Irrtums, worin die falsche Einsicht einmal als die allgemeine Masse des Bewusstseins, unmittelbar, unbefangen und ohne Reflexion in sich selbst ist, aber das Moment der Reflexion in sich oder des Selbstbewusstseins, getrennt von der Unbefangenheit, auch an ihr hat, als eine im Hintergrunde fuer sich bleibende Einsicht und boese Absicht, von welcher jenes betoert wird. Jene Masse ist das Opfer des Betrugs einer Priesterschaft, die ihre neidische Eitelkeit, allein im Besitze der Einsicht zu bleiben, sowie ihren sonstigen Eigennutz ausfuehrt, und zugleich mit dem Despotismus sich verschwoert, der als die synthetische, begrifflose Einheit des realen und dieses idealen Reichs—ein seltsam inkonsequentes Wesen—ueber der schlechten Einsicht der Menge und der schlechten Absicht der Priester steht, und beides auch in sich vereinigt, aus der Dummheit und Verwirrung des Volks durch das Mittel der betriegenden Priesterschaft, beide verachtend, den Vorteil der ruhigen Beherrschung und der Vollfuehrung seiner Lueste und Willkuer zieht, zugleich aber dieselbe Dumpfheit der Einsicht, der gleiche Aberglauben und Irrtum ist.
Gegen diese drei Seiten des Feindes laesst die Aufklaerung sich nicht ohne Unterschied ein; denn indem ihr Wesen reine Einsicht, das an und fuer sich Allgemeine ist, so ist ihre wahre Beziehung auf das andere Extrem diejenige, in welcher sie auf das Gemeinschaftliche und Gleiche beider geht. Die Seite der aus dem allgemeinen unbefangenen Bewusstsein sich isolierenden Einzelnheit ist das ihr Entgegengesetzte, das sie nicht unmittelbar beruehren kann. Der Willen der betriegenden Priesterschaft und des unterdrueckenden Despoten ist daher nicht unmittelbarer Gegenstand ihres Tuns, sondern die willenlose, nicht zum Fuer-sich-sein sich vereinzelnde Einsicht, der Begriff des vernuenftigen Selbstbewusstseins, der an der Masse sein Dasein hat, aber in ihr noch nicht als Begriff vorhanden ist. Indem aber die reine Einsicht diese ehrliche Einsicht und ihr unbefangenes Wesen den Vorurteilen und Irrtuemern entreisst, windet sie der schlechten Absicht die Realitaet und Macht ihres Betrugs aus den Haenden, deren Reich an dem begrifflosen Bewusstsein der allgemeinen Masse seinen Boden und Material—das Fuer-sich-sein an dem einfachen Bewusstsein ueberhaupt seine Substanz hat.
Die Beziehung der reinen Einsicht auf das unbefangene Bewusstsein des absoluten Wesens hat nun die gedoppelte Seite, dass sie einesteils an sich dasselbe mit ihm ist, andernteils aber, dass dieses in dem einfachen Elemente seines Gedankens das absolute Wesen sowie seine Teile gewaehren und sich Bestehen geben, und sie nur als sein An-sich und darum in gegenstaendlicher Weise gelten laesst, sein Fuer-sich-sein aber in diesem An-sich verleugnet.—Insofern nach der ersten Seite dieser Glauben an sich fuer die reine Einsicht reines Selbst_bewusstsein ist, und er dies nur fuer sich werden soll, so hat sie an diesem Begriffe desselben das Element, worin sie statt der falschen Einsicht sich realisiert.
Von dieser Seite, dass beide wesentlich dasselbe sind und die Beziehung der reinen Einsicht durch und in demselben Elemente geschieht, ist ihre Mitteilung eine unmittelbare, und ihr Geben und Empfangen ein ungestoertes Ineinanderfliessen. Was auch sonst weiter in das Bewusstsein fuer Pfloecke eingeschlagen seien, es ist an sich diese Einfachheit, in welcher alles aufgeloest, vergessen und unbefangen, und die daher des Begriffs schlechthin empfaenglich ist. Die Mitteilung der reinen Einsicht ist deswegen einer ruhigen Ausdehnung oder dem Verbreiten wie eines Duftes in der widerstandslosen Atmosphaere zu vergleichen. Sie ist eine durchdringende Ansteckung, welche sich nicht vorher gegen das gleichgueltige Element, in das sie sich insinuiert, als Entgegengesetztes bemerkbar macht, und daher nicht abgewehrt werden kann. Erst wenn die Ansteckung sich verbreitet hat, ist sie fuer das Bewusstsein, das sich ihr unbesorgt ueberliess. Denn es war zwar das einfache sich und ihm gleiche Wesen, was es in sich empfing, aber zugleich die Einfachheit der in sich reflektierten Negativitaet, welche nachher auch sich nach ihrer Natur als Entgegengesetztes entfaltet, und das Bewusstsein hiedurch an seine vorige Weise erinnert; sie ist der Begriff, der das einfache Wissen ist, welches sich selbst und zugleich sein Gegenteil, aber dieses in ihm als aufgehoben weiss. So wie daher die reine Einsicht fuer das Bewusstsein ist, hat sie sich schon verbreitet; der Kampf gegen sie verraet die geschehene Ansteckung; er ist zu spaet, und jedes Mittel verschlimmert nur die Krankheit, denn sie hat das Mark des geistigen Lebens ergriffen, naemlich das Bewusstsein in seinem Begriffe oder sein reines Wesen selbst; es gibt darum auch keine Kraft in ihm, welche ueber ihr waere. Weil sie im Wesen selbst ist, lassen sich ihre noch vereinzelnten Aeusserungen zurueckdraengen und die oberflaechlichen Symptome daempfen. Es ist ihr dies hoechst vorteilhaft; denn sie vergeudet nun nicht unnuetz die Kraft, noch zeigt sie sich ihres Wesens unwuerdig, was dann der Fall ist, wenn sie in Symptome und einzelne Eruptionen gegen den Inhalt des Glaubens und gegen den Zusammenhang seiner aeussern Wirklichkeit hervorbricht. Sondern nun ein unsichtbarer und unbemerkter Geist, durchschleicht sie die edeln Teile durch und durch, und hat sich bald aller Eingeweide und Glieder des bewusstlosen Goetzen gruendlich bemaechtigt, und “an einem schoenen Morgen gibt sie mit dem Ellbogen dem Kameraden einen Schubb, und Bautz! Baradautz! der Goetze liegt am Boden.”—An einem schoenen Morgen, dessen Mittag nicht blutig ist, wenn die Ansteckung alle Organe des geistigen Lebens durchdrungen hat; nur das Gedaechtnis bewahrt dann noch als eine, man weiss nicht wie, vergangene Geschichte, die tote Weise der vorigen Gestalt des Geistes auf; und die neue fuer die Anbetung erhoehte Schlange der Weisheit hat auf diese Weise nur eine welke Haut schmerzlos abgestreift.
Aber dieses stumme Fortweben des Geistes im einfachen Innern seiner Substanz, der sich sein Tun verbirgt, ist nur eine Seite der Realisierung der reinen Einsicht. Ihre Verbreitung besteht nicht nur darin, dass Gleiches mit Gleichem zusammengeht; und ihre Verwirklichung ist nicht nur eine gegensatzlose Ausdehnung. Sondern das Tun des negativen Wesens ist ebenso wesentlich eine entwickelte sich in sich unterscheidende Bewegung, welche als bewusstes Tun ihre Momente in bestimmtem offenbarem Dasein aufstellen und als ein lauter Laerm und gewaltsamer Kampf mit Entgegengesetztem als solchem vorhanden sein muss.
Es ist daher zu sehen, wie die reine Einsicht und Absicht gegen das andere ihr Entgegengesetzte, das sie vorfindet, sich negativ verhaelt.—Die reine Einsicht und Absicht, welche sich negativ verhaelt, kann, da ihr Begriff alle Wesenheit und nichts ausser ihr ist, nur das Negative ihrer selbst sein. Sie wird daher als Einsicht zum Negativen der reinen Einsicht, sie wird Unwahrheit und Unvernunft, und als Absicht zum Negativen der reinen Absicht, zur Luege und Unlauterkeit des Zwecks.
In diesen Widerspruch verwickelt sie sich dadurch, dass sie sich in Streit einlaesst, und etwas anderes zu bekaempfen meint.—Sie meint dies nur, denn ihr Wesen als die absolute Negativitaet ist dieses, das Anderssein an ihr selbst zu haben. Der absolute Begriff ist die Kategorie; er ist dies, dass das Wissen und der Gegenstand des Wissens dasselbe ist. Was hiemit die reine Einsicht als ihr Andres, was sie als Irrtum oder Luege ausspricht, kann nichts andres sein als sie selbst; sie kann nur das verdammen, was sie ist. Was nicht vernuenftig ist, hat keine Wahrheit, oder was nicht begriffen ist, ist nicht; indem also die Vernunft von einem Andern spricht, als sie ist, spricht sie in der Tat nur von sich selbst; sie tritt darin nicht aus sich heraus.—Dieser Kampf mit dem Entgegengesetzten vereinigt darum die Bedeutung in sich, ihre Verwirklichung zu sein. Diese besteht naemlich eben in der Bewegung, die Momente zu entwickeln, und sie in sich zurueckzunehmen; ein Teil dieser Bewegung ist die Unterscheidung, in welcher die begreifende Einsicht sich selbst als Gegenstand gegenueberstellt; solange sie in diesem Momente verweilt, ist sie sich entfremdet. Als reine Einsicht ist sie ohne allen Inhalt; die Bewegung ihrer Realisierung besteht darin, dass sie selbst sich als Inhalt wird, denn ein anderer kann ihr nicht werden, weil sie das Selbstbewusstsein der Kategorie ist. Aber indem sie ihn zuerst in dem Entgegensetzen nur als Inhalt, und ihn noch nicht als sich selbst weiss, verkennt sie sich in ihm. Ihre Vollendung hat daher diesen Sinn, den ihr zuerst gegenstaendlichen Inhalt als den ihrigen zu erkennen. Ihr Resultat wird dadurch aber weder die Wiederherstellung der Irrtuemer, welche sie bekaempft, noch nur ihr erster Begriff sein, sondern eine Einsicht, welche die absolute Negation ihrer selbst als ihre eigne Wirklichkeit, als sich selbst erkennt, oder ihr sich selbst erkennender Begriff.—Diese Natur des Kampfs der Aufklaerung mit den Irrtuemern, in ihnen sich selbst zu bekaempfen und das darin zu verdammen, was sie behauptet, ist fuer uns, oder was sie und ihr Kampf an sich ist. Die erste Seite desselben aber, ihre Verunreinigung durch die Aufnahme des negativen Verhaltens in ihre sichselbstgleiche Reinheit ist es, wie sie fuer den Glauben Gegenstand ist; der sie also als Luege, Unvernunft und schlechte Absicht erfaehrt, so wie er fuer sie Irrtum und Vorurteil ist.—In Ruecksicht auf ihren Inhalt ist sie zunaechst die leere Einsicht, der ihr Inhalt als ein Anderes erscheint, sie findet ihn daher in dieser Gestalt, dass er noch nicht der ihrige ist, vor, als ein von ihr ganz unabhaengiges Dasein, in dem Glauben.
Die Aufklaerung fasst also ihren Gegenstand zuerst und allgemein so auf, dass sie ihn als reine Einsicht nimmt und ihn so, sich selbst nicht erkennend, fuer Irrtum erklaert. In der Einsicht als solcher fasst das Bewusstsein einen Gegenstand so, dass er ihm zum Wesen des Bewusstseins oder zu einem Gegenstande wird, den es durchdringt, worin es sich erhaelt, bei sich selbst und sich gegenwaertig bleibt, und indem es hiemit seine Bewegung ist, ihn hervorbringt. Als eben dieses spricht die Aufklaerung den Glauben richtig aus, indem sie von ihm sagt, dass das, was ihm das absolute Wesen ist, ein Sein seines eignen Bewusstseins, sein eigner Gedanke, ein vom Bewusstsein Hervorgebrachtes sei. Sie erklaert ihn hiemit fuer Irrtum und Erdichtung ueber dasselbe, was sie ist.—Sie, die den Glauben die neue Weisheit lehren will, sagt ihm damit nichts Neues; denn sein Gegenstand ist ihm auch gerade dieses, naemlich reines Wesen seines eignen Bewusstseins, so dass dieses darin sich nicht verloren und negiert setzt, sondern ihm vielmehr vertraut, das heisst eben, in ihm sich als dieses Bewusstsein oder als Selbstbewusstsein findet. Wem ich vertraue, dessen Gewissheit seiner selbst, ist mir die Gewissheit meiner selbst; ich erkenne mein Fuer-mich-sein in ihm, dass er es anerkennt, und es ihm Zweck und Wesen ist. Vertrauen ist aber der Glauben, weil sein Bewusstsein sich unmittelbar auf seinen Gegenstand bezieht, und also auch dies anschaut, dass es eins mit ihm, in ihm ist.—Ferner, indem dasjenige mir Gegenstand ist, worin ich mich selbst erkenne, bin ich mir darin zugleich ueberhaupt als anderes Selbstbewusstsein, das heisst, als ein solches, welches darin seiner besondere Einzelnheit, naemlich seiner Natuerlichkeit und Zufaelligkeit entfremdet worden, aber teils darin Selbstbewusstsein bleibt, teils eben darin wesentliches Bewusstsein wie die reine Einsicht ist.—In dem Begriffe der Einsicht liegt nicht nur dies, dass das Bewusstsein in seinem eingesehenen Gegenstande sich selbst erkennt, und ohne das Gedachte zu verlassen und daraus in sich erst zurueckzugehen, sich unmittelbar darin hat, sondern es ist seiner selbst als auch der vermittelnden Bewegung oder seiner als des Tuns oder Hervorbringens bewusst; dadurch ist in dem Gedanken fuer es diese Einheit seiner als des Selbsts und des Gegenstandes. —Eben dies Bewusstsein ist auch der Glauben; der Gehorsam und das Tun ist ein notwendiges Moment, durch welches die Gewissheit des Seins in dem absoluten Wesen, zustande kommt. Dies Tun des Glaubens erscheint zwar nicht so, dass das absolute Wesen selbst dadurch hervorgebracht werde. Aber das absolute Wesen des Glaubens ist wesentlich nicht das abstrakte Wesen, das jenseits des glaubenden Bewusstseins sei, sondern es ist der Geist der Gemeine, es ist die Einheit des abstrakten Wesens und des Selbstbewusstseins. Dass es dieser Geist der Gemeine sei, darin ist das Tun der Gemeine ein wesentliches Moment; er ist es nur durch das Hervorbringen des Bewusstseins,—oder vielmehr nicht ohne vom Bewusstsein hervorgebracht zu sein; denn so wesentlich das Hervorbringen ist, so wesentlich ist es auch nicht der einzige Grund des Wesens, sondern es ist nur ein Moment. Das Wesen ist zugleich an und fuer sich selbst.
Von der andern Seite ist der Begriff der reinen Einsicht sich ein Anderes als sein Gegenstand; denn eben diese negative Bestimmung macht den Gegenstand aus. So spricht sie also von der andern Seite auch das Wesen des Glaubens aus, als ein dem Selbstbewusstsein Fremdes, das nicht sein Wesen, sondern als ein Wechselbalg ihm unterschoben sei. Allein die Aufklaerung ist hier voellig toericht; der Glauben erfaehrt sie als ein Sprechen, das nicht weiss, was es sagt, und die Sache nicht versteht, wenn es von Pfaffenbetrug und Volkstaeuschung redet. Sie spricht hievon, als ob durch ein Hokuspokus der taschenspielerischen Priester dem Bewusstsein etwas absolut Fremdes und Anderes fuer das Wesen untergeschoben wuerde, und sagt zugleich, dass dies ein Wesen des Bewusstseins sei, dass es daran glaube, ihm vertraue und sich es geneigt zu machen suche,—das heisst, dass es darin sein reines Wesen ebensosehr als seine einzelne und allgemeine Individualitaet anschaue, und durch sein Tun diese Einheit seiner selbst mit seinem Wesen hervorbringe. Sie sagt unmittelbar das, was sie als ein dem Bewusstsein Fremdes aussagt, als das Eigenste desselben aus.—Wie mag also sie von Betrug und Taeuschung sprechen? Indem sie unmittelbar das Gegenteil dessen, was sie vom Glauben behauptet, selbst von ihm ausspricht, zeigt sie diesem vielmehr sich als die bewusste Luege. Wie soll Taeuschung und Betrug da stattfinden, wo das Bewusstsein in seiner Wahrheit unmittelbar die Gewissheit seiner selbst hat; wo es in seinem Gegenstande sich selbst besitzt, indem es sich ebensowohl darin findet als hervorbringt. Der Unterschied ist sogar in den Worten nicht mehr vorhanden.—Wenn die allgemeine Frage aufgestellt worden ist: ob es erlaubt sei, ein Volk zu taeuschen, so muesste in der Tat die Antwort sein, dass die Frage nichts tauge; weil es unmoeglich ist, hierin ein Volk zu taeuschen.—Messing statt Golds, nachgemachte Wechsel statt echter moegen wohl einzeln verkauft, eine verlorne Schlacht als eine gewonnene mehrern aufgeheftet, und sonstige Luegen ueber sinnliche Dinge und einzelne Begebenheiten auf eine Zeitlang glaubhaft gemacht werden; aber in dem Wissen von dem Wesen, worin das Bewusstsein die unmittelbare Gewissheit seiner selbst hat, faellt der Gedanke der Taeuschung ganz hinweg.
Sehen wir weiter, wie der Glauben die Aufklaerung in den unterschiedenen Momenten seines Bewusstseins erfaehrt, auf welches die aufgezeigte Ansicht nur erst im Allgemeinen ging. Diese Momente aber sind: das reine Denken, oder, als Gegenstand, das absolute Wesen an und fuer sich selbst; dann seine Beziehung als ein Wissen darauf, der Grund seines Glaubens, und endlich seine Beziehung darauf in seinem Tun, oder sein Dienst. Wie die reine Einsicht sich im Glauben ueberhaupt verkennt und verleugnet hat, so wird sie in diesen Momenten ebenso verkehrt sich verhalten.
Die reine Einsicht verhaelt sich zu dem absoluten Wesen des glaubenden Bewusstseins negativ. Dies Wesen ist reines Denken, und das reine Denken innerhalb seiner selbst als Gegenstand oder als das Wesen gesetzt; im glaubenden Bewusstsein erhaelt dies An-sich des Denkens zugleich fuer das fuer sich seiende Bewusstsein die Form, aber auch nur die leere Form der Gegenstaendlichkeit; es ist in der Bestimmung eines Vorgestellten. Der reinen Einsicht aber, indem sie das reine Bewusstsein nach der Seite des fuer sich seienden Selbsts ist, erscheint das Andre als ein Negatives des Selbstbewusstseins. Dies koennte noch entweder als das reine An-sich des Denkens oder auch als das Sein der sinnlichen Gewissheit genommen werden. Aber indem es zugleich fuer das Selbst und dieses als Selbst, das einen Gegenstand hat, wirkliches Bewusstsein ist, so ist ihr eigentuemlicher Gegenstand als solcher ein seiendes gemeines Ding der sinnlichen Gewissheit. Dieser ihr Gegenstand erscheint ihr an der Vorstellung des Glaubens. Sie verdammt diese und in ihr ihren eignen Gegenstand. Gegen den Glauben aber begeht sie schon darin das Unrecht, seinen Gegenstand so aufzufassen, dass er der ihrige ist. Sie sagt hiernach ueber den Glauben, dass sein absolutes Wesen ein Steinstueck, ein Holzblock sei, der Augen habe und nicht sehe, oder auch etwas Brotteig, der auf dem Acker gewachsen, von Menschen verwandelt darauf zurueckgeschickt werde; —oder nach welchen Weisen sonst der Glauben, das Wesen anthropomorphosiere, sich gegenstaendlich und vorstellig mache.
Die Aufklaerung, die sich fuer das Reine ausgibt, macht hier das, was dem Geiste ewiges Leben und heiliger Geist ist, zu einem wirklichen vergaenglichen Dinge, und besudelt es mit der an sich nichtigen Ansicht der sinnlichen Gewissheit—mit einer Ansicht, welche dem anbetenden Glauben gar nicht vorhanden ist, so dass sie ihm dieselbe rein anluegt. Was er verehrt, ist ihm durchaus weder Stein oder Holz oder Brotteig, noch sonst ein zeitliches sinnliches Ding. Wenn es der Aufklaerung einfaellt, zu sagen, sein Gegenstand sei doch dies auch, oder gar, er sei dieses an sich und in Wahrheit, so kennt teils der Glauben ebensowohl jenes Auch, aber es ist ihm ausser seiner Anbetung; teils aber ist ihm ueberhaupt nicht so etwas wie ein Stein und so fort an sich, sondern an sich ist ihm allein das Wesen des reinen Denkens.
Das zweite Moment ist die Beziehung des Glaubens als wissenden Bewusstseins auf dieses Wesen. Als denkendem reinem Bewusstsein ist ihm dies Wesen unmittelbar; aber das reine Bewusstsein ist ebensosehr vermittelte Beziehung der Gewissheit auf die Wahrheit; eine Beziehung, welche den Grund des Glaubens ausmacht. Dieser Grund wird fuer die Aufklaerung ebenso zu einem zufaelligen Wissen von zufaelligen Begebenheiten. Der Grund des Wissens aber ist das wissende Allgemeine, und in seiner Wahrheit der absolute Geist, der in dem abstrakten reinen Bewusstsein oder dem Denken als solchem nur absolutes Wesen, als Selbstbewusstsein aber das Wissen von sich ist. Die reine Einsicht setzt dies wissende Allgemeine, den einfachen sich selbst wissenden Geist, ebenso als Negatives des Selbstbewusstseins. Sie ist zwar selbst das reine vermittelte, d.h. sich mit sich vermittelnde Denken, sie ist das reine Wissen; aber indem sie reine Einsicht, reines Wissen ist, das sich selbst noch nicht weiss, d.h. fuer welches es noch nicht ist, dass sie diese reine vermittelnde Bewegung ist, erscheint sie ihr, wie alles, was sie selbst ist, als ein Anderes. In ihrer Verwirklichung also begriffen, entwickelt sie dies ihr wesentliches Moment, aber es erscheint ihr als dem Glauben angehoerend, und in seiner Bestimmtheit, ein ihr Aeusseres zu sein, als ein zufaelliges Wissen eben solcher gemein wirklicher Geschichten. Sie dichtet also hier dem religioesen Glauben an, dass seine Gewissheit sich auf einige einzelne historische Zeugnisse gruende, welche als historische Zeugnisse betrachtet freilich nicht den Grad von Gewissheit ueber ihren Inhalt gewaehren wuerden, den uns Zeitungsnachrichten ueber irgendeine Begebenheit geben; dass seine Gewissheit ferner auf dem Zufall der Aufbewahrung dieser Zeugnisse beruhe—der Aufbewahrung durch Papier einerseits, und andererseits durch die Geschicklichkeit und Ehrlichkeit der Uebertragung von einem Papier auf ein anderes—, und endlich auf der richtigen Auffassung des Sinnes toter Worte und Buchstaben. In der Tat aber faellt es dem Glauben nicht ein, an solche Zeugnisse und Zufaelligkeiten seine Gewissheit zu knuepfen; er ist in seiner Gewissheit unbefangenes Verhaeltnis zu seinem absoluten Gegenstande, ein reines Wissen desselben, welches nicht Buchstaben, Papier und Abschreiber in sein Bewusstsein des absoluten Wesens einmischt, und nicht durch solcherlei Dinge sich damit vermittelt. Sondern dies Bewusstsein ist der sich selbst vermittelnde Grund seines Wissens; es ist der Geist selbst, der das Zeugnis von sich ist, ebenso im Innern des einzelnen Bewusstseins als durch die allgemeine Gegenwart des Glaubens aller an ihn. Wenn der Glauben aus dem Geschichtlichen auch jene Weise von Begruendung oder wenigstens Bestaetigung seines Inhaltes, von der die Aufklaerung spricht, sich geben will, und ernsthaft meint und tut, als ob es darauf ankaeme, so hat er sich schon von der Aufklaerung verfuehren lassen; und seine Bemuehungen, sich auf solche Weise zu begruenden oder zu befestigen, sind nur Zeugnisse, die er von seiner Ansteckung gibt.
Noch ist die dritte Seite uebrig, die Beziehung des Bewusstseins auf das absolute Wesen, als ein Tun. Dies Tun ist das Aufheben der Besonderheit des Individuums oder der natuerlichen Weise seines Fuer-sich-seins, woraus ihm die Gewissheit hervorgeht, reines Selbstbewusstsein nach seinem Tun, d.h. als fuersichseiendes einzelnes Bewusstsein eins mit dem Wesen zu sein.—Indem an dem Tun Zweckmaessigkeit und Zweck sich unterscheidet, und die reine Einsicht ebenso in Beziehung auf dieses Tun sich negativ verhaelt, und wie in den andern Momenten sich selbst verleugnet, so muss sie in Ansehung der Zweckmaessigkeit als Unverstand sich darstellen, indem die Einsicht mit der Absicht verbunden, Uebereinstimmung des Zwecks und des Mittels, ihr als Anderes, vielmehr als das Gegenteil erscheint,—in Ansehung des Zwecks aber das Schlechte, Genuss und Besitz zum Zwecke machen, und sich hiemit als die unreinste Absicht beweisen, indem die reine Absicht ebenso, als Andres, unreine Absicht ist.
Hienach sehen wir in Ansehung der Zweckmaessigkeit die Aufklaerung es toericht finden, wenn das glaubende Individuum sich das hoehere Bewusstsein, nicht an den natuerlichen Genuss und Vergnuegen gefesselt zu sein, dadurch gibt, dass es sich natuerlichen Genuss und Vergnuegen wirklich versagt, und durch die Tat erweist, dass es die Verachtung derselben nicht luegt, sondern dass sie wahr ist.—Ebenso findet sie es toericht, dass das Individuum von seiner Bestimmtheit, absolut einzelnes, alle andern ausschliessendes und Eigentum besitzendes zu sein, sich dadurch absolviert, dass es von seinem Eigentume selbst ablaesst; womit es in Wahrheit zeigt, dass es mit seinem Isolieren nicht Ernst, sondern dass es ueber die Naturnotwendigkeit, sich zu vereinzeln, und in dieser absoluten Vereinzelung des Fuer-sich-seins die Andern als dasselbe mit sich zu verleugnen, erhaben ist.—Die reine Einsicht findet beides sowohl unzweckmaessig als unrecht,—unzweckmaessig, um von Vergnuegen und Besitz sich frei zu erweisen, sich Vergnuegen zu versagen und einen Besitz wegzugeben; sie wird also im Gegenteil den fuer einen Toren erklaeren, der, um zu essen, das Mittel ergreift, wirklich zu essen. Sie findet es auch unrecht, sich eine Mahlzeit zu versagen, und Butter, Eier nicht gegen Geld, oder Geld nicht gegen Butter und Eier, sondern geradezu, ohne so was dafuer zurueck zu erhalten, wegzugeben; sie erklaert eine Mahlzeit oder den Besitz von dergleichen Dingen fuer einen Selbstzweck, und sich damit in der Tat fuer eine sehr unreine Absicht, der es um solchen Genuss und Besitz ganz wesentlich zu tun ist. Sie behauptet als reine Absicht auch wieder die Notwendigkeit der Erhebung ueber die natuerliche Existenz und ueber die Habsucht um ihre Mittel; nur findet sie es toericht und unrecht, dass diese Erhebung durch die Tat bewiesen werden soll, oder diese reine Absicht ist in Wahrheit Betrug, welcher eine innerliche Erhebung vorgibt und fodert, aber Ernst daraus zu machen, sie wirklich ins Werk zu richten und ihre Wahrheit zu erweisen fuer ueberfluessig, toericht, und selbst fuer unrecht ausgibt.—Sie verleugnet sich also sowohl als reine Einsicht, denn sie verleugnet das unmittelbar zweckmaessige Tun, wie als reine Absicht, denn sie verleugnet die Absicht, sich von den Zwecken der Einzelnheit befreit zu erweisen.
So gibt die Aufklaerung sich dem Glauben zu erfahren. Sie tritt in diesem schlechten Aussehen auf, weil sie eben durch das Verhaeltnis zu einem andern sich eine negative Realitaet gibt, oder sich als das Gegenteil ihrer selbst darstellt; die reine Einsicht und Absicht muss sich aber dies Verhaeltnis geben, denn es ist ihre Verwirklichung. —Diese erschien zunaechst als negative Realitaet. Vielleicht ist ihre positive Realitaet besser beschaffen; sehen wir, wie diese sich verhaelt.—Wenn alles Vorurteil und Aberglauben verbannt worden, so tritt die Frage ein, was nun weiter? Welches ist die Wahrheit, welche die Aufklaerung statt jener verbreitet hat?—Sie hat diesen positiven Inhalt in ihrem Ausrotten des Irrtums schon ausgesprochen, denn jene Entfremdung ihrer selbst ist ebensosehr ihre positive Realitaet.—An demjenigen, was dem Glauben absoluter Geist ist, fasst sie, was sie von Bestimmung daran entdeckt, als Holz, Stein und so fort, als einzelne wirkliche Dinge auf; indem sie ueberhaupt alle Bestimmtheit, das heisst, allen Inhalt und Erfuellung desselben auf diese Weise als eine Endlichkeit, als menschliches Wesen und Vorstellung begreift, wird ihr das absolute Wesen zu einem Vakuum, dem keine Bestimmungen, keine Praedikate beigelegt werden koennen. Ein solches Beilager waere an sich straeflich, und es ist es eben, in welchem die Ungeheuer des Aberglaubens erzeugt worden sind. Die Vernunft, die reine Einsicht ist wohl selbst nicht leer, indem das Negative ihrer selbst fuer sie und ihr Inhalt ist, sondern reich, aber nur an Einzelnheit und Schranke; dem absoluten Wesen dergleichen nichts zukommen zu lassen noch beizulegen, ist ihre einsichtsvolle Lebensart, welche sich und ihren Reichtum der Endlichkeit an ihren Ort zu stellen und das Absolute wuerdig zu behandeln weiss.
Diesem leeren Wesen gegenueber steht als zweites Moment der positiven Wahrheit der Aufklaerung, die aus einem absoluten Wesen ausgeschlossene Einzelnheit ueberhaupt, des Bewusstseins und alles Seins, als absolutes An-und Fuer-sich-sein. Das Bewusstsein, welches in seiner allerersten Wirklichkeit sinnliche Gewissheit und Meinung ist, kehrt hier aus dem ganzen Wege seiner Erfahrung dahin zurueck, und ist wieder ein Wissen von rein Negativem seiner selbst, oder von sinnlichen Dingen, d.h. seienden, welche seinem Fuer-sich-sein gleichgueltig gegenueberstehen. Es ist hier aber nicht unmittelbares natuerliches Bewusstsein, sondern es ist sich solches geworden. Zuerst preisgegeben aller Verwicklung, worein es durch seine Entfaltung gestuerzt wird, itzt durch die reine Einsicht auf seine erste Gestalt zurueckgefuehrt, hat es sie als das Resultat erfahren. Auf die Einsicht der Nichtigkeit aller andern Gestalten des Bewusstseins und somit alles jenseits der sinnlichen Gewissheit gegruendet, ist diese sinnliche Gewissheit nicht mehr Meinung, sondern sie ist vielmehr die absolute Wahrheit. Diese Nichtigkeit alles dessen, was ueber die sinnliche Gewissheit hinausgeht, ist zwar nur ein negativer Beweis dieser Wahrheit; aber sie ist keines andern faehig, denn die positive Wahrheit der sinnlichen Gewissheit an ihr selbst, ist eben das unvermittelte Fuer-sich-sein des Begriffes selbst als Gegenstands, und zwar in der Form des Andersseins,—dass es jedem Bewusstsein schlechthin gewiss ist, dass es ist, und andere wirkliche Dinge ausser ihm, und dass es in seinem natuerlichen Sein, so wie diese Dinge, an und fuer sich oder absolut ist.
Das dritte Moment der Wahrheit der Aufklaerung endlich ist das Verhaeltnis der einzelnen Wesen zum absoluten Wesen, die Beziehung der beiden ersten. Die Einsicht als reine Einsicht des Gleichen oder Unbeschraenkten geht auch ueber das Ungleiche, naemlich die endliche Wirklichkeit, oder ueber sich als blosses Anderssein hinaus. Sie hat zum Jenseits desselben das Leere, auf welches sie also die sinnliche Wirklichkeit bezieht. In die Bestimmung dieses Verhaeltnisses treten nicht die beiden Seiten als Inhalt ein, denn die eine ist das Leere, und ein Inhalt ist also nur durch die andere, die sinnliche Wirklichkeit, vorhanden. Die Form der Beziehung aber, in deren Bestimmung die Seite des An-sich mithilft, kann nach Belieben gemacht werden; denn die Form ist das an sich Negative, und darum das sich Entgegengesetzte; Sein sowohl als Nichts; An-sich wie das Gegenteil; oder was dasselbe, die Beziehung der Wirklichkeit auf An-sich als das Jenseits ist ebensowohl ein Negieren als ein Setzen derselben. Die endliche Wirklichkeit kann daher eigentlich, wie man es gerade braucht, genommen werden. Das Sinnliche wird also itzt auf das Absolute als auf das An-sich positiv bezogen, und die sinnliche Wirklichkeit ist selbst an sich; das Absolute macht, hegt und pflegt sie. Wiederum ist sie auch darauf als auf das Gegenteil, als auf ihr Nichtsein bezogen; nach diesem Verhaeltnisse ist sie nicht an sich, sondern nur fuer ein Anderes. Wenn in der vorhergehenden Gestalt des Bewusstseins die Begriffe des Gegensatzes sich als Gut und Schlecht bestimmten, so werden sie dagegen der reinen Einsicht zu den reinern Abstraktionen, des An-sich- und Fuer-ein-Anderes-sein.
Beide Betrachtungsweisen, der positiven wie der negativen Beziehung des Endlichen auf das An-sich, sind aber in der Tat gleich notwendig, und alles ist also so sehr an sich, als es fuer ein Anderes ist; oder alles ist nuetzlich.—Alles gibt sich andern preis, laesst sich itzt von andern gebrauchen, und ist fuer sie; und itzt stellt es sich, es so zu sagen, wieder auf die Hinterbeine, tut sproede gegen Anderes, ist fuer sich und gebraucht das Andere seinerseits.—Fuer den Menschen, als das dieser Beziehung bewusste Ding, ergibt sich daraus sein Wesen und seine Stellung. Er ist, wie er unmittelbar ist, als natuerliches Bewusstsein an sich, gut, als einzelnes absolut, und Anderes ist fuer ihn; und zwar da fuer ihn als das seiner bewusste Tier die Momente die Bedeutung der Allgemeinheit haben, ist alles fuer sein Vergnuegen und Ergoetzlichkeit, und er geht, wie er aus Gottes Hand gekommen, in der Welt als einem fuer ihn gepflanzten Garten umher. —Er muss auch vom Baume der Erkenntnis des Guten und des Boesen gepflueckt haben; er besitzt darin einen Nutzen, der ihn von allem andern unterscheidet, denn zufaelligerweise ist seine an sich gute Natur auch so beschaffen, dass ihr das Uebermass der Ergoetzlichkeit Schaden tut, oder vielmehr seine Einzelnheit hat auch ihr Jenseits an ihr, kann ueber sich selbst hinausgehen und sich zerstoeren. Hiegegen ist ihm die Vernunft ein nuetzliches Mittel, dies Hinausgehen gehoerig zu beschraenken, oder vielmehr im Hinausgehen ueber das Bestimmte sich selbst zu erhalten; denn dies ist die Kraft des Bewusstseins. Der Genuss des bewussten an sich allgemeinen Wesens muss nach Mannigfaltigkeit und Dauer selbst nicht ein bestimmtes, sondern allgemein sein; das Mass hat daher die Bestimmung, zu verhindern, dass das Vergnuegen in seiner Mannigfaltigkeit und Dauer abgebrochen werde; das heisst, die Bestimmung des Masses ist die Unmaessigkeit.—Wie dem Menschen alles nuetzlich ist, so ist er es ebenfalls, und seine Bestimmung ebensosehr, sich zum gemeinnuetzlichen und allgemein brauchbaren Mitgliede des Trupps zu machen. Soviel er fuer sich sorgt, gerade soviel muss er sich auch hergeben fuer die Andern, und soviel er sich hergibt, soviel sorgt er fuer sich selbst; eine Hand waescht die andere. Wo er aber sich befindet, ist er recht daran; er nuetzt andern und wird genuetzt.
Anders ist auf andere Weise einander nuetzlich; alle Dinge aber haben diese nuetzliche Gegenseitigkeit durch ihr Wesen, naemlich auf das Absolute auf die gedoppelte Weise bezogen zu sein—die positive, dadurch an und fuer sich selbst zu sein, die negative, dadurch fuer Andere zu sein. Die Beziehung auf das absolute Wesen oder die Religion ist daher unter aller Nuetzlichkeit das Allernuetzlichste; denn sie ist der reine Nutzen selbst, sie ist dies Bestehen aller Dinge, oder ihr An- und Fuer-sich -sein, und das Fallen aller Dinge, oder ihr Sein fuer Anderes.
Dem Glauben freilich ist dieses positive Resultat der Aufklaerung so sehr ein Greuel als ihr negatives Verhalten gegen ihn. Diese Einsicht in das absolute Wesen, die nichts in ihm sieht als eben das absolute Wesen, das etre supreme, oder das Leere,—diese Absicht, dass alles in seinem unmittelbaren Dasein an sich oder gut ist, dass endlich die Beziehung des einzelnen bewussten Seins auf das absolute Wesen, die Religion, der Begriff der Nuetzlichkeit erschoepfend ausdrueckt, ist dem Glauben schlechthin abscheulich. Diese eigne Weisheit der Aufklaerung erscheint ihm notwendig zugleich als die Plattheit selbst, und als das Gestaendnis der Plattheit; weil sie darin besteht, vom absoluten Wesen nichts oder, was dasselbe ist, von ihm diese ganz ebne Wahrheit zu wissen, dass es eben nur das absolute Wesen ist, dagegen nur von der Endlichkeit und zwar sie als das Wahre und dies Wissen von derselben als dem Wahren, als das Hoechste zu wissen.
Der Glauben hat das goettliche Recht, das Recht der absoluten Sichselbstgleichheit oder des reinen Denkens, gegen die Aufklaerung, und erfaehrt von ihr durchaus Unrecht; denn sie verdreht ihn in allen seinen Momenten, und macht sie zu etwas anderem, als sie in ihm sind. Sie aber hat nur menschliches Recht gegen ihn und fuer ihre Wahrheit; denn das Unrecht, das sie begeht, ist das Recht der Ungleichheit, und besteht in dem Verkehren und Veraendern, ein Recht, das der Natur des Selbstbewusstseins im Gegensatze gegen das einfache Wesen oder das Denken angehoert. Aber indem ihr Recht das Recht des Selbstbewusstseins ist, wird sie nicht nur auch ihr Recht behalten, so dass zwei gleiche Rechte des Geistes einander gegenueber stehenblieben, und keins das andere befriedigen koennte, sondern sie wird das absolute Recht behaupten, weil das Selbstbewusstsein die Negativitaet des Begriffs ist, die nicht nur fuer sich ist, sondern auch ueber ihr Gegenteil uebergreift; und der Glauben selbst, weil er Bewusstsein ist, wird ihr ihr Recht nicht verweigern koennen.
Denn die Aufklaerung verhaelt sich gegen das glaubende Bewusstsein nicht mit eigentuemlichen Prinzipien, sondern mit solchen, welche dieses selbst an ihm hat. Sie bringt ihm nur seine eigenen Gedanken zusammen, die ihm bewusstlos auseinanderfallen; sie erinnert es nur bei der einen seiner Weisen an die andern, die es auch hat, aber deren eine es immer bei der andern vergisst. Sie erweist sich eben dadurch gegen es als reine Einsicht, dass sie bei einem bestimmten Momente das Ganze sieht, also das auf jenes Moment sich beziehende Entgegengesetzte herbeibringt, und eines im andern verkehrend das negative Wesen beider Gedanken, den Begriff, hervortreibt. Sie erscheint dem Glauben darum als Verdrehung und Luege, weil sie das Anderssein seiner Momente aufzeigt; sie scheint ihm damit unmittelbar etwas anderes aus ihnen zu machen, als sie in ihrer Einzelnheit sind; aber dies Andere ist ebenso wesentlich, und es ist in Wahrheit in dem glaubenden Bewusstsein selbst vorhanden, nur dass dieses daran nicht denkt, sondern es sonstwo hat; daher ist es ihm weder fremde, noch kann es von ihm abgeleugnet werden.
Die Aufklaerung selbst aber, welche den Glauben an das Entgegengesetzte seiner abgesonderten Momente erinnert, ist ebensowenig ueber sich selbst aufgeklaert. Sie verhaelt sich rein negativ gegen den Glauben, insofern sie ihren Inhalt aus ihrer Reinheit ausschliesst, und ihn fuer das Negative ihrer selbst nimmt. Sie erkennt daher weder in diesem Negativen, in dem Inhalte des Glaubens, sich selbst, noch bringt auch sie aus diesem Grunde die beiden Gedanken zusammen, den, welchen sie herbeibringt, und den, gegen welchen sie ihn herbeibringt. Indem sie nicht erkennt, dass dasjenige, was sie am Glauben verdammt, unmittelbar ihr eigener Gedanken ist, so ist sie selbst in der Entgegensetzung der beiden Momente, deren eines, naemlich jedesmal das dem Glauben entgegengesetzte, sie nur anerkennt, das andere aber, gerade wie der Glauben tut, davon trennt. Sie bringt daher nicht die Einheit beider als Einheit derselben, d.i. den Begriff hervor; aber er entsteht ihr fuer sich oder sie findet ihn nur als vorhanden. Denn an sich ist ebendies die Realisierung der reinen Einsicht, dass sie, deren Wesen der Begriff ist, zuerst sich selbst als ein absolut Anderes wird und sich verleugnet, denn der Gegensatz des Begriffes ist der absolute, und aus diesem Anderssein zu sich selbst, oder zu ihrem Begriffe kommt.—Die Aufklaerung ist aber nur diese Bewegung, sie ist die noch bewusstlose Taetigkeit des reinen Begriffes, die zwar zu sich selbst, als Gegenstand, kommt, aber diesen fuer ein Anderes nimmt, auch die Natur des Begriffes nicht kennt, dass naemlich das Nichtunterschiedne es ist, was sich absolut trennt.—Gegen den Glauben also ist die Einsicht insofern die Macht des Begriffes, als sie die Bewegung und das Beziehen der in seinem Bewusstsein auseinanderliegenden Momente ist, ein Beziehen, worin der Widerspruch derselben zum Vorschein koemmt. Hierin liegt das absolute Recht der Gewalt, welche sie ueber ihn ausuebt; die Wirklichkeit aber, zu der sie diese Gewalt bringt, ebendarin, dass das glaubende Bewusstsein selbst der Begriff ist, und also das Entgegengesetzte, das ihm die Einsicht herbeibringt, selbst anerkennt. Sie behaelt darum gegen es recht, weil sie an ihm das geltend macht, was ihm selbst notwendig ist, und was es an ihm selbst hat.
Zuerst behauptet die Aufklaerung das Moment des Begriffs, ein Tun des Bewusstseins zu sein; sie behauptet dies gegen den Glauben—dass sein absolutes Wesen Wesen seines Bewusstsein als eines Selbsts, oder dass es durch das Bewusstsein hervorgebracht sei. Dem glaubenden Bewusstsein ist sein absolutes Wesen, ebenso wie es ihm An-sich ist, zugleich nicht wie ein fremdes Ding, welches darin, man weiss nicht wie und woher, stuende, sondern sein Vertrauen besteht gerade darin, sich als dieses persoenliche Bewusstsein darin zu finden, und sein Gehorsam und Dienst darin, es als sein absolutes Wesen durch sein Tun hervorzubringen. Hieran erinnert eigentlich nur den Glauben die Aufklaerung, wenn er rein das An-sich des absoluten Wesens jenseits des Tuns des Bewusstseins ausspricht. —Aber indem sie zwar der Einseitigkeit des Glaubens das entgegengesetzte Moment des Tuns desselben gegen das Sein, an das er hier allein denkt, herbei, selbst aber ihre Gedanken ebenso nicht zusammenbringt, isoliert sie das reine Moment des Tuns, und spricht von dem An-sich des Glaubens aus, dass es nur ein Hervorgebrachtes des Bewusstseins sei. Das isolierte dem An-sich entgegengesetzte Tun ist aber ein zufaelliges Tun, und als ein vorstellendes ein Erzeugen von Fiktionen—Vorstellungen, die nicht an sich sind; und so betrachtet sie den Inhalt des Glaubens. —Umgekehrt aber sagt die reine Einsicht ebenso das Gegenteil. Indem sie das Moment des Andersseins, das der Begriff an ihm hat, behauptet, spricht sie das Wesen des Glaubens als ein solches aus, welches das Bewusstsein nichts angehe, jenseits desselben, ihm fremd und unerkannt sei. Dem Glauben ist es ebenso, wie er einerseits ihm vertraut, und darin die Gewissheit seiner selbst hat, andererseits in seinen Wegen unerforschlich, und in seinem Sein unerreichbar.
Ferner behauptet die Aufklaerung gegen das glaubende Bewusstsein darin ein Recht, das es selbst einraeumt, wenn sie den Gegenstand seiner Verehrung als Stein und Holz oder sonst als eine endliche anthropomorphische Bestimmtheit betrachtet. Denn da es dies entzweite Bewusstsein ist, ein Jenseits der Wirklichkeit und ein reines Diesseits von jenem Jenseits zu haben, so ist in ihm in der Tat auch diese Ansicht des sinnlichen Dinges vorhanden, nach welcher es an und fuer sich gilt; es bringt aber diese beiden Gedanken des An-und-fuer-sich-seienden, das ihm einmal das reine Wesen, das anderemal ein gemeines sinnliches Ding ist, nicht zusammen.—Selbst sein reines Bewusstsein ist von der letztern Ansicht affiziert, denn die Unterschiede seines uebersinnlichen Reichs sind, weil es des Begriffs entbehrt, eine Reihe von selbststaendigen Gestalten und ihre Bewegung ein Geschehen, das heisst, sie sind nur in der Vorstellung, und haben die Weise des sinnlichen Seins an ihnen.—Die Aufklaerung isoliert ihrerseits ebenso die Wirklichkeit, als ein vom Geiste verlassenes Wesen, die Bestimmtheit als eine unverrueckte Endlichkeit, welche nicht in der geistigen Bewegung des Wesens selbst ein Moment waere, nicht Nichts, auch nicht ein an und fuer sich seiendes Etwas, sondern ein Verschwindendes.
Es ist klar, dass dasselbe bei dem Grunde des Wissens der Fall ist. Das glaubende Bewusstsein anerkennt selbst ein zufaelliges Wissen, denn es hat ein Verhaeltnis zu Zufaelligkeiten, und das absolute Wesen selbst ist ihm in der Form einer vorgestellten gemeinen Wirklichkeit; hiemit ist das glaubende Bewusstsein auch eine Gewissheit, welche nicht die Wahrheit an ihr selbst hat, und es bekennt sich als ein solches unwesentliches Bewusstsein, diesseits des sich selbst vergewissernden und bewaehrenden Geistes.—Dies Moment vergisst es aber in seinem geistigen unmittelbaren Wissen von dem absoluten Wesen. —Die Aufklaerung aber, welche es daran erinnert, denkt wieder nur an das zufaellige Wissen, und vergisst das Andere,—denkt nur an die Vermittlung, welche durch ein fremdes Drittes geschieht, nicht an die, worin das Unmittelbare sich selbst das Dritte ist, wodurch es sich mit dem Andern, naemlich mit sich selbst, vermittelt.
Endlich findet sie in ihrer Ansicht des Tuns des Glaubens das Wegwerfen des Genusses und der Habe unrecht und unzweckmaessig.—Was das Unrecht betrifft, so erhaelt sie die Uebereinstimmung des glaubenden Bewusstseins darin, dass dieses selbst diese Wirklichkeit anerkennt, Eigentum zu besitzen, festzuhalten und zu geniessen; es betraegt sich in der Behauptung des Eigentums um so isolierter und hartnaeckiger, sowie in seinem Genusse um so roher dahingegeben, da jenseits dieser Wirklichkeit sein religioeses—Besitz und Genuss aufgebendes—Tun faellt und ihm die Freiheit fuer jene Seite erkauft. Dieser Dienst der Aufopferung des natuerlichen Treibens und Geniessens hat durch diesen Gegensatz in der Tat keine Wahrheit; die Beibehaltung hat neben der Aufopferung statt; diese ist nur ein Zeichen, das die wirkliche Aufopferung nur an einem kleinen Teile vollbringt, und sie daher in der Tat nur vorstellt.
In Ansehung der Zweckmaessigkeit findet die Aufklaerung das Wegwerfen einer Habe, um von der Habe, die Versagung eines Genusses, um von dem Genusse sich befreit zu wissen und zu erweisen, fuer ungeschickt. Das glaubende Bewusstsein selbst fasst das absolute Tun als ein allgemeines Tun; nicht nur das Handeln seines absoluten Wesens als seines Gegenstandes ist ihm ein allgemeines, sondern auch das einzelne Bewusstsein soll sich ganz und allgemein von seinem sinnlichen Wesen befreit erweisen. Das Wegwerfen einer einzelnen Habe oder das Verzichttun auf einen einzelnen Genuss ist aber nicht diese allgemeine Handlung; und indem in der Handlung wesentlich der Zweck, der ein allgemeiner, und die Ausfuehrung, die eine einzelne ist, vor dem Bewusstsein in ihrer Unangemessenheit stehen muesste, so erweist sie sich als ein solches Handeln, woran das Bewusstsein keinen Anteil hat, und hiemit dies Handeln eigentlich als zu naiv, um eine Handlung zu sein; es ist zu naiv, zu fasten, um von der Lust der Mahlzeit sich befreit, zu naiv, sich, wie Origines, andere Lust vom Leibe wegzuschaffen, um sie abgetan zu erweisen. Die Handlung selbst erweist sich als ein aeusserliches und einzelnes Tun; die Begierde aber ist innerlich eingewurzelt, und ein allgemeines; ihre Lust verschwindet weder mit dem Werkzeuge noch durch einzelne Entbehrung.
Die Aufklaerung aber isoliert ihrerseits hier das Innerliche, Unwirkliche gegen die Wirklichkeit, wie sie gegen die Innerlichkeit des Glaubens in seiner Anschauung und Andacht die Aeusserlichkeit der Dingheit festhielt. Sie legt das Wesentliche in die Absicht, in den Gedanken, und erspart dadurch das wirkliche Vollbringen der Befreiung von den natuerlichen Zwecken; im Gegenteil ist diese Innerlichkeit selbst das Formale, das an den natuerlichen Trieben seine Erfuellung hat, welche eben dadurch gerechtfertigt sind, dass sie innerlich, dass sie dem allgemeinen Sein, der Natur angehoeren.
Die Aufklaerung hat also ueber den Glauben darum eine unwiderstehliche Gewalt, dass sich in seinem Bewusstsein selbst die Momente finden, welche sie geltend macht. Die Wirkung dieser Kraft naeher betrachtet, so scheint ihr Verhalten gegen ihn die schoene Einheit des Vertrauens und der unmittelbaren Gewissheit zu zerreissen, sein geistiges Bewusstsein durch niedrige Gedanken der sinnlichen Wirklichkeit zu verunreinigen, sein in seiner Unterwerfung beruhigtes und sicheres Gemuet durch die Eitelkeit des Verstandes und des eigenen Willens und Vollbringens zu zerstoeren. Aber in der Tat leitet sie vielmehr die Aufhebung der gedankenlosen oder vielmehr begrifflosen Trennung ein, welche in ihm vorhanden ist. Das glaubende Bewusstsein fuehrt doppeltes Mass und Gewicht, es hat zweierlei Augen, zweierlei Ohren, zweierlei Zunge und Sprache, es hat alle Vorstellungen verdoppelt, ohne diese Doppelsinnigkeit zu vergleichen. Oder der Glauben lebt in zweierlei Wahrnehmungen, der einen, der Wahrnehmung des schlafenden, rein in begrifflosen Gedanken, der andern des wachen, rein in der sinnlichen Wirklichkeit lebenden Bewusstseins, und in jeder fuehrt er eine eigene Haushaltung. —Die Aufklaerung beleuchtet jene himmlische Welt mit den Vorstellungen der sinnlichen; und zeigte jener diese Endlichkeit auf, die der Glauben nicht verleugnen kann, weil er Selbstbewusstsein und hiemit die Einheit ist, welcher beide Vorstellungsweisen angehoeren, und worin sie nicht auseinanderfallen, denn sie gehoeren demselben untrennbaren einfachen Selbst an, in welches er uebergegangen ist.
Der Glauben hat hiedurch den Inhalt, der sein Element erfuellte, verloren, und sinkt in ein dumpfes Weben des Geistes in ihm selbst zusammen. Er ist aus seinem Reiche vertrieben, oder dies Reich ist ausgepluendert, indem alle Unterscheidung und Ausbreitung desselben das wache Bewusstsein an sich riss, und seine Teile alle der Erde als ihr Eigentum vindizierte und zurueckgab. Aber befriedigt ist er darum nicht, denn durch diese Beleuchtung ist allenthalben nur einzelnes Wesen entstanden, so dass den Geist nur wesenlose Wirklichkeit und von ihm verlassne Endlichkeit anspricht.—Indem er ohne Inhalt ist und in dieser Leere nicht bleiben kann, oder indem er ueber das Endliche, das der einzige Inhalt ist, hinausgehend nur das Leere findet, ist er ein reines Sehnen; seine Wahrheit ein leeres Jenseits, dem sich kein gemaesser Inhalt mehr finden laesst, denn alles ist anders verwandt.—Der Glauben ist in der Tat hiemit dasselbe geworden, was die Aufklaerung, naemlich das Bewusstsein der Beziehung des an sich seienden Endlichen auf das praedikatlose, unerkannte und unerkennbare Absolute; nur dass sie die befriedigte, er aber die unbefriedigte Aufklaerung ist. Es wird sich jedoch an ihr zeigen, ob sie in ihrer Befriedigung bleiben kann; jenes Sehnen des trueben Geistes, der ueber den Verlust seiner geistigen Welt trauert, steht im Hinterhalte. Sie selbst hat diesen Makel des unbefriedigten Sehnens an ihr,—als reinen Gegenstand an ihrem leeren absoluten Wesen,—als Tun und Bewegung an dem Hinausgehen ueber ihr Einzelwesen zum unerfuellten Jenseits,—als erfuellten Gegenstand an der Selbstlosigkeit des Nuetzlichen. Sie wird diesen Makel aufheben; aus der naehern Betrachtung des positiven Resultates, das ihr die Wahrheit ist, wird sich ergeben, dass er an sich darin schon aufgehoben ist.
Das dumpfe nichts mehr in sich unterscheidende Weben des Geistes ist also in sich selbst jenseits des Bewusstseins getreten, welches dagegen sich klar geworden ist.—Das erste Moment dieser Klarheit ist in seiner Notwendigkeit und Bedingung dadurch bestimmt, dass die reine Einsicht, oder sie, die an sich Begriff ist, sich verwirklicht; sie tut dies, indem sie das Anderssein oder die Bestimmtheit an ihr setzt. Auf diese Weise ist sie negative reine Einsicht, d.i. Negation des Begriffs; diese ist ebenso rein; und es ist damit das reine Ding, das absolute Wesen, das sonst keine weitere Bestimmung hat, geworden. Dies naeher bestimmt, so ist sie als absoluter Begriff, ein Unterscheiden von Unterschieden, die keine mehr sind, von Abstraktionen oder reinen Begriffen, die sich selbst nicht mehr tragen, sondern nur durch das Ganze der Bewegung Halt und Unterscheidung haben. Dieses Unterscheiden des Nichtunterschiednen besteht gerade darin, dass der absolute Begriff sich selbst zu seinem Gegenstande macht, und jener Bewegung gegenueber sich als das Wesen setzt. Dies entbehrt hiedurch der Seite, worin die Abstraktionen oder Unterschiede auseinandergehalten werden, und wird daher das reine Denken als reines Ding.—Dies ist also eben jenes dumpfe bewusstlose Weben des Geistes in ihm selbst, zu dem der Glauben herabsank, indem er den unterschiednen Inhalt verlor;—es ist zugleich jene Bewegung des reinen Selbstbewusstseins, der es das absolut fremde Jenseits sein soll. Denn weil dies reine Selbstbewusstsein die Bewegung in reinen Begriffen, in Unterschieden ist, die keine sind, so faellt es in der Tat in das bewusstlose Weben, d.i. in das reine Fuehlen oder in die reine Dingheit zusammen. —Der sich selbst entfremdete Begriff—denn er steht hier noch auf der Stufe dieser Entfremdung—aber erkennt nicht dies gleiche Wesen beider Seiten, der Bewegung des Selbstbewusstseins und seines absoluten Wesens,—nicht das gleiche Wesen derselben, welches in der Tat ihre Substanz und Bestehen ist. Indem er diese Einheit nicht erkennt, so gilt ihm das Wesen nur in der Form des gegenstaendlichen Jenseits, das unterscheidende Bewusstsein aber, das auf diese Weise das An-sich ausser ihm hat, als ein endliches Bewusstsein.
Ueber jenes absolute Wesen geraet die Aufklaerung selbst mit sich in den Streit, den sie vorher mit dem Glauben hatte, und teilt sich in zwei Parteien. Eine Partei bewaehrt sich erst dadurch als die siegende, dass sie in zwei Parteien zerfaellt; denn darin zeigt sie das Prinzip, das sie bekaempfte, an ihr selbst zu besitzen, und hiemit die Einseitigkeit aufgehoben zu haben, in der sie vorher auftrat. Das Interesse, das sich zwischen ihr und der andern teilte, faellt nun ganz in sie und vergisst der andern, weil es in ihr selbst den Gegensatz findet, der es beschaeftigt. Zugleich aber ist er in das hoehere siegende Element erhoben worden, worin er gelaeutert sich darstellt. So dass also die in einer Partei entstehende Zwietracht, welche ein Unglueck scheint, vielmehr ihr Glueck beweist.
Das reine Wesen selbst hat keinen Unterschied an ihm, daher kommt er so an dasselbe, dass sich zwei solche reine Wesen fuer das Bewusstsein, oder ein zweifaches Bewusstsein desselben hervortut.—Das reine absolute Wesen ist nur in dem reinen Denken, oder vielmehr es ist das reine Denken selbst, also schlechthin jenseits des endlichen, des Selbst_bewusstseins, und nur das negative Wesen. Aber auf diese Weise ist es eben das Sein, das Negative des Selbstbewusstseins. Als Negatives desselben ist es auch darauf bezogen; es ist das aeussere Sein, welches auf es, worin die Unterschiede und Bestimmungen fallen, bezogen die Unterschiede an ihm erhaelt, geschmeckt, gesehen, und so fort, zu werden; und das Verhaeltnis ist die sinnliche Gewissheit und Wahrnehmung.
Wird von diesem sinnlichen Sein, worein jenes negative Jenseits notwendig uebergeht, ausgegangen, aber von diesen bestimmten Weisen der Beziehung des Bewusstseins abstrahiert, so bleibt die reine Materie uebrig als das dumpfe Weben und Bewegen in sich selbst. Es ist hiebei wesentlich, dies zu betrachten, dass die reine Materie nur das ist, was uebrig_bleibt, wenn wir vom Sehen, Fuehlen, Schmecken und so fort abstrahieren, das heisst, sie ist nicht das Gesehene, Geschmeckte, Gefuehlte, und so fort; es ist nicht die Materie, die gesehen, gefuehlt, geschmeckt wird, sondern die Farbe, ein Stein, ein Salz u.s.f.; sie ist vielmehr die reine Abstraktion; und dadurch ist das reine Wesen des Denkens oder das reine Denken selbst vorhanden, als das nicht in sich unterschiedene, nicht bestimmte, praedikatlose Absolute.
Die eine Aufklaerung nennt das absolute Wesen jenes praedikatlose Absolute, das jenseits des wirklichen Bewusstseins im Denken ist, von welchem ausgegangen wurde;—die andere nennt es Materie. Wenn sie als Natur und Geist oder Gott unterschieden wuerden, so wuerde dem bewusstlosen Weben in sich selbst, um Natur zu sein, der Reichtum des entfalteten Lebens fehlen, dem Geiste oder Gotte das sich in sich unterscheidende Bewusstsein. Beides ist, wie wir gesehen, schlechthin derselbe Begriff; der Unterschied liegt nicht in der Sache, sondern rein nur in dem verschiedenen Ausgangspunkte beider Bildungen, und darin, dass jede auf einem eigenen Punkte in der Bewegung des Denkens stehenbleibt. Wenn sie darueber hinwegsetzten, wuerden sie zusammentreffen und als dasselbe erkennen, was der einen, wie sie vorgibt, ein Greuel, der andern eine Torheit ist. Denn der einen ist das absolute Wesen in ihrem reinen Denken oder unmittelbar fuer das reine Bewusstsein, ausser dem endlichen Bewusstsein, das negative Jenseits desselben. Wuerde sie darauf reflektieren, dass teils jene einfache Unmittelbarkeit des Denkens nichts anderes ist als das reine Sein, teils das, was negativ fuer das Bewusstsein ist, sich zugleich darauf bezieht, dass im negativen Urteile das Ist (Kopula) beide Getrennten ebenso zusammenhaelt,—so wuerde sich die Beziehung dieses Jenseits in der Bestimmung eines aeussern Seienden auf das Bewusstsein ergeben, und hiemit als dasselbe, was reine Materie ge_nannt wird; das fehlende Moment der Gegenwart waere gewonnen. —Die andere Aufklaerung geht von dem sinnlichen Sein aus, abstrahiert dann von der sinnlichen Beziehung des Schmeckens, Sehens, und so fort, und macht es zum reinen An-sich, zur absoluten Materie, dem nicht Gefuehlten noch Geschmeckten; dies Sein ist auf diese Weise das praedikatlose Einfache, Wesen des reinen Bewusstseins geworden; es ist der reine Begriff als an sich seiend, oder das reine Denken in sich selbst. Diese Einsicht macht in ihrem Bewusstsein nicht den entgegengesetzten Schritt vom Seienden, welches rein Seiendes ist, zum Gedachten, das dasselbe ist als das Rein_seiende, oder nicht vom rein Positiven zum rein Negativen; indem doch das Positive rein schlechthin nur durch die Negation ist; das rein Negative aber, als reines, sich in sich selbst gleich und eben dadurch positiv ist.—Oder beide sind nicht zum Begriffe der Cartesischen Metaphysik gekommen, dass an sich Sein und Denken dasselbe ist, nicht zu dem Gedanken, dass Sein, reines Sein, nicht ein konkretes Wirkliches ist, sondern die reine Abstraktion; und umgekehrt das reine Denken, die Sichselbstgleichheit oder das Wesen, teils das Negative des Selbstbewusstseins und hiemit Sein, teils als unmittelbare Einfachheit ebenso nichts anderes als Sein ist; das Denken ist Dingheit, oder Dingheit ist Denken.
Das Wesen hat hier die Entzweiung erst so an ihm, dass es zwei Arten der Betrachtungsweise angehoert; teils muss das Wesen den Unterschied an ihm selbst haben, teils gehen eben darin die beiden Betrachtungsarten in eine zusammen; denn die abstrakten Momente des reinen Seins und des Negativen, wodurch sie sich unterscheiden, sind alsdenn in dem Gegenstande dieser Betrachtungsweisen vereinigt.—Das gemeinschaftliche Allgemeine ist die Abstraktion des reinen Erzitterns in sich selbst, oder des reinen Sich-selbst-denkens. Diese einfache achsendrehende Bewegung muss sich auseinanderwerfen, weil sie selbst nur Bewegung ist, indem sie ihre Momente unterscheidet. Diese Unterscheidung der Momente laesst das Unbewegte als die leere Huelse des reinen Seins, das kein wirkliches Denken, kein Leben in sich selbst mehr ist, zurueck; denn sie ist als der Unterschied aller Inhalt. Sie, die sich ausser jener Einheit setzt, ist aber hiemit der nicht in sich zurueckkehrende Wechsel der Momente, des An-sich- und des Fuer-ein-Anderes- und des Fuer-sich-seins;—die Wirklichkeit, wie sie Gegenstand fuer das wirkliche Bewusstsein der reinen Einsicht ist,—die Nuetzlichkeit.
So schlecht die Nuetzlichkeit dem Glauben, oder der Empfindsamkeit, oder auch der sich Spekulation nennenden Abstraktion, welche sich das An-sich fixiert, aussehen mag, so ist sie es, worin die reine Einsicht ihre Realisierung vollendet, und sich selbst ihr Gegenstand ist, den sie nun nicht mehr verleugnet, und der auch nicht den Wert des Leeren oder des reinen Jenseits fuer sie hat. Denn die reine Einsicht ist, wie wir sahen, der seiende Begriff selbst, oder die sich selbst gleiche reine Persoenlichkeit, so sich in sich unterscheidend, dass jedes der unterschiedenen selbst reiner Begriff, das heisst unmittelbar nicht unterschieden ist; sie ist einfaches reines Selbstbewusstsein, welches ebensowohl fuer sich als an sich in einer unmittelbaren Einheit ist. Sein An-sich-sein ist daher nicht bleibendes Sein, sondern hoert unmittelbar auf, in seinem Unterschiede etwas zu sein; ein solches Sein aber, das unmittelbar keinen Halt hat, ist nicht an sich, sondern wesentlich fuer ein Anders, das die Macht ist, die es absorbiert. Aber dies zweite dem ersten, dem An-sich-sein, entgegengesetzte Moment verschwindet ebenso unmittelbar als das erste, oder als Sein nur fuer Anderes ist es vielmehr das Verschwinden selbst, und es ist das In-sich-zurueckgekehrt-, das Fuer-sich-sein gesetzt. Dies einfache Fuer-sich-sein ist aber als die Sichselbstgleichheit vielmehr ein Sein, oder damit fuer ein Anderes.—Diese Natur der reinen Einsicht in der Entfaltung ihrer Momente oder sie als Gegenstand drueckt das Nuetzliche aus. Es ist ein an sich bestehendes oder Ding, dies An-sich-sein ist zugleich nur reines Moment; es ist somit absolut fuer ein Anderes, aber es ist ebenso nur fuer ein Anderes, als es an sich ist; diese entgegengesetzten Momente sind in die unzertrennliche Einheit des Fuer-sich-seins zurueckgekehrt. Wenn aber das Nuetzliche wohl den Begriff der reinen Einsicht ausdrueckt, so ist es jedoch nicht als solche, sondern sie als Vorstellung oder als ihr Gegenstand; es ist nur der rastlose Wechsel jener Momente, deren eines zwar das In-sich-selbst-zurueckgekehrt-sein selbst ist, aber nur als Fuer-sich-sein, d.h. als ein abstraktes gegen die andern auf die Seite tretendes Moment. Das Nuetzliche selbst ist nicht das negative Wesen, diese Momente in ihrer Entgegensetzung zugleich ungetrennt in ein und derselben Ruecksicht, oder als ein Denken an sich zu haben, wie sie als reine Einsicht sind; das Moment des Fuer-sich-seins ist wohl an dem Nuetzlichen, aber nicht so, dass es ueber die andern Momente, das An-sich und das Sein fuer Anderes, uebergreift, und somit das Selbst waere. Die reine Einsicht hat also an dem Nuetzlichen ihren eigenen Begriff in seinen reinen Momenten zum Gegenstande; sie ist das Bewusstsein dieser Metaphysik, aber noch nicht das Begreifen derselben; es ist noch nicht zu der Einheit des Seins und des Begriffs selbst gekommen. Weil das Nuetzliche noch die Form eines Gegenstandes fuer sie hat, hat sie eine zwar nicht mehr an und fuer sich seiende, aber doch noch eine Welt, welche sie von sich unterscheidet. Allein indem die Gegensaetze auf die Spitze des Begriffes herausgetreten sind, wird dies die naechste Stufe sein, dass sie zusammenstuerzen, und die Aufklaerung die Fruechte ihrer Taten erfaehrt.
Den erreichten Gegenstand in Beziehung auf diese ganze Sphaere betrachtet, so hatte die wirkliche Welt der Bildung sich in die Eitelkeit des Selbstbewusstseins zusammengefasst,—in das Fuer-sich-sein, das ihre Verworrenheit noch zu seinem Inhalte hat, und noch der einzelne Begriff, noch nicht der fuer sich allgemeine ist. In sich aber zurueckgekehrt ist er die reine Einsicht—das reine Bewusstsein als das reine Selbst, oder die Negativitaet, wie der Glauben ebendasselbe als das reine Denken oder die Positivitaet. Der Glauben hat in jenem Selbst das ihn vervollstaendigende Moment; —aber durch diese Ergaenzung untergehend, ist es nun an der reinen Einsicht, dass wir die beiden Momente sehen, als das absolute Wesen, das rein gedacht oder Negatives—und als Materie, die das positive Seiende ist.—Es fehlt dieser Vollstaendigkeit noch jene Wirklichkeit des Selbstbewusstseins, welche dem eiteln Bewusstsein angehoert—die Welt, aus welcher das Denken sich zu sich erhob. Dies Fehlende ist in der Nuetzlichkeit insofern erreicht, als die reine Einsicht daran die positive Gegenstaendlichkeit erlangte; sie ist dadurch wirkliches in sich befriedigtes Bewusstsein. Diese Gegenstaendlichkeit macht nun ihre Welt aus; sie ist die Wahrheit der vorhergehenden ganzen, der ideellen wie der reellen Welt geworden. Die erste Welt des Geistes ist das ausgebreitete Reich seines sich zerstreuenden Daseins und der vereinzelnten Gewissheit seiner selbst; wie die Natur ihr Leben in unendlich mannigfaltige Gestalten zerstreut, ohne dass die Gattung derselben vorhanden waere. Die zweite enthaelt die Gattung, und ist das Reich des An-sich-seins oder der Wahrheit, entgegengesetzt jener Gewissheit. Das dritte aber, das Nuetzliche, ist die Wahrheit, welche ebenso die Gewissheit seiner selbst ist. Dem Reiche der Wahrheit des Glaubens fehlt das Prinzip der Wirklichkeit oder Gewissheit seiner selbst als dieses Einzelnen. Der Wirklichkeit aber oder Gewissheit seiner selbst als dieses Einzelnen fehlt das An-sich. In dem Gegenstande der reinen Einsicht sind beide Welten vereinigt. Das Nuetzliche ist der Gegenstand, insofern das Selbstbewusstsein ihn durchschaut, und die einzelne Gewissheit seiner selbst, seinen Genuss (sein Fuer-sich-sein) in ihm hat; es sieht ihn auf diese Weise ein, und diese Einsicht enthaelt das wahre Wesen des Gegenstandes (ein Durchschautes oder fuer ein Anderes zu sein); sie ist also selbst wahres Wissen, und das Selbstbewusstsein hat ebenso unmittelbar die allgemeine Gewissheit seiner selbst, sein reines Bewusstsein in diesem Verhaeltnisse, in welchem also ebenso Wahrheit wie Gegenwart und Wirklichkeit vereinigt sind. Beide Welten sind versoehnt, und der Himmel auf die Erde herunter verpflanzt.
Das Bewusstsein hat in der Nuetzlichkeit seinen Begriff gefunden. Aber er ist teils noch Gegenstand, teils ebendarum noch Zweck, in dessen Besitze es sich noch nicht unmittelbar befindet. Die Nuetzlichkeit ist noch Praedikat des Gegenstandes, nicht Subjekt selbst, oder seine unmittelbare und einzige Wirklichkeit. Es ist dasselbe, was vorhin so erschien; dass das Fuer-sich-sein noch nicht sich als die Substanz der uebrigen Momente erwiesen, wodurch das Nuetzliche unmittelbar nichts anderes als das Selbst des Bewusstseins und dieses hiedurch in seinem Besitze waere.—Diese Ruecknahme der Form der Gegenstaendlichkeit des Nuetzlichen ist aber an sich schon geschehen, und aus dieser innern Umwaelzung tritt die wirkliche Umwaelzung der Wirklichkeit, die neue Gestalt des Bewusstseins, die absolute Freiheit hervor.
Es ist naemlich in der Tat nicht mehr als ein leerer Schein von Gegenstaendlichkeit vorhanden, der das Selbstbewusstsein von dem Besitze trennt. Denn teils ist ueberhaupt alles Bestehen und Gelten der bestimmten Glieder der Organisation der wirklichen und geglaubten Welt in diese einfache Bestimmung als in ihren Grund und Geist zurueckgegangen; teils aber hat diese nichts Eignes mehr fuer sich, sie ist vielmehr reine Metaphysik, reiner Begriff oder Wissen des Selbstbewusstseins. Von dem An- und Fuer-sich-sein des Nuetzlichen als Gegenstandes erkennt naemlich das Bewusstsein, dass sein An-sich-sein wesentlich Sein fuer Anderes ist; das An-sich-sein als das Selbstlose ist in Wahrheit das passive, oder was fuer ein anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber fuer das Bewusstsein in dieser abstrakten Form des reinen An-sich-seins, denn es ist reines Einsehen, dessen Unterschiede in der reinen Form der Begriffe sind. —Das Fuer-sich-sein aber, in welches das Sein fuer Anderes zurueckgeht, das Selbst, ist nicht ein von dem Ich verschiednes, eignes Selbst dessen, was Gegenstand heisst; denn das Bewusstsein als reine Einsicht ist nicht einzelnes Selbst, dem der Gegenstand ebenso als eignes Selbst gegenueberstuende, sondern es ist der reine Begriff, das Schauen des Selbsts in das Selbst, das absolute Sich-selbst-doppelt-sehen; die Gewissheit seiner ist das allgemeine Subjekt und sein wissender Begriff das Wesen aller Wirklichkeit. Wenn also das Nuetzliche nur der nicht in seine eigne Einheit zurueckkehrende Wechsel der Momente, und daher noch Gegenstand fuer das Wissen war, so hoert er auf, dieses zu sein, denn das Wissen ist selbst die Bewegung jener abstrakten Momente, es ist das allgemeine Selbst, das Selbst ebenso seiner als des Gegenstandes, und als allgemeines die in sich zurueckkehrende Einheit dieser Bewegung.
Hiemit ist der Geist als absolute Freiheit vorhanden; er ist das Selbstbewusstsein, welches sich erfasst, dass seine Gewissheit seiner selbst, das Wesen aller geistigen Massen der realen so wie der uebersinnlichen Welt, oder umgekehrt, dass Wesen und Wirklichkeit das Wissen des Bewusstseins von sich ist.—Es ist seiner reinen Persoenlichkeit und darin aller geistigen Realitaet bewusst, und alle Realitaet ist nur Geistiges; die Welt ist ihm schlechthin sein Willen, und dieser ist allgemeiner Willen. Und zwar ist er nicht der leere Gedanke des Willens, der in stillschweigende oder repraesentierte Einwilligung gesetzt wird, sondern reell allgemeiner Willen, Willen aller Einzelner als solcher. Denn der Willen ist an sich das Bewusstsein der Persoenlichkeit oder eines jeden, und als dieser wahrhafte wirkliche Willen soll er sein, als selbst_bewusstes Wesen aller und jeder Persoenlichkeit, so dass jeder immer ungeteilt alles tut, und was als Tun des Ganzen auftritt, das unmittelbare und bewusste Tun eines Jeden ist.
Diese ungeteilte Substanz der absoluten Freiheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne dass irgendeine Macht ihr Widerstand zu leisten vermoechte. Denn indem in Wahrheit das Bewusstsein allein das Element ist, worin die geistigen Wesen oder Maechte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes System, das sich durch die Teilung in Massen organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das einzelne Bewusstsein den Gegenstand so erfasst, dass er kein anderes Wesen habe als das Selbstbewusstsein selbst, oder dass er absolut der Begriff ist. Was den Begriff zum seienden Gegenstande machte, war seine Unterscheidung in abgesonderte bestehende Massen; indem aber der Gegenstand zum Begriffe wird, ist nichts Bestehendes mehr an ihm; die Negativitaet hat alle seine Momente durchdrungen. Er tritt so in die Existenz, dass jedes einzelne Bewusstsein aus der Sphaere, der es zugeteilt war, sich erhebt, nicht mehr in dieser besonderten Masse sein Wesen und sein Werk findet, sondern sein Selbst als den Begriff des Willens, alle Massen als Wesen dieses Willens erfasst, und sich hiemit auch nur in einer Arbeit verwirklichen kann, welche ganze Arbeit ist. In dieser absoluten Freiheit sind also alle Staende, welche die geistigen Wesen sind, worein sich das Ganze gliedert, getilgt; das einzelne Bewusstsein, das einem solchen Gliede angehoerte, und in ihm wollte und vollbrachte, hat seine Schranke aufgehoben: sein Zweck ist der allgemeine Zweck, seine Sprache das allgemeine Gesetz, sein Werk das allgemeine Werk.
Der Gegenstand und der Unterschied hat hier die Bedeutung der Nuetzlichkeit, die Praedikat alles realen Seins war, verloren; das Bewusstsein faengt seine Bewegung nicht an ihm an als einem Fremden, von dem aus es erst in sich zurueckkehrte, sondern der Gegenstand ist ihm das Bewusstsein selbst; der Gegensatz besteht also allein in dem Unterschiede des einzelnen und allgemeinen Bewusstseins; aber das einzelne ist sich unmittelbar selbst dasjenige, was nur den Schein des Gegensatzes hatte, es ist allgemeines Bewusstsein und Willen. Das Jenseits dieser seiner Wirklichkeit schwebt ueber dem Leichname der verschwundnen Selbststaendigkeit des realen oder geglaubten Seins nur als die Ausduenstung eines faden Gases, des leeren Etre supreme.
Es ist nach Aufhebung der unterschiedenen geistigen Massen, und des beschraenkten Lebens der Individuen sowie seiner beiden Welten also nur die Bewegung des allgemeinen Selbstbewusstseins in sich selbst vorhanden, als eine Wechselwirkung desselben in der Form der Allgemeinheit und des persoenlichen Bewusstseins; der allgemeine Willen geht in sich, und ist einzelner Willen, dem das allgemeine Gesetz und Werk gegenuebersteht. Aber dies einzelne Bewusstsein ist sich seiner ebenso unmittelbar als allgemeinen Willens bewusst; es ist sich bewusst, dass sein Gegenstand von ihm gegebenes Gesetz und von ihm vollbrachtes Werk ist; in Taetigkeit uebergehend und Gegenstaendlichkeit erschaffend, macht es also nichts Einzelnes, sondern nur Gesetze und Staatsaktionen.
Diese Bewegung ist hiedurch die Wechselwirkung des Bewusstseins mit sich selbst, worin es nichts in der Gestalt eines freien ihm gegenuebertretenden Gegenstandes entlaesst. Es folgt daraus, dass es zu keinem positiven Werke, weder zu allgemeinen Werken der Sprache noch der Wirklichkeit, weder zu Gesetzen und allgemeinen Einrichtungen der bewussten, noch zu Taten und Werken der wollenden Freiheit kommen kann.—Das Werk, zu welchem die sich Bewusstsein gebende Freiheit sich machen koennte, wuerde darin bestehen, dass sie als allgemeine Substanz sich zum Gegenstande und bleibenden Sein machte. Dies Anderssein waere der Unterschied an ihr, wornach sie sich in bestehende geistige Massen und in die Glieder verschiedener Gewalten teilte; teils dass diese Massen die Gedankendinge einer gesonderten gesetzgebenden, richterlichen und ausuebenden Gewalt waeren, teils aber die realen Wesen, die sich in der realen Welt der Bildung ergaben, und indem der Inhalt des allgemeinen Tuns naeher beachtet wuerde, die besondern Massen des Arbeitens, welche weiter als speziellere Staende unterschieden werden.—Die allgemeine Freiheit, die sich auf diese Weise in ihre Glieder gesondert, und ebendadurch zur seienden Substanz gemacht haette, waere dadurch frei von der einzelnen Individualitaet und teilte die Menge der Individuen unter ihre verschiedenen Glieder. Das Tun und Sein der Persoenlichkeit faende sich aber dadurch auf einen Zweig des Ganzen, auf eine Art des Tuns und Seins beschraenkt; in das Element des Seins gesetzt, erhielte sie die Bedeutung einer bestimmten; sie hoerte auf, in Wahrheit allgemeines Selbstbewusstsein zu sein. Dieses laesst sich dabei nicht durch die Vorstellung des Gehorsams unter selbstgegebenen Gesetzen, die ihm einen Teil zuwiesen, noch durch seine Repraesentation beim Gesetzgeben und allgemeinen Tun um die Wirklichkeit betriegen,—nicht um die Wirklichkeit, selbst das Gesetz zu geben, und nicht ein einzelnes Werk, sondern das Allgemeine selbst zu vollbringen; denn wobei das Selbst nur repraesentiert und vorgestellt ist, da ist es nicht wirklich; wo es vertreten ist, ist es nicht.
Wie in diesem allgemeinen Werke der absoluten Freiheit als daseiender Substanz sich das einzelne Selbstbewusstsein nicht findet, ebensowenig in eigentlichen Taten und individuellen Handlungen ihres Willens. Dass das Allgemeine zu einer Tat komme, muss es sich in das Eins der Individualitaet zusammennehmen, und ein einzelnes Selbstbewusstsein an die Spitze stellen; denn der allgemeine Willen ist nur in einem Selbst, das Eines ist, wirklicher Willen. Dadurch aber sind alle andern Einzelnen von dem Ganzen dieser Tat ausgeschlossen, und haben nur einen beschraenkten Anteil an ihr, so dass die Tat nicht Tat des wirklichen allgemeinen Selbstbewusstseins sein wuerde.—Kein positives Werk noch Tat kann also die allgemeine Freiheit hervorbringen; es bleibt ihr nur das negative Tun; sie ist nur die Furie des Verschwindens.
Aber die hoechste und der allgemeinen Freiheit entgegengesetzteste Wirklichkeit oder vielmehr der einzige Gegenstand, der fuer sie noch wird, ist die Freiheit und Einzelnheit des wirklichen Selbstbewusstseins selbst. Denn jene Allgemeinheit, die sich nicht zu der Realitaet der organischen Gegliederung kommen laesst, und in der ungeteilten Kontinuitaet sich zu erhalten den Zweck hat, unterscheidet sich in sich zugleich, weil sie Bewegung oder Bewusstsein ueberhaupt ist. Und zwar um ihrer eignen Abstraktion willen trennt sie sich in ebenso abstrakte Extreme, in die einfache unbiegsam kalte Allgemeinheit, und in die diskrete absolute harte Sproedigkeit und eigensinnige Punktualitaet des wirklichen Selbstbewusstseins. Nachdem sie mit der Vertilgung der realen Organisation fertig geworden und nun fuer sich besteht, ist dies ihr einziger Gegenstand—ein Gegenstand, der keinen andern Inhalt, Besitz, Dasein und aeusserliche Ausdehnung mehr hat, sondern er ist nur dies Wissen von sich als absolut reinem und freiem einzelnem Selbst. An was er erfasst werden kann, ist allein sein abstraktes Dasein ueberhaupt.—Das Verhaeltnis also dieser beiden, da sie unteilbar absolut fuer sich sind, und also keinen Teil in die Mitte schicken koennen, wodurch sie sich verknuepften, ist die ganz unvermittelte reine Negation; und zwar die Negation des Einzelnen als Seienden in dem Allgemeinen. Das einzige Werk und Tat der allgemeinen Freiheit ist daher der Tod, und zwar ein Tod, der keinen innern Umfang und Erfuellung hat, denn was negiert wird, ist der unerfuellte Punkt des absolut freien Selbsts; er ist also der kaelteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das Durchhauen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Wassers.
In der Plattheit dieser Silbe besteht die Weisheit der Regierung, der Verstand des allgemeinen Willens, sich zu vollbringen. Die Regierung ist selbst nichts anders als der sich festsetzende Punkt oder die Individualitaet des allgemeinen Willens. Sie, ein Wollen und Vollbringen, das aus einem Punkte ausgeht, will und vollbringt zugleich eine bestimmte Anordnung und Handlung. Sie schliesst damit einerseits die uebrigen Individuen aus ihrer Tat aus, andererseits konstituiert sie sich dadurch als eine solche, die ein bestimmter Willen und dadurch dem allgemeinen Willen entgegengesetzt ist; sie kann daher schlechterdings nicht anders denn als eine Faktion sich darstellen. Die siegende Faktion nur heisst Regierung, und eben darin, dass sie Faktion ist, liegt unmittelbar die Notwendigkeit ihres Untergangs; und dass sie Regierung ist, dies macht sie umgekehrt zur Faktion und schuldig. Wenn der allgemeine Willen sich an ihr wirkliches Handeln als an das Verbrechen haelt, das sie gegen ihn begeht, so hat sie dagegen nichts Bestimmtes und Aeusseres, wodurch die Schuld des ihr entgegengesetzten Willens sich darstellte; denn ihr als dem wirklichen allgemeinen Willen steht nur der unwirkliche reine Willen, die Absicht, gegenueber. Verdaechtigwerden tritt daher an die Stelle oder hat die Bedeutung und Wirkung des Schuldigseins, und die aeusserliche Reaktion gegen diese Wirklichkeit, die in dem einfachen Innern der Absicht liegt, besteht in dem trocknen Vertilgen dieses seienden Selbsts, an dem nichts sonst wegzunehmen ist als nur sein Sein selbst.
In diesem ihrem eigentuemlichen Werke wird die absolute Freiheit sich zum Gegenstande, und das Selbstbewusstsein erfaehrt, was sie ist. An sich ist sie eben dies abstrakte Selbstbewusstsein, welches allen Unterschied und alles Bestehen des Unterschiedes in sich vertilgt. Als dieses ist sie sich der Gegenstand; der Schrecken des Todes ist die Anschauung dieses ihres negativen Wesens. Diese seine Realitaet findet aber das absolut freie Selbstbewusstsein ganz anders, als ihr Begriff von ihr selbst war, dass naemlich der allgemeine Willen nur das positive Wesen der Persoenlichkeit sei, und diese in ihm sich nur positiv oder erhalten wisse. Sondern hier ist fuer es, das als reine Einsicht sein positives und negatives Wesen—das praedikatlose Absolute als reines Denken und als reine Materie—schlechthin trennt, der absolute Uebergang von dem einen in das andere in seiner Wirklichkeit vorhanden.—Der allgemeine Willen, als absolut positives wirkliches Selbstbewusstsein, schlaegt, weil es diese zum reinen Denken oder zur abstrakten Materie gesteigerte selbstbewusste Wirklichkeit ist, in das negative Wesen um, und erweist sich ebenso Aufheben des Sich-selbst-denkens oder des Selbstbewusstseins zu sein.
Die absolute Freiheit hat also als reine Sichselbstgleichheit des allgemeinen Willens die Negation, damit aber den Unterschied ueberhaupt an ihr, und entwickelt diesen wieder als wirklichen Unterschied. Denn die reine Negativitaet hat an dem sichselbstgleichen allgemeinen Willen das Element des Bestehens oder die Substanz, worin ihre Momente sich realisieren, sie hat die Materie, welche sie in ihre Bestimmtheit verwenden kann; und insofern diese Substanz sich als das Negative fuer das einzelne Bewusstsein gezeigt hat, bildet sich also wieder die Organisation der geistigen Massen aus, denen die Menge der individuellen Bewusstsein zugeteilt wird. Diese, welche die Furcht ihres absoluten Herrn, des Todes, empfunden, lassen sich die Negation und die Unterschiede wieder gefallen, ordnen sich unter die Massen, und kehren zu einem geteilten und beschraenkten Werke, aber dadurch zu ihrer substantiellen Wirklichkeit zurueck.
Der Geist waere aus diesem Tumulte zu seinem Ausgangspunkte, der sittlichen und realen Welt der Bildung, zurueckgeschleudert, welche durch die Furcht des Herrn, die wieder in die Gemueter gekommen, nur erfrischt und verjuengt worden. Der Geist muesste diesen Kreislauf der Notwendigkeit von neuem durchlaufen und immer wiederholen, wenn nur die vollkommne Durchdringung des Selbstbewusstseins und der Substanz das Resultat waere—eine Durchdringung, worin das Selbstbewusstsein, das die gegen es negative Kraft seines allgemeinen Wesens erfahren, sich nicht als dieses Besondre, sondern nur als Allgemeines wissen und finden wollte, und daher auch die gegenstaendliche es als Besonders ausschliessende Wirklichkeit des allgemeinen Geistes ertragen koennte.—Aber in der absoluten Freiheit war nicht weder das Bewusstsein, das in mannigfaltiges Dasein versenkt ist, oder das sich bestimmte Zwecke und Gedanken festsetzt, noch eine aeussere geltende Welt, es sei der Wirklichkeit oder des Denkens, miteinander in Wechselwirkung, sondern die Welt schlechthin in der Form des Bewusstseins, als allgemeiner Willen und ebenso das Selbstbewusstsein zusammengezogen aus allem ausgedehnten Dasein oder mannigfaltigem Zweck und Urteil in das einfache Selbst. Die Bildung, die es in der Wechselwirkung mit jenem Wesen erlangt, ist daher die erhabenste und letzte, seine reine einfache Wirklichkeit unmittelbar verschwinden und in das leere Nichts uebergehen zu sehen. In der Welt der Bildung selbst kommt es nicht dazu, seine Negation oder Entfremdung in dieser Form der reinen Abstraktion anzuschauen; sondern seine Negation ist die erfuellte; entweder die Ehre oder der Reichtum, die es an die Stelle des Selbsts, dessen es sich entfremdete, gewinnt;—oder die Sprache des Geistes und der Einsicht, die das zerrissene Bewusstsein erlangt; oder sie ist der Himmel des Glaubens, oder das Nuetzliche der Aufklaerung. Alle diese Bestimmungen sind in dem Verluste, den das Selbst in der absoluten Freiheit erfaehrt, verloren; seine Negation ist der bedeutungslose Tod, der reine Schrecken des Negativen, das nichts Positives, nichts Erfuellendes in ihm hat.—Zugleich aber ist diese Negation in ihrer Wirklichkeit nicht ein Fremdes, sie ist weder die allgemeine jenseits liegende Notwendigkeit, worin die sittliche Welt untergeht, noch der einzelne Zufall des eignen Besitzes oder der Laune des Besitzenden, von dem das zerrissne Bewusstsein sich abhaengig sieht,—sondern sie ist der allgemeine Willen, der in dieser seiner letzten Abstraktion nichts Positives hat, und daher nichts fuer die Aufopferung zurueckgeben kann,—aber eben darum ist er unvermittelt eins mit dem Selbstbewusstsein, oder er ist das rein Positive, weil er das rein Negative ist; und der bedeutungslose Tod, die unerfuellte Negativitaet des Selbsts schlaegt im innern Begriffe zur absoluten Positivitaet um. Fuer das Bewusstsein verwandelt sich die unmittelbare Einheit seiner mit dem allgemeinen Willen, seine Foderung, sich als diesen bestimmten Punkt im allgemeinen Willen zu wissen, in die schlechthin entgegengesetzte Erfahrung um. Was ihm darin verschwindet, ist das abstrakte Sein oder die Unmittelbarkeit des substanzlosen Punkts, und diese verschwundne Unmittelbarkeit ist der allgemeine Willen selbst, als welchen es sich nun weiss, insofern es aufgehobne Unmittelbarkeit, insofern es reines Wissen oder reiner Willen ist. Hiedurch weiss es ihn als sich selbst und sich als Wesen, aber nicht als das unmittelbar seiende Wesen, weder ihn als die revolutionaere Regierung oder als die die Anarchie zu konstituieren strebende Anarchie, noch sich als Mittelpunkt dieser Faktion oder der ihr entgegengesetzten, sondern der allgemeine Willen ist sein reines Wissen und Wollen, und es ist allgemeiner Willen, als dieses reine Wissen und Wollen. Es verliert darin nicht sich selbst, denn das reine Wissen und Wollen ist vielmehr es, als der atome Punkt des Bewusstseins. Es ist also die Wechselwirkung des reinen Wissens mit sich selbst; das reine Wissen als Wesen ist der allgemeine Willen; aber dieses Wesen ist schlechthin nur das reine Wissen. Das Selbstbewusstsein ist also das reine Wissen von dem Wesen als reinem Wissen. Es ferner als einzelnes Selbst ist nur die Form des Subjekts oder wirklichen Tuns, die von ihm als Form gewusst wird; ebenso ist fuer es die gegenstaendliche Wirklichkeit, das Sein, schlechthin selbstlose Form; denn sie waere das nicht gewusste; dies Wissen aber weiss das Wissen als das Wesen.
Die absolute Freiheit hat also den Gegensatz des allgemeinen und einzelnen Willens mit sich selbst ausgeglichen; der sich entfremdete Geist, auf die Spitze seines Gegensatzes getrieben, in welchem das reine Wollen und das rein Wollende noch unterschieden sind, setzt ihn zur durchsichtigen Form herab, und findet darin sich selbst.—Wie das Reich der wirklichen Welt in das Reich des Glaubens und der Einsicht uebergeht, so geht die absolute Freiheit aus ihrer sich selbst zerstoerenden Wirklichkeit in ein anderes Land des selbstbewussten Geistes ueber, worin sie in dieser Unwirklichkeit als das Wahre gilt, an dessen Gedanken er sich labt, insofern er Gedanke ist und bleibt, und dieses in das Selbstbewusstsein eingeschlossene Sein als das vollkommne und vollstaendige Wesen weiss. Es ist die neue Gestalt des moralischen Geistes entstanden.
C. Der seiner selbst gewisse Geist.Die Moralitaet
Die sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschiednen Geist, das einzelne Selbst, als ihr Schicksal und ihre Wahrheit. Diese Person des Rechts aber hat ihre Substanz und Erfuellung ausser ihr. Die Bewegung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt diese Abstraktion der Person auf, und durch die vollendete Entfremdung, durch die hoechste Abstraktion, wird dem Selbst des Geistes die Substanz zuerst zum allgemeinen Willen, und endlich zu seinem Eigentum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner Wahrheit vollkommen gleich geworden zu sein; denn seine Wahrheit ist dies Wissen selbst, und aller Gegensatz beider Seiten verschwunden; und zwar nicht fuer uns, oder an sich, sondern fuer das Selbstbewusstsein selbst. Es ist naemlich ueber den Gegensatz des Bewusstseins selbst Meister geworden. Dieses beruht auf dem Gegensatze der Gewissheit seiner selbst und des Gegenstandes; nun aber ist der Gegenstand ihm selbst die Gewissheit seiner, das Wissen—so wie die Gewissheit seiner selbst als solche nicht mehr eigne Zwecke hat, also nicht mehr in der Bestimmtheit, sondern reines Wissen ist.
Das Wissen des Selbstbewusstseins ist ihm also die Substanz selbst. Sie ist fuer es ebenso unmittelbar als absolut vermittelt in einer ungetrennten Einheit. Unmittelbar—wie das sittliche Bewusstsein weiss und tut es selbst die Pflicht und gehoert ihr als seiner Natur an; aber es ist nicht Charakter, wie dieses, das um seiner Unmittelbarkeit willen ein bestimmter Geist ist, nur einer der sittlichen Wesenheiten angehoert, und die Seite hat, nicht zu wissen. —Es ist absolute Vermittlung, wie das sich bildende und das glaubende Bewusstsein; denn es ist wesentlich die Bewegung des Selbsts, die Abstraktion des unmittelbaren Daseins aufzuheben und sich Allgemeines zu werden;—aber weder durch reine Entfremdung und Zerreissung seines Selbsts und der Wirklichkeit, noch durch die Flucht. Sondern es ist sich unmittelbar in seiner Substanz gegenwaertig, denn sie ist sein Wissen, sie ist die angeschaute reine Gewissheit seiner selbst; und eben diese Unmittelbarkeit, die seine eigne Wirklichkeit ist, ist alle Wirklichkeit, denn das Unmittelbare ist das Sein selbst, und als die reine durch die absolute Negativitaet gelaeuterte Unmittelbarkeit ist sie reines, ist sie Sein ueberhaupt oder alles Sein.
Das absolute Wesen ist daher nicht in der Bestimmung erschoepft, das einfache Wesen des Denkens zu sein, sondern es ist alle Wirklichkeit, und diese Wirklichkeit ist nur als Wissen; was das Bewusstsein nicht wuesste, haette keinen Sinn und kann keine Macht fuer es sein; in seinen wissenden Willen hat sich alle Gegenstaendlichkeit und Welt zurueckgezogen. Es ist absolut frei, darin, dass es seine Freiheit weiss, und eben dies Wissen seiner Freiheit ist seine Substanz und Zweck und einziger Inhalt.
a. Die moralische Weltanschauung
Das Selbstbewusstsein weiss die Pflicht als das absolute Wesen; es ist nur durch sie gebunden, und diese Substanz ist sein eignes reines Bewusstsein; die Pflicht kann nicht die Form eines Fremden fuer es erhalten. So aber in sich selbst beschlossen ist das moralische Selbstbewusstsein noch nicht als Bewusstsein gesetzt und betrachtet. Der Gegenstand ist unmittelbares Wissen, und so rein von dem Selbst durchdrungen ist er nicht Gegenstand. Aber wesentlich die Vermittlung und Negativitaet, hat es in seinem Begriffe die Beziehung auf ein Anderssein, und ist Bewusstsein. Dies Anderssein ist einerseits, weil die Pflicht seinen einzigen wesentlichen Zweck und Gegenstand ausmacht, fuer es eine voellig bedeutungslose Wirklichkeit. Weil dies Bewusstsein aber so vollkommen in sich beschlossen ist, so verhaelt es sich gegen dies Anderssein vollkommen frei und gleichgueltig, und das Dasein ist daher andererseits ein vom Selbstbewusstsein voellig freigelassenes, sich ebenso nur auf sich beziehendes Dasein; je freier das Selbstbewusstsein wird, desto freier auch der negative Gegenstand seines Bewusstseins. Er ist hiedurch eine zur eignen Individualitaet in sich vollendete Welt, ein selbststaendiges Ganzes eigentuemlicher Gesetze, sowie ein selbststaendiger Gang und freie Verwirklichung derselben,—eine Natur ueberhaupt, deren Gesetze wie ihr Tun ihr selbst angehoeren, als einem Wesen, das unbekuemmert um das moralische Selbstbewusstsein ist, wie dieses um sie.
Von dieser Bestimmung an bildet sich eine moralische Weltanschauung aus, die in der Beziehung des moralischen An-und Fuer-sich-seins und des natuerlichen An-und Fuer-sich-seins besteht. Dieser Beziehung liegt zum Grunde sowohl die voellige Gleichgueltigkeit und eigne Selbststaendigkeit der Natur und der moralischen Zwecke und Taetigkeit gegeneinander, als auf der andern Seite das Bewusstsein der alleinigen Wesenheit der Pflicht und der voelligen Unselbststaendigkeit und Unwesenheit der Natur. Die moralische Weltanschauung enthaelt die Entwicklung der Momente, die in dieser Beziehung so ganz widerstreitender Voraussetzungen enthalten sind.
Zuerst also ist das moralische Bewusstsein ueberhaupt vorausgesetzt; die Pflicht gilt ihm als das Wesen, ihm, das wirklich und taetig ist, und in seiner Wirklichkeit und Tat die Pflicht erfuellt. Fuer dies moralische Bewusstsein ist aber zugleich die vorausgesetzte Freiheit der Natur, oder es erfaehrt, dass die Natur unbekuemmert darum ist, ihm das Bewusstsein der Einheit seiner Wirklichkeit mit der ihrigen zu geben, und es also vielleicht gluecklich werden laesst, vielleicht auch nicht. Das unmoralische Bewusstsein dagegen findet vielleicht zufaelligerweise seine Verwirklichung, wo das moralische nur Veranlassung zum Handeln, aber durch dasselbe nicht das Glueck der Ausfuehrung und des Genusses der Vollbringung ihm zuteil werden sieht. Es findet daher vielmehr Grund zu Klagen ueber solchen Zustand der Unangemessenheit seiner und des Daseins, und der Ungerechtigkeit, die es darauf einschraenkt, seinen Gegenstand nur als reine Pflicht zu haben, aber ihm denselben und sich verwirklicht zu sehen versagt.
Das moralische Bewusstsein kann nicht auf die Glueckseligkeit Verzicht tun, und dies Moment aus seinem absoluten Zwecke weglassen. Der Zweck, der als reine Pflicht ausgesprochen wird, hat wesentlich dies an ihm, dies einzelne Selbstbewusstsein zu enthalten; die individuelle Ueberzeugung und das Wissen von ihr machten ein absolutes Moment der Moralitaet aus. Dieses Moment an dem gegenstaendlich gewordenen Zwecke, an der erfuellten Pflicht, ist das sich als verwirklicht anschauende einzelne Bewusstsein, oder der Genuss, der hiemit im Begriffe zwar nicht unmittelbar der Moralitaet als Gesinnung betrachtet liegt, allein im Begriffe der Verwirklichung derselben. Hiedurch aber liegt er auch in ihr als Gesinnung; denn diese geht darauf, nicht Gesinnung im Gegensatze des Handelns zu bleiben, sondern zu handeln, oder sich zu verwirklichen. Der Zweck als das Ganze mit dem Bewusstsein seiner Momente ausgesprochen ist also dies, dass die erfuellte Pflicht ebensowohl rein moralische Handlung als realisierte Individualitaet sei, und die Natur, als die Seite der Einzelnheit gegen den abstrakten Zweck, eins sei mit diesem.—So notwendig die Erfahrung von der Disharmonie beider Seiten ist, weil die Natur frei ist, ebenso ist auch die Pflicht allein das Wesentliche, und die Natur gegen sie das Selbstlose. Jener ganze Zweck, den die Harmonie ausmacht, enthaelt die Wirklichkeit selbst in sich. Er ist zugleich der Gedanke der Wirklichkeit. Die Harmonie der Moralitaet und der Natur oder—indem die Natur nur insofern in Betracht koemmt, als das Bewusstsein ihre Einheit mit ihm erfaehrt—die Harmonie der Moralitaet und der Glueckseligkeit ist gedacht als notwendig seiend, oder sie ist postuliert. Denn Fodern drueckt aus, dass etwas seiend gedacht wird, das noch nicht wirklich ist; eine Notwendigkeit nicht des Begriffes als Begriffes, sondern des Seins. Aber die Notwendigkeit ist zugleich wesentlich die Beziehung durch den Begriff. Das gefoderte Sein gehoert also nicht dem Vorstellen des zufaelligen Bewusstseins an, sondern es liegt im Begriffe der Moralitaet selbst, dessen wahrer Inhalt die Einheit des reinen und einzelnen Bewusstseins ist; dem letztern gehoert dies an, dass diese Einheit fuer es als eine Wirklichkeit sei, was im Inhalte des Zwecks Glueckseligkeit, in seiner Form aber Dasein ueberhaupt ist. —Dies gefoderte Dasein oder die Einheit beider ist darum nicht ein Wunsch oder, als Zweck betrachtet, nicht ein solcher, dessen Erreichung noch ungewiss waere, sondern er ist eine Foderung der Vernunft, oder unmittelbare Gewissheit und Voraussetzung derselben.
Jene erste Erfahrung und dies Postulat ist nicht das einzige, sondern es tut sich ein ganzer Kreis von Postulaten auf. Die Natur ist naemlich nicht nur diese ganz freie aeusserliche Weise, in welcher als einem reinen Gegenstande das Bewusstsein seinen Zweck zu realisieren haette. Dieses ist an ihm selbst wesentlich ein solches, fuer welches dies andere freie Wirkliche ist, d.h. es ist selbst ein zufaelliges und natuerliches. Diese Natur, die ihm die seinige ist, ist die Sinnlichkeit, die in der Gestalt des Wollens, als Triebe und Neigungen, fuer sich eigene bestimmte Wesenheit oder einzelne Zwecke hat, also dem reinen Willen und seinem reinen Zwecke entgegengesetzt ist. Gegen diese Entgegensetzung aber ist dem reinen Bewusstsein vielmehr die Beziehung der Sinnlichkeit auf es, ihre absolute Einheit mit ihm das Wesen. Beides, das reine Denken und die Sinnlichkeit des Bewusstseins, sind an sich Ein Bewusstsein, und das reine Denken ist eben dieses, fuer welches und in welchem diese reine Einheit ist; fuer es aber als Bewusstsein ist der Gegensatz seiner selbst und der Triebe. In diesem Widerstreit der Vernunft und der Sinnlichkeit ist fuer jene dies das Wesen, dass er sich aufloese, und als Resultat die Einheit beider hervorgehen die nicht jene urspruengliche, dass beide in einem Individuum sind, sondern eine solche ist, die aus dem gewussten Gegensatze beider hervorgeht. Solche Einheit erst ist die wirkliche Moralitaet, denn in ihr ist der Gegensatz, wodurch das Selbst Bewusstsein oder erst wirkliches und in der Tat Selbst und zugleich Allgemeines ist, enthalten; oder es ist diejenige Vermittlung darin ausgedrueckt, welche der Moralitaet, wie wir sehen, wesentlich ist.—Indem unter den beiden Momenten des Gegensatzes die Sinnlichkeit schlechthin das Anderssein oder das Negative, hingegen das reine Denken der Pflicht das Wesen ist, von welchem nichts aufgegeben werden kann, so scheint die hervorgebrachte Einheit nur durch das Aufheben der Sinnlichkeit zustande kommen zu koennen. Da sie aber selbst Moment dieses Werdens, das Moment der Wirklichkeit ist, so wird man sich fuer die Einheit zunaechst mit dem Ausdrucke begnuegen muessen, dass die Sinnlichkeit der Moralitaet gemaess sei.—Diese Einheit ist gleichfalls ein postuliertes Sein, sie ist nicht da; denn was da ist, ist das Bewusstsein, oder der Gegensatz der Sinnlichkeit und des reinen Bewusstseins. Sie ist aber zugleich nicht ein An-sich wie das erste Postulat, worin die freie Natur eine Seite ausmacht, und die Harmonie derselben mit dem moralischen Bewusstsein daher ausser diesem faellt; sondern die Natur ist hier diejenige, welche an ihm selbst, und es ist hier um die Moralitaet als solche zu tun, um eine Harmonie, welche die eigne des tuenden Selbsts ist; das Bewusstsein hat sie daher selbst zustande zu bringen, und in der Moralitaet immer Fortschritte zu machen. Die Vollendung derselben aber ist ins Unendliche hinauszuschieben; denn wenn sie wirklich eintraete, so hoebe sich das moralische Bewusstsein auf. Denn die Moralitaet ist nur moralisches Bewusstsein als das negative Wesen, fuer dessen reine Pflicht die Sinnlichkeit nur eine negative Bedeutung, nur nicht gemaess ist. In der Harmonie aber verschwindet die Moralitaet als Bewusstsein oder ihre Wirklichkeit, wie in dem moralischen Bewusstsein oder der Wirklichkeit ihre Harmonie verschwindet. Die Vollendung ist darum nicht wirklich zu erreichen, sondern nur als eine absolute Aufgabe zu denken, das heisst als eine solche, welche schlechthin Aufgabe bleibt. Zugleich ist jedoch ihr Inhalt als ein solcher zu denken, der schlechthin sein muesse, und nicht Aufgabe bleibe; es sei nun, dass man sich in diesem Ziele das Bewusstsein ganz aufgehoben, oder auch nicht, vorstelle; wie es eigentlich damit zu halten, laesst sich in der dunkeln Ferne der Unendlichkeit, wohin eben deswegen die Erreichung des Ziels zu schieben ist, nicht mehr deutlich unterscheiden. Es wird eigentlich gesagt werden muessen, dass die bestimmte Vorstellung nicht interessieren und nicht gesucht werden soll, weil dies auf Widersprueche fuehrt,—einer Aufgabe, die Aufgabe bleiben und doch erfuellt werden, einer Moralitaet, die nicht Bewusstsein, nicht wirklich mehr sein soll. Durch die Betrachtung aber, dass die vollendete Moralitaet einen Widerspruch enthielte, wurde die Heiligkeit der Moralischen Wesenheit leiden, und die absolute Pflicht als etwas Unwirkliches erscheinen.
Das erste Postulat war die Harmonie der Moralitaet und der gegenstaendlichen Natur, der Endzweck der Welt; das andere die Harmonie der Moralitaet und des sinnlichen Willens, der Endzweck des Selbstbewusstseins als solchen; das erste also die Harmonie in der Form des An-sich-, das andere in der Form des Fuer-sich-seins. Was aber diese beiden extremen Endzwecke, die gedacht sind, als Mitte verbindet, ist die Bewegung des wirklichen Handelns selbst. Sie sind Harmonien, deren Momente in ihrer abstrakten Unterschiedenheit noch nicht zum Gegenstande geworden; dies geschieht in der Wirklichkeit, worin die Seiten im eigentlichen Bewusstsein, jede als die andre der andern auftritt. Die hiedurch entstehenden Postulate enthalten, wie vorher nur die getrennten an sich und fuer sich seiende Harmonien, itzt an und fuer sich seiende.
Das moralische Bewusstsein ist als das einfache Wissen und Wollen der reinen Pflicht im Handeln auf den seiner Einfachheit entgegengesetzten Gegenstand—auf die Wirklichkeit des mannigfaltigen Falles bezogen, und hat dadurch ein mannigfaltiges moralisches Verhaeltnis. Es entstehen hier dem Inhalte nach die vielen Gesetze ueberhaupt, und der Form nach die widersprechenden Maechte des wissenden Bewusstseins und des Bewusstlosen.—Was fuers erste die vielen Pflichten betrifft, so gilt dem moralischen Bewusstsein ueberhaupt nur die reine Pflicht in ihnen; die vielen Pflichten als viele sind bestimmte und daher als solche fuer das moralische Bewusstsein nichts Heiliges. Zugleich aber durch den Begriff des Handelns, das eine mannigfaltige Wirklichkeit und daher eine mannigfaltige moralische Beziehung in sich schliesst, notwendig, muessen sie als an und fuer sich seiend betrachtet werden. Da sie ferner nur in einem moralischen Bewusstsein sein koennen, sind sie zugleich in einem andern als jenem, dem nur die reine Pflicht als die reine an und fuer sich und heilig ist.
Es ist also postuliert, dass ein anderes Bewusstsein sei, welches sie heiligt, oder welches sie als Pflichten weiss und will. Das erste erhaelt die reine Pflicht gleichgueltig gegen allen bestimmten Inhalt, und die Pflicht ist nur diese Gleichgueltigkeit gegen ihn. Das andere aber enthaelt die ebenso wesentliche Beziehung auf das Handeln und die Notwendigkeit des bestimmten Inhalts; indem ihm die Pflichten als bestimmte Pflichten gelten, so ist ihm damit der Inhalt als solcher ebenso wesentlich als die Form, wodurch er Pflicht ist. Dies Bewusstsein ist hiedurch ein solches, worin das Allgemeine und das Besondere schlechthin eins ist, sein Begriff also derselbe als der Begriff der Harmonie der Moralitaet und Glueckseligkeit. Denn dieser Gegensatz drueckt ebenso die Trennung des sich selbst gleichen moralischen Bewusstseins von der Wirklichkeit aus, die als das vielfache Sein dem einfachen Wesen der Pflicht widerstreitet. Wenn aber das erste Postulat nur die seiende Harmonie der Moralitaet und der Natur ausdrueckt, weil die Natur darin dies Negative des Selbstbewusstseins, das Moment des Seins ist, so ist hingegen itzt dies An-sich wesentlich als Bewusstsein gesetzt. Denn das Seiende hat nun die Form des Inhalts der Pflicht, oder ist die Bestimmtheit an der bestimmten Pflicht. Das An-sich ist also die Einheit solcher, welche als einfache Wesenheiten, Wesenheiten des Denkens, und daher nur in einem Bewusstsein sind. Dieses ist also nunmehr ein Herr und Beherrscher der Welt, der die Harmonie der Moralitaet und der Glueckseligkeit hervorbringt, und zugleich die Pflichten als viele heiligt. Das letztere heisst soviel, dass dem Bewusstsein der reinen Pflicht die bestimmte nicht unmittelbar heilig sein kann; weil sie aber um des wirklichen Handelns, das ein bestimmtes ist, gleichfalls notwendig ist, so faellt ihre Notwendigkeit ausser jenem Bewusstsein in ein anderes, das somit das vermittelnde der bestimmten und reinen Pflicht und der Grund ist, dass jene auch gilt.
In der wirklichen Handlung aber verhaelt sich das Bewusstsein als dieses Selbst, als ein vollkommen einzelnes; es ist auf die Wirklichkeit als solche gerichtet, und hat sie zum Zwecke; denn es will vollbringen. Es faellt also die Pflicht ueberhaupt ausser es in ein anderes Wesen, das Bewusstsein und der heilige Gesetzgeber der reinen Pflicht ist. Dem handelnden, eben weil es handelndes ist, gilt das Andere der reinen Pflicht unmittelbar, diese ist also Inhalt eines andern Bewusstseins und nur mittelbar, naemlich in diesem, jenem heilig.
Weil es hiemit gesetzt ist, dass das Gelten der Pflicht als des an und fuer sich Heiligen ausserhalb des wirklichen Bewusstseins faellt, so steht dieses hiedurch ueberhaupt als das unvollkommne moralische Bewusstsein auf der einen Seite. Sowohl seinem Wissen nach weiss es sich also als ein solches, dessen Wissen und Ueberzeugung unvollstaendig und zufaellig ist; ebenso seinem Wollen nach als ein solches, dessen Zwecke mit Sinnlichkeit affiziert sind. Um seiner Unwuerdigkeit willen kann es daher die Glueckseligkeit nicht notwendig, sondern als etwas Zufaelliges ansehen, und sie nur aus Gnade erwarten.
Ob aber schon seine Wirklichkeit unvollkommen ist, so gilt doch seinem reinen Willen und Wissen die Pflicht als das Wesen; im Begriffe, insofern er der Realitaet entgegengesetzt ist, oder im Denken ist es also vollkommen. Das absolute Wesen aber ist eben dies Gedachte und jenseits der Wirklichkeit Postulierte; es ist daher der Gedanke, in welchem das moralisch unvollkommne Wissen und Wollen fuer vollkommen gilt, hiemit auch, indem es dasselbe fuer vollwichtig nimmt, die Glueckseligkeit nach der Wuerdigkeit, naemlich nach dem ihm zugeschriebenen Verdienst erteilt.
Die Weltanschauung ist hierin vollendet; denn in dem Begriffe des moralischen Selbstbewusstseins sind die beiden Seiten reine Pflicht und Wirklichkeit in einer Einheit gesetzt, und dadurch die eine wie andre nicht als an und fuer sich seiend, sondern als Moment oder als aufgehoben. Dies wird in dem letzten Teile der moralischen Weltanschauung fuer das Bewusstsein; die reine Pflicht naemlich setzt es in ein andres Wesen, als es selbst ist, d.h. es setzt sie teils als ein Vorgestelltes, teils als ein solches, das nicht das ist, was an und fuer sich gilt, sondern das Nichtmoralische gilt vielmehr als vollkommen. Ebenso sich selbst setzt es als ein solches, dessen Wirklichkeit, die der Pflicht unangemessen ist, aufgehoben, und, als aufgehobne oder in der Vorstellung des absoluten Wesens, der Moralitaet nicht mehr widerspricht.
Fuer das moralische Bewusstsein selbst hat jedoch seine moralische Weltanschauung nicht die Bedeutung, dass es in ihr seinen eignen Begriff entwickelt und ihn sich zum Gegenstande macht; es hat weder ein Bewusstsein ueber diesen Gegensatz der Form, noch auch ueber den Gegensatz dem Inhalte nach, dessen Teile es nicht untereinander bezieht und vergleicht, sondern in seiner Entwicklung sich, ohne der zusammenhaltende Begriff der Momente zu sein, fortwaelzt. Denn es weiss nur das reine Wesen, oder den Gegenstand, insofern er Pflicht, insofern er abstrakter Gegenstand seines reinen Bewusstseins ist, als reines Wissen oder als sich selbst. Es verhaelt sich also nur denkend, nicht begreifend. Daher ist ihm der Gegenstand seines wirklichen Bewusstseins noch nicht durchsichtig; es ist nicht der absolute Begriff, der allein das Anderssein als solches, oder sein absolutes Gegenteil als sich selbst erfasst. Seine eigne Wirklichkeit sowie alle gegenstaendliche Wirklichkeit gilt ihm zwar als das Unwesentliche; aber seine Freiheit ist die Freiheit des reinen Denkens, welcher darum zugleich die Natur gegenueber als ein ebenso Freies entstanden ist. Weil beides auf gleiche Weise in ihm ist, die Freiheit des Seins und das Eingeschlossensein desselben in das Bewusstsein, so wird sein Gegenstand als ein seiender, der zugleich nur gedacht; in dem letzten Teile seiner Anschauung wird der Inhalt wesentlich so gesetzt, dass sein Sein ein vorgestelltes ist, und diese Verbindung des Seins und des Denkens als das ausgesprochen, was sie in der Tat ist, das Vorstellen.
Indem wir die moralische Weltanschauung so betrachten, dass diese gegenstaendliche Weise nichts anderes ist als der Begriff des moralischen Selbstbewusstseins selbst, den es sich gegenstaendlich macht, so ergibt sich durch dies Bewusstsein ueber die Form ihres Ursprungs eine andere Gestalt ihrer Darstellung.—Das erste naemlich, wovon ausgegangen wird, ist das wirkliche moralische Selbstbewusstsein, oder dass es ein solches gibt. Denn der Begriff setzt es in der Bestimmung, dass ihm alle Wirklichkeit ueberhaupt Wesen nur insofern hat, als sie der Pflicht gemaess ist, und er setzt dies Wesen als Wissen, d.h. in unmittelbarer Einheit mit dem wirklichen Selbst; diese Einheit ist somit selbst wirklich, sie ist ein moralisches wirkliches Bewusstsein.—Dieses nun als Bewusstsein stellt sich seinen Inhalt als Gegenstand vor, naemlich als Endzweck der Welt, als Harmonie der Moralitaet und aller Wirklichkeit. Indem es aber diese Einheit als Gegenstand vorstellt, und noch nicht der Begriff ist, der die Macht ueber den Gegenstand als solchen hat, so ist sie ihm ein Negatives des Selbstbewusstseins, oder sie faellt ausser ihm, als ein Jenseits seiner Wirklichkeit, aber zugleich als ein solches, das auch als seiend, aber nur gedacht wird.
Was ihm, das als Selbstbewusstsein ein anderes denn der Gegenstand ist, hiemit uebrig bleibt, ist die Nichtharmonie des Pflichtbewusstseins und der Wirklichkeit, und zwar seiner eignen. Der Satz lautet hiemit itzt so: es gibt kein moralisch vollendetes wirkliches Selbstbewusstsein;—und da das Moralische ueberhaupt nur ist, insofern es vollendet ist, denn die Pflicht ist das reine unvermischte An-sich, und die Moralitaet besteht nur in der Angemessenheit zu diesem Reinen, so heisst der zweite Satz ueberhaupt so, dass es kein moralisch Wirkliches gibt.
Indem es aber drittens ein Selbst ist, so ist es an sich die Einheit der Pflicht und der Wirklichkeit; diese Einheit wird ihm also Gegenstand, als die vollendete Moralitaet,—aber als ein Jenseits seiner Wirklichkeit,—aber das doch wirklich sein soll.
In diesem Ziele der synthetischen Einheit der beiden ersten Saetze ist die selbstbewusste Wirklichkeit sowohl als die Pflicht nur als aufgehobnes Moment gesetzt; denn keines ist einzeln, aber sie, in deren wesentlichen Bestimmung ist, frei von dem andern zu sein, sind somit jedes in der Einheit nicht mehr frei von dem andern, also jedes aufgehoben, und somit werden sie dem Inhalt nach als solche Gegenstand, deren jedes fuer das andre gilt, und der Form nach, so dass diese Austauschung derselben zugleich nur vorgestellt ist. —Oder das wirklich nicht Moralische, weil es ebenso reines Denken und ueber seine Wirklichkeit erhaben ist, ist in der Vorstellung doch moralisch, und wird fuer vollgueltig genommen. Es wird hiedurch der erste Satz, dass es ein moralisches Selbstbewusstsein gibt, hergestellt, aber verbunden mit dem zweiten, dass es keines gibt, naemlich es gibt eines, aber nur in der Vorstellung; oder es gibt zwar keines, aber es wird von einem andern doch dafuer gelten gelassen.
b. Die Verstellung
In der moralischen Weltanschauung sehen wir einesteils das Bewusstsein selbst seinen Gegenstand mit Bewusstsein erzeugen; wir sehen es denselben weder als ein Fremdes vorfinden, noch auch ihn bewusstlos ihm werden, sondern es verfaehrt ueberall nach einem Grunde, aus welchem es das gegenstaendliche Wesen setzt; es weiss dasselbe also als sich selbst, denn es weiss sich als das taetige, das es erzeugt. Es scheint somit hier zu seiner Ruhe und Befriedigung zu kommen, denn diese kann es nur da finden, wo es ueber seinen Gegenstand nicht mehr hinauszugehen braucht, weil dieser nicht mehr ueber es hinausgeht. Auf der andern Seite aber setzt es selbst ihn vielmehr ausser sich hinaus, als ein Jenseits seiner. Aber dies Anundfuersichseiende ist ebenso als ein solches gesetzt, das nicht frei vom Selbstbewusstsein, sondern zum Behuf des letztern und durch dasselbe sei.
Die moralische Weltanschauung ist daher in der Tat nichts anderes als die Ausbildung dieses zum Grunde liegenden Widerspruchs nach seinen verschiedenen Seiten; sie ist, um einen Kantischen Ausdruck hier, wo er am passendsten ist, zu gebrauchen, ein ganzes Nest gedankenloser Widersprueche. Das Bewusstsein verhaelt sich in dieser Entwicklung so, dass es ein Moment festsetzt, und von da unmittelbar zum andern uebergeht, und das erste aufhebt; wie es aber nun dies zweite aufgestellt hat, verstellt es auch dasselbe wieder, und macht vielmehr das Gegenteil zum Wesen. Zugleich ist es sich seines Widerspruches und Verstellens auch bewusst, denn es geht von einem Momente unmittelbar in Beziehung auf dieses selbst zu dem entgegengesetzten ueber; weil ein Moment keine Realitaet fuer es hat, setzt es eben dasselbe als reell, oder, was dasselbe ist, um ein Moment als an sich seiend zu behaupten, behauptet es das entgegengesetzte als das ansichseiende. Es bekennt damit, dass es ihm in der Tat mit keinem derselben Ernst ist. Dies ist in den Momenten dieser schwindelnden Bewegung naeher zu betrachten.
Lassen wir die Voraussetzung, dass es ein wirkliches moralisches Bewusstsein gibt, zuerst auf sich beruhen, weil sie unmittelbar nicht in Beziehung auf etwas Vorhergehendes gemacht wird, und wenden uns an die Harmonie der Moralitaet und der Natur, das erste Postulat. Sie soll an sich sein, nicht fuer das wirkliche Bewusstsein, nicht gegenwaertig, sondern die Gegenwart ist vielmehr nur der Widerspruch beider. In der Gegenwart ist die Moralitaet als vorhanden angenommen, und die Wirklichkeit so gestellt, dass sie nicht in Harmonie mit ihr sei. Das wirkliche moralische Bewusstsein aber ist ein handelndes; darin besteht eben die Wirklichkeit seiner Moralitaet. Im Handeln selbst aber ist jene Stellung unmittelbar verstellt; denn das Handeln ist nichts anderes als die Verwirklichung des innern moralischen Zwecks, nichts anderes, als die Hervorbringung einer durch den Zweck bestimmten Wirklichkeit, oder der Harmonie des moralischen Zwecks und der Wirklichkeit selbst. Zugleich ist die Vollbringung der Handlung fuer das Bewusstsein, sie ist die Gegenwart dieser Einheit der Wirklichkeit und des Zweckes; und weil in der vollbrachten Handlung das Bewusstsein sich als dieses Einzelne verwirklicht, oder das Dasein in es zurueckgekehrt anschaut, und der Genuss hierin besteht, so ist in der Wirklichkeit des moralischen Zwecks zugleich auch diejenige Form derselben enthalten, welche Genuss und Glueckseligkeit genannt wird.—Das Handeln erfuellt also in der Tat unmittelbar dasjenige, was nicht stattzufinden aufgestellt war, und nur ein Postulat, nur Jenseits sein sollte. Das Bewusstsein spricht es also durch die Tat aus, dass es mit dem Postulieren nicht Ernst ist, weil der Sinn des Handelns vielmehr dieser ist, das zur Gegenwart zu machen, was nicht in der Gegenwart sein sollte. Und indem um des Handelns willen die Harmonie postuliert wird—was naemlich durch das Handeln wirklich werden soll, muss an sich so sein, sonst waere die Wirklichkeit nicht moeglich—, so ist der Zusammenhang des Handelns und des Postulats so beschaffen, dass um des Handelns, d.h. um der wirklichen Harmonie des Zwecks und der Wirklichkeit willen diese Harmonie als nicht wirklich, als jenseits, gesetzt wird.
Indem gehandelt wird, ist es also mit der Unangemessenheit des Zwecks und der Wirklichkeit ueberhaupt nicht Ernst; dagegen scheint es mit dem Handeln selbst Ernst zu sein. Aber in der Tat ist die wirkliche Handlung nur Handlung des einzelnen Bewusstseins, also selbst nur etwas Einzelnes und das Werk zufaellig. Der Zweck der Vernunft aber als der allgemeine, alles umfassende Zweck ist nichts Geringeres als die ganze Welt; ein Endzweck, der weit ueber den Inhalt dieser einzelnen Handlung hinausgeht, und daher ueberhaupt ueber alles wirkliche Handeln hinauszustellen ist. Weil das allgemeine Beste ausgefuehrt werden soll, wird nichts Gutes getan. In der Tat aber ist die Nichtigkeit des wirklichen Handelns, und die Realitaet nur des ganzen Zwecks, die itzt aufgestellt sind, nach allen Seiten auch wieder verstellt. Die moralische Handlung ist nicht etwas Zufaelliges und Beschraenktes, denn sie hat die reine Pflicht zu ihrem Wesen; diese macht den einzigen ganzen Zweck aus; und die Handlung also als Verwirklichung desselben ist bei aller sonstigen Beschraenkung des Inhalts die Vollbringung des ganzen absoluten Zwecks. Oder wenn wieder die Wirklichkeit als Natur, die ihre eignen Gesetze hat und der reinen Pflicht entgegengesetzt ist, genommen wird, so dass also die Pflicht ihr Gesetz nicht in ihr realisieren kann, so ist es, indem die Pflicht als solche das Wesen ist, in der Tat nicht um die Vollbringung der reinen Pflicht, welche der ganze Zweck ist, zu tun; denn die Vollbringung haette vielmehr nicht die reine Pflicht, sondern das ihr Entgegengesetzte, die Wirklichkeit, zum Zwecke. Aber dass es nicht um die Wirklichkeit zu tun sei, ist wieder verstellt; denn nach dem Begriffe des moralischen Handelns ist die reine Pflicht wesentlich taetiges Bewusstsein; es soll also allerdings gehandelt, die absolute Pflicht in der ganzen Natur ausgedrueckt und das Moralgesetz Naturgesetz werden.
Lassen wir also dieses hoechste Gut als das Wesen gelten, so ist es dem Bewusstsein mit der Moralitaet ueberhaupt nicht Ernst. Denn in diesem hoechsten Gute hat die Natur nicht ein anderes Gesetz, als die Moralitaet hat. Somit faellt das moralische Handeln selbst hinweg, denn das Handeln ist nur unter der Voraussetzung eines Negativen, das durch die Handlung aufzuheben ist. Ist aber die Natur dem Sittengesetze gemaess, so wuerde ja dieses durch das Handeln, durch das Aufheben des Seienden verletzt.—Es wird also in jener Annahme als der wesentliche Zustand ein solcher eingestanden, worin das moralische Handeln ueberfluessig ist, und gar nicht stattfindet. Das Postulat der Harmonie der Moralitaet und der Wirklichkeit—einer Harmonie, die durch den Begriff des moralischen Handelns, beide in Uebereinstimmung zu bringen, gesetzt ist—drueckt sich also auch von dieser Seite so aus: weil das moralische Handeln der absolute Zweck ist, so ist der absolute Zweck, dass das moralische Handeln gar nicht vorhanden sei.
Stellen wir diese Momente, durch die das Bewusstsein sich in seinem moralischen Vorstellen fortwaelzte, zusammen, so erhellt, dass es jedes wieder in seinem Gegenteile aufhebt. Es geht davon aus, dass fuer es die Moralitaet und Wirklichkeit nicht harmoniere, aber es ist ihm damit nicht Ernst, denn in der Handlung ist fuer es die Gegenwart dieser Harmonie. Es ist ihm aber auch mit diesem Handeln, da es etwas Einzelnes ist, nicht Ernst; denn es hat einen so hohen Zweck, das hoechste Gut. Dies ist aber wieder nur eine Verstellung der Sache, denn darin fiele alles Handeln und alle Moralitaet hinweg. Oder es ist ihm eigentlich mit dem moralischen Handeln nicht Ernst, sondern das Wuenschenswerteste, Absolute ist, dass das hoechste Gut ausgefuehrt und das moralische Handeln ueberfluessig waere.
Von diesem Resultate muss das Bewusstsein in seiner widersprechenden Bewegung sich weiter fortwaelzen, und das Aufheben des moralischen Handelns notwendig wieder verstellen. Die Moralitaet ist das An-sich; dass sie statthabe, kann der Endzweck der Welt nicht ausgefuehrt sein, sondern das moralische Bewusstsein muss fuer sich sein, und eine ihm entgegengesetzte Natur vorfinden. Aber es an ihm selbst muss vollendet sein. Dies fuehrt zum zweiten Postulate der Harmonie seiner und der Natur, welche an ihm unmittelbar ist, der Sinnlichkeit. Das moralische Selbstbewusstsein stellt seinen Zweck als rein, als von Neigungen und Trieben unabhaengig auf, so dass er die Zwecke der Sinnlichkeit in sich vertilgt hat.—Allein diese aufgestellte Aufhebung des sinnlichen Wesens verstellt es wieder. Es handelt, bringt seinen Zweck zur Wirklichkeit, und die selbstbewusste Sinnlichkeit, welche aufgehoben sein soll, ist gerade diese Mitte zwischen dem reinen Bewusstsein und der Wirklichkeit,—sie ist das Werkzeug des erstern zu seiner Verwirklichung oder das Organ, und das, was Trieb, Neigung genannt wird. Es ist daher nicht Ernst mit dem Aufheben der Neigungen und Triebe, denn eben sie sind das sich verwirklichende Selbstbewusstsein. Aber sie sollen auch nicht unterdrueckt, sondern der Vernunft nur gemaess sein. Sie sind ihr auch gemaess, denn das moralische Handeln ist nichts anderes als das sich verwirklichende, also sich die Gestalt eines Triebes gebende Bewusstsein, das heisst, es ist unmittelbar die gegenwaertige Harmonie des Triebs und der Moralitaet. Aber in der Tat ist der Trieb nicht nur diese leere Gestalt, die eine andere Feder, als er selbst ist, in sich haben und von ihr getrieben werden koennte. Denn die Sinnlichkeit ist eine Natur, die ihre eigenen Gesetze und Springfedern an ihr selbst hat; es kann der Moralitaet daher nicht Ernst damit sein, die Triebfeder der Triebe, der Neigungswinkel der Neigungen zu sein. Denn indem diese ihre eigne feste Bestimmtheit und eigentuemlichen Inhalt haben, so waere vielmehr das Bewusstsein, dem sie gemaess waeren, ihnen gemaess; eine Gemaessheit, welche sich das moralische Selbstbewusstsein verbittet. Die Harmonie beider ist also nur an sich und postuliert.—In dem moralischen Handeln war soeben die gegenwaertige Harmonie der Moralitaet und der Sinnlichkeit aufgestellt, dies aber ist nun verstellt; sie ist jenseits des Bewusstseins in einer neblichten Ferne, worin nichts mehr genau zu unterscheiden noch zu begreifen ist; denn mit dem Begreifen dieser Einheit, das wir soeben versuchten, ging es nicht.—In diesem An-sich gibt aber ueberhaupt das Bewusstsein sich auf. Dieses An-sich ist seine moralische Vollendung, worin der Kampf der Moralitaet und der Sinnlichkeit aufgehoert hat, und die letztere der erstern auf eine Weise gemaess ist, die nicht zu fassen ist.—Darum ist diese Vollendung wieder nur eine Verstellung der Sache, denn in der Tat gaebe in ihr vielmehr die Moralitaet selbst sich auf, denn sie ist nur Bewusstsein des absoluten Zwecks als des reinen, also im Gegensatze gegen alle andern Zwecke; sie ist ebenso die Taetigkeit dieses reinen Zwecks, als sie sich der Erhebung ueber die Sinnlichkeit, der Einmischung derselben und ihres Gegensatzes und Kampfes mit ihr bewusst ist.—Dass es mit der moralischen Vollendung nicht Ernst ist, spricht das Bewusstsein unmittelbar selbst darin aus, dass es sie in die Unendlichkeit hinaus verstellt, das heisst, sie als niemals vollendet behauptet.
Vielmehr ist ihm also nur dieser Zwischenzustand der Nichtvollendung das Gueltige; ein Zustand, der aber doch ein Fortschreiten zur Vollendung wenigstens sein soll. Allein er kann auch dies nicht sein, denn das Fortschreiten in der Moralitaet waere vielmehr ein Zugehen zum Untergang derselben. Das Ziel naemlich waere das obige Nichts oder Aufheben der Moralitaet und des Bewusstseins selbst; dem Nichts aber immer naeher und naeher kommen, heisst abnehmen. Ausserdem naehme Fortschreiten ueberhaupt ebenso wie Abnehmen Unterschiede der Groesse in der Moralitaet an; allein von diesen kann in ihr keine Rede sein. In ihr als dem Bewusstsein, welchem der sittliche Zweck die reine Pflicht ist, ist an eine Verschiedenheit ueberhaupt nicht, am wenigsten an den oberflaechlichen der Groesse zu denken; es gibt nur eine Tugend, nur eine reine Pflicht, nur eine Moralitaet.
Indem es also mit der moralischen Vollendung nicht Ernst ist, sondern vielmehr mit dem Mittelzustande, d.h. wie soeben eroertert, mit der Nichtmoralitaet, so kommen wir von einer andern Seite auf den Inhalt des ersten Postulats zurueck. Es ist naemlich nicht abzusehen, wie Glueckseligkeit fuer dies moralische Bewusstsein um seiner Wuerdigkeit willen zu fodern ist. Es ist seiner Nichtvollendung sich bewusst, und kann daher die Glueckseligkeit in der Tat nicht als Verdienst, nicht als etwas, dessen es wuerdig waere, fodern, sondern sie nur aus einer freien Gnade, das heisst, die Glueckseligkeit als solche an und fuer sich selbst verlangen, und nicht aus jenem absoluten Grunde, sondern nach Zufall und Willkuer erwarten.—Die Nichtmoralitaet spricht eben hierin aus, was sie ist,—dass es nicht um die Moralitaet, sondern um die Glueckseligkeit an und fuer sich ohne Beziehung auf jene zu tun ist.
Durch diese zweite Seite der moralischen Weltanschauung wird auch noch die andere Behauptung der erstern aufgehoben, worin die Disharmonie der Moralitaet und Glueckseligkeit vorausgesetzt wird.—Es will naemlich die Erfahrung gemacht werden, dass es in dieser Gegenwart dem Moralischen oft schlecht, dem Unmoralischen hingegen oft gluecklich gehe. Allein der Zwischenzustand der unvollendeten Moralitaet, der sich als das Wesentliche ergeben hat, zeigt offenbar, dass diese Wahrnehmung und seinsollende Erfahrung nur eine Verstellung der Sache ist. Denn da die Moralitaet unvollendet, das heisst, die Moralitaet in der Tat nicht ist, was kann an der Erfahrung sein, dass es ihr schlecht gehe?—Indem es zugleich herausgekommen, dass es um die Glueckseligkeit an und fuer sich zu tun ist, so zeigt es sich, dass bei Beurteilung, es gehe dem Unmoralischen gut, nicht ein Unrecht gemeint war, das hier stattfinde. Die Bezeichnung eines Individuums als eines unmoralischen faellt, indem die Moralitaet ueberhaupt unvollendet ist, an sich hinweg, hat also nur einen willkuerlichen Grund. Der Sinn und Inhalt des Urteils der Erfahrung ist dadurch allein dieser, dass einigen die Glueckseligkeit an und fuer sich nicht zukommen sollte, das heisst, er ist Neid, der sich zum Deckmantel die Moralitaet nimmt. Der Grund aber, warum andern das sogenannte Glueck zuteil werden sollte, ist die gute Freundschaft, die ihnen und sich selbst, diese Gnade, d.h. diesen Zufall goennt und wuenscht.
Die Moralitaet also im moralischen Bewusstsein ist unvollendet; dies ist es, was itzt aufgestellt wird, aber es ist ihr Wesen, nur das vollendete Reine zu sein; die unvollendete Moralitaet ist daher unrein, oder sie ist Immoralitaet. Die Moralitaet selbst ist also in einem andern Wesen als in dem wirklichen Bewusstsein; es ist ein heiliger moralischer Gesetzgeber.—Die im Bewusstsein unvollendete Moralitaet, welche der Grund dieses Postulierens ist, hat zunaechst die Bedeutung, dass die Moralitaet, indem sie im Bewusstsein als wirklich gesetzt wird, in der Beziehung auf ein Anderes, auf ein Dasein steht, also selbst an ihr das Anderssein oder den Unterschied erhaelt, wodurch eine vielfache Menge von moralischen Geboten entsteht. Das moralische Selbstbewusstsein haelt aber zugleich diese vielen Pflichten fuer unwesentlich; denn es ist nur um die eine reine Pflicht zu tun, und fuer es haben sie, insofern sie bestimmte sind, keine Wahrheit. Sie koennen ihre Wahrheit also nur in einem Andern haben, und sind, was sie fuer es nicht sind, heilig durch einen heiligen Gesetzgeber.—Allein dies ist selbst wieder nur eine Verstellung der Sache. Denn das moralische Selbstbewusstsein ist sich das Absolute, und Pflicht schlechthin nur das, was es als Pflicht weiss. Es weiss aber nur die reine Pflicht als Pflicht; was ihm nicht heilig ist, ist an sich nicht heilig, und was an sich nicht heilig ist, kann durch das heilige Wesen nicht geheiliget werden. Es ist dem moralischen Bewusstsein auch ueberhaupt damit nicht Ernst, etwas durch ein anderes Bewusstsein, als es selbst ist, heiligen zu lassen; denn es ist ihm schlechthin nur das heilig, was ihm durch sich selbst und in ihm heilig ist.—Es ist also ebensowenig damit Ernst, dass dies andere Wesen ein heiliges sei, denn in ihm sollte etwas zur Wesenheit gelangen, was fuer das moralische Bewusstsein, d.h. an sich keine Wesenheit hat.
Wenn das heilige Wesen postuliert wurde, dass in ihm die Pflicht nicht als reine Pflicht, sondern als eine Vielheit bestimmter Pflichten ihre Gueltigkeit haette, so muss also dieses wieder verstellt, und das andere Wesen allein insofern heilig sein, als in ihm nur die reine Pflicht Gueltigkeit hat. Die reine Pflicht hat auch in der Tat Gueltigkeit nur in einem andern Wesen, nicht in dem moralischen Bewusstsein. Obschon in ihm die reine Moralitaet allein zu gelten scheint, so muss doch dieses anders gestellt werden, denn es ist zugleich natuerliches Bewusstsein. Die Moralitaet ist in ihm von der Sinnlichkeit affiziert und bedingt, also nicht an und fuer sich, sondern eine Zufaelligkeit des freien Willens; in ihm aber als reinem Willen eine Zufaelligkeit des Wissens; an und fuer sich ist die Moralitaet daher in einem andern Wesen.
Dieses Wesen ist also hier die rein vollendete Moralitaet darum, weil sie in ihm nicht in Beziehung auf Natur und Sinnlichkeit steht. Allein die Realitaet der reinen Pflicht ist ihre Verwirklichung in Natur und Sinnlichkeit. Das moralische Bewusstsein setzt seine Unvollkommenheit darein, dass in ihm die Moralitaet eine positive Beziehung auf die Natur und Sinnlichkeit hat, da ihm dies fuer ein wesentliches Moment derselben gilt, dass sie schlechthin nur eine negative Beziehung darauf habe. Das reine moralische Wesen dagegen, weil es erhaben ueber den Kampf mit der Natur und Sinnlichkeit ist, steht nicht in einer negativen Beziehung darauf. Es bleibt ihm also in der Tat nur die positive Beziehung darauf uebrig, d.h. eben dasjenige, was soeben als das Unvollendete, als das Unmoralische galt. Die reine Moralitaet aber ganz getrennt von der Wirklichkeit, so dass sie ebensosehr ohne positive Beziehung auf diese waere, waere eine bewusstlose, unwirkliche Abstraktion, worin der Begriff der Moralitaet, Denken der reinen Pflicht und ein Willen und Tun zu sein, schlechthin aufgehoben waere. Dieses so rein moralische Wesen ist daher wieder eine Verstellung der Sache, und aufzugeben.
In diesem rein moralischen Wesen aber naehern sich die Momente des Widerspruchs, in welchem dies synthetische Vorstellen sich herumtreibt, und die entgegengesetzten Auchs, die es, ohne diese seine Gedanken zusammenzubringen, aufeinander folgen und ein Gegenteil immer durch das andere abloesen laesst, so sehr, dass das Bewusstsein hier seine moralische Weltanschauung aufgeben und in sich zurueckfliehen muss.
Es erkennt seine Moralitaet darum als nicht vollendet, weil es von einer ihr entgegengesetzten Sinnlichkeit und Natur affiziert ist, welche teils die Moralitaet selbst als solche truebt, teils eine Menge von Pflichten entstehen macht, durch die es im konkreten Falle des wirklichen Handeln in Verlegenheit geraet; denn jeder Fall ist die Konkretion vieler moralischen Beziehungen, wie ein Gegenstand der Wahrnehmung ueberhaupt ein Ding von vielen Eigenschaften ist; und indem die bestimmte Pflicht Zweck ist, hat sie einen Inhalt, und ihr Inhalt ist ein Teil des Zwecks, und die Moralitaet nicht rein. —Diese hat also in einem andern Wesen ihre Realitaet. Aber diese Realitaet heisst nichts anderes, als dass die Moralitaet hier an und fuer sich sei,—fuer sich, d.h. Moralitaet eines Bewusstseins sei, an sich, das heisst, Dasein und Wirklichkeit habe.—In jenem ersten unvollendeten Bewusstsein ist die Moralitaet nicht ausgefuehrt; sie ist darin das An-sich im Sinne eines Gedankendinges; denn sie ist mit Natur und Sinnlichkeit, mit der Wirklichkeit des Seins und des Bewusstseins vergesellschaftet, die ihren Inhalt ausmacht, und Natur und Sinnlichkeit ist das moralisch Nichtige.—In dem zweiten ist die Moralitaet als vollendet, und nicht als ein unausgefuehrtes Gedankending vorhanden. Aber diese Vollendung besteht eben darin, dass die Moralitaet in einem Bewusstsein Wirklichkeit, sowie freie Wirklichkeit, Dasein ueberhaupt hat, nicht das Leere, sondern erfuellte Inhaltsvolle ist;—das heisst, die Vollendung der Moralitaet wird darin gesetzt, dass das, was soeben als das moralisch Nichtige bestimmt wurde, in ihr und an ihr vorhanden ist. Sie soll das einemal schlechthin nur als das unwirkliche Gedankending der reinen Abstraktion Gueltigkeit, aber ebensowohl in dieser Weise keine Gueltigkeit haben; ihre Wahrheit soll darin bestehen, der Wirklichkeit entgegengesetzt und von ihr ganz frei und leer, und wieder darin, Wirklichkeit zu sein.
Der Synkretismus dieser Widersprueche, der in der moralischen Weltanschauung auseinandergelegt ist, faellt in sich zusammen, indem der Unterschied, worauf er beruht, von solchem, das notwendig gedacht und gesetzt werden muesse, und doch zugleich unwesentlich sei, zu einem Unterschiede wird, der nicht einmal mehr in den Worten liegt. Was am Ende als ein Verschiedenes gesetzt wird, sowohl als das Nichtige wie als das Reelle, ist ein und eben dasselbe, das Dasein und die Wirklichkeit; und was absolut nur als das Jenseits des wirklichen Seins und Bewusstseins, und ebensowohl nur in ihm und als ein jenseits das Nichtige sein soll, ist die reine Pflicht, und das Wissen derselben als des Wesens. Das Bewusstsein, das diesen Unterschied macht, der keiner ist, die Wirklichkeit fuer das Nichtige und das Reale zugleich, die reine Moralitaet ebenso fuer das wahre Wesen sowie fuer das Wesenlose aussagt, spricht die Gedanken, die es vorher trennte, zusammen aus, spricht es selbst aus, dass es ihm mit dieser Bestimmung und der Auseinanderstellung der Momente des Selbsts und des An-sichs nicht Ernst ist, sondern dass es das, was es als das absolute ausser dem Bewusstsein Seiende aussagt, vielmehr in dem Selbst des Selbstbewusstseins eingeschlossen behaelt, und was es als das absolut Gedachte oder das absolute An-sich aussagt, eben darum fuer ein nicht Wahrheit Habendes nimmt.—Es wird fuer das Bewusstsein, dass das Auseinanderstellen dieser Momente eine Verstellung ist, und es waere Heuchelei, wenn es sie doch beibehielte. Aber als moralisches reines Selbstbewusstsein flieht es aus dieser Ungleichheit seines Vorstellens mit dem, was sein Wesen ist, aus dieser Unwahrheit, welche das fuer wahr aussagt, was ihm fuer unwahr gilt, mit Abscheu in sich zurueck. Es ist reines Gewissen, welches eine solche moralische Weltvorstellung verschmaeht; es ist in sich selbst der einfache seiner gewisse Geist, der ohne die Vermittlung jener Vorstellungen unmittelbar gewissenhaft handelt, und in dieser Unmittelbarkeit seine Wahrheit hat.—Wenn aber diese Welt der Verstellung nichts anders als die Entwicklung des moralischen Selbstbewusstseins in seinen Momenten, und hiemit seine Realitaet ist, so wird es durch sein Zurueckgehen in sich seinem Wesen nach nichts anderes werden; sein Zurueckgehen in sich ist vielmehr nur das erlangte Bewusstsein, dass seine Wahrheit eine vorgegebene ist. Es muesste sie noch immer fuer seine Wahrheit ausgeben, denn es muesste sich als gegenstaendliche Vorstellung aussprechen und darstellen, aber wuesste, dass dies nur eine Verstellung ist; er waere hiemit in der Tat die Heuchelei, und jenes Verschmaehen jener Verstellung schon die erste Aeusserung der Heuchelei.
c. Das Gewissen,die schoene Seele,das Boese und seine Verzeihung
Die Antinomie der moralischen Weltanschauung, dass es ein moralisches Bewusstsein gibt, und dass es keines gibt,—oder dass das Gelten der Pflicht ein Jenseits des Bewusstseins ist, und umgekehrt nur in ihm stattfindet, war in die Vorstellung zusammengefasst worden, worin das nichtmoralische Bewusstsein fuer moralisch gelte, sein zufaelliges Wissen und Wollen fuer vollwichtig angenommen, und die Glueckseligkeit ihm aus Gnade zuteil werde. Diese sich selbst widersprechende Vorstellung nahm das moralische Selbstbewusstsein nicht ueber sich, sondern verlegte sie in ein ihm andres Wesen. Aber dies Hinaussetzen dessen, was es als notwendig denken muss, ausser sich selbst ist ebenso der Widerspruch der Form nach, wie jener es dem Inhalte nach ist. Weil aber an sich eben das, was als widersprechend erscheint, und in dessen Trennung und Wiederaufloesung die moralische Weltanschauung sich herumtreibt, dasselbe ist, die reine Pflicht naemlich als das reine Wissen, nichts anders als das Selbst des Bewusstseins, und das Selbst des Bewusstseins das Sein und Wirklichkeit,—ebenso was jenseits des wirklichen Bewusstseins sein soll, nicht anders als das reine Denken, also in der Tat das Selbst ist, so geht fuer uns oder an sich das Selbstbewusstsein in sich zurueck, und weiss dasjenige Wesen als sich selbst, worin das Wirkliche zugleich reines Wissen und reine Pflicht ist. Es selbst ist sich das in seiner Zufaelligkeit vollgueltige, das seine unmittelbare Einzelnheit als das reine Wissen und Handeln, als die wahre Wirklichkeit und Harmonie weiss.
Dies Selbst des Gewissens, der seiner unmittelbar als der absoluten Wahrheit und des Seins gewisse Geist, ist das dritte Selbst, das uns aus der dritten Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den vorherigen kurz zu vergleichen. Die Totalitaet oder Wirklichkeit, welche sich als die Wahrheit der sittlichen Welt darstellt, ist das Selbst der Person; ihr Dasein ist das Anerkanntsein. Wie die Person das substanzleere Selbst ist, so ist dies ihr Dasein ebenso die abstrakte Wirklichkeit; die Person gilt, und zwar unmittelbar; das Selbst ist der in dem Elemente seines Seins unmittelbar ruhende Punkt; er ist ohne die Abtrennung von seiner Allgemeinheit, beide daher nicht in Bewegung und Beziehung aufeinander, das Allgemeine ist ohne Unterscheidung in ihm, und weder Inhalt des Selbsts, noch ist das Selbst durch sich selbst erfuellt.—Das zweite Selbst ist die zu ihrer Wahrheit gekommne Welt der Bildung oder der sich wiedergegebne Geist der Entzweiung—die absolute Freiheit. In diesem Selbst tritt jene erste unmittelbare Einheit der Einzelnheit und Allgemeinheit auseinander; das Allgemeine, das ebenso rein geistiges Wesen, Anerkanntsein oder allgemeiner Willen und Wissen bleibt, ist Gegenstand und Inhalt des Selbsts und seine allgemeine Wirklichkeit. Aber es hat nicht die Form des vom Selbst freien Daseins; es kommt in diesem Selbst daher zu keiner Erfuellung und zu keinem positiven Inhalt, zu keiner Welt. Das moralische Selbstbewusstsein laesst seine Allgemeinheit zwar frei, so dass sie eine eigne Natur wird, und ebenso haelt es sie in sich als aufgehoben fest. Aber es ist nur das verstellende Spiel der Abwechslung dieser beiden Bestimmungen. Als Gewissen erst hat es in seiner Selbstgewissheit den Inhalt fuer die vorhin leere Pflicht sowie fuer das leere Recht und den leeren allgemeinen Willen; und weil diese Selbstgewissheit ebenso das Unmittelbare ist, das Dasein selbst.
Zu dieser seiner Wahrheit gelangt, verlaesst also oder hebt das moralische Selbstbewusstsein vielmehr die Trennung in sich selbst auf, woraus die Verstellung entsprungen, die Trennung des An-sich und des Selbsts, der reinen Pflicht als des reinen Zwecks, und der Wirklichkeit als einer dem reinen Zwecke entgegengesetzten Natur und Sinnlichkeit. Es ist so in sich zurueckgekehrt, konkreter moralischer Geist, der nicht am Bewusstsein der reinen Pflicht sich einen leeren Massstab gibt, welcher dem wirklichen Bewusstsein entgegengesetzt waere, sondern die reine Pflicht ebenso wie die ihr entgegengesetzte Natur sind aufgehobne Momente; er ist in unmittelbarer Einheit sich verwirklichendes moralisches Wesen, und die Handlung unmittelbar konkrete moralische Gestalt.
Es ist ein Fall des Handelns vorhanden; er ist eine gegenstaendliche Wirklichkeit fuer das wissende Bewusstsein. Dieses als Gewissen weiss ihn auf unmittelbare konkrete Weise, und er ist zugleich nur, wie es ihn weiss. Zufaellig ist das Wissen, insofern es ein anderes ist als der Gegenstand; der seiner selbst gewisse Geist aber ist nicht mehr ein solches zufaelliges Wissen und Erschaffen von Gedanken in sich, von denen die Wirklichkeit verschieden waere, sondern indem die Trennung des An-sich und des Selbsts aufgehoben ist, so ist der Fall unmittelbar in der sinnlichen Gewissheit des Wissens, wie er an sich ist, und er ist nur so an sich, wie er in diesem Wissen ist.—Das Handeln als die Verwirklichung ist hiedurch die reine Form des Willens; die blosse Umkehrung der Wirklichkeit als eines seienden Falles, in eine getane Wirklichkeit, der blossen Weise des gegenstaendlichen Wissens in die Weise des Wissens von der Wirklichkeit als einem vom Bewusstsein Hervorgebrachten. Wie die sinnliche Gewissheit unmittelbar in das An-sich des Geistes aufgenommen oder vielmehr umgekehrt ist, so ist auch diese Umkehrung einfach und unvermittelt, ein Uebergang durch den reinen Begriff ohne Aenderung des Inhalts, der durch das Interesse des von ihm wissenden Bewusstseins bestimmt ist.—Das Gewissen sondert ferner die Umstaende des Falles nicht in verschiedene Pflichten ab. Es verhaelt sich nicht als positives allgemeines Medium, worin die vielen Pflichten, jede fuer sich, unverrueckte Substantialitaet erhielten, so dass entweder gar nicht gehandelt werden koennte, weil jeder konkrete Fall die Entgegensetzung ueberhaupt, und als moralischer Fall die Entgegensetzung der Pflichten enthaelt, in der Bestimmung des Handelns also eine Seite, eine Pflicht immer verletzt wuerde;—oder dass, wenn gehandelt wird, die Verletzung einer der entgegengesetzten Pflichten wirklich eintraete. Das Gewissen ist vielmehr das negative Eins oder absolute Selbst, welches diese verschiedenen moralischen Substanzen vertilgt; es ist einfaches pflichtmaessiges Handeln, das nicht diese oder jene Pflicht erfuellt, sondern das konkrete Rechte weiss und tut. Es ist daher ueberhaupt erst das moralische Handeln als Handeln, worein das vorhergehende tatlose Bewusstsein der Moralitaet uebergegangen ist.—Die konkrete Gestalt der Tat mag vom unterscheidenden Bewusstsein in verschiedene Eigenschaften, d.h. hier in verschiedene moralische Beziehungen analysiert, und diese entweder jede, wie es sein muss, wenn sie Pflicht sein soll, fuer absolut geltend ausgesagt, oder auch verglichen und geprueft werden. In der einfachen moralischen Handlung des Gewissens sind die Pflichten so verschuettet, dass allen diesen einzelnen Wesen unmittelbar Abbruch getan wird, und das pruefende Ruetteln an der Pflicht in der unwankenden Gewissheit des Gewissens gar nicht stattfindet.
Ebensowenig ist im Gewissen jene hin-und hergehende Ungewissheit des Bewusstseins vorhanden, welches bald die sogenannte reine Moralitaet ausser sich in ein anderes heiliges Wesen setzt, und sich selbst als das unheilige gilt, bald aber auch wieder die moralische Reinheit in sich, und die Verknuepfung des Sinnlichen mit dem Moralischen in das andere Wesen setzt.
Es entsagt allen diesen Stellungen und Verstellungen der moralischen Weltanschauung, indem es dem Bewusstsein entsagt, das die Pflicht und die Wirklichkeit als widersprechend fasst. Nach diesem letztern handle ich moralisch, indem ich mir bewusst bin, nur die reine Pflicht zu vollbringen, nicht irgend etwas anders, dies heisst in der Tat, indem ich nicht handle. Indem ich aber wirklich handle, bin ich mir eines Andern, einer Wirklichkeit, die vorhanden ist, und einer, die ich hervorbringen will, bewusst, habe einen bestimmten Zweck und erfuelle eine bestimmte Pflicht; es ist was anderes darin als die reine Pflicht, die allein beabsichtiget werden sollte.—Das Gewissen ist dagegen das Bewusstsein darueber, dass, wenn das moralische Bewusstsein die reine Pflicht als das Wesen seines Handelns aussagt, dieser reine Zweck eine Verstellung der Sache ist; denn die Sache selbst ist, dass die reine Pflicht in der leeren Abstraktion des reinen Denkens besteht, und ihre Realitaet und Inhalt nur an einer bestimmten Wirklichkeit hat, einer Wirklichkeit, welche Wirklichkeit des Bewusstseins selbst, und desselben nicht als eines Gedankendings, sondern als eines Einzelnen ist. Das Gewissen hat fuer sich selbst seine Wahrheit an der unmittelbaren Gewissheit seiner selbst. Diese unmittelbare konkrete Gewissheit seiner selbst ist das Wesen; sie nach dem Gegensatze des Bewusstseins betrachtet, so ist die eigne unmittelbare Einzelnheit der Inhalt des moralischen Tuns; und die Form desselben ist eben dieses Selbst als reine Bewegung, naemlich als das Wissen oder die eigne Ueberzeugung.
Dies in seiner Einheit und in der Bedeutung der Momente naeher betrachtet, so erfasste das moralische Bewusstsein sich nur als das An-sich oder Wesen; als Gewissen aber erfasst es sein Fuer-sich-sein oder sein Selbst.—Der Widerspruch der moralischen Weltanschauung loest sich auf, d.h. der Unterschied, der ihm zugrunde liegt, zeigt sich, kein Unterschied zu sein, und er laeuft in die reine Negativitaet zusammen; diese aber ist eben das Selbst; ein einfaches Selbst, welches ebensowohl reines Wissen als Wissen seiner als dieses einzelnen Bewusstseins ist. Dies Selbst macht daher den Inhalt des vorher leeren Wesens aus, denn es ist das wirkliche, welches nicht mehr die Bedeutung hat, eine dem Wesen fremde und in eignen Gesetzen selbststaendige Natur zu sein. Es ist als das Negative der Unterschied des reinen Wesens, ein Inhalt, und zwar ein solcher, welcher an und fuer sich gilt.
Ferner ist dies Selbst als reines sich selbst gleiches Wissen das schlechthin Allgemeine, so dass eben dies Wissen als sein eignes Wissen, als Ueberzeugung die Pflicht ist. Die Pflicht ist nicht mehr das dem Selbst gegenuebertretende Allgemeine, sondern ist gewusst, in dieser Getrenntheit kein Gelten zu haben; es ist itzt das Gesetz, das um des Selbsts willen, nicht um dessen willen das Selbst ist. Das Gesetz und die Pflicht hat aber darum nicht allein die Bedeutung des Fuer-sich-seins, sondern auch des An-sich-seins, denn dies Wissen ist um seiner Sichselbstgleichheit willen eben das An-sich. Dies An-sich trennt sich auch im Bewusstsein von jener unmittelbaren Einheit mit dem Fuer-sich-sein; so gegenuebertretend ist es Sein, Sein fuer Anderes.—Die Pflicht eben wird itzt als Pflicht, die vom Selbst verlassen ist, gewusst, nur Moment zu sein, sie ist von ihrer Bedeutung, absolutes Wesen zu sein, zum Sein, das nicht Selbst, nicht fuer sich ist, herabgesunken und also Sein fuer anderes. Aber dies Sein fuer anderes bleibt ebendarum wesentliches Moment, weil das Selbst als Bewusstsein den Gegensatz des Fuer-sich-seins und des Seins fuer anderes ausmacht, und itzt die Pflicht an ihr unmittelbar wirkliches, nicht mehr bloss das abstrakte reine Bewusstsein ist.
Dies Sein fuer anderes ist also die ansichseiende vom Selbst unterschiedne Substanz. Das Gewissen hat die reine Pflicht oder das abstrakte An-sich nicht aufgegeben, sondern sie ist das wesentliche Moment, als Allgemeinheit sich zu andern zu verhalten. Es ist das gemeinschaftliche Element der Selbstbewusstsein, und dieses die Substanz, worin die Tat Bestehen und Wirklichkeit hat; das Moment des Anerkanntwerdens von den andern. Das moralische Selbstbewusstsein hat dies Moment des Anerkanntseins, des reinen Bewusstseins, welches da ist, nicht; und ist dadurch ueberhaupt nicht handelndes, nicht verwirklichendes. Sein An-sich ist ihm entweder das abstrakte unwirkliche Wesen oder das Sein als eine Wirklichkeit, welche nicht geistig ist. Die seiende Wirklichkeit des Gewissens aber ist eine solche, welche Selbst ist, d.h. das seiner bewusste Dasein das geistige Element des Anerkanntwerdens. Das Tun ist daher nur das Uebersetzen seines einzelnen Inhalts in das gegenstaendliche Element, worin er allgemein und anerkannt ist, und eben dies, dass er anerkannt ist, macht die Handlung zur Wirklichkeit. Anerkannt und dadurch wirklich ist die Handlung, weil die daseiende Wirklichkeit unmittelbar mit der Ueberzeugung oder dem Wissen verknuepft, oder das Wissen von seinem Zwecke unmittelbar das Element des Daseins, das allgemeine Anerkennen ist. Denn das Wesen der Handlung, die Pflicht besteht in der Ueberzeugung des Gewissens von ihr; diese Ueberzeugung ist eben das An-sich selbst; es ist das an sich allgemeine Selbstbewusstsein, oder das Anerkanntsein und hiemit die Wirklichkeit. Das mit der Ueberzeugung von der Pflicht Getane ist also unmittelbar ein solches, das Bestand und Dasein hat. Es ist also da keine Rede mehr davon, dass die gute Absicht nicht zustande komme, oder dass es dem Guten schlecht geht; sondern das als Pflicht Gewusste vollfuehrt sich und kommt zur Wirklichkeit, weil eben das Pflichtmaessige das Allgemeine aller Selbstbewusstsein, das Anerkannte und also Seiende ist. Getrennt und allein genommen, ohne den Inhalt des Selbsts aber ist diese Pflicht das Sein fuer anderes, das Durchsichtige, das nur die Bedeutung gehaltloser Wesenheit ueberhaupt hat.
Sehen wir auf die Sphaere zurueck, mit der ueberhaupt die geistige Realitaet eintrat, so war es der Begriff, dass das Aussprechen der Individualitaet das An-und Fuer-sich sei. Aber die Gestalt, welche diesen Begriff unmittelbar ausdrueckte, war das ehrliche Bewusstsein, das sich mit der abstrakten Sache selbst herumtrieb. Diese Sache selbst war dort Praedikat; im Gewissen aber erst ist sie Subjekt, das alle Momente des Bewusstseins an ihm gesetzt hat, und fuer welches alle diese Momente, Substantialitaet ueberhaupt, aeusseres Dasein und Wesen des Denkens, in dieser Gewissheit seiner selbst enthalten sind. Substantialitaet ueberhaupt hat die Sache selbst in der Sittlichkeit, aeusseres Dasein in der Bildung, sich selbstwissende Wesenheit des Denkens in der Moralitaet, und im Gewissen ist sie das Subjekt, das diese Momente an ihm selbst weiss. Wenn das ehrliche Bewusstsein nur immer die leere Sache selbst ergreift, so gewinnt dagegen das Gewissen sie in ihrer Erfuellung, die es ihr durch sich gibt. Es ist diese Macht dadurch, dass es die Momente des Bewusstseins als Momente weiss, und als ihr negatives Wesen sie beherrscht.
Das Gewissen in Beziehung auf die einzelnen Bestimmungen des Gegensatzes, der am Handeln erscheint, und sein Bewusstsein ueber die Natur derselben betrachtet, so verhaelt es sich zuerst als Wissendes zur Wirklichkeit des Falles, worin zu handeln ist. Insofern das Moment der Allgemeinheit an diesem Wissen ist, gehoert zum Wissen des gewissenhaften Handelns, die vorliegende Wirklichkeit auf uneingeschraenkte Weise zu umfassen, und also die Umstaende des Falles genau zu wissen und in Erwaegung zu ziehen. Dies Wissen aber, da es die Allgemeinheit als ein Moment kennt, ist daher ein solches Wissen von diesen Umstaenden, das sich bewusst ist, sie nicht zu umfassen oder darin nicht gewissenhaft zu sein. Die wahrhaft allgemeine und reine Beziehung des Wissens waere eine Beziehung auf ein nicht Entgegengesetztes, auf sich selbst; aber das Handeln durch den Gegensatz, der in ihm wesentlich ist, bezieht sich auf ein Negatives des Bewusstseins, auf eine an sich seiende Wirklichkeit. Gegen die Einfachheit des reinen Bewusstseins, das absolut Andere, oder die Mannigfaltigkeit an sich, ist sie eine absolute Vielheit der Umstaende, die sich rueckwaerts in ihre Bedingungen, seitwaerts in ihrem Nebeneinander, vorwaerts in ihren Folgen unendlich teilt und ausbreitet.—Das gewissenhafte Bewusstsein ist dieser Natur der Sache und seines Verhaeltnisses zu ihr bewusst, und weiss, dass es den Fall, in dem es handelt, nicht nach dieser gefoderten Allgemeinheit kennt, und dass sein Vorgeben dieser gewissenhaften Erwaegung aller Umstaende nichtig ist. Diese Kenntnis und Erwaegung aller Umstaende aber ist nicht gar nicht vorhanden; allein nur als Moment, als etwas, das nur fuer andere ist; und sein unvollstaendiges Wissen, weil es sein Wissen ist, gilt ihm als hinreichendes vollkommenes Wissen.
Auf gleiche Weise verhaelt es sich mit der Allgemeinheit des Wesens, oder der Bestimmung des Inhalts durchs reine Bewusstsein.—Das zum Handeln schreitende Gewissen bezieht sich auf die vielen Seiten des Falles. Dieser schlaegt sich auseinander, und ebenso die Beziehung des reinen Bewusstseins auf ihn, wodurch die Mannigfaltigkeit des Falles eine Mannigfaltigkeit von Pflichten ist.—Das Gewissen weiss, dass es unter ihnen zu waehlen und zu entscheiden hat; denn keine ist in ihrer Bestimmtheit oder in ihrem Inhalte absolut, sondern nur die reine Pflicht. Aber dies Abstraktum hat in seiner Realitaet die Bedeutung des selbstbewussten Ich erlangt. Der seiner selbst gewisse Geist ruht als Gewissen in sich, und seine reale Allgemeinheit oder seine Pflicht liegt in seiner reinen Ueberzeugung von der Pflicht. Diese reine Ueberzeugung ist als solche so leer als die reine Pflicht, rein in dem Sinne, dass nichts in ihr, kein bestimmter Inhalt Pflicht ist. Es soll aber gehandelt, es muss von dem Individuum bestimmt werden; und der seiner selbst gewisse Geist, in dem das An-sich die Bedeutung des selbstbewussten Ich erlangt hat, weiss diese Bestimmung und Inhalt in der unmittelbaren Gewissheit seiner selbst zu haben. Diese ist als Bestimmung und Inhalt das natuerliche Bewusstsein, das heisst die Triebe und Neigungen.—Das Gewissen erkennt keinen Inhalt fuer es als absolut, denn es ist absolute Negativitaet alles Bestimmten. Es bestimmt aus sich selbst; der Kreis des Selbsts aber, worein die Bestimmtheit als solche faellt, ist die sogenannte Sinnlichkeit; einen Inhalt aus der unmittelbaren Gewissheit seiner selbst zu haben, findet sich nichts bei der Hand als sie.—Alles, was in fruehern Gestalten, als Gut oder Schlecht, als Gesetz und Recht sich darstellte, ist ein Anderes als die unmittelbare Gewissheit seiner selbst; es ist ein Allgemeines, das jetzt ein Sein fuer anderes ist; oder anders betrachtet, ein Gegenstand, welcher, das Bewusstsein mit sich selbst vermittelnd, zwischen es und seine eigene Wahrheit tritt und es vielmehr von sich absondert, als dass er seine Unmittelbarkeit waere.—Dem Gewissen aber ist die Gewissheit seiner selbst die reine unmittelbare Wahrheit; und diese Wahrheit ist also seine als Inhalt vorgestellte unmittelbare Gewissheit seiner selbst, das heisst, ueberhaupt die Willkuer des Einzelnen und die Zufaelligkeit seines bewusstlosen natuerlichen Seins.
Dieser Inhalt gilt zugleich als moralische Wesenheit oder als Pflicht. Denn die reine Pflicht ist, wie schon bei dem Pruefen der Gesetze sich ergab, schlechthin gleichgueltig gegen jeden Inhalt, und vertraegt jeden Inhalt. Hier hat sie zugleich die wesentliche Form des Fuer-sich-seins, und diese Form der individuellen Ueberzeugung ist nichts anderes als das Bewusstsein von der Leerheit der reinen Pflicht, und davon, dass sie nur Moment, dass seine Substantialitaet ein Praedikat ist, welches sein Subjekt an dem Individuum hat, dessen Willkuer ihr den Inhalt gibt, jeden an diese Form knuepfen, und seine Gewissenhaftigkeit an ihn heften kann.—Ein Individuum vermehrt sein Eigentum auf eine gewisse Weise; es ist Pflicht, dass jedes fuer die Erhaltung seiner selbst wie auch seiner Familie, nicht weniger fuer die Moeglichkeit sorgt, seinen Nebenmenschen nuetzlich zu werden und Huelfsbeduerftigen Gutes zu tun. Das Individuum ist sich bewusst, dass dies Pflicht ist, denn dieser Inhalt ist unmittelbar in der Gewissheit seiner selbst enthalten; es sieht ferner ein, dass es diese Pflicht in diesem Falle erfuellt. Andere halten vielleicht diese gewisse Weise fuer Betrug; sie halten sich an andere Seiten des konkreten Falles, es aber haelt diese Seite dadurch fest, dass es sich der Vermehrung des Eigentums als reiner Pflicht bewusst ist.—So erfuellt das, was andere Gewalttaetigkeit und Unrecht nennen, die Pflicht, gegen andere seine Selbststaendigkeit zu behaupten, was sie Feigheit nennen,—die Pflicht, sich das Leben und die Moeglichkeit der Nuetzlichkeit fuer die Nebenmenschen zu erhalten; was sie aber die Tapferkeit nennen, verletzt vielmehr beide Pflichten. Die Feigheit darf aber nicht so ungeschickt sein, nicht zu wissen, dass die Erhaltung des Lebens und der Moeglichkeit, andern nuetzlich zu sein, Pflichten sind, nicht von der Pflichtmaessigkeit ihres Handelns ueberzeugt zu sein und nicht zu wissen, dass in dem Wissen das Pflichtmaessige besteht; sonst beginge sie die Ungeschicklichkeit, unmoralisch zu sein. Da die Moralitaet in dem Bewusstsein, die Pflicht erfuellt zu haben, liegt, so wird dem Handeln, das Feigheit, ebensowenig als dem, das Tapferkeit genannt wird, dies nicht fehlen; das Abstraktum, das Pflicht heisst, ist wie jedes, so auch dieses Inhalts faehig, es weiss also, was es tut, als Pflicht, und indem es dies weiss und die Ueberzeugung von der Pflicht das Pflichtmaessige selbst ist, so ist es anerkannt von den andern; die Handlung gilt dadurch und hat wirkliches Dasein.
Gegen diese Freiheit, die jeden beliebigen Inhalt in das allgemeine passive Medium der reinen Pflicht und Wissens einlegt, so gut als einen andern, hilft es nichts, zu behaupten, dass ein anderer Inhalt eingelegt werden sollte; denn welcher es sei, jeder hat den Makel der Bestimmtheit an ihm, von der das reine Wissen frei ist, die es verschmaehen, ebenso wie es jede aufnehmen kann. Aller Inhalt steht darin, dass er ein bestimmter ist, auf gleicher Linie mit dem andern, wenn er auch gerade den Charakter zu haben scheint, dass in ihm das Besondere aufgehoben sei. Es kann scheinen, dass indem an dem wirklichen Falle die Pflicht sich ueberhaupt in den Gegensatz und dadurch den der Einzelnheit und Allgemeinheit entzweit, diejenige Pflicht, deren Inhalt das Allgemeine selbst ist, dadurch unmittelbar die Natur der reinen Pflicht an ihr habe, und Form und Inhalt hiemit sich ganz gemaess werden; so dass also z.B. die Handlung fuer das allgemeine Beste der fuer das individuelle vorzuziehen sei. Allein diese allgemeine Pflicht ist ueberhaupt dasjenige, was als an und fuer sich seiende Substanz, als Recht und Gesetz vorhanden ist und unabhaen_gig von dem Wissen und der Ueberzeugung wie von dem unmittelbaren Interesse des Einzelnen gilt; es ist also gerade dasjenige, gegen dessen Form die Moralitaet ueberhaupt gerichtet ist. Was aber seinen Inhalt betrifft, so ist auch er ein bestimmter, insofern das allgemeine Beste dem einzelnen entgegengesetzt ist; hiemit ist sein Gesetz ein solches, von welchem das Gewissen sich schlechthin frei weiss und hinzu und davon zu tun, es zu unterlassen sowie zu erfuellen sich die absolute Befugnis gibt.—Alsdenn ist ferner jene Unterscheidung der Pflicht gegen das Einzelne und gegen das Allgemeine der Natur des Gegensatzes ueberhaupt nach nichts Festes. Sondern vielmehr was der Einzelne fuer sich tut, kommt auch dem Allgemeinen zugute; je mehr er fuer sich gesorgt hat, desto groesser ist nicht nur seine Moeglichkeit, andern zu nuetzen; sondern seine Wirklichkeit selbst ist nur dies, im Zusammenhange mit andern zu sein und zu leben; sein einzelner Genuss hat wesentlich die Bedeutung, damit andern das Seinige preiszugeben, und ihnen zum Erwerb ihres Genusses zu verhelfen. In der Erfuellung der Pflicht gegen den Einzelnen, also gegen sich, wird also auch die gegen das Allgemeine erfuellt.—Die Erwaegung und Vergleichung der Pflichten, welche hier eintraete, liefe auf die Berechnung des Vorteils hinaus, den das Allgemeine von einer Handlung haette, aber teils faellt die Moralitaet hiedurch der notwendigen Zufaelligkeit der Einsicht anheim, teils ist es gerade das Wesen des Gewissens, dies Berechnen und Erwaegen abzuschneiden, und ohne solche Gruende aus sich zu entscheiden.
Auf diese Weise handelt und erhaelt sich also das Gewissen in der Einheit des An-sich- und des Fuer-sich-seins, in der Einheit des reinen Denkens und der Individualitaet, und ist der seiner gewisse Geist, der seine Wahrheit an ihm selbst, in seinem Selbst, in seinem Wissen, und darin als dem Wissen von der Pflicht hat. Er erhaelt sich eben dadurch darin, dass, was Positives in der Handlung ist, sowohl der Inhalt als die Form der Pflicht und das Wissen von ihr, dem Selbst, der Gewissheit seiner, angehoert; was aber dem Selbst als eignes An-sich gegenuebertreten will, als nicht Wahres, nur als Aufgehobnes, nur als Moment gilt. Es gilt daher nicht das allgemeine Wissen ueberhaupt, sondern seine Kenntnis von den Umstaenden. In die Pflicht, als das allgemeine An-sich-sein, legt es den Inhalt ein, den es aus seiner natuerlichen Individualitaet nimmt; denn er ist der an ihm selbst vorhandne; dieser wird durch das allgemeine Medium, worin er ist, die Pflicht, die es ausuebt, und die leere reine Pflicht ist eben hiedurch als aufgehobnes oder als Moment gesetzt; dieser Inhalt ist ihre aufgehobne Leerheit oder die Erfuellung.—Aber ebenso ist das Gewissen von jedem Inhalt ueberhaupt frei; es absolviert sich von jeder bestimmten Pflicht, die als Gesetz gelten soll; in der Kraft der Gewissheit seiner selbst hat es die Majestaet der absoluten Autarkie, zu binden und zu loesen.—Diese Selbstbestimmung ist darum unmittelbar das schlechthin Pflichtmaessige; die Pflicht ist das Wissen selbst; diese einfache Selbstheit aber ist das An-sich; denn das An-sich ist die reine Sichselbstgleichheit; und diese ist in diesem Bewusstsein.-Dies reine Wissen ist unmittelbar Sein fuer Anderes; denn als die reine Sichselbstgleichheit ist es die Unmittelbarkeit, oder das Sein. Dies Sein ist aber zugleich das reine Allgemeine, die Selbstheit Aller; oder das Handeln ist anerkannt und daher wirklich. Dies Sein ist das Element, wodurch das Gewissen unmittelbar mit allen Selbstbewusstsein in der Beziehung der Gleichheit steht; und die Bedeutung dieser Beziehung ist nicht das selbstlose Gesetz, sondern das Selbst des Gewissens.
Darin aber, dass dies Rechte, was das Gewissen tut, zugleich Sein fuer Anderes ist, scheint eine Ungleichheit an es zu kommen. Die Pflicht, die es vollbringt, ist ein bestimmter Inhalt; er ist zwar das Selbst des Bewusstseins, und darin sein Wissen von sich, seine Gleichheit mit sich selbst. Aber vollbracht, in das allgemeine Medium des Seins gestellt, ist diese Gleichheit nicht mehr Wissen, nicht mehr dieses Unterscheiden, welches seine Unterschiede ebenso unmittelbar aufhebt; sondern im Sein ist der Unterschied bestehend gesetzt, und die Handlung eine bestimmte, ungleich mit dem Elemente des Selbstbewusstseins Aller, also nicht notwendig anerkannt. Beide Seiten, das handelnde Gewissen und das allgemeine diese Handlung als Pflicht anerkennende Bewusstsein sind gleich frei von der Bestimmtheit dieses Tuns. Um dieser Freiheit willen ist die Beziehung in dem gemeinschaftlichen Medium des Zusammenhangs vielmehr ein Verhaeltnis der vollkommnen Ungleichheit; wodurch das Bewusstsein, fuer welches die Handlung ist, sich in vollkommner Ungewissheit ueber den handelnden seiner selbst gewissen Geist befindet. Er handelt, er setzt eine Bestimmtheit als seiend; an dies Sein als an seine Wahrheit halten sich die andern, und sind darin seiner gewiss; er hat darin ausgesprochen, was ihm als Pflicht gilt. Allein er ist frei von irgendeiner bestimmten Pflicht; er ist da heraus, wo sie meinen, dass er wirklich sei; und dies Medium des Seins selbst, und die Pflicht als an sich seiend, gilt ihm nur als Moment. Was er ihnen also hinstellt, verstellt er auch wieder, oder vielmehr hat es unmittelbar verstellt. Denn seine Wirklichkeit ist ihm nicht diese hinausgestellte Pflicht und Bestimmung, sondern diejenige, welche er in der absoluten Gewissheit seiner selbst hat.
Sie wissen also nicht, ob dies Gewissen moralisch gut oder ob es boese ist, oder vielmehr sie koennen es nicht nur nicht wissen, sondern muessen es auch fuer boese nehmen. Denn wie es frei von der Bestimmtheit der Pflicht und von der Pflicht als an sich seiender ist, sind sie es gleichfalls. Was es ihnen hinstellt, wissen sie selbst zu verstellen; es ist ein solches, wodurch nur das Selbst eines andern ausgedrueckt ist, nicht ihr eignes; sie wissen sich nicht nur frei davon, sondern muessen es in ihrem eignen Bewusstsein aufloesen, durch Urteilen und Erklaeren zunichte machen, um ihr Selbst zu erhalten.
Allein die Handlung des Gewissens ist nicht nur diese von dem reinen Selbst verlassne Bestimmung des Seins. Was als Pflicht gelten und anerkannt werden soll, ist es allein durch das Wissen und die Ueberzeugung davon als von der Pflicht, durch das Wissen seiner Selbst in der Tat. Wenn die Tat aufhoert, dieses Selbst an ihr zu haben, hoert sie auf, das zu sein, was allein ihr Wesen ist. Ihr Dasein von diesem Bewusstsein verlassen, waere eine gemeine Wirklichkeit, und die Handlung erschiene uns als ein Vollbringen seiner Lust und Begierde. Was da sein soll, ist hier allein Wesenheit dadurch, dass es als sich selbst aussprechende Individualitaet gewusst wird; und dies Gewusstsein ist es, was das Anerkannte ist, und was, als solches, Dasein haben soll.
Das Selbst tritt ins Dasein als Selbst; der seiner gewisse Geist existiert als solcher fuer andre; seine unmittelbare Handlung ist nicht das, was gilt und wirklich ist; nicht das Bestimmte, nicht das An-sich-seiende ist das Anerkannte, sondern allein das sich wissende Selbst als solches. Das Element des Bestehens ist das allgemeine Selbstbewusstsein; was in dieses Element tritt, kann nicht die Wirkung der Handlung sein, diese haelt nicht darin aus, und erhaelt kein Bleiben, sondern nur das Selbstbewusstsein ist das Anerkannte und gewinnt die Wirklichkeit.
Wir sehen hiemit wieder die Sprache als das Dasein des Geistes. Sie ist das fuer andre seiende Selbstbewusstsein, welches unmittelbar als solches vorhanden und als dieses allgemeines ist. Sie ist das sich von sich selbst abtrennende Selbst, das als reines Ich = Ich sich gegenstaendlich wird, in dieser Gegenstaendlichkeit sich ebenso als dieses Selbst erhaelt, wie es unmittelbar mit den andern zusammenfliesst und ihr Selbstbewusstsein ist; es vernimmt ebenso sich, als es von den andern vernommen wird, und das Vernehmen ist eben das zum Selbst gewordne Dasein.
Der Inhalt, den die Sprache hier gewonnen, ist nicht mehr das verkehrte und verkehrende und zerrissne Selbst der Welt der Bildung; sondern der in sich zurueckgekehrte, seiner und in seinem Selbst seiner Wahrheit oder seines Anerkennens gewisse und als dieses Wissen anerkannte Geist. Die Sprache des sittlichen Geistes ist das Gesetz und der einfache Befehl, und die Klage, die mehr eine Traene ueber die Notwendigkeit ist; das moralische Bewusstsein hingegen ist noch stumm, bei sich in seinem Innern verschlossen, denn in ihm hat das Selbst noch nicht Dasein, sondern das Dasein und das Selbst stehen erst in aeusserer Beziehung aufeinander. Die Sprache aber tritt nur als die Mitte selbststaendiger und anerkannter Selbstbewusstsein hervor, und das daseiende Selbst ist unmittelbar allgemeines, vielfaches und in dieser Vielheit einfaches Anerkanntsein. Der Inhalt der Sprache des Gewissens ist das sich als Wesen wissende Selbst. Dies allein spricht sie aus, und dieses Aussprechen ist die wahre Wirklichkeit des Tuns und das Gelten der Handlung. Das Bewusstsein spricht seine Ueberzeugung aus; diese Ueberzeugung ist es, worin allein die Handlung Pflicht ist; sie gilt auch allein dadurch als Pflicht, dass die Ueberzeugung ausgesprochen wird. Denn das allgemeine Selbstbewusstsein ist frei von der nur seienden bestimmten Handlung; sie als Dasein gilt ihm nichts, sondern die Ueberzeugung, dass sie Pflicht ist; und diese ist in der Sprache wirklich.—Die Handlung verwirklichen heisst hier nicht ihren Inhalt aus der Form des Zwecks oder Fuer-sich-seins in die Form der abstrakten Wirklichkeit uebersetzen, sondern aus der Form der unmittelbaren Gewissheit seiner selbst, die ihr Wissen oder Fuer-sich-sein als das Wesen weiss, in die Form der Versicherung, dass das Bewusstsein von der Pflicht ueberzeugt ist, und die Pflicht als Gewissen aus sich selbst weiss; diese Versicherung versichert also, dass es davon ueberzeugt ist, dass seine Ueberzeugung das Wesen ist.
Ob die Versicherung, aus Ueberzeugung von der Pflicht zu handeln, wahr ist, ob es wirklich die Pflicht ist, was getan wird—diese Fragen oder Zweifel haben keinen Sinn gegen das Gewissen.—Bei jener Frage, ob die Versicherung wahr ist, wuerde vorausgesetzt, dass die innere Absicht von der vorgegebnen verschieden sei, d.h. dass das Wollen des einzelnen Selbsts sich von der Pflicht, von dem Willen des allgemeinen und reinen Bewusstseins trennen koenne; der letztre waere in die Rede gelegt, das erstere aber eigentlich die wahre Triebfeder der Handlung. Allein dieser Unterschied des allgemeinen Bewusstseins und des einzelnen Selbsts ist es eben, der sich aufgehoben, und dessen Aufheben das Gewissen ist. Das unmittelbare Wissen des seiner gewissen Selbsts ist Gesetz und Pflicht; seine Absicht ist dadurch, dass sie seine Absicht ist, das Rechte; es wird nur erfodert, dass er dies wisse, und dies, dass es die Ueberzeugung davon, sein Wissen und Wollen sei das Rechte, sage. Das Aussprechen dieser Versicherung hebt an sich selbst die Form seiner Besonderheit auf; es anerkennt darin die notwendige Allgemeinheit des Selbsts; indem es sich Gewissen nennt, nennt es sich reines Sich-selbst-wissen und reines abstraktes Wollen, d.h. es nennt sich ein allgemeines Wissen und Wollen, das die andern anerkennt, ihnen gleich ist, denn sie sind eben dies reine Sich-wissen und Wollen, und das darum auch von ihnen anerkannt wird. In dem Wollen des seiner gewissen Selbsts, in diesem Wissen, dass das Selbst das Wesen ist, liegt das Wesen des Rechten. —Wer also sagt, er handle so aus Gewissen, der spricht wahr, denn sein Gewissen ist das wissende und wollende Selbst. Er muss dies aber wesentlich sagen, denn dies Selbst muss zugleich allgemeines Selbst sein. Dies ist es nicht in dem Inhalt der Handlung, denn dieser ist um seiner Bestimmtheit willen an sich gleichgueltig: sondern die Allgemeinheit liegt in der Form derselben; diese Form ist es, welche als wirklich zu setzen ist; sie ist das Selbst, das als solches in der Sprache wirklich ist, sich als das Wahre aussagt, eben darin alle Selbst anerkennt und von ihnen anerkannt wird.
Das Gewissen also, in der Majestaet seiner Erhabenheit ueber das bestimmte Gesetz und jeden Inhalt der Pflicht, legt den beliebigen Inhalt in sein Wissen und Wollen; es ist die moralische Genialitaet, welche die innere Stimme ihres unmittelbaren Wissens als goettliche Stimme weiss, und indem sie an diesem Wissen ebenso unmittelbar das Dasein weiss, ist sie die goettliche Schoepferkraft, die in ihrem Begriffe die Lebendigkeit hat. Sie ist ebenso der Gottesdienst in sich selbst; denn ihr Handeln ist das Anschauen dieser ihrer eignen Goettlichkeit.
Dieser einsame Gottesdienst ist zugleich wesentlich der Gottesdienst einer Gemeine, und das reine innere Sich-selbst-wissen und Vernehmen geht zum Momente des Bewusstseins fort. Die Anschauung seiner ist sein gegenstaendliches Dasein, und dies gegenstaendliche Element ist das Aussprechen seines Wissens und Wollens als eines Allgemeinen. Durch dies Aussprechen wird das Selbst zum Geltenden und die Handlung zur ausfuehrenden Tat. Die Wirklichkeit und das Bestehen seines Tuns ist das allgemeine Selbstbewusstsein; das Aussprechen des Gewissens aber setzt die Gewissheit seiner selbst als reines und dadurch als allgemeines Selbst; die andern lassen die Handlung um dieser Rede willen, worin das Selbst als das Wesen ausgedrueckt und anerkannt ist, gelten. Der Geist und die Substanz ihrer Verbindung ist also die gegenseitige Versicherung von ihrer Gewissenhaftigkeit, guten Absichten, das Erfreuen ueber diese wechselseitige Reinheit und das Laben an der Herrlichkeit des Wissens und Aussprechens, des Hegens und Pflegens solcher Vortrefflichkeit. —Insofern dies Gewissen sein abstraktes Bewusstsein noch von seinem Selbstbewusstsein unterscheidet, hat es sein Leben nur verborgen in Gott; er ist zwar unmittelbar seinem Geist und Herzen, seinem Selbst gegenwaertig; aber das offenbare, sein wirkliches Bewusstsein und die vermittelnde Bewegung desselben ist ihm ein Anderes als jenes verborgene Innere und die Unmittelbarkeit des gegenwaertigen Wesens. Allein in der Vollendung des Gewissens hebt sich der Unterschied seines abstrakten und seines Selbstbewusstseins auf. Es weiss, dass das abstrakte Bewusstsein eben dieses Selbst, dieses seiner gewisse Fuer-sich-sein ist, dass in der Unmittelbarkeit der Beziehung des Selbsts auf das An-sich, das ausser dem Selbst gesetzt das abstrakte Wesen und das ihm verborgene ist, eben die Verschiedenheit aufgehoben ist. Denn diejenige Beziehung ist eine vermittelnde, worin die bezognen nicht ein und dasselbe, sondern ein Anderes fuereinander und nur in einem dritten eins sind; die unmittelbare Beziehung aber heisst in der Tat nichts anderes als die Einheit. Das Bewusstsein, ueber die Gedankenlosigkeit, diese Unterschiede, die keine sind, noch fuer Unterschiede zu halten, erhoben, weiss die Unmittelbarkeit der Gegenwart des Wesens in ihm als Einheit des Wesens und seines Selbsts, sein Selbst also als das lebendige An-sich und dies sein Wissen als die Religion, die als angeschautes oder daseiendes Wissen das Sprechen der Gemeine ueber ihren Geist ist.
Wir sehen hiemit hier das Selbstbewusstsein in sein Innerstes zurueckgegangen, dem alle Aeusserlichkeit als solche verschwindet—in die Anschauung des Ich = Ich, worin dieses Ich alle Wesenheit und Dasein ist. Es versinkt in diesem Begriffe seiner selbst, denn es ist auf die Spitze seiner Extreme getrieben, und zwar so, dass die unterschiednen Momente, wodurch es real oder noch Bewusstsein ist, nicht fuer uns nur diese reinen Extreme sind, sondern das, was es fuer sich, und was ihm an sich und was ihm Dasein ist, zu Abstraktionen verfluechtigt, die keinen Halt, keine Substanz mehr fuer dies Bewusstsein selbst haben; und alles, was bisher fuer das Bewusstsein Wesen war, ist in diese Abstraktionen zurueckgegangen.—Zu dieser Reinheit gelaeutert, ist das Bewusstsein seine aermste Gestalt, und die Armut, die seinen einzigen Besitz ausmacht, ist selbst ein Verschwinden; diese absolute Gewissheit, in welche sich die Substanz aufgeloest hat, ist die absolute Unwahrheit, die in sich zusammenfaellt; es ist das absolute Selbstbewusstsein, in dem das Bewusstsein versinkt.
Dies Versinken innerhalb seiner selbst betrachtet, so ist fuer das Bewusstsein die ansich_seiende Substanz das Wissen als sein Wissen. Als Bewusstsein ist es in den Gegensatz seiner und des Gegenstandes, der fuer es das Wesen ist, getrennt; aber dieser Gegenstand eben ist das vollkommen Durchsichtige, es ist sein Selbst, und sein Bewusstsein ist nur das Wissen von sich. Alles Leben und alle geistige Wesenheit ist in dies Selbst zurueckgegangen, und hat seine Verschiedenheit von dem Ich-selbst verloren. Die Momente des Bewusstseins sind daher diese extremen Abstraktionen, deren keine steht, sondern in der andern sich verliert und sie erzeugt. Es ist der Wechsel des ungluecklichen Bewusstseins mit sich, der aber fuer es selbst innerhalb seiner vorgeht und der Begriff der Vernunft zu sein sich bewusst ist, der jenes nur an sich ist. Die absolute Gewissheit seiner selbst schlaegt ihr also als Bewusstsein unmittelbar in ein Austoenen, in Gegenstaendlichkeit seines Fuer-sich-seins um; aber diese erschaffne Welt ist seine Rede, die es ebenso unmittelbar vernommen, und deren Echo nur zu ihm zurueckkommt. Diese Rueckkehr hat daher nicht die Bedeutung, dass es an und fuer sich darin ist; denn das Wesen ist ihm kein An-sich, sondern es selbst; ebensowenig hat es Dasein, denn das Gegenstaendliche kommt nicht dazu, ein Negatives des wirklichen Selbsts zu sein, so wie dieses nicht zur Wirklichkeit. Es fehlt ihm die Kraft der Entaeusserung, die Kraft, sich zum Dinge zu machen und das Sein zu ertragen. Es lebt in der Angst, die Herrlichkeit seines Innern durch Handlung und Dasein zu beflecken, und um die Reinheit seines Herzens zu bewahren, flieht es die Beruehrung der Wirklichkeit und beharret in der eigensinnigen Kraftlosigkeit, seinem zur letzten Abstraktion zugespitzten Selbst zu entsagen und sich Substantialitaet zu geben, oder sein Denken in Sein zu verwandeln und sich dem absoluten Unterschiede anzuvertrauen. Der hohle Gegenstand, den es sich erzeugt, erfuellt es daher nur mit dem Bewusstsein der Leerheit; sein Tun ist das Sehnen, das in dem Werden seiner selbst zum wesenlosen Gegenstande sich nur verliert, und ueber diesen Verlust hinaus und zurueck zu sich fallend, sich nur als verlornes findet;—in dieser durchsichtigen Reinheit seiner Momente eine unglueckliche sogenannte schoene Seele, verglimmt sie in sich, und schwindet als ein gestaltloser Dunst, der sich in Luft aufloest.
Dies stille Zusammenfliessen der marklosen Wesenheiten des verfluechtigten Lebens ist aber noch in der andern Bedeutung der Wirklichkeit des Gewissens und in der Erscheinung seiner Bewegung zu nehmen, und das Gewissen als handelnd zu betrachten.—Das gegenstaendliche Moment in diesem Bewusstsein hat sich oben als allgemeines Bewusstsein bestimmt; das sich selbst wissende Wissen ist als dieses Selbst unterschieden von andern Selbst; die Sprache, in der sich alle gegenseitig als gewissenhaft handelnd anerkennen, diese allgemeine Gleichheit, zerfaellt in die Ungleichheit des einzelnen Fuer-sich-seins, jedes Bewusstsein ist aus seiner Allgemeinheit ebenso schlechthin in sich reflektiert; hiedurch tritt der Gegensatz der Einzelnheit gegen die andern Einzelnen und gegen das Allgemeine notwendig ein, und dieses Verhaeltnis und seine Bewegung ist zu betrachten.—Oder diese Allgemeinheit und die Pflicht hat die schlechthin entgegengesetzte Bedeutung der bestimmten von dem Allgemeinen sich ausnehmenden Einzelnheit, fuer welche die reine Pflicht nur die an die Oberflaeche getretene und nach aussen gekehrte Allgemeinheit ist; die Pflicht liegt nur in den Worten, und gilt als ein Sein fuer Anderes. Das Gewissen, zunaechst nur negativ gegen die Pflicht als diese bestimmte vorhandne gerichtet, weiss sich frei von ihr; aber indem es die leere Pflicht mit einem bestimmten Inhalte aus sich selbst anfuellt, hat es das positive Bewusstsein darueber, dass es als dieses Selbst sich den Inhalt macht; sein reines Selbst, als leeres Wissen, ist das Inhalts-und Bestimmungslose; der Inhalt, den es ihm gibt, ist aus seinem Selbst als diesem bestimmten, aus sich als natuerlicher Individualitaet genommen, und in dem Sprechen von der Gewissenhaftigkeit seines Handelns ist es sich wohl seines reinen Selbsts, aber, im Zwecke seines Handelns als wirklichem Inhalt, seiner als dieses besondern Einzelnen und des Gegensatzes desjenigen bewusst, was es fuer sich und was es fuer andere ist, des Gegensatzes der Allgemeinheit oder Pflicht und seines Reflektiertseins aus ihr.
Wenn sich so der Gegensatz, in den das Gewissen als handelnd eintritt, in seinem Innern ausdrueckt, so ist er zugleich die Ungleichheit nach Aussen in dem Elemente des Daseins, die Ungleichheit seiner besondern Einzelnheit gegen anderes Einzelnes.—Seine Besonderheit besteht darin, dass die beiden sein Bewusstsein konstituierenden Momente, das Selbst und das An-sich, mit ungleichem Werte, und zwar mit der Bestimmung in ihm gelten, dass die Gewissheit seiner selbst das Wesen ist, gegen das An-sich oder das Allgemeine, das nur als Moment gilt. Dieser innerlichen Bestimmung steht also das Element des Daseins oder das allgemeine Bewusstsein gegenueber, welchem vielmehr die Allgemeinheit, die Pflicht das Wesen, dagegen die Einzelnheit, die gegen das Allgemeine fuer sich ist, nur als aufgehobnes Moment gilt. Diesem Festhalten an der Pflicht gilt das erste Bewusstsein als das Boese, weil es die Ungleichheit seines In-sich-seins mit dem Allgemeinen ist, und indem dieses zugleich sein Tun als Gleichheit mit sich selbst, als Pflicht und Gewissenhaftigkeit ausspricht, als Heuchelei.
Die Bewegung dieses Gegensatzes ist zunaechst die formelle Herstellung der Gleichheit zwischen dem, was das Boese in sich ist, und was es ausspricht; es muss zum Vorschein kommen, dass es boese und so sein Dasein seinem Wesen gleich, die Heuchelei muss entlarvt werden.—Diese Rueckkehr der in ihr vorhandnen Ungleichheit in die Gleichheit ist nicht darin schon zustande gekommen, dass die Heuchelei, wie man zu sagen pflegt, ebendadurch ihre Achtung fuer Pflicht und Tugend beweise, dass sie den Schein derselben annehme und als Maske fuer ihr eignes nicht weniger als fuer fremdes Bewusstsein gebrauche; in welchem Anerkennen des Entgegengesetzten an sich die Gleichheit und Uebereinstimmung enthalten sei.—Allein sie ist zugleich aus diesem Anerkennen der Sprache ebensosehr heraus und in sich reflektiert, und darin, dass sie das An-sich-seiende nur als ein Sein fuer Anderes gebraucht, ist vielmehr die eigne Verachtung desselben und die Darstellung seiner Wesenlosigkeit fuer alle enthalten. Denn was sich als ein aeusserliches Werkzeug gebrauchen laesst, zeigt sich als ein Ding, das keine eigne Schwere in sich hat.
Auch kommt diese Gleichheit weder durch das einseitige Beharren des boesen Bewusstseins auf sich noch durch das Urteil des Allgemeinen zustande.—Wenn jenes sich gegen das Bewusstsein der Pflicht verleugnet und, was dieses fuer Schlechtigkeit, fuer absolute Ungleichheit mit dem Allgemeinen, aussagt, als ein Handeln nach dem innern Gesetze und Gewissen behauptet, so bleibt in dieser einseitigen Versicherung der Gleichheit seine Ungleichheit mit dem Andern, da ja dieses sie nicht glaubt und nicht anerkennt.—Oder da das einseitige Beharren auf einem Extreme sich selbst aufloest, so wuerde das Boese sich zwar dadurch als Boeses eingestehen, aber darin sich unmittelbar aufheben und nicht Heuchelei sein noch als solche sich entlarven. Es gesteht sich in der Tat als Boeses durch die Behauptung ein, dass es, dem anerkannten Allgemeinen entgegengesetzt, nach seinem innern Gesetze und Gewissen handle. Denn waere dies Gesetz und Gewissen nicht das Gesetz seiner Einzelnheit und Willkuer, so waere es nicht etwas Innres, Eignes, sondern das allgemein Anerkannte. Wer darum sagt, dass er nach seinem Gesetze und Gewissen gegen die andern handle, sagt in der Tat, dass er sie misshandle. Aber das wirkliche Gewissen ist nicht dieses Beharren auf dem Wissen und Willen, der dem Allgemeinen sich entgegensetzt, sondern das Allgemeine ist das Element seines Daseins, und seine Sprache sagt sein Tun als die anerkannte Pflicht aus.
Ebensowenig ist das Beharren des allgemeinen Bewusstseins auf seinem Urteile Entlarvung und Aufloesung der Heuchelei.—Indem es gegen sie schlecht, niedertraechtig u.s.f. ausruft, beruft es sich in solchem Urteil auf sein Gesetz, wie das boese Bewusstsein auf das seinige. Denn jenes tritt im Gegensatz gegen dieses und dadurch als ein besonderes Gesetz auf. Es hat also nichts vor dem andern voraus, legitimiert vielmehr dieses, und dieser Eifer tut gerade das Gegenteil dessen, was er zu tun meint,—naemlich das, was er wahre Pflicht nennt und das allgemein anerkannt sein soll, als ein Nichtanerkanntes zu zeigen, und hiedurch dem andern das gleiche Recht des Fuer-sich-seins einzuraeumen.
Dies Urteil aber hat zugleich eine andre Seite, von welcher es die Einleitung zur Aufloesung des vorhandnen Gegensatzes wird.—Das Bewusstsein des Allgemeinen verhaelt sich nicht als wirkliches und handelndes gegen das erste—denn dieses ist vielmehr das wirkliche—, sondern ihm entgegengesetzt, als dasjenige, das nicht in dem Gegensatze der Einzelnheit und Allgemeinheit befangen ist, welcher in dem Handeln eintritt. Es bleibt in der Allgemeinheit des Gedankens, verhaelt sich als auffassendes, und seine erste Handlung ist nur das Urteil.—Durch dies Urteil stellt es sich nun, wie soeben bemerkt wurde, neben das erste, und dieses kommt durch diese Gleichheit zur Anschauung seiner selbst in diesem andern Bewusstsein. Denn das Bewusstsein der Pflicht verhaelt sich auffassend, passiv; es ist aber hiedurch im Widerspruche mit sich als dem absoluten Willen der Pflicht, mit sich, dem schlechthin aus sich selbst Bestimmenden. Es hat gut sich in der Reinheit bewahren, denn es handelt nicht; es ist die Heuchelei, die das Urteilen fuer wirkliche Tat genommen wissen will, und statt durch Handlung durch das Aussprechen vortrefflicher Gesinnungen die Rechtschaffenheit beweist. Es ist also ganz so beschaffen wie dasjenige, dem der Vorwurf gemacht wird, dass es nur in seine Rede die Pflicht legt. In beiden ist die Seite der Wirklichkeit gleich unterschieden von der Rede, in dem einen durch den eigennuetzigen Zweck der Handlung, in dem andern durch das Fehlen des Handelns ueberhaupt, dessen Notwendigkeit in dem Sprechen von der Pflicht selbst liegt, denn diese hat ohne Tat gar keine Bedeutung.
Das Urteilen ist aber auch als positive Handlung des Gedankens zu betrachten und hat einen positiven Inhalt; durch diese Seite wird der Widerspruch, der in dem auffassenden Bewusstsein vorhanden ist, und seine Gleichheit mit dem ersten noch vollstaendiger.—Das handelnde Bewusstsein spricht dies sein bestimmtes Tun als Pflicht aus, und das beurteilende kann ihm dies nicht ableugnen; denn die Pflicht selbst ist die jeden Inhalts faehige, inhaltslose Form,—oder die konkrete Handlung, in ihrer Vielseitigkeit an ihr selbst verschieden, hat die allgemeine Seite, welche die ist, die als Pflicht genommen wird, ebensosehr an ihr als die besondere, die den Anteil und das Interesse des Individuums ausmacht. Das beurteilende Bewusstsein bleibt nun nicht bei jener Seite der Pflicht und bei dem Wissen des Handelnden davon, dass dies seine Pflicht, das Verhaeltnis und der Stand seiner Wirklichkeit sei, stehen. Sondern es haelt sich an die andre Seite, spielt die Handlung in das Innre hinein, und erklaert sie aus ihrer von ihr selbst verschiednen Absicht und eigennuetzigen Triebfeder. Wie jede Handlung der Betrachtung ihrer Pflichtgemaessheit faehig ist, ebenso dieser andern Betrachtung der Besonderheit; denn als Handlung ist sie die Wirklichkeit des Individuums.—Dieses Beurteilen setzt also die Handlung aus ihrem Dasein heraus und reflektiert sie in das Innre oder in die Form der eignen Besonderheit.—Ist sie von Ruhme begleitet, so weiss es dies Innre als Ruhm_sucht;—ist sie dem Stande des Individuums ueberhaupt angemessen, ohne ueber diesen hinauszugehen, und so beschaffen, dass die Individualitaet den Stand nicht als eine aeussere Bestimmung an ihr haengen hat, sondern diese Allgemeinheit durch sich selbst ausfuellt und ebendadurch sich als eines Hoehern faehig zeigt, so weiss das Urteil ihr Innres als Ehrbegierde u.s.f. Indem in der Handlung ueberhaupt das Handelnde zur Anschauung seiner selbst in der Gegenstaendlichkeit, oder zum Selbstgefuehl seiner in seinem Dasein und also zum Genusse gelangt; so weiss das Urteil das Innre als Trieb nach eigner Glueckseligkeit, bestuende sie auch nur in der innern moralischen Eitelkeit, dem Genusse des Bewusstseins der eignen Vortrefflichkeit, und dem Vorschmacke der Hoffnung einer kuenftigen Glueckseligkeit.—Es kann sich keine Handlung solchem Beurteilen entziehen, denn die Pflicht um der Pflicht willen, dieser reine Zweck, ist das Unwirkliche; seine Wirklichkeit hat er in dem Tun der Individualitaet, und die Handlung dadurch die Seite der Besondernheit an ihr.—Es gibt keinen Helden fuer den Kammerdiener; nicht aber weil jener nicht ein Held, sondern weil dieser—der Kammerdiener ist, mit welchem jener nicht als Held, sondern als Essender, Trinkender, sich Kleidender, ueberhaupt in der Einzelnheit des Beduerfnisses und der Vorstellung zu tun hat. So gibt es fuer das Beurteilen keine Handlung, in welcher es nicht die Seite der Einzelnheit der Individualitaet der allgemeinen Seite der Handlung entgegensetzen, und gegen den Handelnden den Kammerdiener der Moralitaet machen koennte.
Dies beurteilende Bewusstsein ist hiemit selbst niedertraechtig, weil es die Handlung teilt, und ihre Ungleichheit mit ihr selbst hervorbringt und festhaelt. Es ist ferner Heuchelei, weil es solches Beurteilen nicht fuer eine andre Manier, boese zu sein, sondern fuer das rechte Bewusstsein der Handlung ausgibt, in dieser seiner Unwirklichkeit und Eitelkeit des Gut-und Besserwissens sich selbst ueber die heruntergemachten Taten hinaufsetzt, und sein tatloses Reden fuer eine vortreffliche Wirklichkeit genommen wissen will.—Hiedurch also dem Handelnden, welches von ihm beurteilt wird, sich gleich machend, wird es von diesem als dasselbe mit ihm erkannt. Dieses findet sich von jenem nicht nur aufgefasst als ein Fremdes und mit ihm Ungleiches, sondern vielmehr jenes nach dessen eigner Beschaffenheit mit ihm gleich. Diese Gleichheit anschauend und sie aussprechend, gesteht es sich ihm ein, und erwartet ebenso, dass das Andre, wie es sich in der Tat ihm gleich gestellt hat, so auch seine Rede erwidern, in ihr seine Gleichheit aussprechen und das anerkennende Dasein eintreten werde. Sein Gestaendnis ist nicht eine Erniedrigung, Demuetigung, Wegwerfung im Verhaeltnisse gegen das Andre; denn dieses Aussprechen ist nicht das einseitige, wodurch es seine Ungleichheit mit ihm setzte, sondern allein um der Anschauung der Gleichheit des Andern willen mit ihm spricht es sich, es spricht ihre Gleichheit von seiner Seite in seinem Gestaendnisse aus, und spricht sie darum aus, weil die Sprache das Dasein des Geistes als unmittelbaren Selbsts ist; es erwartet also, dass das Andre das Seinige zu diesem Dasein beitrage.
Allein auf das Eingestaendnis des Boesen: Ich bin's, erfolgt nicht diese Erwiderung des gleichen Gestaendnisses. So war es mit jenem Urteilen nicht gemeint; im Gegenteil! Es stoesst diese Gemeinschaft von sich, und ist das harte Herz, das fuer sich ist und die Kontinuitaet mit dem andern verwirft.—Hiedurch kehrt sich die Szene um. Dasjenige, das sich bekannte, sieht sich zurueckgestossen, und das andere im Unrecht, welches das Heraustreten seines Innern in das Dasein der Rede verweigert und dem Boesen die Schoenheit seiner Seele, dem Bekenntnisse aber den steifen Nacken des sich gleich bleibenden Charakters und die Stummheit, sich in sich zu behalten und sich nicht gegen einen andern wegzuwerfen, entgegensetzt. Es ist hier die hoechste Empoerung des seiner selbst gewissen Geistes gesetzt; denn er schaut sich als dieses einfache Wissen des Selbsts im Andern an, und zwar so, dass auch die aeussere Gestalt dieses Andern nicht wie im Reichtume das Wesenlose, nicht ein Ding ist, sondern es ist der Gedanke, das Wissen selbst, was ihm entgegengehalten, es ist diese absolut fluessige Kontinuitaet des reinen Wissens, die sich verweigert, ihre Mitteilung mit ihm zu setzen—mit ihm, der schon in seinem Bekenntnisse dem abgesonderten Fuer-sich-sein entsagte, und sich als aufgehobne Besonderheit und hiedurch als die Kontinuitaet mit dem Andern, als Allgemeines setzte. Das Andre aber behaelt an ihm selbst sich sein sich nicht mitteilendes Fuer-sich-sein bevor; an dem bekennenden behaelt es ebendasselbe, was aber von diesem schon abgeworfen ist. Es zeigt sich dadurch als das geistverlassne und den Geist verleugnende Bewusstsein, denn es erkennt nicht, dass der Geist in der absoluten Gewissheit seiner selbst ueber alle Tat und Wirklichkeit Meister, und sie abwerfen und ungeschehen machen kann. Zugleich erkennt es nicht den Widerspruch, den es begeht, die Abwerfung, die in der Rede geschehen ist, nicht fuer das wahre Abwerfen gelten zu lassen, waehrend es selbst die Gewissheit seines Geistes nicht in einer wirklichen Handlung, sondern in seinem Innern und dessen Dasein in der Rede seines Urteils hat. Es ist es also selbst, das die Rueckkehr des Andern aus der Tat in das geistige Dasein der Rede und in die Gleichheit des Geistes hemmt und durch diese Haerte die Ungleichheit hervorbringt, welche noch vorhanden ist.
Insofern nun der seiner selbst gewisse Geist, als schoene Seele, nicht die Kraft der Entaeusserung des an sich haltenden Wissens ihrer selbst besitzt, kann sie nicht zur Gleichheit mit dem zurueckgestossnen Bewusstsein und also nicht zur angeschauten Einheit ihrer selbst im Andern, nicht zum Dasein gelangen; die Gleichheit kommt daher nur negativ, als ein geistloses Sein, zustande. Die wirklichkeitslose schoene Seele, in dem Widerspruche ihres reinen Selbsts und der Notwendigkeit desselben, sich zum Sein zu entaeussern und in Wirklichkeit umzuschlagen, in der Unmittelbarkeit dieses festgehaltnen Gegensatzes—einer Unmittelbarkeit, die allein die Mitte und Versoehnung des auf seine reine Abstraktion gesteigerten Gegensatzes, und die reines Sein oder das leere Nichts ist—ist also als Bewusstsein dieses Widerspruches in seiner unversoehnten Unmittelbarkeit zur Verruecktheit zerruettet, und zerfliesst in sehnsuechtiger Schwindsucht. Es gibt damit in der Tat das harte Festhalten seines Fuer-sich-seins auf, bringt aber nur die geistlose Einheit des Seins hervor.
Die wahre, naemlich die selbstbewusste und daseiende Ausgleichung ist nach ihrer Notwendigkeit schon in dem Vorhergehenden enthalten. Das Brechen des harten Herzens und seine Erhebung zur Allgemeinheit ist dieselbe Bewegung, welche an dem Bewusstsein ausgedrueckt war, das sich selbst bekannte. Die Wunden des Geistes heilen, ohne dass Narben bleiben; die Tat ist nicht das Unvergaengliche, sondern wird von dem Geiste in sich zurueckgenommen, und die Seite der Einzelnheit, die an ihr, es sei als Absicht oder als daseiende Negativitaet und Schranke derselben vorhanden ist, ist das unmittelbar verschwindende. Das verwirklichende Selbst, die Form seiner Handlung, ist nur ein Moment des Ganzen, und ebenso das durch Urteil bestimmende und den Unterschied der einzelnen und allgemeinen Seite des Handelns festsetzende Wissen. Jenes Boese setzt diese Entaeusserung seiner oder sich als Moment, hervorgelockt in das bekennende Dasein durch die Anschauung seiner selbst im Andern. Diesem Andern aber muss, wie jenem sein einseitiges nicht anerkanntes Dasein des besondern Fuer-sich-seins, so ihm sein einseitiges nicht anerkanntes Urteil brechen; und wie jenes die Macht des Geistes ueber seine Wirklichkeit darstellt, so dies die Macht ueber seinen bestimmten Begriff.
Dieses entsagt aber dem teilenden Gedanken und der Haerte des an ihm festhaltenden Fuer-sich-seins, darum weil es in der Tat sich selbst im ersten anschaut. Dies, das seine Wirklichkeit wegwirft, und sich zum aufgehobnen Diesen macht, stellt sich dadurch in der Tat als Allgemeines dar; es kehrt aus seiner aeussern Wirklichkeit in sich als Wesen zurueck; das allgemeine Bewusstsein erkennt also darin sich selbst.—Die Verzeihung, die es dem ersten widerfahren laesst, ist die Verzicht-Leistung auf sich, auf sein unwirkliches Wesen, dem es jenes andere, das wirkliches Handeln war, gleichsetzt, und es, das von der Bestimmung, die das Handeln im Gedanken erhielt, Boeses genannt wurde, als gut anerkennt, oder vielmehr diesen Unterschied des bestimmten Gedankens und sein fuersichseiendes bestimmendes Urteil fahren laesst, wie das Andre das fuersichseiende Bestimmen der Handlung. —Das Wort der Versoehnung ist der daseiende Geist, der das reine Wissen seiner selbst als allgemeinen Wesens in seinem Gegenteile, in dem reinen Wissen seiner als der absolut in sich seienden Einzelnheit anschaut—ein gegenseitigem Anerkennen, welches der absolute Geist ist.
Er tritt ins Dasein nur auf der Spitze, auf welcher sein reines Wissen von sich selbst der Gegensatz und Wechsel mit sich selbst ist. Wissend, dass sein reines Wissen das abstrakte Wesen ist, ist er diese wissende Pflicht im absoluten Gegensatze gegen das Wissen, das sich als absolute Einzelnheit des Selbsts das Wesen zu sein weiss. Jenes ist die reine Kontinuitaet des Allgemeinen, welches die sich als Wesen wissende Einzelnheit als das an sich Nichtige, als das Boese weiss. Dies aber ist die absolute Diskretion, welche sich selbst in ihrem reinen Eins absolut, und jenes Allgemeine als das unwirkliche weiss, das nur fuer Andre ist. Beide Seiten sind zu dieser Reinheit gelaeutert, worin kein selbstloses Dasein, kein Negatives des Bewusstseins mehr an ihnen ist, sondern jene Pflicht ist der sich gleichbleibende Charakter seines Sich-selbst-wissens, und dieses Boese hat ebenso seinen Zweck in seinem In-sich-sein, und seine Wirklichkeit in seiner Rede; der Inhalt dieser Rede ist die Substanz seines Bestehens; sie ist die Versicherung von der Gewissheit des Geistes in sich selbst.—Beide ihrer selbst gewissen Geister haben keinen andern Zweck als ihr reines Selbst, und keine andre Realitaet und Dasein als eben dieses reine Selbst. Aber sie sind noch verschieden, und die Verschiedenheit ist die absolute, weil sie in diesem Elemente des reinen Begriffes gesetzt ist. Sie ist es auch nicht nur fuer uns, sondern fuer die Begriffe selbst, die in diesem Gegensatze stehen. Denn diese Begriffe sind zwar bestimmte gegeneinander, aber zugleich an sich allgemeine, so dass sie den ganzen Umfang des Selbsts ausfuellen, und dies Selbst keinen andern Inhalt als diese seine Bestimmtheit hat, die weder ueber es hinausgeht, noch beschraenkter ist als es; denn die eine, das absolut Allgemeine, ist ebenso das reine Sich-selbst-wissen als das andre, die absolute Diskretion der Einzelnheit, und beide sind nur dies reine Sich-wissen. Beide Bestimmtheiten sind also die wissenden reinen Begriffe, deren Bestimmtheit selbst unmittelbar Wissen, oder deren Verhaeltnis und Gegensatz das Ich ist. Hiedurch sind sie fuereinander diese schlechthin Entgegengesetzten; es ist das vollkommen Innre, das so sich selbst gegenueber und ins Dasein getreten ist; sie machen das reine Wissen aus, das durch diesen Gegensatz als Bewusstsein gesetzt ist. Aber noch ist es nicht Selbstbewusstsein. Diese Verwirklichung hat es in der Bewegung dieses Gegensatzes. Denn dieser Gegensatz ist vielmehr selbst die indiskrete Kontinuitaet und Gleichheit des Ich = Ich; und jedes fuer sich eben durch den Widerspruch seiner reinen Allgemeinheit, welche zugleich seiner Gleichheit mit dem andern noch widerstrebt und sich davon absondert, hebt an ihm selbst sich auf. Durch diese Entaeusserung kehrt dies in seinem Dasein entzweite Wissen in die Einheit des Selbsts zurueck; es ist das wirkliche Ich, das allgemeine Sich-selbst -wissen in seinem absoluten Gegenteile, in dem insich_seienden Wissen, das um der Reinheit seines abgesonderten In-sich-seins willen selbst das vollkommen Allgemeine ist. Das versoehnende *Ja*, worin beide Ich von ihrem entgegengesetzten Dasein ablassen, ist das Dasein des zur Zweiheit ausgedehnten Ichs, das darin sich gleich bleibt, und in seiner vollkommnen Entaeusserung und Gegenteile die Gewissheit seiner selbst hat;—es ist der erscheinende Gott mitten unter ihnen, die sich als das reine Wissen wissen.
In den bisherigen Gestaltungen, die sich im allgemeinen als Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft und Geist unterscheiden, ist zwar auch die Religion, als Bewusstsein des absoluten Wesens ueberhaupt, vorgekommen; allein vom Standpunkte des Bewusstseins aus, das sich des absoluten Wesens bewusst ist; nicht aber ist das absolute Wesen an und fuer sich selbst, nicht das Selbstbewusstsein des Geistes in jenen Formen erschienen.
Schon das Bewusstsein wird, insofern es Verstand ist, Bewusstsein des Uebersinnlichen oder Innern des gegenstaendlichen Daseins. Aber das Uebersinnliche, Ewige, oder wie man es sonst nennen mag, ist selbstlos; es ist nur erst das Allgemeine, das noch weit entfernt ist, der sich als Geist wissende Geist zu sein.—Alsdenn war das Selbstbewusstsein, das in der Gestalt des ungluecklichen Bewusstseins seine Vollendung hat, nur der sich zur Gegenstaendlichkeit wieder herausringende, aber sie nicht erreichende Schmerz des Geistes. Die Einheit des einzelnen Selbstbewusstseins und seines unwandelbaren Wesens, zu der jenes sich bringt, bleibt daher ein Jenseits desselben.—Das unmittelbare Dasein der Vernunft, die fuer uns aus jenem Schmerz hervorging, und ihre eigentuemlichen Gestalten haben keine Religion, weil das Selbstbewusstsein derselben sich in der unmittelbaren Gegenwart weiss oder sucht.
Hingegen in der sittlichen Welt sahen wir eine Religion, und zwar die Religion der Unterwelt; sie ist der Glauben an die furchtbare unbekannte Nacht des Schicksals, und an die Eumenide des abgeschiednen Geistes;—jene die reine Negativitaet in der Form der Allgemeinheit, diese dieselbe in der Form der Einzelnheit. Das absolute Wesen ist in der letztern Form also zwar das Selbst, und gegenwaertiges, wie das Selbst nicht anders ist; allein das einzelne Selbst ist dieser einzelne Schatten, der die Allgemeinheit, welche das Schicksal ist, getrennt von sich hat. Er ist zwar Schatten, aufgehobner Dieser, und somit allgemeines Selbst; aber noch ist jene negative Bedeutung nicht in diese positive umgeschlagen, und daher bedeutet zugleich das aufgehobne Selbst noch unmittelbar diesen besondern und wesenlosen.—Das Schicksal aber ohne das Selbst bleibt die bewusstlose Nacht, die nicht zur Unterscheidung in ihr noch zur Klarheit des Sich-selbst-wissens kommt.
Dieser Glauben an das Nichts der Notwendigkeit und an die Unterwelt wird zum Glauben an den Himmel, weil das abgeschiedne Selbst mit seiner Allgemeinheit sich vereinen, in ihr das, was es enthaelt, auseinanderschlagen und so sich klar werden muss. Dieses Reich des Glaubens aber sahen wir nur im Elemente des Denkens seinen Inhalt ohne den Begriff entfalten, und es darum in seinem Schicksale, naemlich in der Religion der Aufklaerung, untergehen. In dieser stellt sich das uebersinnliche Jenseits des Verstandes wieder her, aber so, dass das Selbstbewusstsein diesseits befriedigt steht, und das uebersinnliche, das leere nicht zu erkennende noch zu fuerchtende jenseits weder als Selbst noch als Macht weiss.
In der Religion der Moralitaet ist endlich dies wiederhergestellt, dass das absolute Wesen ein positiver Inhalt ist, aber er ist mit der Negativitaet der Aufklaerung vereinigt. Er ist ein Sein, das ebenso ins Selbst zurueckgenommen und darin eingeschlossen bleibt, und ein unterschiedner Inhalt, dessen Teile ebenso unmittelbar negiert, als sie aufgestellt sind. Das Schicksal aber, worin diese widersprechende Bewegung versinkt, ist das seiner, als des Schicksals der Wesenheit und Wirklichkeit, bewusste Selbst.
Der sich selbst wissende Geist ist in der Religion unmittelbar sein eignes reines Selbstbewusstsein. Diejenigen Gestalten desselben, die betrachtet worden—der wahre, der sich entfremdete, und der seiner selbst gewisse Geist—, machen zusammen ihn in seinem Bewusstsein aus, das seiner Welt gegenuebertretend in ihr sich nicht erkennt. Aber im Gewissen unterwirft er sich wie seine gegenstaendliche Welt ueberhaupt, so auch seine Vorstellung und seine bestimmten Begriffe, und ist nun bei sich seiendes Selbstbewusstsein. In diesem hat er fuer sich, als Gegenstand vorgestellt, die Bedeutung, der allgemeine Geist zu sein, der alles Wesen und alle Wirklichkeit in sich enthaelt; ist aber nicht in der Form freier Wirklichkeit oder der selbststaendig erscheinenden Natur. Er hat zwar Gestalt oder die Form des Seins, indem er Gegenstand seines Bewusstseins ist, aber weil dieses in der Religion in der wesentlichen Bestimmung, Selbst_bewusstsein zu sein, gesetzt ist, ist die Gestalt sich vollkommen durchsichtig; und die Wirklichkeit, die er enthaelt, ist in ihm eingeschlossen oder in ihm aufgehoben, gerade auf die Weise, wie wenn wir alle Wirklichkeit sprechen; sie ist die gedachte, allgemeine Wirklichkeit.
Indem also in der Religion die Bestimmung des eigentlichen Bewusstseins des Geistes nicht die Form des freien Andersseins hat, so ist sein Dasein von seinem Selbstbewusstsein unterschieden, und seine eigentliche Wirklichkeit faellt ausser der Religion; es ist wohl ein Geist beider, aber sein Bewusstsein umfasst nicht beide zumal, und die Religion erscheint als ein Teil des Daseins und Tuns und Treibens, dessen anderer Teil das Leben in seiner wirklichen Welt ist. Wie wir nun es wissen, dass der Geist in seiner Welt und der seiner als Geist bewusste Geist oder der Geist in der Religion dasselbe sind, so besteht die Vollendung der Religion darin, dass beides einander gleich werde, nicht nur dass seine Wirklichkeit von der Religion befasst ist, sondern umgekehrt, dass er sich als seiner selbst bewusster Geist wirklich und Gegenstand seines Bewusstseins werde.—Insofern der Geist in der Religion sich ihm selbst vorstellt, ist er zwar Bewusstsein, und die in ihr eingeschlossne Wirklichkeit ist die Gestalt und das Kleid seiner Vorstellung. Der Wirklichkeit widerfaehrt aber in dieser Vorstellung nicht ihr vollkommnes Recht, naemlich nicht nur Kleid zu sein, sondern selbststaendiges freies Dasein; und umgekehrt ist sie, weil ihr die Vollendung in ihr selbst mangelt, eine bestimmte Gestalt, die nicht dasjenige erreicht, was sie darstellen soll, naemlich den seiner selbst bewussten Geist. Dass seine Gestalt ihn selbst ausdrueckte, muesste sie selbst nichts anderes sein als er, und er sich so erschienen oder wirklich sein, wie er in seinem Wesen ist. Dadurch allein wuerde auch das erreicht, was die Foderung des Gegenteils zu sein scheinen kann, naemlich dass der Gegenstand seines Bewusstseins die Form freier Wirklichkeit zugleich hat; aber nur der Geist, der sich als absoluter Geist Gegenstand ist, ist sich eine ebenso freie Wirklichkeit, als er darin seiner selbst bewusst bleibt.
Indem zunaechst das Selbstbewusstsein und das eigentliche Bewusstsein, die Religion und der Geist in seiner Welt oder das Dasein des Geistes unterschieden wird, so besteht das letztere in dem Ganzen des Geistes, insofern seine Momente als auseinandertretend und jedes fuer sich sich darstellt. Die Momente aber sind das Bewusstsein, das Selbstbewusstsein, die Vernunft und der Geist;—der Geist naemlich als unmittelbarer Geist, der noch nicht das Bewusstsein des Geistes ist. Ihre zusammengefasste Totalitaet macht den Geist in seinem weltlichen Dasein ueberhaupt aus; der Geist als solcher enthaelt die bisherigen Gestaltungen in den allgemeinen Bestimmungen, den soeben genannten Momenten. Die Religion setzt den ganzen Ablauf derselben voraus und ist die einfache Totalitaet oder das absolute Selbst derselben.—Der Verlauf derselben ist uebrigens im Verhaeltnisse zur Religion nicht in der Zeit vorzustellen. Der ganze Geist nur ist in der Zeit, und die Gestalten, welche Gestalten des ganzen Geistes als solchen sind, stellen sich in einer Aufeinanderfolge dar; denn nur das Ganze hat eigentliche Wirklichkeit, und daher die Form der reinen Freiheit gegen anderes, die sich als Zeit ausdrueckt. Aber die Momente desselben, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft und Geist haben, weil sie Momente sind, kein voneinander verschiednes Dasein. —Wie der Geist von seinen Momenten unterschieden wurde, so ist noch drittens von diesen Momenten selbst ihre vereinzelnte Bestimmung zu unterscheiden. Jedes jener Momente sahen wir naemlich wieder an ihm selbst sich in einem eignen Verlaufe unterscheiden und verschieden gestalten; wie z.B. am Bewusstsein die sinnliche Gewissheit, Wahrnehmung sich unterschied. Diese letztern Seiten treten in der Zeit auseinander und gehoeren einem besondern Ganzen an.—Denn der Geist steigt aus seiner Allgemeinheit durch die Bestimmung zur Einzelnheit herab. Die Bestimmung oder Mitte ist Bewusstsein, Selbstbewusstsein u.s.f. Die Einzelnheit aber machen die Gestalten dieser Momente aus. Diese stellen daher den Geist in seiner Einzelnheit oder Wirklichkeit dar und unterscheiden sich in der Zeit, so jedoch, dass die folgende die vorhergehenden an ihr behaelt.
Wenn daher die Religion die Vollendung des Geistes ist, worin die einzelnen Momente desselben, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft und Geist, als in ihren Grund zurueckgehen und zurueckgegangen sind, so machen sie zusammen die daseiende Wirklichkeit des ganzen Geistes aus, welcher nur ist als die unterscheidende und in sich zurueckgehende Bewegung dieser seiner Seiten. Das Werden der Religion ueberhaupt ist in der Bewegung der allgemeinen Momente enthalten. Indem aber jedes dieser Attribute, wie es nicht nur im allgemeinen sich bestimmt, sondern wie es an und fuer sich ist, d.h. wie es in sich selbst sich als Ganzes verlauft, dargestellt wurde, so ist damit auch nicht nur das Werden der Religion ueberhaupt entstanden, sondern jene vollstaendigen Verlaeufe der einzelnen Seiten enthalten zugleich die Bestimmtheiten der Religion selbst. Der ganze Geist, der Geist der Religion, ist wieder die Bewegung, aus seiner Unmittelbarkeit zum Wissen dessen zu gelangen, was er an sich oder unmittelbar ist, und es zu erreichen, dass die Gestalt, in welcher er fuer sein Bewusstsein erscheint, seinem Wesen vollkommen gleiche, und er sich anschaue, wie er ist.—In diesem Werden ist er also selbst in bestimmten Gestalten, welche die Unterschiede dieser Bewegung ausmachen; zugleich hat damit die bestimmte Religion ebenso einen bestimmten wirklichen Geist. Wenn also dem sich wissenden Geiste ueberhaupt Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft und Geist angehoeren, so gehoeren den bestimmten Gestalten des sich wissenden Geistes die bestimmten Formen an, welche sich innerhalb des Bewusstseins, Selbstbewusstseins, der Vernunft und des Geistes an jedem besonders entwickelten. Die bestimmte Gestalt der Religion greift fuer ihren wirklichen Geist aus den Gestalten eines jeden seiner Momente diejenige heraus, welche ihr entspricht. Die eine Bestimmtheit der Religion greift durch alle Seiten ihres wirklichen Daseins hindurch und drueckt ihnen dies gemeinschaftliche Gepraege auf.
Auf diese Weise ordnen sich nun die Gestalten, die bis hieher auftraten, anders, als sie in ihrer Reihe erschienen, worueber vorher noch das Noetige kurz zu bemerken ist.—In der betrachteten Reihe bildete sich jedes Moment, sich in sich vertiefend, zu einem Ganzen in seinem eigentuemlichen Prinzip aus; und das Erkennen war die Tiefe, oder der Geist, worin sie, die fuer sich kein Bestehen haben, ihre Substanz hatten. Diese Substanz ist aber nunmehr herausgetreten; sie ist die Tiefe des seiner selbst gewissen Geistes, welche es dem einzelnen Prinzip nicht gestattet, sich zu isolieren und in sich selbst zum Ganzen zu machen, sondern diese Momente alle in sich versammelnd und zusammenhaltend, schreitet sie in diesem gesamten Reichtum ihres wirklichen Geistes fort, und alle seine besondern Momente nehmen und empfangen gemeinschaftlich die gleiche Bestimmtheit des Ganzen in sich.—Dieser seiner selbst gewisse Geist und seine Bewegung ist ihre wahrhafte Wirklichkeit und das An-und Fuer-sich-sein, das jedem einzelnen zukommt.—Wenn also die bisherige eine Reihe in ihrem Fortschreiten durch Knoten die Rueckgaenge in ihr bezeichnete, aber aus ihnen sich wieder in eine Laenge fortsetzte, so ist sie nunmehr gleichsam an diesen Knoten, den allgemeinen Momenten, gebrochen und in viele Linien zerfallen, welche in einen Bund zusammengefasst, sich zugleich symmetrisch vereinen, so dass die gleichen Unterschiede, in welche jede besondre innerhalb ihrer sich gestaltete, zusammentreffen.—Es erhellt uebrigens aus der ganzen Darstellung von selbst, wie diese hier vorgestellte Beiordnung der allgemeinen Richtungen zu verstehen ist, dass es ueberfluessig wird, die Bemerkung zu machen, dass diese Unterschiede wesentlich nur als Momente des Werdens, nicht als Teile zu fassen sind; an dem wirklichen Geiste sind sie Attribute seiner Substanz; an der Religion aber vielmehr nur Praedikate des Subjekts.—Ebenso sind an sich oder fuer uns wohl alle Formen ueberhaupt im Geiste und in jedem enthalten; aber es kommt bei seiner Wirklichkeit ueberhaupt allein darauf an, welche Bestimmtheit fuer ihn in seinem Bewusstsein ist, in welcher er sein Selbst ausgedrueckt oder in welcher Gestalt er sein Wesen weiss.
Der Unterschied, der zwischen dem wirklichen Geiste und ihm, der sich als Geist weiss, oder zwischen sich selbst als Bewusstsein und als Selbstbewusstsein gemacht wurde, ist in dem Geiste aufgehoben, der sich nach seiner Wahrheit weiss; sein Bewusstsein und sein Selbstbewusstsein sind ausgeglichen. Wie aber hier die Religion erst unmittelbar ist, ist dieser Unterschied noch nicht in den Geist zurueckgegangen. Es ist nur der Begriff der Religion gesetzt; in diesem ist das Wesen das Selbstbewusstsein, das sich alle Wahrheit ist, und in dieser alle Wirklichkeit enthaelt. Dieses Selbstbewusstsein hat als Bewusstsein sich zum Gegenstande; der erst sich unmittelbar wissende Geist ist sich also Geist in der Form der Unmittelbarkeit, und die Bestimmtheit der Gestalt, worin er sich erscheint, ist die des Seins. Dies Sein ist zwar weder mit der Empfindung oder dem mannigfaltigen Stoffe, noch mit sonstigen einseitigen Momenten, Zwecken und Bestimmungen erfuellt, sondern mit dem Geiste, und wird von sich als alle Wahrheit und Wirklichkeit gewusst. Diese Erfuellung ist auf diese Weise ihrer Gestalt, er als Wesen seinem Bewusstsein nicht gleich. Er ist erst als absoluter Geist wirklich, indem er, wie er in der Gewissheit seiner selbst, sich auch in seiner Wahrheit ist, oder die Extreme, in die er sich als Bewusstsein teilt, in Geistsgestalt fuereinander sind. Die Gestaltung, welche der Geist als Gegenstand seines Bewusstseins annimmt, bleibt von der Gewissheit des Geistes als von der Substanz erfuellt; durch diesen Inhalt verschwindet dies, dass der Gegenstand zur reinen Gegenstaendlichkeit, zur Form der Negativitaet des Selbstbewusstseins herabsaenke. Die unmittelbare Einheit des Geistes mit sich selbst ist die Grundlage oder reines Bewusstsein, innerhalb dessen das Bewusstsein auseinandertritt. Auf diese Weise in sein reines Selbstbewusstsein eingeschlossen, existiert er in der Religion nicht als der Schoepfer einer Natur ueberhaupt; sondern was er in dieser Bewegung hervorbringt, sind seine Gestalten als Geister, die zusammen die Vollstaendigkeit seiner Erscheinung ausmachen, und diese Bewegung selbst ist das Werden seiner vollkommnen Wirklichkeit durch die einzelnen Seiten derselben, oder seine unvollkommnen Wirklichkeiten.
Die erste Wirklichkeit desselben ist der Begriff der Religion selbst, oder sie als unmittelbare und also natuerliche Religion; in ihr weiss der Geist sich als seinen Gegenstand in natuerlicher oder unmittelbarer Gestalt. Die zweite aber ist notwendig diese, sich in der Gestalt der aufgehobnen Natuerlichkeit oder des Selbsts zu wissen. Sie ist also die kuenstliche Religion; denn zur Form des Selbsts erhebt sich die Gestalt durch das Hervorbringen des Bewusstseins, wodurch dieses in seinem Gegenstande sein Tun oder das Selbst anschaut. Die dritte endlich hebt die Einseitigkeit der beiden ersten auf; das Selbst ist ebensowohl ein unmittelbares, als die Unmittelbarkeit Selbst ist. Wenn in der ersten der Geist ueberhaupt in der Form des Bewusstseins, in der zweiten—des Selbstbewusstseins ist, so ist er in der dritten in der Form der Einheit beider; er hat die Gestalt des An_und Fuer-sich-seins; und indem er also vorgestellt ist, wie er an und fuer sich ist, so ist dies die offenbare Religion. Ob er aber in ihr wohl zu seiner wahren Gestalt gelangt, so ist eben die Gestalt selbst und die Vorstellung noch die unueberwundne Seite, von der er in den Begriff uebergehen muss, um die Form der Gegenstaendlichkeit in ihm ganz aufzuloesen, in ihm, der ebenso dies sein Gegenteil in sich schliesst. Alsdann hat der Geist den Begriff seiner selbst erfasst, wie wir nur erst ihn erfasst haben, und seine Gestalt oder das Element seines Daseins, indem sie der Begriff ist, ist er selbst.
A. Natuerliche Religion
Der den Geist wissende Geist ist Bewusstsein seiner selbst, und ist sich in der Form des Gegenstaendlichen, er ist; und ist zugleich das Fuer-sich-sein. Er ist fuer sich, er ist die Seite des Selbst_bewusstseins, und zwar gegen die Seite seines Bewusstseins, oder des Sich-auf-sich-als-Gegenstand-beziehens. In seinem Bewusstsein ist die Entgegensetzung und hiedurch die Bestimmtheit der Gestalt, in welcher er sich erscheint und weiss. Um diese ist es in dieser Betrachtung der Religion allein zu tun, denn sein ungestaltetes Wesen oder sein reiner Begriff hat sich schon ergeben. Der Unterschied des Bewusstseins und Selbstbewusstseins faellt aber zugleich innerhalb des letztern; die Gestalt der Religion enthaelt nicht das Dasein des Geistes, wie er vom Gedanken freie Natur, noch wie er vom Dasein freier Gedanke ist; sondern sie ist das im Denken erhaltne Dasein, so wie ein Gedachtes, das sich da ist.—Nach der Bestimmtheit dieser Gestalt, in welcher der Geist sich weiss, unterscheidet sich eine Religion von einer andern; allein es ist zugleich zu bemerken, dass die Darstellung dieses seines Wissens von sich nach dieser einzelnen Bestimmtheit in der Tat nicht das Ganze einer wirklichen Religion erschoepft. Die Reihe der verschiednen Religionen, die sich ergeben werden, stellt ebensosehr wieder nur die verschiednen Seiten einer einzigen, und zwar jeder einzelnen dar, und die Vorstellungen, welche eine wirkliche Religion vor einer andern auszuzeichnen scheinen, kommen in jeder vor. Allein zugleich muss die Verschiedenheit auch als eine Verschiedenheit der Religion betrachtet werden. Denn indem der Geist sich im Unterschiede seines Bewusstseins und seines Selbstbewusstseins befindet, so hat die Bewegung das Ziel, diesen Hauptunterschied aufzuheben, und der Gestalt, die Gegenstand des Bewusstseins ist, die Form des Selbstbewusstseins zu geben. Dieser Unterschied ist aber nicht dadurch schon aufgehoben, dass die Gestalten, die jenes enthaelt, auch das Moment des Selbsts an ihnen haben, und der Gott als Selbstbewusstsein vorgestellt wird. Das vorgestellte Selbst ist nicht das wirkliche; dass es, wie jede andre naehere Bestimmung der Gestalt, dieser in Wahrheit angehoere, muss es teils durch das Tun des Selbstbewusstseins in sie gesetzt werden, teils muss die niedrige Bestimmung von der hoehern aufgehoben und begriffen zu sein sich zeigen. Denn das Vorgestellte hoert nur dadurch auf, vorgestelltes und seinem Wissen fremd zu sein, dass das Selbst es hervorgebracht hat, und also die Bestimmung des Gegenstandes als die seinige, somit sich in ihm anschaut.—Durch diese Taetigkeit ist die niedrigere Bestimmung zugleich verschwunden; denn das Tun ist das negative, das sich auf Kosten eines andern ausfuehrt; insofern sie auch noch vorkommt, so ist sie in die Unwesentlichkeit zurueckgetreten; so wie dagegen, wo die niedrigere noch herrschend ist, die hoehere aber auch vorkommt, die eine selbstlos neben der andern Platz hat. Wenn daher die verschiednen Vorstellungen innerhalb einer einzelnen Religion zwar die ganze Bewegung ihrer Formen darstellen, so ist der Charakter einer jeden durch die besondre Einheit des Bewusstseins und des Selbstbewusstseins bestimmt, das ist, dadurch dass das letztere die Bestimmung des Gegenstands des erstern in sich gefasst, sie durch sein Tun sich vollkommen angeeignet und sie als die wesentliche gegen die andern weiss.—Die Wahrheit des Glaubens an eine Bestimmung des religioesen Geistes zeigt sich darin, dass der wirkliche Geist so beschaffen ist wie die Gestalt, in der er sich in der Religion anschaut,—wie z.B. die Menschwerdung Gottes, die in der morgenlaendischen Religion vorkommt, keine Wahrheit hat, weil ihr wirklicher Geist ohne diese Versoehnung ist.—Hieher gehoert es nicht, von der Totalitaet der Bestimmungen zu der einzelnen zurueckzukehren und zu zeigen, in welcher Gestalt innerhalb ihrer und ihrer besondern Religion die Vollstaendigkeit der uebrigen enthalten ist. Die hoehere Form unter eine niedrigere zurueckgestellt entbehrt ihrer Bedeutung fuer den selbstbewussten Geist, gehoert ihm nur oberflaechlich und seiner Vorstellung an. Sie ist in ihrer eigentuemlichen Bedeutung und da zu betrachten, wo sie Prinzip dieser besondern Religion und durch ihren wirklichen Geist bewaehrt ist.
Der Geist, als das Wesen, welches Selbstbewusstsein ist—oder das selbstbewusste Wesen, welches alle Wahrheit ist und alle Wirklichkeit als sich selbst weiss—, ist gegen die Realitaet, die er in der Bewegung seines Bewusstseins sich gibt, nur erst sein Begriff, und dieser Begriff ist gegen den Tag dieser Entfaltung die Nacht seines Wesens, gegen das Dasein seiner Momente als selbststaendiger Gestalten das schoepferische Geheimnis seiner Geburt. Dies Geheimnis hat in sich selbst seine Offenbarung; denn das Dasein hat in diesem Begriffe seine Notwendigkeit, weil er der sich wissende Geist ist, also in seinem Wesen das Moment hat, Bewusstsein zu sein und sich gegenstaendlich vorzustellen.—Es ist das reine Ich, das in seiner Entaeusserung, in sich als allgemeinem Gegenstande die Gewissheit seiner selbst hat, oder dieser Gegenstand ist fuer es die Durchdringung alles Denkens und aller Wirklichkeit.
In der unmittelbaren ersten Entzweiung des sich wissenden absoluten Geistes hat seine Gestalt diejenige Bestimmung, welche dem unmittelbaren Bewusstsein oder der sinnlichen Gewissheit zukommt. Er schaut sich in der Form des Seins an, jedoch nicht des geistlosen mit zufaelligen Bestimmungen der Empfindung erfuellten Seins, das der sinnlichen Gewissheit angehoert, sondern es ist das mit dem Geiste erfuellte Sein. Es schliesst ebenso die Form in sich, welche an dem unmittelbaren Selbstbewusstsein vorkam, die Form des Herrn gegen das von seinem Gegenstande zuruecktretende Selbstbewusstsein des Geistes.—Dies mit dem Begriffe des Geistes erfuellte Sein ist also die Gestalt der einfachen Beziehung des Geistes auf sich selbst, oder die Gestalt der Gestaltlosigkeit. Sie ist vermoege dieser Bestimmung das reine, alles enthaltende und erfuellende Lichtwesen des Aufgangs, das sich in seiner formlosen Substantialitaet erhaelt. Sein Anderssein ist das ebenso einfache Negative, die Finsternis; die Bewegungen seiner eignen Entaeusserung, seine Schoepfungen in dem widerstandslosen Elemente seines Andersseins sind Lichtguesse, sie sind in ihrer Einfachheit zugleich sein Fuer-sich-werden und Rueckkehr aus seinem Dasein, die Gestaltung verzehrende Feuerstroeme. Der Unterschied, den es sich gibt, wuchert zwar in der Substanz des Daseins fort und gestaltet sich zu den Formen der Natur; aber die wesentliche Einfachheit seines Denkens schweift bestandlos und unverstaendig in ihnen umher, erweitert ihre Grenzen zum Masslosen, und loest ihre zur Pracht gesteigerte Schoenheit in ihrer Erhabenheit auf.
Der Inhalt, den dies reine Sein entwickelt, oder sein Wahrnehmen ist daher ein wesenloses Beiherspielen an dieser Substanz, die nur aufgeht, ohne in sich niederzugehen, Subjekt zu werden und durch das Selbst ihre Unterschiede zu befestigen. Ihre Bestimmungen sind nur Attribute, die nicht zur Selbststaendigkeit gedeihen, sondern nur Namen des vielnamigen Einen bleiben. Dieses ist mit den mannigfachen Kraeften des Daseins und den Gestalten der Wirklichkeit als mit einem selbstlosen Schmucke angekleidet; sie sind nur eignen Willens entbehrende Boten seiner Macht, Anschauungen seiner Herrlichkeit und Stimmen seines Preises.
Dies taumelnde Leben aber muss sich zum Fuer-sich-sein bestimmen und seinen verschwindenden Gestalten Bestehen geben. Das unmittelbare Sein, in welchem es sich seinem Bewusstsein gegenueberstellt, ist selbst die negative Macht, die seine Unterschiede aufloest. Es ist also in Wahrheit das Selbst; und der Geist geht darum dazu ueber, sich in der Form des Selbsts zu wissen. Das reine Licht wirft seine Einfachheit als eine Unendlichkeit von Formen auseinander und gibt sich dem Fuer-sich-sein zum Opfer dar, dass das Einzelne das Bestehen an seiner Substanz sich nehme.
b. Die Pflanze und das Tier
Der selbstbewusste Geist, der aus dem gestaltlosen Wesen in sich gegangen oder seine Unmittelbarkeit zum Selbst ueberhaupt erhoben, bestimmt seine Einfachheit als eine Mannigfaltigkeit des Fuer-sich-seins, und ist die Religion der geistigen Wahrnehmung, worin er in die zahllose Vielheit schwaecherer und kraeftigerer, reicherer und aermerer Geister zerfaellt. Dieser Pantheismus, zunaechst das ruhige Bestehen dieser Geisteratomen, wird zur feindseligen Bewegung in sich selbst. Die Unschuld der Blumenreligion, die nur selbstlose Vorstellung des Selbsts ist, geht in den Ernst des kaempfenden Lebens, in die Schuld der Tierreligion, die Ruhe und Ohnmacht der anschauenden Individualitaet in das zerstoerende Fuer-sich-sein ueber.—Es hilft nichts, den Dingen der Wahrnehmung den Tod der Abstraktion genommen und sie zu Wesen geistiger Wahrnehmung erhoben zu haben; die Beseelung dieses Geisterreichs hat ihn durch die Bestimmtheit und die Negativitaet an ihr, die ueber die unschuldige Gleichgueltigkeit derselben uebergreift. Durch sie wird die Zerstreuung in die Mannigfaltigkeit der ruhigen Pflanzengestalten eine feindselige Bewegung, worin sie der Hass ihres Fuer-sich-seins aufreibt.—Das wirkliche Selbstbewusstsein dieses zerstreuten Geistes ist eine Menge vereinzelnter ungeselliger Voelkergeister, die in ihrem Hasse sich auf den Tod bekaempfen und bestimmter Tiergestalten als ihres Wesens sich bewusst werden, denn sie sind nichts anderes als Tiergeister, sich absondernde ihrer ohne Allgemeinheit bewusste Tierleben.
In diesem Hasse reibt sich aber die Bestimmtheit des rein negativen Fuer-sich-seins auf, und durch diese Bewegung des Begriffs tritt der Geist in eine andere Gestalt. Das aufgehobne Fuer-sich-sein ist die Form des Gegenstandes, die durch das Selbst hervorgebracht oder die vielmehr das hervorgebrachte, sich aufreibende, d.h. zum Dinge werdende Selbst ist. \XDCber die nur zerreissenden Tiergeister behaelt daher der Arbeitende die Oberhand, dessen Tun nicht nur negativ, sondern beruhigt und positiv ist. Das Bewusstsein des Geistes ist also nunmehr die Bewegung, die ueber das unmittelbare An-sich-sein wie ueber das abstrakte Fuer-sich-sein hinaus ist. Indem das An-sich zu einer Bestimmtheit durch den Gegensatz herabgesetzt ist, ist es nicht mehr die eigne Form des absoluten Geistes, sondern eine Wirklichkeit, die sein Bewusstsein sich entgegengesetzt als das gemeine Dasein vorfindet, sie aufhebt, und ebenso nicht nur dies aufhebende Fuer-sich-sein ist, sondern auch seine Vorstellung, das zur Form eines Gegenstandes herausgesetzte Fuer-sich-sein hervorbringt. Dies Hervorbringen ist jedoch noch nicht das vollkommne, sondern eine bedingte Taetigkeit und das Formieren eines Vorhandnen.
c. Der Werkmeister
Der Geist erscheint also hier als der Werkmeister, und sein Tun, wodurch er sich selbst als Gegenstand hervorbringt, aber den Gedanken seiner noch nicht erfasst hat, ist ein instinktartiges Arbeiten, wie die Bienen ihre Zellen bauen.
Die erste Form, weil sie die unmittelbare ist, ist sie die abstrakte des Verstandes, und das Werk noch nicht an ihm selbst vom Geiste erfuellt. Die Kristalle der Pyramiden und Obelisken, einfache Verbindungen gerader Linien, mit ebnen Oberflaechen und gleichen Verhaeltnissen der Teile, an denen die Inkommensurabilitaet des Runden vertilgt ist, sind die Arbeiten dieses Werkmeisters der strengen Form. Um der blossen Verstaendigkeit der Form willen ist sie nicht ihre Bedeutung an ihr selbst, nicht das geistige Selbst. Die Werke empfangen also nur den Geist entweder in sich, als einen fremden abgeschiednen Geist, der seine lebendige Durchdringung mit der Wirklichkeit verlassen, selbst tot in diese des Lebens entbehrende Kristalle einkehrt;—oder sie beziehen sich aeusserlich auf ihn als auf einen solchen, der selbst aeusserlich und nicht als Geist da ist—als auf das aufgehende Licht, das seine Bedeutung auf sie wirft.
Die Trennung, von welcher der arbeitende Geist ausgeht, des An-sich-seins, das zum Stoffe wird, den er verarbeitet, und des Fuer-sich-seins, welche die Seite des arbeitenden Selbstbewusstseins ist, ist ihm in seinem Werke gegenstaendlich geworden. Seine fernere Bemuehung muss dahin gehen, diese Trennung der Seele und des Leibs aufzuheben, jene an ihr selbst zu bekleiden und zu gestalten, diesen aber zu beseelen. Beide Seiten, indem sie einander naeher gebracht werden, behalten dabei die Bestimmtheit des vorgestellten Geistes und seiner umgebenden Huelle gegeneinander; seine Einigkeit mit sich selbst enthaelt diesen Gegensatz der Einzelnheit und Allgemeinheit. Indem das Werk in seinen Seiten sich selbst naehert, so geschieht dadurch zugleich auch das andre, dass es dem arbeitenden Selbstbewusstsein naehertritt, und dieses zum Wissen seiner, wie es an und fuer sich ist, in dem Werke gelangt. So aber macht es nur erst die abstrakte Seite der Taetigkeit des Geistes aus, welche nicht in sich selbst noch ihren Inhalt, sondern an seinem Werke, das ein Ding ist, weiss. Der Werkmeister selbst, der ganze Geist, ist noch nicht erschienen, sondern ist das noch innre verborgne Wesen, welches als Ganzes, nur zerlegt in das taetige Selbstbewusstsein und in seinen hervorgebrachten Gegenstand, vorhanden ist.
Die umgebende Behausung also, die aeussere Wirklichkeit, die nur erst in die abstrakte Form des Verstandes erhoben ist, arbeitet der Werkmeister zur beseeltern Form aus. Er verwendet das Pflanzenleben dazu, das nicht mehr wie dem fruehern unmaechtigen Pantheismus heilig ist, sondern von ihm, der sich als das fuersichseiende Wesen erfasst, als etwas Brauchbares genommen und zur Aussenseite und Zierde zurueckgesetzt wird. Es wird aber nicht unveraendert verwendet, sondern der Arbeiter der selbstbewussten Form vertilgt zugleich die Vergaenglichkeit, welche die unmittelbare Existenz dieses Lebens an ihm hat, und naehert seine organischen Formen den strengern und allgemeinern des Gedankens. Die organische Form, die freigelassen in der Besonderheit fortwuchert, ihrerseits von der Form des Gedankens unterjocht, erhebt andererseits diese geradlinigten und ebnen Gestalten zur beseeltern Rundung,—eine Vermischung, welche die Wurzel der freien Architektur wird.
Diese Wohnung, die Seite des allgemeinen Elements oder der unorganischen Natur des Geistes schliesst nun auch eine Gestalt der Einzelnheit in sich, die den vorher von dem Dasein abgeschiednen ihm innern oder aeusserlichen Geist der Wirklichkeit naeherbringt, und dadurch das Werk dem taetigen Selbstbewusstsein gleicher macht. Der Arbeiter greift zuerst zur Form des Fuer-sich-seins ueberhaupt, zur Tiergestalt. Dass er sich seiner nicht mehr unmittelbar im Tierleben bewusst ist, beweist er dadurch, dass er gegen dieses sich als die hervorbringende Kraft konstituiert und in ihm als seinem Werke sich weiss; wodurch sie zugleich eine aufgehobne und die Hieroglyphe einer andern Bedeutung, eines Gedankens wird. Daher wird sie auch nicht mehr allein und ganz vom Arbeiter gebraucht, sondern mit der Gestalt des Gedankens, mit der menschlichen, vermischt. Noch fehlt dem Werke aber die Gestalt und Dasein, worin das Selbst als Selbst existiert;—es fehlt ihm noch dies, an ihm selbst es auszusprechen, dass es eine innre Bedeutung in sich schliesst, es fehlt ihm die Sprache, das Element, worin der erfuellende Sinn selbst vorhanden ist. Das Werk daher, wenn es sich von dem Tierischen auch ganz gereinigt, und die Gestalt des Selbstbewusstseins allein an ihm traegt, ist die noch tonlose Gestalt, die des Strahls der aufgehenden Sonne bedarf, um Ton zu haben, der vom Lichte erzeugt, auch nur Klang und nicht Sprache ist, nur ein aeusseres Selbst, nicht das innre zeigt.
Diesem aeussern Selbst der Gestalt steht die andere gegenueber, welche anzeigt, ein Innres an ihr zu haben. Die in ihr Wesen zurueckgehende Natur setzt ihre lebendige sich vereinzelnde und in ihrer Bewegung sich verwirrende Mannigfaltigkeit zu einem unwesentlichen Gehaeuse herab, das die Decke des Innern ist; und dieses Innre ist zunaechst noch die einfache Finsternis, das Unbewegte, der schwarze formlose Stein.
Beide Darstellungen enthalten die Innerlichkeit und das Dasein, —die beiden Momente des Geistes; und beide Darstellungen beide zugleich in entgegengesetztem Verhaeltnisse, das Selbst sowohl als Innres wie als Aeusseres. Beides ist zu vereinigen.—Die Seele der menschlich geformten Bildsaeule kommt noch nicht aus dem Innern, ist noch nicht die Sprache, das Dasein, das an ihm selbst innerlich ist, —und das Innre des vielformigen Daseins ist noch das Tonlose, sich nicht in sich selbst Unterscheidende, und von seinem Aeussern, dem alle Unterschiede gehoeren, noch Getrennte.—Der Werkmeister vereint daher beides in der Vermischung der natuerlichen und der selbstbewussten Gestalt, und diese zweideutigen sich selbst raetselhaften Wesen, das Bewusste ringend mit dem Bewusstlosen, das einfache Innre mit dem vielgestalteten Aeussern, die Dunkelheit des Gedankens mit der Klarheit der Aeusserung paarend, brechen in die Sprache tiefer schwerverstaendlicher Weisheit aus.
In diesem Werke hoert die instinktartige Arbeit auf, die dem Selbstbewusstsein gegenueber das bewusstlose Werk erzeugte; denn in ihm kommt der Taetigkeit des Werkmeisters, welche das Selbstbewusstsein ausmacht, ein ebenso selbstbewusstes, sich aussprechendes Innres entgegen. Er hat sich darin zu der Entzweiung seines Bewusstseins emporgearbeitet, worin der Geist dem Geiste begegnet. In dieser Einheit des selbstbewussten Geistes mit sich selbst, insofern er sich Gestalt und Gegenstand seines Bewusstseins ist, reinigen sich also seine Vermischungen mit der bewusstlosen Weise der unmittelbaren Naturgestalt. Diese Ungeheuer an Gestalt, Rede und Tat loesen sich zur geistigen Gestaltung auf,—einem Aeussern, das in sich gegangen, —einem Innern, das sich aus sich und an sich selbst aeussert; zum Gedanken, der sich gebaerendes und seine Gestalt ihm gemaess erhaltendes und klares Dasein ist. Der Geist ist Kuenstler.
B. Die Kunst-Religion
Der Geist hat seine Gestalt, in welcher er fuer sein Bewusstsein ist, in die Form des Bewusstseins selbst erhoben, und bringt eine solche sich hervor. Der Werkmeister hat das synthetische Arbeiten, das Vermischen der fremdartigen Formen des Gedankens und des Natuerlichen aufgegeben; indem die Gestalt die Form der selbstbewussten Taetigkeit gewonnen, ist er geistiger Arbeiter geworden.
Fragen wir darnach, welches der wirkliche Geist ist, der in der Kunstreligion das Bewusstsein seines absoluten Wesens hat, so ergibt sich, dass es der sittliche oder der wahre Geist ist. Er ist nicht nur die allgemeine Substanz aller Einzelnen, sondern indem sie fuer das wirkliche Bewusstsein die Gestalt des Bewusstseins hat, so heisst dies soviel, dass sie, die Individualisation hat, von ihnen als ihr eignes Wesen und Werk gewusst wird. Weder ist sie so fuer sie das Lichtwesen, in dessen Einheit das Fuer-sich-sein des Selbstbewusstseins nur negativ, nur vergehend enthalten ist, und den Herrn seiner Wirklichkeit anschaut,—noch ist sie das rastlose Verzehren sich hassender Voelker,—noch die Unterjochung derselben zu Kasten, die zusammen den Schein der Organisation eines vollendeten Ganzen ausmachen, dem aber die allgemeine Freiheit der Individuen fehlt. Sondern er ist das freie Volk, worin die Sitte die Substanz aller ausmacht, deren Wirklichkeit und Dasein alle und jeder einzelne als seinen Willen und Tat weiss.
Die Religion des sittlichen Geistes ist aber seine Erhebung ueber seine Wirklichkeit, das Zurueckgehen aus seiner Wahrheit in das reine Wissen seiner selbst. Indem das sittliche Volk in der unmittelbaren Einheit mit seiner Substanz lebt und das Prinzip der reinen Einzelnheit des Selbstbewusstseins nicht an ihm hat, so tritt seine Religion in ihrer Vollendung erst im Scheiden von seinem Bestehen auf. Denn die Wirklichkeit der sittlichen Substanz beruht teils auf ihrer ruhigen Unwandelbarkeit gegen die absolute Bewegung des Selbstbewusstseins, und hiemit darauf, dass dieses noch nicht aus seiner ruhigen Sitte und seinem festen Vertrauen in sich gegangen ist;—teils auf seiner Organisation in eine Vielheit von Rechten und Pflichten, sowie in die Verteilung in die Massen der Staende und ihres besondern Tuns, das zum Ganzen zusammenwirkt; —hiemit darauf, dass der Einzelne mit der Beschraenkung seines Daseins zufrieden ist und den schrankenlosen Gedanken seines freien Selbsts noch nicht erfasst hat. Aber jenes ruhige unmittelbare Vertrauen zur Substanz geht in das Vertrauen zu sich und in die Gewissheit seiner selbst zurueck, und die Vielheit der Rechte und Pflichten wie das beschraenkte Tun ist dieselbe dialektische Bewegung des Sittlichen, als die Vielheit der Dinge und ihrer Bestimmungen,—eine Bewegung, die nur in der Einfachheit des seiner gewissen Geistes ihre Ruhe und Festigkeit findet.—Die Vollendung der Sittlichkeit zum freien Selbstbewusstsein und das Schicksal der sittlichen Welt ist daher die in sich gegangene Individualitaet, der absolute Leichtsinn des sittlichen Geistes, der alle festen Unterschiede seines Bestehens und die Massen seiner organischen Gegliederung in sich aufgeloest, und vollkommen seiner sicher zur schrankenlosen Freudigkeit und zum freisten Genusse seiner selbst gelangt ist. Diese einfache Gewissheit des Geistes in sich ist das Zweideutige, ruhiges Bestehen und feste Wahrheit, sowie absolute Unruhe und das Vergehen der Sittlichkeit zu sein. Sie schlaegt aber in das letztre um, denn die Wahrheit des sittlichen Geistes ist nur erst noch dies substantielle Wesen und Vertrauen, worin das Selbst sich nicht als freie Einzelheit weiss, und das daher in dieser Innerlichkeit oder in dem Freiwerden des Selbsts zugrunde geht. Indem also das Vertrauen gebrochen, die Substanz des Volks in sich geknickt ist, so ist der Geist, der die Mitte von bestandlosen Extremen war, nunmehr in das Extrem des sich als Wesen erfassenden Selbstbewusstseins herausgetreten. Dieses ist der in sich gewisse Geist, der ueber den Verlust seiner Welt trauert und sein Wesen, ueber die Wirklichkeit erhoben, nun aus der Reinheit des Selbsts hervorbringt.
In solcher Epoche tritt die absolute Kunst hervor; frueher ist sie das instinktartige Arbeiten, das ins Dasein versenkt aus ihm heraus und in es hineinarbeitet, nicht an der freien Sittlichkeit seine Substanz, und daher auch zum arbeitenden Selbst nicht die freie geistige Taetigkeit hat. Spaeter ist der Geist ueber die Kunst hinaus, um seine hoehere Darstellung zu gewinnen;—naemlich nicht nur die aus dem Selbst geborne Substanz, sondern in seiner Darstellung als Gegenstand, dieses Selbst zu sein, nicht nur aus seinem Begriffe sich zu gebaeren, sondern seinen Begriff selbst zur Gestalt zu haben, so dass der Begriff und das erzeugte Kunstwerk sich gegenseitig als ein und dasselbe wissen.
Indem also die sittliche Substanz aus ihrem Dasein sich in ihr reines Selbstbewusstsein zurueckgenommen, so ist dieses die Seite des Begriffs oder der Taetigkeit, mit welcher der Geist sich als Gegenstand hervorbringt. Sie ist reine Form, weil der Einzelne im sittlichen Gehorsam und Dienste sich alles bewusstlose Dasein und feste Bestimmung so abgearbeitet hat, wie die Substanz selbst dies fluessige Wesen geworden ist. Diese Form ist die Nacht, worin die Substanz verraten ward, und sich zum Subjekte machte; aus dieser Nacht der reinen Gewissheit seiner selbst ist es, dass der sittliche Geist als die von der Natur und seinem unmittelbaren Dasein befreite Gestalt aufersteht.
Die Existenz des reinen Begriffs in den der Geist aus seinem Koerper geflohen, ist ein Individuum, das er sich zum Gefaesse seines Schmerzens erwaehlt. Er ist an diesem als sein Allgemeines und seine Macht, von welcher es Gewalt leidet,—als sein Pathos, dem hingegeben sein Selbstbewusstsein die Freiheit verliert. Aber jene positive Macht der Allgemeinheit wird vom reinen Selbst des Individuums, als der negativen Macht, bezwungen. Diese reine Taetigkeit, ihrer unverlierbaren Kraft bewusst, ringt mit dem ungestalteten Wesen; Meister darueber werdend, hat sie das Pathos zu ihrem Stoffe gemacht und sich ihren Inhalt gegeben, und diese Einheit tritt als Werk heraus, der allgemeine Geist individualisiert und vorgestellt.
a. Das abstrakte Kunstwerk
Das erste Kunstwerk ist, als das unmittelbare, das abstrakte und einzelne. Seinerseits hat es sich aus der unmittelbaren und gegenstaendlichen Weise dem Selbstbewusstsein entgegenzubewegen, wie andererseits dieses fuer sich im Kultus darauf geht, die Unterscheidung aufzuheben, die es sich zuerst gegen seinen Geist gibt, und hiedurch das an ihm selbst belebte Kunstwerk hervorzubringen.
Die erste Weise, in welcher der kuenstlerische Geist seine Gestalt und sein taetiges Bewusstsein am weitesten voneinander entfernt, ist die unmittelbare, dass jene als Ding ueberhaupt da ist.—Sie zerfaellt an ihr in den Unterschied der Einzelnheit, welche die Gestalt des Selbsts an ihr hat, und der Allgemeinheit, welche das unorganische Wesen in bezug auf die Gestalt, als seine Umgebung und Behausung, darstellt. Diese gewinnt durch die Erhebung des Ganzen in den reinen Begriff ihre reine dem Geiste angehoerige Form. Sie ist weder der verstaendige Kristall, der das Tote behaust, oder von der aeusserlichen Seele beschienen wird, noch die aus der Pflanze erst hervorgehende Vermischung der Formen der Natur und des Gedankens, dessen Taetigkeit hierin noch ein Nachahmen ist. Sondern der Begriff streift das ab, was von der Wurzel, dem Geaeste und Geblaetter den Formen noch anklebt, und reinigt sie zu Gebilden, worin das Geradlinigte und Ebne des Kristalls in inkommensurable Verhaeltnisse erhoben ist, so dass die Beseelung des Organischen in die abstrakte Form des Verstandes aufgenommen und zugleich ihr Wesen, die Inkommensurabilitaet fuer den Verstand erhalten wird.
Der inwohnende Gott aber ist der aus dem Tiergehaeuse hervorgezogne schwarze Stein, der mit dem Lichte des Bewusstseins durchdrungen ist. Die menschliche Gestalt streift die tierische, mit der sie vermischt war, ab; das Tier ist fuer den Gott nur eine zufaellige Verkleidung; es tritt neben seine wahre Gestalt, und gilt fuer sich nichts mehr, sondern ist zur Bedeutung eines andern, zum blossen Zeichen, herabgesunken. Die Gestalt des Gottes streift eben dadurch an ihr selbst auch die Beduerftigkeit der natuerlichen Bedingungen des tierischen Daseins ab, und deutet die innerlichen Anstalten des organischen Lebens in ihre Oberflaeche verschmolzen und nur dieser angehoerig an.—Das Wesen des Gottes aber ist die Einheit des allgemeinen Daseins der Natur und des selbstbewussten Geistes, der in seiner Wirklichkeit jenem gegenueberstehend erscheint. Zugleich zunaechst eine einzelne Gestalt, ist sein Dasein eines der Elemente der Natur, so wie seine selbstbewusste Wirklichkeit ein einzelner Volksgeist. Aber jenes ist in dieser Einheit das in den Geist reflektierte Element, die durch den Gedanken verklaerte, mit dem selbstbewussten Leben geeinte Natur. Die Goettergestalt hat darum ihr Naturelement als ein aufgehobnes, als eine dunkle Erinnerung in ihr. Das wueste Wesen und der verworrene Kampf des freien Daseins der Elemente, das unsittliche Reich der Titanen, ist besiegt, und an den Saum der sich klar gewordnen Wirklichkeit, an die trueben Grenzen der sich im Geiste findenden und beruhigten Welt verwiesen. Diese alten Goetter, in welche das Lichtwesen, mit der Finsternis zeugend, sich zunaechst besonders, der Himmel, die Erde, der Ozean, die Sonne, das blinde typhonische Feuer der Erde u.s.f. sind durch Gestalten ersetzt, die an ihnen nur noch den dunkel erinnernden Anklang an jene Titanen haben, und nicht mehr Naturwesen, sondern klare sittliche Geister der selbstbewussten Voelker sind.
Diese einfache Gestalt hat also die Unruhe der unendlichen Vereinzelung—ihrer sowohl als des Naturelements, das nur als allgemeines Wesen notwendig, in seinem Dasein und Bewegung aber sich zufaellig verhaelt, wie ihrer als des Volks, das in die besondere Massen des Tuns und in die individuellen Punkte des Selbstbewusstseins zerstreut ein Dasein mannigfaltigen Sinnes und Tuns hat—an sich vertilgt und in ruhige Individualitaet zusammengefasst. Es steht ihr daher das Moment der Unruhe, ihr—dem Wesen das Selbstbewusstsein gegenueber, das als die Geburtsstaette derselben fuer sich nichts uebrig behielt, als die reine Taetigkeit zu sein. Was der Substanz angehoert, gab der Kuenstler ganz seinem Werke mit, sich selbst aber als einer bestimmten Individualitaet in seinem Werke keine Wirklichkeit; er konnte ihm die Vollendung nur dadurch erteilen, dass er seiner Besonderheit sich entaeusserte, und zur Abstraktion des reinen Tuns sich entkoerperte und steigerte.—In dieser ersten unmittelbaren Erzeugung ist die Trennung des Werks und seiner selbstbewussten Taetigkeit noch nicht wieder vereinigt; das Werk ist daher nicht fuer sich das wirklich beseelte, sondern es ist Ganzes nur mit seinem Werden zusammen. Das Gemeine an dem Kunstwerke, dass es im Bewusstsein erzeugt und von Menschenhaenden gemacht ist, ist das Moment des als Begriff existierenden Begriffes, der ihm gegenuebertritt. Und wenn dieser, als Kuenstler oder als Betrachter, das Kunstwerk als an ihm selbst absolut beseelt auszusprechen, und sich, den Tuenden oder Schauenden, zu vergessen uneigennuetzig genug ist, so muss hiegegen der Begriff des Geistes festgehalten werden, der des Moments nicht entbehren kann, seiner selbst bewusst zu sein. Dies Moment aber steht dem Werke gegenueber, weil er in dieser seiner ersten Entzweiung beiden Seiten ihre abstrakten Bestimmungen des Tuns und Ding_seins gegeneinander gibt, und ihre Rueckkehr in die Einheit, von der sie ausgingen, noch nicht zustande gekommen ist.
Der Kuenstler erfaehrt also an seinem Werke, dass er kein ihm gleiches Wesen hervorbrachte. Es kommt ihm zwar daraus ein Bewusstsein so zurueck, dass eine bewundernde Menge es als den Geist, der ihr Wesen ist, verehrt. Aber diese Beseelung, indem sie ihm sein Selbstbewusstsein nur als Bewunderung erwidert, ist vielmehr ein Bekenntnis, das diese Beseelung an den Kuenstler ablegt, nicht seinesgleichen zu sein. Indem es ihm als Freudigkeit ueberhaupt zurueckkommt, findet er darin nicht den Schmerz seiner Bildung und Zeugung, nicht die Anstrengung seiner Arbeit. Sie moegen das Werk auch noch beurteilen, oder ihm Opfer bringen, auf welche Art es sei, ihr Bewusstsein darein legen,—wenn sie sich mit ihrer Kenntnis darueber setzen, weiss er, wieviel mehr seine Tat als ihr Verstehen und Reden ist; wenn sie sich darunter setzen und ihr sie beherrschendes Wesen darin erkennen, weiss er sich als den Meister desselben.
Das Kunstwerk erfodert daher ein anderes Element seines Daseins, der Gott einen andern Hervorgang als diesen, worin er aus der Tiefe seiner schoepferischen Nacht in das Gegenteil in die Aeusserlichkeit, die Bestimmung des selbstbewusstlosen Dinges herabfaellt. Dies hoehere Element ist die Sprache—ein Dasein, das unmittelbar selbstbewusste Existenz ist. Wie das einzelne Selbstbewusstsein in ihr da ist, ist es ebenso unmittelbar als eine allgemeine Ansteckung; die vollkommne Besonderung des Fuer-sich-seins ist zugleich die Fluessigkeit und die allgemein mitgeteilte Einheit der vielen Selbst; sie ist die als Seele existierende Seele. Der Gott also, der die Sprache zum Elemente seiner Gestalt hat, ist das an ihm selbst beseelte Kunstwerk, das die reine Taetigkeit, die ihm, der als Ding existierte, gegenueber war, unmittelbar in seinem Dasein hat. Oder das Selbstbewusstsein bleibt in dem Gegenstaendlichwerden seines Wesens unmittelbar bei sich. Es ist, so in seinem Wesen bei sich selbst seiend, reines Denken oder die Andacht, deren Innerlichkeit in der Hymne zugleich Dasein hat. Sie behaelt die Einzelnheit des Selbstbewusstseins in ihr, und vernommen ist diese Einzelnheit zugleich als allgemeine da; die Andacht, in allen angezuendet, ist der geistige Strom, der, in der Vielfachheit des Selbstbewusstseins, seiner als eines gleichen Tuns Aller und als einfaches Sein bewusst ist; der Geist hat als dieses allgemeine Selbstbewusstsein Aller seine reine Innerlichkeit ebensowohl als das Sein fuer Andre und das Fuer-sich-sein der Einzelnen in einer Einheit.
Diese Sprache unterscheidet sich von einer andern Sprache des Gottes, die nicht die des allgemeinen Selbstbewusstseins ist. Das Orakel sowohl des Gottes der kuenstlerischen als der vorhergehenden Religionen ist die notwendige erste Sprache desselben, denn in seinem Begriffe liegt ebensowohl, dass er das Wesen der Natur als des Geistes ist, und daher nicht nur natuerliches, sondern auch geistiges Dasein hat. Insofern dies Moment erst in seinem Begriffe liegt, und noch nicht in der Religion realisiert ist, so ist die Sprache fuer das religioese Selbstbewusstsein Sprache eines fremden Selbstbewusstseins. Das seiner Gemeine noch fremde Selbstbewusstsein ist noch nicht so da, wie sein Begriff fodert. Das Selbst ist das einfache und dadurch schlechthin allgemeine Fuer-sich-sein; jenes aber, das von dem Selbstbewusstsein der Gemeine getrennt ist, ist nur erst ein einzelnes.—Der Inhalt dieser eignen und einzelnen Sprache ergibt sich aus der allgemeinen Bestimmtheit, in welcher der absolute Geist ueberhaupt in seiner Religion gesetzt ist.—Der allgemeine Geist des Aufgangs, der sein Dasein noch nicht besonders hat, spricht also ebenso einfache und allgemeine Saetze vom Wesen aus, deren substantieller Inhalt in seiner einfachen Wahrheit erhaben ist, aber um dieser Allgemeinheit willen, dem weiter sich fortbildenden Selbstbewusstsein zugleich trivial erscheint.
Das weiter gebildete Selbst, das sich zum Fuer-sich-sein erhebt, ist ueber das reine Pathos der Substanz, ueber die Gegenstaendlichkeit des aufgehenden Lichtwesens Meister, und weiss jene Einfachheit der Wahrheit, als das an-sich-seiende, das nicht die Form des zufaelligen Daseins durch eine fremde Sprache hat, sondern als das sichre und ungeschriebene Gesetze der Goetter, das ewig lebt, und von dem niemand weiss, von wannen es erschien.—Wie die allgemeine Wahrheit, die vom Lichtwesen geoffenbart wurde, hier ins Innre oder Untre zurueckgetreten und damit der Form der zufaelligen Erscheinung enthoben ist, so ist dagegen in der Kunstreligion, weil die Gestalt des Gottes das Bewusstsein und damit die Einzelnheit ueberhaupt angenommen hat, die eigne Sprache des Gottes, der der Geist des sittlichen Volkes ist, das Orakel, das die besondern Angelegenheiten desselben weiss, und das Nuetzliche darueber kundtut. Die allgemeinen Wahrheiten aber, weil sie als das An-sich-seiende gewusst werden, vindiziert sich das wissende Denken, und die Sprache derselben ist ihm nicht mehr eine fremde, sondern die eigne. Wie jener Weise des Altertums, was gut und schoen sei, in seinem eignen Denken suchte, dagegen den schlechten zufaelligen Inhalt des Wissens, ob es ihm gut sei, mit diesem oder jenem umzugehen, oder einem Bekannten gut, diese Reise zu machen und dergleichen bedeutungslose Dinge, dem Daemon zu wissen ueberliess, ebenso holt das allgemeine Bewusstsein das Wissen vom Zufaelligen von den Voegeln, oder von den Baeumen oder von der gaerenden Erde, deren Dampf dem Selbstbewusstsein seine Besonnenheit nimmt; denn das Zufaellige ist das Unbesonnene und Fremde, und das sittliche Bewusstsein laesst sich also auch, wie durch ein Wuerfeln, auf eine unbesonnene und fremde Weise darueber bestimmen. Wenn der Einzelne durch seinen Verstand sich bestimmt und mit Ueberlegung das waehlt, was ihm nuetzlich sei, so liegt dieser Selbstbestimmung die Bestimmtheit des besondern Charakters zum Grunde; sie ist selbst das Zufaellige; und jenes Wissen des Verstands, was dem Einzelnen nuetzlich ist, daher ein eben solches Wissen als das jener Orakel oder des Loses; nur dass, der das Orakel oder Los befragt, damit die sittliche Gesinnung der Gleichgueltigkeit gegen das Zufaellige ausdrueckt, da jenes hingegen das an sich Zufaellige als wesentliches Interesse seines Denkens und Wissens behandelt. Das Hoehere als beide aber ist, zwar die Ueberlegung zum Orakel des zufaelligen Tuns zu machen, aber diese ueberlegte Handlung selbst wegen ihrer Seite der Beziehung auf das Besondre und ihrer Nuetzlichkeit als etwas Zufaelliges zu wissen.
Das wahre selbstbewusste Dasein, das der Geist in der Sprache, die nicht die Sprache des fremden und also zufaelligen, nicht allgemeinen Selbstbewusstseins ist, erhaelt, ist das Kunstwerk, das wir vorhin gesehen. Es steht dem dinglichen der Bildsaeule gegenueber. Wie diese das ruhende, so ist jenes das verschwindende Dasein; wie in diesem die Gegenstaendlichkeit frei entlassen des eignen unmittelbaren Selbsts entbehrt, so bleibt sie dagegen in jenem zu sehr in das Selbst eingeschlossen, kommt zu wenig zur Gestaltung, und ist, wie die Zeit, unmittelbar nicht mehr da, indem sie da ist.
Die Bewegung beider Seiten, in der die im reinen empfindenden Elemente des Selbstbewusstseins bewegte, und die im Elemente der Dingheit ruhende goettliche Gestalt gegenseitig ihre verschiedne Bestimmung aufgeben und die Einheit zum Dasein kommt, die der Begriff ihres Wesens ist, macht der Kultus aus. In ihm gibt sich das Selbst das Bewusstsein des Herabsteigens des goettlichen Wesens aus seiner Jenseitigkeit zu ihm, und dieses, das vorher das unwirkliche und nur gegenstaendliche ist, erhaelt dadurch die eigentliche Wirklichkeit des Selbstbewusstseins.
Dieser Begriff des Kultus ist an sich schon in dem Strome des hymnischen Gesanges enthalten und vorhanden. Diese Andacht ist die unmittelbare reine Befriedigung des Selbsts durch und in sich selbst. Es ist die gereinigte Seele, welche in dieser Reinheit unmittelbar nur Wesen und eins mit dem Wesen ist. Sie ist um ihrer Abstraktion willen nicht das seinen Gegenstand von sich unterscheidende Bewusstsein, und also nur die Nacht seines Daseins und die bereitete Staette seiner Gestalt. Der abstrakte Kultus erhebt daher das Selbst dazu, dieses reine goettliche Element zu sein. Die Seele vollbringt diese Laeuterung mit Bewusstsein; doch ist sie noch nicht das Selbst, das in seine Tiefen hinabgestiegen, sich als das Boese weiss, sondern es ist ein seiendes, eine Seele, welche ihre Aeusserlichkeit mit Waschen reinigt, sie mit weissen Kleidern antut, und ihre Innerlichkeit den vorgestellten Weg der Arbeiten, Strafen und Belohnungen, den Weg der die Besonderheit entaeussernden Bildung ueberhaupt durchfuehrt, durch welchen sie in die Wohnungen und die Gemeinschaft der Seligkeit gelangt.
Dieser Kultus ist nur erst ein geheimes, d.h. ein nur vorgestelltes, unwirkliches Vollbringen; er muss wirkliche Handlung sein, eine unwirkliche Handlung widerspricht sich selbst. Das eigentliche Bewusstsein erhebt sich dadurch in sein reines Selbstbewusstsein. Das Wesen hat in ihm die Bedeutung eines freien Gegenstands, durch den wirklichen Kultus kehrt dieser in das Selbst zurueck,—und insofern er im reinen Bewusstsein die Bedeutung des reinen jenseits der Wirklichkeit wohnenden Wesens hat, steigt dies Wesen von seiner Allgemeinheit durch diese Vermittlung zur Einzelnheit herunter und schliesst sich so mit der Wirklichkeit zusammen.
Wie beide Seiten in die Handlung eintreten, bestimmt sich so, dass fuer die selbstbewusste Seite, insofern sie wirkliches Bewusstsein ist, das Wesen sich als die wirkliche Natur darstellt; einesteils gehoert sie ihm als Besitz und Eigentum und gilt als das nicht an-sich-seiende Dasein;—andernteils ist sie seine eigne unmittelbare Wirklichkeit und Einzelnheit, die von ihm ebenso als Nichtwesen betrachtet und aufgehoben wird. Zugleich aber hat fuer sein reines Bewusstsein jene aeussere Natur die entgegengesetzte Bedeutung, naemlich das ansichseiende Wesen zu sein, gegen welches das Selbst seine Unwesentlichkeit aufopfert, wie es umgekehrt die unwesentliche Seite der Natur sich selbst aufopfert. Die Handlung ist dadurch geistige Bewegung, weil sie dies Doppelseitige ist, die Abstraktion des Wesens, wie die Andacht den Gegenstand bestimmt, aufzuheben und es zum Wirklichen zu machen, und das Wirkliche, wie das Handelnde den Gegenstand und sich bestimmt, auf-und in die Allgemeinheit zu erheben.
Die Handlung des Kultus selbst beginnt daher mit der reinen Hingabe eines Besitzes, den der Eigentuemer scheinbar fuer ihn ganz nutzlos vergiesst oder in Rauch aufsteigen laesst. Er tut hierin vor dem Wesen seines reinen Bewusstseins auf Besitz und Recht des Eigentumes und des Genusses desselben, auf die Persoenlichkeit und die Rueckkehr des Tuns in das Selbst Verzicht, und reflektiert die Handlung vielmehr in das Allgemeine oder in das Wesen, als in sich.—Umgekehrt aber geht darin ebenso das seiende Wesen zugrunde. Das Tier, das aufgeopfert wird, ist das Zeichen eines Gottes; die Fruechte, die verzehrt werden, sind die lebendige Ceres und Bacchus selbst;—in jenem sterben die Maechte des obern Rechts, welches Blut und wirkliches Leben hat; in diesen aber die Maechte des untern Rechts, das blutlos die geheime listige Macht besitzt.—Die Aufopferung der goettlichen Substanz gehoert, insofern sie Tun ist, der selbstbewussten Seite an; dass dieses wirkliche Tun moeglich sei, muss das Wesen sich selbst schon an sich aufgeopfert haben. Dies hat es darin getan, dass es sich Dasein gegeben und zum einzelnen Tiere und zur Frucht gemacht hat. Diese Verzichtleistung, die also das Wesen schon an sich vollbracht, stellt das handelnde Selbst im Dasein und fuer sein Bewusstsein dar, und ersetzt jene unmittelbare Wirklichkeit des Wesens durch die hoehere, naemlich die seiner selbst. Denn die entstandne Einheit, die das Resultat der aufgehobnen Einzelnheit und Trennung beider Seiten ist, ist nicht das nur negative Schicksal, sondern hat positive Bedeutung. Nur dem abstrakten unterirdischen Wesen wird das ihm Aufgeopferte ganz hingegeben, und damit die Reflexion des Besitzes und des Fuer-sich-seins in das Allgemeine, von dem Selbst als solchem unterschieden, bezeichnet. Zugleich aber ist dies nur ein geringer Teil, und das andre Opfern ist nur die Zerstoerung des Unbrauchbaren und vielmehr die Zubereitung des Geopferten zum Mahle, dessen Schmaus die Handlung um ihre negative Bedeutung betriegt. Der Opfernde behaelt bei jenem ersten Opfer das meiste und von diesem das Nutzbare seinem Genusse auf. Dieser Genuss ist die negative Macht, welche das Wesen sowie die Einzelnheit aufhebt, und zugleich ist er die positive Wirklichkeit, worin das gegenstaendliche Dasein des Wesens in selbstbewusstes verwandelt, und das Selbst das Bewusstsein seiner Einheit mit dem Wesen hat.
Dieser Kultus ist uebrigens zwar eine wirkliche Handlung, ihre Bedeutung liegt jedoch mehr nur in der Andacht; was dieser angehoert, ist nicht gegenstaendlich hervorgebracht, so wie das Resultat im Genusse sich selbst seines Daseins beraubt. Der Kultus geht daher weiter und ersetzt diesen Mangel zunaechst dadurch, dass er seiner Andacht ein gegenstaendliches Bestehen gibt, indem er die gemeinsame oder einzelne jedem tunliche Arbeit ist, welche die Wohnung und den Putz des Gottes ihm zu Ehren hervorbringt.—Es wird dadurch teils die Gegenstaendlichkeit der Bildsaeule aufgehoben, denn durch diese Weihung seiner Geschenke und Arbeiten macht der Arbeitende den Gott sich geneigt, und schaut sein Selbst ihm angehoerig an; teils auch ist dies Tun nicht das einzelne Arbeiten des Kuenstlers, sondern diese Besonderheit ist in der Allgemeinheit aufgeloest. Es ist aber nicht nur die Ehre des Gottes, die zustande kommt, und der Segen seiner Geneigtheit fliesst nicht nur in der Vorstellung auf den Arbeiter, sondern die Arbeit hat auch die umgekehrte Bedeutung gegen die erste der Entaeusserung und der fremden Ehre. Die Wohnungen und Hallen des Gottes sind fuer den Gebrauch des Menschen, die Schaetze, die in jenen aufbewahrt sind, im Notfalle die seinigen; die Ehre, die jener in seinem Schmucke geniesst, ist die Ehre des kunstreichen und grossmuetigen Volkes. Am Feste schmueckt dieses ebenso seine eignen Wohnungen und Bekleidungen sowie seine Verrichtungen mit zierlichem Geraete. Es empfaengt auf diese Weise fuer seine Gaben die Erwiderung von dem dankbaren Gotte und die Beweise seiner Geneigtheit, in der es sich mit ihm durch die Arbeit verband, nicht in der Hoffnung und einer spaeten Wirklichkeit, sondern hat in der Ehrenbezeugung und Darbringung der Gaben unmittelbar den Genuss seines eignen Reichtumes und Putzes.
b. Das lebendige Kunstwerk
Das Volk, das in dem Kultus der Kunstreligion sich seinem Gotte naht, ist das sittliche Volk, das seinen Staat und die Handlungen desselben als den Willen und das Vollbringen seiner selbst weiss. Dieser Geist, dem selbstbewussten Volke gegenuebertretend, ist daher nicht das Lichtwesen, das selbstlos nicht die Gewissheit der Einzelnen in sich enthaelt, sondern vielmehr nur ihr allgemeines Wesen und die herrische Macht ist, worin sie verschwinden. Der Kultus der Religion dieses einfachen gestaltlosen Wesens gibt seinen Angehoerigen daher nur dies im Allgemeinen zurueck, dass sie das Volk ihres Gottes sind; er erwirbt ihnen nur ihr Bestehen und einfache Substanz ueberhaupt, nicht aber ihr wirkliches Selbst, das vielmehr verworfen ist. Denn sie verehren ihren Gott als die leere Tiefe, nicht als Geist. Der Kultus aber der Kunstreligion entbehrt andererseits jener abstrakten Einfachheit des Wesens, und daher der Tiefe desselben. Das Wesen aber, das mit dem Selbst unmittelbar geeinigt ist, ist an sich der Geist und die wissende Wahrheit, obzwar noch nicht die gewusste, oder die sich selbst in ihrer Tiefe wissende. Weil das Wesen also hier das Selbst an ihm hat, so ist seine Erscheinung dem Bewusstsein freundlich, und im Kultus erhaelt dieses nicht nur die allgemeine Berechtigung seines Bestehens, sondern auch sein in ihm selbst bewusstes Dasein; so wie umgekehrt das Wesen nicht in einem verworfnen Volke, dessen Substanz nur anerkannt wird, selbstlose Wirklichkeit hat, sondern in dem Volke, dessen Selbst in seiner Substanz anerkannt ist.
Aus dem Kultus tritt also das in seinem Wesen befriedigte Selbstbewusstsein und der Gott eingekehrt in es als in seine Staette. Diese Staette ist fuer sich die Nacht der Substanz oder ihre reine Individualitaet, aber nicht mehr die gespannte des Kuenstlers, die noch nicht mit ihrem gegenstaendlich werdenden Wesen sich ausgesoehnt hat, sondern die befriedigte Nacht, welche ihr Pathos unbeduerftig an ihr hat, weil sie aus der Anschauung, der aufgehobnen Gegenstaendlichkeit zurueckkehrt.—Dieses Pathos ist fuer sich das Wesen des Aufgangs, das aber nunmehr in sich untergegangen ist, und seinen Untergang, das Selbstbewusstsein und damit Dasein und Wirklichkeit an ihm selbst hat.—Es hat hier die Bewegung seiner Verwirklichung durchlaufen. Sich aus seiner reinen Wesenheit herabsetzend zu einer gegenstaendlichen Naturkraft und deren Aeusserungen, ist es ein Dasein fuer das Andere, fuer das Selbst, von dem es verzehrt wird. Das stille Wesen der selbstlosen Natur gewinnt in seiner Frucht die Stufe, worin sie, sich selbst zubereitend und verdaut, sich dem selbstischen Leben darbietet; sie erreicht in der Nuetzlichkeit, gegessen und getrunken werden zu koennen, ihre hoechste Vollkommenheit; denn sie ist darin die Moeglichkeit einer hoehern Existenz, und beruehrt das geistige Dasein; —teils zur stillkraeftigen Substanz, teils aber zur geistigen Gaerung, ist der Erdgeist in seiner Metamorphose dort zum weiblichen Prinzipe der Ernaehrung, hier zum maennlichen Prinzipe der sich treibenden Kraft des selbstbewussten Daseins gediehen.
In diesem Genusse ist also jenes aufgehende Lichtwesen verraten, was es ist; er ist das Mysterium desselben. Denn das Mystische ist nicht Verborgenheit eines Geheimnisses oder Unwissenheit, sondern besteht darin, dass das Selbst sich mit dem Wesen eins weiss, und dieses also geoffenbart ist. Nur das Selbst ist sich offenbar, oder was offenbar ist, ist es nur in der unmittelbaren Gewissheit seiner. In dieser aber ist durch den Kultus das einfache Wesen gesetzt worden; es hat als brauchbares Ding nicht nur das Dasein, das gesehen, gefuehlt, gerochen, geschmeckt wird, sondern ist auch Gegenstand der Begierde, und wird durch den wirklichen Genuss eins mit dem Selbst und dadurch vollkommen an dieses verraten und ihm offenbar.—Dasjenige, von dem gesagt wird, es sei der Vernunft, dem Herzen offenbar, ist in der Tat noch geheim, denn es fehlt noch die wirkliche Gewissheit des unmittelbaren Daseins, sowohl die gegenstaendliche als die geniessende, welche in der Religion aber nicht nur die gedankenlose unmittelbare, sondern zugleich die rein wissende des Selbsts ist.
Was hiemit durch den Kultus dem selbstbewussten Geiste in ihm selbst offenbar geworden, ist das einfache Wesen, als die Bewegung, teils aus seiner naechtlichen Verborgenheit herauf in das Bewusstsein zu treten, dessen stillernaehrende Substanz zu sein, teils aber sich ebenso wieder in die unterirdische Nacht, in das Selbst, zu verlieren und oben nur mit stiller Muttersehnsucht zu verweilen.—Der lautre Trieb aber ist das vielnamige Lichtwesen des Aufgangs, und sein taumelndes Leben, das von seinem abstrakten Sein ebenso abgelassen, sich zuerst in das gegenstaendliche Dasein der Frucht befasst, dann dem Selbstbewusstsein sich hingebend, in ihm zur eigentlichen Wirklichkeit gelangt,—nun als ein Haufen schwaermender Weiber umherschweift, der ungebaendigte Taumel der Natur in selbstbewusster Gestalt.
Noch ist aber dem Bewusstsein nur der absolute Geist, der dieses einfache Wesen, und nicht der als der Geist an ihm selbst ist, verraten, oder nur der unmittelbare Geist, der Geist der Natur. Sein selbstbewusstes Leben ist daher nur das Mysterium des Brotes und des Weines, der Ceres und des Bacchus, nicht der andern, der eigentlich obern Goetter, deren Individualitaet als wesentliches Moment das Selbstbewusstsein als solches in sich schliesst. Noch hat sich ihm also der Geist als selbstbewusster Geist nicht geopfert, und das Mysterium des Brots und Weins ist noch nicht Mysterium des Fleisches und Blutes.
Dieser unbefestigte Taumel des Gottes muss sich zum Gegenstande beruhigen, und die Begeisterung, die nicht zum Bewusstsein kam, ein Werk hervorbringen, das ihr, wie der Begeisterung des vorhergehenden Kuenstlers die Bildsaeule, zwar als ein ebenso vollendetes Werk gegenuebertritt, aber nicht als ein an ihm lebloses, sondern als ein lebendiges Selbst.—Ein solcher Kultus ist das Fest, das der Mensch zu seiner eignen Ehre sich gibt, jedoch in einen solchen noch nicht die Bedeutung des absoluten Wesens legt; denn das Wesen ist ihm erst offenbar, noch nicht der Geist; nicht als solches, das wesentlich menschliche Gestalt annimmt. Aber dieser Kultus legt den Grund zu dieser Offenbarung, und legt ihre Momente einzeln auseinander. So hier das abstrakte Moment der lebendigen Koerperlichkeit des Wesens, wie vorhin die Einheit beider in bewusstloser Schwaermerei. Der Mensch stellt also an die Stelle der Bildsaeule sich selbst, als zur vollkommen freien Bewegung erzogene und ausgearbeitete Gestalt, wie jene die vollkommen freie Ruhe ist. Wenn jeder einzelne wenigstens als Fackeltraeger sich darzustellen weiss, so hebt sich Einer aus ihnen hervor, der die gestaltete Bewegung, die glatte Ausarbeitung und fluessige Kraft aller Glieder ist;—ein beseeltes lebendiges Kunstwerk, das mit seiner Schoenheit die Staerke paart und dem der Schmuck, womit die Bildsaeule geehrt wurde, als Preis seiner Kraft, und die Ehre, unter seinem Volke statt des steinernen Gottes die hoechste leibliche Darstellung ihres Wesens zu sein, zuteil wird.
In den beiden Darstellungen, die soeben vorkamen, ist die Einheit des Selbstbewusstseins und des geistigen Wesens vorhanden, es fehlt ihnen aber noch ihr Gleichgewicht. In der bacchischen Begeisterung ist das Selbst ausser sich, in der schoenen Koerperlichkeit aber das geistige Wesen. Jene Dumpfheit des Bewusstseins und ihr wildes Stammeln muss in das klare Dasein der letztern, und die geistlose Klarheit des letztern in die Innerlichkeit der erstern aufgenommen werden. Das vollkommne Element, worin die Innerlichkeit ebenso aeusserlich als die Aeusserlichkeit innerlich ist, ist wieder die Sprache, aber weder die in ihrem Inhalte ganz zufaellige und einzelne des Orakels, noch die empfindende und nur den einzelnen Gott preisende Hymne, noch das inhaltslose Stammeln der bacchischen Raserei. Sondern sie hat ihren klaren und allgemeinen Inhalt gewonnen; ihren klaren Inhalt, denn der Kuenstler hat sich aus der ersten ganz substantiellen Begeisterung heraus zur Gestalt gearbeitet, die eignes in allen seinen Regungen von der selbstbewussten Seele durchdrungenes und mitgebendes Dasein ist;—ihren allgemeinen Inhalt, denn in diesem Feste, das die Ehre des Menschen ist, verschwindet die Einseitigkeit der Bildsaeulen, die nur einen Nationalgeist, einen bestimmten Charakter der Goettlichkeit enthalten. Der schoene Fechter ist zwar die Ehre seines besondern Volkes, aber er ist eine koerperliche Einzelnheit, worin die Ausfuehrlichkeit und Ernst der Bedeutung und der innere Charakter des Geistes, der das besondere Leben, Anliegen, Beduerfnisse und Sitten seines Volkes traegt, untergegangen ist. In dieser Entaeusserung zur voelligen Koerperlichkeit hat der Geist die besondern Eindruecke und Anklaenge der Natur abgelegt, die er als der wirkliche Geist des Volks in sich schloss. Sein Volk ist sich daher nicht mehr seiner Besonderheit in ihm, sondern vielmehr der Ablegung derselben und der Allgemeinheit seines menschlichen Daseins bewusst.
c. Das geistige Kunstwerk
Die Volksgeister, die der Gestalt ihres Wesens in einem besondern Tiere bewusst werden, gehen in einen zusammen; so vereinigen sich die besondern schoenen Volksgeister in ein Pantheon, dessen Element und Behausung die Sprache ist. Die reine Anschauung seiner selbst als allgemeiner Menschlichkeit hat an der Wirklichkeit des Volksgeistes die Form, dass er sich mit den andern, mit denen er durch die Natur eine Nation ausmacht, zu einer gemeinschaftlichen Unternehmung verbindet, und fuer dieses Werk ein Gesamtvolk und damit einen Gesamthimmel bildet. Diese Allgemeinheit, zu der der Geist in seinem Dasein gelangt, ist jedoch nur diese erste, die von der Individualitaet des Sittlichen erst ausgeht, ihre Unmittelbarkeit noch nicht ueberwunden, nicht einen Staat aus diesen Voelkerschaften gebildet hat. Die Sittlichkeit des wirklichen Volksgeistes beruht teils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen ihres Volkes, teils auf dem unmittelbaren Anteil, den Alle, des Unterschiedes von Staenden unerachtet, an den Entschluessen und Handlungen der Regierung nehmen. In der Vereinigung, zunaechst nicht in eine bleibende Ordnung, sondern nur zu einer gemeinsamen Handlung, ist jene Freiheit des Anteils Aller und jeder einstweilen auf die Seite gestellt. Diese erste Gemeinschaftlichkeit ist daher mehr eine Versammlung der Individualitaeten als die Herrschaft des abstrakten Gedankens, der die Einzelnen ihres selbstbewussten Anteils an Willen und Tat des Ganzen berauben wuerde.
Die Versammlung der Volksgeister macht einen Kreis von Gestalten aus, der itzt die ganze Natur wie die ganze sittliche Welt befasst. Auch sie stehen unter dem Oberbefehl mehr des Einen als seiner Oberherrschaft. Fuer sich sind sie die allgemeinen Substanzen dessen, was das selbstbewusste Wesen an sich ist und tut. Dieses aber macht die Kraft und zunaechst den Mittelpunkt wenigstens aus, um den jene allgemeinen Wesen sich bemuehen, der nur erst zufaelligerweise ihre Geschaefte zu verbinden scheint. Aber die Rueckkehr des goettlichen Wesens in das Selbstbewusstsein ist es, die schon den Grund enthaelt, dass dieses den Mittelpunkt fuer jene goettlichen Kraefte bildet, und die wesentliche Einheit zunaechst unter der Form einer freundlichen aeusserlichen Beziehung beider Welten verbirgt.
Dieselbe Allgemeinheit, welche diesem Inhalte zukommt, hat notwendig auch die Form des Bewusstseins, in welcher er auftritt. Es ist nicht mehr das wirkliche Tun des Kultus, sondern ein Tun, das zwar noch nicht in den Begriff, sondern erst in die Vorstellung, in die synthetische Verknuepfung des selbstbewussten und des aeussern Daseins erhoben ist. Das Dasein dieser Vorstellung, die Sprache, ist die erste Sprache, das Epos als solches, das den allgemeinen Inhalt, wenigstens als Vollstaendigkeit der Welt, obzwar nicht als Allgemeinheit des Gedankens enthaelt. Der Saenger ist der Einzelne und Wirkliche, aus dem als Subjekt dieser Welt sie erzeugt und getragen wird. Sein Pathos ist nicht die betaeubende Naturmacht, sondern die Mnemosyne, die Besinnung und gewordne Innerlichkeit, die Erinnerung des vorhin unmittelbaren Wesens. Er ist das in seinem Inhalte verschwindende Organ, nicht sein eignes Selbst gilt, sondern seine Muse, sein allgemeiner Gesang. Was aber in der Tat vorhanden ist, ist der Schluss, worin das Extrem der Allgemeinheit, die Goetterwelt, durch die Mitte der Besonderheit mit der Einzelnheit, dem Saenger, verknuepft ist. Die Mitte ist das Volk in seinen Helden, welche einzelne Menschen sind, wie der Saenger, aber nur vorgestellte und dadurch zugleich allgemeine, wie das freie Extrem der Allgemeinheit, die Goetter.
In diesem Epos stellt sich also ueberhaupt dem Bewusstsein dar, was im Kultus an sich zustande kommt, die Beziehung des Goettlichen auf das Menschliche. Der Inhalt ist eine Handlung des seiner selbst bewussten Wesens. Das Handeln stoert die Ruhe der Substanz und erregt das Wesen, wodurch seine Einfachheit geteilt und in die mannigfaltige Welt der natuerlichen und sittlichen Kraefte aufgeschlossen ist. Die Handlung ist die Verletzung der ruhigen Erde, die Grube, die durch das Blut beseelt, die abgeschiednen Geister hervorruft, welche nach Leben durstend, es in dem Tun des Selbstbewusstseins erhalten. Das Geschaefte, um welches die allgemeine Bemuehung geht, bekommt die zwei Seiten, die selbstische, von einer Gesamtheit wirklicher Voelker und den an ihrer Spitze stehenden Individualitaeten, und die allgemeine, von ihren substantiellen Maechten vollbracht zu werden. Die Beziehung beider aber bestimmte sich vorhin so, dass sie die synthetische Verbindung des Allgemeinen und Einzelnen, oder das Vorstellen ist. Von dieser Bestimmtheit haengt die Beurteilung dieser Welt ab.—Das Verhaeltnis beider ist dadurch eine Vermischung, welche die Einheit des Tuns inkonsequent verteilt, und die Handlung ueberfluessigerweise von der einen Seite zur andern herueberwirft. Die allgemeinen Maechte haben die Gestalt der Individualitaet und damit das Prinzip des Handelns an ihnen; ihr Wirken erscheint daher als ein ebenso freies von ihnen ganz ausgehendes Tun als das der Menschen. Ein und dasselbe haben daher ebensowohl die Goetter als die Menschen getan. Der Ernst jener Maechte ist ein laecherlicher Ueberfluss, da diese in der Tat die Kraft der handelnden Individualitaet sind;—und die Anstrengung und Arbeit dieser ist eine ebenso unnuetze Bemuehung, da jene vielmehr alles lenken.—Die uebertaegigen Sterblichen, die das Nichts sind, sind zugleich das maechtige Selbst, das die allgemeinen Wesen sich unterwirft, die Goetter verletzt und ihnen ueberhaupt die Wirklichkeit und ein Interesse des Tuns verschafft; wie umgekehrt diese unmaechtigen Allgemeinheiten, die sich von den Gaben der Menschen naehren und durch sie erst etwas zu tun bekommen, das natuerliche Wesen und der Stoff aller Begebenheiten, und ebenso die sittliche Materie und das Pathos des Tuns sind. Wenn ihre elementarischen Naturen durch das freie Selbst der Individualitaet erst in Wirklichkeit und betaetigtes Verhaeltnis gebracht werden, so sind sie ebensosehr das Allgemeine, das sich dieser Verbindung entzieht, in seiner Bestimmung unbeschraenkt bleibt und durch die unueberwindliche Elastizitaet seiner Einheit die Punktualitaet des Taetigen und seine Figurationen ausloescht, sich selbst rein erhaelt, und alles Individuelle in seiner Fluessigkeit aufloest.
Wie sie mit der entgegenstehenden selbstischen Natur in diese widersprechende Beziehung fallen, ebenso geraet ihre Allgemeinheit mit ihrer eignen Bestimmung und deren Verhaeltnis zu andern in Widerstreit. Sie sind die ewigen schoenen Individuen, die, in ihrem eignen Dasein ruhend, der Vergaenglichkeit und fremder Gewalt enthoben sind.—Aber sie sind zugleich bestimmte Elemente, besondre Goetter, die sich also zu andern verhalten. Aber das Verhaeltnis zu andern, das nach seiner Entgegensetzung ein Streit mit ihnen ist, ist eine komische Selbstvergessenheit ihrer ewigen Natur.—Die Bestimmtheit ist in das goettliche Bestehen eingewurzelt und hat in seiner Begrenzung die Selbststaendigkeit der ganzen Individualitaet; durch diese verlieren ihre Charaktere zugleich die Schaerfe der Eigentuemlichkeit und vermischen sich in ihrer Vieldeutigkeit.—Ein Zweck der Taetigkeit und ihre Taetigkeit selbst, da sie gegen ein Anderes und somit gegen eine unbesiegbare goettliche Kraft gerichtet ist, ist ein zufaelliges leeres Aufspreizen, das ebenso zerfliesst und den anscheinenden Ernst der Handlung in ein gefahrloses, seiner selbst sichres Spiel ohne Resultat und Erfolg verwandelt. Wenn aber an der Natur ihrer Goettlichkeit das Negative oder die Bestimmtheit derselben nur als die Inkonsequenz ihrer Taetigkeit und der Widerspruch des Zwecks und des Erfolgs erscheint, und jene selbststaendige Sicherheit ueber das Bestimmte das Uebergewicht behaelt, so tritt ihr ebendadurch die reine Kraft des Negativen gegenueber, und zwar als ihre letzte Macht, ueber welche sie nichts vermoegen. Sie sind das Allgemeine und Positive gegen das einzelne Selbst der Sterblichen, das nicht gegen ihre Macht aushaelt; aber das allgemeine Selbst schwebt darum ueber ihnen und ueber dieser ganzen Welt der Vorstellung, welcher der ganze Inhalt angehoert; als die begrifflose Leere der Notwendigkeit—ein Geschehen, gegen das sie sich selbstlos und traurend verhalten, denn diese bestimmten Naturen finden sich nicht in dieser Reinheit.
Diese Notwendigkeit aber ist die Einheit des Begriffes, der die widersprechende Substantialitaet der einzelnen Momente unterworfen ist, worin die Inkonsequenz und Zufaelligkeit ihres Tuns sich ordnet und das Spiel ihrer Handlungen seinen Ernst und Wert an ihnen selbst erhaelt. Der Inhalt der Welt der Vorstellung spielt losgebunden fuer sich in der Mitte seine Bewegung, versammelt um die Individualitaet eines Helden, der aber in seiner Kraft und Schoenheit sein Leben gebrochen fuehlt und einem fruehen Tod entgegensehend trauert. Denn die in sich feste und wirkliche Einzelnheit ist an die Extremitaet ausgeschlossen, und in ihre Momente entzweit, die sich noch nicht gefunden und vereint. Das eine Einzelne, das abstrakte Unwirkliche, ist die Notwendigkeit, die an dem Leben der Mitte nicht Anteil hat, sowenig als das andre, das wirkliche Einzelne, der Saenger, der sich ausser ihm haelt und in seiner Vorstellung untergeht. Beide Extreme muessen sich dem Inhalte naehern; das eine, die Notwendigkeit, hat sich mit dem Inhalte zu erfuellen, das andre, die Sprache des Saengers, muss Anteil an ihm haben; und der sich selbst vorher ueberlassene Inhalt die Gewissheit und feste Bestimmung des Negativen an ihm erhalten.
Diese hoehere Sprache, die Tragoedie, fasst also die Zerstreuung der Momente der wesentlichen und handelnden Welt naeher zusammen; die Substanz des Goettlichen tritt nach der Natur des Begriffes in ihre Gestalten auseinander, und ihre Bewegung ist gleichfalls ihm gemaess. In Ansehung der Form hoert die Sprache dadurch, dass sie in den Inhalt hereintritt, auf, erzaehlend zu sein, wie der Inhalt ein vorgestellter. Der Held ist selbst der sprechende, und die Vorstellung zeigt dem Zuhoerer, der zugleich Zuschauer ist, selbstbewusste Menschen, die ihr Recht und ihren Zweck, die Macht und den Willen ihrer Bestimmtheit wissen und zu sagen wissen. Sie sind Kuenstler, die nicht, wie die das gemeine Tun im wirklichen Leben begleitende Sprache, bewusstlos, natuerlich und naiv das Aeussere ihres Entschlusses und Beginnens aussprechen, sondern das innre Wesen aeussern, das Recht ihres Handelns beweisen, und das Pathos, dem sie angehoeren, frei von zufaelligen Umstaenden und von der Besonderheit der Persoenlichkeiten in seiner allgemeinen Individualitaet besonnen behaupten und bestimmt aussprechen. Das Dasein dieser Charaktere sind endlich wirkliche Menschen, welche die Personen der Helden anlegen, und diese in wirklichem nicht erzaehlendem, sondern eignem Sprechen darstellen. So wesentlich es der Bildsaeule ist, von Menschenhaenden gemacht zu sein, ebenso wesentlich ist der Schauspieler seiner Maske,—nicht als aeusserliche Bedingung, von der die Kunstbetrachtung abstrahieren muesse; oder insofern davon in ihr allerdings zu abstrahieren ist, so ist eben dies damit gesagt, dass die Kunst das wahre eigentliche Selbst noch nicht in ihr enthaelt.
Der allgemeine Boden, worauf die Bewegung dieser aus dem Begriffe erzeugten Gestalten vorgeht, ist das Bewusstsein der ersten vorstellenden Sprache und ihres selbstlosen auseinandergelassnen Inhalts. Es ist das gemeine Volk ueberhaupt, dessen Weisheit in dem Chore des Alters zur Sprache koemmt; es hat an dessen Kraftlosigkeit seinen Repraesentanten, weil es selbst nur das positive und passive Material der ihm gegenuebertretenden Individualitaet der Regierung ausmacht. Der Macht des Negativen entbehrend, vermag es den Reichtum und die bunte Fuelle des goettlichen Lebens nicht zusammenzuhalten und zu baendigen, sondern laesst es auseinanderlaufen, und preist jedes einzelne Moment als einen selbststaendigen Gott, bald diesen, bald wieder einen andern, in seinen verehrenden Hymnen. Wo es aber den Ernst des Begriffes, wie er ueber diese Gestalten sie zertruemmernd einherschreitet, verspuert, und es zu sehen bekoemmt, wie schlecht es seinen gepriesenen Goettern geht, die sich auf diesen Boden, worauf der Begriff herrscht, wagen, ist es nicht selbst die negative Macht, die handelnd eingreift, sondern haelt sich im selbstlosen Gedanken derselben, im Bewusstsein des fremden Schicksals, und bringt den leeren Wunsch der Beruhigung und die schwache Rede der Besaenftigung herbei. In der Furcht vor den hoehern Maechten, welche die unmittelbaren Arme der Substanz sind, vor ihrem Kampfe miteinander, und vor dem einfachen Selbst der Notwendigkeit, das auch sie wie die Lebendigen, die an sie geknuepft sind, zermalmt,—in dem Mitleiden mit diesen, die es zugleich als dasselbe mit sich selbst weiss, ist fuer es nur der untaetige Schrecken dieser Bewegung, das ebenso hilflose Bedauern, und als Ende die leere Ruhe der Ergebung in die Notwendigkeit, deren Werk nicht als die notwendige Handlung des Charakters und nicht als das Tun des absoluten Wesens in sich selbst erfasst wird.
Auf diesem zuschauenden Bewusstsein als auf dem gleichgueltigen Boden des Vorstellens tritt der Geist in seiner nicht zerstreuten Mannigfaltigkeit, sondern in der einfachen Entzweiung des Begriffes auf. Seine Substanz zeigt sich daher nur in ihre zwei extremen Maechte auseinandergerissen. Diese elementarischen allgemeinen Wesen sind zugleich selbstbewusste Individualitaeten,—Helden, welche in eine dieser Maechten ihr Bewusstsein setzen, an ihr die Bestimmtheit des Charakters haben, und ihre Betaetigung und Wirklichkeit ausmachen. —Diese allgemeine Individualisierung steigt, wie erinnert, noch zur unmittelbaren Wirklichkeit des eigentlichen Daseins herunter, und stellt sich einer Menge von Zuschauern dar, die an dem Chore ihr Gegenbild oder vielmehr ihre eigne sich aussprechende Vorstellung hat.
Der Inhalt und die Bewegung des Geistes, der sich hier Gegenstand ist, ist bereits als die Natur und Realisierung der sittlichen Substanz betrachtet worden. In seiner Religion erlangt er das Bewusstsein ueber sich, oder stellt sich seinem Bewusstsein in seiner reinern Form und einfachern Gestaltung dar. Wenn also die sittliche Substanz sich durch ihren Begriff, ihrem Inhalte nach, in die beiden Maechte entzweite, die als goettliches und menschliches, oder unterirdisches und oberes Recht bestimmt wurden—jenes die Familie, dies die Staatsmacht—, und deren das erstere der weibliche, das andre der maennliche Charakter war, so schraenkt sich der vorher vielformige und in seinen Bestimmungen schwankende Goetterkreis auf diese Maechte ein, die durch diese Bestimmung der eigentlichen Individualitaet genaehert sind. Denn die fruehere Zerstreuung des Ganzen in die vielfachen und abstrakten Kraefte, die substantiiert erscheinen, ist die Aufloesung des Subjekts, das sie nur als Momente in seinem Selbst begreift, und die Individualitaet ist daher nur die oberflaechliche Form jener Wesen. Umgekehrt ist ein weiterer Unterschied der Charaktere als der genannte zur zufaelligen und an sich aeusserlichen Persoenlichkeit zu rechnen.
Zugleich teilt sich das Wesen seiner Form oder dem Wissen nach. Der handelnde Geist tritt als Bewusstsein dem Gegenstande gegenueber, auf den es taetig, und der somit als das Negative des Wissenden bestimmt ist; der Handelnde befindet sich dadurch im Gegensatze des Wissens und Nichtwissens. Er nimmt aus seinem Charakter seinen Zweck und weiss ihn als die sittliche Wesenheit; aber durch die Bestimmtheit des Charakters weiss er nur die eine Macht der Substanz, und die andre ist fuer ihn verborgen. Die gegenwaertige Wirklichkeit ist daher ein anderes an sich und ein anderes fuer das Bewusstsein; das obere und das untere Recht erhalten in dieser Beziehung die Bedeutung der wissenden und dem Bewusstsein sich offenbarenden, und der sich verbergenden und im Hinterhalte lauernden Macht. Die eine ist die Lichtseite, der Gott des Orakels, der nach seinem natuerlichen Momente aus der alles beleuchtenden Sonne entsprungen, alles weiss und offenbart,—Phoebus, und Zeus, der dessen Vater ist. Aber die Befehle dieses wahrredenden Gottes und seine Bekanntmachungen dessen, was ist, sind vielmehr truegerisch. Denn dies Wissen ist in seinem Begriffe unmittelbar das Nichtwissen, weil das Bewusstsein an sich selbst im Handeln dieser Gegensatz ist. Der, welcher die raetselhafte Sphinx selbst aufzuschliessen vermochte, wie der kindlich Vertrauende werden darum durch das, was der Gott ihnen offenbart, ins Verderben geschickt. Diese Priesterin, aus der der schoene Gott spricht, ist nichts anders als die doppelsinnigen Schicksalsschwestern, die durch ihre Verheissungen zum Verbrechen treiben, und in der Zweizuengigkeit dessen, was sie als Sicherheit angaben, den, der sich auf den offenbaren Sinn verliess, betriegen. Daher das Bewusstsein, das reiner ist als das letztere, das den Hexen glaubt, und besonnener und gruendlicher als das erstere, das der Priesterin und dem schoenen Gotte traut, auf die Offenbarung, die der Geist des Vaters selbst ueber das Verbrechen, das ihn mordete, machte, mit der Rache zaudert, und andre Beweise noch veranstaltet,—aus dem Grunde, weil dieser offenbarende Geist auch der Teufel sein koennte.
Dies Misstrauen ist darum gegruendet, weil das wissende Bewusstsein sich in den Gegensatz der Gewissheit seiner selbst und des gegenstaendlichen Wesens setzt. Das Recht des sittlichen, dass die Wirklichkeit nichts an sich ist im Gegensatze gegen das absolute Gesetz, erfaehrt, dass sein Wissen einseitig, sein Gesetz nur Gesetz seines Charakters ist, dass es nur die eine Macht der Substanz ergriff. Die Handlung selbst ist diese Verkehrung des Gewussten in sein Gegenteil, das Sein, ist das Umschlagen des Rechts des Charakters und des Wissens in das Recht des Entgegengesetzten, mit dem jenes im Wesen der Substanz verknuepft ist,—in die Erinnye der andern feindlich erregten Macht und Charakters. Dies untre Recht sitzt mit Zeus auf dem Throne und geniesst mit dem offenbaren Rechte und dem wissenden Gotte gleiches Ansehen.
Auf diese drei Wesen wird von der handelnden Individualitaet die Goetterwelt des Chors eingeschraenkt. Das eine ist die Substanz, ebensowohl die Macht des Herdes und der Geist der Familienpietaet wie die allgemeine Macht des Staats und der Regierung. Indem der Substanz als solcher dieser Unterschied angehoert, individualisiert er sich der Vorstellung nicht zu zwei unterschiednen Gestalten, sondern hat in der Wirklichkeit die zwei Personen seiner Charaktere. Hingegen der Unterschied des Wissens und Nichtwissens faellt in ein jedes der wirklichen Selbstbewusstsein,—und nur in der Abstraktion, im Elemente der Allgemeinheit verteilt er sich an zwei individuelle Gestalten. Denn das Selbst des Heros hat nur Dasein als ganzes Bewusstsein und ist daher wesentlich der ganze Unterschied, der der Form angehoert; aber seine Substanz ist bestimmt, und es gehoert ihm nur die eine Seite des Unterschieds des Inhalts an. Daher erhalten die beiden Seiten des Bewusstseins, die in der Wirklichkeit keine getrennte, einer jeden eigne Individualitaet haben, in der Vorstellung jede ihre besondere Gestalt; die eine die des offenbarenden Gottes, die andre der sich verborgen haltenden Erinnye. Beide geniessen teils gleicher Ehre, teils ist die Gestalt der Substanz, Zeus, die Notwendigkeit der Beziehung beider aufeinander. Die Substanz ist die Beziehung, dass das Wissen fuer sich ist, aber seine Wahrheit an dem Einfachen, der Unterschied, wodurch das wirkliche Bewusstsein ist, seinen Grund an dem ihn tilgenden innern Wesen, die sich klare Versicherung der Gewissheit ihre Bestaetigung an der Vergessenheit hat.
Das Bewusstsein schloss diesen Gegensatz durch das Handeln auf; nach dem offenbaren Wissen handelnd, erfaehrt es den Betrug desselben, und dem Inhalte nach dem einen Attribute der Substanz ergeben, verletzte es das andre und gab diesem dadurch das Recht gegen sich. Dem wissenden Gotte folgend, ergriff es vielmehr das nicht Offenbare, und buesst dafuer, dem Wissen vertraut zu haben, dessen Zweideutigkeit, da sie seine Natur ist, auch fuer es, und eine Warnung dafuer vorhanden sein musste. Die Raserei der Priesterin, die unmenschliche Gestalt der Hexen, die Stimme des Baumes, des Vogels, der Traum u.s.f. sind nicht die Weisen, in welchen die Wahrheit erscheint, sondern warnende Zeichen des Betrugs, der Nichtbesonnenheit, der Einzelnheit und Zufaelligkeit des Wissens. Oder was dasselbe ist, die entgegengesetzte Macht, die von ihm verletzt wird, ist als ausgesprochenes Gesetz und geltendes Recht vorhanden; es sei das Gesetz der Familie oder des Staats; das Bewusstsein folgte dagegen dem eignen Wissen und verbarg sich selbst das Offenbare. Die Wahrheit aber der gegeneinander auftretenden Maechte des Inhalts und Bewusstseins ist das Resultat, dass beide gleiches Recht und darum in ihrem Gegensatz, den das Handeln hervorbringt, gleiches Unrecht haben. Die Bewegung des Tuns erweist ihre Einheit in dem gegenseitigen Untergange beider Maechte und der selbstbewussten Charaktere. Die Versoehnung des Gegensatzes mit sich ist die Lethe der Unterwelt im Tode,—oder die Lethe der Oberwelt, als Freisprechung nicht von der Schuld, denn diese kann das Bewusstsein, weil es handelte, nicht verleugnen, sondern vom Verbrechen, und seine suehnende Beruhigung. Beide sind die Vergessenheit, das Verschwundensein der Wirklichkeit und des Tuns der Maechte der Substanz, ihrer Individualitaeten, und der Maechte des abstrakten Gedankens des Guten und des Boesen, denn keine fuer sich ist das Wesen, sondern dieses ist die Ruhe des Ganzen in sich selbst, die unbewegte Einheit des Schicksals, das ruhige Dasein und damit die Untaetigkeit und Unlebendigkeit der Familie und der Regierung, und die gleiche Ehre und damit die gleichgueltige Unwirklichkeit Apolls und der Erinnye, und die Rueckkehr ihrer Begeistung und Taetigkeit in den einfachen Zeus.
Dieses Schicksal vollendet die Entvoelkerung des Himmels, der gedankenlosen Vermischung der Individualitaet und des Wesens,—einer Vermischung, wodurch das Tun des Wesens als ein inkonsequentes, zufaelliges, seiner unwuerdiges erscheint; denn dem Wesen nur oberflaechlich anhaengend, ist die Individualitaet die unwesentliche. Die Vertreibung solcher wesenlosen Vorstellungen, die von Philosophen des Altertums gefodert wurde, beginnt also schon in der Tragoedie ueberhaupt dadurch, dass die Einteilung der Substanz von dem Begriffe beherrscht, die Individualitaet hiemit die wesentliche und die Bestimmungen die absoluten Charaktere sind. Das Selbstbewusstsein, das in ihr vorgestellt ist, kennt und anerkennt deswegen nur eine hoechste Macht, und diesen Zeus nur als die Macht des Staats oder des Herdes, und im Gegensatze des Wissens nur als den Vater des zur Gestalt werdenden Wissens des Besondern,—und als den Zeus des Eides und der Erinnye, des Allgemeinen, im Verborgnen wohnenden Innern. Die weiter aus dem Begriffe in die Vorstellung sich zerstreuenden Momente, die der Chor nacheinander gelten laesst, sind hingegen nicht das Pathos des Helden, sondern sinken ihm zur Leidenschaft herunter,—zu zufaelligen, wesenlosen Momenten, die der selbstlose Chor wohl preist, aber die nicht faehig sind, den Charakter der Helden auszumachen, noch von ihnen als ihr Wesen ausgesprochen und geachtet zu werden.
Aber auch die Personen des goettlichen Wesens selbst, sowie die Charaktere seiner Substanz, gehen in die Einfachheit des Bewusstlosen zusammen. Diese Notwendigkeit hat gegen das Selbstbewusstsein die Bestimmung, die negative Macht aller auftretenden Gestalten zu sein, in ihr sich selbst nicht zu erkennen, sondern darin vielmehr unterzugehen. Das Selbst tritt nur den Charakteren zugeteilt auf, nicht als die Mitte der Bewegung. Aber das Selbstbewusstsein, die einfache Gewissheit seiner, ist in der Tat die negative Macht, die Einheit des Zeus, des substantiellen Wesens, und der abstrakten Notwendigkeit, es ist die geistige Einheit, worein alles zurueckgeht. Weil das wirkliche Selbstbewusstsein noch von der Substanz und dem Schicksale unterschieden wird, ist es teils der Chor oder vielmehr die zuschauende Menge, welche diese Bewegung des goettlichen Lebens als ein Fremdes mit Furcht erfuellt, oder in der sie als ein Nahes nur die Ruehrung des nicht handelnden Mitleidens hervorbringt. Teils insofern das Bewusstsein mithandelt und den Charakteren angehoert, ist diese Vereinigung, weil die wahre, die des Selbsts, des Schicksals und der Substanz noch nicht vorhanden ist, eine aeusserliche, eine Hypokrisie; der Held, der vor dem Zuschauer auftritt, zerfaellt in seine Maske und in den Schauspieler, in die Person und das wirkliche Selbst.
Das Selbstbewusstsein der Helden muss aus seiner Maske hervortreten und sich darstellen, wie es sich als das Schicksal sowohl der Goetter des Chors als der absoluten Maechte selbst weiss, und von dem Chore, dem allgemeinen Bewusstsein, nicht mehr getrennt ist.
Die Komoedie hat also vorerst die Seite, dass das wirkliche Selbstbewusstsein sich als das Schicksal der Goetter darstellt. Diese elementarischen Wesen sind, als allgemeine Momente, kein Selbst und nicht wirklich. Sie sind zwar mit der Form der Individualitaet ausgestattet, aber diese ist ihnen nur eingebildet und kommt ihnen nicht an und fuer sich selbst zu; das wirkliche Selbst hat nicht ein solches abstraktes Moment zu seiner Substanz und Inhalt. Es, das Subjekt, ist daher ueber ein solches Moment als ueber eine einzelne Eigenschaft erhoben, und angetan mit dieser Maske spricht es die Ironie derselben aus, die fuer sich etwas sein will. Das Aufspreizen der allgemeinen Wesenheit ist an das Selbst verraten; es zeigt sich in einer Wirklichkeit gefangen und laesst die Maske fallen, eben indem es etwas Rechtes sein will. Das Selbst hier in seiner Bedeutung als Wirkliches auftretend, spielt es mit der Maske, die es einmal anlegt, um seine Person zu sein—aber aus diesem Scheine tut es sich ebensobald wieder in seiner eignen Nacktheit und Gewoehnlichkeit hervor, die es von dem eigentlichen Selbst, dem Schauspieler, sowie von dem Zuschauer nicht unterschieden zu sein zeigt.
Diese allgemeine Aufloesung der gestalteten Wesenheit ueberhaupt in ihrer Individualitaet wird in ihrem Inhalte ernsthafter und dadurch mutwilliger und bittrer, insofern er seine ernstere und notwendigere Bedeutung hat. Die goettliche Substanz vereinigt in ihr die Bedeutung der natuerlichen und sittlichen Wesenheit. In Ansehung des Natuerlichen zeigt das wirkliche Selbstbewusstsein schon in der Verwendung desselben zu seinem Putze, Wohnung u.s.f. und im Schmause seines Opfers sich als das Schicksal, dem das Geheimnis verraten ist, welche Bewandtnis es mit der Selbstwesenheit der Natur hat; in dem Mysterium des Brotes und Weines macht es dieselbe zusammen mit der Bedeutung des innern Wesens sich zu eigen, und in der Komoedie ist es sich der Ironie dieser Bedeutung ueberhaupt bewusst.—Insofern nun diese Bedeutung die sittliche Wesenheit enthaelt, ist sie teils das Volk, in seinen beiden Seiten, des Staats oder eigentlichen Demos, und der Familien-Einzelnheit;—teils aber das selbstbewusste reine Wissen, oder das vernuenftige Denken des Allgemeinen.—Jener Demos, die allgemeine Masse, die sich als Herrn und Regent sowie als den zu respektierenden Verstand und Einsicht weiss, zwingt und betoert sich durch die Besonderheit seiner Wirklichkeit, und stellt den laecherlichen Kontrast seiner Meinung von sich und seines unmittelbaren Daseins, seiner Notwendigkeit und Zufaelligkeit, seiner Allgemeinheit und Gemeinheit dar. Wenn das Prinzip seiner vom Allgemeinen getrennten Einzelnheit, in der eigentlichen Gestalt der Wirklichkeit, sich hervortut und des Gemeinwesens, dessen geheimer Schaden es ist, sich offenbar anmasst und es einrichtet, so verraet sich unmittelbarer der Kontrast des Allgemeinen als einer Theorie und dessen, um was es in der Praxis zu tun ist, die gaenzliche Befreiung der Zwecke der unmittelbaren Einzelnheit von der allgemeinen Ordnung und der Spott jener ueber diese.
Das vernuenftige Denken enthebt das goettliche Wesen seiner zufaelligen Gestalt, und entgegengesetzt der begrifflosen Weisheit des Chors, die mancherlei Sittensprueche vorbringt, und eine Menge von Gesetzen und bestimmten Pflicht-und Rechtsbegriffen gelten laesst, hebt es sie in die einfachen Ideen des Schoenen und Guten empor. —Die Bewegung dieser Abstraktion ist das Bewusstsein der Dialektik, welche diese Maximen und Gesetze an ihnen haben, und hiedurch des Verschwindens der absoluten Gueltigkeit, in der sie vorher erschienen. Indem die zufaellige Bestimmung und oberflaechliche Individualitaet, welche die Vorstellung den goettlichen Wesenheiten lieh, verschwindet, haben sie nach ihrer natuerlichen Seite nur noch die Nacktheit ihres unmittelbaren Daseins, sie sind Wolken, ein verschwindender Dunst, wie jene Vorstellungen. Nach ihrer gedachten Wesentlichkeit zu den einfachen Gedanken des Schoenen und Guten geworden, vertragen diese es, mit jedem beliebigen Inhalt erfuellt zu werden. Die Kraft des dialektischen Wissens gibt die bestimmten Gesetze und Maximen des Handelns der Lust und dem Leichtsinne der—hiemit—verfuehrten Jugend preis, und der Aengstlichkeit und Sorge des auf die Einzelnheit des Lebens beschraenkten Alters Waffen zum Betrug an die Hand. Die reinen Gedanken des Schoenen und Guten zeigen also das komische Schauspiel, durch die Befreiung von der Meinung, welche sowohl ihre Bestimmtheit als Inhalt wie ihre absolute Bestimmtheit, das Festhalten des Bewusstseins enthaelt, leer und eben dadurch das Spiel der Meinung und der Willkuer der zufaelligen Individualitaet zu werden.
Hier ist also das vorher bewusstlose Schicksal, das in der leeren Ruhe und Vergessenheit besteht und von dem Selbstbewusstsein getrennt ist, mit diesem vereint. Das einzelne Selbst ist die negative Kraft, durch und in welcher die Goetter sowie deren Momente, die daseiende Natur und die Gedanken ihrer Bestimmungen, verschwinden; zugleich ist es nicht die Leerheit des Verschwindens, sondern erhaelt sich in dieser Nichtigkeit selbst, ist bei sich und die einzige Wirklichkeit. Die Religion der Kunst hat sich in ihm vollendet und ist vollkommen in sich zurueckgegangen. Dadurch, dass das einzelne Bewusstsein in der Gewissheit seiner selbst es ist, das als diese absolute Macht sich darstellt, hat diese die Form eines Vorgestellten, von dem Bewusstsein ueberhaupt Getrennten und ihm Fremden verloren, wie die Bildsaeule, auch die lebendige schoene Koerperlichkeit oder der Inhalt des Epos und die Maechte und Personen der Tragoedie waren;—auch ist die Einheit nicht die bewusstlose des Kultus und der Mysterien, sondern das eigentliche Selbst des Schauspielers faellt mit seiner Person zusammen, so wie der Zuschauer, der in dem, was ihm vorgestellt wird, vollkommen zu Hause ist und sich selbst spielen sieht. Was dies Selbstbewusstsein anschaut, ist, dass in ihm, was die Form von Wesenheit gegen es annimmt, in seinem Denken, Dasein und Tun sich vielmehr aufloest und preisgegeben ist, es ist die Rueckkehr alles Allgemeinen in die Gewissheit seiner selbst, die hiedurch diese vollkommne Furcht-und Wesenlosigkeit alles Fremden, und ein Wohlsein und Sich-wohlsein-lassen des Bewusstseins ist, wie sich ausser dieser Komoedie keins mehr findet.
C. Die offenbare Religion
Durch die Religion der Kunst ist der Geist aus der Form der Substanz in die des Subjekts getreten, denn sie bringt seine Gestalt hervor, und setzt also in ihr das Tun oder das Selbstbewusstsein, das in der furchtbaren Substanz nur verschwindet, und im Vertrauen sich nicht selbst erfasst. Diese Menschwerdung des goettlichen Wesens geht von der Bildsaeule aus, die nur die aeussere Gestalt des Selbsts an ihr hat, das innre aber, ihre Taetigkeit, faellt ausser ihr; im Kultus aber sind beide Seiten eins geworden, in dem Resultate der Religion der Kunst ist diese Einheit in ihrer Vollendung zugleich auch auf das Extrem des Selbsts heruebergegangen; in dem Geiste, der in der Einzelnheit des Bewusstseins seiner vollkommen gewiss ist, ist alle Wesenheit versunken. Der Satz, der diesen Leichtsinn ausspricht, lautet so: das Selbst ist das absolute Wesen; das Wesen, das Substanz und an dem das Selbst die Akzidentalitaet war, ist zum Praedikate heruntergesunken, und der Geist hat in diesem Selbstbewusstsein, dem nichts in der Form des Wesens gegenuebertritt, sein Bewusstsein verloren.
Dieser Satz: das Selbst ist das absolute Wesen, gehoert, wie von selbst erhellt, dem nichtreligioesen, dem wirklichen Geiste an, und es ist sich zu erinnern, welches die Gestalt desselben ist, die ihn ausdrueckt. Sie wird zugleich die Bewegung und die Umkehrung desselben enthalten, welche das Selbst zum Praedikate herunterstimmt, und die Substanz zum Subjekte erhebt. So naemlich, dass der umgekehrte Satz nicht an sich oder fuer uns die Substanz zum Subjekte macht, oder was dasselbe ist, die Substanz so wiederherstellt, dass das Bewusstsein des Geistes zu seinem Anfange, der natuerlichen Religion, zurueckgefuehrt wird, sondern so, dass diese Umkehrung fuer und durch das Selbstbewusstsein selbst zustande gebracht wird. Indem dieses sich mit Bewusstsein aufgibt, so wird es in seiner Entaeusserung erhalten und bleibt das Subjekt der Substanz, aber als sich ebenso entaeussertes hat es zugleich das Bewusstsein derselben; oder indem es durch seine Aufopferung die Substanz als Subjekt hervorbringt, bleibt dieses sein eignes Selbst. Es wird hiedurch erreicht, dass, wenn in den beiden Saetzen in dem ersten der Substantialitaet das Subjekt nur verschwindet, und in dem zweiten die Substanz nur Praedikat ist, und beide Seiten also in jedem mit der entgegengesetzten Ungleichheit des Wertes vorhanden sind,—dass die Vereinigung und Durchdringung beider Naturen hervorgeht, in der beide mit gleichem Werte ebenso wesentlich als auch nur Momente sind; hiedurch ist also der Geist ebenso Bewusstsein seiner als seiner gegenstaendlichen Substanz, wie einfaches in sich bleibendes Selbstbewusstsein.
Die Religion der Kunst gehoert dem sittlichen Geiste an, den wir frueher in dem Rechtszustande untergehen sahen, d.h. in dem Satze: das Selbst als solches, die abstrakte Person ist absolutes Wesen. Im sittlichen Leben ist das Selbst in dem Geiste seines Volks versenkt, es ist die erfuellte Allgemeinheit. Die einfache Einzelnheit aber erhebt sich aus diesem Inhalte, und ihr Leichtsinn reinigt sie zur Person, zur abstrakten Allgemeinheit des Rechts. In dieser ist die Realitaet des sittlichen Geists verloren, die inhaltsleeren Geister der Voelkerindividuen sind in ein Pantheon versammelt, nicht in ein Pantheon der Vorstellung, deren unmaechtige Form jeden gewaehren laesst, sondern in das Pantheon der abstrakten Allgemeinheit, des reinen Gedankens, der sie entleibt, und dem geistlosen Selbst, der einzelnen Person das An-und Fuer-sich-sein erteilt.
Aber dies Selbst hat durch seine Leerheit den Inhalt freigelassen; das Bewusstsein ist nur in sich das Wesen; sein eignes Dasein, das rechtliche Anerkanntsein der Person, ist die unerfuellte Abstraktion; es besitzt also vielmehr nur den Gedanken seiner selbst, oder wie es da ist und sich als Gegenstand weiss, ist es das unwirkliche. Es ist daher nur die stoische Selbststaendigkeit des Denkens, und diese findet, durch die Bewegung des skeptischen Bewusstseins hindurchgehend, seine Wahrheit in derjenigen Gestalt, die das unglueckliche Selbstbewusstsein genannt wurde.
Dieses weiss, welche Bewandtnis es mit dem wirklichen Gelten der abstrakten Person und ebenso mit dem Gelten derselben in dem reinen Gedanken hat. Es weiss ein solches Gelten vielmehr als den vollkommnen Verlust, es selbst ist dieser seiner bewusste Verlust und die Entaeusserung seines Wissens von sich.—Wir sehen, dass dies unglueckliche Bewusstsein die Gegenseite und Vervollstaendigung des in sich vollkommen gluecklichen, des komischen Bewusstseins ausmacht. In das letztere geht alles goettliche Wesen zurueck, oder es ist die vollkommne Entaeusserung der Substanz. Jenes hingegen ist umgekehrt das tragische Schicksal der an und fuer sich sein sollenden Gewissheit seiner selbst. Es ist das Bewusstsein des Verlustes aller Wesenheit in dieser Gewissheit seiner und des Verlustes eben dieses Wissens von sich—der Substanz wie des Selbsts, es ist der Schmerz, der sich als das harte Wort ausspricht, dass Gott gestorben ist.
In dem Rechtszustande ist also die sittliche Welt und die Religion derselben in dem komischen Bewusstsein versunken, und das unglueckliche das Wissen dieses ganzen Verlusts. Sowohl der Selbstwert seiner unmittelbaren Persoenlichkeit ist ihm verloren, als seiner vermittelten, der gedachten. Ebenso ist das Vertrauen in die ewigen Gesetze der Goetter, wie die Orakel, die das Besondre zu wissen taten, verstummt. Die Bildsaeulen sind nun Leichname, denen die belebende Seele, so wie die Hymne Worte, deren Glauben entflohen ist; die Tische der Goetter ohne geistige Speise und Trank, und aus seinen Spielen und Festen kommt dem Bewusstsein nicht die freudige Einheit seiner mit dem Wesen zurueck. Den Werken der Muse fehlt die Kraft des Geistes, dem aus der Zermalmung der Goetter und Menschen die Gewissheit seiner selbst hervorging. Sie sind nun das, was sie fuer uns sind, —vom Baume gebrochne schoene Fruechte, ein freundliches Schicksal reichte sie uns dar, wie ein Maedchen jene Fruechte praesentiert; es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseins, nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und die Elemente, die ihre Substanz, noch das Klima, das ihre Bestimmtheit ausmachte, oder den Wechsel der Jahreszeiten, die den Prozess ihres Werdens beherrschten.—So gibt das Schicksal uns mit den Werken jener Kunst nicht ihre Welt, nicht den Fruehling und Sommer des sittlichen Lebens, worin sie bluehten und reiften, sondern allein die eingehuellte Erinnerung dieser Wirklichkeit.—Unser Tun in ihrem Genusse ist daher nicht das gottesdienstliche, wodurch unserem Bewusstsein seine vollkommne es ausfuellende Wahrheit wuerde, sondern es ist das aeusserliche Tun, das von diesen Fruechten etwa Regentropfen oder Staeubchen abwischt, und an die Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeugenden und begeistenden Wirklichkeit des Sittlichen, das weitlaeufige Gerueste der toten Elemente ihrer aeusserlichen Existenz, der Sprache, des Geschichtlichen u.s.f. errichtet, nicht um sich in sie hinein zu leben, sondern nur um sie in sich vorzustellen. Aber wie das Maedchen, das die gepflueckten Fruechte darreicht, mehr ist als die in ihre Bedingungen und Elemente, den Baum, Luft, Licht u.s.f. ausgebreitete Natur derselben, welche sie unmittelbar darbot, indem es auf eine hoehere Weise dies alles in den Strahl des selbstbewussten Auges und der darreichenden Gebaerde zusammenfasst, so ist der Geist des Schicksals, der uns jene Kunstwerke darbietet, mehr als das sittliche Leben und Wirklichkeit jenes Volkes, denn er ist die Er-Innerung des in ihnen noch veraeusserten Geistes,—er ist der Geist des tragischen Schicksals, das alle jene individuelle Goetter und Attribute der Substanz in das eine Pantheon versammelt, in den seiner als Geist selbstbewussten Geist.
Alle Bedingungen seines Hervorgangs sind vorhanden, und diese Totalitaet seiner Bedingungen macht das Werden, den Begriff, oder das ansichseiende Hervorgehen desselben aus.—Der Kreis der Hervorbringungen der Kunst umfasst die Formen der Entaeusserungen der absoluten Substanz, sie ist in der Form der Individualitaet, als ein Ding, als seiender Gegenstand des sinnlichen Bewusstseins,—als die reine Sprache oder das Werden der Gestalt, deren Dasein nicht aus dem Selbst heraustritt, und rein verschwindender Gegenstand ist;—als unmittelbare Einheit mit dem allgemeinen Selbstbewusstsein in seiner Begeisterung und als vermittelte in dem Tun des Kultus;—als schoene selbstische Koerperlichkeit, und endlich als das in die Vorstellung erhobne Dasein und die Ausbreitung desselben zu einer Welt, die sich zuletzt in die Allgemeinheit, die ebenso reine Gewissheit ihrer selbst ist, zusammennimmt.—Diese Formen, und auf der andern Seite die Welt der Person und des Rechts, die verwuestende Wildheit der freigelassenen Elemente des Inhalts, ebenso die gedachte Person des Stoizismus und die haltlose Unruhe des skeptischen Bewusstseins, machen die Peripherie der Gestalten aus, welche erwartend und draengend um die Geburtsstaette des als Selbstbewusstsein werdenden Geistes umherstehen, der alle durchdringende Schmerz und Sehnsucht des ungluecklichen Selbstbewusstseins ist ihr Mittelpunkt und das gemeinschaftliche Geburtswehe seines Hervorgangs,—die Einfachheit des reinen Begriffs, der jene Gestalten als seine Momente enthaelt.
Er hat die zwei Seiten an ihm, die oben als die beiden umgekehrten Saetze vorgestellt sind; die eine ist diese, dass die Substanz sich ihrer selbst entaeussert und zum Selbstbewusstsein wird, die andre umgekehrt, dass das Selbstbewusstsein sich seiner entaeussert und zur Dingheit oder zum allgemeinen Selbst macht. Beide Seiten sind sich auf diese Weise entgegengekommen und hiedurch ihre wahre Vereinigung entstanden. Die Entaeusserung der Substanz, ihr Werden zum Selbstbewusstsein drueckt den Uebergang ins Entgegengesetzte, den bewusstlosen Uebergang der Notwendigkeit oder dies aus, dass sie an sich Selbstbewusstsein ist. Umgekehrt die Entaeusserung des Selbstbewusstseins dies, dass es an sich das allgemeine Wesen ist, oder, weil das Selbst das reine Fuer-sich-sein ist, das in seinem Gegenteile bei sich bleibt, dies, dass es fuer es ist, dass die Substanz Selbstbewusstsein und eben dadurch Geist ist. Es kann daher von diesem Geiste, der die Form der Substanz verlassen, und in der Gestalt des Selbstbewusstseins in das Dasein tritt, gesagt werden—wenn man sich der aus der natuerlichen Zeugung hergenommenen Verhaeltnisse bedienen will—, dass er eine wirkliche Mutter, aber einen ansich_seienden Vater hat; denn die Wirklichkeit oder das Selbstbewusstsein und das An-sich als die Substanz sind seine beiden Momente, durch deren gegenseitige Entaeusserung, jedes zum andern werdend, er als diese ihre Einheit ins Dasein tritt.
Insofern das Selbstbewusstsein einseitig nur seine eigne Entaeusserung erfasst, wenn ihm schon sein Gegenstand also ebensowohl Sein als Selbst ist und es alles Dasein als geistiges Wesen weiss, so ist dadurch dennoch noch nicht fuer es der wahre Geist geworden, insofern naemlich das Sein ueberhaupt oder die Substanz nicht an sich ebenso ihrerseits sich ihrer selbst entaeusserte und zum Selbstbewusstsein wurde. Denn alsdann ist alles Dasein nur vom Standpunkte des Bewusstseins aus geistiges Wesen, nicht an sich selbst. Der Geist ist auf diese Weise dem Dasein nur eingebildet; dieses Einbilden ist die Schwaermerei, welche der Natur sowohl als der Geschichte, wie der Welt so den mythischen Vorstellungen der vorhergehenden Religionen einen andern innern Sinn unterlegt, als sie in ihrer Erscheinung dem Bewusstsein unmittelbar darbieten, und in Ansehung der Religionen, als das Selbstbewusstsein, dessen Religionen sie waren, darin wusste. Aber diese Bedeutung ist eine geliehene, und ein Kleid, das die Bloesse der Erscheinung nicht bedeckt und sich keinen Glauben und Verehrung erwirbt, sondern die truebe Nacht und eigne Verzueckung des Bewusstseins bleibt.
Dass diese Bedeutung des Gegenstaendlichen also nicht blosse Einbildung sei, muss sie an sich sein, das heisst, einmal dem Bewusstsein aus dem Begriffe entspringen und in ihrer Notwendigkeit hervorgehen. So ist uns durch das Erkennen des unmittelbaren Bewusstseins, oder des Bewusstseins des seienden Gegenstandes durch seine notwendige Bewegung der sich selbst wissende Geist entsprungen. Dieser Begriff, der als unmittelbarer auch die Gestalt der Unmittelbarkeit fuer sein Bewusstsein hatte, hat sich zweitens die Gestalt des Selbstbewusstseins an sich, d.h. nach eben der Notwendigkeit des Begriffes gegeben, als das Sein oder die Unmittelbarkeit, die der inhaltslose Gegenstand des sinnlichen Bewusstseins ist, sich seiner entaeussert, und Ich fuer das Bewusstsein wird.—Von dem denkenden An-sich oder dem Erkennen der Notwendigkeit ist aber das unmittelbare An-sich oder die seiende Notwendigkeit selbst unterschieden;—ein Unterschied, der zugleich aber nicht ausser dem Begriffe liegt, denn die einfache Einheit des Begriffes ist das unmittelbare Sein selbst; er ist ebenso das sich selbst Entaeussernde oder das Werden der angeschauten Notwendigkeit, als er in ihr bei sich ist und sie weiss und begreift.—Das unmittelbare An-sich des Geistes, der sich die Gestalt des Selbstbewusstseins gibt, heisst nichts anderes, als dass der wirkliche Weltgeist zu diesem Wissen von sich gelangt ist; dann erst tritt dies Wissen auch in sein Bewusstsein, und als Wahrheit ein. Wie jenes geschehen, hat sich oben ergeben.
Dies dass der absolute Geist sich die Gestalt des Selbstbewusstseins an sich und damit auch fuer sein Bewusstsein gegeben, erscheint nun so, dass es der Glauben der Welt ist, dass der Geist als ein Selbstbewusstsein, d.h. als ein wirklicher Mensch da ist, dass er fuer die unmittelbare Gewissheit ist, dass das glaubende Bewusstsein diese Goettlichkeit sieht und fuehlt und hoert. So ist es nicht Einbildung, sondern es ist wirklich an dem. Das Bewusstsein geht dann nicht aus seinem Innern, von dem Gedanken aus, und schliesst in sich den Gedanken des Gottes mit dem Dasein zusammen, sondern es geht von dem unmittelbaren gegenwaertigen Dasein aus, und erkennt den Gott in ihm.—Das Moment des unmittelbaren Seins ist in dem Inhalte des Begriffes so vorhanden, dass der religioese Geist in der Rueckkehr aller Wesenheit in das Bewusstsein einfaches positives Selbst geworden ist, ebenso wie der wirkliche Geist als solcher im ungluecklichen Bewusstsein eben diese einfache selbstbewusste Negativitaet. Das Selbst des daseienden Geistes hat dadurch die Form der vollkommnen Unmittelbarkeit; es ist weder als Gedachtes oder Vorgestelltes noch Hervorgebrachtes gesetzt, wie es mit dem unmittelbaren Selbst teils in der natuerlichen, teils in der Kunst-Religion der Fall ist. Sondern dieser Gott wird unmittelbar als Selbst, als ein wirklicher einzelner Mensch, sinnlich angeschaut; so nur ist er Selbstbewusstsein.
Diese Menschwerdung des goettlichen Wesens, oder dass es wesentlich und unmittelbar die Gestalt des Selbstbewusstseins hat, ist der einfache Inhalt der absoluten Religion. In ihr wird das Wesen als Geist gewusst, oder sie ist sein Bewusstsein ueber sich, Geist zu sein. Denn der Geist ist das Wissen seiner selbst in seiner Entaeusserung; das Wesen, das die Bewegung ist, in seinem Anderssein die Gleichheit mit sich selbst zu behalten. Dies aber ist die Substanz, insofern sie in ihrer Akzidentalitaet ebenso in sich reflektiert, nicht dagegen als gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich Befindendes gleichgueltig, sondern darin in sich, d.h. insofern sie Subjekt oder Selbst ist.—In dieser Religion ist deswegen das goettliche Wesen geoffenbart. Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, dass gewusst wird, was es ist. Es wird aber gewusst, eben indem es als Geist gewusst wird, als Wesen, das wesentlich Selbstbewusstsein ist. —Dem Bewusstsein ist in seinem Gegenstand dann etwas geheim, wenn er ein Anderes oder Fremdes fuer es ist, und wenn es ihn nicht als sich selbst weiss. Dies Geheimsein hoert auf, indem das absolute Wesen als Geist Gegenstand des Bewusstseins ist; denn so ist er als Selbst in seinem Verhaeltnisse zu ihm; d.h. dieses weiss unmittelbar sich darin, oder es ist sich in ihm offenbar. Es selbst ist sich nur in der eignen Gewissheit seiner offenbar; jener sein Gegenstand ist das Selbst, das Selbst aber ist kein Fremdes, sondern die untrennbare Einheit mit sich, das unmittelbar Allgemeine. Es ist der reine Begriff, das reine Denken oder Fuer-sich-sein, das unmittelbar Sein, und damit Sein fuer Anderes, und als dieses Sein fuer Anderes unmittelbar in sich zurueckgekehrt, und bei sich selbst; es ist also das wahrhaft und allein Offenbare. Das Guetige, Gerechte, Heilige, Schoepfer Himmels und der Erde u.s.f. sind Praedikate eines Subjekts,—allgemeine Momente, die an diesem Punkte ihren Halt haben, und nur erst im Rueckgehen des Bewusstseins ins Denken sind.—Indem sie gewusst werden, ist ihr Grund und Wesen, das Subjekt selbst, noch nicht offenbar, und ebenso sind die Bestimmungen des Allgemeinen nicht dies Allgemeine selbst. Das Subjekt selbst, und damit auch dies reine Allgemeine ist aber offenbar als Selbst, denn dies ist eben dies in sich reflektierte Innre, das unmittelbar da und die eigne Gewissheit desjenigen Selbsts ist, fuer welches es da ist. Dies—seinem Begriffe nach das Offenbare zu sein—ist also die wahre Gestalt des Geistes, und diese seine Gestalt, der Begriff, ist ebenso allein sein Wesen und Substanz. Er wird gewusst als Selbstbewusstsein und ist diesem unmittelbar offenbar, denn er ist dieses selbst; die goettliche Natur ist dasselbe, was die menschliche ist, und diese Einheit ist es, die angeschaut wird.
Hier also ist in der Tat das Bewusstsein oder die Weise, wie das Wesen fuer es selbst ist, seine Gestalt, seinem Selbstbewusstsein gleich; diese Gestalt ist selbst ein Selbstbewusstsein; sie ist damit zugleich seiender Gegenstand, und dieses Sein hat ebenso unmittelbar die Bedeutung des reinen Denkens, des absoluten Wesens.—Das absolute Wesen, welches als ein wirkliches Selbstbewusstsein da ist, scheint von seiner ewigen Einfachheit herabgestiegen zu sein, aber in der Tat hat es damit erst sein hoechstes Wesen erreicht. Denn der Begriff des Wesens, erst indem er seine einfache Reinheit erlangt hat, ist er die absolute Abstraktion, welche reines Denken und damit die reine Einzelnheit des Selbsts, so wie um seiner Einfachheit willen das Unmittelbare oder Sein ist.—Was das sinnliche Bewusstsein genannt wird, ist eben diese reine Abstraktion, es ist dies Denken, fuer welches das Sein das Unmittelbare ist. Das Niedrigste ist also zugleich das Hoechste, das ganz an die Oberflaeche herausgetretene Offenbare ist eben darin das Tiefste. Dass das hoechste Wesen als ein seiendes Selbstbewusstsein gesehen, gehoert u.s.f. wird, dies ist also in der Tat die Vollendung seines Begriffes; und durch diese Vollendung ist das Wesen so unmittelbar da, als es Wesen ist.
Dies unmittelbare Dasein ist zugleich nicht allein und bloss unmittelbares Bewusstsein, sondern es ist religioeses Bewusstsein; die Unmittelbarkeit hat ungetrennt die Bedeutung nicht nur eines seienden Selbstbewusstseins, sondern des rein gedachten oder absoluten Wesens. Wessen wir uns in unserem Begriffe bewusst sind, dass das Sein Wesen ist, ist das religioese Bewusstsein sich bewusst. Diese Einheit des Seins und Wesens, des Denkens, das unmittelbar Dasein ist, ist, wie es der Gedanke dieses religioesen Bewusstseins oder sein vermitteltes Wissen ist, ebenso sein unmittelbares Wissen; denn diese Einheit des Seins und Denkens ist das Selbst_bewusstsein, und ist selbst da, oder die gedachte Einheit hat zugleich diese Gestalt dessen, was sie ist. Gott ist also hier offenbar, wie er ist; er ist so da, wie er an sich ist; er ist da, als Geist. Gott ist allein im reinen spekulativen Wissen erreichbar, und ist nur in ihm und ist nur es selbst, denn er ist der Geist; und dieses spekulative Wissen ist das Wissen der offenbaren Religion. Jenes weiss ihn als Denken oder reines Wesen, und dies Denken als Sein und als Dasein, und das Dasein als die Negativitaet seiner selbst, hiemit als Selbst, dieses und allgemeines Selbst; eben dies weiss die offenbare Religion.—Die Hoffnungen und Erwartungen der vorhergehenden Welt draengten sich allein auf diese Offenbarung hin, anzuschauen, was das absolute Wesen ist, und sich selbst in ihm zu finden; diese Freude wird dem Selbstbewusstsein und ergreift die ganze Welt, im absoluten Wesen sich zu schauen, denn es ist Geist, es ist die einfache Bewegung jener reinen Momente, die dies selbst ausdrueckt, dass das Wesen dadurch erst, dass es als unmittelbares Selbstbewusstsein angeschaut wird, als Geist gewusst wird.
Dieser Begriff des selbst sich selbst als Geist wissenden Geistes ist selbst der unmittelbare, und noch nicht entwickelt. Das Wesen ist Geist, oder es ist erschienen, es ist offenbar; dies erste Offenbarsein ist selbst unmittelbar; aber die Unmittelbarkeit ist ebenso reine Vermittlung oder Denken; sie muss daher an ihr selbst als solcher dies darstellen.—Bestimmter dies betrachtet, so ist der Geist in der Unmittelbarkeit des Selbstbewusstseins dieses einzelne Selbstbewusstsein, dem allgemeinen entgegengesetzt; er ist ausschliessendes Eins, das fuer das Bewusstsein, fuer welches es da ist, die noch unaufgeloeste Form eines sinnlichen Andern hat; dieses weiss den Geist noch nicht als den seinen, oder der Geist ist noch nicht, wie er einzelnes Selbst ist, ebensowohl als allgemeines, als alles Selbst da. Oder die Gestalt hat noch nicht die Form des Begriffs; d.h. des allgemeinen Selbsts, des Selbsts, das in seiner unmittelbaren Wirklichkeit ebenso Aufgehobnes, Denken, Allgemeinheit ist, ohne in dieser jene zu verlieren.—Die naechste und selbst unmittelbare Form dieser Allgemeinheit ist aber nicht schon die Form des Denkens selbsts, des Begriffes als Begriffes, sondern die Allgemeinheit der Wirklichkeit, die Allheit der Selbst, und die Erhebung des Daseins in die Vorstellung; wie ueberall, und um ein bestimmtes Beispiel anzufuehren, das aufgehobne sinnliche Dieses erst das Ding der Wahrnehmung, noch nicht das Allgemeine des Verstandes ist.
Dieser einzelne Mensch also, als welcher das absolute Wesen offenbar ist, vollbringt an ihm als Einzelnem die Bewegung des sinnlichen Seins. Er ist der unmittelbar gegenwaertige Gott; dadurch geht sein Sein in Gewesensein ueber. Das Bewusstsein, fuer welches er diese sinnliche Gegenwart hat, hoert auf, ihn zu sehen, zu hoeren; es hat ihn gesehen und gehoert; und erst dadurch, dass es ihn nur gesehen, gehoert hat, wird es selbst geistiges Bewusstsein, oder wie er vorher als sinnliches Dasein fuer es aufstand, ist er itzt im Geiste aufgestanden.—Denn als solches, das ihn sinnlich sieht und hoert, ist es selbst nur unmittelbares Bewusstsein, das die Ungleichheit der Gegenstaendlichkeit nicht aufgehoben, nicht ins reine Denken zurueckgenommen hat, sondern diesen gegenstaendlichen Einzelnen, nicht aber sich selbst als Geist weiss. In dem Verschwinden des unmittelbaren Daseins des als absoluten Wesens Gewussten erhaelt das Unmittelbare sein negatives Moment; der Geist bleibt unmittelbares Selbst der Wirklichkeit, aber als das allgemeine Selbstbewusstsein der Gemeine, das in seiner eignen Substanz ruht, so wie diese in ihm allgemeines Subjekt ist; nicht der Einzelne fuer sich, sondern zusammen mit dem Bewusstsein der Gemeine, und das, was er fuer diese ist, ist das vollstaendige Ganze desselben.
Vergangenheit und Entfernung sind aber nur die unvollkommne Form, wie die unmittelbare Weise vermittelt oder allgemein gesetzt ist; diese ist nur oberflaechlich in das Element des Denkens getaucht, ist als sinnliche Weise darin aufbewahrt, und mit der Natur des Denkens selbst nicht in eins gesetzt. Es ist nur in das Vorstellen erhoben, denn dies ist die synthetische Verbindung der sinnlichen Unmittelbarkeit und ihrer Allgemeinheit oder des Denkens.
Diese Form des Vorstellens macht die Bestimmtheit aus, in welcher der Geist, in dieser seiner Gemeine, seiner bewusst wird. Sie ist noch nicht das zu seinem Begriffe als Begriffe gediehene Selbstbewusstsein desselben; die Vermittelung ist noch unvollendet. Es ist also in dieser Verbindung des Seins und Denkens der Mangel vorhanden, dass das geistige Wesen noch mit einer unversoehnten Entzweiung in ein Diesseits und Jenseits behaftet ist. Der Inhalt ist der wahre, aber alle seine Momente haben, in dem Elemente des Vorstellens gesetzt, den Charakter, nicht begriffen zu sein, sondern als vollkommen selbststaendige Seiten zu erscheinen, die sich aeusserlich aufeinander beziehen. Dass der wahre Inhalt auch seine wahre Form fuer das Bewusstsein erhalte, dazu ist die hoehere Bildung des Letztern notwendig, seine Anschauung der absoluten Substanz in den Begriff zu erheben, und fuer es selbst sein Bewusstsein mit seinem Selbstbewusstsein auszugleichen, wie dies fuer uns oder an sich geschehen ist.
Dieser Inhalt ist in der Weise, wie er in seinem Bewusstsein ist, zu betrachten.—Der absolute Geist ist Inhalt, so ist er in der Gestalt seiner Wahrheit. Aber seine Wahrheit ist, nicht nur die Substanz der Gemeinde oder das An-sich derselben zu sein, noch auch nur aus dieser Innerlichkeit in die Gegenstaendlichkeit des Vorstellens heraufzutreten, sondern wirkliches Selbst zu werden, sich in sich zu reflektieren und Subjekt zu sein. Dies ist also die Bewegung, welche er in seiner Gemeine vollbringt, oder dies ist das Leben desselben. Was dieser sich offenbarende Geist an und fuer sich ist, wird daher nicht dadurch herausgebracht, dass sein reiches Leben in der Gemeine gleichsam aufgedreht und auf seinen ersten Faden zurueckgefuehrt wird, etwa auf die Vorstellungen der ersten unvollkommnen Gemeine, oder gar auf das, was der wirkliche Mensch gesprochen hat. Dieser Zurueckfuehrung liegt der Instinkt zugrunde, auf den Begriff zu gehen; aber sie verwechselt den Ursprung als das unmittelbare Dasein der ersten Erscheinung mit der Einfachheit des Begriffes. Durch diese Verarmung des Lebens des Geistes, durch das Wegraeumen der Vorstellung der Gemeine und ihres Tuns gegen ihre Vorstellung, entsteht daher statt des Begriffes vielmehr die blosse Aeusserlichkeit und Einzelnheit, die geschichtliche Weise der unmittelbaren Erscheinung und die geistlose Erinnerung einer einzelnen gemeinten Gestalt und ihrer Vergangenheit.
Der Geist ist Inhalt seines Bewusstseins zuerst in der Form der reinen Substanz, oder ist Inhalt seines reinen Bewusstseins. Dies Element des Denkens ist die Bewegung, zum Dasein oder der Einzelnheit herunterzusteigen. Die Mitte zwischen ihnen ist ihre synthetische Verbindung, das Bewusstsein des Anderswerdens oder das Vorstellen als solches. Das dritte ist die Rueckkehr aus der Vorstellung und dem Anderssein oder das Element des Selbstbewusstseins selbst.—Diese drei Momente machen den Geist aus; sein Auseinandertreten in der Vorstellung besteht darin, auf eine bestimmte Weise zu sein; diese Bestimmtheit aber ist nichts anderes als eines seiner Momente. Seine ausfuehrliche Bewegung ist also diese, in jedem seiner Momente als in einem Elemente seine Natur auszubreiten; indem jeder dieser Kreise sich in sich vollendet, ist diese seine Reflexion in sich zugleich der Uebergang in den andern. Die Vorstellung macht die Mitte zwischen dem reinen Denken und dem Selbstbewusstsein als solchem aus, und ist nur eine der Bestimmtheiten; zugleich aber, wie sich gezeigt, ist ihr Charakter, die synthetische Verbindung zu sein, ueber alle diese Elemente ausgebreitet und ihre gemeinschaftliche Bestimmtheit.
Der Inhalt selbst, der zu betrachten ist, ist zum Teil schon als die Vorstellung des ungluecklichen und glaubenden Bewusstseins vorgekommen;—in jenem aber in der Bestimmung des aus dem Bewusstsein hervorgebrachten und ersehnten Inhalts, worin der Geist sich nicht ersaettigen noch Ruhe finden kann, weil er noch nicht an sich oder als seine Substanz sein Inhalt ist;—in diesem dagegen ist er als das selbstlose Wesen der Welt oder als wesentlich gegenstaendlicher Inhalt des Vorstellens betrachtet worden,—eines Vorstellens, das der Wirklichkeit ueberhaupt entflieht, und daher ohne die Gewissheit des Selbstbewusstseins ist, die sich teils als Eitelkeit des Wissens, teils als reine Einsicht von ihm trennt.—Das Bewusstsein der Gemeine hingegen hat ihn zu seiner Substan_z, ebenso als er ihre Gewissheit des eignen Geistes ist.
Der Geist zuerst als Substanz im Elemente des reinen Denkens vorgestellt, ist er hiemit unmittelbar das einfache sich selbst gleiche, ewige Wesen, das aber nicht diese abstrakte Bedeutung des Wesens, sondern die Bedeutung des absoluten Geistes hat. Allein der Geist ist dies, nicht Bedeutung, nicht das Innre, sondern das Wirkliche zu sein. Das einfache ewige Wesen daher wuerde nur dem leeren Worte nach Geist sein, wenn es bei der Vorstellung und dem Ausdrucke des einfachen ewigen Wesens bliebe. Das einfache Wesen aber, weil es die Abstraktion ist, ist es in der Tat das Negative an sich selbst, und zwar die Negativitaet des Denkens oder sie, wie sie im Wesen an sich ist; d.h. es ist der absolute Unterschied von sich, oder sein reines Anderswerden. Als Wesen ist es nur an sich oder fuer uns; aber indem diese Reinheit eben die Abstraktion oder Negativitaet ist, ist es fuer sich selbst, oder das Selbst, der Begriff.—Es ist also gegenstaendlich; und indem die Vorstellung die soeben ausgesprochne Notwendigkeit des Begriffs als ein Geschehen auffasst und ausspricht, so wird gesagt werden, dass das ewige Wesen sich ein Anderes erzeugt. Aber in diesem Anderssein ist es ebenso unmittelbar in sich zurueckgekehrt; denn der Unterschied ist der Unterschied an sich, d.h. er ist unmittelbar nur von sich selbst unterschieden, er ist also die in sich zurueckgekehrte Einheit.
Es unterscheiden sich also die drei Momente, des Wesens, des Fuer-sich-seins, welches das Anderssein des Wesens ist und fuer welches das Wesen ist, und des Fuer-sich-seins oder Sich-selbst-wissens im Andern. Das Wesen schaut nur sich selbst in seinem Fuer-sich-sein an; es ist in dieser Entaeusserung nur bei sich, das Fuer-sich-sein, das sich von dem Wesen ausschliesst, ist das Wissen des Wesens seiner selbst; es ist das Wort, das ausgesprochen den Aussprechenden entaeussert und ausgeleert zuruecklaesst, aber ebenso unmittelbar vernommen ist, und nur dieses sich selbst Vernehmen ist das Dasein des Wortes. So dass die Unterschiede, die gemacht sind, ebenso unmittelbar aufgeloest, als sie gemacht, und ebenso unmittelbar gemacht, als sie aufgeloest sind, und das Wahre und Wirkliche eben diese in sich kreisende Bewegung ist.
Diese Bewegung in sich selbst spricht das absolute Wesen als Geist aus; das absolute Wesen, das nicht als Geist erfasst wird, ist nur das abstrakte Leere, so wie der Geist, der nicht als diese Bewegung erfasst wird, nur ein leeres Wort ist. Indem seine Momente in ihrer Reinheit gefasst werden, sind sie die ruhelosen Begriffe, die nur sind, ihr Gegenteil an sich selbst zu sein und ihre Ruhe im Ganzen zu haben. Aber das Vorstellen der Gemeine ist nicht dies begreifende Denken; sondern hat den Inhalt ohne seine Notwendigkeit, und bringt statt der Form des Begriffes die natuerlichen Verhaeltnisse von Vater und Sohn in das Reich des reinen Bewusstseins. Indem es so im Denken selbst sich vorstellend verhaelt, ist ihm das Wesen zwar offenbar, aber die Momente desselben treten ihm um dieser synthetischen Vorstellung willen teils selbst auseinander, so dass sie nicht durch ihren eignen Begriff sich aufeinander beziehen, teils tritt es von diesem seinem reinen Gegenstand zurueck, bezieht sich nur aeusserlich auf ihn; er ist ihm von einem Fremden geoffenbart, und in diesem Gedanken des Geistes erkennt es nicht sich selbst, nicht die Natur des reinen Selbstbewusstseins. Insofern ueber die Form des Vorstellens und jener Verhaeltnisse, die aus dem Natuerlichen hergenommen sind, und damit besonders auch darueber hinausgegangen werden muss, die Momente der Bewegung, die der Geist ist, fuer isolierte nichtwankende Substanzen oder Subjekte statt fuer uebergehende Momente zu nehmen,—ist dies Hinausgehen, wie vorhin bei einer andern Seite erinnert wurde, fuer ein Draengen des Begriffes anzusehen; aber indem es nur Instinkt ist, verkennt es sich, verwirft mit der Form auch den Inhalt, und, was dasselbe ist, setzt ihn zu einer geschichtlichen Vorstellung und einem Erbstuecke der Tradition herab; hierin ist das rein Aeusserliche des Glaubens nur beibehalten, und damit als ein erkenntnisloses Totes, das Innerliche desselben aber ist verschwunden, weil dies der Begriff waere, der sich als Begriff weiss.
Der absolute Geist, im reinen Wesen vorgestellt, ist zwar nicht das abstrakte reine Wesen, sondern dieses ist vielmehr ebendadurch, dass es im Geiste nur Moment ist, zum Elemente herabgesunken. Die Darstellung des Geistes aber in diesem Elemente hat denselben Mangel der Form nach an sich, den das Wesen als Wesen hat. Das Wesen ist das Abstrakte, und darum das Negative seiner Einfachheit, ein Anderes; ebenso der Geist im Elemente des Wesens ist die Form der einfachen Einheit, die darum ebenso wesentlich ein Anderswerden ist. —Oder was dasselbe ist, die Beziehung des ewigen Wesens auf sein Fuer-sich-sein ist die unmittelbar-einfache des reinen Denkens; in diesem einfachen Anschauen seiner selbst im Andern ist also das Anderssein nicht als solches gesetzt; es ist der Unterschied, wie er im reinen Denken unmittelbar kein Unterschied ist; ein Anerkennen der Liebe, worin die beiden nicht ihrem Wesen nach sich entgegensetzten.—Der Geist, der im Elemente des reinen Denkens ausgesprochen ist, ist wesentlich selbst dieses, nicht in ihm nur, sondern Wirklicher zu sein, denn in seinem Begriffe liegt selbst das Anderssein, d.h. das Aufheben des reinen nur gedachten Begriffes.
Das Element des reinen Denkens, weil es das abstrakte ist, ist selbst vielmehr das Andre seiner Einfachheit, und geht daher in das eigentliche Element des Vorstellens ueber,—das Element, worin die Momente des reinen Begriffes ein substantielles Dasein ebenso gegeneinander erhalten, als sie Subjekte sind, die nicht fuer ein drittes die Gleichgueltigkeit des Seins gegeneinander haben, sondern in sich reflektiert sich selbst voneinander absondern und entgegenstellen.
Der also nur ewige oder abstrakte Geist wird sich ein Anders oder tritt in das Dasein und unmittelbar in das unmittelbare Dasein. Er erschafft also eine Welt. Dieses Erschaffen ist das Wort der Vorstellung fuer den Begriff selbst nach seiner absoluten Bewegung, oder dafuer, dass das als absolut ausgesagte Einfache oder reine Denken, weil es das abstrakte ist, vielmehr das Negative und hiemit sich Entgegengesetzte oder Andre ist;—oder weil, um dasselbe noch in einer andern Form zu sagen, weil das als Wesen gesetzte die einfache Unmittelbarkeit oder das Sein ist, aber als Unmittelbarkeit oder Sein des Selbsts entbehrt und also, der Innerlichkeit ermangelnd, passiv oder Sein fuer Anderes ist.—Dies Sein fuer Anderes ist zugleich eine Welt; der Geist in der Bestimmung des Seins fuer Anderes ist das ruhige Bestehen der vorhin in das reine Denken eingeschlossenen Momente, also die Aufloesung ihrer einfachen Allgemeinheit und das Auseinandergehen derselben in ihre eigne Besonderheit.
Die Welt ist aber nicht nur dieser auseinander in die Vollstaendigkeit und deren aeussere Ordnung geworfene Geist, sondern da er wesentlich das einfache Selbst ist, ist dieses an ihr ebenso vorhanden; der daseiende Geist, der das einzelne Selbst ist, welches das Bewusstsein hat, und sich als Andres oder als Welt von sich unterscheidet.—Wie dieses einzelne Selbst so unmittelbar erst gesetzt ist, ist es noch nicht Geist fuer sich; es ist also nicht als Geist, es kann unschuldig, aber nicht wohl gut genannt werden. Dass es in der Tat Selbst und Geist sei, muss es ebenso, wie das ewige Wesen sich als die Bewegung in seinem Anderssein sich selbst gleich zu sein darstellt, zunaechst sich selbst ein Anderes werden. Indem dieser Geist bestimmt ist als erst unmittelbar daseiend oder als in die Mannigfaltigkeit seines Bewusstseins zerstreut, so ist sein Anderswerden das In-sich -gehen des Wissens ueberhaupt. Das unmittelbare Dasein schlaegt in den Gedanken, oder das nur sinnliche Bewusstsein in das Bewusstsein des Gedankens um, und zwar, weil er der aus der Unmittelbarkeit herkommende oder bedingte Gedanke ist, ist er nicht das reine Wissen, sondern der Gedanke, der das Anderssein an ihm hat, und also der sich selbst entgegengesetzte Gedanke des Guten und Boesen. Der Mensch wird so vorgestellt, dass es geschehen ist, als etwas nicht Notwendiges,—dass er die Form der Sichselbstgleichheit durch das Pfluecken vom Baume des Erkenntnisses des Guten und Boesen verlor und aus dem Zustande des unschuldigen Bewusstseins, aus der arbeitlos sich darbietenden Natur und dem Paradiese, dem Garten der Tiere, vertrieben wurde.
Indem dies In-sich-gehen des daseienden Bewusstseins sich unmittelbar als das Sich-selbst-ungleich-werden bestimmt, so erscheint das Boese als das erste Dasein des in sich gegangenen Bewusstseins; und weil die Gedanken des Guten und Boesen schlechthin entgegengesetzte und diese Entgegensetzung noch nicht aufgeloest ist, so ist dies Bewusstsein wesentlich nur das Boese. Zugleich aber ist um eben dieser Entgegensetzung willen auch das gute Bewusstsein gegen es vorhanden, und ihr Verhaeltnis zueinander.—Insofern das unmittelbare Dasein in den Gedanken umschlaegt, und das In-sich-sein teils selbst Denken, teils das Moment des Anderswerdens des Wesens damit naeher bestimmt ist, so kann das Boesewerden weiter rueckwaerts aus der daseienden Welt hinaus schon in das erste Reich des Denkens verlegt werden. Es kann also gesagt werden, dass schon der erstgeborne Lichtsohn, als in sich gehend, es sei, der abgefallen, aber an dessen Stelle sogleich ein anderer erzeugt worden. Solche bloss der Vorstellung, nicht dem Begriff angehoerige Form wie Abfallen, ebenso wie Sohn, setzt uebrigens die Momente des Begriffs ebenso umgekehrt in das Vorstellen herab, oder traegt das Vorstellen in das Reich des Gedankens hinueber.—Ebenso gleichgueltig ist es, dem einfachen Gedanken des Andersseins im ewigen Wesen noch eine Mannigfaltigkeit anderer Gestalten beizuordnen, und das In-sich-gehen in diese zu verlegen. Diese Beiordnung muss darum zugleich gutgeheissen werden, weil dadurch dies Moment des Andersseins, wie es soll, die Verschiedenheit zugleich ausdrueckt; und zwar nicht als Vielheit ueberhaupt, sondern zugleich als bestimmte Verschiedenheit, so dass der eine Teil, der Sohn, das einfache sich selbst als Wesen Wissende ist, der andre Teil aber, die Entaeusserung des Fuer-sich-seins, die nur im Preise des Wesens lebt; in diesen Teil kann dann auch wieder das Zuruecknehmen des entaeusserten Fuer-sich-seins und das In-sich-gehen des Boesen gelegt werden. Insofern das Anderssein in zwei zerfaellt, waere der Geist in seinen Momenten bestimmter, und wenn sie gezaehlt werden, als Viereinigkeit, oder weil die Menge wieder selbst in zwei Teile, naemlich in gut gebliebne und boese gewordne zerfaellt, gar als Fuenfeinigkeit ausgedrueckt.—Die Momente aber zu zaehlen kann ueberhaupt als unnuetz angesehen werden, indem teils das Unterschiedne selbst ebensosehr nur eines ist, naemlich eben der Gedanke des Unterschiedes, der nur ein Gedanke ist, als er dieses Unterschiedne, das zweite gegen das erste ist, —teils aber, weil der Gedanke, der das Viele in Eines befasst, aus seiner Allgemeinheit aufgeloest und in mehr als drei oder vier Unterschiedne unterschieden werden muss;—welche Allgemeinheit gegen die absolute Bestimmtheit des abstrakten Eins, des Prinzips der Zahl, als Unbestimmtheit in der Beziehung auf die Zahl selbst erscheint, so dass nur von Zahlen ueberhaupt, d.h. nicht von einer Anzahl der Unterschiede die Rede sein koennte, also hier ueberhaupt an Zahl und ans Zaehlen zu denken ganz ueberfluessig, wie auch sonst der blosse Unterschied der Groesse und Menge begrifflos und nichtssagend ist.
Das Gute und das Boese waren die bestimmten Unterschiede des Gedankens, die sich ergaben. Indem ihr Gegensatz sich noch nicht aufgeloest, und sie als Wesen des Gedankens vorgestellt werden, deren jedes fuer sich selbststaendig ist, so ist der Mensch das wesenlose Selbst und der synthetische Boden ihres Daseins und Kampfs. Aber diese allgemeinen Maechte gehoeren ebensosehr dem Selbst an, oder das Selbst ist ihre Wirklichkeit. Nach diesem Momente geschieht es also, dass, wie das Boese nichts anderes ist als das In-sich-gehen des natuerlichen Daseins des Geistes, umgekehrt das Gute in die Wirklichkeit tritt und als ein daseiendes Selbstbewusstsein erscheint. —Was im rein gedachten Geiste als das Anderswerden des goettlichen Wesens ueberhaupt nur angedeutet ist, tritt hier seiner Realisierung fuer das Vorstellen naeher; sie besteht ihm in der Selbsterniedrigung des goettlichen Wesens, das auf seine Abstraktion und Unwirklichkeit Verzicht tut.—Die andere Seite, das Boese, nimmt das Vorstellen als ein dem goettlichen Wesen fremdes Geschehen; es in demselben selbst, als seinen Zorn zu fassen, ist die hoechste, haerteste Anstrengung des mit sich selbst ringenden Vorstellens, die, da sie des Begriffs entbehrt, fruchtlos bleibt.
Die Entfremdung des goettlichen Wesens ist also auf ihre gedoppelte Weise gesetzt; das Selbst des Geistes und sein einfacher Gedanke sind die beiden Momente, deren absolute Einheit der Geist selbst ist; seine Entfremdung besteht darin, dass sie auseinandertreten und das eine einen ungleichen Wert gegen das andre hat. Diese Ungleichheit ist darum die gedoppelte, und es entstehen zwei Verbindungen, deren gemeinschaftliche Momente die angegebnen sind. In der einen gilt das goettliche Wesen als das Wesentliche, das natuerliche Dasein aber und das Selbst als das Unwesentliche und Aufzuhebende; in der andern gilt dagegen das Fuer-sich-sein als das Wesentliche, und das einfache Goettliche als das unwesentliche. Ihre noch leere Mitte ist das Dasein ueberhaupt, die blosse Gemeinschaftlichkeit der beiden Momente derselben.
Die Aufloesung dieses Gegensatzes geschieht nicht sowohl durch den Kampf der beiden, die als getrennte und selbststaendige Wesen vorgestellt sind. In ihrer Selbststaendigkeit liegt es, dass an sich, durch seinen Begriff, jedes an ihm selbst sich aufloesen muss; der Kampf faellt erst dahin, wo beide aufhoeren, diese Vermischungen des Gedankens und des selbststaendigen Daseins zu sein, und wo sie nur als Gedanken einander gegenueberstehen. Denn alsdenn sind sie als bestimmte Begriffe wesentlich nur in der entgegengesetzten Beziehung; als selbststaendige hingegen haben sie ausser der Entgegensetzung ihre Wesentlichkeit; ihre Bewegung ist also die freie und eigne ihrer selbst. Wie also die Bewegung beider die Bewegung an sich ist, weil sie an ihnen selbst zu betrachten ist, so faengt sie auch dasjenige von beiden an, welches als das Ansichseiende gegen das andre bestimmt ist. Es wird dies als ein freiwilliges Tun vorgestellt; aber die Notwendigkeit seiner Entaeusserung liegt in dem Begriffe, dass das Ansichseiende, welches nur im Gegensatze so bestimmt ist, eben darum nicht wahrhaftes Bestehen hat;—dasjenige also, dem nicht das Fuer-sich-sein, sondern das Einfache als das Wesen gilt, ist es, das sich selbst entaeussert, in den Tod geht, und dadurch das absolute Wesen mit sich selbst versoehnt. Denn in dieser Bewegung stellt es sich als Geist dar; das abstrakte Wesen ist sich entfremdet, es hat natuerliches Dasein und selbstische Wirklichkeit; dies sein Anderssein oder seine sinnliche Gegenwart wird durch das zweite Anderswerden zurueckgenommen und als aufgehobne, als allgemeine gesetzt; dadurch ist das Wesen in ihr sich selbst geworden; das unmittelbare Dasein der Wirklichkeit hat aufgehoert, ein ihm fremdes oder aeusserliches zu sein, indem es aufgehobnes, allgemeines ist; dieser Tod ist daher sein Erstehen als Geist.
Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des selbstbewussten Wesens ist es als allgemeines Selbstbewusstsein; dieser Begriff des aufgehobnen einzelnen Selbsts, das absolutes Wesen ist, drueckt daher unmittelbar die Konstituierung einer Gemeinde aus, die, bisher im Vorstellen verweilend, itzt in sich als in das Selbst zurueckkehrt; und der Geist geht somit aus dem zweiten Elemente seiner Bestimmung, dem Vorstellen, in das dritte, das Selbstbewusstsein als solches ueber.—Betrachten wir noch die Art, wie jenes Vorstellen sich in seinem Fortgange benimmt, so sehen wir zuerst dies ausgedrueckt, dass das goettliche Wesen die menschliche Natur annimmt. Darin ist es schon ausgesprochen, dass an sich beide nicht getrennt sind;—wie darin, dass das goettliche Wesen sich selbst von Anfang entaeussert, sein Dasein in sich geht und boese wird, es nicht ausgesprochen, aber darin enthalten ist, dass an sich dies boese Dasein nicht ein ihm Fremdes ist; das absolute Wesen haette nur diesen leeren Namen, wenn es in Wahrheit ein ihm Anderes, wenn es einen Abfall von ihm gaebe;—das Moment des In-sich-seins macht vielmehr das wesentliche Moment des Selbsts des Geistes aus.—Dass das In-sich-sein und damit erst Wirklichkeit dem Wesen selbst angehoere, dies, was fuer uns Begriff ist, und insofern es Begriff ist, erscheint dem vorstellenden Bewusstsein als ein unbegreifliches Geschehen; das An-sich nimmt die Form des gleichgueltigen Seins fuer es an. Der Gedanke aber, dass jene sich zu fliehen scheinende Momente, des absoluten Wesens und des fuersichseienden Selbsts, nicht getrennt sind, erscheint diesem Vorstellen auch—denn es besitzt den wahren Inhalt—, aber nachher, in der Entaeusserung des goettlichen Wesens, das Fleisch wird. Diese Vorstellung, die auf diese Weise noch unmittelbar und daher nicht geistig ist, oder die menschliche Gestalt des Wesens nur erst als eine besondre, noch nicht allgemeine weiss, wird fuer dies Bewusstsein geistig in der Bewegung des gestalteten Wesens sein unmittelbares Dasein wieder aufzuopfern und zum Wesen zurueckzukehren; das Wesen als in sich reflektiertes ist erst der Geist.—Die Versoehnung des goettlichen Wesens mit dem Andern ueberhaupt und bestimmt mit dem Gedanken desselben, dem Boesen, ist also hierin vorgestellt.—Wenn diese Versoehnung nach ihrem Begriffe so ausgedrueckt wird, dass sie darin bestehe, weil an sich das Boese dasselbe sei, was das Gute, oder auch das goettliche Wesen dasselbe, was die Natur in ihrem ganzen Umfange, so wie die Natur getrennt vom goettlichen Wesen nur das Nichts,—so ist dies als eine ungeistige Weise sich auszudruecken anzusehen, die notwendig Missverstaendnisse erwecken muss. —Indem das Boese dasselbe ist, was das Gute, ist eben das Boese nicht Boeses noch das Gute Gutes, sondern beide sind vielmehr aufgehoben, das Boese ueberhaupt das insichseiende Fuer-sich-sein und das Gute das selbstlose Einfache. Indem so beide nach ihrem Begriffe ausgesprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn das insichseiende Fuer-sich-sein ist das einfache Wissen; und das selbstlose Einfache ist ebenso das reine in sich seiende Fuer-sich-sein.—Sosehr daher gesagt werden muss, dass nach diesem ihrem Begriffe das Gute und Boese, d.h. insofern sie nicht das Gute und das Boese sind, dasselbe seien, ebensosehr muss also gesagt werden, dass sie nicht dasselbe, sondern schlechthin verschieden sind, denn das einfache Fuer-sich-sein oder auch das reine Wissen sind gleicherweise die reine Negativitaet oder der absolute Unterschied an ihnen selbst.—Erst diese beiden Saetze vollenden das Ganze, und dem Behaupten und Versichern des ersten muss mit unueberwindlicher Hartnaeckigkeit das Festhalten an dem andern gegenuebertreten; indem beide gleich recht haben, haben beide gleich unrecht, und ihr Unrecht besteht darin, solche abstrakte Formen, wie dasselbe und nicht dasselbe, die Identitaet und die Nichtidentitaet fuer etwas Wahres, Festes, Wirkliches zu nehmen und auf ihnen zu beruhen. Nicht das eine oder das andre hat Wahrheit, sondern eben ihre Bewegung, dass das einfache Dasselbe die Abstraktion und damit der absolute Unterschied, dieser aber als Unterschied an sich, von sich selbst unterschieden also die Sichselbstgleichheit ist. Ebendies ist der Fall mit der Dieselbigkeit des goettlichen Wesens und der Natur ueberhaupt und der menschlichen insbesondre; jenes ist Natur, insofern es nicht Wesen ist; diese ist goettlich nach ihrem Wesen;—aber es ist der Geist, worin beide abstrakte Seiten, wie sie in Wahrheit sind, naemlich als aufgehobne gesetzt sind,—ein Setzen, das nicht durch das Urteil und das geistlose Ist, die Kopula desselben, ausgedrueckt werden kann.—Ebenso ist die Natur nichts ausser ihrem Wesen; aber dies Nichts selbst ist ebensosehr; es ist die absolute Abstraktion, also das reine Denken oder In-sich-sein, und mit dem Momente seiner Entgegensetzung gegen die geistige Einheit ist es das Boese. Die Schwierigkeit, die in diesen Begriffen stattfindet, ist allein das Festhalten am Ist und das Vergessen des Denkens, worin die Momente ebenso sind als nicht sind,—nur die Bewegung sind, die der Geist ist.—Diese geistige Einheit oder die Einheit, worin die Unterschiede nur als Momente oder als aufgehobne sind, ist es, die fuer das vorstellende Bewusstsein in jener Versoehnung geworden, und indem sie die Allgemeinheit des Selbstbewusstseins ist, hat dieses aufgehoert, vorstellendes zu sein; die Bewegung ist in es zurueckgegangen.
Der Geist ist also in dem dritten Elemente, im allgemeinen Selbstbewusstsein gesetzt; er ist seine Gemeinde. Die Bewegung der Gemeinde als des Selbstbewusstseins, das sich von seiner Vorstellung unterscheidet, ist, das hervorzubringen, was an sich geworden ist. Der gestorbne goettliche Mensch oder menschliche Gott ist an sich das allgemeine Selbstbewusstsein; er hat dies fuer dies Selbstbewusstsein zu werden. Oder indem es die eine Seite des Gegensatzes der Vorstellung ausmacht, naemlich die boese, der das natuerliche Dasein und das einzelne Fuer-sich-sein als das Wesen gilt, so hat diese, die als selbststaendig, noch nicht als Moment vorgestellt ist, um ihrer Selbststaendigkeit willen an und fuer sie selbst sich zum Geiste zu erheben, oder die Bewegung desselben an ihr darzustellen.
Sie ist der natuerliche Geis_t; das Selbst hat aus dieser Natuerlichkeit sich zurueckzuziehen und in sich zu gehen, das hiesse, boese zu werden. Aber sie ist schon an sich boese; das In-sich-gehen besteht daher darin, sich zu ueberzeugen, dass das natuerliche Dasein das Boese ist. In das vorstellende Bewusstsein faellt das daseiende Boesewerden und Boesesein der Welt, so wie die daseiende Versoehnung des absoluten Wesens; in das Selbstbewusstsein aber als solches faellt der Form nach dieses Vorgestellte nur als aufgehobnes Moment, denn das Selbst ist das Negative; also das Wissen—ein Wissen, das ein reines Tun des Bewusstseins in sich selbst ist.—An dem Inhalte muss dies Moment des Negativen gleichfalls sich ausdruecken. Indem naemlich das Wesen an sich mit sich schon versoehnt und geistige Einheit ist, worin die Teile der Vorstellung aufgehobne oder Momente sind, so stellt sich dies dar, dass jeder Teil der Vorstellung hier die entgegengesetzte Bedeutung erhaelt, als er vorher hatte; jede Bedeutung vervollstaendigt sich dadurch an der andern, und der Inhalt ist erst dadurch ein geistiger; indem die Bestimmtheit ebensosehr ihre entgegengesetzte ist, ist die Einheit im Anderssein, das Geistige, vollendet; wie sich fuer uns oder an sich vorhin die entgegengesetzten Bedeutungen vereinigten, und selbst die abstrakten Formen des Desselben und des Nichtdesselben, der Identitaet und Nichtidentitaet aufhoben.
Wenn also in dem vorstellenden Bewusstsein das Innerlichwerden des natuerlichen Selbstbewusstseins das daseiende Boese war, so ist das Innerlichwerden im Elemente des Selbstbewusstseins das Wissen von dem Boesen als einem solchen, das an sich im Dasein ist. Dies Wissen ist also allerdings ein Boesewerden, aber nur Werden des Gedankens des Boesen, und ist darum als das erste Moment der Versoehnung anerkannt. Denn als ein Zurueckgehen in sich aus der Unmittelbarkeit der Natur, die als das Boese bestimmt ist, ist es ein Verlassen derselben und das Absterben der Suende. Nicht das natuerliche Dasein als solches wird von dem Bewusstsein verlassen, sondern es zugleich als ein solches, das als Boeses gewusst wird. Die unmittelbare Bewegung des In-sich-gehens ist ebensosehr eine vermittelte;—sie setzt sich selbst voraus oder ist ihr eigner Grund; der Grund des In-sich-gehens ist naemlich, weil die Natur schon an sich in sich gegangen ist; um des Boesen willen muss der Mensch in sich gehen, aber das Boese ist selbst das In-sich-gehen.—Diese erste Bewegung ist eben darum selbst nur die unmittelbare oder ihr einfacher Begriff, weil sie dasselbe, was ihr Grund ist. Die Bewegung oder das Anderswerden muss daher in seiner eigentlichem Form erst noch eintreten.
Ausser dieser Unmittelbarkeit ist also die Vermittlung der Vorstellung notwendig. An sich ist das Wissen von der Natur als dem unwahren Dasein des Geistes, und diese in sich gewordne Allgemeinheit des Selbsts die Versoehnung des Geistes mit sich selbst. Dies An-sich erhaelt fuer das nicht begreifende Selbstbewusstsein die Form eines Seienden und ihm Vorgestellten. Das Begreifen also ist ihm nicht ein Ergreifen dieses Begriffes, der die aufgehobne Natuerlichkeit als allgemeine also als mit sich selbst versoehnte weiss, sondern ein Ergreifen jener Vorstellung, dass durch das Geschehen der eignen Entaeusserung des goettlichen Wesens, durch seine geschehene Menschwerdung und seinen Tod das goettliche Wesen mit seinem Dasein versoehnt ist.—Das Ergreifen dieser Vorstellung drueckt nun bestimmter dasjenige aus, was vorhin in ihr das geistige Auferstehen genannt wurde, oder das Werden seines einzelnen Selbstbewusstseins zum Allgemeinen oder zur Gemeinde.—Der Tod des goettlichen Menschen als Tod ist die abstrakte Negativitaet, das unmittelbare Resultat der Bewegung, die nur in die natuerliche Allgemeinheit sich endigt. Diese natuerliche Bedeutung verliert er im geistigen Selbstbewusstsein, oder er wird sein soeben angegebner Begriff; der Tod wird von dem, was er unmittelbar bedeutet, von dem Nichtsein dieses Einzelnen verklaert zur Allgemeinheit des Geistes, der in seiner Gemeine lebt, in ihr taeglich stirbt und aufersteht.
Dasjenige, was dem Elemente der Vorstellung angehoert, dass der absolute Geist als ein einzelner oder vielmehr als ein besonderer an seinem Dasein die Natur des Geistes vorstellt, ist also hier in das Selbstbewusstsein selbst versetzt, in das in seinem Anderssein sich erhaltende Wissen; dies stirbt daher nicht wirklich, wie der Besondere vorgestellt wird, wirklich gestorben zu sein, sondern seine Besonderheit erstirbt in seiner Allgemeinheit, das heisst, in seinem Wissen, welches das sich mit sich versoehnende Wesen ist. Das zunaechst vorhergehende Element des Vorstellens ist also hier als aufgehobnes gesetzt, oder es ist in das Selbst, in seinen Begriff, zurueckgegangen; das in jenem nur Seiende ist zum Subjekte geworden. —Eben damit ist auch das erste Element, das reine Denken und der in ihm ewige Geist nicht mehr jenseits des vorstellenden Bewusstseins noch des Selbsts, sondern die Rueckkehr des Ganzen in sich ist eben dies, alle Momente in sich zu enthalten.—Der vom Selbst ergriffne Tod des Mittlers ist das Aufheben seiner Gegenstaendlichkeit oder seines besondern Fuer-sich-seins; dies besondre Fuer-sich-sein ist allgemeines Selbstbewusstsein geworden.—Auf der andern Seite ist das Allgemeine eben dadurch Selbstbewusstsein, und der reine oder unwirkliche Geist des blossen Denkens wirklich geworden.—Der Tod des Mittlers ist Tod nicht nur der natuerlichen Seite desselben oder seines besondern Fuer-sich-seins, es stirbt nicht nur die vom Wesen abgezogne schon tote Huelle, sondern auch die Abstraktion des goettlichen Wesens. Denn er ist, insofern sein Tod die Versoehnung noch nicht vollendet hat, das Einseitige, welches das Einfache des Denkens als das Wesen weiss im Gegensatze gegen die Wirklichkeit; dies Extrem des Selbsts hat noch nicht gleichen Wert mit dem Wesen; dies hat das Selbst erst im Geiste. Der Tod dieser Vorstellung enthaelt also zugleich den Tod der Abstraktion des goettlichen Wesens, das nicht als Selbst gesetzt ist. Er ist das schmerzliche Gefuehl des ungluecklichen Bewusstseins, dass Gott selbst gestorben ist. Dieser harte Ausdruck ist der Ausdruck des innersten Sich-einfach-wissens, die Rueckkehr des Bewusstseins in die Tiefe der Nacht des Ich = Ich, die nichts ausser ihr mehr unterscheidet und weiss. Dies Gefuehl ist also in der Tat der Verlust der Substanz und ihres Gegenuebertretens gegen das Bewusstsein; aber zugleich ist es die reine Subjektivitaet der Substanz, oder die reine Gewissheit seiner Selbst, die ihr als dem Gegenstaende oder dem Unmittelbaren oder dem reinen Wesen fehlte. Dies Wissen also ist die Begeistung, wodurch die Substanz Subjekt, ihre Abstraktion und Leblosigkeit gestorben, sie also wirklich und einfaches und allgemeines Selbstbewusstsein geworden ist.
So ist also der Geist sich selbst wissender Geist; er weiss sich, das, was ihm Gegenstand ist, ist, oder seine Vorstellung ist der wahre absolute Inhalt; er drueckt, wie wir sahen, den Geist selbst aus. Er ist zugleich nicht nur Inhalt des Selbstbewusstseins und nicht nur fuer es Gegenstand, sondern er ist auch wirklicher Geist. Er ist dies, indem er die drei Elemente seiner Natur durchlauft; diese Bewegung durch sich selbst hindurch macht seine Wirklichkeit aus;—was sich bewegt, ist er, er ist das Subjekt der Bewegung, und er ist ebenso das Bewegen selbst, oder die Substanz, durch welche das Subjekt hindurchgeht. Wie uns der Begriff des Geistes geworden war, als wir in die Religion eintraten, naemlich als die Bewegung des seiner selbst gewissen Geistes, der dem Boesen verzeiht und darin zugleich von seiner eignen Einfachheit und harten Unwandelbarkeit ablaesst, oder die Bewegung, dass das absolut Entgegengesetzte sich als dasselbe erkennt und dies Erkennen als das Ja zwischen diesen Extremen hervorbricht,—diesen Begriff schaut das religioese Bewusstsein, dem das absolute Wesen offenbar, an, und hebt die Unterscheidung seines Selbsts von seinem Angeschauten auf, ist wie es das Subjekt ist, so auch die Substanz, und ist also selbst der Geist, eben weil und insofern es diese Bewegung ist.
Vollendet aber ist diese Gemeinde noch nicht in diesem ihrem Selbstbewusstsein; ihr Inhalt ist ueberhaupt in der Form des Vorstellens fuer sie, und diese Entzweiung hat auch die wirkliche Geistigkeit derselben, ihre Rueckkehr aus ihrem Vorstellen, noch an ihr, wie das Element des reinen Denkens selbst damit behaftet war. Sie hat nicht auch das Bewusstsein ueber das, was sie ist; sie ist das geistige Selbstbewusstsein, das sich nicht als dieses Gegenstand ist, oder sich nicht zum Bewusstsein seiner selbst aufschliesst; sondern insofern sie Bewusstsein ist, hat sie Vorstellungen, die betrachtet wurden.—Wir sehen das Selbstbewusstsein auf seinem letzten Wendungspunkte sich innerlich werden und zum Wissen des In-sich-seins gelangen; wir sehen es sein natuerliches Dasein entaeussern, und die reine Negativitaet gewinnen. Aber die positive Bedeutung, dass naemlich diese Negativitaet oder reine Innerlichkeit des Wissens ebensosehr das sichselbstgleiche Wesen ist, oder dass die Substanz hierin dazu gelangt, absolutes Selbstbewusstsein zu sein, dies ist ein Anderes fuer das andaechtige Bewusstsein. Es ergreift diese Seite, dass das reine Innerlichwerden des Wissens an sich die absolute Einfachheit oder die Substanz ist, als die Vorstellung von etwas, das nicht dem Begriffe nach so ist, sondern als die Handlung einer fremden Genugtuung. Oder es ist nicht dies fuer es, dass diese Tiefe des reinen Selbsts die Gewalt ist, wodurch das abstrakte Wesen aus seiner Abstraktion herabgezogen und durch die Macht dieser reinen Andacht zum Selbst erhoben wird.—Das Tun des Selbsts behaelt dadurch diese negative Bedeutung gegen es, weil die Entaeusserung der Substanz von ihrer Seite ein An-sich fuer jenes ist, das es nicht ebenso erfasst und begreift, oder nicht in seinem Tun als solchem findet.—Indem an sich diese Einheit des Wesens und des Selbsts zustande gekommen, so hat das Bewusstsein auch noch diese Vorstellung seiner Versoehnung, aber als Vorstellung. Es erlangt die Befriedigung dadurch, dass es seiner reinen Negativitaet die positive Bedeutung der Einheit seiner mit dem Wesen aeusserlich hinzufuegt; seine Befriedigung bleibt also selbst mit dem Gegensatze eines Jenseits behaftet. Seine eigne Versoehnung tritt daher als ein Fernes in sein Bewusstsein ein, als ein Fernes der Zukunft, wie die Versoehnung, die das andere Selbst vollbrachte, als eine Ferne der Vergangenheit erscheint. So wie der einzelne goettliche Mensch einen ansich_seienden Vater und nur eine wirkliche Mutter hat, so hat auch der allgemeine goettliche Mensch, die Gemeinde, ihr eignes Tun und Wissen zu ihrem Vater, zu ihrer Mutter aber die ewige Liebe, die sie nur fuehlt, nicht aber in ihrem Bewusstsein als wirklichen unmittelbaren Gegenstand anschaut. Ihre Versoehnung ist daher in ihrem Herzen, aber mit ihrem Bewusstsein noch entzweit, und ihre Wirklichkeit noch gebrochen. Was als das An-sich oder die Seite der reinen Vermittlung in ihr Bewusstsein tritt, ist die jenseits liegende Versoehnung; was aber als gegenwaertig, als die Seite der Unmittelbarkeit und des Daseins, ist die Welt, die ihre Verklaerung noch zu gewarten hat. Sie ist wohl an sich versoehnt mit dem Wesen; und vom Wesen wird wohl gewusst, dass es den Gegenstand nicht mehr als sich entfremdet erkennt, sondern in seiner Liebe als sich gleich. Aber fuer das Selbstbewusstsein hat diese unmittelbare Gegenwart noch nicht Geistsgestalt. Der Geist der Gemeinde ist so in seinem unmittelbaren Bewusstsein getrennt von seinem religioesen, das zwar es ausspricht, dass sie an sich nicht getrennt seien, aber ein An-sich, das nicht realisiert, oder noch nicht ebenso absolutes Fuer-sich-sein geworden.
Der Geist der offenbaren Religion hat sein Bewusstsein als solches noch nicht ueberwunden, oder, was dasselbe ist, sein wirkliches Selbstbewusstsein ist nicht der Gegenstand seines Bewusstseins; er selbst ueberhaupt und die in ihm sich unterscheidenden Momente fallen in das Vorstellen und in die Form der Gegenstaendlichkeit. Der Inhalt des Vorstellens ist der absolute Geist; und es ist allein noch um das Aufheben dieser blossen Form zu tun, oder vielmehr weil sie dem Bewusstsein als solchem angehoert, muss ihre Wahrheit schon in den Gestaltungen desselben sich ergeben haben.—Diese Ueberwindung des Gegenstandes des Bewusstseins ist nicht als das einseitige zu nehmen, dass er sich als in das Selbst zurueckkehrend zeigte, sondern bestimmter so, dass er sowohl als solcher sich ihm als verschwindend darstellte, als noch vielmehr, dass die Entaeusserung des Selbstbewusstseins es ist, welche die Dingheit setzt, und dass diese Entaeusserung nicht nur negative, sondern positive Bedeutung, sie nicht nur fuer uns oder an sich, sondern fuer es selbst hat. Fuer es hat das Negative des Gegenstandes oder dessen Sich-selbst-aufheben dadurch die positive Bedeutung, oder es weiss diese Nichtigkeit desselben dadurch einerseits, dass es sich selbst entaeussert,—denn in dieser Entaeusserung setzt es sich als Gegenstand, oder den Gegenstand um der untrennbaren Einheit des Fuer-sich-seins willen als sich selbst. Andererseits liegt hierin zugleich dies andre Moment, dass es diese Entaeusserung und Gegenstaendlichkeit ebensosehr auch aufgehoben und in sich zurueckgenommen hat, also in seinem Anderssein als solchem bei sich ist.—Dies ist die Bewegung des Bewusstseins, und dieses ist darin die Totalitaet seiner Momente.—Es muss sich ebenso zu dem Gegenstande nach der Totalitaet seiner Bestimmungen verhalten, und ihn nach jeder derselben so erfasst haben. Diese Totalitaet seiner Bestimmungen macht ihn an sich zum geistigen Wesen, und fuer das Bewusstsein wird er dies in Wahrheit durch das Auffassen einer jeden einzelnen derselben, als des Selbsts, oder durch das obengenannte geistige Verhalten zu ihnen.
Der Gegenstand ist also teils unmittelbares Sein, oder ein Ding ueberhaupt, was dem unmittelbaren Bewusstsein entspricht; teils ein Anderswerden seiner, sein Verhaeltnis, oder Sein fuer Anderes und Fuer-sich-sein, die Bestimmtheit, was der Wahrnehmung; teils Wesen oder als Allgemeines, was dem Verstande entspricht. Er ist, als Ganzes, der Schluss oder die Bewegung des Allgemeinen durch die Bestimmung zur Einzelnheit, wie die umgekehrte, von der Einzelnheit durch sie als aufgehobne oder die Bestimmung zum Allgemeinen.—Nach diesen drei Bestimmungen also muss das Bewusstsein ihn als sich selbst wissen. Es ist dies jedoch nicht das Wissen als reines Begreifen des Gegenstandes, von dem die Rede ist; sondern dies Wissen soll nur in seinem Werden oder in seinen Momenten nach der Seite aufgezeigt werden, die dem Bewusstsein als solchem angehoert, und die Momente des eigentlichen Begriffes oder reinen Wissens in der Form von Gestaltungen des Bewusstseins. Darum erscheint der Gegenstand im Bewusstsein als solchem noch nicht als die geistige Wesenheit, wie sie von uns soeben ausgesprochen wurde, und sein Verhalten zu ihm ist nicht die Betrachtung desselben in dieser Totalitaet als solcher, noch in ihrer reinen Begriffsform, sondern teils Gestalt des Bewusstseins ueberhaupt, teils eine Anzahl solcher Gestalten, die wir zusammennehmen, und in welchen die Totalitaet der Momente des Gegenstandes und des Verhaltens des Bewusstseins nur aufgeloest in ihre Momente aufgezeigt werden kann.
Es ist hiemit fuer diese Seite des Erfassens des Gegenstandes, wie es in der Gestalt des Bewusstseins ist, nur an die fruehem Gestalten desselben zu erinnern, die schon vorgekommen sind.—In Ansehung des Gegenstandes also, insofern er unmittelbar, ein gleichgueltiges Sein ist, so sahen wir die beobachtende Vernunft in diesem gleichgueltigen Dinge sich selbst suchen und finden, d.h. ihres Tuns als eines ebenso aeusserlichen sich bewusst sein, als sie des Gegenstands nur als eines unmittelbaren bewusst ist.—Wir sahen auch auf ihrer Spitze ihre Bestimmung in dem unendlichen Urteile aussprechen, dass das Sein des Ich ein Ding ist.— Und zwar ein sinnliches unmittelbares Ding: wenn Ich Seele genannt wird, so ist es zwar auch als Ding vorgestellt, aber als ein unsichtbares, unfehlbares u.s.f., in der Tat also nicht als unmittelbares Sein, und nicht als das, was man unter einem Dinge meint.—Jenes Urteil, so genommen, wie es unmittelbar lautet, ist es geistlos oder vielmehr das Geistlose selbst. Seinem Begriffe nach aber ist es in der Tat das Geistreichste, und dieses Innre desselben, das an ihm noch nicht vorhanden ist, ist es, was die beiden andern zu betrachtenden Momente aussprechen.
Das Ding ist Ich; in der Tat ist in diesem unendlichen Urteile das Ding aufgehoben; es ist nichts an sich; es hat nur Bedeutung im Verhaeltnisse, nur durch Ich und seine Beziehung auf dasselbe. —Dies Moment hat sich fuer das Bewusstsein in der reinen Einsicht und Aufklaerung ergeben. Die Dinge sind schlechthin nuetzlich, und nur nach ihrer Nuetzlichkeit zu betrachten.—Das gebildete Selbstbewusstsein, das die Welt des sich entfremdeten Geistes durchlaufen, hat durch seine Entaeusserung das Ding als sich selbst erzeugt, behaelt daher in ihm noch sich selbst, und weiss die Unselbststaendigkeit desselben, oder dass das Ding wesentlich nur Sein fuer Anderes ist; oder vollstaendig das Verhaeltnis, d.h. das, was die Natur des Gegenstandes hier allein ausmacht, ausgedrueckt, so gilt ihm das Ding als ein fuersichseiendes, es spricht die sinnliche Gewissheit als absolute Wahrheit aus, aber dies Fuer-sich-sein selbst als Moment, das nur verschwindet, und in sein Gegenteil, in das preisgegebne Sein fuer anderes uebergeht.
Hierin ist aber das Wissen des Dinges noch nicht vollendet; es muss nicht nur nach der Unmittelbarkeit des Seins und nach der Bestimmtheit, sondern auch als Wesen oder Inneres, als das Selbst gewusst werden. Dies ist in dem moralischen Selbstbewusstsein vorhanden. Dies weiss sein Wissen als die absolute Wesenheit, oder das Sein schlechthin als den reinen Willen oder Wissen; es ist nichts als nur dieser Willen und Wissen; anderem kommt nur unwesentliches Sein, d.h. nicht ansich_seiendes, nur seine leere Huelse zu. Insofern das moralische Bewusstsein das Dasein in seiner Weltvorstellung aus dem Selbst entlaesst, nimmt es dasselbe ebensosehr wieder in sich zurueck. Als Gewissen ist es endlich nicht mehr dieses noch abwechselnde Stellen und Verstellen des Daseins und des Selbsts, sondern es weiss, dass sein Dasein als solches diese reine Gewissheit seiner selbst ist; das gegenstaendliche Element, in welches es als handelnd sich hinausstellt, ist nichts anderes als das reine Wissen des Selbsts von sich.
Dies sind die Momente, aus denen sich die Versoehnung des Geistes mit seinem eigentlichen Bewusstsein zusammensetzt; sie fuer sich sind einzeln, und ihre geistige Einheit allein ist es, welche die Kraft dieser Versoehnung ausmacht. Das letzte dieser Momente ist aber notwendig diese Einheit selbst, und verbindet, wie erhellt, sie in der Tat alle in sich. Der seiner selbst in seinem Dasein gewisse Geist hat zum Elemente des Daseins nichts anderes als dies Wissen von sich; das Aussprechen, dass, was er tut, er nach Ueberzeugung von der Pflicht tut, diese seine Sprache ist das Gelten seines Handelns. —Das Handeln ist das erste ansich_seiende Trennen der Einfachheit des Begriffs und die Rueckkehr aus dieser Trennung. Diese erste Bewegung schlaegt in die zweite um, indem das Element des Anerkennens sich als einfaches Wissen von der Pflicht gegen den Unterschied und die Entzweiung setzt, die im Handeln als solchem liegt, und auf diese Weise eine eiserne Wirklichkeit gegen das Handeln bildet. In der Verzeihung sahen wir aber, wie diese Haerte von sich selbst ablaesst, und sich entaeussert. Die Wirklichkeit hat also hier fuer das Selbstbewusstsein sowohl als unmittelbares Dasein keine andere Bedeutung, als das reine Wissen zu sein;—ebenso als bestimmtes Dasein, oder als Verhaeltnis, ist das sich Gegenueberstehende ein Wissen teils von diesem rein einzelnen Selbst, teils von dem Wissen als allgemeinem. Hierin ist zugleich dies gesetzt, dass das dritte Moment, die Allgemeinheit oder das Wesen jedem der beiden gegenueberstehenden nur als Wissen gilt; und den leeren noch uebrigen Gegensatz heben sie endlich ebenso auf, und sind das Wissen des Ich = Ich; dieses einzelne Selbst, das unmittelbar reines Wissen oder allgemeines ist.
Diese Versoehnung des Bewusstseins mit dem Selbstbewusstsein zeigt sich hiemit von der gedoppelten Seite zustande gebracht, das einemal im religioesen Geiste, das anderemal im Bewusstsein selbst als solchem. Sie unterscheiden sich beide so voneinander, dass jene diese Versoehnung in der Form des An-sich-seins, diese in der Form des Fuer-sich-seins ist. Wie sie betrachtet worden, fallen sie zunaechst auseinander; das Bewusstsein ist in der Ordnung, in der uns seine Gestalten vorkamen, teils zu den einzelnen Momenten derselben, teils zu ihrer Vereinigung laengst gekommen, ehe auch die Religion ihrem Gegenstande die Gestalt des wirklichen Selbstbewusstseins gab. Die Vereinigung beider Seiten ist noch nicht aufgezeigt; sie ist es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschliesst; denn in ihr kommt der Geist dazu, sich zu wissen nicht nur, wie er an sich oder nach seinem absoluten Inhalte, noch nur wie er fuer sich nach seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbstbewusstseins, sondern wie er an und fuer sich ist.
Diese Vereinigung aber ist an sich schon geschehen, zwar auch in der Religion, in der Rueckkehr der Vorstellung in das Selbstbewusstsein, aber nicht nach der eigentlichen Form, denn die religioese Seite ist die Seite des An-sich, welche der Bewegung des Selbstbewusstseins gegenuebersteht. Die Vereinigung gehoert daher dieser andern Seite an, die im Gegensatze die Seite der Reflexion in sich, also diejenige ist, die sich selbst und ihr Gegenteil, und nicht nur an sich oder auf eine allgemeine Weise, sondern fuer sich oder entwickelt und unterschieden enthaelt. Der Inhalt, so wie die andre Seite des selbstbewussten Geistes, insofern sie die andre Seite ist, ist in ihrer Vollstaendigkeit vorhanden und aufgezeigt worden; die Vereinigung, welche noch fehlt, ist die einfache Einheit des Begriffs. Dieser ist an der Seite des Selbstbewusstseins selbst auch schon vorhanden; aber wie er im Vorhergehenden vorgekommen, hat er, wie alle uebrigen Momente die Form, eine besondere Gestalt des Bewusstseins zu sein.—Er ist also derjenige Teil der Gestalt des seiner selbst gewissen Geistes, der in seinem Begriffe stehen bleibt, und die schoene Seele genannt wurde. Sie ist naemlich sein Wissen von sich selbst, in seiner reinen durchsichtigen Einheit,—das Selbstbewusstsein, das dieses reine Wissen von dem reinen In-sich-sein als den Geist weiss,—nicht nur die Anschauung des Goettlichen, sondern die Selbstanschauung desselben.—Indem dieser Begriff sich seiner Realisierung entgegengesetzt festhaelt, ist er die einseitige Gestalt, deren Verschwinden in leeren Dunst, aber auch ihre positive Entaeusserung und Fortbewegung wir sahen. Durch diese Realisierung hebt sich das Auf-sich-beharren dieses gegenstandslosen Selbstbewusstseins, die Bestimmtheit des Begriffs gegen seine Erfuellung auf; sein Selbstbewusstsein gewinnt die Form der Allgemeinheit, und was ihm bleibt, ist sein wahrhafter Begriff, oder der Begriff, der seine Realisierung gewonnen; es ist er in seiner Wahrheit, naemlich in der Einheit mit seiner Entaeusserung;—das Wissen von dem reinen Wissen, nicht als abstraktem Wesen, welches die Pflicht ist,—sondern von ihm als Wesen, das dieses Wissen, dieses reine Selbstbewusstsein, das also zugleich wahrhafter Gegenstand ist, denn er ist das fuersichseiende Selbst.
Seine Erfuellung gab sich dieser Begriff, einesteils im handelnden seiner selbst gewissen Geist, andernteils in der Religion: in der letztern gewann er den absoluten Inhalt als Inhalt oder in der Form der Vorstellung, des Andersseins fuer das Bewusstsein; hingegen in jener Gestalt ist die Form das Selbst selber, denn sie enthaelt den handelnden seiner selbst gewissen Geist, das Selbst fuehrt das Leben des absoluten Geistes durch. Diese Gestalt ist, wie wir sehen, jener einfache Begriff, der aber sein ewiges Wesen aufgibt, da ist, oder handelt. Das Entzweien oder Hervortreten hat er an der Reinheit des Begriffs, denn sie ist die absolute Abstraktion oder Negativitaet. Ebenso hat er das Element seiner Wirklichkeit oder des Seins in ihm, an dem reinen Wissen selbst, denn es ist die einfache Unmittelbarkeit, die ebenso Sein und Dasein als Wesen ist, jenes das negative Denken, dies das positive Denken selbst. Dies Dasein ist endlich ebensosehr das aus ihm—wie als Dasein so als Pflicht—In-sich-reflektiert-oder Boese-sein. Dies In-sich-gehen macht den Gegensatz des Begriffs aus, und ist damit das Auftreten des nichthandelnden, nichtwirklichen reinen Wissens des Wesens. Dies sein Auftreten in diesem Gegensatze aber ist die Teilnahme daran; das reine Wissen des Wesens hat sich an sich seiner Einfachheit entaeussert, denn es ist das Entzweien oder die Negativitaet, die der Begriff ist; sofern dies Entzweien das Fuer-sich-werden ist, ist es das Boese; sofern es das An-sich ist, ist es das Gutbleibende.—Was nun zuerst an sich geschieht, ist zugleich fuer das Bewusstsein und ebenso selbst gedoppelt, sowohl fuer es, als es sein Fuer-sich-sein oder sein eignes Tun ist. Dasselbe, was schon an sich gesetzt ist, wiederholt sich also itzt als Wissen des Bewusstseins von ihm, und bewusstes Tun. Jedes laesst fuer das andere von der Selbststaendigkeit der Bestimmtheit, in der es gegen es auftritt, ab. Dies Ablassen ist dasselbe Verzichttun auf die Einseitigkeit des Begriffs, das an sich den Anfang ausmachte, aber es ist nunmehr sein Verzichttun, so wie der Begriff, auf welchen es Verzicht tut, der seinige ist. —Jenes An-sich des Anfangs ist als Negativitaet in Wahrheit ebensosehr das vermittelte; so wie es in Wahrheit ist, setzt es sich also itzt, und das Negative ist als Bestimmtheit eines jeden fuer das andere und an sich das sich selbst aufhebende. Der eine der beiden Teile des Gegensatzes ist die Ungleichheit des In-sich-in-seiner-Einzelnheit-seins gegen die Allgemeinheit,—der andere die Ungleichheit seiner abstrakten Allgemeinheit gegen das Selbst; jenes stirbt seinem Fuer-sich-sein ab und entaeussert, bekennt sich; dieses entsagt der Haerte seiner abstrakten Allgemeinheit, und stirbt damit seinem unlebendigen Selbst und seiner unbewegten Allgemeinheit ab; so dass also jenes durch das Moment der Allgemeinheit, die Wesen ist, und dieses durch die Allgemeinheit, die Selbst ist, sich ergaenzt hat. Durch diese Bewegung des Handelns ist der Geist—der so erst Geist ist, dass er da ist, sein Dasein in den Gedanken und dadurch in die absolute Entgegensetzung erhebt, und aus dieser eben durch sie und in ihr selbst zurueckkehrt—als reine Allgemeinheit des Wissens, welches Selbstbewusstsein ist, als Selbstbewusstsein, das einfache Einheit des Wissens ist, hervorgetreten.
Was also in der Religion Inhalt oder Form des Vorstellens eines Andern war, dasselbe ist hier eignes Tun des Selbsts; der Begriff verbindet es, dass der Inhalt eignes Tun des Selbsts ist; —denn dieser Begriff ist, wie wir sehen, das Wissen des Tuns des Selbsts in sich als aller Wesenheit und alles Daseins, das Wissen von diesem Subjekte als der Substanz, und von der Substanz als diesem Wissen seines Tuns.—Was wir hier hinzugetan, ist allein teils die Versammlung der einzelnen Momente, deren jedes in seinem Prinzipe das Leben des ganzen Geistes darstellt, teils das Festhalten des Begriffes in der Form des Begriffes, dessen Inhalt sich in jenen Momenten, und der sich in der Form einer Gestalt des Bewusstseins schon selbst ergeben haette.
Diese letzte Gestalt des Geistes, der Geist, der seinem vollstaendigen und wahren Inhalte zugleich die Form des Selbsts gibt, und dadurch seinen Begriff ebenso realisiert, als er in dieser Realisierung in seinem Begriffe bleibt, ist das absolute Wissen; es ist der sich in Geistsgestalt wissende Geist oder das begreifende Wissen. Die Wahrheit ist nicht nur an sich vollkommen der Gewissheit gleich, sondern hat auch die Gestalt der Gewissheit seiner selbst, oder sie ist in ihrem Dasein, das heisst, fuer den wissenden Geist in der Form des Wissens seiner selbst. Die Wahrheit ist der Inhalt, der in der Religion seiner Gewissheit noch ungleich ist. Diese Gleichheit aber ist darin, dass der Inhalt die Gestalt des Selbsts erhalten. Dadurch ist dasjenige zum Elemente des Daseins oder zur Form der Gegenstaendlichkeit fuer das Bewusstsein geworden, was das Wesen selbst ist; naemlich der Begriff. Der Geist in diesem Elemente dem Bewusstsein erscheinend, oder was hier dasselbe ist, darin von ihm hervorgebracht, ist die Wissenschaft.
Die Natur, Momente und Bewegung dieses Wissens hat sich also so ergeben, dass es das reine Fuer-sich-sein des Selbstbewusstseins ist; es ist Ich, das dieses und kein anderes Ich und das ebenso unmittelbar vermittelt oder aufgehobenes allgemeines Ich ist.—Es hat einen Inhalt, den es von sich unterscheidet; denn es ist die reine Negativitaet oder das Sich-entzweien; es ist Bewusstsein. Dieser Inhalt ist in seinem Unterschiede selbst das Ich, denn er ist die Bewegung des Sich-selbst-aufhebens, oder dieselbe reine Negativitaet, die Ich ist. Ich ist in ihm als unterschiedenem in sich reflektiert; der Inhalt ist allein dadurch begriffen, dass Ich in seinem Anderssein bei sich selbst ist. Dieser Inhalt bestimmter angegeben, ist er nichts anders als die soeben ausgesprochene Bewegung selbst; denn er ist der Geist, der sich selbst und zwar fuer sich als Geist durchlaeuft, dadurch, dass er die Gestalt des Begriffes in seiner Gegenstaendlichkeit hat.
Was aber das Dasein dieses Begriffs betrifft, so erscheint in der Zeit und Wirklichkeit die Wissenschaft nicht eher, als bis der Geist zu diesem Bewusstsein ueber sich gekommen ist. Als der Geist, der weiss, was er ist, existiert er frueher nicht, und sonst nirgends als nach Vollendung der Arbeit, seine unvollkommene Gestaltung zu bezwingen, sich fuer sein Bewusstsein die Gestalt seines Wesens zu verschaffen, und auf diese Weise sein Selbstbewusstsein mit seinem Bewusstsein auszugleichen.—Der an und fuer sich seiende Geist in seinen Momenten unterschieden, ist fuersich_seiendes Wissen, das Begreifen ueberhaupt, das als solches die Substanz noch nicht erreicht hat oder nicht an sich selbst abolutes Wissen ist.
In der Wirklichkeit ist nun die wissende Substanz frueher da als die Form oder Begriffsgestalt derselben. Denn die Substanz ist das noch unentwickelte An-sich oder der Grund und Begriff in seiner noch unbewegten Einfachheit, also die Innerlichkeit oder das Selbst des Geistes, das noch nicht da ist. Was da ist, ist als das noch unentwickelte Einfache und Unmittelbare, oder der Gegenstand des vorstellenden Be_wusstseins ueberhaupt. Das Erkennen, weil es das geistige Bewusstsein ist, dem, was an sich ist, nur insofern ist, als es Sein fuer das Selbst und Sein des Selbstes oder Begriff ist, hat aus diesem Grunde zuerst nur einen armen Gegenstand, gegen welchen die Substanz und deren Bewusstsein reicher ist. Die Offenbarkeit, die sie in diesem hat, ist in der Tat Verborgenheit, denn sie ist das noch selbstlose Sein, und offenbar ist sich nur die Gewissheit seiner selbst. Zuerst gehoeren dem Selbst_bewusstsein daher von der Substanz nur die abstrakten Momente an; aber indem diese als die reinen Bewegungen sich selbst weitertreiben, bereichert es sich, bis es die ganze Substanz dem Bewusstsein entrissen, den ganzen Bau ihrer Wesenheiten in sich gesogen, und—indem dieses negative Verhalten zur Gegenstaendlichkeit ebensosehr positiv, Setzen ist—sie aus sich erzeugt und damit fuer das Bewusstsein zugleich wieder hergestellt hat. In dem Begriffe, der sich als Begriff weiss, treten hiemit die Momente frueher auf als das erfuellte Ganze, dessen Werden die Bewegung jener Momente ist. In dem Bewusstsein dagegen ist das Ganze, aber unbegriffne, frueher als die Momente.—Die Zeit ist der Begriff selbst, der da ist und als leere Anschauung sich dem Bewusstsein vorstellt; deswegen erscheint der Geist notwendig in der Zeit, und er erscheint so lange in der Zeit, als er nicht seinen reinen Begriff erfasst, das heisst, nicht die Zeit tilgt. Sie ist das aeussere angeschaute vom Selbst nicht erfasste reine Selbst, der nur angeschaute Begriff; indem dieser sich selbst erfasst, hebt er seine Zeitform auf, begreift das Anschauen, und ist begriffnes und begreifendes Anschauen.—Die Zeit erscheint daher als das Schicksal und die Notwendigkeit des Geistes, der nicht in sich vollendet ist,—die Notwendigkeit, den Anteil, den das Selbstbewusstsein an dem Bewusstsein hat, zu bereichern, die Unmittelbarkeit des An-sich—die Form, in der die Substanz im Bewusstsein ist—in Bewegung zu setzen oder umgekehrt das An-sich als das Innerliche genommen, das, was erst innerlich ist, zu realisieren und zu offenbaren, d.h. es der Gewissheit seiner selbst zu vindizieren.
Es muss aus diesem Grunde gesagt werden, dass nichts gewusst wird, was nicht in der Erfahrung ist, oder, wie dasselbe auch ausgedrueckt wird, was nicht als gefuehlte Wahrheit, als innerlich geoffenbartes Ewiges, als geglaubtes Heiliges, oder welche Ausdruecke sonst gebraucht werden, vorhanden ist. Denn die Erfahrung ist eben dies, dass der Inhalt—und er ist der Geist—an sich, Substanz und also Gegenstand des Bewusstseins ist. Diese Substanz aber, die der Geist ist, ist das Werden seiner zu dem, was er an sich ist; und erst als dies sich in sich reflektierende Werden ist er an sich in Wahrheit der Geist. Er ist an sich die Bewegung, die das Erkennen ist,—die Verwandlung jenes An-sichs in das Fuer-sich, der Substanz in das Subjekt, des Gegenstands des Bewusstseins in Gegenstand des Selbstbewusstseins, d.h. in ebensosehr aufgehobnen Gegenstand, oder in den Begriff. Sie ist der in sich zurueckgehende Kreis, der seinen Anfang voraussetzt und ihn nur im Ende erreicht. —Insofern der Geist also notwendig dieses Unterscheiden in sich ist, tritt sein Ganzes angeschaut seinem einfachen Selbstbewusstsein gegenueber, und da also jenes das unterschiedene ist, so ist es unterschieden in seinen angeschauten reinen Begriff, in die Zeit, und in den Inhalt oder in das An-sich; die Substanz hat, als Subjekt, die erst innere Notwendigkeit an ihr, sich an ihr selbst als das darzustellen, was sie an sich ist, als Geist. Die vollendete gegenstaendliche Darstellung ist erst zugleich die Reflexion derselben oder das Werden derselben zum Selbst.—Eh daher der Geist nicht an sich, nicht als Weltgeist sich vollendet, kann er nicht als selbstbewusster Geist seine Vollendung erreichen. Der Inhalt der Religion spricht darum frueher in der Zeit, als die Wissenschaft, es aus, was der Geist ist, aber diese ist allein sein wahres Wissen von ihm selbst.
Die Bewegung, die Form seines Wissens von sich hervorzutreiben, ist die Arbeit, die er als wirkliche Geschichte vollbringt. Die religioese Gemeine, insofern sie zuerst die Substanz des absoluten Geistes ist, ist das rohe Bewusstsein, das ein um so barbarischeres und haerteres Dasein hat, je tiefer sein innerer Geist ist, und sein dumpfes Selbst eine um so haertere Arbeit mit seinem Wesen, dem ihm fremden Inhalte seines Bewusstseins. Erst nachdem es die Hoffnung aufgegeben, auf eine aeusserliche, d.h. fremde Weise das Fremdsein aufzuheben, wendet es sich, weil die aufgehobne fremde Weise die Rueckkehr ins Selbstbewusstsein ist, an sich selbst, an seine eigne Welt und Gegenwart, entdeckt sie als sein Eigentum und hat somit den ersten Schritt getan, aus der Intellektualwelt herabzusteigen, oder vielmehr deren abstraktes Element mit dem wirklichen Selbst zu begeisten. Durch die Beobachtung einerseits findet es das Dasein als Gedanken und begreift dasselbe, und umgekehrt in seinem Denken das Dasein. Indem es so zunaechst die unmittelbare Einheit des Denkens und Seins, des abstrakten Wesens und des Selbsts, selbst abstrakt ausgesprochen und das erste Lichtwesen reiner, naemlich als Einheit der Ausdehnung und des Seins—denn Ausdehnung ist die dem reinen Denken gleichere Einfachheit, denn das Licht ist—und hiemit im Gedanken die Substanz des Aufgangs wieder erweckt hat, schaudert der Geist zugleich von dieser abstrakten Einheit, von dieser selbstlosen Substantialitaet zurueck, und behauptet die Individualitaet gegen sie. Erst aber nachdem er diese in der Bildung entaeussert, dadurch sie zum Dasein gemacht und in allem Dasein sie durchgesetzt,—zum Gedanken der Nuetzlichkeit gekommen, und in der absoluten Freiheit das Dasein als seinen Willen erfasst, kehrt er somit den Gedanken seiner innersten Tiefe heraus, und spricht das Wesen als Ich = Ich aus. Dies Ich = Ich ist aber die sich in sich selbst reflektierende Bewegung; denn indem diese Gleichheit als absolute Negativitaet der absolute Unterschied ist, so steht die Sichselbstgleichheit des Ich diesem reinen Unterschiede gegenueber, der als der reine und zugleich dem sich wissenden Selbst gegenstaendliche, als die Zeit auszusprechen ist, so dass wie vorhin das Wesen als Einheit des Denkens und der Ausdehnung ausgesprochen wurde, es als Einheit des Denkens und der Zeit zu fassen waere; aber der sich selbst ueberlassne Unterschied, die ruheund haltlose Zeit faellt vielmehr in sich selbst zusammen; sie ist die gegenstaendliche Ruhe der Ausdehnung, diese aber ist die reine Gleichheit mit sich selbst, das Ich.—Oder Ich ist nicht nur das Selbst, sondern es ist die Gleichheit des Selbsts mit sich; diese Gleichheit aber ist die vollkommne und unmittelbare Einheit mit sich selbst, oder dies Subjekt ist ebensosehr die Substanz. Die Substanz fuer sich allein waere das inhaltsleere Anschauen oder das Anschauen eines Inhalts, der als bestimmter nur Akzidentalitaet haette, und ohne Notwendigkeit waere; die Substanz gaelte nur insofern als das Absolute, als sie als die absolute Einheit gedacht oder angeschaut waere, und aller Inhalt muesste nach seiner Verschiedenheit ausser ihr in die Reflexion fallen, die ihr nicht angehoert, weil sie nicht Subjekt, nicht das ueber sich und sich in sich Reflektierende oder nicht als Geist begriffen waere. Wenn doch von einem Inhalte gesprochen werden sollte, so waere es teils nur, um ihn in den leeren Abgrund des Absoluten zu werfen, teils aber waere er aeusserlich aus der sinnlichen Wahrnehmung aufgerafft; das Wissen schiene zu Dingen, dem Unterschiede von ihm selbst, und dem Unterschiede mannigfaltiger Dinge gekommen zu sein, ohne dass man begriffe, wie und woher.
Der Geist aber hat sich uns gezeigt, weder nur das Zurueckziehen des Selbstbewusstseins in seine reine Innerlichkeit zu sein, noch die blosse Versenkung desselben in die Substanz und das Nichtsein seines Unterschiedes, sondern diese Bewegung des Selbsts, das sich seiner selbst entaeussert und sich in seine Substanz versenkt, und ebenso als Subjekt aus ihr in sich gegangen ist, und sie zum Gegenstande und Inhalte macht, als es diesen Unterschied der Gegenstaendlichkeit und des Inhalts aufhebt. Jene erste Reflexion aus der Unmittelbarkeit ist das sich Unterscheiden des Subjekts von seiner Substanz, oder der sich entzweiende Begriff, das In-sich-gehen und Werden des reinen Ich. Indem dieser Unterschied das reine Tun des Ich = Ich ist, ist der Begriff die Notwendigkeit und das Aufgehen des Daseins, das die Substanz zu seinem Wesen hat, und fuer sich besteht. Aber das Bestehen des Daseins fuer sich ist der in der Bestimmtheit gesetzte Begriff und dadurch ebenso seine Bewegung an ihm selbst, nieder in die einfache Substanz zu gehen, welche erst als diese Negativitaet und Bewegung Subjekt ist.—Weder hat Ich sich in der Form des Selbstbewusstseins gegen die Form der Substantialitaet und Gegenstaendlichkeit festzuhalten, als ob es Angst vor seiner Entaeusserung haette; die Kraft des Geistes ist vielmehr, in seiner Entaeusserung sich selbst gleich zu bleiben, und als das An- und Fuersich_seiende, das Fuer-sich-sein ebensosehr nur als Moment zu setzen wie das An-sich-sein,—noch ist es ein Drittes, das die Unterschiede in den Abgrund des Absoluten zurueckwirft und ihre Gleichheit in demselben ausspricht, sondern das Wissen besteht vielmehr in dieser scheinbaren Untaetigkeit, welche nur betrachtet, wie das Unterschiedne sich an ihm selbst bewegt und in seine Einheit zurueckkehrt.
In dem Wissen hat also der Geist die Bewegung seines Gestaltens beschlossen, insofern dasselbe mit dem unueberwundnen Unterschiede des Bewusstseins behaftet ist. Er hat das reine Element seines Daseins, den Begriff, gewonnen. Der Inhalt ist nach der Freiheit seines Seins das sich entaeussernde Selbst, oder die unmittelbare Einheit des Sich-selbst-wissens. Die reine Bewegung dieser Entaeusserung macht, sie am Inhalte betrachtet, die Notwendigkeit desselben aus. Der verschiedne Inhalt ist als bestimmter im Verhaeltnisse, nicht an sich, und seine Unruhe, sich selbst aufzuheben, oder die Negativitaet; also ist die Notwendigkeit oder Verschiedenheit, wie das freie Sein, ebenso das Selbst, und in dieser selbstischen Form, worin das Dasein unmittelbar Gedanke ist, ist der Inhalt Begriff. Indem also der Geist den Begriff gewonnen, entfaltet er das Dasein und Bewegung in diesem Aether seines Lebens, und ist Wissenschaft. Die Momente seiner Bewegung stellen sich in ihr nicht mehr als bestimmte Gestalten des Bewusstseins dar, sondern indem der Unterschied desselben in das Selbst zurueckgegangen, als bestimmte Begriffe, und als die organische in sich selbst gegruendete Bewegung derselben. Wenn in der Phaenomenologie des Geistes jedes Moment der Unterschied des Wissens und der Wahrheit und die Bewegung ist, in welcher er sich aufhebt, so enthaelt dagegen die Wissenschaft diesen Unterschied und dessen Aufheben nicht, sondern indem das Moment die Form des Begriffs hat, vereinigt es die gegenstaendliche Form der Wahrheit und des wissenden Selbsts in unmittelbarer Einheit. Das Moment tritt nicht als diese Bewegung auf, aus dem Bewusstsein oder der Vorstellung in das Selbstbewusstsein und umgekehrt herueber und hinueber zu gehen, sondern seine reine von seiner Erscheinung im Bewusstsein befreite Gestalt, der reine Begriff, und dessen Fortbewegung haengt allein an seiner reinen Bestimmtheit. Umgekehrt entspricht jedem abstrakten Momente der Wissenschaft eine Gestalt des erscheinenden Geistes ueberhaupt. Wie der daseiende Geist nicht reicher ist als sie, so ist er in seinem Inhalte auch nicht aermer. Die reinen Begriffe der Wissenschaft in dieser Form von Gestalten des Bewusstseins zu erkennen, macht die Seite ihrer Realitaet aus, nach welcher ihr Wesen, der Begriff, der in ihr in seiner einfachen Vermittlung als Denken gesetzt ist, die Momente dieser Vermittlung auseinanderschlaegt und nach dem innern Gegensatze sich darstellt.
Die Wissenschaft enthaelt in ihr selbst diese Notwendigkeit, der Form des reinen Begriffs sich zu entaeussern, und den Uebergang des Begriffes ins Bewusstsein. Denn der sich selbst wissende Geist, eben darum, dass er seinen Begriff erfasst, ist er die unmittelbare Gleichheit mit sich selbst, welche in ihrem Unterschiede die Gewissheit vom Unmittelbaren ist, oder das sinnliche Bewusstsein,—der Anfang, von dem wir ausgegangen; dieses Entlassen seiner aus der Form seines Selbsts ist die hoechste Freiheit und Sicherheit seines Wissens von sich.
Doch ist diese Entaeusserung noch unvollkommen; sie drueckt die Beziehung der Gewissheit seiner selbst auf den Gegenstand aus, der eben darin, dass er in der Beziehung ist, seine voellige Freiheit nicht gewonnen hat. Das Wissen kennt nicht nur sich, sondern auch das Negative seiner selbst, oder seine Grenze. Seine Grenze wissen heisst sich aufzuopfern wissen. Diese Aufopferung ist die Entaeusserung, in welcher der Geist sein Werden zum Geiste, in der Form des freien zufaelligen Geschehens darstellt, sein reines Selbst, als die Zeit ausser ihm, und ebenso sein Sein als Raum anschauend. Dieses sein letzteres Werden, die Natur, ist sein lebendiges unmittelbares Werden; sie, der entaeusserte Geist, ist in ihrem Dasein nichts als diese ewige Entaeusserung ihres Bestehens und die Bewegung, die das Subjekt herstellt.
Die andere Seite aber seines Werdens, die Geschichte, ist das wissende sich vermittelnde Werden—der an die Zeit entaeusserte Geist; aber diese Entaeusserung ist ebenso die Entaeusserung ihrer selbst; das Negative ist das Negative seiner selbst. Dies Werden stellt eine traege Bewegung und Aufeinanderfolge von Geistern dar, eine Galerie von Bildern, deren jedes, mit dem vollstaendigen Reichtume des Geistes ausgestattet, eben darum sich so traege bewegt, weil das Selbst diesen ganzen Reichtum seiner Substanz zu durchdringen und zu verdauen hat. Indem seine Vollendung darin besteht, das, was er ist, seine Substanz, vollkommen zu wissen, so ist dies Wissen sein In-sich-gehen, in welchem er sein Dasein verlaesst und seine Gestalt der Erinnerung uebergibt. In seinem In-sich-gehen ist er in der Nacht seines Selbstbewusstseins versunken, sein verschwundnes Dasein aber ist in ihr aufbewahrt, und dies aufgehobne Dasein—das vorige, aber aus dem Wissen neugeborne—ist das neue Dasein, eine neue Welt und Geistesgestalt. In ihr hat er ebenso unbefangen von vornen bei ihrer Unmittelbarkeit anzufangen und sich von ihr auf wieder grosszuziehen, als ob alles Vorhergehende fuer ihn verloren waere und er aus der Erfahrung der fruehern Geister nichts gelernt haette. Aber die Er-Innerung hat sie aufbewahrt und ist das Innre und die in der Tat hoehere Form der Substanz. Wenn also dieser Geist seine Bildung, von sich nur auszugehen scheinend, wieder von vornen anfaengt, so ist es zugleich auf einer hoehern Stufe, dass er anfaengt. Das Geisterreich, das auf diese Weise sich in dem Dasein gebildet, macht eine Aufeinanderfolge aus, worin einer den andern abloeste und jeder das Reich der Welt von dem vorhergehenden uebernahm. Ihr Ziel ist die Offenbarung der Tiefe, und diese ist der absolute Begriff, diese Offenbarung ist hiemit das Aufheben seiner Tiefe oder seine Ausdehnung, die Negativitaet dieses insichseienden Ich, welche seine Entaeusserung oder Substanz ist,—und seine Zeit, dass diese Entaeusserung sich an ihr selbst entaeussert und so in ihrer Ausdehnung ebenso in ihrer Tiefe, dem Selbst ist. Das Ziel, das absolute Wissen, oder der sich als Geist wissende Geist hat zu seinem Wege die Erinnerung der Geister, wie sie an ihnen selbst sind und die Organisation ihres Reiches vollbringen. Ihre Aufbewahrung nach der Seite ihres freien in der Form der Zufaelligkeit erscheinenden Daseins ist die Geschichte, nach der Seite ihrer begriffnen Organisation aber die Wissenschaft des erscheinenden Wissens; beide zusammen, die begriffne Geschichte, bilden die Erinnerung und die Schaedelstaette des absoluten Geistes, die Wirklichkeit, Wahrheit und Gewissheit seines Throns, ohne den er das leblose Einsame waere; nur—
aus dem Kelche dieses Geisterreiches
schaeumt ihm seine Unendlichkeit.