Hans Huckebein
Wilhelm Busch
This page copyright © 2002 Blackmask Online.
http://www.blackmask.com
Inhalt
Hans Huckebein, der Ungluecksrabe.
This etext was prepared by Michael Pullen, globaltraveler5565@yahoo.com.
Hans Huckebein, der Ungluecksrabe. Das Pusterohr. Das Bad am Samstag
Abend.
Hier sieht man Fritz, den muntern Knaben,
Nebst Huckebein, dem jungen Raben.
Und dieser Fritz, wie alle Knaben,
Will einen Raben gerne haben.
Schon rutscht er auf dem Ast daher,
Der Vogel, der misstraut ihm sehr.
Schlapp! macht der Fritz von seiner Kappe
Mit Listen eine VogelKlappe.
Beinahe haett' er ihn! Doch ach!
Der Ast zerbricht mit einem Krach.
In schwarzen Beeren sitzt der Fritze,
Der schwarze Vogel in der Muetze.
Der Knabe Fritz ist schwarz betupft;
Der Rabe ist in Angst und hupft.
Der schwarze Vogel ist gefangen,
Er bleibt im Unterfutter hangen.
"Jetzt hab' ich dich, Hans Huckebein!
Wie wird sich Tante Lotte freun!"
Die Tante kommt aus ihrer Tuer;
"Ei!" spricht sie, "welch ein gutes Tier!"
Kaum ist das Wort dem Mund entflohn,
Schnapp! hat er ihren Finger schon.
"Ach!" ruft sie, "er ist doch nicht gut!
Weil er mir was zuleide tut!!"
Hier lauert in des Topfes Hoehle
Hans Huckebein, die schwarze Seele.
Den Knochen, den er Spitz gestohlen,
Will dieser jetzt sich wieder holen.
So ziehn mit Knurren und Gekraechz
Der eine links, der andre rechts.
Schon denkt der Spitz, dass er gewinnt,
Da zwickt der Rabe ihn von hint'.
O weh! Er sprint auf Spitzens Nacken,
Am ihm die Haare auszuzwacken.
Der Spitz, der aergert sich bereits,
Und rupft den Raben seinerseits.
Derweil springt mit dem Schinkenbein
Der Kater in den Topf hinein.
Da sitzen sie und schaun und schaun.—
Dem Kater ist nicht sehr zu traun.
Der Kater hackt den Spitz, der schreit,
Der Rabe ist voll Freudigkeit.
Schnell fesst er, weil der Topf nicht ganz,
Mit schlauer List den Katerschwanz.
Es rollt der Topf. Es kruemmt voll Quale
Des Katers Schweif sich zur Spirale.
Und Spitz und Kater fliehn im Lauf.—
Der groesste Lump bleibt obenauf!!—
Nichts Schoenres gab's fuer Tante Lotte
Als schwarze Heidelbeerkompotte.
Dock Huckebein verschleudert nur
Die schoene Gabe der Natur.
Die Tante naht voll Zorn und Schrecken;
Hans Huckebein verlaesst das Becken.
Und schnell betritt er, angstbefluegelt,
Die Waesche, welche frisch gebuegelt.
O weh! Er kommt ins Tellerbord;
Die Teller rollen rasselnd fort.
Auch faellt der Korb, worin die Eier—
O jemine!—und send so teuer!
Patsch! faellt der Krug. Das gute Bier
Ergeisst sich in die Stiefel hier.
Und auf der Tante linken Fuss
Stuerzt sich des Eimer Wasserguss.
Sie haelt die Gabel in der Hand,
Und auch der Fritz kommt angerannt.
Perdums! da liegen sie.—Dem Fritze
Dringt durch das Ohr die Gabelspitze.
Dies wird des Raben Ends sein—
So denkt man wohl—doch leider nein!
Denn—schnupp!—Der Tante Nase fesst er;
Und nochmals triumphiert das Laster!
Jetzt aber naht sich das Maloer,
Denn dies Getraenke ist Likoer.
Es duftet fuess.—Hans Huckebein
Taucht seinen Schnabel froh hinein.
Und laesst mit stillvergnuegtem Sinnen
Den ersten Schluck hinunterrinnen.
Nicht uebel!—Und er taucht schon wieder
Den Schnabel in die Tiefe nieder.
Er hebt das Glas und schluerft den Rest,
Weil er nicht gern was uebrig laesst.
Ei, ei! Ihm wird so wunderlich,
So leicht und doch absunderlich.
Er kraechzt mit freudigem Getoen
Und muss auf einem Beine stehn.
Der Vogel, welcher sonsten fleucht,
Wird hier zu einem Tier, was kreucht.
Und Uebermut kommt zum Beschluss,
Der alles ruinieren muss.
Er zerrt voll roher Lust und Tuecke
Der Tante kuenstliches Gestricke.
Der Tisch ist glatt—der Boese taumelt—
Das Ende naht,—sieh da! er baumelt!
"Die Bosheit war sein Hauptplaesier,
Drum", spricht die Tante, "haengt er hier!"
Hier sitzt Herr Bartelmann im Frein
Und taucht sich eine Brezel ein.
Der Franz mit seinem Pusterohr
Schiesst Bartelmann ans linke Ohr.
Ei, Zapperment—so denkt sich der—
Das kam ja wohl von unten her!
Doch nein—denkt er—es kann nicht sein!
Und taucht die Brezel wieder ein.
Und—witsch—getroffen ist die Bretzen,
Herrn Bartelmann erfasst Entsetzen.
Und—witsch—jetzt trifft die Kugel gar
Das Aug', das sehr empfindlich war.
So dass dem braven Bartelmann
Die Traene aus dem Auge rann.
Ei, Zapperment—so denkt sich der—
Das kommt ja wohl von oben her!—
Aujau! er faellt—denn mit Geblase
Schiesst Franz den Pfeil ihm in die Nase.
Da denkt Herr Bartelmann: Aha!
Dies spitze Ding, das kenn' ich ja!
Und freudig kommt ihm der Gedanke:
Der Franz steht hinter dieser Planke!
Und—klapp! schlaegt er mit seinem Topf
Das Pufterohr tief in den Kopf!
Drum schiess mit deinem Pueftericht
Auf keine alten Leute nicht!
Hier sieht man Bruder Franz und Fritzen
Zu zweit in einer Wanne sitzen.
Die alte Lene geht;—und gleich
Da treibt man lauter dummes Zeug.
Denn Reinlichkeit ist fuer die zwei
Am Ende doch mur Spielerei.—
Jetzt will der Fritz beim Untertauchen
Nur seinen einen Finger brauchen.
Natuerlich laeuft ihm was in Ohr,
Dem Franz kommt dieses lustig vor.
Das aergert aber Bruder Fritzen,
Drum faengt er an den Franz zu spritzen.
Doch der mit seiner grossen Zehe
Tut Fritzen an der Nase wehe;
Dafuer taucht Fritz den Kopf ihm nieder,
Was so im Wasser sehr zuwider.
Franz aber zieht an Fritzens Bein;
Der zappelt sehr und kann nicht schrein.
In Mund und Auge, zornentbrannt,
Greift jetzt die rachbegier'ge Hand.
Die Wanne wird zu enge
Fuer dieses Kampfgedraenge.
Perdatsch!!—die alte, brave Lene
Kommt leider grad zu dieser Szene.
Sie spricht voll Wuerde und voll Schmerz:
"Die Reinlichkeit ist nicht zum Scherz!!"
Und die Moral von der Geschicht':
Bad zwei in einer Wanne nicht!